Bürgermeister resp. der Stadtrath der württembergischen Stadt Ravensburg   hat den Herrn Vertreter dieses Kreises beauftragt, zu erklären, daß das, was ich in der ersten Lesung vorgebracht habe, erfunden sei, nämlich, daß der Bürgermeister gesagt haben soll, wenn die Arbeiter nicht die Beiträge der Bwangskaffe zahlen, zahlen, würden fie im Erkrankungsfalle fie im Erkrankungsfalle nicht in das Spital aufgenommen. Eine derartige Behauptung kann seitens des Bürgermeisters wohl aufgestellt werden, ich habe feine Ursache die Glaubwürdigkeit desselben zu bezweifeln, aber ebensowenig habe ich Grund, die Glaubwürdigkeit des jenigen zu bezweifeln, der mir diese Mittheilung gemacht hat, ein Mitglied des Hauses, das augenblicklich nicht anwesend ist, der Abg. Diet  , dem von Arbeitern in Ravensburg   diese Mit­theilung zugegangen ist. Wer nun mehr Glauben verdient, der Abg. Dieß oder der Bürgermeister von Ravensburg  , das fann ich hier nicht untersuchen, ich habe das aber auf den Ein­wurf seitens des Württembergischen Vertreters zu erklären, weil ich nicht den Vorwurf auf mir figen laffen kann, als ob ich hier eine unwahre Mittheilung gemacht hätte. Ich habe noch zum Schluß die Erklärung abzugeben, daß wir allerdings, nachdem wir gesehen haben, daß die Kommission sowohl als das Haus absolut nicht weiter gehen will, als der Antrag Struckmann ausspricht, diesem Gefeßentwurf als Nothbehelf unsere Bustimmung geben müſſen, und deshalb auch darauf verzichten, den Antrag einzubringen, den wir heute noch einbringen wollten, nämlich, daß den Mitgliedern freier Kaffen, welche auf Grund dieses Antrages, wenn er zum Gesez erhoben ist, ohne Kündigung aus den Zwangskaffen austreten können, auch die Eintritts­gelder wieder herausgezahlt werden müssen, die ihnen zu Un­recht abgenommen find. Wir verzichten darauf, weil wir sehen, daß momentan in der Richtung absolut nichts weiter zu er reichen ist, und wir behalten uns vor, wenn die Ausdehnung dieses Gesetzes auf die Land- und Forstwirthschaftsarbeiter zur Berathung tommt, Abänderungsanträge einzubringen.

Aba. Kayser( Sozialdem.): Meine Herren! Von der selben Befugniß zu antworten, von der der Herr Abgeordnete Hartwig Gebrauch gemacht hat, muß auch ich Gebrauch machen. Ich werde aber nicht eine gar so ausführliche Widerlegung seiner Rede vornehmen, weil ich überzeugt bin, daß die Rede, in ihrer nadten Natürlichkeit bekannt gegeben, einen solchen Eindruck macht, daß eine spezielle Widerlegung nicht nöthig ist.( Dho! rechts.) Meine Herren, Ihr Widerspruch ( nach rechts) zwingt mich zu einer ausführlichen Darlegung. Der Herr Abgeordnete Hartwig hat mit einer großen Ents rüftung fich gegen den Vorwurf des Abgeordneten Bebel ges tebit, daß er hier die Arbeitgeber von Dresden   vertrete, und hat er diesen Vorwurf für eine persönliche Beschuldigung an­gesehen.( Buruf: Es war auch eine!) Das war sie garnicht! Mein Freund Bebel hat aus der Tendenz der Rede des Herrn Abgeordneten Hartwig den Schluß gezogen, daß eine solche Rede eine zu Gunsten der Arbeitgeber gehaltene ist. Dabei ist es garnicht nöthig, sich selbst zu fupponiren, als ob man mit Arbeitgebern zu irgend einer Art von Intereffen Verschwörung zufammengetreten sei. M. H., ich habe dagegen ausdrücklich Verwahrung einzulegen, daß wie der Herr Abg. Hartwig be­hauptete, eine Reihe Dresdener   Arbeiter zu ihm gekommen feien, und ihm eine Erklärung abgaben von Unzufriedenheit, Umfturs 2c. Das ist nicht richtia. In Dresden   hat am Sonntag eine Versammlung der Krankenkassen stattgefunden, dort wurde beantragt, sich an Herrn Hartwig oder an mich zu wenden, und diese Versammlung hat es abgelehnt, fich an Herrn Harts wig zu wenden, weil diese Arbeiter den Eindruck hatten, daß Herr Hartwig sich mit diesem Gegenstande noch nicht so ge­nügend beschäftigt habe, und daß er auch wegen seiner Parteis ftellung ungeeignet sei, die Arbeiterintereffen zu ver treten. Meine Herren, gegen die Art der Einführung der Dits- Krankenkaffen, besonders in Dresden  , gegen die Entlastung Der Arbeiter ist etwas, Entschiedenes nicht geschehen. Ich kann nur wünschen, daß der Herr Abg. Hartwig den Einfluß in der dortigen städtischen Vertretung, den er hat, dazu benutzt, den Stadtrath zu veranlassen, daß er seine Haltung ändert und humaner vorgeht. Zum Schluß will ich noch einmal betonen, daß der Herr Abg. Hartwig fein Recht hat, den Antrag von mir und dem Abg. Grillenberger anzugreifen. Er sagt, derselbe mache nichts anders, er sei überflüssig. Das ist nicht unsere Schuld. Wir haben gleich nach Einberufung des Reichstages den Antrag eingebracht, nur als wir verlangten, daß er außer der Reihe auf die Tagesordnung gestellt werde, damit er noch vor dem 1. Dezember erledigt werden könne, ist unser Ver­langen abgelehnt worden unter Zustimmung der Partei des Herrn Hartwig. Ob er auch für Ablehnung geftimmt bat, Tonnte ich von meinem Plaze aus nicht sehen. Ich will noch einmal sagen, daß uns die Reden, die der Herr Abg. Hartwig heute gehalten, vollkommen genügen, um das zu be weisen, was uns Herr Bebel gesagt hat, daß aus diesen Reden nur die Tendenz hervorleuchtet, die Beschwerden der Arbeiter nur hier vorzubringen, weil das populär in Dresden   macht, Daß er aber im Uebrigen auf dem tendenziösen Standpunkt der Wahrnehmung der Interessen der Arbeitgeber steht.( Bravo  ! links.)

Nach kurzem Schlußworte des Abg. Gebhardt tritt das Haus auf Antrag des Abg. Moufang sofort in die britte Berathung des Antrages ein.

Abg. Hartwig beschuldigt die Abgg. Kayser und Bebel, Unfrieden zu fäen. Gift in tleinen Dosen ist heilsam, aber in großen Dosen verabreicht, wie es die Sozialdemokraten thun, tft Giftmord( zu den Sozialdemokraten).

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g. In den Laden des Uhrmachers Büchold, Beuth­Straße 10, trat vorgestern Nachmittag gegen 1 Uhr eine zirka 20 Jahre alte Dame von fleiner Statur und wünschte goldene Damenuhren zu sehen. Nachdem der im Laden persönlich an wesende Herr B. den Wunsch der Dame erfüllt, bedauerte fie, nicht gleich selbst die Wahl definitiv treffen zu können, und bat Herrn B., mehrere der Uhren zu dem Eigenthümer des Hauses Alexandrinenstraße 44, Herrn Kaufmann von Fürich, zu bringen, woselbst fte und ihr Bruder den Uhrenkauf be wirken würden. Nach diesem Auftrage entfernte fich die Dame Herr B. begab sich zu der ihm bezeichneten Zeit, Nachmittags zwischen 2 und 3 Uhr, zu Herrn von Fürich, den er wohl in ber Alexandrinenstraße 44 richtig antraf, hier aber erfuhr, daß der gedachte Herr von der Angelegenheit auch nicht die leisefte Kenntniß habe. Außer Herrn B. ist auch noch einem Gold­und Silberwaarenhändler auf gleiche Weise ein Streich gespielt worden. Db man es hier mit einer Geistesgestörten oder einer Gaunerin zu thun hat, welche die Gelegenheit zu einem Dieb ftahl suchte, ist noch nicht festgestellt worden.

N. Die polizeilichen Recherchen nach dem Boftdefrau banten Bechlarß hab: n bisher noch zu feinem Resultat geführt, die Oberpostdirektion bringt deshalb noch einmal die ausgesezte Belohnung von 750 M. in Erinnerung und giebt als beson Deres Merkmal noch an, daß B. an der unteren rechten Seite der Nafe eine Warze gleich einem Geschwür hat. Sämmtliche Bankinstitute und öffentliche Zahlstellen find speziell auf den Durchgänger aufmerksam gemacht worden und um Festnahme bei eventueller Präsentation der Banknoten u. s. w. ersucht worden.

N. Beim Turnen verunglückt. Ein bedauerlicher Un glüdsfall ereignete fich am geftrigen Tage in der Turnhalle des grauen Klosters. Der 16jährige Schüler von Sch. hatte bei Ausführung der Armwelle an einem Red das Unglüd, berart zur Erde zu stürzen, daß er sich einen Armbruch zuzog. Nach Anlegung eines Nothverbandes mußte derselbe nach dem städtischen Krankenhause im Friedrichshain   geschafft werden.

g. Eine größere Schlägerei, zu deren Schlichtung es des Einschreitens mehrerer Schußleute bedurfte, fand gestern Mittag an der Ecke des Neuen Markts und der Bischofstraße statt. Vor dem Keller des dortigen Kifienfabrikanten D. hatten mehrere Knaben Kisten umgeworfen und waren dann fort gelaufen. Der Lehrling der Kistenfabrik hatte aber einen der Knaben erwischt und schlug ihn in roher Weise. Mehrere Baffanten waren hierüber derartig empört, daß fie den Lehr ling züchtigten, worauf diefer einen Knüttel ergriff und auf feine Rächer blindlings einhieb. Hierdurch entwickelte sich nun eine solenne Reilerei, die mit der Siftirung mehrerer der Be theiligten nach der Polizeireviermache endigte.

Abg. Bebel( Soz.): M. H., wenn hier im Hause sei tens der verschiedenen Partein ein förmliches Wettrennen ent­steht, um dem armen Manne, speziell dem Arbeiter zu helfen, find wir gewiß die ersten, die sich darüber freuen, und wenn, wie ich nach den jezigen Ausführungen des Herrn Abgeord neten Hartwig annehmen muß, er zu denen gehört, die nach Dieser Richtung möglichst thätig sein wollen, dann kann er sicher sein, daß wir seine Anträge, vorausgesett, daß sie wirklich arbeiterfreundlich find, stets unterschreiben. Die Herren von der Rechten sind ja viel besser als wir in der Lage, nach dieser Richtung hin in ausgiebiger Weise thätig zu fein. Wir bilden in diesem Hause, so start wir auch im Ver­gleich zu früher sein mögen, eine fleine Minorität. Der Abg. Hartwig und seine Freunde, in Verbindung mit den Herren, die in sozialpolitischen Fragen in der Regel mit ihnen zu fammenstimmen ich meine die Herren aus dem Zentrum sammenstimmen bilden im Hause die große Majorität. Sie haben also jezt die schönste Gelegenheit, ihre Gesinnung zu bethätigen. Wir werden einmal seben, wie weit die Arbeiterfreundlichkeit der Herren von der Rechten auf Wahrheit beruht. Ich kann nur widerholen: die ganzen Ausführungen, die Herr Hartwig hier machte, find eigentlich nur gemacht, um die Thats fachen zu verdunkeln. Es ist unbestreitbar, daß der Herr Abg. Hartwig in seiner ersten Rede in einer Art und Weise das Gesez kritisirt hat, die uns ganz sympathisch war, und später hat er durch eine Reihe Ausführungen dies mög­lichst zu verwischen gesucht.( Ruf: Nein) Wenn er ferner fich beklagt, weil ich behauptete, er wäre auch von den Unter nehmerkreisen zu seinem Auftreten gedrängt worden, so ist das meine volle Ueberzeugung. Ich bin nämlich überzeugt und weiß, daß Herr Hartwig, sobald er nach Dresden   kommt, dort hauptsächlich in Unternehmerkreisen verkehrt, und daß dort die Frage, die jetzt hier erörtert worden ist, und in den weitesten Kreisen der Interessenten die lebhafteste Erregung hervorge­rufen hat, nicht Gegenstand ausführlicher Erörterung gewesen sein sollte, das ist mir ganz und gar undenkbar. Also ich bleibe dabei, daß auch die in dieser Form im Anfang meiner Rede gemachte Behauptung vollständig der Sachlage entspricht, so sehr der Abg. Hartwig dies seinerseits auch bestreiten mag. Seine übrigen Ausführungen geben mir keinen Anlaß, mich weiter darauf einzulassen.( Bravo.)

Der Antrag der Kommission wird auch in 3. Lesung ge­nehmigt.

V

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Polizei- Bericht. Am 16. d. M. Abends wurde der Ar beiter Brauer aus Bankow  , welcher in der Adler- Brauerei be schäftigt war, in dem dortigen Kesselhause auf dem Fußboden liegend und aus einer Wunde am Hintertopf start blutend vorgefunden. Derselbe wurde mittelst Droschte nach seiner Wohnung gebracht, wo er am nächsten Tage früh, ohne zum Bewußtsein gekommen zu sein, verstarb. Ueber die Art, wie Brauer verunglückt, hat sich Bestimmtes nicht ermitteln lassen, jedoch ist als wahrscheinlich anzunehmen, daß er unbefugter Weise die 3 Meter hohe Kesselummauerung bestiegen und von dieser herabgestürzt ist. Am 17. b. M. Vormitags vev giftete sich in einem Gasthof in der Köpiderstraße ein kurz vorher zugereifter unbekannter, etwa 20 Jahre alter, anschei nend dem Kaufmannsstande angehörender Mann. Die Leiche wurde nach dem Dbduktioushause geschafft. Um diefelbe Beit wurde in der Werkstatt des Filzpantoffelmachers Boller, Auguststraße 70, der dort beschäftigte Schuhmacher Märländer todt aufgefunden. Derselbe hatte mit Bewilligung des Boller wegen eingetretenen Unwohlseins dort genächtigt und i während der Nacht am Schlag verstorben. An demselben Tage, Abends, wurde in einem Hotel in der Heiligegeiftstraße ein Mann in seinem Zimmer erhängt vorgefunden.

III. Es folgen Wahlprüfungen. Die Wahlen der Abgg. Mayer Württemberg, Löwe Berlin  , v. Sgariecki, Graf von Rayhauß- Cormons, Baron v. Guſtedt, Frhr. v. Unruhe- Bomst, Krafft und Benda werden den Anträgen der Kommission ge mäß für gültig erklärt. Die Wahl des Abg. Fürsten Radziwill wird für gültig erklärt, zugleich aber der Reichsfanzler ersucht, über eine Wahlbeeinflussung, die durch einen Geistlichen von der Kanzel herab betrieben, amtliche Ermittelungen anzustellen.

Gerichts- Zeitung.

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Die Verhältnisse des Heiraths- Bureaus Freya" be schäftigten gestern die erste Straffammer hiesigen Landgerichts in einer auf gemeinschaftlichen Betrug gerichteten Antlage gegen den Kaufmann Rudolf Korfinski und den Kaufmann und Haus befizer Karl Louis H. Handrete. Der erste Angeklagte, welcher erfahren hat, daß durch Heiratsvermittelung auf diesem nicht mehr ungewöhnlichen Wege" recht viel Geld zu verdienen if hatte den Plan gefaßt, seinerseits als Wegweiser für die Herzen zu dienen, welche sich im Getümmel des täglichen Lebens nicht zu finden vermögen. Er miethete in dem Hause des zweiten Angeklagten in der Fehrbellinerstraße ein bescheiden eingerichte tes Bimmer und etablirte daselbst, wie die Anklage annimmt, im Verein mit H.- ein Heirathsbureau, welches er in ben Beitungen bald unter dem hochtrabenden Tütel Freya  , Sentral Heiraths Vermittelungsbureau" annonzirte. Gleichzeitig ließ fich pomphafte Birkulare drucken, welche ankündigten, daß die " Freya" vermöge ihrer zehnjährigen" Geschäftserfahrung und ibrer zahlreichen Agenten im Stande fet, auf dem Gebiete be Mariage alle Anforderungen derjenigen, die sich nach de Eden des Ehelebens sehnen, zu befriedigen, und stets über ein reich assortirtes Lager von Frauen und Jungfrauen, Blondinen, Brünetten, Ernsten und Koketten mit einer Mitgift von 10 000 Mart bis zu 60 000 Mark verfüge. Eine jener schwungvoll und in großem Stil gehalten Annonsen war auch in der Pra ger Bohemia" erschienen und veranlaßte den Rittmeister Albert Graf Lichtenberg auf Lichtenberg   bei St. Marein in Defter reich, der bei seinen 36 Jabren die Luft zu heirathen empfand, fich mit dem so leistungsfähigen Institut in Verbindung segen und die Bitte um Uebersendung der Statuten aus fprechen. Statt derselben traf ein stattlicher Brief des Inftitut reya" ein, welcher als Briefkopf die pompöse Firma trug " Erstes und ältestes internationales Heiraths- Vermittelung Institut Freya", Hauptbureau Fehrbellinerstraße", und dem nachtsmarkt eine Revision der Budeninhaber vorgenommen, mitgetheilt, daß das Institut gerade mit einem seltenen Erem Grafen   allerlei schöne Sachen vorerzählte. Es wurde batin

Bezüglich der Wahl des Abg. Schent- Wiesbaden wird beschlossen, den Reichskanzler um weitere Erhebungen über un­zulässige Versammlungs- Verbote in diesem Wahlkreise zu er­suchen.

Ebenso wird bezüglich der Wahl des Abg. Kropatschef der Reichskanzler um nähere Erhebungen über eine angebliche

amtliche Wahlbeeinflussung ersucht.

Damit ist die Tagesordnung erschöpft.

Nächste Sigung Donnerstag, den 8. Januar, Nachmittags 1 Uhr. Tages- Ordnung: 1. Etatsberathung( Reichsamt des Innern) und Nachtragsetat( Dampfbartasse für Kamerun  ). Schluß 2 Uhr 15 Minuten.

Abg. Grillenberger( S03.- Dem.): Sie brauchen nicht zu befürchten, daß ich eine große Rede halten werde; ich werde mich vornehmlich an die Vorlage halten, wie sie von mir und Abg. Herrn Kayser beantragt worden ist. Ich freue mich, daß dem wir durch diesen Antrag wenigstens das erreicht haben, daß die Beschwerden, welche allseitig über das Kranten kaffengeset eingegangen find, einer eingebenden Diskussion unterzogen werden mußten und unterzogen worden find. Allerdings find ja heute eine Menge Dinge mit in die Debatte gezogen worden, die mit dem, was wir beantragt haben, eigentlich nichts zu thun hatten, allein es ist Usus bei allen derartigen Ange­Tegenheiten, die ganzen Beschwerden, welche vorliegen, zur Sprache zu bringen und das hat auch hier nichts geschadet. Aber, m. H., einige Punkte, die speziell an das anschließen, was wir beantragt haben, find bei allen Reden, die bis jest gefallen worden sind, doch nicht genügend beachtet und befont worden. Wir beantragten in erster Linie, daß das Inkraft treten des Geseges überhaupt bis zum 1. April 1885 verschoben werden möge, und sollte das abgelehnt werden, dann wollten mir, daß die Mitglieder derjenigen freien Kaffen, deren Statuten jetzt schon zur Genehmigung eingereicht, aber noch nicht genehmigt worden waren, nicht in die Bwangskaffen hineingezwungen werden sollen. Ich stehe auch jetzt noch, troß­dem das Haus soeben mit großer Majorität den Antrag Struckmann angenommen hat, auf dem Standpunkte, daß dies das Richtige gewesen wäre, denn die Uebelstände, welche fich mit dem Infrafttreten des Gesezes herausgestellt haben, werden durch die Annahme dieses Gefeßentwurfes nicht beseitigt, wenigstens nicht vollständig beseitigt, sondern nur in ganz ge= ringem Maßstabe gemildert. Wir werden bei der Schlußabstimmung natürlich auch diesem Antrage zustimmen müssen, weil wir herausgefunden haben, daß etwas Weiteres zur Zeit absolut nicht zu erreichen ist. Ich habe bei der ersten Lesung schon darauf hingewiesen, daß wir beabsichtigten, überhaupt weiter gehende Alenderungen diefes Gefeßes in Vorschlag zu bringen, allein nachdem bekannt geworden ist, daß in nicht allzuferner Zeit die Ausdehnung dieses Gefeßes sowohl als auch des Un­fallversicherungsgefeßes auf die land- und forstwirthschaftlichen Arbeiter hier im Hause zur Vorlage gelangen soll, werden wir ja bei dieser Berathung Gelegenheit haben, gleichzeitig auf die Mängel dieses Gefeßes im Allgemeinen hinzuweisen; vielleicht ist es dann möglich, die absolut nothwendigen Aenderungen berbeizuführen und bis dahin wird die sogenannte ehrliche Probe" bewiesen haben, daß wir vollständig Recht haben, menn wir derartige Aenderungen herbeiführen wollen. Meine Herren, in der Zeit zwischen der ersten und heutigen Lesung sind mir nun noch eine ganze Anzahl von Beschwerden unter Anderem auch eine Petition zugegan­gen, allein zu spät, als daß fie noch der Kommission hätten überwiesen werden können; ich bin daher gezwungen, aus die­sen Beschwerden und Eingaben heraus jest nachzuweisen, daß allerdings mit der Annahme des Gelegentwurfes, wie er in zweiter Lesung beschloffen ist, der Uebelstand nicht vollständig beseitigt wird. Es hat sich bei der Schädigung von freien Kaffen durch die Art und Weise, wie von einzelnen Behörden vorgegangen ist, nicht blos um die lokalen Krankenkassen, die feit vielen Jahren bestehen, gehandelt, sondern auch darum, baß einzelne Verwaltungsbehörden die freien zentralisirten Hilfslaffen nicht anerkennen wollen, troßdem dieselben auf Grund des Hilfskaffengesetes von irgend einer deutschen Ver­waltungsbehörde bereits Bestätigung gefunden haben. Bu meiner Freude fann ich nun fonstatiren, daß durch die Anre­gung dieser Frage durch uns, sowie durch die Debatte und die badurch im ganzen Reich hervorgerufene Aufmerksamkeit dazu beigetragen wurde, daß die Behörden belehrt wurden. Das ist bas, was wir in erster Lesung angeregt hatten; es freut uns, baß einzelne Behörden darauf eingegangen find. Meine Herren! Ich behaupte jegt noch, daß es am zweckmäßigsten gewesen wäre, überhaupt das Inkrafttreten des Gefeßes hinauszu schieben. Denn nicht nur der§ 75 des Krantenkaffengefeßes ist es, der bei den vielen Beschwerden in Betracht fommt, sondern namentlich auch der§ 26. Dieser§ 26 wird von einer Anzahl Behörden in so auffallender Weise gehandhabt, daß es hier unbedingt vorgebracht werden muß. Die Haupt­beschwerde richtet sich gegen die tönigliche Behörde in Bayern  , gegen die General Direktion der fönigl. bayerischen Verkehrs anstalten, die mit ihrer Betriebskaffe für die Eisenbahnwerk Hätten die Arbeiter schädigt. Ich will nun noch auf einen Horwurf antworten, der mir vorhin gemacht worden ist. Der

Lokales.

g. Durch Polizeibeamte wurde heute auf dem Weih­

welche den Zwed hat, zu konstatiren, ob jeder derselben fich auch im Befiz des erforderlichen Erlaubnißscheins befindet und den ihm angewiesenen Blaz inne hat. Demnach scheint es vorzukommen, daß sich auch unbefugte Personen auf dem Weih­nachtsmarkt einzufchmuggeln wissen.

N. Die Geistesgestörtheit eines Invaliden versette

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plar eines Edelfräuleins dienen lönne. Daffelbe sei gerade Jahre alt, frisch, gesund, gut gewachsen und in einer Benfion gut erzogen; fte sei sehr musikalisch, finge schön, und nament lich werde ihre Bescheidenheit und Liebenswürdigkeit gerühmt Das Edelfräulein habe die treffliche Eigenschaft, über ein Vermögen von 600 000 fl zu disponiren, und qualifiire

beute früh gegen 8 Uhr die Bewohner des Hauses Frieden fich deshalb ganz besonders für den Herrn Nittmeifter

straße 85 in nicht geringe Aufregung. Der in der 4. Etage genannten Hauses wohnende Invalide Schmidtchen war in der Nacht plöslich irre geworden und war in dem Wahne, daß der in seinem Bett befindliche Strohsad zwei fremde Männer berge. Um dieselben zu vernichten, feste er den Strobiad in Brand, was eine Mitinbrandsegung der Mobilien in Folge hatte. Auf seine lauten Hilferufe eilten Hausbewohner herbei, welchen es gelang, den Unglücklichen in Sicherheit zu bringen und mit Hilfe der sofort alarmirten Feuerwehr das entfesselte Element auf se nen Heerd zu beschränken. Die Feuerwehr fonnte bereits nach kurzer Thätigkeit in ihre Depots wieder einrüden, während der Jrre nach dem nächsten Polizeirevier geschafft wurde. Bon dort erfolgte dann seine Uebeifübrung nach der Neuen Charitee, wo ärztlicherseits bei dem Invaliden Delirium tremens fonstatirt wurde.

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Um dem Geschäft noch einen höheren Glanz zu verleiben hatte der Herr Direktor einem fingitten Profuriften feines Namen hinzugefügt und schließlich um 125 Gulden Bo schluß gebeten ,, wegen der vielen Reisen, welche die gente zu machen haben, um täglich die annehmbarsten Offerten machen zu können." Der Graf Lichtenberg war natürlich begierig, näheren Verhältnisse der empfohlenen Dame Tennen zu lernen und schickte deshalb dem Institut einen Wechsel über 100 fl und 25 fl. baar ein, hat aber seitdem in seiner Bewerbung um das Edelfräulein feine weiteren Forschritte gemacht, b die Denunziation einreichte, ein gefliffentliches Schweigen das Institut bis zum 6. Oktober v. 3, an welchem Zage a beobachtete, und ihm nur als Andenken der Wechsel 100 fl. präsentirt wurde, den er natürlich nicht honorirte. Des Angeklagte K., der inzwischen eine faufmännische Stellung an genommen, hatte sich mittlerweile vom Geschäft zurückgezogen und dasselbe wurde von H. übernommen und fortgefeßt. Die zwischen zwei Droschken durchzugehen. Das eine Pferd, welches Antiage nimmt aus allen Umständen eine betrügerische Roope

g. Um einige Schritte zu ersparen, suchte gestern Abend ein junger Mann am Halteplaß an der Schloßfreiheit

gerade fraß, erschreckte hierdurch, riß den Kopf in die Höhe und traf hierbei mit dem blechernen Futterbehälter derart das Gesicht des jungen Mannes, daß er mehrere schmerzhafte Ber legungen davonirug und die Hilfe der Sanitätswache in An­spruch nehmen mußte.

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ration beider Angeklagten an. Dies lonnte nun allerding nicht erwiesen werden; vielmehr stellte sich heraus, daß ziemlicher Feindschaft von K. geschieden war und den Verfu gemacht hatte, dem Grafen die 25 baar gezahlten Gulben der zuzustellen. K. bestritt zwar jede betrügerische Abficht un

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