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Rt 117.
Freitag. 22 Mai 1885
ll. Jahrg.
MerWlsd!«» Drgan für die Interessen der Arbeiter.
Das..Berliner Volksblatt"
scheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. AbonnementSpreiS für gdm frei in s HauS vierteljährlich 4 Mark, monatlich 1,35 Mark, wöchentlich 35 Pf. Pvstabonnement 4 Mf. Einzelne Nr. 5 Pf. Sonntags-Nummer mit illustr. Beilage 10 Pf. (Eingetragen in oer Postzeitungspreislist« für 1885 unter Nr. 746.)
Redaktion: Keuthstraße 2.— Expedition: Zimmerstraße 44.
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Kurpfuscherei. An Aergten,»elche die Leide» de« soziale» Körper» ?�ti,en sich berufen fühlen, bat e» noch«ie gefehlt; �sowenig aber ist jemal« Ueberfluß a» tüchtige« solchen Men dagewesen. Die«eisten von ihnen haben die starke de» Uebel», da» zu bewältige» sie sich unterfangen, � weitem uvterschätzt. Sie haben geglaubt, e» nur mit �übergehende» Erscheinungen zu thu» zu habe», wo ihnen fll* Sanze große Misere der«enschlichen Gesellschaft gegen- � getreten ist. . Wir bedauern e» immer, wen» gewisse Professoren sich w d«s« Dinge«ischen. Die Professoren find häufig sehr fällig« Leute, weil sie völlig einseitig ausgebildet sind *>d nur sehr selten lernen, von der bequemen Theorie #"*(0 sich auf den oft so schlüpftigea Boden einer prak- M«» Thätigkeit zu wagen, wo e« auf Energie und Um» M ankommt und nicht auf tieffinniges Grübeln oder Mf». im Schädel angehäufte» Wissen«»at«rial. Die Un- Höflichkeit der H-ne« Professoren in politische» Dinge« w»d vor Allem in sozialpolitischen Fragen ist bekannt; da» vthr 1848 kann davon nur zu viel erzähle». » E» gäbe ein staunenSwertheS Denkmal politischer Kurz- �htigkeit, würde«an alle» da» auf einen Hausen zusam- �wlegen, was unsere Herren Professoren an Zeugnisse« M»«angelnden Verständnisse« gegenüber der mo- ,'»»«» Arbeiterbewegung geleistet haben. S» !!?.°'cht verschwiege» sein, daß Viele« gut gemeint ge- ffle» ist; allein man kann etwas gut meine» und doch "•dtit schaden. � Vor Allem haben sich unsere Herren Professoren jj�er ausgezeichnet durch die Armseligkeit der Mittel, die ,, gegenüber den von der modernen Arbeiterbewegung de- .�pften Schäden in Vorschlag brachte», um, wie sie mein- die unruhigen Massen zu befriedige«. Sie baben nie- begriffen, daß eine neu« Zeit angebrocheu ist von 2** Augenblicke an, da die Arbeiter als die Vertreter j?** neuen Weltanschauung selbststäadig'ans dem politi- ?«in Schauplatz« erschienen find. Und dem entsprechend JWn sie auch in der Gegenwart umher mit Anschauungen, e! vergangenen Jahrhunderten zu entstammen scheinen. ovf gleichen jene» zuweilen vorkommenden steinalte» ?*A«n, die sich in der Tracht längst vergangener Zeiten fi?' die Straße wagen und damit den Spott aller Vor- �gehenden herausfordern. v Auch andrrwärt« giebt e» solch« Professoren, wie gegenwärtig in Brüssel ein solcher bemüht ist, die Nlvtetksamkeit der Welt auf seine Persönlichkett zu le»kt». will in Brüssel die ArbeitS»ermitt«l«»g JJ"'« und da ist ein Professor Davis mit Borschlägen
IeuMeton. Im Eckfenster. Roman von Friedrich Serftäcker.
(Fortsetzung.) »„t. �vdlssen waren die beiden jungen Damen, Henriette ?d Flora» in ihrer Etage angelangt und brannten da- a,,'. ihr« Herrlichkeiten auSzukramen und mit den zu bespreche», fanden diese dazu aber nicht i» der tb?.k Stimmung. Der Oberstlieutenant war nämlich W»®' kurz vorher nach Hause gekommen und ,L.ft.gemeldet, daß die Gericht« die Wohnung seine» �uvebenen Schwester in Besitz genommen. Es wa, stell» rium über die vorhandenen Gegenstände aufge- fltrn! U'vrten. Ebenso hatte man alle« an Schränken und kit«•5?*'» versiegelt und nur da« eben Nothwendigfle fü: herausgenommen, und dann noch außerdem eine» fWv"� dort gelassen, der da gewissermaßen auf Posten während er— der«igen« Bruder der Verstorbenen vollkommen bei Seite geschoben wurde. fct da« Alle« stellte sich noch als Kleinigkeit gegen die sei,,»■?' h»rau», auf»essen Veranlassung da« geschehen � follte, und der Vater konstatirte da, daß er natürlich hablw lich bei Gericht nachgefragt und hier erfahren wse» b er diese» rasche und, wie er meinte, rückficht«« di«,.'Meisen der Gerichte nur dem MffsionSverein ver- Mußt,' früh am Morgen den A-trag gestellt habe» %äh*P"h� Du." rief feine Frau, al« die beiden junge» 'WM -? 5 Serade in'« Zimmer träte«,„Hab' ich e» Dir nicht »«Un n Mich sollte e» keinen Augenblick wundern, Mack. r*-..esen Bereinen ihr ganze» Hab«ad Gut ver- hatte; wa» galt der Frau die Familie l" 5vch sagte der Oberstlieutenant,„sie ist !?li«b?. 5?�°! unter de, Erde, und Du urtheilst schon na»laflu»g"' ho6tn dazu doch»ahrlich k«i»e »Aber«a» ist nur vorgefallen. Mama?" rief Flora
hervorgettetrn, die wir für ebenso gut gemeint»ie un» praktisch ansehen müssen. Herr Davi» will«i»e vom Stadlsäckel besoldete Behörde«ingesetzt habe», die Arbeit«- gesucht und Arbeitsangebote entgegennehmen soll. Bei un» in Deutschland wird die Vermitteluvg von Arbeitsgelegenheit auf verschiedene Weise besorgt. Eine» guten Theil davon übernimmt die Presse; einzelne Organe haben«inen besonderen„Aideittmarkr" organistrt. Dan» giebt eS besondere Bureau» für Arbeittvermittelung, die dafür ein Honorar erheben. Diese beiden Arte« der ArbeitSvermittelung haben einzelne» Arbeitern schon oft gute Dienste geleistet; sie find aber nicht in» Leben gerufen worden au» Humanität» gründen, sondern sie find eine spekulative Kapitalanlage und einzelne Bureau x ziehen au» der Roth der Arbeiter mehr Profit al« vothwendig ist. Die einzig richtige Art der Arbett» vermittelung ist die, welche die gewerblichen Fachver» eine der Arbeiter eingeführt haben. Dies* habe» sämmt lich eine« unentgeltlichen Arbeitsnachweis, mit de« sie ihren arbeitslosen Fachgenossen behilflich find, eine schöne und brüderliche Einrichtung, die man ander wärt« sich zu« Muster zu nehmen alle Ursache hätte. Wenn man den Arbeiterverbindungeo ausschließlich die ArbeitSvermittelung überlasse» wollte, so wäre die« sicher lich am besten. Jedenfalls aber kann«a» heute sagen, daß«S an ArbeitSvermittelung nicht fehlt. Würde man in Belgien , statt auf eine» Beamten- opparat, den die Steuerzahler bezahlen müssen, auf Rege lung der ArbeitSvermittelung durch die Arbeiterverbindun Sen hinwirken, so wäre da« ganz gut. Aber woher soll er Professor Davis die« wisse»? Der biedere Professor will offenbar seinen guten Willen zeigen, der Arbeitslosigkeit und den damit verbundenen üblen Wirkungen zu steuern. Und deshalb will er die ArbeitSvermittelung»a die Hände einer kommu- valen Behörde legen. Echt professoral« Weisheit, denn da- durch würde an der Sachlage gar nicht« geändert. E» könnte nach Herrn Professor Davi« scheine», als habe die Arbeitslosigkeit hauptsächlich darin ihren Ursprung, daß die Abeiter die vorhandene Arbeitsgelegenheit nicht finden könnten; man sollt« demnach meinen, e« müßte eine Nachfrage nach Arbeitskräften bestehen, die auf dem öffent- licht« ArbeitSmarkt gar nicht zur Erscheinung käme. Die« ist keineswegs der Fall, sondern die Arbeitslosigkeit kommt von der übermäßig lange« Arbeitszeit, die täglich„Hände" entbehrlich macht, sowie von den schlechten GeschistS-Kon- junkture» im Allgemeinen, die durch die sinkende Konsum- tionSfähigkeit der Masse» und die Ueberspekulation hervor- gerufen worden find. E« liegt demnach auf der Hand, daß die Einschränkung der Arbeitszeit das erste und wirksamste
erschreckt, und selbst Henriette blickt« ihre Eltern angstvoll an.„Ist da» Testament eröffnet worden?" „Nein, noch nicht," sagte der Oberstlieutenant mit dem Kopf« schüttelnd,„so rasch geht da« nicht und würde sich auch nicht schicke», so langt sie noch nicht einmal beerdigt ist." „Aber wa» sonst?" „Der MissionSoerein hat Beschlag auf da« Vermögen gelegt!" platzte die Mutter herau». „Wär'S möglich I" riefen die beiden Mädchen zu gleicher Zeil . „Unsinn I" brach aber der Vater dazwischen.„Mach' mir die Kinder nicht verrückt! Der MissionSoerein hat in diesem Augenblicke so wenig Anrechte an da» Vermöge », «ie der Apotheker Semmlein unten im Hause. Er hat nur den Anttag gestellt, daß ein Kurator für die Hinter- lassenschaft angenommen wird, um zu verhüten, daß fremd« Hände darüber kommen. Denselben Antrag hätte auch der Nachtwächter stellen können." „Aber dem Nachtwächter würde et nie einfallen," warf seine Frau ein, noch lange nicht gewillt, sich sür besiegt zu erklären,„weil er weiß, daß er gar nicht« damit zu thun '''''"'' ,«« Leute aber nicht _____________ji_________ sich wohl schwerlich darum bekümmert haben. Lehr' Du mich die Menschen kenne», und Deine Schwester— Gott habe sie selig— hatte ich gleich vom ersten Anfang an durch» schaut!" „Aber ihr oft Unrecht gethan, Veronica," seufzte ihr Gatte,„und wirst e» ihr noch in den nächsten Tagen an ihre« Grabe abbitten." „Und mit Vergnüge», wenn ich mich geirrt," ant- «ortete seine Gattin, gerade nicht in der Stimmung, ihre Worte auf die Wagschale zu legen." „Also«S ist noch nicht» entschiede», Papa?" fragt« auch Henriette. Nein, Kinder, nein: beruhigt Euch." Und wann wird da» Testament eröffnet?" ftagte Flora.
erklären,„wert er weiß, vag»r gar n,q» oam» zu ryui und noch wen, ger davon zu hoffen hat; jene Leute ab. wissen, wa« sie thun, und wenn ihnen die Tante nich beflrmmte Zusicheru»gkn gegeben hätte, würden sie sic -------- t o.k.,<TV. J"
Mittel ist, der Arbeitslosigkeit zu steuern; hier kann nur ei« entsprechender MaximalarbeitStag helfe». Den» eine solche staatliche Einschränkung der Arbeitszeit würde mehr„Hände" erfordern und die Arbeitgeber»ür- de« ganz von selbst auf dem ArbeitSmarkt erscheine», d. h. bei den VermittelungSstelle», wenn sie Arbeitskräfte suchte«. Die schönste Art der Vermittelung aber hat gar keine» Zweck, wenn keine Nachfrage nach Arbeittki äste» vor- Händen ist. Wenn der Herr Professor»achdenkt, wird er die» verstehen, wa« die Arbeiter, al« Betheiligte bei der Sache längst scho» begriffen habe». Also: MaximalarbeitStag I Herr Professor, und«och- mal« MaximalarbeitStag! Da» Andere findet sich dann schon._ DoMiscke Uebersirbt. Die«Sedfte Reichstagssession soll in ganz hervor« ragendem Maße eine ,,s?tia�polttische" werden— so steht
geschrieben auf einem offiziösen Waschzettel, der die Runde durch die wohlgesinnte Presse r
macht.„ES wird nicht nur-
große Problem der Altersversorgung der Arbeiter Harb angelegt weiden. Die Vorarbeiten dazu sollen bereit« in ledhaftem Gange sein. Indessen über die Grund» lagen, auf dernn diese schwirrige Aufgabe gelöst werden soll, insbesondere über die Kardinalsrage, die Aufbiingung der ge» wältigen Kosten, ist dermalen noch nicht daS Geringste bekannt und»S kann daher selbstverständlich von einer E öiterung de» Goßen gesetzgeberischen Plan» noch nicht die Red« sein. Man t in der verflossenen ReichStagisesston eine gewisse Er» s ch l a f f u n g und Ernüchterung in den sozialpolitischen Resormdestrebungen bemerken wollen. ES ist wahr, dies« Angelegenheit trat hinter andere Aufgaben zurück; nur ein kleine» Gesetz, die Ausdehnung' der Kranken- und Unfalloer- stcherung auf die TranSportgewerbe, ist zu Stande gekommen; der wichtigere Gesetzentwurf über die Auövcbnung der Unfall- ver stcherung auf die land- und forstwirthschafilichen Arbester ist unerledigt geblieben und e S gab sich in den Kreisen der konservativ-klerikalen Mehrheit nicht viel Eifer kund, die Arbeiter de« platten Landes zu den Wohlthaten der Sozialreform heranzuziehen- Die nächste ReichStagSselston soll un» nun, wie e S beißt, den Beweis liefern, daß von einem Stillstand und Ermatten auf dem durch die kaiserliche Bot- schaft vorgezeichneten Wege nicht die Rede sein könne. Und wir setzen darin auch auch gar keinen Zweifel. Auf der Bahn, die mit einer Sicherstellung der Arbeiter gegen die Folgen von Unfällen und menschlicher Schwäche betteten worden, kann unmöglich auf die Dauer willkürlich in der Mitte nach einem ersten Anlauf Halt gemacht werden. Dazu
„Kinder." sagte der Oberstlieutenant mit einem recht wehen Zug in de« guten Gesicht,„da« ist doch wohl kein possende« Gespräch für un«, wo Eure selige Tante noch kalt und starr auf ihrem Sterbebette liegt; Ihr seid auch nicht bei ihr gewese», um sie noch einmal zu sehen!" „Ach, Papa, wir fürchten un« so entsetzlich vor Leichen I " „Ich will Euch wünschen, daß Ihr nie gezwungen werdet, ihnen nahe zu treten!" sagte der klein« Mann ernst, stand auf und ging in sein Zimmer hinüber, um dort eine Weile allein zu sein. Ein paar Miaute», nachdem er da» Zimmer verlassen, saßen die Töchter und selbst die Frau Oberstlieutenant noch ruhig und auch sogar«twaS bestürzt über die mahnenden Worte de» Vater«. Sie mochten doch in ihrem Herze« fühlen, daß er Recht habe; sie hätten etwa» mehr Rück- ficht zeigen sollen, schon seinethalbe». Aber da» dauerte trotzdem nicht lange, den» die Packet« mit den Stoffen lagen neben ihnen auf dem Tisch«, und«irkliche Liebe zur Tante hatte ja doch kein» von ihnen je gehabt— so brauchten sie sich den» auch untereinander nicht besonder» zu geniren. „Sieh'«al, Mama," brach Flora zuerst da» Schwei « e», indem sie zu de» mitgebrachte» Sachen trat und die änder daran löst«;„glaubst Du, daß da» jetzt so gut sei» wird?" Der Stoff ist sehr hübsch," sagte Henriette und hatte jetzt auch alle» Andere darüber vergessen.„Von den� Ohr-
'ringen haben wir auch die größe«» genomme«. Mama; die anderen waren wohl recht hübsch, aber doch zu klem .km. „Habt Ihr Euch denn auch ei» paar Spitzentücher mitgtbracht?"..._ „Gewiß, Mama, wir haben gar nicht» vergesse«, müssen nur noch Einige» zurückschicken und können Alle» umtauschen." „Und wa« kostet da» jetzt?"