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mit dem 30. August 1885 abläuft. Bis dahin dürften sich auch wohl sämmtliche Hilfskaffen dem Geseze entsprechend einges richtet haben. Auch die sächlichen Armenhäuser" sind eben so wie die preußischen Landesanstalten" bei den sogenannten Bagabunden sehr in Verruf. Dieselben ziehen das Gefängniß So zündete diesen Arbeits- und Besserungsanstalten vor. türzlich ein jugendlicher Mensch, der im Bezirksarmenhause fich befand, bei einem Ausgange eine Scheune bei Marinenkirchen an, lediglich um aus dem Armenhause heraus und ins Gefäng­niß zu kommen. Das ist wahrlich kein gutes Zeugniß für diese Befferungsanstalten! In einer Befferungsanstalt soll man nicht lediglich füchtigen, sondern in der Hauptsache erziehen. Schimpfen und prügeln allerdings ist viel bequemer, als bes lehren. In unserem Königreiche hat man schon vielfach einen Anlauf gemacht zur Gründung einer Arbeiterkolonie. Bis jetzt ist es aber bei den Anläufen geblieben. Unsere Bes völkerung hat keine besondere Vorliebe für diese Experimente. Mag auch sein, daß man jeẞt allgemein einfieht, daß die bis jest gegründeten Arbeiterkolonien lange das nicht geleistet, was fe versprochen haben. Auch die Verpflegungsstationen machen hier keine Fortschritte; die Ungleichmäßigkeit in der Errichtung Derselben steht hinderlich im Wege. Man glaubt allgemein, daß solche Hindernisse nur im Wege der Gesetzgebung zu über­wältigen find. In Wurzen   beschäftigt die dortige Stadt mühle als Erbsenleser immer eine größere Kinderschaar. Den älteren Kraben von 12-14 Jahren war der Lohn zu gering, zirka 3 Pf. pro Stunde, und sie zogen deshalb in den naben Wald, hielten Reden und proklamirten den Strike. Den Bes mühungen und Versprechungen des nacheilenden Direktors der Mühle gelang es, die Gemüther zu beschwichtigen, und freudigen Muthes zog die Knabenschaar wieder zur Arbeit, in dem Bes wußtsein, doch etwas, und seien es auch nur Versprechungen, erreicht zu haben. Als ein Zeichen der Beit ist aber doch wohl Dieser Knabenstrife zu registriren.

England. Die Fischer Ruß, Chalt und Jarvis, welche wegen Beraubung der deutschen   Kutter Diedrich" und Anna" angetlagt find, erschienen gestern obermals vor dem Bolizeigerichte in Great Yarmouth, London  . Die Verhandlung wurde wiederum vertagt. Sur Verbaftung des ebenfalls an­Beklagten noch auf See befindlichen Fischers, Namens Preston  , wurde ein Kanonenboot entsendet.

Süd Afrika. Die Times" meldet aus Durban   von gestern, die englische Regierung hätte, um teinerlei Jerthum fremder Mächte darüber aufkommen zu laffen, daß das Terri torium von Port Durnford unter englischem Schuße stehe, durch das Kanonenboot ,, Goshawk  " daselbst die englische Flagge hiffen lassen. Vort Durnford liegt füdlich vom Kap Lucia, in der Nähe der jüngst viel genannten St. Lucia- Bai im Zulu­land, welche nach englischer Behauptung von deutscher Seite jüngst gekauft werden sollte, wodurch den Bauern- Republiken ein Weg zum Meere geöffnet werden sollte, anstatt der von den Portugiesen festgehaltenen Delagoa- Bai. Für die Boeren wäre die englische Besißnahme ein weiteres Hinderniß für die Erlangung ihrer handelspolitischen Selbstständigkeit.

Australien  . Dem Reuterschen Bureau" wird aus Mel­ bourne   gemeldet, die Regierung von Victoria   bemühe fich, die Regierungen der anderen australischen Kolonien zu einer gemeinschaftlichen Protestation gegen die deutschen   Pro­tektorate in der Eüdsee zu veranlaffen.

Die Empörung in Korea   tam nach neuern Nachrichten zum Ausbruch während eines amtlichen(!) Effens, welches der japanische   Konsul dem britischen Konsul gab und an welchem verschiedene Regierungsmänner, wie der Deutsche Möllendorff, Vizepräsident des Auswärtigen Amtes, und der amerikanische  Reftdent theilnahmen. Herr Möllendorff hatte sich durch seine Ansichten und die Thatkraft, mit der er dieselben zu ver­whtlichen suchte, den besonderen Haß der Gegner tes Mi­nifteriums zugezogen. Die Japaner hatten fich mit dieser Oppofition verbündet; Nachgiebigkeit gegen chinesische An­fp üche ist das Hauptverbrechen, welches man dem Minifte rium zur Laft legt. Die japanischen Parteigänger brachten gun äd ft fleben Minifter um und nöthigten den König, ein japanisch gefinntes Ministerium zu berufen. Dieses neue Mi nifterium aber wurde von den Chinesen niedergemacht. Der König entfloh und Seul war nun der Schauplas cines Rampfes zwischen chinesischen   und japanischen Truppen, welche beide zusammen wieder vom koreanischen Heere angegriffen wurden. China   und Japan   baben Truppen entsandt. Man glaubt, daß die Jaraner ihr Gesandtschaftsgebäude selbst an­gezündet haben. Der Breslauer 3tg." geht ein Piivattele gramm aus Görlig zu. Herr Möllendorff hat dort per­fönliche Beziehungen wonach von demselben beruhigende Nachrichten eingetroffen wären. Es fragt fich nur, ob diese Nachrichten inzwischen nicht durch die späteren Telegramme Aberholt find.

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Lokales.

g. Das neue Bahnhofsgebäude der Stadtbahn, weldes die Station Thiergartenhof bilden soll, ist nunmehr bis auf die Glaferarbeiten fertiggestellt. In den unter der

Die Pariser Geheimpolizei.

( Schluß.)

Bei seinen Nachforschungen wird der Agent oft mehr vom Bufall als durch seinen Scharffinn unterstüßt. An dem Tage, wo ich die ,, Sûreté  " besuchte erzählt Wolff hatte einer der Agenten wie durch ein Wunder eine Liebes bande entdeckt. Bu fällig trat er in ein Tanzlokal in einem der Vorstadtviertel, wo er sofort von einem der Mädchen erkannt wurde. Dieses ging auf ihn zu und flüsterte ihm geheimnisvoll in's Ohr: " Ich weiß, warum Sie herkommen.

Wenn Sie mir ver­1prechen, mich nicht mitnehmen zu wollen, werde ich Ihnen ihn zeigen." Der Agent that natürlich, als ob er von Allem unter­ridtet sei, entlockte dem Mädchen auf bequeme Art und Weise all seine Geheimnisse und vernahm so, daß es die Geliebte des Mannes gewesen, welcher, wie es annahm, von der Polizei ge­sucht wurde. Derselbe hatte ihr ein anderes Mädchen vor­gezogen und dafür wollte fie fich rächen. Das ist er", sagte fte, wäbrend sie auf einen der Anwesenden mit dem Finger wies. Der Agent trat auf den Bezeichneten zu, legte die Hand auf seine Schulter und flüsterte ihm in's Dhr: Sh nehme Sie in Haft."

Der Andere versuchte Anfangs fich sehr beleidigt zu zeigen und flüsterte zurüd: Sie irren fich! Ich bin nicht der, den Sie meinen. Lassen Sie mich los", aber der Agent nahm thn freundschaftlich beim Arm und so gingen Beide, wie die besten Kameraden fort. Auf ein Zeichen des Agenten nahm einer feiner Kollegen, der vor deni Tanzsaal stehen geblieben war, den anderen Arm des Mannes und so gingen fie alle Drei auf die Biäfektur:

Und die Anderen." sagte plöslich der Verhaftete ,,, haben Sie die Anderen schon?"

Roch nicht," lautete die Antwort, aber es wird nicht lange mehr währen."

Ich habe Durft, gehen Sie eben mit mir in dieses Weinhaus, um ein Glas Wein zu trinken."

Die Drei gingen hinein. Die Bunge des Diebes wurde bald gefügig macht; einmal würde es doch heraus fom­men und da um wolle er lieber Alles gleich erzählen. Es war Tn Mensch, der bereits 52 Diebstähle auf seinem Gewiffen

all feine Komplizen verrieth und die Stellen angab, Pr habhaft werten konnte. Durch Zufall war der es Tanzlokal gelommen und mit Hilfe zweier Be eheimpolizei und einiger gardiens de la paix war

Bahnhofshalle befindlichen Stadtbahnbögen wird jest eifrig an der Einrichtung der verschiedenen Bureaux gearbeitet, um die Eröffnung der Station im nächsten Monat bewirten zu tönnen. Diese Station ist bekanntlich zur Bequemlichkeit der Studirenden erbaut worden, welche das neue Polytechnikum in Charlottenburg   besuchen.

g. Die Bewohner Rigdorfs beabsichtigen nach Neujahr an den Eisenbahnminister eine Betition dahin zu richten, daß die über den Bahnförper führende Brücke amtlich reparirt wirde. Die Brücke ist bekanntlich seit ca. 1 Jahre für den Versonen verfehr gesperrt und muß das Publikum, welches über den Bahnförper hinweggehen will, oft 10 bis 15 Minuten warten, ba hier fast ununterbrochen rangirt wird.

g. Eine große Enttäuschung erlitten heute die mit Gänsen nach Berlin   gekommenen Bauern, welche in Anbetracht der beiden Weihnachtsfeiertage arofe Mengen von Gänsen eingeführt hatten und auf den Märkten 70-75 Bfennige für das Pfund forderten. Der Absaz war in Folge dessen ein so geringer, daß die Bauern sich schließlich gegen Mittag veran laßt faben, mit den Berliner   Preisen zu rechnen und nur 50 bis 55 Pf. zu verlangen. Viele nahmen große Quantitäten von Gänsen wieder mit nach Hause, da ihnen der Verkauf nach 1 Uhr Mittags von Schußleuten untersagt wurde.

g. Trotz der hohen Preise wurden heute auf den meisten Handelsplägen mit Weihnachtsbäumen faft sämmtliche Bäume verkauft, so daß die Straßenreiniger nicht, wie in früheren Jahren, große Haufen von Tannen und Fichten abzufahren brauchen. Aus der enormen Anzahl von Weihnachtsbäumen, welche nach Berlin   geschafft und auch abgesezt worden ist, fann man die erfreuliche Wahrnehmung machen, daß dem Berliner   der Sinn für die würdige Begehung des Chriftfestes geblieben ist.

b. Eine urweltliche Schnupftabatsdose. Eine der wenigen Wahrzeichen Berlin's   bildet die sogenannte ,, Ribbe"( Rippe) an dem Hause Moltenmarkt Nc. 13, Nippe und Schulterblatt eines vorweltlichen Thieres, nach denen das ganze Haus und die in ihm betriebene Wirthschaft im Volksmunde die Ribbe" hieß. Bs 1448, mo die Stadt den Blutbann verlor, stand vor diesem Hause der Berliner   Roland, das Wahrzeichen der eiges nen städtischen Gerichtsbarkeit. Die Ribbe" pflanzte diese Tradition fort. Als das Haus vor einigen Jahren neu gebaut wurde, verschwand das Gasthaus zur Stibbe und mit ihm sein Wahrzeichen. Die Wirthschaft erstand neu in der benachbarten Mollenstraße, die Ribbe" wurde nicht wieder aufgerichtet. Aber vorhanden ist sie noch. Aus einem der toloffalen Wirbel­Inochen hat der Wirth eine riesige Tabatsdofe herstellen laffen, die eigentliche ,, Ribbe" und die sonstigen Knochen reste des vors weltlichen Riesen haben unter dem Billard eine Stätte ge­funden. Passender dürften sie wohl im Märkischen Museum plazirt meiden.

a. Diebstahl. Einem hiesigen, Unter den Linden   wohn­haften Bankier find in der Zeit vom 19. bis 22. d. Mts., Abends aus seinem Geschäftslokal zwei Eisenbahn- Stamm­attien der Halle- Sorau- Gubener Eisenbahn à 300 Maik mit Dividendenschein vom Jahre 1884 und folgende nebst Talon abbanden gekommen. Die Aktien tragen die Nummer 28 923 und 24, auf deren Ankauf wir hiermit warnend aufmerkſam

machen wollen.

a. Eine bekannte, vielfach bestrafte Taschendiebin, Frau Machotka, wurde vor einigen Tagen auf dem Weihnachts martt am Schloßplay bei der Ausführung eines Taschendieb­ftable in flagranti ergriffen und verhaftet. In der Gesellschaft der M. befand sich auf dem Markte der gleichfalls vielfach bes strafte Handelsmann Demant, welcher sich seiner Festnahme durch die Flucht entzog. Gestern wurde Demant, deffen Ehe­frau bekanntlich wegen Betheiligung an dem Friedländerschen Juwelendiebstahl im Dezember vorigen Jahres in der Straf anstalt fich befindet, von der Kriminalpolizei ermittelt und unter dem Verdachte der Theilnahme an dem Dicestahl der M. zur Haft gebracht.

g. Die Frechheit der Diebe wird wieder einmal durch nachstehenden Fall illust irt: Von einer Equipage, welche gestern Nachmittag in der Brüde: stiaße nahe der Neumannsgaffe hielt, nahm ein Mann eins der in derselben liegenden Padete und entfernte fich damit. Der auf dem Bock fizende Kutscher hatte diefes Manöver nicht bemerkt, dagegen ein Herr, welcher fofort unter dem Ruf Haltet den Dieb" die Verfolgung des Räubers aufnahm. Lepterer flüchtete, gefolgt von einer Anzabl von Personen, durch die Neumannsgaffe in die Breitestraße und suchte auf den Weihnachtsmarkt zu entlommen. An der Ede der Breitenstraße und dem Schloßplate aber gelang es, den Dieb festzunehmen, worauf er zweien auf dem Weihnachts maift ftationist gewesenen Schußleuten übergeben wurde, welche feine Siftirung nach dem 1. Polizeirenierbureau bewirkten. Der Festgenommene, welcher bei seiner Flucht das Badet von sich geworfen hatte, verfuchte hartnädig leine That abzuleugnen, wurde aber der Thäterschaft durch Beugenaussagen überführt und in Haft behalten.

N. Ein tragisches Familienereigniß spielte sich gestern Nachmittag gegen 5 Uhr in der in der fleiren Augufist aße 7 belegenen Wohnung des faüheren Bureau- Boten Samuel Kubr

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und

Nachts gegen 3 Uhr die ganze Bande in der Präfektur bei fammen. Man irrt fich, wenn man annimmt, daß derartige wichtige Dienstleistungen von dem Chef reichlich belohnt wer den. Er verfügt nicht über derartige Gratifilationen an und für sich find die Mittel hierzu sehr schwach. Der Chef selbst tann seinen Agenten feine höhere Brämie als 20 Frants gewähren, so daß seine Autorität faft ganz allein auf person­lichen Einfluß beruht. Allezeit der Erfte auf dem Posten und bei Gefabr giebt er feinen Untergebenen ein Beispiel treuer Pflichterfüllung.

Wenn der Polizeichef auch all die kleinen Angelegenheiten er­ledigt und jedeni Brigadier die nöthigen Befehle ertheilt hat, zur Weiterbeförderung an die verschiedenen Agenten, geht er zum Früh stück, wenn ihm überall noch Zeit dazu übrig ble bi, denn um 2 Uhr muß er fich bei dem Untersuchungsi ich er einfinden, um ihm die Erfolge seiner Recherchen mitzutheilen und ihn nach dem That orte zu begleiten, wo wieder ein neues Verbrechen begangen worden ist. Darauf macht er die tägliche Runde in den Ge fängniffen. Untergebene, welche die Verbrecher ausforschen, hat er nicht und er ist allein für die öffentliche Sicherheit   verant

wortlich. Für ihn find natürlich sofort die Thore sämmtlicher Gefängnißfe offen. Oft nimmt er sich auch Zeugen mit, in der Hoffnung, daß sie einen oder den anderen der Gefangenen

ei fennen, der auch der Mitthäterschaft an einem anderen Ver brechen schuldig ist, als desjenigen, für welches man ihn in Haft gebracht hat. Dies Verhör findet aber niemals in den Kellen statt, denn in diese wird ein Fremder unter feinerlei Vorwand hineingelassen. In Mazas z. B. läßt sich der Chef den Gefangenen in die sog. Instruktionskammer bringen, eine Belle, in der nur ein Tisch mit zwei Stühlen steht Einst­so berichtet Wolff habe ich einem derartigen Verhör ans gewohnt. Der Mann, der verhört würde, Berüber von ungefähr 30 Diebstählen und einer der ersten Gauner von Paris  , sch'en gar nicht gefährlich. Er sah nett und auf geräumt aus, stügte sich mit dem Ellbogen achtlos auf den

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ab. Als der Stiefsohn des K. um die angegebene Belt seinen Stiefvater, welcher bereits seit längerer Zeit an einer unheil baren Krankheit daniederliegt, besuchen wollte, fand er die Thüre verschlossen. Da dieselbe tros mehrmaligen Klingelns und Bochens nicht geöffnet wurde, so wurde auf Requifition des Hauswirths, des Gürtlers Roesch, ein Schloffer herbeigeholt, welcher die Wohnung gewaltsam erbrach. Beim Eintreten in dieselbe bot sich den Eindringenden ein schrecklicher Anblick dar. An einer Thürzarge fand man die ca. 66jährige Frau Kubr halb auf einem Stuhl ruhend, erhängt. Der Grund zu dieser unseligen That soll die unheilbare Krankheit ihres Mannes gewesen sein. Während die R. auf erwähnte Weise ihrem Leben gewaltsam ein Ende machte, war ihr Gatte in einer anstoßens Den Kammer gebettet. Die Leiche der Selbstmörderin ist nach dem Obduktionshause geschafft, der hinterb.i.bene Gatte dagegen nach dem Krankenhaus im Friedrichshain   überfuhrt worden. Der Zustand des letteren soll durch das tragische Ereignis fich derartig verschlimmert haben, daß an seinem Aufkommen ge zweifelt wird.

N. Unbekannt verstorben. Ein unbekannter, einfach ges fleideter ca. 25jähriger Mann wurde am gestrigen Tage in unserem Nachbarort Charlottenburg   in bewußilosem, anscheinend innerlich schwer erkranktem Zustand auf der Straße gefunden und nach der Wache des dortigen 18. Polizeireviers geschafft. Kaum hier eingeliefert, verstarb der Unbekannte plöglich, che noch ein Arzt hinzugerufen werden konnte, und ehe noch eine Vernehmung mögli, war. Da bei dem Todten feinerlei Ba piere vorgefunden wurden, die über seine Person Aufschluß geben fonnten, so ist die Leiche behufs eventueller Rekognos zirung nach der hiesigen Morgue überführt worden. Nach dem von der Charlottenburger   Behörde festgestellten Signalement ist der Todte mittelgroß, hat blondes Kopfhaar und einen kaum fichtbaren Anfang von Bart. Der unbekannt Verstorbene war bekleidet mit einem dunkeln Anzug, einer engl. Lederhose, gran und weiß gestreiftem Halstuch und brauner Stoffmüze.

a. Ueber einen Todesfall, welcher in Folge mangel hafter Beleuchtung der Treppenflure fich ereignet hat, wird uns folgendes berichtet: Der Arbeiter N. tehrte am 21. b. M. Abends gegen 6 Uhr von einem Ausgange in seine in der Oppelnerft: age belegene Kellerwohnung aurüd, trat auf der vom hinteren Thorweg aus zu seiner Wohnung führenden Kellertreppe fehl und stürzte die Kellertreppe herab, wobei er einen Bruch des Rüdenwirbels erlitt und besinnungslos lies gen blieb. Er wurde in diesem Zustande nach Bethanien ge bracht, woselbst er bald darauf in Folge der erlittenen Bera legungen starb. Auf die Veranlassung der Staatsanwaltschaft finden Ermittelungen darüber statt, ob in Bezug auf diesen Unfall irgend welche Person, namentlich den Hausverwalter, welchem die Treppenbeleuchtung obliegt, ein Verschulden trifft.

Polizet- Bericht. Als am 23. b. M., Nachmittags, die unverebelichte Rese auf dem Hofe Zimmeistraße 79 Holz zer kleinerte, fiel durch Fah lässigkeit der beim Neubau des Vor derhauses beschäftigten Bimmergesellen ein Negriegel aus der Höhe des 3. Stockweits herab und ihr auf den Kopf. Eie eilut dadurch eine so schwere Verlegung, daß sie auf ärztliche Anordnung nach dem katholischen Kianfenhause gebracht wer den mußte. Zu derselben Zeit wurde eine Frau in ihrer Wohnung in der Kleinen Auguststraße an der Stubenhür er hängt vorgefunden. An demselben Tage Nachmittags wurde die sehr schme hörige A.beiter frau Wels an der Ecke der Kaiser und Echillingstraße beim Ueberschreiten des Fahrdommes von einem Geschäftswagen überfahren und am rechten Ellenbogen verlegt.

Gerichts- Zeitung.

Mit außerordentlicher Strenge bestrafte am 22. Otto­ber cr. die 87. Abtheilung bes hiesigen Schöffengerichts ven früheren Schuldiener Karl August Angerstein wegen wieder holter Beleidigung des Rektors Rückheim von der 35. Ges meindeschule und dessen Angehörigen, indem es dem Ange flagten dafür mit Rüdficht auf den Verlust an Respekt bei den Schulkindern und auf die Nothwendigkeit, die Lehrerautorität zu schüßen, eine einjährige Gefängnißfirafe auferlegte. Gegen dieses harte Strafmaß hatte der Verurtheilte, der gegen die sonstige Praris der Strafgerichtsböfe auf freiem Fuß gelaffen war, Berufung eingelegt, über welche heute die fünfte Strafe fammer hiesigen Landgerichts I in Verhandlung trat. Des Angeklagte war durch den übermäßigen Genuß von Spirituosen in höchft aufgeregter Stimmung im Termin erschienen, es ges lang jedoch der außerordentlichen Geduld des Vorsitzenden, den Angeflagten in den gebührenden Soranfen zurückzuhalten und die Verhandlung zu Ende zu führen. Der trot erlittener schwerer Vorstrafen als Schuldiener angestellte Angeklagte benahm sich seinen früheren Vorges sten Angeklagte benahm sich seinen gegenüber derartig respektwidrig, daß ihn die städtische Schul verwaltung entlassen mußte. Rektor Rückheim nahm fich aber wegen der Familie des Angeklagten desselben an und erlangte in der That seine Wiederanstellung an der ihm untergestellten Gemeindeschule. Für diese Menschenfreund ich keit wurde er aber von dem Angeklagten mit dem größten Undank bes

Dier

ein Päckchen Zigarretts überreicht hatte, das mit großer Dank barkeit angenommen wurde.

Von Mazas geht der Chef der Geheimpolizei nach La Requette, und von dort nach dem Gefängniß, in welchem bie Rinder unter Schloß und Riegel gehalten werden.

Wenn feine Wanderung durch die Gefängnisse beendet ist, fehrt der Chef in sein Bureau zurück, wo die Rapporte über das während des Tages Vorgefallene seiner bereits warten. so Liegt nicht gerade viel vor, fo fann er eben nach Hause schlüpfen, um mit seiner Familie zu speisen, muß aber sofort wieder aus Bureau zurück. Wenn man gegen Mitternacht über den Quai de l'Horloge wandelt, wird man oft im ersten Stockwerke der Bräfeftur ein fleines vergittertes Fenster leuchtet sehen. Dort arbeitet der Chef der Pariser Geheim polizei noch bis tif in die Nacht hinein. Nach dem Polizeis präfekt ist er derjenige Beamte, auf dem die größte

Verantwortlichkeit ruht. Bur Ausfüllurg seines anftren genden Postens find denn auch drei Eigenschaften nöthig Die felten vereint vorkommen: eine eiserne Gesundheit, mit welcher man eine so anstrengende Arbeit allein ben ältigen fann, großer Scharffinn im Ausfären der geheimnisvollsten Ver brechen und der Muth eines Soldaten, bereit jede Stunde

Gefahr ist.

in

Albert Wolff   schildert sodann die Vorgänge in dem Bureau der Präfeltur, in welchem die Spitbuben, die während Der Nacht gefangen wurden, Morgen das erste Verhör zu

am

nächsten bestehen baben. Die Möbel in diesem Bureau bestehen aus einem leinen Zilch, einem halben Dugend Stühle und einer Art von Bibliothet Agenten, um zu sehen, ob sie unter den Personen, welche mit allerlei Dokumenten 2c. Auf den Stühlen fizen 5 oder 6 B. fannten entdecken können. Der Brigadier fist hinter dent Tisch und vor ihm liegt ein Register mit den Namen der Ges Tisch, an welchem der Polizeichef saß und sprach mit diesem fangenen, welche in dem nächsten Zimmer warten und einer

in febr ebrerbietigem Tone, aber doch sehr frei und ungezwungen. Als der Chef ihr aufforderte, einige nähere Mittheilungen über den Diebstahl zu machen, bei welchem er ertappt worden war, blickte er mißtrauisch auf mich und weigerte sich. Wenn wir unter vier Augen find, will ich wohl erzählen aber nicht in Gegenwart dieses Herien." Augenscheinlich hielt er mich für einen Suftigbeamten oder einen Zeugen, mit dem man ihn Ionfrontiren wolle. Der Chif drang denn auch nicht weiter in ihn und fandte ihn in seine Belle zurück, nachdem er ihm

alte

nach dem andern hineingebracht werden. Aufmerksam wid die Gesellschaft von Agenten bewacht, denn die Gefangenen dürfen natürlich nicht mit einander plaudern, da sie sich sonft

leicht auf ihre Bertheidigung vorbereiten

fönnten.

Ich saß, so erzählt Wolff, in der vordersten Reihe bei den Agenten, so daß ich die Nepräsentanten der Armuth und des Elends der Weltstadt bequem in Augenschein nehmen fonnte. Aus dem Bericht über dis Verhör wird man ersehen können, wie dumm in Wirklichkeit der Pariser Gauner ist, deffen

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