Beilage zum Berliner Volksblatt.
Nr. 156.
Die totale Mondfinsterniß am
4. Oktober.
Die heute Sonnabend von 9 Uhr 9 Minuten Abends bis 12 Uhr 42 Minuten Berliner Zeit bevorstehende und in ganz Europa , Afrika , Aften und dem östlichen Theile von Amerita fichtbare Mondfinsterniß nimmt nicht nur das allgemeine Intereffe in Anspruch, wie gewöhnlich bei solchen Erscheinungen, sondern die dazu diesmal auf der Sternwarte zu Bulfowa bei St. Petersburg ausgeführten Berechnungen des Astronomen Herrn W. Döllen haben noch den besonderen wissenschaftlichen Swed, eine genauere Bestimmung des Monddurchmessers bei diefer Gelegenheit zu veranlassen. Nicht etwa soll in dieser Abficht die Vergleichung der verschiedenen Beobachtungen des Anfangs und Endes der Finsterniß dienen; denn die Erfahrung hat längst gezeigt, daß solche Momente bei einer Mondfinsterniß niemals mit großer Genauigkeit beobachtet werden fönnen, weil der geometrische Schatten der Erde wegen der Strahlenbrechung des Sonnenlichtes in unserer Atmosphäre feine so scharfe Begrenzung gestattet, wie sie ein luftloser Erdförper hervorbringen würde. Es handelt sich vielmehr darum, während der lokalen Finsterniß die vorkommenden Sternbe beckungen zu beobachten, nämlich die genauen Beitmonate anzugeben, wann die auf dem Wege des Mondes liegenden Sterne von demselben bedeckt werden, also die Beiten des Verschwindens und Wiedererscheinens dieser Sterne am Mond
Solche Beobachtungsmomente treten immer plößlich ein und zeigen eben hierdurch, wie auch ganz besonders durch die Dauer des Verweilens der Sterne hinter dem Monde, in Uebereinstimmung mit dem genähert bekannten Durchmesser und der Bewegung des Mondes, daß derselbe keine Atmosphäre wie unsere Erde hat; denn sonst würde ein Stern bei der scheinbaren Berührung mit dem Monde erst allmählich schwächer werden und nach dem Vorübergange zuerst schwach, dann stärker wieder hervortreten. Ebenso würde die Mondatmosphäre auch ein späteres Verschwinden und ein früheres Hervortreten des Sterns zur Folge haben, wie es die in der Mondatmosphäre gebrochenen Lichtstrahlen erfordern müßten. Wenn gleich wohl eine Art Atmosphäre auf dem Monde vor handen sein sollte, so tönnte fte nur so dünn sein, daß fie feine wahrnehmbare Lichtbrechung bei solchen Beobachtungen zu äußern vermöchte. Der besondere Werth aber der Beobachtung dieser Sternbedeckungen gerade während der Finsterniß besteht nun darin, daß beide Momente, sowohl die Eintritte wie die Austritte der Sterne an dem dunklen Mondrande beobachtet werden, also jede Stötung und Ungenauigkeit, welche durch die Beobachtung der Sterne am hellen Mondrande entstehen kann, hier vermieden wird. Wären diese Sterne auch hell genug, um sie am erleuchteten Mondrande deutlich sehen zu können, so würde doch die Frage nach dem etwaigen Einfluß der Mondbeleuchtung selbst das gesuchte Resultat nicht so rein hervortreten lassen, wie es bei der Abwesenheit des Mondlichtes während der Finsterniß der Fall ist. In Beziehung auf die Anzahl der Sterne bis zur 10. Größe hinab, welche von dem Monde bedeckt werden, er giebt sich nun für die bevorstehende Finsterniß ein äußerst günstiger Verlauf, indem nicht weniger als 116 Sterne im robre zu beobachten find. Eine möglichst große Bahl von ver schieden gelegenen Sternen ist für den beabsichtigten Zweck auch Deswegen wünschenswerth, weil bei den Unebenheiten des Mondrades der resultirende durchschnittliche Betrag für die fchiede ergeben würde, die bei isolirten Messungen wohl hervortreten fönnen. Selbst die Frage nach der Abplattung des Mondes, von welcher man nur weiß, daß fie gering ist, ließe fich den man noch immer nicht bis auf die Sekunde ficher tennt, in Rechnung ziehen, wenn recht zahlreiche Beobachtungen, durch die Witterung begünstigt, gelingen werden. Für die Voreiner früheren Mondfinsterniß, und wenn diese selbst in ihrem ganzen Verlaufe auch an jedem Erdorte gleichzeitig und in
Aus dem Bagno entsprungen. Auf dem Bagno zum Boulogne donnerte die Alarmlanone. Es war dieses das Zeichen, daß einer der in dem Staatsgefängniß untergebrachten Verbrecher die Flucht ergriffen hatte, und zugleich die Aufforderung an die Organe der öffentlichen
genen zu thun und die an die Einwohnerschaft, erstere nach Sträften hierbei zu unterſtügen.
Sonnabend, den 4. Oktober 1884.
gleicher Weise erscheint, da der Mond in den wirklichen Schatten der Erde tritt, wobei teine Verschiebung infolge der verschiedenen Standpunkte der Beobachter stattfinden kann, so handelt es fich diesmal noch um die Beobachtung von Sternverfinsterungen. Dabei treten aber sehr bedeutende Unterschiede hervor, je nach der Lage des Beobachtungsortes. Ein Stern z. B., in Madras beobachtet, wird eine ganz andere Stellung zum Monde haben, als derfelbe Stern bei der Beobachtung in St. Petersburg , in Berlin wieder sehr verschieden von der Beobachtung am Kap der guten Hoffnung u. 1. w. So giebt es im vorliegenden Falle überhaupt keinen Stern, der
an
allen Beobachtungsorten zur Bedeutung gelangt. Nur zufällig tönnen dabei auch besondere Ausgleichungen hervortreten, wie z. B. für Lissabon und Bulkowa, wo die scheinbare Mondbahn nahe dieselbe ist, nur etwa 70 Minuten der Beit nach vorgerückt, und für Derter auf einerlei Breite wird Aehnliches regelmäßiger stattfinden. Es find aber für fast alle Sternwarten, wo der Mond während der Finsterniß über dem Horizonte ist, die Zeiten des Anfangs und Endes dieser Sternbedeckungen nebst ihrem Orte am Mondrande schon vorausbe rechnet, um bequem auf die Beobachtungen vorzubereiten. Dbgleich die amerikanischen Sternwarten ausfallen, wo der Mond um die Zeit der Finsterniß noch nicht aufgegangen ist, so find es doch 60 Sternwarten, welche über das ganze, der Beooachtung günstige Gebiet hin, von St. Petersburg und Christia nia bis zum Rap der guten Hoffnung und von Lissabon bis Taschkent und Madras, vorbereitet liegen. In der That eine große Arbeit, der ein entsprechender Erfolg sehr zu wünschen ist.
Die oben angegebenen Zeiten des Anfangs und Endes der Finsterniß beziehen sich auf die erste und legte Berührung des Mondes mit dem Kernschatten der Erde. Von dem Halbschatten ist immer wenig zu bemerken, außer daß er allmählich in den Kernschatten übergeht nnd dazu beiträgt, legteren wieder scharf begrenzt erscheinen zu lassen. Der völlige Eintritt der ganzen Mondscheibe in den Kernschatten bis zum ersten Hervortreten aus demselben wird nach Berliner Zeit so stattfinden:
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Anfang der totalen Finsterniß 10 Uhr 9 Min. Ende 11 42 Der Grund, warum der Mond doch nicht ganz unsichtbar wird während seines Verweilens im Schatten der Erde, ist einer schwachen Beleuchtung des Mondes durch unsere Atmosphäre zuzuschreiben. Infolge deffen wird nämlich die dunkle Erde, vom Monde aus gesehen, mit einem hellen Rande umgeben erscheinen. Uebrigens ist der Grad der Sichtbarkeit des Mondes während eiuer totalen Mondfinsterniß nicht immer gleich gefunden worden, sondern man hat den Mond in Abstufungen der Helligkeit gesehen bei verschiedenen Finsternissen vom dunkeln Roth des glühenden Eisens bis zum völligen Verschwinden, und die Ursache davon wird wohl in dem verschiedenen Zustande unserer Atmosphäre bei mehr oder weniger schiedenen Zustande unserer Atmosphäre bei mehr oder weniger allgemein starker Bewölkung liegen, wie sie gerade am be treffenden Erdrande stattfinden mag, Diesmal wird der gedachte Rand der Erde, wo der Schatten beginnt, auf einem Großkreise der Erde liegen, welcher dnrch Oftasten von der Nordpolargegend her durch die Südsee und weiter von der Gegend des Südvols durch Südamerika bis zur nördlichen Bolargegend zurück verläuft. Der Ort, wo die Mitte der
Finsterniß im Benith stattfindet, liegt nahe mitten in Afrika und die entgegengesette Erdhälfte mit der größten Wasserfläche ( Poft.) der Erde ist dann also der Sonne zugewandt.
Lokales.
Für politische Statspieler. Die legte Nummer des ,, Kladderadats ch" bringt ein recht sonderbares Parteibild. Bis jest nahm man an, daß, soweit ein Wigblatt überhaupt Bartei ergreift, der Kladderadatsch" der deutsch - freifinnigen Bartei zuneige; diese Annahme hat das Blatt gründlich zerstört. Auf oben angedeutetem Parteibilde läßt der Kladderadatsch" nämlich die Partei- Matadore ihre Kouleuren zum ernſten Spiel herbeirufen. gierig, was im Stat( Wahlurne) liegt. Der konservative
,, Gereizt ist schon!" Jeder ist neu
einer sechsjährigen Buchthausstrafe verurtheilt worden, von der er bereits ein Jahr abgebüßt hatte. Bei der allgemeinen Panit und Verwirrung war es ihm nicht schwer geworden, zu gabe geworden, den Sarg, welcher die Teiche eines der im Gefängniß Berstorbenen enthielt, vor die Thür zu tragen, wo der Todtenwagen des neuen Opfers harrte. Diese Gelegenheit hatte er benust, und das Dunkel der Nacht war ihm dabei recht zu Hülfe gekommen. Freilich währte es nicht lange, so mertte man seine Abwesenheit und meldete fte der Stadt durch die Kanone.
Im haftigem Schritte war der Entsprungene mehrere Straßen burchellt, bog dann in eine enge nur malt om bete Laternen erleuchtete Straße ein und gelangte dann in Da war es einen vom Bagno entfernt gelegenen Stadttheil. thm, als hörte er in ziemlicher Entfernung laute Rufe und Schritte hinter fich, und von Angst getrieben, bog er fegt um eine Straßenede und rannte in das erfte, beste Haus, deffen wieder zu, schob den Riegel von innen vor und fühlte nun geräuschloß in dem dunklen Hausflur umber. Nach einiger Zeit
Wäre dies zu einer anderen Zeiten vorgekommen, so wäre felbstverständlich eine fieberhafte Thätigkeit von der Polizei mannschaft entfaltet worden. Damals aber, als dieses geschah, für die Wiedererlangung des Flüchtigen einzuseßen. Eine une heimliche Atmospäre lagerte über der Stadt und ihren Be wohnern; Trauer und Schreden peinigte die Geimüther und fich selbst der Nächste schien. Seit vierzehn Tagen wüthete hatte dieselben bereits soweit eingeschüchtert, daß Jeder nur nämlich die Cholera in der Stadt, und die Zahl der Opfer, Thür er offen fand, hinein. Vorsichtig drückte er die Thür wenige Straßen gab, die fte noch nicht durchschritten und theilweise entoöltert hatte. Um ihrem furienhaften Weiter hatte er ein Treppengeländer entdeckt, stieg leise die Treppe Todesfälle vorgekommen, polizeilich geschloffen und mit angekommen, taſtete er weiter und fam jezt zu einer Thüre, die fchwarzen Tafeln versehen worden, auf denen mit weißer gleichfalls unverschloffen war. Ein widerlicher Geruch strömte Schrift zur Warnung Cholerahaus" stand. Diese Häuser ihm beim Deffnen derselben entgegen waren von dem öffentlichen Verkehr abgeschnitten und durften nur von Aerzten und Krankenpflegern betreten werden. Nahrungsmittel und Medikamente erhielten die Bewohner nicht zu denken. Derselben in Körben gereicht, die von den Fenstern aus
empor und lauschte abermals. Nirgends regte fich etwas. Dben
mehr: er war in eines der noch nicht polizeilich gesperrten Cholerabäufer gerathen. An ein Burüdgehen war indeffen
Auf den Fußspißen weiter gehend, trat er in das Bimmer. Ein matter Schein, der von der vor dem Hause brennenden
der hinaufgezogen wurden. Ueberall in den Straßen begegnete Laterne herrührte, lag in dem unheimlichen Gemache, und aus
abholten und nach den vor der Stadt gelegenen Friedhöfen brachten, wo fie in Massengräbern beigesezt wurden.
in ein heiferes Röcheln überging. Hier war wenigstens ein Mensch. Leise ging er jegt auf das Nebenzimmer zu, lauschte
1. Jahrgang.
Matador ist Treffbube( Eicheljunge), Windthorst ist Biquebube( Grünjunge), der nationalliberale Matador ist Roerbube( Rothjade) und Eugen Richter ist- Kareaubube( Schellenjunge), der natürlich von allen anderen Jungen übertrumpft wird. Arme deutsch - freifinnige Bartei, selbst der Kladderadatsch" stellt dich hinten and Ende. Er setzt selbst die National Liberalen höher, als dich! Die Kladderadatsch- Ratte verläßt das finkende Schiff.
Der Staatssekretär Dr. Stephan hat, nach eingehender diesbezüglicher Prüfung, eine neue Methode zur Entleeerung der Postbriefkasten, welche es den betreffenden Beamten that sächlich unmöglich macht, den Inhalt derselben in irgend einer Weise zu berühren, definitiv angenommen. Im Postmuseum befinden sich bereits eine Anzahl derartiger Erfindungen, welche jedoch wegen dieses oder jenen Mangels schließlich verworfen werden mußten, bis endlich ein Erfinder in Offenbach das schwierige Problem glücklich gelöst zu haben scheint, ohne daß an der bisherigen Einrichtung der Postbriefkästen anders als gerinfügige Aenderungen nöthig sein würden. Der Postsack wird ganz gefchloffen, in zwei Schienen bis an die Rückwand des Kastens geschoben, und kann erst dann, dort angelangt mit einem langen Schlüffel geöffnet werden; es erfolgt dann zu gleich, durch automatische Thätigkeit, die vollständige Deffnung und Entleerung des Kastens. Das Wiedervorziehen des Poste sackes schließt denselben, und auch der Postsack muß in dem Augenblicke der Wiederabnahme aus den Schienen geschlossen werden, da ihn sonst der Postbote überhaupt nicht entfernen fann. Eine Veruntreuung seines Inhaltes, sowie eine Nach lässigkeit in der Entleerung des Kastens ist dadurch unmöglich gemacht.
Ein Apparat von außerordentlicher Wichtigkeit für den Eisenbahnbetrieb war für Fachleute in diesen Tagen im Bentralbahnhofe Friedrichstraße aufgestellt. Er soll nämlich Busammenstöße auf Eisenbahnen unmöglich machen. Wenn die Darstellung, welche eine hiesige Korrespondenz von diesem Apparat giebt, eine zutreffende ist, so wäre derselbe in der That als ein fleines Wunder zu bezeichnen. Der Ingenieur, Herr Mayerhofer, hat hiernach an ihm seit 1862 gearbeitet und ihn schließlich unter Mitwirkung des Herrn Karl Diener zur denkbarsten Vollkommenheit in der Funktionirung ausge bildet. Der am Apparat fungirende Beamte übersteht in jedem Augenblick im Bilde die von ihm zu kontrolirende Bahnstrecke mit sämmtlichen auf ihr furftrenden Zügen, beispielsweise von Berlin bis Hannover oder bis Hamburg . In jedem Augenblicke weiß er genau, wo jeder der kursirenden Züge sich be findet. Ist einer in gefährlicher Nähe des andern, so tann er sofort dem bedrohten Zuge ein Signal geben. Der Apparat besteht aus einer Tafel von mattem Glase, auf welchen die Geleise durch horizontale Linien, die Stationen durch vertikale Reihen und Nummern angegeben find. Auf den Horizontalen Bewegung geschieht von den forrespondirenden Bügen ſelbſt bewegen fich fleine Pfeile, welche die Züge darstellen. Ihre durch elektrische Kraft. Und diese wieder erzeugen die Lokomotiven selbst durch Kontakt metallener Bürsten mit Bintstreifen, welche längs den Schienen liegen. Der Bug zeichnet so das Bild seiner Bewegung fortlaufend auf die Glastafel. Der Eindruck, wenn sich vier Büge gleichzeitig in dieser Weise von Meter zu Meter martiren, ist ein wahrhaft frappanter, und man kann sich zu dieser genialen Erfindung Glück wünschen. Unglücksfälle durch Busammenstoß find fortan unmöglich.
Stenographischer Unterricht. In der zweiten Dftober woche werden vom Stenographenverein Gabelsberger" drei öffentliche Unterrichtskurse in der Gabelsberger'schen Steno graphie eröffnet und zwar 1. in der Dr. Wieprecht'schen Schule, Markgrafenstraße Nr. 105, Montag und Donnerstag, Abends 8 Uhr, Beginn Donnerstag den 9. Oktober; 2. in dem Köllnischen Gymnaftum, Inselstraße 2-5, Klassenzimmer Untertertia B, Dienstag und Freitag Abends 8 einhalb Uhr, Beginn Freitag, 10. Oftober; 3. in der Dr. Döbbelin'schen höheren Knabenschule, Schönebergerstraße Nr. 4, Mittwoch und Sonnabend Abends 8 Uhr, Beginn Sonnabend 11. Oktober. An meldungen nehmen die betreffenden Schuldiener entgegen oder
sale überlassen. Hier galt es nicht lange zu berathen, was unter solchen Umständen zu thun sei. Besson besah die Medizinflasche, ergriff den Löffel und flößte der Kranken nach Vorschrift von dem Heiltrante ein, dann ging er daran, sich in dem Hause weiter umzusehen. Aug' in Auge mit der tödtlichen Gefahr und die Verfolger hinter sich, war er etwas fühner geworden. Er schritt leise auftretend von Zimmer zu Bimmer, von Stod zu Stod. Nirgends war ein Mensch zu finden. In einem Bimmer der Wohnung neben demjenigen, in welchem die Kranke sich befand, stand ein großer Kleiderschrank. öffnete denselben, und elegante Herrenkleider saben ihm entgegen. Der Mann des Hauses, der, nach der Länge der Kleider zu urtheilen, seine Statur gehabt haben mußte, war ohne Zweifel nicht mehr unter den Lebenden, denn wo hätte er sonst im Hinblick auf die unglückliche Kranke weilen fönnen?
Er
Bisson befann sich rasch. Er entledigte sich seines Sträf lingsanzuges nnd vertauschte ihn mit den eleganten Kleidern, die er vor sich sah; dann trat er an einen Dfen, öffnete defen Thüre, schob die mit der Gefängnißnummer gezeichneten Klei dungsstücke hinein und zündete dieselben an.
Dies Alles war in einer Eile geschehen, die sich in seiner seltsamen Lage nur begreifen ließ. Jest trat er wieder an das Bett. Die Krante athmete, wie auch vorher in der beängstigen den Weise weiter. Eine Aenderung schien in ihrem Zustande nicht eingetreten zu sein. Er ließ sich jest in der Nähe des Bettes auf einen Stuhl nieder und überlegte, was er nun beginnen solle. Wagte er es, hinaus auf die Straße zu treten, so war es nur zu leicht möglich, daß er trop der gewechselten Kleider er Kannt, festgenommen und in den Bagno wieder zurückgeführt wurde. Blieb er, so lag es sehr nahe, daß auch ihn die heimtückische Krankheit erfaßte und dann den Reihen
fellte, die früher in den Räumen gelebt hatten, en Derer zuges
er zum Entschluß: Beffer ich vertraue mich der Cholera an, als den Menschen, die jest Jagd auf mich machen." Und er blieb.
man den Alarmschüssen, die in die Stille der Nacht hinaus Jezt fühlte er auf dem Tische umber, erfaßte glücklicherweise den Zimmern herrschte, schritt er jeßt nach den Fenstern, öffnete Unter solchen Umständen war es nur zu begreiflich, daß wieder und trat ein. Sein Kommen war nicht bemerkt worden.
ein fleines Feuerzeug und machte Licht. Sein erster Blick fiel dieselben, ließ frische Luft einströmen und schaute hinab auf die Straße. Nirgends war ein menschliches Wesen zu sehen
ja hier auf seine eigene Sicherheit zu denken und lebte in Angst nach der Ecke, von woher fich das beängstigende Athmen ver
und Bestürzung dahin. Was lag in einer solchen Zeit daran, nehmen ließ. Dort stand ein Bett und ein Waschtisch, auf oder zu hören; still, anschauernd still lag Alles da, und die
war, ob einer entfloh oder nicht? Ja, man hätte es vielleicht
befanden. Rasch entzündete er die Kerze und leuchtete nach
noch für begreiflich gehalten, daß die dort Eingeferten sämmt dem Bett. In demselben lag ein weibliches Wesen mit allen
lich die Flucht ergriffen, denn auch im Gefängniß hatte der Zob bereits eine reiche Ernte gehalten, und wer nur eben vor
ihm fliehen fonnte, flob.
Beichen der fürchterlichen Krankheit behaftet. Jedenfalls waren hier schon mehrere Personen gestorben und zulegt auch die noch Die Diener hier liegende von der Cholera befallen worden.
bieg Jean Befon und war wegen Unterschlagung einer be beutenden Summe bei einer der ersten öffentlichen Banken zu
Der Entsprungene war ein junger Mann von 28 Jahren, schaft war vielleicht denselben Weg gegangen, oder geflohen,
als fie gesehen, welch graufige Opfer der Tod rasch nach ein ander forderte und hatte die Unglückliche einfach ihrem Schick
hinein. Jetzt schloß er die Fenster wieder und trat an eas Bett der Unglücklichen zurüd. Sie schlief immer noch, oder war eben bewußtlos. Da das Zimmer durch das Einströmen der frischen Nachluft sich etwas ausgefühlt hatte, suchte er nach der Küche, holte Holz herbei und zündete im Ofen Feuer an. Mittlerweile war die Zeit wieder herbeigekommen, wo die Kranke nach Vorschrift Medizin erhalten mußte, und wieder flößte er dieselbe ein. Sie schlug bierbei einmal das Auge