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Beilage zum Berliner   Volksblatt.

Nr. 136.

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Gerichts- Zeitung.

Das

Sonntag, den 14 Juni 1885.

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Müseler für eine gefälschte balte. Ich bitte nun den Herrn Staatsanwalt, feinerselis Mitbeilungen über den Gegenstand Staatsanwalt Weichert: Ich habe der Konferenz zu machen. 34 konstatiten, daß mir eine Anzeige gemacht ist, welche auf die Spur des Verfaffers führen tann. Es haben nach dieser Richtung hin Ermittelungen stattgefunden, es find einige Beugen vernommen werden, da aber der neu Angeschuldigte feinerseits jede Auslaffung verweigert hat, so müssen die Ermitte lungen fortgesetzt werden. Ich bin nicht der Ansicht, bak auf Grund Sch dieses Bwischenfalls die Sigung vertagt werden müßte. J habe von Anfang an nicht die Meinung gehabt, daß der An geklagte( Bäcker) der Verfaffer der Artikel ist. Derselbe bat fich zu dem Inhalt des Artikels vollständig bekannt, er bat felbfiftändige Anträge zum Wahrheitsbeweise gestellt und fich Rechtsanwalt Sachs: Die bamals als Mitthäter gerirt. Rechtsanwalt Sachs: Die Bertheidigung bat tein Intereffe an einer Entscheidung dieser Frage. Der Gerichtshof beschließt, gegen Bäder allein weiter Rechtsanwalt Sachs: Ich habe nun noch zu verhandeln. mehrere Anträge zu stellen. Ich beantrage die Bestrafung des Hofpredigers Stöder auf Grund des§ 198 des St.-G.-B. im Intereffe des Angeklagten. Ich stelle teine Widerllage, benn dieselbe würde nicht zulässig sein, nachdem der Staatsanwalt feinerseits die Sache in die band genommen bat. feinerseits die Sache in die hand genommen bat. Ich fann aber eine Bestrafung beantragen auf Grund des materienen Rechts und auf Grund des§ 198 wegen der Beleidigung, welche Herr Stöder in seinem Strafantrag gegen den An Präsident: Ich bitte, geklagten vorgebracht hat. Rechtsanwalt Sachs: den Antrag schriftlich zu firiren. Ich frage den Herrn Beugen folgendes: Der Beuge Stöder bat gefagt, daß er fich nicht auf den Talmudisten Simon May, fondern auf den Talmudisten Morgenstern über das Kolin breigebet berufen. Ich frage Herrn Stöder, ob er nicht in einer am 8. Mai in der Bittoriabrauerei im Anschluß an den Bor trag des Herrn Simon May demselben seinen verbindlichften Dant und seine Freude darüber ausgedrückt, daß ein Talmudist in solcher Weise einmal die Bedeutung des Kolindret Gebetes flar gelegt hat. Beuge Stöder: Ich weiß nicht, ob ich Herrn May als Kenner des Talmud   anerkannt babe; für einen Talmudiften halte ich im Allgemeinen doch nur einen Mann, ber ben Talmud   wissenschaftlich behandelt.- R. A. Sachs: Ich habe nur bas Bugeständniß des Gerichtshofes notirt, daß ehrenrübrige Aeußerungen des Beugen Stöder gegenüber der liberalen Bieffe fefifteben. Der betr. Artikel behauptet, daß Herr Stöder eine Un sucht der Sprache" geführt hat und um dies zu beweisen, lege ich hier ein Exemplar des, chriftlich- sozialen Rorrespondenzblattes" vor, welches ein Stenogramm über eine Rede des Beugen Stöder enthält und ich frage Herrn Stöder ferner, ob er am 12. November 1883 in einer Rede seine Gegner Lumpen gefindel" genannt bat. Beuge Stöder: Sch fann mich nicht Beuge Stöder: Sh   lann mich nicht Rechtsanwalt Sachs: Es war in einem baran erinnern. Brozeffe gegen den Schriftsteller Klausner, wo err Hofprediger Stöder als Beuge vernommen wurde und bereits Bugeftänd niffe in dieser Beziehung gemacht hat. Beuge Stöder: Ich

Prozeß Stöder wider die Freie Zeitung". Riefen Aurichen, welches dieser Monfire. Bors in den wei testen Kretsen erregt, spiegelte fich in dem Maffenandrang wider, der fich gestern früh nach dem Kriminalgerichtsgebäude Bu entwidelte. Viele hunderte Personen umftanden schon lange Dor Beginn der Sigung die Eingangsihür zum fleinen Schwur­richtsiaal und als die Sigung durch den Präsident Lüty um 9 Uhr eröffnet wurde, war das Auditorium sowohl, wie der eigentliche Gerichtsraum bis auf den legten Plas gefüllt. Bandgerichtsdirettoren und Räthe, Rechtsanwälte und zahlreiche Journalisten wohnten der Versammlung mit gespannter Auf mertiamfelt bet. Der Vorftzende eöffnet ble Sigung mit Der fritbümlichen Bemerkung: Sch size die Berhandlung in der Antlagefache wider Stöder fort." Alsdann bemerkt Der Präfident: Ich habe neben der Arbeit, die mir der Bro ar macht, auch noch immer die Aufgabe, allerlei Schrififtücke welche mir zugeben, zu lesen. Soweit diefelben Mißbilligungen ober Anerkennungen über meine Geschäftsleitung enthalten, lege ich fie ad acta. Gestern ist mir jedoch ein Brief zuge gangen, auf welchen doch zurüdgulommen ich für meine Pflicht balte. Jb babe nämlich einen Brief bekommen, welcher zwar eine Unterschrift, aber sicherlich nur eine fingirte, trägt und meine Geschäftsführung in unerhörter Weise verdächtigt. Der Brief beginnt mit der Bemertung, daß der Präfident des Ge richtshofes von einer Stonferens, die er mit dem Kläger   Stöder und mit dem Herrn Staatsanwalt hatte, den Bertheidigern teine Mittheilung gemacht habe Jm weiteren Verlaufe wird ber Gerichtshof als antisemitisch bezeichnet und eine Ab bandlung zur Beurtheilung von Unpartheilichkeit und vorgefaßter Neigungen deutscher Richter in Aussicht ge ftellt. Der Brief schließt mit der Bemerkung, daß der Kläger  trop der ihm seitens des Bräfidenten zu Thell werdenden Bro tektion ein Lump fet, der sein Amt prostituirt habe. Wie fich Der Pfaff auch winde und brebe, so ruft ihm sein Auftreten vor Gericht Elel und Berachtung hervor. Unterschrieben ist Der Brief: Müseler, Rechtsanwalt.  "( Sensation.) Im Anschluß an die Berlesung dieses Briefes Inüpft der Präfident folgende Bemerkung: Gegen meine sonstige Gewohnheit habe ich diesen Bief nicht in den Bapierforb geworfen, weil er eine Direkte Tecleumbung enthält. Wie meine Handlungen und meine Tätigkeit als Richter sonst beurtheilt werden, läßt mich absolut talt; biertür bin ich nur mir, meinem Gewissen und meiner vorgelegten Behörde Rechenschaft schuldig. Bu den mir in bem qu. Briefe gemachten verleumderischen Borwurfe darf ich nicht fchweigen, da sonst angenommen werden könne, ich hätte diese That fache jugeftanden. Aus dieser Ursache mußte ich den Brief zu den Atten geben. Ich gebe hiermit die feierliche Erklärung, bag ich mit Ausnahme der gerichtlichen Vernehmung in diesem und in eir em früheren Prozeß mit dem Beugen Stöcker nie in Be mit demselben gehabt habe. Die Unterstellung, bak ich gegen meine Pflicht mit dem Hauptzeugen hinter dem Rüden ber Bertheidiger fonferirt habe, ist eine flare bündige Berleumdung. Db in der verheißenen Abhandlung angeführt werden wird, Die Sache ist doch wahr, muß ich abwarten. Was die noch nicht berührte Konferens mit dem Herrn Staatsanwalt betrifft, so babe ich nie Bedenten getragen, folche Unterredungen mit dem Staatsanwalt zu pflegen; auch dem Vertheidiger würde ich ftets gleiche Rücksprache über stattfindende Verhandlungen gestatten. Borgestern Abend ist an den Herrn Staatsanwalt bie Mit­thellung gelangt, daß man ben Berfasser der Artikel tenne und nennen wolle. Der Staatsanwalt war gegenüber diefer Mit theilung in einer eigenartigen Lage, er hat mit mir barüber in ganz loyaler Weise konferint, der Gegenstand der Ronferens war wesentlich im Interesse des Angeklagten, mettere Konfe­tengen baben nicht stattgefunden. Ich wiederhole, daß ich den Brief für eine Lüge und die Unterschrift des Rechtsanwalts

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Berliner   Sonntagsplauderei.

R. C. So wie jedes Jahr, so haben wir auch in diesem Jahre die Cholera- in Sicht. Wir wollen gerade nicht behaupten, baß uns ein Besuch des unheimlichen Gates besonders angenehm wäre, im Gegentheil, wir be­helfen uns sehr gut ohne denselben, aber fast ebenso schrecklich wie bie Cholera selbst, find die Streitigkeiten unter den gelehrten Herren Doktoren, ob wir es glücklicher Weise mit ber, Cholera nostras" zu thun haben, d. 5. daß wir also verhältnißmäßig immer noch mit einem blauen Auge davon Tommen, ober ob wir nunmehr ber ,, Cholera asiatica" ver­fallen find, bie wahrscheinlich noch tobter macht als unfere" Cholera.

Schabe, baß es ber medizinischen Wissenschaft bis­hr noch nicht gelungen ist, zu erforschen, an welcher CD: te ber Cholera man gemüthlicher stirbt, bem ge jebenfalls wöhnlichen Durchschnittsmenschen wirb

es

ganz gleichgiltig sein, ob er an der aftatischen oder an der heimischen Cholera zu Grunde geht. Mehr Werth wird man wahrscheinlich darauf legen, daß die Gesundheits behörben uns das unheimliche Schwesternpaar überhaupt Dom Leibe halten.

Vielleicht giebt die Cholera diesmal wieder Anlaß zur Entbedung einer neuen Art von Baccillen. Möglich wäre es immerhin, benn heut zu Tage sind wir ja bereits fo weit vorgeschritten, daß fast jedes Ding seine Spezialität in Baccillen hat. Auf den Münzen, ja selbst auf dem Papiergelb wuchern dieſe mikroskopischen Sächelchen luftig fort, und der größte Pfiffifus hat in allerjüngster Beit folche Ungethüme fogar auf dem alten Räse entdeckt, ber sonst doch nur Frühstückszwecken biente. Da fieht man wieber, wie leicht es unter Umständen ist, zu ungeahntem Ruhm und Glanz zu gelangen, und daß es oft nur ein Schritt ist: von der Räseglode in die geweihten Räume der Biffenfchaft.

Das Thema von dem alten Käse dürfte jedoch Manchem Bu anrüchig erscheinen, brechen wir davon ab und wenden wir uns lieber näher liegenden Gegenständen zu.

Die Menschen haben mit den Bugvögeln ben Wander­trieb gemein. Während aber diese im Herbst von dannen ziehen, um erst im Frühling wiederzukehren, ergreift uns bie Luft, ins Weite zu ſchweifen in ben sonnigen Tagen, wenn die Lindenbüfte erwacht sind. Reisen muß entschieben ein Bergnügen sein, aber hauptsächlich nur für den, der es versteht.

Wer fich heute, aus all' den Fahrplänen, aus den fombinirbaren und unkombinirbaren Rundreisebillets au

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fann mich nicht daran erinnern, ich weiß absolut nichts davon.

Rechtsanwalt Sachs: Ich lege dem Beugen dann den Bericht über die beir Gerichtsverhandlung vor; barin steht ausdrücklich: es wird zur Bernehmung des Hofpredigers Stöder geschritten, derselbe verweigert aber fein Beugniß. Beuge Stöder( nachdem er den Bericht durchgelesen): Ja, es ist möglich, daß ich mein Beugniß verweigert habe. Sch bemerke aber im Allgemeinen, daß ich mit fenen Ausdrüdenum gelehrte Ranalisation" Menschen bezeichnet babe, bie mit Bewußtsein, Lügen, Unwährbeiten und Berdächtigungen über mich verbreiten. Rechtsanmalt Sachs: Bitte sehr, lesen Sie nur freundlichst weiter, es fommen noch bessere Stellen.- Beuge Stöder( nachdem er gelesen): Ja, das ist ja auch Alles Wort für Wort richtig, da ist auch fein Wort ju viel.( Unruhe.)- Präs.: Nun, Herr Beuge, ich fann nicht umbin, Shnen nochmals zu bemerken, daß wir uns bier be

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II. Jahrgang.

mühen wollen, möglichst objektiv zu prozediren und Licht und Schatten möglichst gleichmäßig au vertheilen. Ich selbst babe die Bemerkung gemacht und bin von dem Kollegium darauf aufmertiam gemacht worden, daß Sie nicht immer diese Grenze der Objektivität zu bewahren scheinen und ich bitte Sie recht bringend, fich nur auf die Thatfachen zu beschränken, bre eigenen Urtheile aber möglichst zurückzuhalten und dem Ge richtshofe zu überlaffen, was er aus den Thatsachen folgern will.ofprediger Stöcker: Jb bitte mir zu verzeiben. Der Brozeß bat die Spize, mir unwahrhaftigteit nachzuweisen und mir liegt daran, hier immer recht scharf au betonen, daß ich in mei nen jegigen Aeußerungen mich nirgends in Widerspruch sezen will und seße mit meinen früheren Aeußerungen. Ich mache Darauf aufmerksam, daß ich in einer zweiten Auflage jener Rede, als fich die öffentlichen Bustände gebessert hatten, die stärksten Ausbrüde weggelaffen babe... Sachs: Ich bin jest genöthigt, auf Grund spezieller Inftruttion einen weiteren in trag zu stellen. Seitens der Bertheidigung wird auf das Beugniß der Herren Ewald, Tugauer, di und des Restau rateurs Kreuz refurirt. Wir haben die legteren geladen, Herr Ewald hat leider nicht geladen werden können. Ich habe für denselben freies Geleit erbeten, damit er fein Beugniß hier ablegen tann. Das Polizeipräsidium hat den Antrag ablehnen au müffen geglaubt. Ich habe aestern noch auf telegraphischem Wege eine Beschwerde beim Minister des Janern eingelegt, berselbe bat aber die Beschwerde abgelehnt. Die Thatsachen, welche in das Beugniß dieser Herren gestellt werden, find folgende: Am 24. Januar 1885 bat herr Stöder als Beuge in einer Privattlagefache Beuge in einer Privatllagefache der Herren Ewald, Tupauer und Bördi gegen den Redakteur Berndt eidlich aus gefagt: sebe berrn Ewald beute zum ersten tale." Das ist au Protokoll festgestellt, biese eibliche Bebauptung des Beugen Stöder ist aber un wahr.( Bewegung.) Am 18. Januar 1883 hat eine Arbeiter versammlung im Neuen Gesellschaftshause stattgefunden. Ewald war von Eugen Richter   der Vorwurf gemacht worden, bas ein von Ewald geleitetes Blatt im Ronner mit der chriftlich fozialen Partei stebe. Um diesen Vorwurf zu widerlegen, waren die Herren Eugen Richter   und Stöder brieflich zur Theilnahme an der Versammlung eingeladen worden, Herr Sofprediger Stöder war auch erschienen; als er auf das Bobium frat, ift Ewald sofort auf ihn zugetreten und bat ibn laut und deutlich auf Ehre und Gewiffen gefragt, ob fener Borwurf berechtigt oder unberechtigt ist.( Unruhe.) Es bat ferner im Dttober 1881 in der Tonhalle eine Versammlung der chriftlich- fostalen Partei stattgefunden, in welcher Ewald unter Nennung seines Namens das Wort ergriff. Er wurde bamals als Jubenknecht" begrüßt und belästigt, er batte fich persönlich mit der Bitte um Schuß an den Herrn Stöder ge wandt, derselbe wurde ihm auch zugesagt, als er aber fich offen als Sozialdemokrat vorstellte, ift Ewald fiftirt worden. Das find Momente, die man doch schwerlich vergißt und ich berufe mich ferner auf daß Beugniß des Tischlers Bed und des Restaurateurs Poppe, welche belunden sollen, daß die eidliche Behauptung des Beugen Siöder, er febe Ewald zum ersten Mal unwahr ist und diese unwahrheit Stöcker unmöglich ent gangen fein tönne. Staatsanwalt Weichert: Bunächst ftelle ich, da es fich um eine neue, schwere Beschuldigung des Beugen Stöcker bandelt, den Antrag, das betreffende gerichtliche Brotokoll herbeizuschaffen. Der Gerichtshof beschließt diesem Antrage gemäß. Hofprediger Stöder befragt, was er auf die gegen ihn erhobene Beschuldigung anzufübten babe, erklärt: Ich habe Hunderten von Bersammlungen beigewohnt und fann unmöglich Jeben, ber in denselben bas Wort genommen hat, wieber erkennen. Ewald ift mit ganz unbekannt gewesen, ich bin niemals mit ihm persönlich bekannt geworben. Ich erinnere mich der mir vorgehaltenen Vorfälle ganz genau, ich habe aber nicht gewußt, daß der Stadtverordnete Ewald der Ewald von damals fet. Ewald und ich haben zwar viele gemeinsame Bekannte, persön lich bin ich mit demselben nie in Berührung gelommen. Das

recht findet, das muß schon ein ziemlicher Allerweltskerleficht Ewalds babe ich nicht wieder eitannt.( Lebhafte Unrube. fein. Die größte Bewunderung haben entschieden in dieser Beziehung immer die Rommis voyageurs verbient, denn fie tennen alle 8üge, alle vortheilhaften Anschlüsse, fie wissen, auf welchen Stationen ein Diner bequem hinunter gewürgt werden kann, und in der Regel find fie auch mit bem Zivilstand der Buffetbamen genügend vertraut.

Solchen Leuten muß das Reisen gewiß Spaß machen, ein anderer Sterblicher findet sich wohl faum noch zurecht. Deshalb werden auch jest soviel biebere Chemänner von ihren Frauen hinausgejagt in die Umgegend Berlins  , um sogenannte Sommerwohnungen" zu suchen.

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Als ob das für die meisten Leute ein besonderes Ber gnügen wäre! Jadessen es muß sein, und beswegen wird es mitgemacht.

Der Mann, der eine sommerwohnungsbedürftige Frau befigt, führt in der Stadt das ungemüthlichste Junggesellen leben, allabendlich fürst er nach der Eisenbahn, um nur ben Bug nicht zu verfäumen, bamit er noch rechtzeitig in die Arme seiner Bielgeliebten gelangt.

Und während die beiden Ehegatten draußen sommer. wohnen, hauft in der Stadt vielleicht frieblich der Grenadier bei seiner Angebeteten, und weshalb foll er auch nicht ein mal die langen Gliedmaßen auf schwellenden Polstern reden dürfen Jeber Mensch will doch mal eine Abwechselung haben.

Es ist gewiß noch nicht das Schlimmste, wenn eine verlassene Wohnung in dieser Weise unter dem Schuß der bewaffneten Macht steht. Häufig paffirt es auch, daß unsere Herren Einbrecher in ihrer liebenswürdigen Bubringlichkeit eine solche Wohnung ausbalbowern", und daß fie in Ab. wefenheit der Herrschaft fürchterlich Musterung halten!" So etwas ist natürlich böse, und es würde, wahrscheinlich nicht paffiren, wenn die" gnädige Frau" nicht so glücklich wäre, Nerven zu befizen.

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Ebenso naht jest wieder die Zeit der temporären Jung. gefellen, vulgo Strohwittwer" genannt. Man lennt diese Leute hinlänglich, bie Einen von ihnen find freuzunglücklich, bie Anderen urfidel. Die Geschmäder find eben ver schieben. Einer athmet auf, von seiner sogenannten besseren schieden. Einer athmet auf, von seiner sogenannten besseren Sälfte für einige Beit befreit zu fein, er neipt jeben ficher, der Andere findet nirgends Ruhe, es fehlt ihm etwas, seine theure Chehälfte.

Abend bis ein Uhr und macht die verbotensten Lokale un

Nun, uns fann das nicht paffiren, wer teine Sommer­reise macht und nicht in Sommerwohnung zieht, der ist wenigstens von diesen Plagen verschont.

daß nach einer ihm vom Beugen Stöder gemachten Mittheilung die Mitgliebliste der chriftlich- sozialen Bartet aus dem Anfang des Sabres 1878 nicht vernichtet set, sondern vorgelegt werden tönne. Die Lifte wird vorgelegt, und ertennt Beuge Grüneberg die Identität derselben mit der damals befel tigtten an. In dieser Lifte figurirt ein Edmund Nobiling, Albrechtstraße 12, der noch heute Mitglied der Partei ift. Beuge Grüneberg erklärt, daß der Attentäter Nobiling auf feinem Bureau gewesen set, wenigstens habe er denselben auf der später von demselben verbreiteten Bhotograpbie wieber er Tannt. Es wird nunmehr aus dem Altenfiüd Brivatllagefache Ewald und Genoffen contra Berndt das Verhandlungs. Proto toll verlesen. Daffelbe beginnt bezüglich der Aussage des Hof predigers Stöcker mit den Worten: Ich sehe den Ewald zum ersten Male. Hofprediger Stöder deponit, daß er wohl gefragt sein werde, ob er den Ewald tenne. Da babe er mit gutem Gewiffen geantworet, er sehe Ewald zum ersten Mal und habe nie Berührungspunkte mit ihm gehabt. Rechtsanwalt Sachs hebt hervor, daß nach einem im zehnten Bande der Reichsgerichts Entscheidungen publisirten Urtheil es gleichgiltig sei, ob die Aussage erheblich oder unerheblich sei. Sit die Aussage falsch, so liegt unter allen Umständen eine abgegebene falsche eibliche Aussage vor. Rechtsanw. Muntel erachtet sogar die von Stöder in jenem Projeffe betundete Thatsache für durchaus erheblich, was er nur anführe, weil er vielleicht auf das Beugniß des Herrn Ewald nicht werde ver

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sichten tönnen.- Beuge Stöder tritt vor und verfichert noch­mals, daß er im guten Glauben fich befunden, als er die Aus fage macte, daß er niemals mit Ewald persönlich verhandelt habe und ihn zum ersten Male sebe. Bräs. Ich möchte mir boch gestatten, bierzu meine persönliche Auffassung zu sagen. Ich nehme an, daß, wenn Sie, Herr Beuge Stöcker, vernommen wurde, der Richter Sie wohl mit dem status quo wird bekannt ge macht haben. BeugeStöder: Er wird mich gefragt haben, tennen Sie diesen Herrn Ewald und ich habe gesagt: ich tenne ihn nicht, ich sehe ihn zum ersten Male.( Lebhafte Bewegung unter den Bubörern). Bräs. Ich muß, wie ich es schon vorhin that, die bringende Bitte an das Auditorium richten, sich aller Aeußerungen des Beifalls und des Misfallens au enthalten. Im Uebrigen bemerte ich zur Sache. Wenn ich mich auf dem Boden des damaligen Borganges ftelle, so würde ich, wenn ich vernommen würde, sagen, soweit mir erinnerlich ist, lann ich mich der Persönlichkeit nicht entfinnen. Allerdings fängt das Brotokoll mit den apodiktischen Worten an: Ich sehe Herrn Ewald beute zum ersten Male."- Das find nun alles Dinge,

welche eigentlich in die Deduktion gehören, aber ich bemerle

vorweg, wenn ich in die Berhandlung irgend ein persönliches Sentiment hineinwerfe, oder glaube hineinwerfen au müffen, so ift lediglich mein 3wed, der Beweisaufnahme eine Ich bin doch auch nur bestimmte Direktive au geben. ein Mensch und kann mich von einer persönlichen Nuf faffung doch nicht losmachen, aber die Art und Weise, wie ich