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Beilage zum Berliner Volksblatt.

Nr. 146.

Lokales.

g. Nachdem die Kanalisation der Inselstraße fertig­geftellt worden, hat man auch den schmalen Abflußkanal be feitigt, welcher zur Abführung der Gewässer aus den längs des zugeschütteten Grünen Grabens bis zur Spree liegenden Häusern in diesem Graben durch Bohlen errichtet war. Im Uebrigen wird hier die Buschüttung mit größerem Eifer be­trieben, als auf den anderen Strecken des Grünen Grabens. So ist der Theil des Grünen Grabens von seinem Ausfluffe an der Waisenbrüde bis zum Grundstücke der Loge zu den drei Weltkugeln nahezu dem Straßenniveau gleich.

g. Die Telephonverbindung Berlin - Potsdam­Magdeburg, deren Leitungsdrähte über Schöneberg gehen, wurde am Sonnabend von Schöneberg aus einer eingehenden Repifton dahin unterzogen, ob die Leitung gut funttionirt, d. h. der Sprecher an den Endpunkten gut zu verstehen ist. Es wurden Sprechapparate an die Leitung gesezt, worauf der Telegraphen- Inspektor Treutler nach vorheriger Anmeldung den Sprechverkehr aufnahm. Das Resultat war zufriedenstellend. N. Nach einer Bekanntmachung der Hauptverwaltung der Staatsschulden und Reichsschulden- Verwaltung werden die am 1. Oktober d. J. fälligen Zinsen der Preußischen Staats­schuldverschreibungen bei fämmtlichen Einlösungsstellen, also in Berlin bei der Staatsschulden- Tilgungstaffe- Taubenstr. 29 und bei der Reichsbant Hauptkasse, außerhalb Berlin aber bei den schon früher zur Einlösung benugten Raffen und den in der Bekanntmachung vom 16. Mai v. J. bezeichneten Reichs­bant- Anstalten vom 24. d. M. ab in den gewöhnlichen Geschäfts­ftunden gegen Ablieferung der Zinsscheine gezahlt. Die Bins­scheine sind, nach den einzelnen Schuldgattungen und Werth­abschnitten geordnet, den Einlösungsstellen mit einem Ver zeichniß vorzulegen, welches die Stückzahl und den Betrag für jeden Werthabschnitt angiebt, aufgerechnet ist und des Ein­liefernden Namen und Wohnung ersichtlich macht.

Etwas über Fundsachen. Was alles in den Droschten zurüdgelaffen wird, darüber fönnen die zuständigen Organe ein intereffantes Kapitel schreiben. Es erscheint aber mert­

würdig, daß 3. 8. in dem Büreau des Droschkenvereins An der Fischerbrüde 14) wieder eine ganze Partie Fundsachen ge Sammelt, welche in der Zeit vom 1. Ottober 1883 bis 1. Juni D. s. in Droschfen liegen geblieben und welche, in Folge der Nicht- Relognoszirung durch die Verlierer nach Erledigung noth­wendiger Formalien, demnächst an die Ablieferer( Finder) zum freien Eigenthum übergehen.- Neben 31 mehr oder minder guten Regenschirmen, haben einige Sonnenschirme fich vereint; ein Gesangbuch( mit Sammet Einband und Namen M. Elsaffer) leiſtet einem( auf der Fahrt nach dem Moabiter Gerichts- Gebäude von einem Themismanne liegen gebliebenen) Strafprozeßord­nungsbuch von A. Jalde, sowie einem Bande lyrischer Gedichte Das neue Leben" Gesellschaft; ein F. S. 15. 8. 80" getrenn­zeichneter goldener Damenting trauert mit einer goldenen Tuch­nadel um seine betrübte Befigerin; zu 2 Klavier- Piecen( Lohen­grin- Tannhäuser, in Heften) hat sich ein goldenes Bince- nez gefellt, und ein Opernglas im Futteral( worin der Name A. U. Jerfin- Christiania ) hat möglicherweise die Berliner Droschten führer im Auslande" in ihrer Ehrlichkeit herabgefeßt. Auch ein neuer Inhallations- Apparat bleibt noch zu refognosziren und werden Interessenten gut thun, fich mit dem Droschten vereins Bureau, Fischerbrüde 14, baldmöglichst in Verbindung zu setzen.

Auch ein Reiseabenteuer! Auf einem Dampfschiff batten fte ihn kennen gelernt, als sie von Swinemünde aus eine Bar­

Die Schwiegermutter

des Herrn Dufloft.

Von Eugene Chavette. ( Troß mehrfacher heftiger Attaquen seitens der Madame Dufloft hatte es Herr Duflost verstanden, den Einzug seiner Schwiegermutter in fein Haus fiegreich abzuwehren.- In Folge deffen gestaltete fich sein häusliches Leben zu einer un­unterbrochenen Kette von allerlei fleinen Verfolgungen; heute zum Beispiel, an dem Wäschetag des Hauses, hat man in feinem Arbeitszimmer Wäsche zum Trocknen aufgehängt. Weit entfernt, darüber zu flagen, wirft fich Herr Duflost, der sich an einem elenden Mittagsessen den Magen verdorben hat, mürrisch in einen Fauteuil am Ramin und brütet dumpf vor sich hin, ohne ein Wort zu sprechen.)

Madame Dufloft( durch sein Schweigen gereizt): Von der Zeit her, da mein böser Engel mich zu Deiner Frau gemacht, follte ich eigentlich an Deinen mürrischen unfreundlichen Cha rafter schon gewöhnt sein, und an Deine reizende manier, die Worte zu verschlucken, nachdem Du eine halbe Stunde lang baran herumgelaut haft; jeder andere Mann würde frant und frei von der Leber weg sprechen, wenn er sich über etwas zu beklagen hätte.

Herr Dufloft: Aber ich habe mich über nichts zu bes llagen. Sie: Möcht' auch wissen, worüber Du Dich beklagen fönnteft? Doch nicht etwa darüber, daß ich als ordentliche Hausfrau das Haus einer kleinen Reinigung unterziehen lasse? Er: Db! Einer fleinen Reinigung! Das ganze Haus ift unter Waſſer... man muß glauben, die Sündfluth sei über uns hereingebrochen.

eins

Dienstag, den 23. September 1884.

1. Jahrgang.

und zur haft gebracht worden. Gleichzeitig mit ihm wurde seine Konkubine, die unter fittenpolizeilicher Kontrole stehende Bei der unverehel. Schüß, wegen Hehlerei festgenommen. Durchsuchung ihrer gemeinschaftlichen Wohnung, Koblankstr. 5, fand man verschiedene gezeichnete Wäschstücke, offenbar aus Bodendiebstählen herrührend, die beschlagnahmt wurden. Einige derselben, welche naß waren, find von einer vor Kurzem be stohlenen Frau als ihr Eigenthum bereits refognoszirt worden. g. Auf der rechten Seite der Brückenstraße, zwischen der Waffergaffe und der Haltestelle der Dampfer an der Jannowigbrüde, wo noch im Frühjahr dieses Jahres keine Spur von Wohnhäusern zu erbliden war, verschönert jezt eine Reihe ſtattlicher Bauten jenen Stadttheil, welche zum Theil im Rohbau bereits vollendet find. Die Häuser, sämmtlich vier­stödig gebaut, haben Ballons und durchweg einen eleganten Baufiyl. Das Eckhaus an der Wassergaffe steht gegen die bisherige Flucht der Wassergaffe weit zurück, so daß mit der Fertigstellung dieser Bauten eine Verbreiterung der gedachten Straße zu erwarten ist.

tie nach Rügen unternahmen. Mit galanter Liebenswürdig| Polizeiaufficht stehenden Privatsekretärs Weißhuhn ermittelt teit hatte er die beiden Töchter des Profeffors während der ganzen Fahrt unterhalten, ja, als die jüngste einer Anwand­lung von Seekrankheit zu erliegen drohte, war er unabläffig bemüht gewesen, das drohende Geschick von der Wermsten ab­zuwenden, und glücklich war es ihm auch gelungen. Er hatte fich dem Profeffor als Regierungsbaumeister aus Berlin vorgestellt; wie herrlich traf es fich, daß er fast ganz in der felben Gegend wohnte, wie unser Herr Profeffor. Die Töchter ruhten nicht eher, als bis Papa in aller Form den ,, reizenden Gesellschafter" zum ersten Theeabend in dieser Saison einge­laden hatte, was derselbe, wenn auch zögernd, annahm. Wie schade, daß er sie nicht weiter auf der Reise begleiten konnte, da ihn dringende Geschäfte noch an demselben Tage weiterzu­da ihn dringende Geschäfte noch an demselben Tage weiterzu reisen zwangen. Aber in Aurelias, der jüngeren Herzen, war bereits eine innige Buneigung zu dem interessanten Reisege­fährten erwacht; wie sollte sie ihm diese Neigung auf möglichst zarte Weise zu erkennen geben? Endlich hatte fte es gefun­ben. Sie hatte in ihrem Befis ein kleines Täschchen, auf deffen Vorderseite ein pfeilschleudernder Amor gemalt war, wäh­rend innen selbst ihre wohlgelungene Photographie prangte. Wie wär' es, wenn fte dieses zarte Angebinde dem Scheiden ben verehren würde; müßte er nicht den leisen Wink ihres liebenden Herzens verstehen? Aber fie wagte es nicht, ihm dieses holde Pfand in die Hand zu drücken; leise und un­bemerkt ließ fie es in die Falten seines Sonnenschirmes gleiten - dort mußte er es finden! Die Abschiedsstunde nahte heran. Ein Händedrud, Tücherschwenken, ein paar zerdrückte Thränen und dahin eilte der geliebte Jüngling, während der Herr Pro­feffor mit seinen Töchtern ein nahegelegenes Hotel aufsuchte. Der Herr Regierungsbaumeister bildete von nun an das täg liche Gespräch der beiden Schönen. Jede glaubte fich von demselben besonders bevorzugt, und mit sehnsüchtiger Freude erwartete man den ersten Sonntag im September, für welchen derselbe seinen Besuch zugesagt hatte. Endlich nahte der ver­heißungsvolle Tag. Die fünfte Stunde schlug, die Glocke wurde gezogen das mußte er sein. Nun konnten sich die beiden Schönen nicht länger halten, in eiligem Laufe stürzten fie zur Thür, um den lieben Freund" selbst zu empfangen. Aber was war das? Ein kleiner neunjähriger Knabe stand an der Thür. Bapa kann heut leider nicht kommen," so lautete sein Auftrag, er ist etwas ertältet, aber hier schickt er das kleine Täschchen, was eins von den gnädigen Fräuleins wohl verloren haben muß Tableau! Aurelie war am heutigen Theeabend vollständig unpäßlich, aber auch die ältere nahm fich fest vor, fich nie wieder mit einem Herrn einzulaffen, der so dicke Handschuhe trägt, daß man den Trauring darunter nicht erkennen fann. So erzählt das D. T." Man sieht, daß sich auch wohlerzogene junge Damen recht leicht­finnig verlieben und daß das nicht bloß die Töchter des Voltes thun.

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N. Drei Feuermeldungen brachten unserer Feuerwehr im Laufe des gestrigen Tages Arbeit. Zwei Brände in der Mühlenstraße 70 und vor dem Schlesischen Thor konnten nach fleiner Mühe durch eine kleine Handdrucksprige überwältigt werden. Bur Löschung des dritten Feuers in der Schlesischen­werden. Zur Löschung des dritten Feuers in der Schlefischen ftraße waren größere Kräfte nöthig und mußte eine große Hand­brudsprize in Attion treten. In allen drei Fällen ist der angerichtete Schaden gering.

a. Kaltgeftellte Spezialisten". Einer der Diebe, welche den Diebstahl der auf Trodenböden ausgehängten Wäsche als Spezialität betreiben, ist am Sonnabend von der Kriminal­polizei in der Person des bereits mehrfach bestraften und unter

Er: Ich finde, daß diese drei Francs die Unannehmlich­

teiten nicht aufwiegen, die sie bereiten.

Sie: Du hast es wirklich nicht nöthig, die Francs so weg­werfend zu behandeln, Du, der Du nicht das Herz hast, Deiner Frau ein- oder das anderemal 10 Francs über ihr Budget hinaus zu geben! Nun, ich wünsche es Dir von Herzen, daß Du nicht einmal auf drei Francs angewiesen bist. Ja, mein bester Herr Dufloft, ich habe Ihnen drei Francs pro Tag er­spart... macht in sechszehn Jahren ein Kapital von 18,000 Francs... das giebt eine Jahresrente von 900 Francs just fünfmal soviel, als die Benfion meiner armen Mutter tosten würde, falls fie mit uns hauste, denn der Himmel weiß, wie wenig die gute Seele ist. Mein armer Vater nannte fie immer sein Vögelchen" und lange Zeit glaubte er, daß fie Heute des Nachts aufstünde, um ans Buffet zu gehen

hat noch dazu das Alter ihren Lerchenappetit vermindert.

Er: Ah, meiner Treu! Es scheint mir hundertmal beffer, die würdige Frau da zu lassen, wo fie fich befindet, als ste hierher zu nehmen, um sie mit den famosen Diners der Wasch­wie zum Beispiel heute... faltes fage frank zu machen Aufgeschnittenes und Bohnensalat!

Sie: Das Mädchen und ich können nicht gleichzeitig am Waschtrog und am herd stehen. Glaubst Du vielleicht, die Wäscherinnen hätten Zeit, warm zu effen und sich mit Brat­bühnern zu füttern?

Er: Ich bin aber doch keine Wäscherin!

Sie( ihren Gedanken festhaltend): Ja... wäre Mama hier, so würde dies anders sein; während ich das Waschen be­auffichtige, fann fie jene töfilichen fleinen Schüffeln für uns

zubereiten, welche..

Er: Nein, nein, es wäre sträflich, die alte Frau so zu be­mühen. Ich habe ein anderes Projekt für die Waschtage. Sie( pig): Und das wäre?

Sie: Du solltest Dich schämen, so leichtfertig über die Sündfluth zu sprechen! Aber natürlich... Dir ist alles Du scheerst Dich den blauen Teufel um Sauberkeit. Statt einer ordnungsliebenden Frau hättest Du lieber eine Rolette heirathen follen... Dann wäre Dir der Wäschetag erspart geblieben. nehmen. alle drei Monate würde man einfach die

Kinder mit Sand gescheuert haben, und Alles wäre in Ordnung

gewesen

Er

Sie:

Er: Ich werde an den Waschtagen im Klub speisen, und da das zehn Tage lang dauert, will ich gleich ein Abonnement

Sie: Ein... ein Abonnement!!!

Er( harmlos): Ja,' s ist billiger. Ich will auch Erspar­niffe machen.

Sie( nach einer Pause): Nein, Duflost, das wirst Du

Er: Ganz bestimmt will ich's thun.

( sanft): Liebes Kind, Du übertreibft. Weshalb bellagst Du Dich also? Etwa, weil die Wäsche zu oft im Hause gewaschen wird? Nun, dem ist leicht nicht thun. abzuhelfen. Gieb mir Geld, damit ich noch einmal so viel Wäsche kaufen kann, als wir besigen, und wir werden nur einmal im Monat, statt alle vierzehn Tage waschen.

Er

( bescheiden): Aber jeder dieser vierzehn Tage dauert zehn Tage.

ben?

Sie: Habe ich hundert Arme, um rascher fertig zu wer­Freilich, Alles würde weit schneller gehen, wenn

Arbeit.

ich meine Mutter als Hilfe zur Seite häite. Diese Frau hat Herz, Luft und Liebe zum Schaffen, fie verschlingt förmlich die Gr: Meiner Meinung nach, giebt es ein weit einfacheres, praktischeres und billigeres Mittel... das ist außer dem Dause waschen laffen.

Sie: Nein, Du wirst nicht Dein eigener Henker sein Dufloft. Die gewürzten Speisen, sowie die Aufregungen des Klubs würden Dich tödten, und nach dem, was mir der Arzt vor längerer Seit gesagt hat

Er( erftaunt): Der Arzt?

Sie: Ja. Siehst Du... Du hustest schon wieder. Er: Das glaub' ich gerne. Man muß ja Schnupfen bes Tommen in diefem feuchten, mit Seifendampf und trodnender Wäsche erfüllten Hause.... In meinem Arbeitszimmer hängen naffe Leintücher und Kindersocken!

Sie( sanft): Liebes Kind, Du glaubst, es sei von heute? D nein, mein armer Freund, das geht schon lange so fort in der Nacht während Du schläfft Du hast natürlich feine Ahnung davon, hustest Du fürchterlich... und... wenn

in Deinem Klub, in welchem Du Dich bis Mitternacht herum Sie( nervös): Praktischer! Billiger! Lernst Du vielleicht treibst, wie man Ersparnisse macht? Billiger! Wenn Du nicht ich bedenke, daß der Doktor. Alles, was ich thue, mit Geringschäßung betrachten würdest, so müßtest Du längst wiffen, daß ich Dir während der sechszehn Jahre unserer Ehe drei Franes pro Tag erspart habe.

Er: Aber was hat denn der Doktor fagen fönnen? Sie: Nun... Siebft Du, liebes Männchen, Du mußt Dich schonen, gewiß schon um meinetmillen, das bist Du

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,, Die Schrednisse des Eismeers" find neben anderen Sehenswürdigkeiten" auf dem Terrain des Wollmarktes gegen­wärtig gegen ein Eintrittsgeld in den daselbst befindlichen Schaubuden in Augenschein zu nehmen. Unter den Personen, welche gestern Abend gegen 9 Uhr, durch die gewaltige An­sprache des betreffenden Budenbefizers angelockt, die Schreck niffe des Eismeers" sehen wollten, befanden sich auch zwei junge Leute. Ihre Erwartungen waren aber so wenig be friedigt worden, daß fie Alles für Schwindel" erklärten und unwillig ihr gezahltes Eintrittsgeld zurückverlangten. Natürlich weigerte fich der Budenbefizer, und es entstand ein großer Standal, der nur durch die energische Intervention von Polizei beamten beigelegt wurde.

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g. Die bekannten weißen Fäden, welche den Spät sommer anzeigen, durchziehen bereits die Luft bezw. die Straßen und seßen sich an Laternen, Fuhrwerken, Bäumen 2c. feft, zum Aerger alter Damen, welche mit Hinweis auf diese Erscheinung nicht selten geneckt werden. Eine alte Dame, eine Gnädige, ging im September, von ihrem Diener gefolgt, ins Freie. Da fieht fie auf einmal die gedachten weißen Fäden in der Luft schweben. Johann", fragt fte den Diener ,,, was find das für Fäden?"" Das bedeutet Euer Gnaden Sommer", antwortet mit verschmigtem Lächeln der Gefragte.

Na nu!" Profeffor Reuleaux erzäht in seinem soeben erschienenen Buche Quer durch Indien " folgende ergögliche Geschichte. Er hatte fich für die Dauer seiner indischen Reise einen Eingeborenen Namens Dscheddy_zum Begleiter und Dol metscher engagirt. In Allahabad angekommen, hatte der Eisen­bahnzug eine halbe Stunde Aufenthalt. Dscheddy hatte um Urlaub gebeten, sich sein Nachtmahl bereiten zu können. Für die reifenden Indier find dazu Vorkehrungen getroffen, und auch Dscheddy kochte sich seinen Fisch und Reis stets selbst. Als er nun, wohlgesättigt, wieder in den Wagen steigen wollte, wurde er plöglich von einem Landsmann angeredet, und Pro­feffor Reuleaur hörte zu seinem größten Erstaunen, daß Dscheddy mit vollständig heimathlicher Betonung Manu" fagte. Wie kam dies Wort tief in Indien auf den Bahny in Allahabad in den Mund ines Eingeborenen? Nanu?" rief Profeffor Reuleaux unwillkürlich, Dscheddy, Ihr sprecht ja das schönste Deutsch." Zweifeld und verwundert sah jener seinen Herrn an, er verstand ihn offenbar nicht. Wie wäre es Dscheddy, wenn Ihr mittämet nach Berlin ?" Ach nein, Sahib", war die Antwort ,,, nicht aus Indien fort." Warum

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mir schuldig denn was sollte aus mir Nermsten werden, wenn Dir etwas zustieße? Dh!... Ich wage gar nicht, baran zu denken.. Du bist leider nicht start. Er: Sei so gut! Ich hebe 80 Pfund mit gestrecktem Arm vom Boden auf.

Sie: Das glaubst Du nur.

Er( erstaunt): Wieso?... Ich glaube es nur? Sie: Du bildest Dir ein, es sei Kraft; indeß ist es nichts als Nervosität.

Er( erschreckt): Was hat Dir der Arzt gesagt?

Sie: Nichts; es war auch gar nicht nothwendig. Ich errieth Alles, als er mir sagte: Dufloft bedarf eines regel­mäßigen, ruhigen Lebenswandels. Wachen Sie über ihn, warten Sie ihn, und wenn dies Zwei thun, um so beffer. Da dachte ich denn, wenn meine gute Mutter bei uns wäre, so.

Er: Dein Doktor ist ein Esel; ich habe mich noch nie so wohl befunden als jezt und bedarf nicht der geringsten Pflege.

( Da Madame Dufloft fleht, daß fie mit der Angst nichts ausrichtet, entschließt sie sich einen anderen Weg einzu schlagen.)

Sie: Ja, ja, man fühlt sich stark und gesund, und plöz­lich. namentlich wenn man eine stürmische Jugend hinter fich hat( schmeichelnd), denn ich glaube nicht fehl zu gehen, wenn ich annehme, daß Du zu Deiner Zeit ein regelrechtes mauvais sujet gewesen bist.

Er( mit einem selbstgefälligen Lächeln): Aber nein, nein, was Dir nicht einfällt! Gar teine Spur!

Sie: Oh! Ich verlange teine Beichte von Dir, Du Sün der... Du schuldest mir Rechenschaft nur von dem Tage unserer Verheirathung an; aber meine Mutter erzählte mir oftmals, welch' verfluchter Bursche Du als Zwanzigjähriger gewesen... schön, start, braun, mit prachtvollem Haar, ein strammes Bein... hübsche Hände

Er( dreht den Schnurrbart): Und eine Taille, die man mit den Händen hätte umspannen können!

Sie: Wie Dir die Weiber nachgelaufen sein müssen! Geh, Du Bösewicht, meine Mutter hat mir Geschichten von Dir erzählt Geschichten!!!...

Er: Schau, schau! Und ich dachte, fte habe eine so streng moralische Anschauung!

Sie: Meine Mutter? Ah! Wie man sich täuschen kann! Sie war's, die mir einprägte: Aus leichtsinnigen jungen Leuten werden die besten Ehemänner, nimm diesen da; sein Herz ist nicht verdorben... er ist die Ehrenhaftigkeit in Person... der Einzige unter den Bewerbern um Deine Hand, der Dich wahrhaft glücklich machen wiro.

Er: Also fie war es, die mir den Vorzug gab? Uebrigens war ich deffen würdig.

Sie: Sie ist aber auch gehörig stolz auf Dich, das weißt Du ja ohnehin.

Er: Ich weiß gar nichts.

Sie: Du mußt es ja bemerkt haben, wie sehr sie sich zu fammennimmt, wenn sie an Deinem Arm einhergeht.

Er seufzt.

Sie: Und wie fte Dich lobt! Wie entzückt sie von Dir ist! Wenn Du ihr einziger leiblicher Sohn wärest, tönnte fie nicht stolzer auf Dich sein!( Auf die Bequemlichkeit fpefu lirend): Und welchen ausgeglichenen, weichen, sanften Charakte