sekretär des Innern, Staatsminister von Bötticher, der Sächsische Gesandte von Noftiz- Wallwig und der Badische Gesandte von Marschalt Plat.

Präsident Graf Moltke: Nach§ 1 der Ge fchäftsordnung soll bet Beginn einer neuen Legislaturperiode das ältefte der anwesenden Mitglieder die vorläufige Führung der Geschäfte übernehmen. Ich bin im Jahre 1800 geboren; wenn fich Niemand meldet, der älter ist,( Bause) und das ist nicht der Fall, so übernehme ich das Alterspräsidium und er nenne die Herren Graf von Kleist Schmenzin, Graf Adel­mann, Dr. Meyer( Sena) und Hermes zu provisorischen Schriftführern.

( Die genannten Abgeordneten nehmen ihre Pläge an dem Präfioialtisch ein).

Es beginnt der Namensaufruf, welcher die Anwesenheit Don 262 Abgeordneten ergiebt. Das Haus ist sonach beschluß­fabig.

Der Präsident theilt mit, daß die Verloosuna der Mit­glieder in die einzelnen Abtheilungen durch das Bureau er folgen und diesen die Wahlatten nach Provinzen und Einzel­ftaaten geordnet zur Prüfung zugehen werden; ferner, daß an Borlagen bis jezt eingegangen feien: Der Nachtrag zum Etat pro 1884/85, das Gesetz, betr. die Kontrole der Etats pro 1884 85, das Gefes, betr. die Aufnahme einer Anleihe für die Bwede der Militär- und Marineverwaltung 2c., der Etat pro 1885/86 mit den Spezialetats und endlich einige Rechnungs­Borlagen. -Weiter theilt der Präfident mit, daß ihm aus bem Hause der Wunsch zu erkennen gegeben sei, die Präsidenten wahl nicht sofort vorzunehmen, sondern fte behufs Verständi­gung noch etwas hinauszuschieben. Er schlägt deshalb vor, bie konstituirung der Abtheilungen am Sonnabend um 12 Uhr Dorzunehmen und um 2 Uhr eine Plenarsigung behufs Wahl Des Bräfidiums und der Schriftführer vorzunehmen.

Das Haus ist mit diesem Vorschlage einverstanden, worauf um 3 Uhr 40 Minuten der Schluß der Sizung erfolgt.

Jokates.

cr. Eine feltene Tattlosigkeit begeht die Berl. 8tg." in ihrer geftrigen Nummer, indem fte ihren Lesern folgende Geschichte auftiicht: Brattisches Christenthum. Wir erhalten folgenden Brief mit vollständiger Namensunterschrift und Woh nungsangabe! In der Berliner Zeitung  ", welche wir halten, fland vor einigen Tagen, daß Herr Paul Singer mit Aus­weisung bedroht werde. Das wird hoffentlich nicht geschehen. ft bereits dementirt. Die Red.) Im vorigen Jahre hörte ich von einer Bekannten, daß Herr Singer ohne Unterschied Der Religion armen Leuten nach Rlarlegung ihrer Verhältnisse bilft. Ich wollte das Zuschneiden von Mänteln erlernen, um mich mit meiner Mutter davon zu ernähren. Da bat ich Herrn Singer um 50 Mart, damit ich die nöthigsten Hundwerts­zeuge mir anschaffen fönnte, legte meine Verhältnisse offen dar und erhielt die 50 Mart, ohne jede schriftliche oder mündliche Verpflichtung zum Burüdzahlen. Später fam ich in große Roth; meine Augen waren schwach geworden, sehr kurzfichtig war ich immer, so daß, als ich nach der Klinik und zum Augen­art Dr. Kaz tam, mir auf beiden Stellen keine Brille ver­schrieben werden konnte und mir das Nähen streng verboten wurde. In dieser trostlosen Lage wandte ich mich an den Hofprediger Stöcker zweimal brieflich, erhielt nicht einmal Antwort, nicht ein Wort des Trostes, geschweige denn Hilfe. Das ist der Prediger, der doch sonst so viel von Nächstenliebe redet; ich weiß nicht, wie sich das zusammenreimt. Sollten sie von dieser Mittheilung Gebrauch machen wollen, um sie zu veröffentlichen, fo bitte ich, es zu thun, aber meinen Namen nicht zu veröffent: meine Aussagen verantworten kann." Wie kommt die" Berliner Seitung", so darf man doch wohl fragen, dazu, Herrn Ginger gegen Herrn Stöder auszuspielen? Wenn es die Berliner  Beitung" für nothwendig erachtet, die Wohlthaten, die Jemand jedenfalls nicht in der Absicht, daß fie an die große Glocke ge­bängt werden, seinen Mitmenschen ohne Unterschied der Re ligionen" erweist, dennoch in alle Welt auszupofaunen, wes halb sucht sie fich dann nicht Jemanden aus ihrer eigenen Bartei aus? Oder giebt es unter den Deutsch   Freifinnigen etwa Niemanden, der soviel Herz und menschliches Gefühl besigt, daß er, um Noth und Elend zu mindern, sich nicht über das religiöse Be tenntniß feines Mitbürgers hinwegsegen kann. Wir gestehen offen ein, daß wir sogar die Deutsch- Freifinnigen in diesem Punkte we nigstens bis heute für nobler gehalten haben, als sie in der That au sein scheinen. Van giebt sich auf deutsch  - freifinniger Seite einem fühnen Irrthum bin, wenn man glaubt, daß man durch persönliche Lobhudeleien der Führer der Arbeiterpartei irgend wie bet den Arbeitern Stimmung für die Deutsch  - Freifinnigen machen fann. Wenn irgend etwas bei den Arbeitern nicht iebt", so ist es der Personenfultus, der bei den Deutsch  - Frei innigen allerdings in einer Weise getrieben wird, der wahr muß es aber zurückgewieſen werden, wenn die Berliner Bei tung" es durch die indistrete Beröffentlichung berartiger Bri­batsachen versucht, die Arbeiter in die öden, unfruchtbaren Kon­

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Das war das größte Wertbobjekt ihres Befiges, das ein sige Stüd, welches nicht unerbittlich mit in die Kontursmaffe geschüttet werden durfte. Nie, nie hätte fte fich von diesem Kleinode, dieſem theuern Andenken getrennt, wenn es nicht um thres theuern Gatten willen hätte geschehen müffen.

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fefftonsstreitigkeiten hineinzudrängen. Glaubt die B. 3." irgend eine angegriffene Religionsgenossenschaft vertheidigen, sich als berufene Vertreterin gewisser Intereffen aufwerfen zu müssen, so mag fie das thun, es wird ihr darin Niemand hinderlich sein, ebensowenig wie es einem vernünftig denkenden Menschen sein, ebensowenig wie es einem vernünftig denkenden Menschen einfallen wird, fich um die Angriffe der anderen Partei zu fümmern. Sie soll sich aber hierbei auf ihren eigenen Wir­kungskreis beschränken, und soll nicht große Kreise der Bevöl Terung, welche grade diesen Streitigkeiten mit den Gefühlen unendlicher Gleichgültigkeit gegenüberstehen, mit ihren ver­steckten Bosheiten belästigen. Ob die Veröffentlichung des obigen Briefes überhaupt annähernd den Geseßen des Lattes und der guten Sitte entspricht, das zu beurtheilen überlassen wir unseren Lesern, besser wäre es freilich gewesen, wenn die Redaktion der Berliner Zeitung  " vorher darüber mit größerer Gewissenhaftigkeit nachgedacht hätte.

Es war das Schwerste, was sie bis jest vollbracht, daß ste diesen Ring vom Finger zog. Nun war es geschehen, die Ers innerung an den Gatten hatte ihr die Kraft zurückgegeben. Es muß sein, es ist ja für ihn!" sagte fte, und schnell. um threm Dienstpersonal die vermeinten Augen nicht zu zeigen ging fie hinaus. Nach einer Stunde etwa lehrte sie zurück. Hause heute die Armuth eingekehrt sei. Frau Amberg   batte tan hätte nicht meinen sollen, daß in dem Amberg  'schen Alles mitgebracht, was nöthig war, um einen Weihnachtsbaum zu schmücken und ein Abendessen herzurichten. Ihre Dienst­boten wunderten sich nicht wenig, daß Frau Amberg   alle diese Einläufe in eigener Person besorgt hatte; ihr Erstaunen wuchs aber, als fte jept von der Herrin hineingerufen wurden.

" Es thut nachtsfreude in diesem Hause rauben zu müssen. Die Ver hältnisse gestatten uns leider nicht, ferner Dienstpersonal zu halten: hr müßt noch heute unser Haus verlaffen.

In Bezug auf den Artikel Wahlnachwehen" in un­serer geftrigen Nummer fonstatiren wir, daß die Lurus- Papier fabrit von Priester u. Egd, Dresdenerstraße Nr. 35, nicht gemeint war.

N. Eine sanitäre Vorsichtsmaßregel, die sich sehr zur Nachahmung empfiehlt, ist neuerdings im Regierungsbezirk Nachahmung empfiehlt, ist neuerdings im Regierungsbezirk Potsdam angeordnet worden. Mit Rücksicht auf eventuelle brohende Epidemien find die sämmtlichen Amtsvorsteher in diesem Regierungsbezirk angewiesen worden, ihre Amtsbezirke zu bereisen und dieselben einer genauen Revision mit Bezug auf Reinlichkeit der Straßen und Bläse, des Trinkwassers, der Entfernung der Dunglagerstätten von den Wohnungen 2c. zu unterziehen. Ueber das Ergebniß dieser Revifionen soll ein­gehend an die vorgesezte Behörde berichtet werden. Eventuell nöthig werdende Anordnungen und Einrichtungen sollen, wenn nicht anders möglich, auf dem Wege der Zwangsvollstreckung zur Ausführung gebracht werden.

g. Um ähnliche Fahrvergünstigungen zu erlangen, wie auf der Großen Berliner   Pferdebahn- Gesellschaft, hatte sich der Ausschuß der Studirenden am neuen Polytechnikum zu Char lottenburg mit der Bitte an den Staatsminister Maybach ges wendet, für die Studirenden die Fahrpreise auf der Stadt bahn zu ermäßigen. Diese Bitte ist, wie ein foeben erfolgter Anschlag am schwarzen Brett des Polytechnikums besagt, vom Minister Maybach dahin beantwortet worden, daß er nicht in der Lage sei, einer Fahrpreißermäßigung auf der Stadt­bahn für die Studirenden des Polytechnikums ftatizugeben.

Große Wassersnoth herrschte am Mittwoch im Moabiter Juftizpalast. Die Maschinen, welche die Dampfheizung des Gebäudes besorgen, waren aufs Trodene gefeßt, weil die Ver­waltung der städtischen Wafferwerke über Nacht die Waffer waltung der städtischen Wafferwerke über Nacht die Waffer­leitung abgesperrt hatte, ohne eine Benachrichtigung voraus­zuschicken. Daß das ganze Gebäude nicht ohne Heizung blieb, war, nach hiesigen Blättern, lediglich dem Umstande zu danken, daß sich auf den Böden gefüllte Reservoirs für die Kloset spülung befinden, welche in diesem Nothfalle zur Speisung der Keffel entleert wurden. Infolgedeffen blieben aber die Alosets ungespült. Die Hausverwaltung bat sofort eine Be schwerde dagegen eingereicht, daß das Waffer zu so ungelegener Beit abgesperrt und obendrein nicht einmal eine Benachrichti gung gegeben worden ist.

g. Durch die Geistesgegenwart des Kutschers eines Pferdeeisenbahnwagens der Linie Morigplay- Boologischer Garten wurde gestern Mittag in der Rochstraße wiederum ein start bedrohtes Menschenleben gerettet. Ein altes, etwa 60jäh riges Mütterchen, welches an Krämpfen leidet, wollte an der Ecke der Markgrafenstraße überschreiten, als fte einen Pferde­eisenbahnwagen dabergefahren kommen fah. Wahrscheinlich in Folge der Angst wurde sie von ihrer Krankheit plöglich be fallen, stürzte zur Erde und lam direkt auf die Pferdebahn schienen zu liegen. Nur mit äußerster Anstrengung und durch feine Umficht gelang es dem Kutscher, den Wagen unmittelbar

vor dem Körper der alten Frau zum Stehen zu bringen. Die Kranke wurde in ein Haus der Kochstraße getragen und später, als die Krämpfe vorüber waren, durch einen Schußmann mit telst Droschke nach ihrer Wohnung gefahren.

Gerichts- Zeitung.

Wegen Beleidigung des gerichtlichen Sach verständigen, des Katastertontroleurs a. D. Bartels, hatte fich gestern der Feldmesser Müller- Köppen vor der fünften Straffammer hiesigen Langerichts I. zu verantworten. Der Angeklagte war von dem Baumeister Mitschewski mit der ge nauen Ausmessung des Terrains vom Botanischen Garten bis nach Steglit Bweds Führung des Kanalisationsrohres und Anfertigung der resp. Karte, bezüglich der Vorarbeiten betraut worden und hatte zu dieser Arbeit 44 Tage, vom 1. September bis intl. 23 Oftober v. J., gebraucht. Betreffs der Honorirung waren zwischen beiden Kontrahenten Differenzen entstanden, und da dieselben auf gütlichem Wege nicht zum Austrag gebracht werden fonnten, strengte Müller- Röppen gegen seinen Auftraggeber eine Parteientlage auf Bahlung einer begrenzten Geld summe an. Der Beklagte machte den Einwand, daß Die Arbeit des Klägers nicht vollständig, nicht zufrieden stellend sei und zur Ausführung derselben eine viel zu lange Beit gebraucht worden sei. Das Amtsgericht be Schloß, über diesen Einwand den gerichtlichen Sachverständigen Bartels, der sich zuvor mit den Parteien ins Einvernehmen zu seßen und namentlich die heim Mandaten des Beklagten  affervirte große Karte in Augenschein zu nehmen habe, gut achtlich abzuhören, Bartels segte einen Termin an, zu welchem er bei dem qu. Anwalt erscheinen werde und lud dazu die Parteien ein. Da er in diesem Termin aber eine Stunde später erschien, hatten fich die anwesend gewesenen Barteien bereits wieder entfernt gehabt. Der gerichtliche Sachverständige nahm alsdann nur die fragliche Karte in Augenschein, wozu er 1-4 Stunde Beit verwendete, und gab daraufhin allein sein zu Ungunsten des Klägers lautendes Sachverständigen- Gutachten ab. Infolge deffelben wurde Kläger   mit seiner Forderung abge wiesen. Dies veranlagte denselben, an denSachverständigenBartels zunächst am 20. Februar ein verlegendes Schreiben zu richten, in welchem er demselben u. A. bei Abgabe seines Gutachtens Dber­flächlichkeit und Fahrlässigkeit zum Vorwurf machte. Bartels fandte diesen Brief an das Amtsgericht und bat um Schuß gegen die wider ihn erhobenen Vorwürfe. In dem An­schreiben sprach er seine Auffaffung dahin aus, daß er schon nach dem bloßen Studium der Alten die Ueberzeugung ge­wonnen hatte, daß der Kläger   unter Verleugnung jedes An­standsgefühls die Klage lediglich zum Swede einer schmählichen Geldschneiderei angeftrengt habe, wodurch sein Gerechtigkeits­gefühl empört worden sei. Hiervon erhielt Müller Köppen Kenntniß und richtete darauf ein zweites Schreiben an den Sachverständigen, in dem er seine früheren Vorwürfe wieder­holte und defen Objektivität in Zweifel stellte. Bartels stellte bei der Staatsanwaltschaft Strafantrag gegen Müller- Köppen und mußte aus diesem Grunde in dem Sivilprozeß aus Besorgniß der Befangenheit die Abgabe eines weiteren Gutachtens ablehnen. Nur aus diesem Grunde vernahm das Gericht einen andern Sachverständigen den Steuerrath Schnacken­ burg  , deffen Gutachten, da dasselbe auf besserer Information beruhte, dem Bartelsschen diametral entgegen lautete. U. A. war begutachtet, daß zu der Arbeit des Klägers normalmäßig 2 Monate erforderlich sind. Das Berufungsgericht hob nun das abweichende Urtheil auf und verurtheilte den Beklagten nach dem Klageantrage. Der Angeklagte hob zu seiner Ver­theidigung hervor, daß die gegen den Sachverständigen er hobenen Vorwürfe durchaus begründet seien, wie der Ausgang feines Prozesses beweise, und daß er sich nur in Wahrnehmung berechtigter Interessen befunden habe. Der Vertheidiger Rechts­anwalt Dr. Beidler erachtete auch noch eine Kompensation wegen der auf der Stelle erwiderten Beleidigung seitens des Bartels für geboten. Der Gerichtshof ließ diesen Antrag unberücksichtigt und verurtheilte den Angeklagten wegen der beleidigenden Form zueiner Geldstrafe.

N. Eine aufregende Szene spielte sich heute Nachmittag in der zweiten Stunde in der Nähe der sogenannten Jungfern brücke ab. Augenblicklich werden dort starte Holzpfähle in das Bett der Spree   eingerammt. Bei diesen Rammarbeiten hatte einer der dort beschäftigten Arbeiter das Unglück, fehl zu treten und topfüber ins Wasser zu stürzen. Bei dem Emportauchen gerieth der Arbeiter unter einen dort verankerten Brahmlahn, Der eine Rettung des Verunglückten sehr erschwerte. Erst nach längeren Bemühungen gelang es den anderen Arbeitern, die Augenzeugen des Unglüdsfalls waren, mittelst heten und Stangen den Verunglückten unter dem Brabm hervor und in bewußtlofem Bustande ans Land zu ziehen. Sofort Wiederbelebungsversuche waren insofern von Grfolg begleitet, als der Verunglückte fich wieder erholte und in seine Wohnung geschafft werden konnte.

Arbeiterbewegung, Vereine und

Versammlungen.

T. Der Arbeiter- Bezirksverein im Often hielt am Dienstag, den 18. November, in Kellers Gesellschaftsfälen, Andreasstraße 21, eine sehr stark besuchte Mitgliederversamm lung ab. Den Vortrag für den Abend hatte der Schrift fteller, Herr Fräntel, über das Thema Aus dem Rechtsleben" übernommen. Redner segte voraus, daß jeder Anwesende mit dem Verfahren der neuen Gerichtsordnung bekannt set, be schäftigte fich längere Zeit mit dem legten Juristentag und neigte sich, aus eigener Ueberzeugung, berufend auf feine 20­

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a. Wegen raffintrter Betrügereien gegen Uhrhändler ist heut der Aufseher Kleinpaul verhaftet werden. Derselbe begab fich Anfangs d. M. zu einem Uhrmacher in der Staliger­straße und verlangte eine filberne Cylinder Uhr, um sie zu Taufen, und murde mit dem Verkäufer in Bezug auf eine neue Uhr für 21 Mart preiseinig. Während der Kaufverhandlung erzählte Kl, daß er ein Telegraphenbeamter sei und daß ihm während des Dienstes seine Uhr gestohlen worden sei. Da Die neue Uhr erst gangbar gemacht werden mußte und Kl. andererseits vorgab, feinen Augenblic eine Uhr entbehren zu fönnen, so ließ er sich bis zur Fertigstellung der getauften Uhr fönnen, so ließ er fich bis zur Fertigstellung der gekauften Ubriäbrige Anschauung, dem Theile der Juristen zu, die für Bei eine andere geben, die er am 15. d. Mts. nach Empfang seines behaltung des jest bestehenden neuen Gerichtsverfahrens ein getreten find. Redner führte unter Anderem dret gravirende Gehalts gegen die gekaufte Uhr umzutauschen und den Preis Fälle der Rechtssprechung aus jüngster Beit an, wo die Un der gekauften Uhr wolle er bei ihrer Empfangnahme zu bezahlen schuld der Verurtheilten offenbar zu Tage lag, jedoch nach versprach. Kl. verkaufte fofort die ihm anvertraute Uhr und Beugenaussagen, mußte der Nichter ein Schuldig aussprechen. ließ sich bei dem Uhrmacher nicht wieder sehen. Am folgenden Redner sagte: Die freie Beweistraft set dabin auszuführen, Tage hat er bei der Filiale der Köhler'schen Uhrenbandlung Tage hat er bei der Filiale der Köhler'schen Uhrenbandlung daß es eher möglich sei, hundert Schuldige nicht zu treffen, gleichfalls eine filberne Uhr und einige Tage später in der als Einen unschuldig zu verurtheilen. Es ist schredenerregend Kunsthandlung von Lorenz einen Regulator und eine werth und jeder rechtlich denkende Mensch muß betrübt in die Bu volle Remontoir Uhr gegen gefälschte Wiethskontrakts- Exemplare funft bliden, wenn man die in den legten zwanzig Jahren und gegen geringfügige Anzahlungen entnommen und wieder umfichgreifende Denunzianten- Unfitte näher ins Auge faßt. verkauft. Auch in den beiden zulegt erwähnten Fällen hat er Redner bemerkt, daß er seit längerer Zeit bemüht sei, Material fich als Telegraphenbeamter ausgegeben. zu sammeln, wo fich Mängel in der Gefeßgebung herausstellen. Durch die Unterbreitung derselben an den Justisminister machte der Vortragende die Wahrnehmung, daß derselbe Veranlaffung nimmt, diesbezügliche Verordnungen an die Gerichte ergehen zu laffen. An der Diskussion betheiligte fich zunächst der Reichstagsabgeordnete Herr Paul Singer und führte unter Aufgabe der Gesetzgebung sein müsse, ihre Aufmertfamleit auf Anderem aus: Der Vortrag habe uns gezeigt, daß es zunächst zwei Momente hinzulenten, auf Entschädigung unschuldig Ver urtheilter und Wieder- Einführung der Berufungs  - Instanz. Wir müssen daran festhalten, daß nicht der Angeklagte seine Un­schuld zu beweisen habe, sondern der Antläger muß die Schuld beweisen tönnen; auch müſſe Sedem wieder durch Einführung der Berufungs  - Instanz Gelegenheit gegeben werden, immer wieder neue Momente zu seiner Vertheidigung anführen zu fönnen, den unschuldig Berurtheilten aber gebühre nicht nur das Mitleid seiner Mitmenschen, nein, es sei unsere heiligste Pflicht, für die an Geist und Körper Gebrochenen einzutreten und fte über materielle Sorgen hinweg au helfen. Aus diesem Grunde muß auch für Abschaffung der Todesstrafe eingetreten werden. Rann Jemand noch sein Recht durch die Wieder- Aufnahme des Verfahrens erlangen, der unschuldig Verurtheilte durch petu­niäre Mittel entschädigt werden, so wird es aber doch in keinem Falle gelingen, das durch Bollziehung der Todesstrafe etwa begangene Unrecht wieder gut zu machen, und so wollen wir hoffen, daß der Reichstag   zum Wohle der Menschheit an die Lösung diefer Fragen herantreten wird. Nicht endenwollender Beifall be gleitete diefe Worte. Im weiteren Verlauf der Diskussion nahm ein Mitglied das Wort und knüpfte an die Ausfüh rungen des Referenten an: Daß es allerdings traurig ist, daß Das Denunziantenthum solche draftische Blüthen zeitigt, er wolle nur erinnern, daß Jemand durch Denunziation, er sei Sozial demokrat, von Weib und Kind geriffen werden tann. tann.... .. Bei diesen Worten entzog der erste Borsigende, der Stadtverordnete Herr Herold, dem Redner das Wort, gleichzeitig löste der über wachende Polizeilieutenant ohne Angabe eines Grundes die Berjammlung auf. Die Anwesenden verließen das Ber sammlungslotal in rubiger und anständiger Weise. Mitgliedern zur Nachricht, daß am Dienstag, den 25. Nov., Abends 8 Uhr, eine Mitgliederversammlung in demselben Lotal mit der Tagesordnung: Anträge zur Statutenänderung, Stiftungsfest, Weihnachts- Bescheerung und Fragelasten statt findet.

Die beiden Dienstmädchen erschienen. a. In das Geschäftslokal eines in der Kronenstraße wohnenden Hofinstrumentenmachers tam gestern Nachmittag mir leid," ſagte die Gebeugte, Euch die Weih- wohnenden Hofinstrumentenmachers tam gestern Nachmittag ein Mann, der sich als der Steuerbeamte Schubert ausgab und vorgab, für eine hülfsbedürftige Frau fleine Beträge zu fam meln. Hierbei zeigte er eine Visitenkarte eines in Charlotten burg   wohnenden Rittmeisters der Garde du Corps   vor, auf welcher von diesem und von andern distinguirten Bersonen ge Da dem Geschäfts­inhaber das Benehmen des Sammlers verdächtig erschien, so ließ er ihn zur nächsten Polizeiwache fiftiren. Auf der Wache wurde in demselben der Wlaschinenbauer Rohrbed ermittelt, der fich unter den falschen Vorspiegelungen Gelder verschafft und Diese in seinem Nußen verwendet hat. St. wurde wegen Be­

wunderung

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Noch heute?" riefen Beide einstimmig in höchfter Vers " Es ist so!" fuhr Frau Amberg   fort, thre innere Bezeichnete Beträge eingezeichnet standen. frieden gewesen wäre, im Gegentheil, 3hr habt uns treu ge wegung mübfam verbergend. Nicht, weil ich mit Euch unzu bient, und ich will Eure treuen Dienste nicht unbelohnt lassen. Ich entlasse Euch, weil ich in Bukunst Eurer nicht mehr be darf. Nebmt dies!" Sie reichte ihre Börse bin. Es wird ausreichen für Euren Lohn und Eure Belöstigung so truges verhaftet. lange, bis 3hr einen anderen Dienst findet."

Shnen bleiben.

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g. Richtige Revanche. In der vergangenen Nacht wurde in der Sanitätswache in der Brüderstraße ein Student Namens Th. ärztlich behandelt, welcher einen Baffanten angerempelt, von diesem zur Rede geftellt und gleich darauf in Gestalt einen tüchtigen Denkzettel erhalten.

D, Frau Amberg  ," sagte die Köchin gerührt, laffen Sie mich hier bleiben. Ich will ja gern für geringeren Lohn bei Sie find eine so liebe, so gute Frau!" nicht schwer." Sie reichte der Köchin die Hand. Nein, Caroline, es geht nicht. D, macht mir das Herz einiger Schläge ins Gesicht für seinen jugendlichen Uebermuth eine beiterere Bukunft, als die meine. dieu, Caroline!- Adieu, Minna! Ich wünsche Euch Sie schob ste fast zur Thur hinaus. Jest war Frau Amberg   allein in der großen sammt seiner Frau verhaftet worden. Es wird ihnen zur Last Wohnung, und die Laft der häuslichen Arbeit lag nun ihr gelegt, trichinöses Fleisch von Schweinen, welches vergraben

allein ob.

( Fortsetzung folgt.)

g Der Wächter des Schlachthauses in Gnesen   ist einer nach hier gelangten Nachricht zu Folge vor einigen Tagen

werden sollte, weiter verlauft zu haben. Diese standalöse Handlungsweise tam durch einen Fleischerlebrling zur Anzeige, welcher das Verfahren bereits seit einiger Beit beobachtet hatte.

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Den