S 4;5 53Z Ä4425 ISNr. 104.Mittwoch, 6. Mai 1886.ll. Jahrg.Jl(riinerHolIßlilaltBrgan für dir Intrresftn der Ardeitrr.4, Das„Berliner Volksblatt"�scheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis fürBerlin frei in's Haus vierteljährlich 4 Mark, monatlich 1,35 Mark, wöchentlich 35 Pf.Postabonnement 4 Mk. Einzelne Nr. 5 Pf. Sonntags-Nummer mit illustr. Beilage 10 Pf.(Eingetragen in ver Postzeitungspreisliste für 1885 unter Nr. 746.)Jnsertionsgebührbeträgt für die 3 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Pf.Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 UhrNachmittags in der Expedition, Berlin SW., Zimmerstraße 44, sowie von allen Annoncen«Bureaux, ohne Erhöhung des Preises, angenommen.atPRedaktion: Kenthstraße Ä.— Expedition: Zimmerstraße 44.IAeber die„haoslichen Arbeiten derSchüler�'st vielfach Klage erhoben norden,— anerkanntermaßen b«>�chtipte Klage,— ohne daß bisher ein ernstlicher Versuchlur Abhilfe gemocht»orde« wäre. Neuerdings hat da«preußische Unterrichts- und Kultusmini-r.t» i u m sich mit der Frage beschäftigt, und da« Ergebnißy i» eine« Rundschreiben oder einer„Verfügung" ent-Men, die etwa zehn Tage vor Weihnachten veröffentlicht,»wiite» der aufregenden politischen Ereigniffe jedoch über-Ithen ward.hm»d tt.tellen H": zunächst fest, worum e« fich eigentlich. Die Gegner der häuslichen Schülerarbeiten theileo fich»wei Gruppen: Solche, die blo« den sogenanntenMißbrauch deseittgen«ollen, und in Solche, welch«** häuSlichenSchülerarbeiten prinzipiell"«»werfen.Die Frag«- hängt mit der„UeberbürdungS-frag«" eus'S Innigste zusammtn, ja, fie deckt sich mit'.Hr. denn die Ueber bürdung wird einzig und allein durch« häuslichen Arbeiten bewirkt.Wohl geht die Frage hauptsächlich die höheren«chulen an, indeß auch die V o l k» s ch u l e ist betheiligt.«uch die Volksschule, so gering ihre Forderungen seinstellt dennoch Forderungen, die für Schüler zu hochunerfüllbar sind. Ein Kind, daSvieleGeschwister1.H die es durch Lärm stören, und kein« besonderea b e, m der«S arbeiten kann, und da« keine Unter-bei der Arbeit hat, ist natürlich schlimmerfrWh und kann nicht so viel leiste«, wie ein Kind,dem all diese Bedingungen erfüllt find. Da« liegt auf*«» Hand.Doch betrachten wir unS nun die„Verfügung" despreußische» Unterrichts- und Kultusminister«. Nach der«Rorddeutchtn Allgemeinen Zeitung" heißt«» in derselben:„Die wissenschaftliche Deputation für Medizinalwesenhat, indem e« ihr oblag, den Einrichtungen der Schule ge-strnüber die Forderungen der Gesundheitspflege geltend zu{nachen und jede Gefahr der Ueberbürdung abzuwehren, diehiutlich« Arbeit der Schüler doch als ein nothwendige«"»d wesentliche« Glied i« Organismu« der höheren Schule«Wnkannt. Auch wirken die häutlichen Arbeiten nicht aus-Wießllch, ja vielleicht nicht einmal hauptsächlich durch dieLeitdauer bedrückend und übrrbürdend, welche fie inAnspruch nehmen. Wenn dieselben mit Interesse an der?ache begonnen, mit Bewußtsein der eigenen Kraft undpklgender Sicherheit ausgiführt»erden, so macht die Zeit«� Ieuilleton.i?] 3m Eckfenster.Roman von Friedrich Gerstäcker.(Fortsetzung.)„Hm— aber was läßt fich dabei thun?"g*%« ließe fich schon etwa« thun," sagte Rauten mit*%*«» zusammengezogenen Brauen,„wenn Deine Mama2!*» so hartnäckig darauf bestände, die Trauung mitSchwester bis zu ihre« eigenen Hochzeitstag hinau«** schieben."� ,.Du liebe, Gott," faste Hau«,..«« ist da« auch eineMhliche Schwäche, die Vorliebe für einen für fie jeden«�chtigen Tag l"dz.,"Gegen die ich ja auch nicht da« Geringste einzuwendenrt.!* 0.btt gehabt habe," sagte der junge Graf,„so langeO," Nicht» Besondere» vorlag. Daß ich den Tag und dieherbeisehnte, wo ich meine junge Frau in mein eigene»».'ptzthun, suh�n könnte, magst Du Dir denken, nurh»* Butter zu Liebe ließ ich mir aber gern die sonstwieV'�' gerechtfertigte Zögerung gefallen. Jetzt aber,Verhältnisse bei mir zu Hause stehen, w.rd«eineMmart da gebieterisch verlangt, und die Reife ,st zu-"'dort hinzugehen und wieder zurückzukehren.""Hast Du mit Mama gesprochen s,�%"ISp'«-« Dir selber nicht genau wiedergeben: fie»'che? 5'°°." d«» Bedeutsamkeit de» Tage«, von glück«fache« �- deutungen, Ahnungen und allen möglichen#uf wein Dein Vater schien nicht abgeneigt,% c ÄtTÄ"%& r»rfÄ-ÄM. sie hJrV"" wirklich praktischen Leben. Ich glaube, da« Korn wächst doch im Frühjahr, ob«*dauer fich weniger bemerklich Der entschiedenste Schugegen eine Belastung der Schüler liegt daher zu?ächldarin, daß durch den Unterricht da« Jntertsse an der Sachegew-ckt und so die häusliche Arbeit vorbereitet wird, in keinerWeis« aber al« Ersatz dessen benutzt werde» darf, wa« dieLehrstunden bieten können und sollen, sondern nur als Fort-setzung und ergänzenden Abschluß des Erfolge« der Lehr-stunden. Näckst der Vorbereitung der häuslichen Arbeitendmch die Lehrstunden trägt die spätere Beurtheilung der-selben wesentlich dazu bei, den Schülern die häusliche Ar-beit zu erleichtern oder zu erschweren und zu verleiden.Wiederholt ist beobachtet worden, daß an manchen Lehr-anstalten selbst der gewissenhafte und de« Erfolge« nichtentbehrende Fleiß eine Anerkennung nicht zu erringen vermag.E» darf nicht übersehen werden, daß eine solche Schroffheiider Beurtheilung gerade die strebsamsten Schüler abstößtund ihnen selbst eine an fich nicht übermäßige Aufgabefür häusliche Thätigkeit durch die Erwartung de« Miß-fingen« zur drückenden Last macht. Bei alledem bleibtaber nicht« desto weniger dafür zu sorgen, daß sowohl die'Gesammtdauer der für häusliche Arbeit in Anspruch ge-nommenen Zeit das für die betreffende Alters- und Klassen«stufe zuläsfige Maß nicht überschreite, als auch«inegleichmäßige V rtherlung auf die einzelnen Tage er«folge. Selbst Arbeiten, für welche die betreffenden Lehrerein so lebhafte« Interesse zu erwecken vtlstehen, daß gegenihren Umfang Beschwerden nicht erhoben werden, können,zumal im Zusammenhange mit den Uebrigen, aa dieselbenSchüler gestellten Ansprüchen, zu einem Unrecht werden.Wie schon in der Verfügung deS Kultusminister« vom14. Oktober 1875 vorgeschrieben worden, ist ferner zu ver«hüten daß nicht für solche Tage, welche mit einer größerenAnzahl von Lehr stunden besetzt find, eine erheblich« Zeitder häuslichen Beschästigung erfordert wird. Allerding«ist es schwierig, für eine bestimmte Aufgabe zu häuslicherBeschäftigung genau zu ermessen, welche Zeitdauer derArbeit fie von einem Schüler mittlerer Begabung unternormalen Verhälfi-issen der Schul« und de« Hauke» fordert,aber andererseits wird anerkannt und ist nicht in Zweifelzu ziehen, daß e» der unbefangenen Aufmerksamkeit de«gesammten Lehrerkollegiums durchaus erreichbar ist, au«einer Kombination mannigfacher Beobachtungen zu ersehen,wie viel Zeit durchschnittlich fleißigeSchüler mittlerer Begabung, welche voll«kommen auf dem Standpunkt« ihrer Klasse stehen, aufdie einzelnen häuslichen Arbeiten, und wie viel fie auf diegesammten Arbeiten rm Durchschnitt thatsächlich verwende«.Nimmt man für da« Steigern der zulässigen Zeitdauer dertäglichen häuslichen Arbeit folgende Stufenfolge an:für VI. 1 St., für V. IV. St., für IV. und Ulb. 2 St.,nun gesäet ist oder nicht, und ihre Nerven find so zart,daß fie von der geringsten, etwas lebhaft geführten Unter«redung gleich angegriffen wird. Wir mußten abbrechenund kamen zu keinem Verständnisse.„Der Eltern Hochzeitstag ist Ende Mai."„Ja, aber mir brennt der Boden indessen hier unterden Füßen, und jeder Tag wird mir zu einer Ewigkeitwerden I". �„Hm," sagte Han»,„Mutter wird schwer von demeinmal bestimmten Tag« abzubringen sein; ich kenne fiedarin noch von früher her. Ihr Hochzeitstag ist auch zu-gleich der Hochzeitstag ihrer Eltern und, wenn ich nichtirre, der Großeltern ebenfalls. Sie hat e« un» oft erzähltund dann immer gemeint, ihre Kinder dürften fich auch ankeinem andern Tage trauen lassen. Der Vater war alsonicht dagegen s"„Nein; er sprach wenigsten« zu«t,nen Gunsten."„Nun, dann bewegen wir doch vielleicht noch Mama,von de« einmal bestimmten Tage abzusehe«; ich will selberhrut Abend mit ihr sprechen."„Du wüidest mir dadurch einen großen Dienst er-«eisen, Han»," sagt« Graf Rauten,„und in drei Tagenkönnte dann Alle« geordnet sein."„Nun gut, wir wolle« sehen— aber der Wage» hält,und nun unsere Frohnvifiten erst erledigt.�Daran gingen fie denn auch jetzt mit allen Kräften,fanden aber auch überall fast schon Gesellschaft vor und beiKlivgenbruchö besonder« ein ganzes Rest von Lieutenant«,die von Schalle», da e« an Tänzern fehlte, beim halbe»Dutzend eingeladen hatte.",.Zuletzt von Allen suchten fie Schaller» selber auf, dafie dort nicht so früh störe« wollten; denn e» ist keineKleinigkeit, eine Pnvat-vohnung nach einer solchen Um««ülzung wieder in Ordnung zu bringen. Frau vonSchaller selber hatte fich darum freilich nicht im Ge-rinasten bekümmert, aber Kathinka dafür mit Hilfeihre« Vater« und der Dienstboten da« Alle« mit einerSchnelligkeit und Fertigkeit besorgt, daß um zehn UhrMorgen« schon keiae Spur von der gestrigen Unordnungmehr zu bemerken war.für III a. und IIb. 2Vj St, für IIa. und I. 3 St., soist dadurch nicht blo« der allmälige« Zunahme der gei«stigen Kraft und der Arbeitsfähigkeit der Schüler, sonder»auch den in den Lehrpläne« der Schulen enthaltenen For«derungen Rechnung getragen. Diese» Maß der Ansprüchean die häusliche Beschäftigung der Schüler sollen diehöheren Schulen auch in dem Falle einhalten, wenn fichdaran« ergiebt, daß in de« einen oder andern Gegenständeder Umfang de» Lehrstoffe» beschränkt, die Höhe des Lehr-ziele« herabgesetzt werden müßte. Mit Rückficht auf dieeingehende Frwägung, welche von den beaufsichtigenden undden ausführenden Organe« de« Unterricht» der Frage ge«widmet worden, ist der von mehreren Seite» nachdrücklichbetonten Erklärung Vertraue» zu schenken, daß in dendurch die gegenwärtige Organisation der höheren Schulenbestimmten Lehrzielen ein Anlaß zur Ueberbürdung nichtliegt, und daß, sofern die Lehrstunden in der oben ange«deuteten Richtung ihrer Aufgab« entsprechen, da« al« äußersteGrenze der Ansprüche an die häusliche Arbeit der Schülerbezeichnete Maß zu sicherer Erreichung der Lehrziele fürSchüler mittlerer Begabung ausreicht. Di« Thatsache, daßein Schüler, welcher die Vorbereitung in den Lektionen hatvorübergehe» lasse», oder bei der Arbeit fitzt, ohne ihr dievolle Aufmerksamkeit zuzuwenden, eine unzuläsfige Zeitdaueranwendet, kann noch nicht die Unzweckmäßigkeit der Auf«gäbe beweisen. Nicht jede Mittheilung von Eltern überungebührliche Dauer der häuslichen Beschäftigung ihrerSöhne führt zu der Ermittelung einer wirklichen Ueber«schreitung in den Ansprüchen, und andererseits darf da«Ausbleiben solcher Mritherlungen nicht als«in unbedingtfichere» Zeiche« für da« Einhalten de« richtigen Maße« be-trachtet«erden, denn außer der, wie der Minister vorau»-setzt, unbegründete» Besorgniß mancher Eltern wegen nach-theiliger Folge« solcher Mittheilungen lassen fich anderedurch schätzen»«erthe Motiv« zu einer im Interesse derSchule wie ihrer Schüler nicht erwünschten Resignation be-stimmen. Die eingehend« Erwähnung der Sache in denLehrerkollegien selbst wird, so hofft der Minister, den Er-folg haben, daß d'e Thätigkeit der Schule den berechtigte»Forderungen der Gesundheit! pflege entspricht und daß da»richtige Verhältniß zwischen der Schule und de« Eltern-Hause allgemein hergestellt wird."So lautet, nach der„Norddeutschen Allgemeine« Ztg."die Verfügung. Gutgemeint ist fie sicher, ob sie aber denbeabfichttgten Zweck erreichen wird, da» bezweifeln wir sehr.Nach der„durchschniitlichen Arbeitszeit fleißiger Schülermittlerer Begabung" haben fich bisher schon die Lehrergerichtet; nur daß e« ihnen schwer war, diese durchschnittlicheZahl festzustellen. Und wird e« etwa jetzt leichtersein, wenn diese Verfügung de» Lehrern bekannt ist? WirAl« fie vor Schalle»« Thür hielten, verließ geradeDoktor Potter da» Hau«. Er sah sehr ernst au« undwarf auch den Blick nicht einmal nach der Equipagehinüber, sondern verfolgte ruhig seinen Weg die Straßehinab.Han» sah ihm nach.„Kennst Du de» Doktor näher?" fragte er Raute»,als fie zusammen in da« Hau« traten...Den Doktor Potter? Gewiß," nickte dieser;„er istbei Klingenbruch» und Schaller« Hautarzt. Dort habe ichihn wenigsten» einige Male getroffen. E« ist ein sehrruhiger, anspruchsloser Mensch, soll aber«in ganz tüchtigerArzt fein— doch em armer Teufel. Schaller erzählteneulich von ihm. daß n sein ganze» kleine« Vermögendaran gewandt habe, um zu studiren, und noch jetzt soller die Nacht über den Büchern hocken."„Er ist nicht verheirathet?"„Bewahre, er hat zu thun, daß er fich am Leben er-hält. Weshalb fragst Du aber?"„Oh, weil er eben vorüber giei»; er war ja gestern«benfall« oben."Da« Gespräch war hier abgebrochen, denn Rautenhatte schon geklingelt; die Herren traten«in, und der Baronempfing fie selber mit seinem alten Humor und einem kräf«tigen Händedruck.»Nun,«eine jungen Herren, schon wie-der frisch aus den Füßen. Rauten, Sie habe ich gesternAbend wahrhastig dewundert I"„Mich, lieber Herr Baron? Weshalb mich im Be-sondern?"„Hat ein« Braut." lachte von Schaller,„und flattertdabei um alle Blumen herum wie ei» frevelhafter Schmettcr»ling— oh, Sie Duckmäuser, Sie I"„Ab-r, bester Baron," lachte Rauten, der stine altegute Laune wiedergewonnen hatte,„Sie rechnen mich dochnicht zu jenen langweiligen Petern, die, einmal verlobt,nur ernzrg und allem ihre Au««rwählte den ganzen Abendanschmachten und dabei für alle anderen Menschen unge-meßbar sind?"»Nein, Graf" schüttelte von Schalle« mit dem Kopfe,„kenne Sie besser; war aber famo«, w'e? Sind noch bi«fiel er mir gerade