Der Schlußfaß des Artikels der ,, Germania", daß das moderne Arbeitsverhältniß ein freier Vertrag" fei, ist nur in geringem Maße zutreffend. Der äußerlichen Form nach ist der freie Ver trag freilich vorhanden; in Wirklichkeit weiß aber jeder Arbeiter, welchen Werth für ihn dieses freie Verhältniß hat.

Zur Immunität der Reichstagsabgeordneten. Der Artikel 31 der Reichsverfaffung bestimmt ausdrücklich, daß gegen Reichstagsabgeordnete während der Dauer der Seffion ein Strafverfahren nur mit 3uftimmung des Reichs­tages eingeleitet werden darf. Obgleich eine solche weder eingeholt, geschweige denn ertheilt worden ist, hat der Abg. Biered in München   vor Kurzem vom Untersuchungsrichter eine Vorladung erhalten, um sich wegen eines Vergebens gegen das Sozialistengefes zu verantworten. Die sozialistische Frat tion beschloß, von Stellung eines Antrages wegen Einstellung Dieses Proseffes Abstand zu nehmen, vielmehr abzuwarten, ob der Untersuchungsrichter den von Herrn Viereck eingelegten Protest respektiren oder aber die angedrohten Zwangsmaß regeln gegen Viereck zur Ausführung bringen wird. Es wäre dies eine neue Auflage der Kieler Verhaftungsaffaire vom April 1883, die bekanntlich den Reichstag   demnächst wieder beschäftigen wird.

Ein Nachspiel an einer Reichstagsrede. In der Reichs tagsftzung vom 28. Januar d. J. gelegentlich der Berathung der Dentichrift betreffend Anordnungen auf Grund des§ 28 Des Sozialistengefeßes( fleiner Belagerungszustand in Berlin  , Hamburg- Altona   und Leipzig  ) erhob der Abgeordnete für Al tona, Herr Frohme, gegen den Kriminalfommissar Engel und andere Polizeibeamte daselbst die Beschuldigung: Amtsmiß­ brauch   der unerhörtesten Art begangen zu haben. Frohme be merkte dazu: es habe sich bis heute natürlich noch fein Staats anwalt gefunden, der diesen Amtsmißbrauch geahndet bätte. In parlamentarischen Kreisen verftand man diese Bemerkung selbstverständlich nicht so, daß die Altonaer   Staatsanweltschaft thre Pflicht vernachläffige, sondern im Sinne des Rebners ganz richtig dahin, daß bislang feiner von den Amtsmißbräu­chen Betroffenen die Anzeige gewagt habe, aus Furcht vor weiteren Ungelegenheiten. Immerhin fonnte es nicht befrem­den, daß der Erfte Staatsanwalt beim Rönigl. Landgericht Altona unter diretter Bezugnahme auf diese Bemerkung dem Abgeordneten Frohme erklärte, daß er zur Verfolgung der be haupteten strafbaren Handlungen zustär dig sei und ihn zugleich um Mittheilung der betreffenden Thatsachen und des Beweis­materials ersuchte. Diesem Ersuchen hat Frohme jetzt entsprochen. Seine Mittheilungen erstrecken fich über eine große Anzahl von Fällen, darunter sollen solche sein, die geradezu unglaublich icheinen und an ruffische Polizeiverhältnisse gemahnen.- Jedenfalls darf man auf den Ausgang der Sache gespannt sein.

Gegen den wegen Hochverrathe in Mainz   verhafteten Journalisten Röttger soll die Voruntersuchung Thatsachen ergeben haben, auf Grund deren die Anklage aus§ 92 des Strafgesetzbuches erhoben werden wird. Dieser paragraph lautet:§ 92. Wer vorsäßlich 1) Staatsgebeimnisse oder Festungspläne oder solche Urkunden, Altenstücke oder Nach­richten, von denen er weiß, daß ihre Geheimhaltung einer anderen Regierung gegenüber für das Wohl des deutschen Reiches oder eines Bundesstaates erforderlich ist, dieser Regies rung mittheilt oder öffentlich bekannt macht; 2) zur Gefährdung der Rechte des deutschen Reiches oder eines Bundesstaates im Verhältniß zu einer anderen Regierung die über solche Rechte sprechenden Urkunden und Beweismittel vernichtet, verfälscht oder unterdrückt, oder 3) ein thm von Seiten des deutschen Reiches oder von einem Bundesstaate aufgetragenes Staats geschäft mit einer anderen Regierung zum Nachtheil deffen führt, der ihm den Auftrag ertheilt hat, wird mit Buchthaus nicht unter zwei Jahren bestraft. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Festungshaft nicht unter sechs Monaten ein. -Das Reichsgericht hat den Landgerichtsrath Dr. Hirschfeld in Berlin   zum Untersuchungsrichter in der ganzen Sache er nannt. Gegenüber den Meldungen verschiedener auswärtiger, namentlich Wiener Blätter, als ob die Verhaftung des öfter­reichischen Generalstabs. Hauptmanns Portier in ursächlichem Busammenhang mit der Verhaftung Röttger's, der vor längeren Jahren gleichfalls österreichischer Generalstabsoffizier war, ftebe, erklärt fich die Frankfurter Beitung" auf Grund zuverlässiger Informationen in der Lage, alle diese Mittheilungen als jeder thatsächlichen Unterlage entbehrende Rombinationen au bezeichnen.

Afrikanisches. Mit Bezug auf den Verlauf der Konferenz, welche das zur Erwerbung der Lüderig'schen Befizungen au fammengetretene Romitee abgehalten hat, wird der National Beitung" von gut unterrichteter Seite mitgetheilt, daß aus fachlichen und rechtlichen Gründen als die beste Form, in welche das Unternehmen gebracht werden könne, die Gründung einer Aktiengesellschaft, und zwar einer Erwerbsgesellschaft auf Attien, von den betheiligten Kapitalisten ursprünglich ins Auge gefaßt ward. Wenngleich nun aber die Theilnehmer ihre Bei fräge à fonds perdu gezeichnet hatten und Niemand von ihnen Daraus in absehbarer Zeit einen Gewinn erwartete, so war dennoch Niemand geneigt, in den Vorstand oder in den Auf­

fichtsrath der zu bildenden Aktiengesellschaft einzutreten und damit die Verantwortlichkeit zu übernehmen, welche das neue Aktiengeset diesen Drganen einer Gesellschaft auferlegt hat. Um den Leitern des Unternehmens die erforderliche freie Be wegung zu ermöglichen, wurde später vorgeschlagen, Antheil scheine auf Höhe der Zeichnungssummen auszugeben. Gegen diesen Plan wurden aber, namentlich auch von hinzugezogenen Juristen, so viele Bedenken erhoben, daß man fich gezwungen fah, ihn fallen zu laffen. Der bereits erwähnte neueste Be schluß, nach welchem mit der föniglichen Staatsregierung über das anzunehmende Statut verhandelt werden soll, hat wesent lich auch den Zweck, für die zu gründende Gesellschaft eine Form zu finden, welche einerseits die Theilnehmer von einer vermögensrechtlichen Haftung über ihre Beiträge hinaus ent bindet und andererseits der Leitung die erforderliche Freiheit bindet und andererseits der Leitung die erforderliche Freiheit der Bewegung ftchert.- Die Herren wollen mit Gründen helfen, aber nicht die Verantwortung für ihr eigenes Wert übernehmen. Sie suchen deshalb, da das Aktiengeset verant wortliche Personen verlangt, eine Lücke, welche ihnen das Durch schlüpfen gestattet. Dieses Versteckspielen zeugt gerade nicht von großem Vertrauen auf die aufünftige Rentabilität von Angra Bequena.

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Italien  .

Die republikanische Propaganda scheint in Italien   unter der Bevölkerung zum Schrecken der Regierung großen Untlang zu find.n. Wie die Beitungen melden, wurden in Rom   ein Buchdruckerei Arbeiter und einer der Führer der mazzinistischen republikanischen Partei, Namens Felix Albani verhaftet. Gleichzeitig wurde das Material einer geheimen Buchdruckerei, fowie 2500 Proklamationen mit der Aufschrift Allgemeine republikanische Alliance", welche den in ganz Italien   nament lich in der Armee verbreiteten gleichen, mit Beschlag belegt. Bei einer Haussuchung bei Albani wurden ferner Dokumente und Korrespondenzen beschlagnahmt, welche, wie versichert wird, tompromittirender Natur sein sollen. Die Nachforschungen werden fortgesetzt.

Frankreich  .

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Bum Transport von 5000 Mann nach Tongling find neun Schiffe gemiethet worden, die Einschiffung derselben soll ois zum 12. b. M. vollendet sein. Ein Telegramm des Generals Brière de l'Isle aus Hanoi   vom 30. d. M. Mitter nacht sagt: Auf Thamnoi erfolgte heute teinerlei Angriff seitens der Chinesen, bei Dongjong lamen Nachmittags 4 Übr die chinesischen Vorposten in Sicht. Wir halten die Straße und den Hügel von Deoquan start besest. Die ,, Agence Havas" meldet in einem Telegramm aus Hanoi   vom 1. April früh 7 Uhr: Die Lage ist fortgesezt eine ernste und schwierige, von Europäern geführte chinesische Truppen, die stärker find, als man bisher angenommen hatte, suchen die französische   Rüd zugslinie abzuschneiden. Der Hof von Hue( Tongling) scheint den Vorgängen nicht fremd zu sein. General Negrier ist in Hue angekommen, sein Bustand ist ein befriedigender.

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-Freycinet theilte dem Präsidenten Grevy   mit, daß er nunmehr die Bildung des Kabinets offiziell übernehme. Er bofft daffelbe bald der Rammer vorzustellen. Clemenceau's Ein fluß hat vorgewogen. Weder ein Mitglied des ehemaligen Ka binets, noch ein Mitglied des engeren Gambettistenringes foll ein Bortefeuille erhalten. Der Hauptstreit galt dem Ministe rium des Jnnern wegen deffen Wichtigkeit für jede Partei während der Wahlen. Um demselben ein Ende zu machen, entschloß fich Freycinet das Portefeuille selbst zu übernehmen. Das auswärtige hat er dem Botschafter Baron Courcel ange boten, der telegraphisch annahm. Seine Ernennung wäre von guter Bedeutung für die franzöftsch- deutschen   Beziehungen. Die Gambettisten verbergen ihren Unmuth nicht. Das Gambetti ftische Journal Paris  " beginnt schon gegen Freycinet zu plänteln.

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In der Kammerfigung beantragte Leprovost de Launay ein Geses, welches den abgehenden Miniftern De bietet, in lester Stunde Drden auszutheilen. Man müffe, sagte er zur Begründung, dem schmachvollen Treiben der gestürzten Minister Einhalt thun, die ihren legten Tag im Amte zur Dekoritung aller ihrer Freunde mißbrauchten. Der Gefeßentwurf wurde fast einstimmig ohne Debatte ange nommen. Die äußerste Linke suchte sich der Kammervertagung während der Dstern zu widerseßen. Depeschen aus Tongling melden, daß die Chinesen ihren Sieg verständig ausnügen.- Diesen Abend( 1. April) 7 Uhr halten die Redakteure einer Anzahl radikaler Blätter im Café de la Preffe eine Bersamm lung, um eine Adresse an die Kammer zu unterzeichnen, welche den Frieden mit China   und die Heimführung der Soldaten und der Flotte befürwortet. Die Deputirten Lacroix, Toni Revillon, Clovis Hugues   und Rivet wer den dieser Journalistenversammlung anwohnen. Die Adresse soll in ganz Frankreich   verbreitet werden, um auch von den foll in ganz Frankreich   verbreitet werden, um auch von den Anhängern im Lande unterzeichnet zu werden.

Paris  , Mittwoch, 1. April, Abends. Ferry erhielt heute Vormittag eine Depesche, welche ihm meldete, daß China   die ihm gemachten Friedensvorschläge annehme und das nur noch Schwierigkeiten bezüglich des Datums bestanden, wann die chinesischen Truppen die von

und so viel gelernt, daß ihre Zukunft in jeder Hinsicht ge tannft gar nicht glauben, wie ich mich danach gesehnt habe, fichert ift." sie wieder einmal zu durchwandern. Oh, ich fühle mich in diesem Augenblick so glücklich!"

,, Und wo hält sie fich jetzt auf?"

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" Ich weiß es nicht; es war die Rede davon, daß sie mit einer russischen Familie, die einige Wochen hier vers weilte, nach Italien   als Gesellschafterin gegangen wäre, aber genug davon," brach die Mutter ab. In der Freude und Ueberraschung des Wiedersehens haben wir bis jezt ganz vergessen, Dir das wichtigste Ereigniß in unserer Fa milie mitzutheilen: Fränzchen ist Braut."

Braut?" rief Hans, der im Nu alles Andere darüber vergaß und überrascht die Schwefter ansah. Braut? Mit wem?"

Mit einem Grafen   Rauten," sagte die Mutter, nicht ohne etwas mütterlichen Stolz. Er stammt aus einer fehr alten galizifchen Familie und ist ein liebens würdiger, sehr gebildeter Mann; auch selber weit gereist. Er war lange Jahre in englischen Diensten drüben in Indien  ."

In der That?" rief Hans. Nun, mein herziges Fränzchen, meine besten Wünsche hast Du; aber wo ist er jest?"

" Hier in Rhodenburg. Er wohnt natürlich im Hotel, tommt aber jeben Morgen her. Du wirst ihn gewiß lieb gewinnen," sagte Franziska.

Gewiß, mein braves Schwefterchen, wenn Du ihm gut bist. Aber jest, Papa, möchte ich Dich doch bitten, Jemanden aus dem Hause nach dem berühmten Goldenen Löwen zu schicken, um meine Sachen dort abzuholen. Meine Red nung habe ich schon bezahlt und Alles zusammen ge pact, er braucht nur meinen Namen zu nennen."

Wenn Du Dich nur wenigstens Müller oder Meier genannt hätteft," seufzte die gnädige Frau, aber das Un­glüd ist jest einmal geschehen. Fränzchen, Du bist wohl so gut und schickst auger blicklich den Portier hinüber, und fannst bann gleich Deinem Bruder fein Bimmer zeigen, damit er sich erst wieder heimisch fühlt."

Brav, Fränzchen!" rief Hans, indem er aufſprang und der Schwester Arm nahm. Komm, Schap, und jetzt führst Du mich wieder durch alle die alten Räume; Du

,, Das ist sehr hübsch von Dir, Hans," sagte Fränz­chen, als sie mit ihm den Frühstückssalon verließ, aber Eins thut troßdem Noth, und die Mutter hat vollkommen Recht."

" In was, mein Herz?"

" Darin, Hans, daß wir Dich tüchtig zuftugen müffen, ehe Du für die hiesige Gesellschaft wieder zu ge­brauchen bist."

Glaubst Du wirklich?" lächelte Hans und sah sie von ber Seite an.

,, Es ist meine feste Ueberzeugung, Hans."

Eine andere Heimkehr.

An dem nämlichen Tage, Mittags um zwölf Uhr, stand beim alten Tischlermeister Handorf der Tisch in der großen Stube gebedt. Es war ein Sonntag; bie Frau und Tochter tamen eben aus der Kirche zurüd, legten ihre Bücher und Tücher ab und setzten sich still und schweigend an's Fenster. Sie sahen Beide bleich aus und hatten roths geweinte Augen.

Der Bater, ein Greis mit filberweißen Haaren, ging mit langfamen festen Schritten in der Stube auf und ab; er bot den Beiden nicht einmal einen guten Tag, als sie das Bimmer betraten, und hörte auch wohl nicht ihren so leise geflüsterten Gruß. Er war in tiefen Gedanken, aber fie mußten peinlicher Art sein, denn er hielt die Lippen fest übereinander gepreßt und das Auge stier und finster am Boden haftend, und doch bachte er auch noch an Anderes, denn dann und wann flog sein Blick nach der alten Schwarzwälder Uhr hinüber, die in einem langen Gehäuse in der einen Ede stand und einige Minuten noch vor zwölf Uhr zeigte.

Ein kleines Mädchen von vierzehn Jahren stand am Tisch und sah scheu nach den Eltern hinüber; ein bider, pauspädiger Junge von etwa sechs Jahren, der Entel ber alten Leute und der Sohn einer verstorbenen Tochter, spielte in der Ede mit ein paar schon zerbrochenen hölzernen Soldaten, wahrscheinlich Ueberbleibseln vom

ihnen eingenommenen Stellungen zu räumen hätten. Die Depesche batirt nach der Affaire von Langsong. Ferry theilte Die Depes e fofort dem Präsidenten Jules Grevy   mit.

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In Paris   herrscht die Befürchtung, daß es in Folge der allgemeinen Erregung zu einem Putsch kommen fönnte. Ganz besondere Vorfichtsmaßregeln find getroffen, ein Theil der Garnison ift tonfignist und Nachts durchziehen Patrouillen Infanterie und Kavallerie die Stadt. Ein für Mittwoch Abend angesagtes Meeting der brodlosen Arbeiter am Dpern­play will die Polizei mittelft der erst fürzlich auf demselben Plate bewähr en Maßregeln verhindern.

Paris  , 1. April, 9 Uhr Abends. Eine große Menge Neugieriger war auf dem Opernplage, jedoch wenig oder gar teine Arbeiter. Augenscheinlich fladet starter Tumult statt vor dem Cafè de la Baig, eine Schlägerei, wobei Spiegelscheiben zerbrochen wurden. Die Polizei ist bis jest unthätig, beginnt aber einzuschreiten, da in der Oper Vo stellung sein soll und das Haus bereits erleuchtet ist. Der Zugang müßte aber vor her erst durch die Polizei geräumt werden, eben erscheint Ka vallerie, um die Menge auseinanderzutreiben. An der Abendbörse starke Hauffe in Folge eines Gerüchtes über einen wahrscheinlichen Friedensabschluß mit China  .

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Die Hiobspoften nehmen kein Ende. Nach einem Teles gramm herrscht auch in Cochinchina, welches unter französischer Herrschaft steht, große Gährung, die dortigen Garnisonen er warten die Absendung von Verstärkungen. In Tongling herrscht entsegliche Hize; die Cholera ist wieder ausgebrochen und rafft vie e Soldaten hinweg. Die französische Flotte in den chinesischen Gewässern soll sich ebenfalls in einer heillen Situation befinden.

Die Suezkanaltommiffion bat in einer gestern Vormittag abgehaltenen Sigung beschloffen, eine Subtommission, bestehend aus allen technischen Mitgliedern, zu bilden. Lettere hat sich sofort tonstituirt. Bum Präsidenten der Rommission, welche am Dienstag mit der Prüfung der vorliegenden Anträge be ginnen wird, ist Barriere gewählt worden.

Dänemart.

Nach einem Telegramm aus Kopenhagen   erließ der König Christian IX.   gemäß dem Artikel 25 des Grundgeseges ein provisorisches Finanzgefes und ermächtigte die Regierun, alle aur zweckmäßigen Führung der Staatsvers waltung erforderlichen Ausgaben vorzunehmen, daß im Reichetage eingebrachte Budget jedoch nicht zu überschreiten.

Großbritannien  .

Gegenwärtig wird von Seiten Englands sowohl als auch Rußlands   die Friedensschalmei geblasen, ob aber die füßen Töne lange vorhalten werden, das ist freilich sehr fraglich. Die der englischen   Regierung nahe stehende ,, Pall Mall Gazette  " hat Grund zu glauben, daß die Antwort der rufftschen Regie rung auf die englischen Vorschläge vom 14. v. M. sehr zufrie Denstellend sei. Rußland   afzeptire die von England vorges schlagene Zone als Bone für das streitige Gebiet. Die noch der Diskussion unterliegenden Punkte seien mehr unbedeutender Natur.

Amerika.

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Das Dekret des Präsidenten Barrios von Guate mala, durch welches derselbe aus eigener Machtvollkommen beit eine Bentral Ameritanische Republit" pro flamirt, hat, amerikanischen Blättern zufolge, folgenden Wortlaut: Nach reiflicher Ueberlegung habe ich mich ents schloffen, mich zum Chef der Republik Guatemala   und der Bentral Amerikanischen Republik zu proklamiren, den Titel Oberster Kriegsherr" von Bentral Amerika anzunehmen und als solcher das absolute Kommando zu übernehmen. Wer sich gegen die Union   erklärt, wird als Verräther an der großen nationalen Sache betrachtet und als solcher betrachtet werden. Ich verlange, daß alle Beamte, Dffiziere und Soldaten von Bentral Amerika fich mir anschließen und fichere denselben Be förderung, Dekoration und prompte Bezahlung zu. Alle Ver hardlungen über Territorien, internationale Verträge, Anleihen und andere Verbindlichkeiten seitens der anderen zentral amerikanischen Staaten find aufgehoben." Das Dekret wurde am 6. v. M. den zentral- amerikanischen Republiken mitgetheilt und rief, wie bereits berichtet worden ist, die größte Entrüstung bervor. Am 14. v. M. ermächtigte der Kongreß von San Salvador   die Regierung dieses Staates, alle Anstalten zur Vertheidigung des Landes zu treffen; die beiden Staaten Nicaragua   und Costarica   folgten diesem Beispiele und rüsteten ebenfalls zum Kriege. Nur Honduras   stellte sich sofort auf Seite des Präsidenten Barrios. Nach einem bereits erwähnten Telegramme des Präsidenten von Nicaragua   ist Barrios am Montag in San Salvador   eingerüdt. Der Präsident von Nicaragua   fagt in seinem Telegramm, er marichire mit den vereinigten Streitkräften der Republiken von Nicaragua   und Costarica   nach Honduras  , um die Truppen von Honduras   an einer Vereinigung mit dem Präsidenten Barrios zu hindern. Die mißbilligende Haltung, welche Merito und die Vereinigten Staaten   von Amerika   gegenüber dem ehrgeizigen Streben des Bräsidenten von Guatemala   einnehmen, hat diesen somit nicht vor einem Kriege zurückschrecken lassen; von den Vereinigten

legten Weihnachtstisch, und der war es auch, der das Schweigen zuerst brach:" Essen   wir noch nicht bald, Groß­

mutter" " Ja, recht balb, Mar; warte nur noch ein klein wenig; bißt Du so hungrig, so will ich Dir indeß ein Stüd Brod geben."

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Ne, ich will tein Brod," brummte Mar, heute ist Sonntag, heute effen wir Fleisch."

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Um wie viel Uhr tommt der Bug?" fragte der Vater plöt lich mit heiserer Stimme und blieb vor der Uhr stehen, zu der er auffah; es war, als ob er seine Frau nicht anschauen möchte.

Um elf Uhr sechsundvierzig Minuten steht es im Plane," antwortete diese leise; er muß schon da sein, wenn er fich nicht verspätet hat," und sie holte dabei aus tiefer, voller Brust Athem, als ob fie die Last nicht ertragen tönnte, die darauf lag.

Der Mann erwiderte nichts, sondern sette seinen unter brochenen Gang im Simmer wieder fort, herüber und hin­über, und: Großmutter, effen wir noch nicht bald?" fragte Mag mit weinerlicher Stimme wieder, ich halt's jetzt nicht mehr aus."

,, Gleich, mein Rind, gleich," erwiderte die Frau; Dein Onkel tommt ja heute wieder zu uns zurüd, willst Du denn nicht warten, daß Du mit ihm effen kannst?"

,, Aber ich bin hungrig, warum tommt er denn nicht früher?"

Draußen ging die Hausthür und fiel wieder ins Schloß. Der Mann blieb nicht weit von der Uhr, die Arme jezt auf der Brust gekreuzt, im Zimmer stehen, er war ganz fahl im Geficht geworden und die Augen hefteten sich stier auf die Thür. Die Mutter hatte die Hände fest und krampfhaft zusammengefaltet, und auch ihr Auge hing mit peinlicher Spannung an der Thürklinke, während Margarethe, die Tochter, ein junges Mädchen von vielleicht zwanzig Jahren, mit der rechten Hand angstvoll ihr Herz gefaßt hielt und babei nur nach dem Vater hinüber schaute.

Draußen durch das mit Steinplatten belegte Borhaus tam ein schwerer, langsamer Schritt näher und näher jest hielt er vor der Thür.