nennt uns Reaktionäre, die wir bestrebt seien, mittel­iche Zustände, die Prügelstrafe c. wieder einzuführen.

Sehr richtig. Lärm) Nun ich bedaure, wenn in unserem utschen Vaterlande noch ein Mensch existirt, der an ein ches Märchen glaubt. Wenn Ihnen Jemand dies vorzu­ben sucht, dann antworten Sie immer: Lieber Freund, wir ben im 19. Jahrhundert."( Beifall und stürmisches Geläch­Det Redner fritifirte hierauf unter ziemlicher Unruhe der erfammlung das Verhalten der deutsch - freißnnigen Partei im Leichstage, die fich in vollstem Sinne als eine Cartel der und Negation bewiesen habe an den Brundlagen unseres christlich- monarchischen Staates rütteln polle. Im Weiteren kritisirte Redner den vor Kurzem ge­aften Beschluß der Berliner Zentrumspartei und bemerkte, daß er voll und ganz zur konservativen Partei stehe und sich die Bezeichnung der Zentrumspartei : ,, ein sogenannter Konser­pativer" einfach verbitte. Er fuhr alsdann fort: Ich komme mun zur Sozialdemokratie.( Rufe: Aha! Beifall und Lärm.) M.., ich halte die Arbeiter nicht sämmtlich für Sozialdemo Iraten.( Rufe: D doch!) Das Flugblatt der Arbeiter enthält leine fozialdemokratischen Forderungen. Die Arbeiter sollten es boch ebenso machen wie die Handwerker. Lettere stellen thre Forderungen auf, fragen die verschiedenen politischen Bartelen, wie fte fich zu diesen Forderungen stellen und halten fich zu derjenigen Partei, die ihnen die meisten Bugeständnisse macht. Nun werden mir die Arbeiter vielleicht sagen: Wir baben dies bereits gethan und die beste Auskunft von den Sozialdemokraten bekommen.( Rufe: Sehr richtig!) Ja, m.., eine Partei wie die sozialdemokratische, deren Vertreter Im Reichstage offen erklären, daß fie die gewaltsame Revolu tion wollen, fann den Arbeitern aber nicht helfen.( Rufe: bie Konservativen thun dies schon lange nicht! Lärm.) Die Arbeiter mögen es fich noch einmal überlegen, ob fie gut thun, einem Sozialdemokraten ihre Stimme zu geben.( Rufe: Wir haben es uns schon überlegt! Große Unruhe.) Meine Herren, Angenommen, die Zahl der sozialdemokratischen Abgeordneten würde im nächsten Reichstage eine doppelte sein, also 26 be­tragen, so erwägen Sie, daß zur Annahme eines Gefeßes 199 Stimmen erforderlich find. Von einer Verbesserung ihrer Lage bürfte also in den nächsten drei Jahren keine Rede sein. Nun werben Sie mir vielleicht einwenden: Wenn wir diesmal noch nicht die Majorität erlangen, dann dürften wir dieselbe später einmal haben.( Rufe: Sehr richtig!) Ja, wissen Sie denn, ob Sie in den nächsten 3 Jahren noch leben?( Belächter.) Nun wünschen Sie doch jedenfalls eine möglichst baldige Auf­befferung Ihrer sozialen Lage.( Rufe: Sehr richtig!) Wenn Sie aber einen Sozialdemokraten wählen, dann haben Sie sich an eine falsche Adresse gewandt.( Bei­fall und Gelächter.) Meine Herren! In der Aller­höchsten Botschaft hat sich Sr. Majestät der Kaiser ausge fprochen, daß es sein sehnlichster Wunsch sei, beffere soziale Ver­hältniffe herbeizuführen. Die kaiserliche Regierung und die fonservative Partei steht auf dem Boden der kaiserlichen Bot­schaft und find ernstlich gewillt, soziale Reformen zu schaffen. Es ist bereits ein bedeutender Anfang in dieser Richtung ge­macht worden; den nächsten Reichstag wird ein Alterversor gungs- und Invaliditäts- Gesez beschäftigen. Selbst wenn die Sozialdemokratie, was niemals geschehen wird, die Majorität im Reichstage erhält, dann kann diese allein keine Geseze machen, denn dazu ist die Zustimmung des Bundesraths er­forderlich. Sie haben nun in diesem Wahlkreise zu wählen wischen Träger, Singer und von Köller. Träger ist der Mann, der gegen alle Gefeße Geseze gestimmt hat, die zur Sebung der Sorge des Arbeiters eingebracht waren. Singer ist Mitglied der fozialdemokratischen Partei, bie einmal im Reichstage nicht die Majorität erhalten hat und nie erhalten wird, und die die Arbeiter anderer seits über Trümmern und Leichen zu einer angeblich befferen Gesellschaftsordnung führen will. Ich stehe Die eine bem Boden der kaiserlichen Botschaft, auf baldige Befferung der sozialen Mißstände verheißt und auch bie Blacht hat, eine gesunde Sozial Reform durchzuführen. Wollen Sie also, daß die Lage der Arbeiter möglichst bald eine beffere werden solle, dann tragen Sie dazu bei, daß die fonservative Partei die Majorität im Reichstage erhält.( Beis fall und Lärm. Rafe: Fauler Mumpis!) Die Forderungen ber Handwerker, mit Ausnahme des Punktes bezüglich des Sauftihandels, unterstüge ich. Ich will nunmehr schließen ( Bravo der Sozialdemokraten) und von den Arbeitern Abschied nehmen, indem ich denselben zurufe: Der Schluß Ihres Wahl­flugblattes muß lauten: Wer eine Hebung der Lage des Ar beiter ftandes will, der wähle den Arbeiter Kandidaten Ernst v. Rölle:".( Stürmischer, lang anhaltender Beifall und wieder­

ich immer noch beifügen: Mrs. Bassett, die Blätter haben mir nur die Hälfte erzählt."

Mrs. Baffett erinnerte fich der schmeichelhaften Anspie lungen, die in der letzten Sunday Times" in Bezug auf fie in der Ladies Column" gemacht worden waren, und lächelte wohlgefällig.

In diesem Momente überreichte ihr der Handlungsdiener Das Packet, welches das Farbenfästchen für Frant enthielt. Mrs. Baffett fühlte sich stark versucht, irgend eine Anspielung auf Roffiter's Gattin und seine Kinder zu machen die Worte waren fast auf ihren Lippen; aber ein Blick auf das Geficht Rossiter's schreckte sie davon ab, fie verneigte sich und verließ den Verkaufsladen.

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Als sie auf dem Trottoir dahin schritt, erwachte ihr Muth

wieber.

Der Schurke!" sagte sie zu fich selbst. Ich wollte, ich hätte gethan, als fenne ich ihn nicht. Ich ärgere mich, daß ich denken muß, ich habe es nicht gewagt, ihm meine Meinung 3u fagen!"

Als sie ihren Bestimmungsort erreichte, erzählte fie natür Rich Frau Rossiter die ganze Busammenkunft. Diese hörte ste fchweigend an.

Beurtheilen Sie ihn nur nach seinen Schöpfungen," fagte fie rubig; ,, ich bin das einzige menschliche Wesen, das ein Recht hat, ihn als Gatte und Vater zu beurtheilen. Und ich flage nicht."

Das herrliche, gute, treue Frauenherz! Sie hob jede totiz, die von Rossiter sprach, wie einen kostbaren Schatz uf, verwahrte die Beitungsausschnitte in ihrem Arbeits­förbchen, und las fie von Zeit zu Zeit immer wieder. Sie batte fich schon etwas Geld beiseite gelegt, um davon den Eintritt für sich und ihre Kinder in die Kunstgallerie zu be­zablen; auch hatte sie für jedes von ihnen ein Festkleid zurecht gerichtet. Nicht, daß fie beabsichtigte, am ersten Tage zu geben; nein, wenn der Andrang reicher Kunstfreunde vorüber fein würde, wollte fie ihre Kinder mit sich dahin nehmen, da­mit fie das berühmte Wert ihres Vaters sähen. Jeßt waren Beide von ihnen alt genug, um etwas von ihren Umständen zu verstehen; Mamie war ein großes Mädchen von zwölf, Frank ein Junge von zehn Jahren, und sie konnten fich sehr gut der Zeit erinnern, als ihr Vater fortgegangen war.

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M

bolte Hochrufe auf v. Köller, in die sich stürmische Hochrufe auf| Singer mischten.)- Unter großer Unruhe der Versammlung tritiftite hierauf Stuckateur Brettschneider die Gewerbe­freiheit, die den Handwerker und Arbeiter ruinirt habe. aber Er sei für Getreidezölle, die Arbeiter müßten alsdann von den direkten Steuern entlastet werden. ( Stürmischer Beifall.) Wenn die Lage des Arbeiters eine beffere werden solle, dann brauchen wir weder die Fortschritts partei, noch die Sozialdemokratie( Stürmisches Dho! Beifall und Lärm) sondern unsere Aufgabe ist es den Arbeiter- Kandi­daten( Rufe: Singer zu wählen), Brettschneider: Nein, von Köller zu wählen. Ein Arbeiter Kielblock begann feine Rede mit einem Bibelspruch und erzählte unter großer Unruhe der Versammlung, daß er bei Juden gearbeitet und diese ihn be­trogen haben. Man habe ihn alsdann zu einem jüdischen Rechtsanwalt gesandt, dessen Hilfe habe er aber verschmäht, denn so fuhr der Redner unter furchtbarem Tumult der Versammlung fort: Mit Juden will ich nichts zu thun haben, denn diese haben schon unseren Heiland gekreuzigt.( Stürmischer Beifall und Lärm). Sattlermeister Berg: Jch gehöre weder zur konservativen, noch zur deutsch - freifinnigen Partei und will Herrn von Köller bemerken, daß unsere Partei bisher unauf­hörlich gewachsen ist und noch fortwährend größer wird. Nur der Umstand, daß wir eine kompatte Maffe bilden, hat die zu einer fozial reformatori gefeßgebenden Faktoren fchen Gesezgebung gedrängt.( Stürmischer Beifall und Wider­spruch.) Die Sozialdemokraten haben gegen das Unfall- Ver­ficherungsgesetz gestimmt, weil in demselben die am Meisten gefährdeten Bauarbeiter nicht mit aufgenommen waren.( Rufe: Das ist nicht wahr! Beifall und großer Tumult.) 1870 hat das ganze Volt an der Vertheidigung des Vaterlandes Theil genommen und dafür haben die hohen Generäle große Dota­tionen bekommen.( Stürmischer Beifall und heftiger Tumult.) Die Anträge auf Einseßung von Fabrik- Inspektoren find aus der Mitte der Sozialdemokratie gekommen.( Stürmischer Beifall und heftiger Lärm.) Landrath v. Köller: Ich muß die Herren doch bitten, die Diskussion doch wenigstens so zu halten, daß wir nicht dem Gefeße verfallen.( Rufe: Nanu, Ihnen passirt doch nischt! Beifall und Lärm.) Wenn der Vorredner von einer lompakten Maffe sprach, so erinnere ich ihn, daß die 13 Sozialdemokraten im legten Reichstage sämmtlich in der Stichwahl gewählt wurden und daß sich mithin bei diesen Wahlen auch viele Angehörige anderer Parteien betheiligt haben. Ich bestreite, daß irgend eine Sozial- Reform von den Sozialdemokraten ausgegangen ist. Die Aufnahme der Bauhandwerker in das Unfallversicherungsgesetz ist bereits in vollem Gange.( Stürmischer Beifall.)-Ein Arbeiter Bu de bemerkte unter unaufhörlich wachsendem Tumult, daß es durch die Sozialdemokraten und Fortschrittler auch nicht besser gewor den sei, man möge es deshalb einmal mit den Konser vativen Endlich wurde versuchen. unter heftigem Widerspruch der Sozialdemokraten der Schluß der De­batte befchloffen. Vors. Dr. Evelt: Ich danke Ihnen. ( Rufe: Wir danken auch.) Wählen Sie nun wen Sie wollen. ( Rufe: Das werden wir auch thun.) Es erhob sich nun ein derartig großer Tumult, daß die weiteren Worte des blieben. Vorfizenden unverständlich Unter Hochrufen

Nachdem Mrs. Baffett davon gesprochen hatte, daß fie mit ihm zusammengetroffen, lag Frau Roffiter die ganze Nacht wach, erfüllt von dem Gedanken, in einer und der felben Stadt mit ihm zu sein; fte wunderte sich, wo er wäre, und halb hoffte, halb fürchtete sie ein Busammen­treffen mit ihm. Sonntags geleitete fie, wie gewöhnlich, die Kinder in die Kirche und in die Sonntagsschule, aber Ihre Gedanken wanderten beständig umher und träumten von dem Manne, den sie liebte. Abends dankte sie in ihrem Gebete Gott für den Erfolg ihres Gatten, und nachdem sie wachend lange an ihn gedacht, war er wieder der Gegenstand ihrer Träume. ( Fortsetzung folgt.)

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auf von Köller und Singer leerte sich der Saal.

große Gefahr lief, zog Kapitän Hopchild das Verbleiben auf demselben doch dem ümbertreiben auf offener See in einem fleinen Boote vor. In aller Eile wurden auch die übrige Mannschaft und so viel Lebensmittel als möglich herüberge schafft, und am folgenden Tage ging die Bark Frederica Scali" unter. Kapitän Hoppchild und seine Leute widmeten den beiden Kranten jede denkbare Aufmerksamkeit, und diese erholten sich auch bald. Sie erzählten, fie seien von Bathurst, an der Westküste Afrikas , nach New York unterwegs. Bei ihrer Abreise befanden sich außer dem Kapitän zwei Steuers leute und 5 Matrosen an Bord. Bald nach der Abfahrt wurden mehrere der Mannschaft vom Fieber ergriffen, und die Gesunden mußten doppelten Dienst leisten. Dann starben der Kapitän und die beiden Steuermanner, und da von den Uebrigen feiner die Leitung des Schiffes verstand, ließ man legteres, dem Spiel der Wellen preisgegeben, ziellos treiben. Kapitän Hoppchild und seine Leute brachten den F.J. Merry man" schließlich am 7. ds. wohlbehalten nach New York .

Alligatoren- Kolonien. Bei der lebhaften Nachfrage nach Krokodil- und Alligatorenhäuten, welche seit Jahren so vielseitig in der Lurus- Industrie verarbeitet werden, war die Jagd auf diese Thiere eine so eifrig betriebene, daß in manchen Gebieten, namentlich am Mississippi , das gepanzerte Wild für den Lederhandel bedenklich rar zu werden begann. Doch der Amerikaner ist praktisch; er gründete Buchtanstalten, das heißt, es wurden gewiffe Flußgebiete abgegrenzt, so daß die Alligatoren nicht entweichen fonnten. Die ganze Bucht wird nun förmlich gehegt und rationell ausgebeutet; nur die größten Thiere wer den getödtet und abgehäutet, mit ihrem Fleische die Nachkommen schaft reichlich genährt. Welchen Umfang diese Thier produktion" angenommen, beweist die Thatsache, daß eine folche Buchtanstalt in diesem Jahre einem Gerber in St. Louis 5000 Alligatorenhäute abgeliefert hat.

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Eine fischfressende Pflanze. Bisher hatten nur die fo genannten infettenfressenden Pflanzen" das Renommee, daß fie lebende Thiere niederer Ordnungen zu fangen und zu ver dauen vermögen. Daß aber einzelne dieser Gewächse nod weitergehen und sich sogar daran wagen, die hochstehende Klaffe der Wirbelthiere zum Gegenstande ihrer Gourmandise zu wählen, ist eine neue Entdeckung, die wir Herrn G. E. Simms in Orford verdanken. Er behauptete, daß die Blase einer weit verbreiteten Wafferpflanze, der Ultricularia vulgaris im Stande ist, jung ausgebrütete Fische zu fangen und zu tödten. In einem Gefäße mit frischen jungen Fischen wurde durch ein Exemplar dieser Utricularia binnen sechs Stunden mehr als ein Dugend Fische gefangen und getödtet. Die meisten waren am Ropfe gepadt, und in diesem Falle war derselbe gewöhnlich so weit als möglich in die Blase hineingedrungen, bis das Maul deren Hinterwand berührte; die beiden dunkelschwarzen Fischaugen sah man sehr deutlich durch die Wandung der Blase hindurch. Selten sah man ein Eremplar nur an der Spiße der Schnauze erfaßt. Einige waren auch am Schwanze gepackt worden, nur drei oder vier steckten sogar mit Kopf und Schwanz in zwei benachbarten Blasenfallen.

Ein Jubiläum des- Fingerhutes. Am 19. Oktober d. J. feierte der Fingerhut sein zweihundertjähriges Jubiläum. An diesem Tage des Jahres 1684 sandte der Goldschmied Nicolaas Van Benschoten zu Amsterdnm das erste, von ihm

Stil ausgenußt.

erfundene und verfertigte Exemplar als Geburtstagsgeschent an Madame Van Reuffelaar. Das Geschenk war von einem Schreiben begleitet, in welchem der Goldschmied Madame Van R. ersuchte, diese neue Bekleidung zum Schuße ihrer fleißigen Finger als Beweis seiner Huld anzunehmen." Bwölf Jahre später wurde die Erfindung von einem gewissen Johann Lotting in England eingeführt und hier zuerst in größerem Damals wurden die Fingerhüte noch aus schließlich auf dem Daumen getragen und meistens von Gold, Silber und Eisen gefertigt, während man jest mehr Stahl, Elfenbein und Knochen dazu verwendet. In China macht man Izeichnet sich der Fingerhut der Königin von Siam, in Form einer Lotusblume angefertigt aus. Dieser Fingerhut ift von Gold und Diamanten derartig besetzt, daß der Name der Fürstin und das Datum ihrer Verheirathung durch dieselben

Eine am Donnerstag Abend im Drensfe'schen Saale ( Brunnenstraße 34) stattgehabte Versammlung von Wählern der Arbeiterpartei des 6. Berliner Reichstagswahlkreises hatte, anläßlich der sehr bald erfolgten polizeilichen Auflösung, eine derartige stürmische Szene im Gefolge, daß der beaufsichtigende Polizeioffizier fich schließlich genöthigt sah, seinen Säbel zu ziehen. Der Andrang zu dieser Versammlung war ein derartig immenser, daß, obwohl alle Tische und Stühle entfernt waren, die Erschienenen wie eingepfercht standen und hunderte von Bersonen feinen Einlaß mehr fanden. Als der Einberufer der Versammlung vor Eröffnung derselben die Anwesenden auf­forderte, die Tische und Stühle aus dem Saale zu entfernen, da bemerkte ihm der Polizeioffizier, daß er nicht früher zur Versammlung sprechen dürfe, ehe er dieselbe eröffnet habe. Stadtv. Ewald, der den Vortrag des Abends übernommen hatte, bemerkte: Ich will zunächst ein Wort über die vielen polizeilichen Versammlungsverbote sprechen. Sie wissen, daß solche Verbote bereits zur Kaffirung einer Anzahl Reichstags­wahlen geführt haben. Auch uns find ganz besonders in diesem Wahlkreise und zwar zumeist, wenn ich der Einberufer war, Wähler Versammlungen von der der Polizei Behörde verboten worden. Ich will nicht näher darauf eingehen, was dagegen zu thun ist; allein je nach dem Ausfall der Wahl in diesem Wahlkreise werde ich den Beschwerdeweg beschreiten.. Bei diesen Worten erklärte der Polizeioffizier die Versamm lung auf Grund des§ 9 des Sozialistengefeßes für aufgelöst und forderte die Anwesenden zum Verlassen des Saales auf. Unter stürmischen Hochrufen auf Hasenclever drängten die Maffen nach dem sehr schmalen Ausgange zu. Es entstand dadurch eine förmliche Stauung, in welcher Folge der Polizei­offizier wiederholt förmlich an die Wand gedrängt wurde. Der Polizeioffizier zog schließlich seinen Degen und rief: Ich warne Sie, fich noch einmal an mich heranzudrängen. Auf der Straße bildeten sich noch vielfache Gruppen, die immer von Neuem Hochrufe auf Hasenclever ausbrachten. Bahlreich herbeigeeilte Schußleute zerstreuten die Waffen sehr bald.

Der Fachverein dr Nähmaschinenarbeiter und Berufs­genossen hält am Sonnabend, den 25. d. M., Abends 8 ein­halb Uhr, in Feuerstein's Tunnel, Alte Jakobftr. 75, Ver­sammlung ab. Tagesordnung: 1. Abrechnungsbericht über das legte Sommerfest. 2. Wahl eines Revisors. 3. Assoziations­bericht. 4. Verschiedenes. Aufnahme neuer Mitglieder. Gäste willkommen.

Vermischtes.

See- Abenteuer. Vor einigen Tagen wurde die Ankunft der Bemannung der untergegangenen deutschen Bark ,, Frede rica Scali" mit einem fremden Schiffe in New- Dort gemeldet. Ueber das Ereigniß liegen nunmehr weitere Einzelheiten vor. Danach hatte die deutsche Bart, welche sich auf der Reise von Stettin nach Charleston befand, in den Tagen vom 2. bis 21. September das fürchterlichste Wetter zu überstehen. Sämmt liche Sparren waren weggerissen und das Schiff hatte ein Leck erhalten. Die Matrosen pumpten Tag und Nacht, aber das Waffer behielt die Oberhand und stieg fichtbar. Am 21. Sep­tember war die Mannschaft nahezu erschöpft, und jeden Augen­blic erwartete man das Sinken des Echiffes, als ein Segel in Sicht kam und den Leuten erneute Energie gab; fie pumpten mit aller Kraft, um das Fahrzeug schwimmend zu erhalten, bis ihre Rettung möglich wurde. Endlich waren sie dem fremden Schiffe nahe, aber dort schien man von ihren Nothsignalen feine Notiz zu nehmen, so daß schließlich Kapitän Hoppchild sein eigenes Boot herabließ und mehrere seiner Leute nach dem fremden Schiffe ruderten. Man sah einen Mann am Steuer, und die im Boote fich nähernde Mannschaft fonnte es fich nicht erklären, weshalb ihnen kein Beistand angeboten wurde. Als fie bei dem Smiffe angelangt waren, sahen fie dessen Namen F. J. Merryman." Der Mann am Ruder war plöglich verschwunden, und die Matrosen er­flommen die Seiten des Schiffes und erreichten das Deck; dort fanden sie den armen Burichen, den sie kurz vorher gesehen, ohnmächtig daliegen. Durch Anwendung von etwas Waffer wurde er zu fich gebracht, aber er hatte faum Beit, ihnen in wenigen Worten zu sagen, daß an Bord faft Alle todt feien, als er zurüdjant und seinen Geist aufgab. Eine weitere Nach forschung ergab, daß noch zwei Personen der Mannschaft am

fie aus Perlmutter, mit Gold eingelegt,

gebildet werden.

Gemeinnütiges.

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aber vor Allem

Einiges vom Fleische. Beim Fleische lommen nament lich die Muskelfasern und der Fleischsaft in Betracht, je mehr das Fleisch an Saft und Blut enthält und je reicher und lös licher seine Fasern sind, desto nabrhafter und verdaulicher ift daffelbe. Gefochtes Fleisch ohne Brühe ist z. B. weniger nahr haft, als solches mit Brühe. Im Allgemeinen übt die Art der Bubereitung einen großen Einfluß auf die Verdaulichkeit und Nahrhaftigkeit des Fleisches aus. Gebratenes, gedämpftes und gut gefochtes Fleisch ist weit verdaulicher als rohes, eingepötel tes und geräuchertes. Das Fleisch junger Thiere wird schneller verdaut als das älterer, denn mit dem Alter nimmt nicht nur das Waffer im Fleische ab, sondern seine Fasern werden auch derber und schwerer auflöslich. Das Wildpret ist verdaulicher als das Fleisch der Hausthiere. Fleisch, welches in vielem Fett zubereitet und davon durchdrungen ist, wird deshalb schwerer verdaulich, weil der Magensaft nicht so leicht durch das Fett in das Fleisch eindringen kann. Was die Fleischarten betrifft, so folgen dieselben in Bezug auf Verdaulichkeit so aufeinander: Fleisch der Vögel, Säugethiere, Fische, Krebse und Austern. Das Pferdefleisch ist ebenso gut, gesund und nahrhaft wie das

Rindfleisch.

Ueber die Verdaulichkeit der Eier. Die Verdaulichkeit gefocht genießt. Im Magen gerinnen nämlich die Eiweißftoffe der Eier hängt davon ab, ob man fie frisch, weich- oder hart der Eier, ähnlich wie der Käsestoff der Milch, und müssen dann durch den Magensaft wieder aufgelöst werden. Je fefter die Eier durch die Bereitung geworden find, desto schwieriger geht die Auflösung vor sich. Ungekochtes Ei ist am leichteffen zu verdauen und wird schon nach 1 bis 1 einhalb Stunden 2 einhalb Stunden) ist weich gekochtes Ei zu verdauen, sehr schwer( in 3 einhalb Stunde) hartgefochtes, zumal wenn es nicht tüchtig zerkaut wird. Das hartgefoche Weiße ist noch

viel unverdaulicher als der harte Dotter.

Um

und

überhaupt das

Ei dem Abkochungs- Prozesse nicht unnüß auszuseßen, d. h. um nicht faule, unwertige Eier zu finden, benute man als Vor beugungsmittel das Waffer- Luftdichtmachen derselben. Fett, Collodium, Gyps, geschmolzene Harze u. s. w. womit man die Schalen umgiebt, um das Eindringen von Luft durch dieselben

unmöglich zu machen.

Briefkaften der Redaktion. K. B. Str. 14. Dhwohl Sie nur einen wöchentlichen Durchschnittslohn von 14 M. haben, fann doch Shre Ver urtheilung dahin ergehen, daß Sie dem unehelichen Rinde für die ersten fünf Jahre 13 M., späterhin 15 M. an Alimenten zu zahlen haben, da für die Höhe des Alimentenfages Ihr Ein kommen garnicht in Betracht kommt. Wegen der Alimentation ansprüche des unehelichen Kindes und der Tauf- und Entbin dungskosten kann der Lohn nicht mit Beschlag belegt werden. A. 1. Einen Alimenteanspruch hat das uneheliche Kind nicht, wenn die Mutter desselben schon früher außer der Che von einem andern, als dem als Erzeuger des Kindes bezeich

neten Manne geschwängert worden ist.

Kühn, Gitschinerstr. Die Wirthin ist verpflichtet, den Leben waren, die sich in Folge des Fiebers und Nahrungs- Pflicht zu genügen, so find Sie berechtigt, wenn die Auffor

mangels in einem schrecklichen Buftande befanden. Obgleich nun die Mannschaft auf dem vom Fieber verpesteten Schiffe

und von der Vermietherin Ersatz der Auslagen zu verlangen

Verantwortlicher Redakteur R. Gronheim in Berlin . Druck und Verlag von War Badtug in Berlin SW. Beuthstraße 2.

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