Nr. 98.

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Dienstag, 28. April 1885.

II. Jahrg.

Berliner Volksblatt.

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Organ für die Intereffen der Arbeiter.

Das Berliner Volksblatt"

ift es erscheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei in's Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mark, wöchentlich 35 Pf. ersammlu Bostabonnement 4 Mt. Einzelne Nr. 5 Pf. Sonntags- Nummer mit illuftr. Beilage 10 Pf. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1885 unter Nr. 746.)

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iner Der Kampf um den Marimalarbeitstag in den Vereinigten Staaten .

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Die fünfziger Jahre zeitigten bereits einige Erfolge ber nordamerikanischen Arbeiterbewegung. Mehrere Einzelstaa

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ießen Gefeße, welche 10 Stunden als gefeßlichen Arbeits­

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Insertionsgebühr

beträgt für die 3 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Pf. Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 thr Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., 3immerstraße 44, sowie von allen Annoncens Bureaux, ohne Erhöhung des Preises, angenommen.

Expedition: Zimmerstraße 44.

breiten Schichten bes Bolts ergriff Bewunderung für das gielbewußte Wirken bes Industrieproletariats. Die öffent liche Meinung fprach sich gebieterisch für dasselbe und seine Wünsche aus.

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In der Mitte der sechziger Jahre spannt sich das viel maschige Net der Arbeiterorganisationen über das ganze Land aus. Der August 1866 fieht in Baltimore ben großen Rongreß der Trades Unions und Trades Assemblier, ber die National Labour Union" gründet und auf seine Fahnen die Forderung des achtstündigen Marimal arbeitstages schreibt. In Amerila nennt man furzweg diese Forderung: Plattform of Labour"( etwa Arbeiterpro gramm), eine recht zutreffende Bezeichnung, da ja die Re­gelung der Arbeitszeit ben Kernpuntt für eine echte Sozial­reform bildet. Die Agitation trug ihre Früchte. Wieber ging die Unionsregierung mit gutem Beispiel voran. Durch ein Gesetz vom 25. Mai 1868 führte sie den achtstün bigen Arbeitstag für alle Werkstätten der Bereinigten Staaten Regierung ein. Dies Gefeß war eines der besten Waffen, geeignet zur Durch fegung ähnlicher Vorschriften bei den Einzelstaaten. Bes reits haben die Staaten Wisconsin , Illinois , Pennsylvania , Connecticut , California den Achtstundentag eingeführt; freis lich kommt tommt auch biesmal ber hinkende Bote, bas Bugeständniß an ben Rapitalismus nach: Wo teine anderweitige Verabredung getroffen wird." In Pennsylvanien beschränkt sich das Gesez auf Baum wolle, Wolle, Seibes, Flachs, Papier, Glasfabriken, in New York auf Baumwolle, Wolle, Seibe, Papiers,

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aehn stündige Arbeitstag ist zum Gefeh erhoben, freilich mit der Klaufel, in ben Staaten Dhio, Maine , Rhode Island , New Hampshire und Minnesota . Interessant ist bie Thatsache, daß in Maffa chufets, bem Ausgangs punkte der Agitation trotz der heftigsten Rämpfe erst 1874 die Arbeitszeit der Frauen und Kinder auf 10 Stunden ge­feßlich festgestellt, aber ein allgemeiner Behnstunden­tag bis heute noch nicht erreicht worden ist. Bis 1870 waren beibe gefeßgebende Körperschaften gegen diese Reform, feit dieser Zeit verwirft der Senat jedesmal die einschlägigen Gefeße des zur Reform bekehrten Repräsentantenhauses.

fenthaltag feftftellten. Natürlich lief, wie zu gleicher Zeit in Eng Glas, Flachs, und auf Eisen- und Bronzefabriken. Der Rothe and, wie später in Frankreich , in der Schweiz , wie jüngst fämmtlid in Defterreich parallel mit dem Kampf der Arbeiter der Hefet vähe, widerhaarige, mächtige Widerstand der interesfirten Unternehmer. Das profithungrige Rapital firäubte fich gegen jebe Beschränkung feiner Freiheit, der Freiheit, unbeschränkt nach Belieben die Arbeitskraft au exploitiren. Auch in Amerita fämpfte biefer gewaltige Gegner mit Men Mitteln; hatte er doch die Klinte der Gesetzgebung in er Hand. Wen, der auch nur einigermaßen die Geschichte er fozialen Frage fennt, wen wird es demnach wundern, wenn die Herren Fabrilanten und ihre parlamentarische Ge­folgschaften gegen den Ansturm der Arbeiter zu retten ver­uchten, was zu retten war. Gut, man gab aber in den 50er Jahren in einigen Staaten den Zehnstundentag. Aber jetzt kommt das große Aber So eine Hin

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18 M.

In dem Staate New- York ist, seit 1870, bie acht­fündige Arbeitszeit für alle industriellen Arbeiter überhaupt eingeführt, mit der Maßgabe, daß für jede längere Arbeits­seit eine Extravergütigung gezahlt werden muß. Er dürfte für den Staat New York kennen zu lernen: Es heißt:

schaftlicher oder häuslicher Arbeit verbungen haben. Ueber seitarbeit ist gegen einen Extralohn je nach Uebereinkommen zwischen Unternehmer und Arbeiter gestattet. Die Be ftimmung findet auch Anwendung auf alle Arbeiter, welche von dem Staate, von munizipalen Behörden oder deren Agenten oder Beamten oder Denen, welche mit diesen Rontratte abgeschlossen, beschäftigt werden." In Kalifornien und Dregon beträgt die tägliche Arbeitszeit bei öffent lichen Arbeiten gleichfalls 8 Stunden.

Das find, in furzen Zügen, die Hauptergebnisse auf diesem Gebiete wirthschaftlicher Gesezgebung.

Der Industrialismus wächst in Amerita in geradezu pyramidalen Prozentfäßen, mit ihm die Nothwendigkeit immer gründlicherer sozialer Reformen, und mit ihr die Existenzmöglichkeit einer nicht blos wirthschaftlich agitirens den Gewerkschaftsbewegung, sondern einer auch politisch agirenden Arbeiterpartei. Die Zukunft der nord­amerikanischen Arbeiterbewegung hängt ab von ihrer Stellung zum politischen Leben. Doch hierauf näher ein­zugehen ist nicht unsere Aufgabe. Wir wollten blos zeigen, wie jenseits bes Ozeans die Arbeiter durch energisches Wirken Resultate im Kampf um den Normalarbeits­tag erzielt haben. Die Vorgänge jenseits des Waffers zeigen, daß auch von Einzel staaten die Regelung dieser hochwichtigen Frage in die Hand genommen werden kann. Auch bei uns in Deutschland bildet dieselbe den Anfang wirklicher fozialer Reform, den bedeutsamen Anfang, aber auch nur den Anfang.

Politische Uebersicht.

Noch etwas von den Getreideaöllen. Bekanntlich bat bei den letzten Kornzolldebatten der Abg. Bamberger die De bauptung ausgesprochen, daß die Qualität des deutschen Ge freides vielfach geringer als die des ausländischen sei. Der Reichstanzler beftritt zwar mit der ihm eigenen Heftigkeit diese Ansicht. Allein, wie dies den Thatsachen öfters eigen ist, fie fprezen gegen Fürst Bismard. Schon im Jahre 1879 wurde bas beschädigte heimische Getreide nur durch eine Mischung mit Darauf hingewiesen, daß man in den ungünstigen Erntejahren gutem ausländischen mahlfähig und verlauffähig machen lönne. In manchen Bezirken Deutschlands , wie in der Proving Sach sen, werben, tros des Einspruches der Müller und Bäder, immer schlechtere Sorten Wetzen zur Saat benutt, weil sie pro Morgen einen höheren Ertrag geben, als die besseren Qualitäten, sodas, obschon der Preis ein niedrigerer, der Profit boch relativ ftente, wie Profeffor Conrad erzählt, ein Mühlenindustrieller Die von Landwirthen direkt bestätigte Behauptung auf, daß man aus einem Wispel russischen Soggens in sächsischen Preßbefes fabriken 48 Pfd. Presbefe von 24 M. Werth mehr beraus siche, als aus einem gleichen Quantum deutschen Roggens,

Baletur, so eine Klausel" war dabei. Sämmtliche Gefeße nicht ohne Interesse sein, den Wortlaut des betr. Gesetzes größer war. In einer politischen Versammlung zu Halle a. S.

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hatten nämlich die famose Busatformel: enn teine anderweitige Verabredung getroffen wird." Allein trotz allebem und allebem rückten die ge­schlossenen Reihen der Arbeiter immer weiter vor, und die

Radbrud verboten.]

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Feuilleton.

3m Edfenster.

Roman von Friedrich Gerstäder. ( Fortseßung.)

" Ich glaube nicht, daß der Nath so übel ift", sagte ber Notar, langsam mit dem Kopfe nidend. Hier in seiner mas Baterftabt, und wenn er der bravste, reblichste Mensch ber Welt wäre, ist ihm der Boden unter den Füßen weggezogen. Hat sich einmal ein solches Vorurtheil gebildet, so wird es unmöglich sein, es wieder auszurotten, und feien wir ehr Schll lich fo liegt bas einmal in der Menschennatur. Wir

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Seft. 1. Bei und nach Erlaß dieses Gefeßes sollen 8 Stunden als ein legaler Arbeitstag aller Arbeiter be trachtet werden, mit Ausnahme derer, die sich zu landwirth

Also soll mein armer Rarl," sagte er endlich, wie ein wirklicher, abgeurtheilter und beftrafter Verbrecher das Baterland verlassen und in einem fernen Lande eine Hei math suchen müssen? Und was bann? Bleibt ihm nicht immer bie nagende Angst, auch dort wieder zufällig einmal von Jemandem erkannt und auf's Neue ausgestoßen zu werben! So lange er in dem schredlichen Gefängnisse war, hat er das weniger gefühlt, er befand sich unter lauter Menschen, welche die nämliche Strafe trugen; jest aber, wo er wieder in das bürgerliche Leben eintreten foll, ezt schließt Jeber seine Thür und sein Herz vor ihm zu, und er steht allein mitten in der ganzen Stadt und steht, wie Alle mit Fingern auf ihn deuten!"

Der Kleine Apotheker stand, die Hände gefaltet, dabei und

Anciverbinden mit dem Buchthause alle miteinander und fast schaute den alten Meister mit recht mitleidigen Bliden an.

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ohne Ausnahme ben Begriff von Unnehrlichkeit, vorausgefeht nämlich, daß nicht ein politisches Verbrechen", wie es beim Gericht gewöhnlich genannt wird, die Veranlassung bazu gab. Ich kenne unter den Letteren Menschen, die im Zuchthaus gesessen haben und am fleinen Finger mehr buh werth waren, als die Herren, die sie verurtheilten. Sier au bebaber liegt die Anklage eines gemeinen Verbrechens, ja bes

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schlimmsten, das es geben kann, vor: Raubmord, und wenn ich auch den Fall recht gern zugebe, daß ein unfeliges Bu fammentreffen zufälliger Umstände einen Unschuldigen zur Berbüßung einer entehrenden Strafe gebracht hat, so wird

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rasse bie Menge nie davon überzeugen lassen.

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Wir Menschen find ja überhaupt nur zu gern geneigt, von unseren Nebenmenschen weit eher etwas Schlechtes als Gutes zu denken. Herr Semmlein hat ganz Recht; geben Sie Ihrem Sohne das Gelb, daß er bei einer vollkommen nuglofen Reise nach Schlesien nur vergeudet haben würde, um feine Baffage nach Amerika damit zu zahlen, und ft. b. mag er dann in Frieden und Ruhe ein neues Leben bort beginnen".

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Der alte Tischlermeister saß still, die beiden Ellbogen auf feine Aniee gelehnt, ben mit weißen, furzen Loden be bedten Ropf gesenkt, und starrte düster und schweigend vor fich nieder. Die Worte des Notars hatten ihm auch seine

18 bel legte Hoffnung zerstört und genommen.

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Es ist meinswegen eine recht traurige Geschichte," ſagte Es ist meinswegen eine recht traurige Geschichte," sagte er, und ber arme Rerl thut mir recht von Herzen leid. Es war ein braver Junge, denn ich kenne ihn von der Beit an, wo er kaum laufen konnte; aber er muß nach Amerika ," fette er dann rasch hinzu, er muß meinswegen fobald wie möglich abreifen, und da drüben werben sie ihn nachher nicht mehr ärgern und quälen."

Jest fann er noch nicht," sagte der Meister, von feinem Stuhl aufstehend, denn das Fieber läßt ihn nicht, und ordentlich gefund muß er doch erst werden; dann glaube ich aber auch selber, daß es das Einzige sein wird, was er thun tann. Er muß hier die Schmach und Schande auf sich fizen lassen und seine Eltern, sein Vaterland verlassen, bamit ihm bort im fremden Lande Niemand ansehen kann, baß er die langen Jahre im Buchthause gefeffen hat. Gebrandmarkt haben sie ihn ja Gott sei Dant nicht, wie es in früheren Beiten geschehen sein soll, daß er bas Rainszeichen bis an sein Lebensende mit herum schleppen müßte. Aber wir sind schon zu lange hier gewesen, Herr Notar. Entschuldigen Sie das mit dem gebrochenen Herzen eines Vaters. Früher hatte ich selber immer feine Beit und arbeitete von früh bis Abends uns verbroffen fort, jetzt schmeckt die Arbeit so wenig mehr wie bas Effen; die Gebanten find's, bie Gedanken, Herr Notar, bie mir im Kopf hobeln und sägen und hämmern

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hämmern manchmal, als ob sie die Hirnschale von ein ander sprengen wollten. Nichts für ungut, Herr Notar, nichts für ungut" und seinen Hut in beide Hände nehmend, den Kopf gebeugt, schritt der Handwerker, von Semmlein diesmal bicht gefolgt, aur Thür hinaus.

Mug hatte fein fleines Bult ziemlich in der Mitte der Stube, ftand aber so, daß er die gegenüberliegende Säuferreihe, wenigstens bas Trottoir bis zur ersten Etage, beobachten konnte. Gerade wie die beiden Nachbarn das Romptoir verließen, tam die Familie Klingenbruch, bas heißt nur der Oberstlieutenant, seine Frau und Henriette, von Grafen Rauten begleitet, ber sie viel leicht unterwegs getroffen, die Straße herauf und blieben natürlich noch an der Thür, um ein paar Abschiebsworte zu wechseln, stehen. Semmlein tonnte nicht einmal in seine eigene Hausthür, sondern brückte fich mit einer Verbeugung um die Gruppe herum und in die Apos theke hinein.

Wie sie noch dastanden, öffnete fich die Hausthür, und Mug fchmunzelte, denn die schwarze Sammetpetesche erschien barin und schien nicht übel Lust zu haben, wieder zurück zu fahren, aber es ging nicht mehr. Er war schon gesehen, und das wäre jebenfalls zu auffällig gewesen; so fügte er fich denn in das Unvermeibliche, trat heraus, verbeugte fich gegen die Herrschaften- von denen ihm aber nur Hen riette dankte, denn die Anderen kannten ihn gar nicht und drückte sich dann mit raschen Schritten die Straße entlang Henriette fab ihm aber nach, so weit sie ihm mit ben Augen folgen fonnte, bis ihre Eltern selber ins Haus traten und Graf Rauten sich von ihr verabschiedete.

The dansant.

Der große Abend kam, zu dem von Schallers eine Menge von Einladungen erlaffen hatten, und in der Etage felber war schon natürlich an dem ganzen Tage rumort und gewirthschaftet worden, als ob die Familie nicht im Begriff fei ein Feft zu geben, sondern die ganze Wohnung zu

räumen.

Der Salon wurde fast sämmtlicher Möbel entleert und nur an Stühlen herbeigeschafft, was sich möglicher Weise