2

H

-

der Klage, welche der Magiftrat gegen das Polizeipräfidium| ; ins Ref bei dem Bezirksausschusse angebracht hat, bereits mitgetheilt. werbe betti Der Magiftrat schließt die zur Kenntnißnahme gebrachte Bor lage mit folgenden Worten:" So sehr wir auch die durch die Einstellung des Weiterbaues der mehrgenannten drei Markt­wiffen Lo ballen eintretende Verzögerung der Inbetriebsezung des Markt­n. Der ballenunternehmens bedauern, so glaubten wir doch nachdem ng und wir in allen Punkten, in denen uns dies irgend zulässig ers Ueberbe schien, nach gegeben baiten- die Erfüllung der erwähnten vorgenom beiden Forderungen des Königlichen Polizei- Präfidiums ab­Berbaftun lehnen zu müssen, da dieselbe unferes Erachtens eine fach- und it deshalb awedgemäße Herstellung und Ausstattung der Martiballen rofurateur unmöglich machen würde, außerdem über die Einräumung von intersuchun uns für gänzlich unbegründet erachteter polizeilicher Anforde fängnise tungen, abgesehen von der schweren finanziellen Schädigung n Plat des neuen Unternehmens, von uns auch aus allgemein grund­fangenen fäßlichen Gründen für unstatthaft erachtet worden ist.

A, theils

schöne Sache um die Feuerfcherheit, das darf doch aber auch nicht übertrieben werden. Nach den Anschauungen, die das Polizei- Präfidium geltend gemacht, dürfen Theater, größere Säle sc, in denen sich Menschen sammeln, fortab eigentlich gar feine Thür mehr, sondern nur noch drei Wände haben. Wir Alle erkennen gewiß gern die großen Verdienste des Branddirektors Major Witte an, aber er hat sich hier doch auf einen zu ein­feitigen Standpunkt gestellt und das Interesse seines eigenen Refforts zu sehr den übrigen allgemeinen Intereffen vorgezogen. Wenn die Konsequenzen der hier aufgestellten Forderungen ge­zogen würden, dann würden doch bald Verhältnisse Plaz greifen, die vielfach auf eine Konfistation des Privateigenthums hinauslaufen würden.( Beifall.)

Stadtv. Dorp: Ich halte diese Resolution nicht für opportun. Glauben Sie damit einen Einfluß auf die Recht sprechung ausüben zu können?( Unruhe.) Ich halte diese Re­solution sogar für schädlich. Die Streitfrage, die zwischen dem Magistrat und dem Bolizeipräsidium entstanden, ist so überaus schwierig, daß die Versammlung unmöglich ein kompetentes Urtheil abgeben tann. 3weifellos ist es zu bedauern, daß die Verzögerung in dem Bau der Markthallen eingetreten, aber es ist doch fraglich, ob der Magistrat nicht am Besten gethan hätte, wenn er noch einige Konzessionen gemacht hätte. Die Kalamitäten wären sicherlich nicht entstanden, wenn man fich dazu bequemt hätte, nicht solche Koloſſe, sondern mehrere Kleinere Markthallen zu errichten, wie es mein deal war.

Oberbürgermeister v. Fordenbed: Ich muß ernstlich und entschieden Verwahrung einlegen gegen die Auffaffung, als ob wir durch unser Verhalten die Verwaltungsgerichtshöfe und den obersten Gerichtshof beeinflussen wollten.( Sehr wahr! 3 erkläre: Sie haben den Magiftrat in der ordnungs­mäßigen Form der Interpellation um Auskunft über die Sach­lage ersucht und der Magistrat ertheilt diese Auskunft, indem er das Recht dieser Versammlung achtet und schüßt, über Ge­gegenstände, die zu ihrer Kompetenz gehören, öffentlich zu dis­futiren. Um Uebrigen darf ich jede weitere Infinuation zurüd­weisen; die preußischen Gerichtshöfe lassen sich bekanntlich nicht beeinfluffen.( Beifall.)

Hierzu liegt folgender Antrag der Stadtverordneten Dr. st bas ha Kürten und 70 Genoffen vor:" Die Versammlung nimmt bas Stren Kenntniß von der Vorlage des Magiftrats. Sie spricht dem Magistrat für seine energische Wabrung der städtischen Inter­effen Anerkennung und Dank aus." toch nicht Die Voff. Stg." berichtet über die Verhandlungen des Cholera Abends: ird aus Stadtv. Dr. Kürten hält die vorliegende Angelegenheit für ar Abfpem fehr wichtig, nicht nur für die Finanzen der Stadt, sondern Bevöll auch für die Selbstverwaltung. Der Bescheid des Polizeipräs nöthigt, foiums betone die Bereitwilligkeit, mit welcher den städtischen Intereffen entgegen gekommen werde, Thatsache sei es aber, daß die Stadt bei ihren großen Unternehmungen der letzten den bor Sahre ein sehr geringes Entgegenkommen seitens des Fistus gefunden habe. Er erinnere an die Schwierigkeiten bei der ne Lohn Bichhofsanlage, an die Schwierigkeiten, die bet der Aus­it angeli dehnung des Pferdebahnneges gemacht worden find, an Berkürzung die Thatsache, daß die Damm- Mühlen verlauft worden t, daß in find, ohne die Stadt zu fragen und daß die Kana­Arbeiter lisation sehr gestört worden ist, indem die Entwässerung in n werde die nördlichen Rieselgüter inhibirt wurde 2c. 2c. Die jetzigen r die L Schwierigkeiten bei dem Markthallenbau seien durch das plöt innien: liche nachträgliche Eingreifen des Branddirektors Witte verurs facht worden. Major Witte scheine auf dem besten Wege zu fein, eine Art Vorsehung für die Bürgerschaft bilden zu wollen. Die Einwände und Bedenken, die bezüglich der Markthallen erhoben worden, treffen in teiner Weise zu, denn es sei schwer zu erklären, was in den großen, aus Stein und Eisen erbauten und elektrisch beleuchteten Hallen eigentlich brennen solle; Stroh und Kisten würden sofort aus den Hallen hinausge fchafft, Bigarren rauchen die Frauen nicht und die Fische in den Fischbehältern dürften doch anch keine Feuersgefahr dar bieten. Wo also die Feuersgefahr berlommen solle, gehe über ben beschränkten Unterthanenverstand" hinaus. Es sei in der That schwierig, die Sache nicht satyrisch zu behandeln, fte habe aber doch auch ihre ernste Seite, denn unter der Verzögerung bes Baues leiden die vielen Arbeiter, die jetzt im Winter bei den Markthallen Arbeit und Nahrung gefunden haben. Er Schlage eine möglichst einmüthige Annahme seines Antrages vor, um dem Magistrat eine Stärkung in feiner jetzigen und zukünftigen Position in dieser Angelegenheit zu ges währen.

2200 000

1884

18 Dienf thren L

eren Ver

0 gewerb t, u. 1700 n 900 000 60 in fom 000 im on etwas aren 1 900 nkommen 867 mit n Lohna nittlicher gab. D

67 bere

1884

r. 419

11 pCt. 4 pSt.

bei fen von

tin Dec

Stadtverordneter Dr. Jrmer: Auf das scherzhafte Gebiet will ich dem Vorredner nicht folgen. In der Form, in welcher der Antrag vorliegt, erregt derselbe bei mir und meinen Freunden ernste Bedenken. Ich theile das B. dauern über das Verbot der Markthallenbauten und halte es für richtig, daß Teren ötober Magiftrat, wenn er sich in seinem Rechte beschränkt glaubt,

end eines ng des Münze;

Serdienstes och keines ischen Ach uram

bre- h ausstellen

den Weg der Klage beschritten hat. Es liegt aber eine Ent scheidung noch nicht vor, die Sache ist noch nicht spruchreif und es erscheint nicht richtig, daß die Versammlung jest schon eine so entschiedene Stellung einnehme und die gesammte Hal­tung des Magistrats billigen soll. Redner, der alsdann Bes denken gegen die juristischen Ausführungen des Magistrats geltend macht, erklärt, daß er sich durch die voluminösen Alten und erkennt an, daß die Klage des Magistrats sonst geschickt abgefaßt worden. Die liberale Partei nehme ja für sich das Verdienst in Anspruch, für die Ausbildung der Vewaltungs­gerichtsbarkeit gesorgt zu haben; nun seien die Institutionen

no 1885 ft noch nicht zu einer klaren Ueberficht habe durcharbeiten können

3 Loch bat

ein, von

ardiger Mela vorhanden und man sollte doch zunächst deren Entscheidung Jach och Diefer abwarten. Für den Bezirksausschuß brauche die Versammlung bei der Zusammenseßung desselben ja gar keine Sorge zu haben, nicht so zweifellos dürfte aber vielleicht das Votum des Ober­

en.

Viell

r das er verwaltungsgerichts sein.( Unruhe.)

Funden.

8.

Januar

ungewöhnl

etterba

e, fowle

en den

in

us

in Inv

richts be

Mörders

Stadtv. Spinola: Der Vorredner zeigt, wie bedenklich es ist, wenn fich Nichtjuristen auf juristische Dinge einlaffen, denen fie nicht gewachsen sind. Die formellen Bedenken, die Der Vorredner geltend gemacht, find gar nicht zu verstehen. In der That ist die Resolution doch ganz unverfänglich und die Versammlung vergiebt sich absolut nichts damit. Das Prinzip der" goldenen Mittelstraße" ist hier in diesem Falle von dem Polizeipräsidium wirklich ohne Noth erlassen und der schöne Saz: ne quid nimis verlegt worden. Es ist ja eine

nern spielte eine Gesellschaft Billard , deren Schauderthaten einft ganz England in Aufregung versetten.

Noch niemals hatte Fritz diesen Theil der Anstalt besucht.

Die Aerzte hielten es überhaupt felten der Mühe werth, fich hierher zu begeben. Was sollten sie auch hier thun 8 Sollten sie versuchen, die Unglücklichen von ihrem Wahnsinn zu heilen.... Was sollte ihnen das nügen. Man würde die Geheilten ja doch nicht entlassen Bublikum dürfen und diese wären dann unverschuldet unglücklich für ihre Lebenszeit.

rt von

tau

fe und G

man von

ach abge

nen fann äter für

Blake

er verf eines urirt ift ichts me der Ver

neues

Berb

ihm gef

Schidia - diesem

Db er gen

and, weld

gnabigten

dmore,

ethesba, in

on beberb

andertundf

Mit wen

fleiner,

bra

bes Barts a weilen eine ielleicht Tung von

Es war aber beffer, fie im Wahnsinn zu lassen; ja, es war am besten, sich gar nicht darum zu kümmern, ob sie überhaupt wahnsinnig seien oder nicht; fie blieben ja doch zeitlebens Gefangne ber Anstalt.

In dem Pförtnerhause am Eingange zu dieser Abtheilung der Anstalt standen zwei Wärter, welche Friß erstaunt anblickten. Ihre Frage: Was befehlen Sie, Sir?" zeigte deutlich genug, daß fie gar nicht wußten, was einen Arzt veranlassen fönnte, hierher zu kommen.

Mich einmal nach den Kranken umsehen", antwortete Friz ruhig. Haben Sie die Güte, mich zu begleiten," fügte er hinzu, fich an einen der Wärter wendend.

Sehr gern, Sir," antwortete der Wärter. ,, Erlauben Sie gefälligft einen Augenblick. Er trat in das Wärterhäuschen zurüc schnallte einen Riemen unter den Rock, in welchem ein Dolch stedte; nann nahm er aus einem Bulte einen Revolver, steckte ihn in seine Brusttasche und nahm endlich noch einen sogenannten Lebensvertheidiger". einen Furzen, biegfamen Stod mit einer schweren Bleikugel an einem Ende, in die Hand.

Jet, Sir, wenn's gefällig ist," wandte er sich, nach­dem er diese Vorbereitungen getroffen hatte, an Frib. Da gerade nicht die Beit des Promenirens war, so be­fanden sich alle Kranken im Hause selber. Mit einem fchweren Schlüffel öffnete der Wärter die Außenthür und Beide traten ein. Das erste, was in der Verbrecher­Ration dem uneingeweihten auffiel, waren die Phy­

Stadtv. Gördi: Ich und meine Freunde haben bekannt­lich f. 3. lebhaft gegen die Markthallen gekämpft. Nachdem dieselben aber durch Gemeindebeschluß angenommen worden find, halten wir es für unsere Pflicht, die Selbstverwaltung mit allen Kräften gegen alle Gefahren zu schüßen. Wir haben uns deshalb über den Antrag Kürten gefreut, der nur ein Aus­druck des Vertrauens für den Magistrat sei, daß er die uns garantirten Rechte auch in Zukunft wahren wird und wir wollen ihn durch die Annahme des Antrages dazu ermuthigen. Was die nicht erfüllten Ideale des Stadtv. Dopp betrifft, so muß fich derselbe schon trösten, wenn er durch die Nichter­füllung derselben sich nicht ein ehernes Denkmal hat seßen tönnen.

Stadv. Dr. Alexander Meyer: Durch die Ausführungen der Stadtv. Dr. Jrmer und Dopp leuchtete es so hindurch, als ob es sich hier nur um eine Rechtsfrage handele. Das ist aber nicht der Fall; es handelt sich vielmehr gleichzeitig um die Würde der Kommunalverwaltung.( Sehr richtig!) Selbst wenn wir im Verwaltungsstreitverfahren Unrecht bekommen follten, wäre noch lange nicht entschieden, daß die Maßregel des Polizeipräsidiums zweckmäßig, wohlwollend und dem Ge­meinwesen entsprechend ist. Wir behaupten zweierlei: 1. das Polizeipräsidium hat fein hinreichendes Fundament, eine solche Verfügung zu erlaffen und 2. selbst wenn ein solches Fundament vorhanden wäre, ist das Verhalten des Polizei­präsidiums nicht zu vertheidigen, denn die Verfügung ist un zweckmäßig und dem Gemeindewohle nicht entsprechend. In Dieser Beziehung wollen wir mit dem Antrage vor das Forum der öffentlichen Meinung treten. Nebenbei hoffe ich, daß Herr Dr. Jrmer nicht die Infinuation aussprechen wollte, als laffe die Zusammensetzung des Bezirksausschusses vermuthen, daß der­felbe ein anderes, als ein sachliches Urtheil fällen tönnte. Das Polizeipräsidium ist gewiß aus strengstem Pflichtgefühl zu seinem Verhalten gekommen, das lettere selbst ist aber ein verfehltes. Ich muß annehmen, daß die Theaterbrände der legten Zeit das Polizeipräsidium in eine hypochondrische Stimmung gebracht haben, die dasselbe nun verführt, etwas zu weit zu gehen. Jeh

bedaure, daß das Polizeipräsidium ſich nicht vergegenwärtigt hat, daß es nicht einen nach Verdienſt ſtrebenden Privatunter nehmer, sondern eine Behörde sich gegenüber hat, die inner­halb der Grenzen ihrer Kompetenz ein gemeinnüßiges gemeinnüßiges Unternehmen durchführen will. Das Polizeipräsidium hätte denten sollen, daß dem Magistrat von Berlin das Wohl der Bürgerschaft gewiß ebenso zu Herzen geht wie dem Polizei präsidium,( Sehr wahr!) Es ist außerdem nicht entschieden worden nach objektiven Normen, sondern nach subjektivem Er­meffen des Dezernenten des Polizeipräsidiums. Ich erinnere mich aus meiner Studentenzeit, daß ein Lehrer, bei dem ich Bandekten hörte, mir eingeimpft hat: Der höchste Grad der Diligenz sei diejenige des guten Hausvaters; über diese Diligenz hinaus giebt es nur noch die Diligens eines

ficgnomien der Bewohner. Wer je ein bedeuten­des Kriminalgefängniß besucht hat, fennt den Typus niedriger geistiger Organisation, der sich durch den schmalen Kopf, die schmale, zurückweichende Stirn, den um­herirrenden, raftlosen Blid fund giebt.

Diese Formen traten in der Verbrecherstation von Bethesda in noch höherem Grade hervor. Auch wenn man nicht ge­wußt hätte, daß die Bewohner dieses Theils der Anstalt alle Jrre waren, man würde auf den ersten Blick gesehen haben, daß sie schwere Verbrecher seien. Frig fand Einige lesend, Andere schreibend, Andere beschäftigten sich wieder mit dem Damenbrett, Manche aber gingen auch wie wilde Thiere in ihrem Käfige auf und nieder, während dort Einige stumpf in der Ecke saßen und ihre Blicke stunden lang unverwandt auf die gegenüberliegende Wand hefteten. Das Interesse zur Sache veranlaßte Friz Rodenburg, jeden einzelnen Kranten genau zu besehen und sich von dem begleitenden Wärter etwa erforderliche Auskunft geben zu laffen.

"

Es sind dies, wie Sie wissen, Herr Doktor, alles todeswürdige Verbrecher," sagte der Wärter. Sehen Sie den Mann, welcher hier auf- und abschreitet, er ist aus Liebe zum Ruhm wahnsinnig, und um diesen Zweck zu erreichen, zum Mörder geworden; er hat die halbe Mannschaft eines Schiffes ermordet, dessen Rapitän er war." Frig niďte.

Der stolzirende Gang zeigte, daß Kapitän John­fton sich bewußt war, er habe die Welt in Erstaunen ge sett. Hier ist Mr. Mainaugthon, noch eben so hoff= nungslos verrückt wie damals, als er den Sekretär seines Advokaten ermordete, durch dessen Unvorsichtigkeit er, wie er behauptete, eine große Erbschaft verlor. Der Mann, der bort so angelegentlich mit einigen Gefährten spricht," fuhr der Wärter fort, auf einen anderen Patienten deutend, ist der Korporal Mr. Perle, der vor einigen Jah­ren seine Frau und fein Kind umbrachte, und dessen einzige Sorge feine Medaille ist, die er als Unteroffizier für gute Aufführung bekommen hat."

Narren.( Heitercett.) Ich denke, wir bekunden Dem Magistrat durch Annahme des Antrages Kürten, daß er die Diligenz eines guten Hausvaters angewendet hat.( Lebhafter Beifall.)

In einer persönlichen Bemerkung erklärt Stadtv. D opp, daß er vom Oberbürgermeister nicht richtig verstanden sei und Stadtv. Dr. Jrmer wirft dem Stadtv. Spinola wegen seiner Bemerkungen Mangel an Höflichkeit vor. - Bei der Abstimmung wird der Antrag Dr. Kürten mit 100 gegen 8 Stimmen( der Bürgerpartei) angenommen.

In der legten Sigung der Grundeigenthums- Depu tation wurde seitens des Magiftrais die Mittheilung gemacht, daß mehrere Käufer für die Grundstücke des Fürstenhauses, der alten Münze und Werderstraße 7 sich gemeldet haben, welche ihre Gebote bis gegen drei Millionen Mart aus dehnten. Die Grundeigenthums Deputation war indessen der Meinung, dieselben nicht unter 3 Millionen Mart losschlagen zu sollen und hat beschlossen, den Kommunalbehörden zu em pfehlen, ein öffentliches Verkaufsausschreiben zu erlassen, sofern nicht bis dahin die gewünschte Summe privatim erlegt wird. Der Magistrat ist gewillt, die betreffenden Grundstüde bis 1. Dktober cr. zu veräußern.

Die Mehrforderungen für die Hauptstadt find auch Diesmal im preußischen Etat recht beträchtlich. Im Etat für das Ministerium des Innern ist es namentlich die Polizei verwaltung Berlins , bei welcher wesentliche Aenderungen vorgenommen werden sollen. Einmal ist zur Herbeiführung einer den Berliner Verhältnissen entsprechenden anderweiten Organisation der Kriminalpolizei die Errichtung von zwei Kri minal Inspektoren nothwendig geworden, sodann erfordert die fortwährende Zunahme der Bevölkerung und die weitere Be bauung in den äußeren Theilen der Stadt Berlin , insbesondere im Süden und Südwesten, bezw. im Bezirke der zweiten Bos lizei- Hauptmannschaft, die Errichtung von drei neuen Polizei­revieren. Es wird beabsichtigt, aus den jezigen Revieren 47 und 67 mit ca. 58 000 Einwohnern 3 Reviere, aus den Re vieren 4 und 64 mit nahezu 50 000 Einwohnern ebenfalls 3 Reviere und aus dem Reviere 56 mit 26 500 Ainwohnern und einer großen Anzahl von Neubauten 2 Reviere zu bilden. Da die Vorsteher der neu zu errichtenden Reviere aus der Zahl der vorhandenen Polizeilieutenants nicht entrommen werden fönnen, so find in den Etat eingestellt die Durchschnittsgehälter mit 3 Polizeilieutenants mit je 3000 M. Für diese neuen 3 Reviere find ferner anzustellen 6 Wachtmeister und 69 Schut männer. Jm Ganzen wird die Errichtung von 8 neuen Wacht meiſterſtellen mit einem Kostenaufwande von 11 400 Mt. und von 128 Schußmännern mit einem solchen von 153 000 Mart verlangt.

Lokales.

Eine wahre Plage für einen Theil des Nordens von Berlin ist die dort förmlich in Heerden hausende große und gefräßige Art von Ratten. Sie find nicht nur eine Blage für Ackerbauer, sondern besonders auch für Hauseigenthümer. Die Rehberge find förmlich unterwühlt, und es kommt nicht selten vor, daß beim Passiren derselben einem die ekelhaften, lang geschwänzten Thiere über die Stiefel laufen. In die Häuser bringen dieselben am hellen Tage ohne große Scheu ein, so daß die Bewohner mit ihnen fast die Nahrungsmittel theilen müssen. Der Ursprung des Ungeziefers ist das Etablissement der fiskalischen Abdeckerei, von wo aus fte fich über die ganze Gegend verbreiten. Die Kalamität hat gegenwärtig, da seitens der Abdeckerei nichts geschieht, um das Ungeziefer zu vertilgen, alle Bemühungen der Anwohner aber fruchtlos find, so an such zu machen beabsichtigen, seitens der Behörden auf umfang­Umfang zugenommen, daß die Hauseigenthümer jegt den Vers reiche Vertilgung dieser Plage hinzuwirken.

g. In der Frage der Entfernung der Genfer Kreuze von den Schildern der hiesigen Heilgehilfen erfahren wir, daß bas Kgl. Polizei Präsidium seine Forderung erlaffen zu haben scheint. Denn jene vier Heilgehilfen im 12. Polizei- Revier, welche zur Entfernung der rothen Kreuze an ihren Firmen­schildern aufgefordert worden sind, haben unterm 13. d. Mts. von dem gedachten Polizei- Bureau den allerdings auch ers warteten Bescheid erhalten, daß fte das Genfer Kreuz weiter führen dürfen. Db zu diesem Sinneswechsel die Eingaben der Betroffenen an das Kgl. Polizei- Präsidium oder aber der fast einstimmige Hinweis in der Preffe auf die große Nüglichkeit Dieses bekannten Erkennungszeichens für den hilfesuchenden beigetragen hat, ist gleichgiltig, jedenfalls ist es erfreulich, daß die Polizeibehörde jenen Personen in ihrem Beruf teine Schwierigkeiten mehr bereitet, welche für geringe Entschädigung jederzeit ihr Wissen und Können in den Dienst der sanitären Hilfe stellen.

Folgendes Geschichtchen, das ein nettes Schlaglicht auf Die Beschaffenheit des Charakters der Hauptperson wirft, wird ber ,, Staateb.- 8tg." mitgetheilt. Moris Brauns, Inhaber des Waaren- Abzahlungsgeschäfts Rosenthalerstraße 16, hat am 16. v. Mis. wegen einer ihm gegen ein Fräulein N. zustehenden Forderung in deren Wohnung durch einen Gerichtsvollzieher

Frizz wandte seine Aufmerksamkeit den Lefenden zu. Sein fundiges Auge sah bei diesen fast durchgängig baldige Genesung, wenigstens schienen sie nichts weniger, als un­heilbar frank zu sein. Er schüttelte traurig den Ropf, er bachte daran, daß es eigentlich ein graufames Schicksal sei, das diese Leute träfe; fie mußten lebenslänglich Gefangene in diesem Hause sein, das schrecklicher als ein Gefängniß war, um eine That zu büßen, welche sie im Wahnsinn be gingen.

Der Wärter errieth seine Gedanken.

Die da find zum Theil von ihrer firen Jbee ganz furirt," sagte er; schlimmer aber steht es mit den Schrei benden. Wissen Sie, was diese Leute schreiben, Herr

Doktor?"

Ohne Zweifel Bittschriften, wie in der Station drüben," meinte Friz.

" Ja, das auch; sie entwerfen fortwährend Bittschriften an den Minister des Innern," antwortete der Begleiter, zum Theil aber führen sie die verrücktesten Tagebücher, um den Aerzten zu beweisen, daß fie vollkommen gefund seien, und wie wichtig ihre Freilassung sei.... Sie tönnen sofort von diesen Wahnsinns- Tagebüchern Kenntniß erhalten; Sie werden sehen, man bestürmt Sie mit Bitt schriften und Tagebuch- Notizen, wenn sie wissen, wer Sie find."

!

Ich wünsche, daß Sie es den Leuten sagen, denn ich beabsichtige, mich auch um diese hier zu kümmern." Gentlemen!" rief der Wärter mit lauter Stimme, erzeigen Sie dem Herrn Doktor Rodenburg, dem ersten Assistenzarzt des Mr. Gefferson, Respekt!"

"

So groß war die Disziplin selbst unter diesen Leuten, daß Reiner verfehlte, sich zu erheben und dem Arzte seine Vers beugung zu machen.

Der Wärter hatte recht vermuthet; von den Brief­schreibern wurde er förmlich bestürmt und belagert.

Jeder verlangte, ihm einen Abschnitt aus seinem Tage­buche vorlesen zu dürfen; Jeder wollte den Inhalt seiner Bittschrift mittheilen; Jeder wollte ihn überzeugen, welch einen großen Fehler man mache, daß man ihn unter Bera rüdten einfperre. ( Fortsetzung folgt.)