«t. 146.
Freitag 26 Juni 1885
II Jahrg.
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((liimMsM DrgiM für die Interessen der Arbeiter.
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, Das..Berliner Volksblatt" «Ichemt täglick Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für »«Im frn tn S HauS vierteljährlich 4 Mark, monatlich 1,35 Mark, wöchentlich 35 Pf. Postabonnement 4 M. Em,elne Nr. 5 Pf. Sonntags-Nummer mit illuftr. Beilage 10 Pf. (Eingetragen in der PofheitungSpreiSliste für 1885 unter Nr. 746.)
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feStea« oetboten.] 67j
IemllNon. I« Eckfenster.
Roman von Friedrich»erstiicker. (Fortsetzung.) Nach halb Sech» verließ Han» da» Hau » und suchte die Wohnung de» Notar » auf, um dort die am heutige» Mor« gen auszugebende« Absagebrief« zu unterschreiben. Mux bekam aber noch ganz besonderm Auftrag, sie nicht früher Qbzuschuknt, al» bis er bestimmte Ordre dazu erhielt, denn "Raute* mußte natürlich Verdacht schöpfen, sobald er vor- öiitig Rund« davon btkam. Da» erledigt, schritt er nach Dürrbeck's Wohnung hin» über, um dm Freund zu Grabe zu geleiten, und das ganze Mfijierkorps fast ohne Ausnahme hatte sich dazu ver» sammelt. Auch mit militärischen Ehren wurde er hinaus- ßeleittt, und einer seiner Kameraden wie Hans sprachen M erschüttert an seinem Grabe. Die Geistlichkeit fehlt« atlerding» ganz. Als Hans von dieser Feier bewegt nach Hause zurück- "" aw.Hiflrf lsbon vorüber und die verschio
. Als Hans von vir,»» u»».« vovtu.„....... •«htte, schien da» Frühstück schon vorüber und die verschie, Familienglieder hatten sich' n:---- ------- oi.*- rant aber
Vv».------, � ---------„.....»ieder auf ihre Zimmer zurückgezogen. Jetzt war aber auch der Zeitpunkt ge- '»mm«», wo Han» mit seinem Vater sprechen mußte, U*» e« drängte ihn nur, vorher noch Fränzchen, sein arme« Mänzche«, aufzusuchen. Er ließ sie bitten, zu ihm in den harten herunter zu kommen und eine« kurze« Spazier- »ang mit ihm zu machen— und er brauchte nicht lange auf sie ,u watte». ...«Sieh, Han«, da» ist lieb von Dir," sagte Franziska, °l« sie auch schon wenig« Minuten später zu ihre« «rüder herunterkam;„morgen wird keine Zeit«ehr sein, °ber heut« können wir doch wenigsten« zum letzten Mal «.-!tsc>««en macbe»— zum letzten Mal, igt, und ich >'ran, über-
Manchesterstandpunkt au» bttrachtet, allerding» Zeter und Mordio geschrie» wurde. Die„Vossische Zeitung" deutet nämlich diese Aende- rung selbst an, indem sie sagt, daß eine Aenderung nicht eintreten könne, wenn man in den etatmäßige« Grenzen sich halte. Also wenn! Wenn man aber nicht in den gegenwättigen etatmäßigen Grenzen sich hält, wenn der Etat durch die Gesetzgebung für die StaatSwerkstätten bedeutend erhöht würde, wenn man unnöthige Posten im Militär- und Marineetat striche und die entstandenen Ueberschüsse den StaatSwerkstätten zuwendete, wenn Alle» die» geschähe, könnten dann nicht die Zustände in de« StaatSwerkstätten zu Gunsten der Arbeiter geändert wer- den, hätte dann nicht die Gesetzgebung die Wirkung der „großen wirthschaftlichen Gesetze" durchbrochen? Und wa» sollte die Gesetzgebung hindern, die» zu thun? Die„Voss. Ztg." bestreitet ja wohl kaum, daß die Militärdienstzeit bedeutend herabgesetzt»erden könnte, sie bestreitet auch wohl nicht, daß dann im gegenwärtigen Etat Ueberschüsse entstehen würden und daß diese dann den Staat»- Werkstätten zur Besserstellung der Arbeiter ohne da» Volk höher zu belasten, zugeführt werden könnten. Wir wissen wohl, daß e» für derartige Ueberschüsse noch bessere und allgemeinere Verwendungszwecke gäbe, doch habe» wir e» bei dieser Polemik nur mit Hypothesen thun. Somit steht«» also fest, daß die„Vossische Zeitung" mit ihrer Behauptung, die Etaat»werkstättea seien von den„großen wirthschaftlichen Gesetzen" in solcher Weise abhängig, daß die Gesetzgebung keine Aenderung eintreten lassen könnte, im völligen Jrrthum sich befindet. Da« Blatt aber sagt ferner, um die Arbeitereatlassungen auf den Staat»«erkkätten zu entschuldigen, daß die Arbeiten nicht gleichmäßig über das ganz« Jahr vertheilt«erden könnten. Da» mag sein. Ader ist dies bei der Landwitth- fchaft nicht ebenso? Wird im Sommer dort nicht länger gearbeitet, al« im Winter und aiebt e» nicht doch Bauern, welche auch im Winter keinen ihrer Knechte entlassen? Die StaatSwerkstätten aber solle» in dieser Hinficht Musteranstalten sein, namentlich wenn Regierung und Parlament sich ganz besonder» als„arbeiterfreundlich" aufspielen. Wenn e» nun die Verhältnisse nicht ander» gestalten, so möge«an doch im Winter auf den Werften eine längere NormalarbeitSzeit bestimmen, al» im Sommer. Dann würde ein Ausgleich möglich sein auch bei den heu- tigern Zuständen. Und wäre«» denn so schlimm, wenn im Sommer die Arbeiter, welche Jahraus Jahrein un- gemein schwere Arbeit verrichten müssen, einige Woche« Ferien erhielten, während ihr Lohn weiter bezahlt würde? Diele Einrichtung würde sehr wohlthuend auf
am Arme, in den Garten hinabschritt,„und wir sollte» ein solche» Gefühl nicht absichtlich betäuben.� „WaS meinst Du damit, Han»?" ruf Franz,»ka wirklich erschreckt.„Wieder ist da« eine jener dunkeln An- deutungen, wie Du sie schon einmal getha«— willst Du «ich ängstigen, Han«?" „Aengmgen? Nein, gewiß nicht, Herz. Man soll sich überhaupt nie ängstigen, sondern dem, wa» un» da» Schicksal bringt, ruhig und fest entgegentreten. Aber erlaube mir eine Frage, mein liebe» Schwesterchen— und wir haben un» eigentlich darüber noch nie gesprochen—, sage mir also: hast Du Leopold wirklich so recht von Herzen lieb?" „Da« ist eine sonderbare Frage, Hau »," sagte Fran- ziska lächelnd;„morgen«erde ich ihm al« fein Weib angetraut, und heute fragst Du«ich, ob ich ihn liebhabe." „Mißverstehe mich nicht, mein Schatz," sagte Hans freundlich;„«» werden viele Ehen geschlossen im Leben, wo sich die Leute wohl lieben, aber nicht lieb haben." „Den Unterschied verstehe ich nicht," sagte da» junge Mädchen ernsthaft. „Und doch ist er so gewaltig," sagte Han», vor sich hm mit de« Kopfe nickend..Wa««an jetzt gewöhnlich unter Liebe versteht, ist selten mehr al» ei» flüchtiger Rausch,«ine plötzliche Neigung vielleicht, ein Gefallen, da« wir an einem andern Wesen empfinden, da» aber eben so gut auch wieder und eben so plötzlich weichen kann. Wenn ich aber Jemanden wirklich lieb habe, dann ist da» auch ein Gefühl, welche» im Herzen Wurzel schlägt und sich durch Stürme und Leid nur fester in seinen Boden hineinklemmett, und deshalb frage ich Dich, F-änzch-n: hast Du Deinen Bräutigam wirklich recht von Herze» lieb, oder hat seine, wie ich nicht leugne» will, elegante, vielleicht selbst glänzende Erscheinung Dich so weit gewonnen, um ihm Deine ganze Zukunft anzuverttauen?" „Rauten ist so gut und so freundlich." „Du»eichst meiner direkte» Frage au«, Fränzchen." „Nein, da« thue ich gewiß nicht," ttef da» junge Mädchen,„und ich— ich glaube bestimmt, daß ich ihn wirklich lieb habe, wenn Du denn doch einmal gerade auf dem Wort« so besonder» bestehst I"
die Arbeiter wirke« und indirekt auch de« StaatSwerkstätten selbst zu Gute kommen. Haben doch auch zahlreiche Beamtenkategorien ihr« Ferien und irren wir nicht, so gehen auch die Redakteure der„Vossischen Zeitung" in die Ferien, wa» ihnen ja sehr gut bekommen soll. Man wird einwenden, daß dadurch aber die Arbeiter in den StaatSwerkstätten eine bevorzugtere Stellung er- hielten, al» die Arbeiter in den Pttvatwerkstätten. Dieser Einwand hat gar keine Bedeutung in unserer Zeit, wo e» überhaupt noch eine groß« Anzahl durch die Verhältnisse bevorzugter Klassen giebt. Wir würden vielmehr eine solche Einrichtung in den StaatSwerkstätten für einen gute» Anfang erachten, für ein Beispiel, welche« die Privatwerk- stätten nachahmen sollten, und wahrscheinlich auf die Dauer nachahmen müßten. Dadurch würden die StaatSwerkstätten sicher nicht den Charakter von �allmoienspende« Anstalten" annehmen, sie würden vielmehr dem ganzen wirthschaftlichen Bettteb eine Andeutung geben, wie der Ueberproduktion entgegen» getreten werden rönne, ohne die Arbeiter selbst zu schädigen. Natürlich gehörte dazu der gute Wille der Produzenten und der Aktionäre, die sich mit einem geringeren Verdienst« und niedrigeren Tantiemen zufrieden gebe« müßten.— Uebrigen» erklärt die„Voss. Ztg." e» ja für nicht unmöa« lich, daß e» vielleicht gelinge, eine zweckmäßiger« Verth«»- lung der Arbeit auf die Winter- und Sommermonate zu erzielen. Da« Blatt kommt allerding« mit sich selbst in Widerspruch, doch wollen wir denselben der guten Sache alber gelten lassen. Ueberhaupt heißt e» ja auch in dem
beregte» Artikel/daß sich eine gleichmäßigere Vettheilung der Arbeiten möglich machen lasse. Da stehen wir ja plötzlich mit der„Vosfischen" auf demselben Standpunkte. W r e die« möglich gemacht»erden kann, da» haben w i r oben angedeutet. Unsere Ansicht wird dem freihändlerischen Organ allerding» nicht gefallen, und so wären wir neu« gierig, zu erfahren, auf welche Weise der Artikel- schreibe; der„Tante Voß" die Möglichkeit erzielen will.— Daß in den Arbeiterentlassungen nicht nur für die Arbeiter und ihre Familie», sondern auch für die Staat»« Werkstätten selbst eine große Kalamität liegt, ist ja selbst- verständlich und so dürfte« unsere Vorschläge gewiß von allgemeine« Nutze« sein. Da» Traurigste aber ist sicherlich die Entlassung der alten verheiratheten Arbeiter, welche, wie allgemein zu- gestanden wird, sehr schwer andere Arbeit erhalten können. Wir»är'S, wenn gerade auf de« StaatSwerkstätten der Anfang mit einer Jnvalivenpensio«, mit einer AlterSver- sorgung gemacht würde?----
Du glaubst eS, Fränzchen?" sagte Han» und sah ihr in
_________,---—-----,---"»• W# I mich wohl. Du hörtest, daß der Man» Deiner Wahl— oder höttest«» nicht allein, sondern bekämst die bestimmten Beweise dafür, daß der Mann Deiner Wahl ein schlechte«, Deiner unwetthe« Subjekt sei— würdest Du Dich wieder vo« dem Gedanken lo»»eißen können, ihm ganz und für immer anzugehören?" „Han»," ttef Franziska, machte ihre« Arm von dem sttne» lol und sah ihn bleich und erschreckt an,„bist Du »« Ernst?" „Aber, Schatz, ich ftage Dich ja nur beispiel«halber. Wenn wir ein Rechenexempel auSgefühtt haben, machen wir die Probe darauf, um zu sehen, ob auch Alle« stimmt, und so sollten wir auch die Probe auf unsere Gefühle machen, um eben derselbe» ganz sicher zu sei«." „Du bist ein grundböser Mensch, Ha«»," sagte Fränzchen, „sieh, wie Du mich nschreckt hast! An etwa« Derartige» habe ich ja doch gar noch nicht gedacht und denken können." „Aber eben deshalb frag« ich Dich, Herz. Wir find un» unser selbst nie klar bewußt,»eil wir eben nicht die Prob« darauf machen." „Du hast etwa» Besondere» bei der Frage," drängte Franziska,„gesteh« es mir, Han», oder Du machst mich unglücklich." „Glücklich will ich Dich wissen, Herz, recht glücklich,- ttef Han« bewegt,„und jede» Unheil von Dir abwende« mit treuer Bruderhand: aber ich weiß auch jetzt genug, laß e» stt». Nicht den schönen Morgen wollte ich Dir ver- derbe«. Aber«in« Bitte hätte ich noch. Fränzchen." „Eine Bitte, Han»— welch«? Wen« ich fi« erfülle» kann, weißt Du gewiß, wie gern e» geschieht." „Ich weiß e» und sie ist eben nicht groß." sagt; ihr Bruder. „Gestern, al« ich mit mehreren Bekannte« zusammen war, f A* JaaawÄ« QU«-*«* �'----''------ onf*----