Tegenheit weit über Berlin hinaus Intereffe hat. Kurz nach der Gründung des Vereins wurde seinem ersten Vorfißenden cand. jur. E. Hopf von dem Rektor der Friedrich- WilhelmsUniversität, Profeffor Dr. Dernbura, aufgegeben, den Verein aufzulösen oder die studentischen Mitglieder zum Austritt zu bewegen. Der Rektor ging hierbei von der Ansicht aus, daß der Verein ein studentischer sei und somit den SS 39-44 der Universitätsvorschriften unterliege, wonach er binnen drei Tagen dem Rektor anzuzeigen sei. Diese Ansicht ist aber insofern eine irrige, als dem Vereine von Anfang an eine ganze Reihe Herren angehörten, die nicht mehr Studenten find. Schon die bloße Bugehörigkeit eines Nichtstudenten entzieht nun einen Verein der Gewalt des Rettors nach dem klaren Wortlaut des § 40 der genannten Vorschriften, nach welchem Vereine von Studirenden solche sind, die nur Studirende derselben Hochschule als Mitglieder aufnehmen. Wir kommen nun zu der Thätigkeit, die das hiesige Polizeipräsidium in der Sache entfaltete. Auf Grund des Vereinsgefeges bestätigte es die Anmeldung des Vereins, hielt denselben aber, ebenso wie der Rektor, für einen studentischen und erklärte, daß der Verein nicht eher seine Thätigkeit beginnen dürfe, bis er von den Universitätsbehörden genehmigt sei. Da das Polizeipräsidium sowie die Minister des Innern und des Kultus von dieser Ansicht nicht abzubringen waren, traten die studentischen Mitglieder des Vorstandes aus demselben aus. Der Vorstand wurde nunmehr vollständig aus Nichtstudirenden unter dem Vorfit des Reichstagsabgeordneten Meibauer und des Redak teurs Dombrorosky gebildet, und die erfle Versammlung, in der Reichstagsabgeordneter Prof. Dr. Möller über Sozia,, Sozia listische Systeme im Mittelalter und Alterthum" sprechen sollte, auf legten Dienstag, den 16. b. Mts., berufen. Man glaubte mit der Veränderung des Vorstandes alle Formalitäten dem Polizeipräsidium und dem Rektor gegenüber erfüllt zu haben, als zum größten Erstaunen aller Studenten menige Stunden vor der Versammlung ein Reftoratsanschlag am schwarzen Brett prangte. Derselbe lautete folgendermaßen:„ Eine Anzahl Studirender hat in Verbindung mit Nichtstudirenden einen akademischen liberalen Verein begründet. Dabei wurde jedoch den akademischen Gefeßen, wonach Vereine der Studirenden den Universitätsbehörden behuss ihrer Bulaffung anzuzeigen sind, unter nichtigen Vorwänden der Gehorsam verweigert. Der Verein ist daher, ganz abgesehen von der Frage, ob er nach dem Inhalt seiner Statuten mit den 3wecken der Universität verträglich wäre, illegal und gefezwidrig verboten. Demzufolge ist seitens der Universitätsbehörden unlängst an die studentischen Mitglieder seines Vorstandes die Aufforderung zum Austritt aus dem Verein ergangen; ste haben dieser Aufforderung auch Folge geleistet. Neuere Vorgänge veranlaßten mich nunmehr, die Herren Studirenden allgemein darauf aufmerksam zu machen, daß der Verein gefeß midiig und verboten und daß die Theilnahme an demselben für die Studirenden nach den Gefeßen strafbar ist. Der gefunde Sinn der Studirenden läßt errathen, daß die Verfuche, fie zu gefeßwidrigem Verhalten zu verleiten, keinen Erfolg haben werden. Der Rektor( gez) Dernburg ." Das Boltzeipräsidium hat nun, um mit der Boft" zu reden, diesem Anschlage dadurch einen gründlichen Nachdruck zu verleihen gewußt, daß es die Versammlung einfach verbot; damit aber jeder Eflat vermieden würde, gestattete es die Abhaltung eines sogenannten Herrenabend", der die Theilnehmer, welche zum größten Theile trop des Anschlags Studenten waren, bis zum frühen Morgen fröhlich beisammen hielt. Dies der augenblickliche Stand der Verhältnisse!"
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An Zöllen und gemeinschaftlichen Verbrauchssteuern, sowie anderen Einnahmen sind im Reich für die Zeit vom 1. April 1884 bis zum Schluffe des Monats November 1884 einschließlich der kreditirten Einnahmen( und verglichen mit der Einnahme in demselben Zeitraume des Vorjahres) zur Anschreibung gelangt: Bölle 146 409 818 Mt.(+9 164 583 M.), Tabaffleuer 3 657 259 f.(+1 244 402 Mt). RübenzuckerSteuer 52 673 530 Mt.(-9460 117 Mt.), Salzsteuer 25 565 813 f.(+392 397 Mt.), Branntweinsteuer 19 884 296 Mart(+110 353 M.), Uebergangsabgaben von Branntwein 80 860.(+ 14 347 Mt.), Braufteuer 12 421 914 Mart (+518 320 Mt.), Uebergangsabgaben von Bier 1 139 023 Mt. (+141 440 Mt.) Summa 156 485 449 Mt.(+2 125 725 M.). Spielkartenspempel 655 474 Mt.(+25 294 Mt.), Wechseistempelsteuer 4520 713 Mt.(- 41 465 Mt.), Stempelabgabe für Werthpapiere, Schlußnoten, Rechnungen und Lotterieloose 8 787 980 t.(+ 455 036 Mt.). Die zur Reichskaffe gelangte Jft Einnahme, abzüglich der Ausfuhr Vergütigungen und bis Ende November 1884: Bölle 125 726 503 Mark (+4 910 334 M.), Tabaksteuer 7 045 53 Mt.(+98 642 M.), Rübenzuckerſteuer 15 290 367 Mt.(-10 305 313 M.), Salzsteuer 23 309 102 Dt.(+428 345 Mt.). Brannteinsteuer und Uebergangsabgabe von Branntwein 26 758 529 Mt. (+1854864 M.), Brausteuer und lebergangsabgabe von Bier 11 488 052 Mt.(+559 234 M.); Summa 209 618 085 Mart.(-2 453 894 R.) Spielfartenstempel 582 312 Mark. (+11 596 Mr.).
Frankreich . Der Finanzminister Tirard legte dem Senat seinem Ermessen zu verfahren und ist Niemandem für feine Handlungen verantwortlich, als mir, wenn ich Rechen schaft von ihm fordere. Soweit ich ihn fenne, sehe ich auch alles Vertrauen in ihn; doch nehme ich es ihm sehr übel, daß er unhöflich gegen Dich war."
,, Unhöflich, lieber Onkel, wenn's weiter nichts wäre! Aber ich fürchte.
,, Was fürchtest Du?"
" Ich fürchte, daß er unredlich gegen uns handelt." " Da irrst Du, mein Kind!" fiel Rodenburg lebhaft ein. Einer Unredlichkeit ist Brand nicht fähig!"
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Möglich, daß ich mich irre, Onkel; indeffen es kam mir vor, als ob er hier und da zu hohe Löhne zahlte; ich ersuchte ihn um nähere Angabe darüber, die er mir aber barsch und in beleidigendem Tone verweigerte."
Das ist sehr verdächtig, sehr verdächtig!" fiel Amberg ein und schüttelte nachdenklich den Kopf.
Vielleicht fühlte er sich nur in seiner Autorität als Generalbevollmächtigter verlegt," entgegnete Rodenburg.
Möglich!" gab Amberg zu. Doch sollte ich meinen, daß es sich in diesem Falle lohnte, die Sache einmal näher zu untersuchen. Es ist Ihnen nicht zuzumuthen, lieber Freund Rodenburg, daß Sie die Gutsrechnungen durchsehen und ihm die Lohnbücher nachrechnen. Allein, wenn es einmal geschähe, so wäre es immerhin gut. Ihr Bevollmächtigter wüßte alsdann, daß zuweilen doch eine Kontrole geübt wird und er nicht ganz schalten kann mit fremdem Gelde, wie es ihm beliebt."
" Ich vertraue ihm und kenne ihn hinlänglich. Er ist der zuverlässigste Mann, den es giebt."
Es giebt manchmal Fälle, wo der redlichste Mensch von irgend einer Leidenschaft erfaßt wird, die ihn zu einer Unredlichkeit zwingt. Haben Sie nicht gehört, daß die treuesten Kaffenbeamten, wenn sie irgendwo Verluste erleiben, welche sie verheimlichen möchten, einen Eingriff in die ihren anvertraute Kasse machen?"
Dergleichen Fälle mögen vorgekommen sein!" Sie find vorgekommen, tommen häufig vor, und hier all um so leichter möglich, als Brand weiß, daß le geübt wird. Wie wäre es, wenn Sie sich
das Budget vor. Salmon verlas einen Protest der Finanz fommission gegen die verspätete Vorlage und fügte hinzu, daß es unmöglich sei, den Generalbericht vor Montag zu erstatten; wenn jest provisorische Bewilligungen eintreten müssen, so würde das Land wissen, daß hierfür nicht den Senat die Schuld treffe. Der Senat vertagte fich darauf auf morgen.
Portugal . Das portugiesische Kanonenboot, Sado" und das französische Kanonenboot Segond" haben Landana am Congo besucht, um die zwischen den Eingeborenen und der franzöfifchen fatholischen Mission in Saint Esprit entstandenen Differenzen beizulegen. Bei dieser Gelegenheit trazirten die Offiziere beider Schiffe die von Portugal als Grenze seiner Befizungen beanspruchte Parallele des 5° 12' südlicher Breite. Der Vorgang wurde protokollarisch verzeichnet.
Nußland. Im russischen Gouvernement Archangel ist eine Hungersnoth ausgebrochen, das Elend wird als noch größer geschildert, als im Jahre 1867; auch glaubt man, daß eine allgemeine Auswanderung der nothleidenden Bevölferung, ganz, wie es im Jahre 1867 der Fall war, unmittelbar bevorstehe. Als Ursache des Unglücks wird der Umstand angeführt, daß Getreide und Kartoffeln in diesem Herbste zum großen Theil auf den Feldern erfroren. Das Mehl hat schon jezt einen für die Mehrzahl der Bewohner unerschwinglichen Breis erreicht. Der Finanzminister Bunge hat sich mit aller Bestimmtheit dafür ausgesprochen, daß der Donau - Dampffchiffahrtgesellschaft des Fürsten Gagarin von Seite der rusfischen Regierung Subfidien zugestanden werden. Der mehrDer mehr fach genannte Führer der podlachischen, an den Papst gesandten Deputation, Gutsbefizer Frankowski, welcher gleich nach seiner Rückkehr aus Rom verhaftet und in die Zitadelle gebracht wurde, ist, wie man aus Warschau meldet, nunmehr zu dreijähriger Verbannung ins Innere Rußlands abgeführt worden, wobei ihm bedeutet wurde, daß dieses verhält nißmäßig geringe Strafausmaß nur einem Gnadenakte zu danken sei.
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Großbritannien . Ueber das Attentat in Windsor wird ( nach einem neueren Telegramm aus London ) seitens der Eisenbahnbehörden erklärt, daß kein Grund zu der Annahme vorliege, die von der Station Windsor gemeldete Feuersbrunst sei von Feniern angelegt worden. Genauere Ermittelungen hätten ergeben, daß keine Höllenmaschine in der Kiste- verborgen gewefen sei, ebenso sei auch in der betreffenden Flasche tein Sprengstoff enthalten gewesen. Einer anderen Nachricht zufolge bestand die aufgefundene Maschine" aus einer Senbung von Kurbeln für Angelruthen. Dem ,, Standard" mird aus Lahore vom 19. d. M. gemeldet: Die Bivil and Military Gazette" behauptet, daß russische Agenten, die man für Offiziere hälf, fich in Kabul befinden und vertrauliche Beziehungen mit dem Emir unterhalten. Es verlautet, diesen Agenten sei der Schriftwechsel zwischen dem Emir und der indischen Regierung zugänglich. Diese Nachricht ist, wie das Blatt bemerkt, aus so vorzüglicher Quelle, daß nur das unzweideutigste amtliche Dementi fie erschüttern könne.
Kommunales.
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Die Frequenz auf unseren städtischen höheren Lehranstalten zeigt auch für das vergangene Jahr ein eigenthümliches Bild. Die Gesammtzahl der Schüler betrug 13 508, hat fich also gegen das Vorjahr nur um 145 gehoben. Da das Progymnaftum und die Fall- Realschule in derselben Beit einen Zuwachs von zusammen 175 Schülern gewonnen haben, so ergiebt sich ein Rückgang in der Frequenz der übrigen höheren Lehranstalten um 30. Bei den Gymnasien beträgt dieser Rüd gang 52, während sich die Frequenz in den Realgymnasien, bei denen im Vorjahre ein Rückgang von 56 zu fonstatiren war, fich um 22 gehoben hat. Der Gesammtzuschuß, welchen die Stadt für die städtischen höheren Lehranstalten für Knaben zu zahlen hat, beträgt 1203 680 Mart, oder 88,3 Mark pro Kopf. Auch in den höheren Mädchenschulen hat die Frequenz abgenommen und war ist sie von 3531 auf 3440 gefallen.
- Zwei Kommunal- Ersaßmahlen haben demnächst stattzu finden, und zwar für die II. Abtheilung des V. und für die II. Abtheilung des VIII. Kommunalwahlbezirks, deren Vertreter, die Stadiv. Kaufmann Müller und Fabrikbefizer Tappert, ihr Mandat, welches bis 1889 lief, niedergelegt haben. Die Erfaz mabl foll Mittwoch, den 7. t. Mts., von Vormittags 10 bis Nachmittags 3 Uhr für den V. Wahlbezirk in der ViktoriaBrauerei, Lügomstr. 112, und für den VIII. Wahlbezirk in der 112/129 Gemeindeschule, Wasserthorfir 31, stattfinden.
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Mit der Regulirung des Wörther Plazes und des diesen begrenzenden Theiles der Trestowstraße foll nun endlich vorgegangen werden. Der Stadtverordneten- Versammlung liegt jegt eine Vorlage des Magistrats vor, welche den Antrag stellt, Sie zur Freilegung der Treskomstraße erforderliche Fläche des Grundstücks der jüdischen Gemeinde von ca. 995 qm. zu einem Preise von 25 t. pro qm. unter der Bedingung zu faufen, daß die Abtretung der zum Wörtherplat erforderlichen Fläche von ca. 488 qm. seitens der jüdischen Gemeinde ohne Entgelt erfolgt. Es wird sich dann noch um die Erwerbung einer 253 qm. großen Fläche eines Privatweges handeln, welche den
heute einmal die Lohnbücher forderten, lieber Freund? Sie brauchen sich ja gar nicht selbst mit der Rechnung zu befassen. Da bin ich hier, da ist auch Emmy ! Sie ist eine vortreffliche Rechnerin. Wir werden statt Ihrer die Durchsicht übernehmen, und haben wir ein Monitum, so werden wir Sie darauf aufmerksam machen."
., Meinetwegen mag das geschehen, lieber Amberg ; aber ich weiß von vorn herein, daß Sie kein Monitum zu machen haben werden."
,, Davon bin ich ebenfalls überzeugt, allein es ist immer gut, wenn man seine Bediensteten zuweilen kontrolirt."
,, Darin haben Sie Recht, und so mag denn Brand mir seine Lohnbücher vorlegen, ehe er die Arbeitslöhne auszahlt. Ich werde ihm gleich nach Tisch die Weisung zugehen lassen."
Blick.
,, Außerdem," fuhr Rodenberg fort ,,, werde ich ihm einen Verweis zukommen lassen dafür, daß er Dir, liebe Emmy, unhöflich begegnet ist und werde ihm sagen, daß er Dir fünftig so freundlich und zuvorkommend zu begegnen hat, wie er es der Verwandten seines Herrn schuldet."
Das werden Sie nie erreichen, Onkel," fagte Emmy, Brand haßt mich."
,, Haßt Dich? Weshalb?"
,, Sie wissen vielleicht nicht, daß zwischen Brand und Lucie ein Liebesverhältniß besteht."
Rodenberg sah sie überrascht an und sagte: ,, Das weiß ich in der That nicht!"
,, Ein solches Verhältniß besteht aber, Onkel Amberg wird das bestätigen können."
Amberg lächelte verschmitt und nickte mit dem Kopfe. Ich kann es bestätigen; aber über so delikate Dinge breitet man lieber den Schleier."
Du fagst, Emmy ," fuhr Rodenberg fort, daß ein Liebesverhältniß zwischen ihnen besteht? Du willst sagen, bestanden hat!"
| Spieckermann'schen Erben gehört. Mit diesen schweben die Verhandlungen noch.
" 1
- Das Polizeipräsidium hat, dem Vernehmen der Nat.3tg." nach, feine Forderungen, betreffend bie Bauprojekte für die dret neuen Markthallen Lindenstraße- Friedrichstraße, Mauer straße Zimmerstraße und Dorotheenstraße- Reichstags- Ufer trot der eingehenden Vorstellungen des Magistrats festgehalten. Namentlich werden die 9 Mieter breiten Eingänge noch immer gefordert. Dhne Zweifel wird der Magistrat weitere Schritte thun und schließlich auch die Entscheidung der höchsten Instanzen anrufen, da die Mehrkosten, welche durch die polizeilichen For derungen entstehen, sehr große sind. Die nächste Folge der Verfügungen des Polizeipräsidiums ist die, daß jezt Projekte für neue Markthallen nicht aufgestellt werden können, und daß unter Anderem auch der Bau der Markthalle in der Acker und Invalidenstraße im Jahre 1885 nicht stattfinden wird. Die Wohnungen auf den Markthallen- Grundstücken werden vielmehr vermiethet werden.
Lokales.
g. Behufs einer zur Freilegung der Yorkstraße auf der Strecke von der Großbeeren bis zur Rasbachstraße erforderlichen 16 489 Mt. großen Fläche ist vor Kurzem das Enteignungsverfahren soweit beendet worden, daß ein Termin zur Festsegung der Entschädigung im Dienstlokal des 31. Po lizeireviers, Kreuzbergstraße 77, auf den 10. Januar t. J. feſt gesetzt werden konnte.
r. Das Kapitel von den Nebenbeschäftigungen der Beamten hat durch den folgenden Vorfall eine sehr bemer fenswerthe Bereicherung erfahren. Die Ehefrau des Bahnbe amten H. betrieb einen Holz- und Kohlenhandel, wovon H. den Vorschriften seiner Bahnverwaltung gemäß, dieser Mittheilung machte. Die Bahnverwaltung erflärte, hiermit nicht einver standen sein zu können, und forderte den H. auf, bei Vermei dung seiner Entlassung aus dem Eisenbahndienste, dahin zu wirken, daß seine Frau das von ihr betriebene Geschäft auf gebe. Als letteres innerhalb eines bestimmten Beitraums nicht geschah, wurde h. entlassen. Dieser hielt den Entlaffungs grund nicht für gerechtfertigt, einmal weil von ihm eine gesetz lich nicht zulässige Einwirkung auf die Handlungen einer dritten Person aefordert worden sei, dann aber auch, weil die Forderung der Bahnverwaltung im Widerspruch stehe mit dem Brinzip der Gewerbe- Freiheit. Er klagte mit dieser Moti virung sein laufendes Gehalt gegen die Bahnverwaltung ein, indem er derselben seine Dienste zur Verfügung stellte und die nach seiner Meinung ungerechtfertigte Entlassung als rechtlich unerheblich betrachtete. Der Prozeß ist vor einigen Tagen vom Reichsgericht zu Ungunsten des Klägers entschieden wor ben, der mit seinem Gehalts- Anspruche abgewiesen wurde. Nach den Reglements der betreffenden Bahnverwaltung fonnte es feinem Bebenken unterliegen, daß ihre Einwilligung nöthig war, wenn die Ehefrau des Klägers ein Gewerbe selbstständig betreiben wollte. In dieser Bestimmung hat das Reichsge richt einen Verstoß gegen die Gewerbefreiheit nicht erblicken fönnen.
r. Die neue Pferdebahn- Linie Spittelmarkt- Rigdorf bat vom ersten Tage ihres Betriebes an bis heute den Anfor derungen des Verkehrsbedürfnisses nicht entsprochen. Die klei nen, in Interwallen von fünf Minuten vom Spittelmarkt abgehenden Wagen find zu jeder Tageszeit längst vor der Abfahrt gefüllt, ja nicht selten überfüllt, so daß an den späte ren Haltestellen ein Aufsteigen nur in den allerfeltensten Fällen möglich ist, so daß man an der Kürassier- und Oranienstraßen Ede häufig sieht, daß Damen, nachdem sie vergeblich zwei, drei Wagen abgewartet haben, mißmuthig zu Fuß weiter gehen. Allerdings ist der Verkehr von der Cotibuser Brücke bis zum Rollfrug nur ein geringfügiger, für den die jetzt gehenden fleinen Wagen wohl ausreichen mögen; aber die Pferdebahn Verwaltung hätte wohl dafür Sorge tragen können, daß dem Verkehrsbedürfniß zwischen Spittelmarkt und Cottbuser Brüde in ausgiebigerem Maße Rechnung getragen würde, als dies ießt der Fall ist; es ist nöthig, entweder größere Wagen für die ganze Tour einzustellen, oder die kleineren Wagen in schnelleren Zwischenräumen fahren zu lassen.
g. Die Preise der Weihnachtsbäume find tros der bedeutenden Quantitäten, welche auf den Verkaufsstellen in Berlin aufgestapelt worden, recht hohe und scheinen mit dem Näherrücken des heiligen Abends noch zu steigen. Weihnachtsbäume, die vor vier bis fünf Tagen noch 1 m. kosteten, wer den heute nur noch für 1 M. 50 Pf. abgegeben und morgen find sie vielleicht noch theurer. Auf einen Handel laffen sich die Leute gar nicht ein, eher verkaufen sie nichts. Ein Bäumchen von etwa 5 Fuß Höhe kostet 1 M. bis 1 M. 25 Pf., ein Preis, der bisher nicht gefordert worden ist. Die fieineren Bäume sind zum großen Theil vergriffen und so ist man auf größere und natürlich theuere angewiesen. Wenn es den Händ lern nur nicht auch diesmal so geht, daß sie durch ihre hohe Preisforderung das Publikum von dem Ankauf eines Baumes zurückschrecken und schließlich ganze Berge von Weihnachts bäumen übrig behalten. Wir haben diese Fälle schon häufig
,, Vielleicht auch noch besteht, nicht wahr, Onkel Amberg ?"
Ich schweige lieber darüber, Kind!" sagte Amberg mit einer geheimnißvollen Miene. Ich sage weiter nichts, als daß ich in Berlin war, daß ich dort Lucie sah und Sprach."
,, Sie haben Sie gesehen und gesprochen? fragte Rodenburg, mit weit geöffneten Augen den Sprecher an blidenb. D, erzählen Sie, lieber Freund? Wie geht es dem armen Kinde?"
,, Gut, sehr gut! Für sie ist gesorgt.... Ich könnte Ihnen Manches fagen, wenn ich wollte."
"
Es freut mich, daß für sie gesorgt ist... Aber wer... wer sorgt für fie?"
,, Das mag ich nicht sagen, oder kann ich nicht sagen.... Brechen wir davon ab!"
,, Nennen Sie mir ihren Aufenthalt! Ich bin es dem Kinde meines Bruders schuldig, daß ich nicht Andere für sie sorgen laffe, wenn sie mich auch tief beleidigt hat."
,, Ersparen Sie sich eine Demüthigung, lieber Freund! Mehr kann ich Ihnen nicht sagen."
"
Eine Demüthigung? Von welcher Seite sollte ich diese erfahren?"
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,, Sie zwingen mich etmas auszusprechen, was ich Ihnen verschweigen wollte, um Ihnen keinen neuen Rummer zu bereiten, versette Amberg , ihn traurig anblickend.„ D, es bekümmert sich tief, daß Sie unverdient so von allen Seiten gekränkt werden. Lucie ist das undankbarste Geschöpf, das je egistirte."
Sie ist undankbar!" wiederholte Rodenburg gedankenvoll mit schmerzlichem Seufzen.
„ Ja, sehr undankbar!" bestätigte Amberg .„ Ich erfuhr ihren Aufenthalt und ging zu ihr. Schnöde empfing fie mich; ich ertrug ihren Spott und ihren Hochmuth, ba ich ia Ihnen einen Dienst leisten wollte. Ich sagte: Liebes Fräulein Rodenburg! Ihr Onkel bereut es, Ihnen wehe gethan zu haben, obwohl Sie ihn schwer tränkten. Ihr Onkel bietet Ihnen trogbem seine Hilfe an, weil er fein Gewissen beunruhigt fühlt, Sie, die Tochter feines Bruders,