Beilage zum Berliner Volksblatt. Nr. 79. Freitag, den 3 April 1885. n. Jahrgang. C a u a l a. Nach dem Vorbilde der einzelnen Staaten der nordanieri» kanischen Union versendet augenblicklich Manitoba , ein Einzel» staat der vereinigten er glichen Kolonie Canada , Prospekt«, wenn ick mich so ausdrucken darf, um die Auswanderer zu veranlaffen. diesen Theil CanadaS als Ziel ihrer Auswande» rung zu wählen. ..Die englische Kolonie Canada ist ursprünglich eine fran- zösuche Ansiedelung. Dieselbe gelangte durch KriegSeroberung in der Mitte deL vorigen Jahrhunderts an England, und dem englischen Mutterland gelang eS, diesen Theil deS nordameri- kantscben Festlanoes nach der nordamerilanischen Revolution End« vorigen Jahrhunderts als englische Kolonie zu er- halten. In der Zeit von 1836 biS 1840 gelang eS dem demokra- tischen Voll CanadaS, durch Steuerverwcigerung und selbst gewaltsame Aufstände eine mäßig freisinnige Verfassung und nach englischem Muster eine gewisse Unabhängigkeit von Eng- land in den inneren Fragen zu erlangen. Die einzelnen eng- lischen Kolonien deS Nordens Amerikas vom atlantischen diS zum stillen Ozean vereinigten sich vor einigen Jahren. Die Kolonie Britisch- Kolumbia am stillen Ozean war diesem Bunde nur unter der Bedingung beigetreten, daß eine nördliche Pacific- Bahn(Eisenbahn vom atlantischen Ozean nach dem stillen Ozean) innerhalb deS Gebiete? Kanadas er» bauet würde. Diese Eisenbahn ist nun in ihren Hauptstrecken vollendet. Nur ein Glück über daS Felsengebirge im fernen Westen und eine Strecke welche bisher durch Dampfboote auf den Saperior-Eee ersetzt wird, so wie die projektirten Zweiglinien nach dem Norden deS großen Gebietes fehlen noch. Durch diese Bahn, vie längste der Erde, werden nun tbatsächlich fast end- lose Gebiete der Einwanderung erschloffen, denn Canada ist etwa so groß wie ganz Europa oder die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika nämlich etwa 9 Millionen Quadrat- Kilometer(Deutschland hat nur eine halbe Million Quadrat- Kilometer). Von dem weiten Gebiete, welches vom atlantischen biS zum stillen Ozean reicht, im Süden von den nordamerilanischen Freistaaten, im Norden von dem nördlichen EiSmeere begrenzt wird, ist allerdings nur der kleinere südlichere Thell mit Nutzen anbaufähig. Hier aber ist daS Klima etwa wie in Deutschland . Nach dem amtlichen, mit vielen Illustrationen aulgestatte- ten BüchelchenManitoba ", welches gegenwärtig in allen deutschen Auswanderungshäusern und an den Häfen gratis verthellt wird, erhält jeder Mann, welcher 18 Jahr alt oder beziehungsweise jede weibliche Familienvorsteherin, welche fich anstedeln wollen, 160 AkreS gleich 250 preußischen Morgen Ackerland nach ihrer Auswahl gegen Zahlung von 10 Dollar gleich 42 Mark 50 Pf. Eintrage- und Vermessungsaebühren zugewiesen, wogegen der Anfiedler die Verpflichtung hat, dai betreffende Land unter Kultur zu nehmen, darauf ein HauS zu erbauen» welches nach Berechnung der Brochüre von Holz» werk für 150 Mark herzustellen ist, und wenigstens drei Jahre lang dieses 6 Monate hindurch zu bewohnen. Es wird nicht verlangt, daß der Heimstättenlnnd Nach- suchende daS Bürgerrecht erwerbe, wie in den Vereinigten Staaten , wo dieses um sechsjährige ziemlich ununterbrochene Anwesenheit auf der Heimstätte, welche dort nur 125 preuß. Morgen beträgt, verlangt wird. Tie Brochüre schildert natürlich daS Land Manitoba als äußerst gesund, ungemein fruchtbar, reich an Wild und die Gewässer voll der wohlschmeckendsten Fische, bei freier Jagd- und Fischereigerechtigkeit für Jedermann. ES werden die in Deutsch - land vorwiegend gebauten Produkte, Weizen, Haser, Gerste und Kartoffeln gebaut, daneben gedeihen alle deutschen Obst« sorten, selbst Melonen und alle unsere Kohlarten und Garten- Produkte, so wie Hopfen und FlachS. Rechnen wir noch den vorhandenen Kohlen- und Metall- «ichthum und die Thalsache, daß dort Vieh, Rindvieh, Schafe und Pferde den ganzen Winter über draußen weiden, freie Schulen, so wie mächtig aufblühende Städte und die große Zahl deutscher Landsleute, welche vielfach besondere Ortschaften bilden; den hohen Tagelohn für Handwerker(1217 Mark für den zehnstündigen Arbeits« *#",4.erboten] IeUi�ekON» 133 Gesucht und gefunden. Roman von Dr. Duz. (Forsetzung. »Ich bin glücklich, wenn Du mich liebst, Wilhelm, und wenn Du vergessen kannst, daß ich mich einmal zu Handlungen verleiten ließ.. Still, still, Emmtz, Du vergißt unser Uebereinkommen, daß wir davon nicht mehr sprechen wollen.. Deine Klug» heit und Deine Liebenswürdigkeit haben einmal unedlen Zwecken gedient, fortan sollen sie nur dazu beitragen, unser häusliches Glück zu vollenden." So sei e«, Wilhelm!.... Nun Onkel, verweigerst Du uns noch Deinea Segen?" Amberg war, wenn er überhaupt eine» tieferen Ge» fühle» fähig gewesen wäre, fast gerührt. Nicht allein die Aussicht, in den Besitz der fünftausend Thaler zu gelangen, so daß er nicht genöthigt war, sein eigene» Vermögen zuzusetzen, hatte ihn auf einmal in eine bessere Laune gebracht, auch Emmh's Glück erheiterte sein Gemüth. Er kannte ihre Vorzüge am besten; er liebte sie nicht nur wie seine Tochter er bewunderte ihre Talente geradezu, und so war e» für ihn denn ein hoch- wichtiger Moment, sie ihrem künftigen Gatten verloben zu können. ,-.Ich verliere viel an Dir, Emmy, " sagte erDein zulünstiger Gatte wird an Dir einen Schatz haben, davon % überzeugt... Vergiß nicht, Emmy , daß ich Dich gelrebt Hab«, und wenn Du Dir Gewissensbisse machst, «ach nur nicht Vorwürfe, verdamme mich nicht, und denke an* 0�a'�0 on«ich. Ich habe Niemanden auf der Welt, Emmy , der«ich liebt; so warst Du mir ein Trost Anhänglichkeit mein größte» Glück... Wenn r iU Handlungen, die Du bereust, suche eine Entschuldigung für«ich darin, daß das, wa» ich thu« wollte, ja auch Dir zu Gute kommen sollte." Amberg nahm die Verlobten unter seine Arme, ging tag), die mäßigen Steuern und das Nich oorhardenscin der Ml- liiärpflilbt hinzu, so ist gewiß nach dieser Schilderung das irdische Paradies vollständig. Für den Deutschen, " heißt eS in der Brochüre,hat die Anstedlung dort besonder» den großen Vortheil, daß er dort als Deutscher auftreten und ein Deutscher bleiben kann, ohne in seinen bürgerlichen wie in seinen politischen Rechten im mindesten gefährdet zu sein. In anderen Worten, wenn der deutsche Anfiedler in den Vereinigten Staaten mit Seele und Körper sozusagen annektirtkklassifizirt und politisch inkorporirt wird er bat dort einen Eid zu leisten, worin er fich von jeder Pflicht gegen sein Vaterland lossagt so hat er dies in Canada nicht nöthig und wird den politischen Ver- bältniffen seine» Vaterlandes nicht entfremdet." Ein Herr Dr. Otto Hahn meint sogar: daß der Zweck der deutschen Kolonialpolitik dadurch erreicht würde, daß wir dafür sorgten, daß die Deutschen nach Canada auswanderten, wo sie aber Deutsche bleiben könnten- Wenn nun auch zu hoffen ist, daß die kanadischen Kolonien fich bald ebenso von England frei machen werden, wie es mit den australischen Kolonien allem Anschein nach bald der Fall sein wird, so scheint eS doch, als wenn gegenwärtig die Zeit zur Auswanderung nach Canada für einen solchen Auswan- derer, welcher wenigstens eine politische Gleichheit sucht, noch nicht gekommen ist. Grade das, was auf diesem Gebiete von der c modischen Regierung als V o r t h e i l gepriesen wird, er- scheint nach dieser Richtung hin alS eine Schattenseite der An- fiedelung in den canadischen Kolonien, obgleich nicht destritten werden kann, daß in den Vereinigten Staaten auf dem Ge« biete der Sozialpolitik ebenfalls noch sehr vieles zu bessern ist. Zum Lotteriewesen. Die Kommission des Abgeordnetenhauses, welcher die Anträge Bödicker und Franke, betreffend das Spiel in auSwärtigenLotterien.zur Vorberathung übergeben worden waren, hal schriftlichen Bericht über ihre Thäligkeit erstattet und schläat folgenden Gesetzentwurf dem Plenum zur Annahme vor:Entwurf eines Gesetzes, betreffend daS Spiel in außervreußischen Lotterim". Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen je. verordnen, unter Zustimmung beider Häuser de» Landtages der Monarchie, für den Umfang derselben, was folgt:§ 1. Wer in außerpreußischen Lotterien, die nicht mit königlicher Geneh- migung in Preußen zugelassen find, spielt, wird mit Geldstrafe biS sechshundert Mark bestraft.§ 2 Wer fich dem Verkaufe von Loosen zu dergleichen Lotterien unterzieht oder einen solchen Verkauf alS Mittelsperson befördert, wird mit Geldstrafe bis 1500 Mark bestraft.§ 3. Den Lotterien find hierin alle außerhalb Preußens öffentlich veranstaltete Ausspielungen beweglicher oder unbeweglicher Sachen gleich zu achten." Der Geh. Ober-RegierungSrath MarcicowSki(Regierungs- kommissar) gab in der Kommisston die folgenden Erklä- rungen ab: Der Ursprung des Handels der Prioatkollekten mit Staats» lotterteloosen läßt fich auf den Zeitpunkt zurückführen, mit welchem für die Staatskollekten die Möglichkeit aufhörte, den Anforderungen des SpielbedürfniffeS durch Gewährung der entsprechenden Zahl von Loosen beziehungsweise Loseabschnitten sächlich auf den kleinen Mann und bieten deshalb Antheile von'/«« sogar Vrn zu Preisen aus, welche auch der kleine Handwerker, der Unterbeamte, der Arbeiter, zu zahlen vermag. In der Regel entrichtet der Spieler an die Privatkollekteure für einen LooSabschnitt von'/«« für die erste Klasse..... 0.75 M. für die zweite klaffe.... 1.00 für die dritte Klaffe..... 1.50 für die vierte Klasse.... 4.50 7.75 M. Das ganze LooS wird daher von dem Loosehändler meistens mit 496 M- verwerthet, welchem Preise in vielen Fällen noch eiue Gewinnprovifion von 0,10 M. von 3 M.(61/« pCt.) hin­zutritt. Der Händler entrichtet an die Mittelsperson, welche ihm daS LooS aus einer Staatskollekte zuführt, in der Regel 311 M. hat also, abgesehen von der erwähnten Gewinnprovt» mit ihnen die Treppe hinab und stellte sie seiner Frau vor, deren Ueberraschung noch größer war, al» die seinige gewesen. E« war seit langer Zeit ein Tag der Freude, diese» kleine Verlobungsfest. Dreizehnte« Kapitel. Emmy'S Rath, nach Berlin zu reisen und dort wieder Alle» in'S Gleichgewicht zu bringen, gefiel Amberg zu wohl, um oenfelben nicht zu befolgen. Am nächsten Tage reiste er ab. und je mehr er sich die Sache überlegte, desto mehr kam er zu der Ueber» zeugung, daß e« ihm sicher noch gelingen werde, den schlimmen Eindruck abzuschwächen und seinen Bruder, fall» dieser gegen ihn erzürnt sein sollte, umzustimmen. Er ist viel zu gutmüthig," sagte er sich,und wenn ich nun gar die Miene«ine» Reuigen annehme, ihn und Käthchen in rührenden Worten um Verzeihung anflehe, dann ist Alle« vergesse»." Mit solchen Betrachtungen langte er in Berlin an. Schon al» die Droschke, welche ihn vor da» Hau » führte, dort anhielt, verlor sich die hoffnungsvolle Stim- mung, in welch« ihn seine Betrachtungen versetzt hatten, urplötzlich. Er sah im ersten Stock, wo sich seine» Bruders Woh- nung befand, trotz der winterlichen Kälte einen Theil der Fenster geöffnet. Eine Frau kam au» dem Hause herau«, deren Kleidung, halb Trauer, halb derber Arbeitsanzug, ihn sofort an die Persönlichkeit erinnerte, die in Neustadt bei jedem Todesfall Dienste zu leisten pflegte. Eine eigen» thümliche Stille herrschte auf dem Flur, und al« er die Treppe hinausflieg, sah er eine» der Dienstmädchen seine« Bruder» vorübereilen, auch dieses trug ein schwarze« Tuch. Himmel," murmelte er vor sich hin,sollte ich zu spät kommen?" Er klingelte, und so wie er nur den Korridor betrat, wußte er, daß seine Befürchtung sich bewahrheitete. Bertha kam ihm in tieser Trauer und weinend entgegen. Da« Hau »personal war schweigend und gedrückt, und jeder mehr oder minder mit einem solchen Abzeichen der sion, bei jeder Lotterie bei dem Absatz ei�es Lomes einen Nutzen von 185 M., mithin für die beiden Im Stufe des Jahres gespielten Lotterien einen solchen von 370 M., während die Vermittler bei jedem Loose für jede Lotterie einen Gewinn von 151 M., also pro Anno einen solchen von 302 Mark erzielen. Der Spieler bei der Privatkollekie zahlt mithin bei Zugrundelegung dieser Ziffern für ein LooS den Mehrbetrag von 672 Mark. Der Umfang des Geschäftsbetriebes der Prioatkollekten läßt fich schwer auch nur annähernd feststellen. Immerhin ist jedoch anzunehmen, daß der Handel mehrere Tausend Loose umfaßt, und wird, da bei 1000 Loosen nach der vorhin aufgestellten Berechnung ein Mehr- aufwand der Spieler im Betrage von 672000 Mark bedingt wird, die erhebliche wirthschaftliche Bedeutung dieses Loosehandels nicht wegzuleugnen scin. Di« Lotterieverwaltung hat deshalb dieser Form des GeschästsbetrtcbeS unausgesetzt ihre Aufmerksamkeit zugewendet. Den Lotteriekollekteuren ist auf's Strengste verboten, Loose an Aufkäufer abzugeben, und dürfen auch Loosebestellungen von solchen Personen, von welchen Loose an Loosehändler gelangt find, oder von denen anzunehmen ist, daß fie Loose zur Wiederbegebung kaufen, nicht berückfichtigt werden. Zuwiderhandlungen der Lottecieeinnehmer gegen diese Vorschriften haben die Verwirkung der Kollekte zur Folge. Die Lotterieverwaltung ist jedoch bisher außer Stande gewesen, mit diesen Mitteln dem erwähnten wirthschaftlichen Mißstände merklich entgegenzuwirken. Ungeachtet in jedem Jahre eine erhebliche Anzahl von Privatkollekten und eine große Zahl der in deren Interesse thätig-n Mittelspersonen zur Kenntniß der Staatslotterieeinnehmer gebracht wer- den(seit dem Jahre 1875 find in den von der Generallotterie» direklton geführten Listen 201 Prioatkollekten und 3 388 Ver. mittler derselben notirt), ist es bisber nicht gelungen, den Ver. trieb wesentlich herabzumindern. Di« Schwierigkeit, dem Mißstande zu steuern, liegt in der Unmöglichkeit, den Prioatkoltekren die Zufuhr abzuschneiden. Die Mittelspersonen gehören nicht etwa ledrglich oder vorwiegend den unteren Gesellschaftsklassen an. finden sich vielmehr in allen Schichten der Gesellschaft. In den Listen find Bankiers, Rentiers. GutSbesttzer. Prediger, Professoren, Lehrer, Künstler, Aerzte, Militär«, Beamte, Da- men der besseren Stände und sonstige Personen aufgeführt, bei denen vie Vermuthung einer Kollifion mit dm Privaikollektm nicht ohne Weiteres Platz finden darf. Da» in der Petttion vorgeschlagene Verbot würde nun zwar dai Uebel vollständig beseitigen, die Durchführung desselben würde tndcß, da eine Be» schränkung der Gewerbefreiheit in Frage käme, nur im Wege der RrichSgesetzgebung zu erreichen lein. So sehr nun aber auch der Finanzverwaltung jede Maßregel zur Einschränkung oder Aufhebung des Privatloosehandels willkommen sein würde, so dürste doch jede darauf gerichtete legislatorische Anregung dem schwerwiegenden Einwände begegnen, daß eS sich hier um Abhilfe gegen einen ausschließlich in oen Einrichtungen der preußischen Finanzverwaltung be» gründeten Nothstand handelt, welcher einerseits nicht bedeutend genug ist, um eingreifende prohibitorische Bestimmungen zu rechtfertigen, andeierseit» aber durch eine entsprechende Aende» rung der Lotterieeinrichtung(Vermehrung de: Loose) wesentlich abgeschwächt werden könnte." Kolitiseke NebersirKt. Da» dem deutschen Reichstage vorliegende Arbeiter- schutzgesetz macht derNordd. Allg. Zeitung" recht erhebliche Kopfschmerzen. Dai Bedürfniß nach Arbeiterschutz kann ste nicht leugnen, die nackten Thalsachen sprechen zu deutlich, es bleibt also nur übrig, an der Form deS Entwurfes zu rütteln und dieser Tbätigkeit befleißigt fich dieNordd." in besonderem Grade. Man merkt freilich, daß eS ihr sehr schwer fällt, Gründe gegen daS Gesetz zu finden, aber für ste heißt es:Der Bim muß" und so werden denn Gründe an den Haaren herbeigezogen, um den Beweis zu liefern, daß daS Gesetz jaeigmtltch" die Arbeiter schädige Wre rührend und naiv! Weil die Arbeiter unter diesem Gesetz zu leiden hätten, kann da« osfiziöse Blatt nicht für dasselbe eintreten! Das Gesetz geht zu weit, eS beschränkt diepersönliche Freiheit" der Arbeiter, so orakelt der Offiziosus weiter. Sollte man nicht glauben, daß die Schreiber derNordd" bei Schulze-Delitzsch uno Eugen Richter ihre sozialpolitische Aus» Trauer bekleidet. In ihrem Schmerz fiel ihm Bertha um den Hal« und»einte. Also unser geliebte, Bruder hat ausgelitten?" sagte Amberg. Ist e« wahr, wa« ich befürchte?" Ja, ja; er hat ausgelitten diesen Morgen I" schluchzte Bertha. Mit einer Miene namenloser Betrübniß und tiefsten Kummer« trat Amberg in da« Wohnzimmer, wo Käthchen auf dem Sopha saß, da» Antlitz mit einem Taschentuch bedeckt, da» von Thränen bereit» feucht war. Amberg ließ sich neben ihr nieder, zog ebenfall» sein Taschentuch und begann sich die Augen trocknen. Meine liebe, theure Schwägerin," begann er,be- denken Sie, daß e« Ihre Pflicht ist, sich durch Ihren Kummer nicht hinreißen zu lassen, daß Sie sich zum Glück Ihrer Verwandten zu« Segen Ihrer Mitmenschen erhalten. Bekämpfen Sie Ihren Schmerz, wie ich ihn bekämpfe... Die Zeit wird ein lindernder Balsam für die Wunde Ihre» Herzens sein; Sie werden vergessen lernen Sie müssen vergessen lernen." Nie! Nie werde ich ihn vergessen," schluchzte Käthchen. Nein, wie könnte ich ihn vergessen, der da« ganze Glück meine» Leben« ausmachte!... Alle»,«a» da» Leben an Freude und Glück in sich schloß, war er mir. Nie, nie »erde ich ihn vergessen I" Eine Frage hatte Amberg schon längst auf den Lippm. Er hatte aber doch nicht gewagt, dieselbe an Käihchen zu richtm. Eine Gelegenheit zu erfahren, wa« zu wissen ihm a« meisten am Herzen lag, bot fich, al» jetzt Strahlenau ein» trat und ihm winkte, in da» Nebenzimmer zu kommen. Er ist ruhig und in Frieden entschlafen," sagte Strah- lenau, indem er Paul Amberg in da» Nebenzimmer führte; und wenn man ihn so daliegen sieht, glaubt man einen Schlummernden und nicht einen Tobten zu sehen. Der treffliche Mann! Man sieht e» seinen Zügen noch im Tode an, daß er mit ruhige« Gewissen aus der Welt ge- schieden." Der Tobte war bereit« eingesargt. Der Sarg stand auf einem Katafalk, umgeben mit all' dem Schmuck,