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Beilage zum Berliner Volksblatt.
Mr. 148
Ueber Pflege der Augen.
Von Dr. E. D. Mund von Pochhammer. ,, D! eine edle Himmelsgabe ift Das Licht des Auges. Alle Welen leben Vom Lichte, jedes glückliche Geschöpf, Die Pflanze selbst tehet freudig fich zum Lichte." Schiller. Tell.
,, Rennst Du das Bild auf sartem Grunde?
Es giebt sich selber Licht und Glanz, Ein anderes ift's zu jeder Stunde,
Und immer ist es frisch und gang. Im engsten Raum if's ausgeführet, Der Kleinste Rahmen schließt es ein; Doch alle G: öße, die Dich rühret, Kennst Du durch dieses Bild allein.
Und fannst Du den Krystall mir nennen? Ihm gleicht an Werth fein Edelstein;
Er leuchtet, obne je zu brennen,
Das ganze Weltall faugt er ein.
Der Himmel selbst ist abgemalet
In seinem wunderbaren Ring;
Und doch ist, was er von fich strahlet, Dft schöner, als was er empfing."
Schiller. Turandot.
Das Auge ist nicht nur das wichtigste aller Sinnesorgane, Tondern auch die Hauptpforte, durch welche der Verftand und die Erkenntniß der Außendinge in unser Gehirn Eingang findet. Taubs Jein, Schwerhörigkeit oder gänzliche Entbehrung des Gehörfinns ist wohl ein großes Unglück, durch welches der Betroffene im Verkehre mit seinen Mitmenschen sehr gehindert wird, so daß er sich wie ausgeschloffen von der Gesellschaft vorkommt und gleichfam vereinsamt dahinlebt; dennoch ist es ein weit schwerer zu ira. gendes und namenlos großes Unglüd, des Augenlichtes be raubt zu fein und unzählige Genüsse und auch die Renntniß Der Umgebung, der Gestalt der Dinge, ihrer Größe und Ents alles, alles zu entbehren. fernung, Farbe und Beleuchtung- alles, alles zu entbeh: en. Mit vollem Rechte sagt darum ber Vollsmund: Ein blinder Mann Nun hört man freilich von ein armer Mann!" To vielen angeblich Blindgeborenen; allein es ist Gottlob! ein verhältnismäßig feltener Fall, daß einer dieser Höchst bebauernswertben wirklich blind zur Welt gekommen ist.
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Im preußischen Staate schwankt die Angabe der Bahl Der Blinden zwischen 15 000 und 20 000, und in der japanischen Riesenstadt Jeddo allein soll es 36 000 Blinde geben. Diesen Zahlen gegenüber ist es eine Schmach und Schande für die Menschheit, daß die weitaus größte Mehr Jabl biefer Unglüdlichen lebiglich durch Versäumniß und bie Schuld der Pfleger ihrer frühesten Kindheit, durch Bernachlässigung und Mangel der nöthigen Reinlichkeit ober vernünftiger Behandlung bei den Augenentzündun gen des Säuglings- und Kindesalters oder durch später einwirtende Einflüsse und unvorsichtigkeiten um das edelste Sinnesorgan getommen ist. Die sogenannte Augen entzündung der Neugeborenen, die freilich meist erst am britten bis fünften Tage nach der Geburt eintritt, in feltenen Fällen auch erst nach einer oder zwei Wochen, zieht häufig sehr unglückliche Folgen nach sich. Diese gefährliche Krankheit, welche oft zu solchem Grabe gesteigert wird, daß Trübung und Verbuntelung des Augapfels, wesentliche Schwächung oder gänz liche Vernichtung der Sehkraft die traurige Folge ift, pflegt durch Fehler in der Pflege der Neugeborenen bezüglich der Be leuchtung, Reinlichkeit und der Wärme und sonstigen Besch ffenheit der Bimmer luft zu entstehen. Mäßige Ver Dunkelung des Bimmers durch Vorhängen eines blauen oder grünen Tuches vor die Fenster, Sorge für warme, reine, raud und staubfrete Luft im Bimmer, vorsichtige Entfernung der zwischen den Lidern hervortretenden, für das befallene Auge verderblichen und für andere Augen höchft an fledenden, eitrigen Flüssigkeit sowie genaue Befolgung der Vorschriften des fofort herbeigerufenen Arztes vermögen meistens den drohenden üblen Folgen vorzubeugen oder fie zu mildern. Es ist aber selbstverständlich, daß die sorgfältigste Pflege und aufmerksame Behandlung der Augen schon unmittelbar nach der Geburt eintreten muß; denn da die flach liegenden und nur durch
R. C. Unsere Erbfreunde, die bieberen Russen, find entschieben besser baran wie wir. Sie haben wenigstens ein Sibirien , und bei der Gluthbike bes Sommers muß der Bebante an dieses fühle Eldorabo ganz entschieden etwas Erfrischendes haben. Wir Deutsche dagegen befizen außer bem bekannten hochblödsinnigen Ausspruch von bem Schatten fühler Denkungeart" nichts, was uns die Hige einigermaßen erträglich machen könnte.
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Wie schön wäre es doch gewesen, wenn das mächtige Deutsche Reich ein Stüdchen Grönland over Nordpol aus findig gemacht hätte, welches bis jetzt noch der Oberhoheit eines Generalfonfuls, des Besuches von Kriegsschiffen und bes verebelnden Jmportes von Schnaps entbehrt. Wie herre lich wäre es fernerhin gewefen, wenn man zu gleicher Beit eine billige und bequeme Fahrgelegenheit noch jenen glückseligen Geftaben geschoffen hätte,- Niemand hätte bann bie langen und längsten Tage des Jahres puflenb und im Schweiße feines ganzen Rörpers in Berlin zubringen brauchen.
Sonntag, den 28 Juni 1885.
furze, zarte Wimpern und dünne Lider wenig geschüßten Augen Der Neugeborenen nicht an das Licht gewöhnt sind, dürfen fie auch nur ganz allmählich einem stärkeren Lichte ausgesezt wer den, und alles grelle Licht sowie der plösliche Uebergang vom Finsteren zum Hellen muß streng vermieden werden. Dem Bette des neuen Weltbürgers muß eine folde Stellung ge= geben werden, daß es von grellem Lichte oder gar einfallenden Sonnenftrablen nicht getroffen werden kann. Höchft tadelndwerth und gefährlich ist es, wenn Eltern das Neugeborene ins Sonnen oder Kerzenlicht tragen, um nur recht bald die Farbe seiner Augen lennen zu lernen. Abgesehen davon, daß dies in den meisten Fällen eine ganz nuglose Neugierde ist, da die Regenbogenhaut( Iris ) bei der Mehrzahl der Neugeborenen in ben ersten Tagen wegen Mangels des Pigments blau ist, auch wenn fte später ganz dunkelbraun wird, so tann ein solches unvorsichtiges dem Licht Ausfäßen bleibende Augenschwäche, felbst schwarzen Staar, also cöllige Blind beit durch Lähmung der Sehnerven zur Folge haben. Aber nicht bloß plöglich einfallendes grelles Licht und schneller Wechsel der Beleuchtung muß streng vermieden, sondern auch Die nöthige Reinigung der Augen forgfältig vorgenommen werden; jedoch nicht mit einem Schwamm, selbst nicht mit sonst ganz ungebrauchten, vielmehr mit eigens für die Augen bestimmten Leinwandläppchen, die in lauwarmes Fluß oder Regenwaffer getaucht sind. Wichtig ist ferner für die Augen, wie schon erwähnt, auch die Beschaffenheit der Luft, in welcher fich das Kind befindet; diefelbe muß mäßig warm, möglichst rein, d. h. frei von Rauch und Staub, aber auch von Dünsten von trocknenden Windeln oder anderer Wäsche sein, und darf im Ofen des Schlafzimmers auch nicht gefocht oder Essen ge wärmt werden. Die Augenentzündung der Neugeborenen ent steht aber auch häufig nach Erkältung, felbft Anlegung feuchter Wäsche, Bugluft oder schnellem Temperaturwechsel; daber ist auch bei der Laufe des Neugeborenen Erkältung und Blendung der Augen möglichst zu vermeiden. Sobald aber die Säug linge an die freie Luft getragen oder gefahren werden. ift es aufs ftrengfte zu tadeln, wenn aus Unbedacht oder Gewiffen lofigkeit die Kleinen so getragen werden, daß die Sonne ihnen sentrecht in die Augen scheint. Im allgemeinen ver meidet man im Säuglingsalter ein grelles Licht oder den schnellen Wechsel zwischen Dunkel und Hellem viel zu wenig, was doch mit der größten Aengstlichkeit geschehen müßte. In gleichem Maße ist es unrecht, den Säug lingen, die mit den Augen zwar leuchtenden, glänzenden oder lebhaft gefärbten, fich hin und her bewegenden Gegenständer folgen, dergleichen in zu großer Nähe oder so vorzuhalten, daß das Kind nur mit Mühe oder gar nur mit einem Auge folgen kann, weil dies leicht Anlaß zum Schielen giebt Gut dagegen ist es, schon das Säuglingsauge durch zweckmäßige Uebungen für die Bukunft zu träftigen. Jm eigentlichen Kindesalter ist das Auge durch eine Müge mit großem Schirme oder einem but mit breitem Rande gegen das Sonnenlicht zu schüßen; im Schlafe und beim Erwachen darf es nicht von Licht strablen unmittelbar getroffen werden, und bei den in diesem Lebebensalter häufigen, ftets mit großer Licht. schru verbundenen, meist strophulösen Augenentzüngen Dürfen unter feiner Bedingung die Augen augebunden werden, sondern find durch einen leichten Schirm von dope peltem Papier, ber etwa einen Boll über die Augenbrauen hervorragt, zu schüßen. Schläge auf den Kindstopf find streng hervorragt, zu schützen. Schläge auf den Kindstopf find streng zu vermeiden; denn wo fte als Büchtigungsmittel angewandt worden find, ist schon manchmal unbeilbare Blindheit die Die Schulzeit der Kinder bringt den Augen Folge gewesen. derfelben große Gefahren; damit nicht Kursfichtigkeit und Augenschwäche entstehen, ist zu bause und in der Schule darauf zu leben, daß beim Lesen und Schreibenlernen der Kopf nicht zu fehr vorwärts geneigt werde. Eine Entfernung von 10 bts 15 Boll( 30 bis 45 Bentimetern) vom Auge bis zum Buche ist die passendste für jedes gesunde Auge. Von der größten Wichtigkeit ist in mehrfacher Hinsicht auch der Augen wegen die Konstruktion paffender Schulbänke und bie Rücksicht, bie Kinder nicht so lange hintereinander mit Arbeiten zu beschäftigen, welche die Augen zu ſehr und beständig in Anspruch nehmen. E.fahrene Augenärzte nennen es geradezu gewiffenlos, die Rinber stundenlang Sehr nachtheilig lesen, schreiben oder zeichnen zu laffen.
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Einfall, und selbst wenn man in den Räumen jener funfts geweihten Hallen vor Hige fast erstidt, wird man immer Seehunde um ihr
I. Jahrgang.
Bu
für die Augen ist auch das viele Klavierspielen, besonders bei Benuzung fleiner, geftopener Noten und Abents bet tünstlicher Beleuchtung. Bei der Wahl des Berufes ift große Vorsicht nöthig, und Eltern, Vormünder, Lehrer haben die ernste Berpflichtung babet, den Zustand der Augen der Kinder und Pflegebefohlenen teiflich zu erwägen. Blog Kurz fichtige, die in 4 bis 10 Boll Entfernung auch die feinsten Gegenstände unterscheiden und lange betrachten tönnen, dürfen wohl eine Beschäftigung wählen, welche genaues und an strengendes Sehen erfordert. Doch ist es gewagt, fich einer folchen zuzuwenden, bei der bald näbere, bald entferntere Gegenstände zu betrachten find. Bei irgend erheblicher Ges fichtafchwäche hüte man sich, diese schwache Sehtraft mit bloßer Kur, fichtigkeit zu verwechseln, und wähle ja teinen Stand, wel cher einen anhaltenden G.brauch der Augen aur Betrachtung tleiner oder gar sehr lleiner Gegenstände erfordert wie z. B. die Uhrmacherkunft. Daffelbe gilt von denen, die auch nur auf einem Auge an Schwäche des Gefichtes leiden. Wer in seiner Jugend viel an Augenentzündungen gelitten hat, oder noch daran leidet, sollte niemals zu Arbeiten veranlaßt werden, bei denen er der Einwirkung von Staub, Rauch, scharfen Ausdünstungen aus gesezt ist und die Nähe von Feuer und te nicht vermeiden fann. Schwächliche, bleichsüchtige, blutarme Mädchen sollten wegen der Gefahr, in vielleicht furzer Zeit wegen Augenschwäche arbeitsuntauglich zu werden, sich ja nicht dem Nähen, Stiden und bergleichen widmen, beranwachsende Jünglinge aber unter Umständen aus Rücksicht auf ihr Augenlicht sich nicht zum Studiren und nachfolgender figender Lebensart entschließen, sondern lieber Förster, Landwirth, Seemann werden. Beendigung dieser Besprechung sind auch die Verpflichtungen Erwachsener gegen ihre Augen zu erwähnen. Von nachtheiligem Einfluß auf das Auge fann das Licht und die Beleuchtung werden, sowohl längere Entziehung des Lichtes wie übermäßig startes Licht. Das Schlafzimmer auch Erwachsener darf nichi nach Often liegen ohne dichten Schuß der Fenster gegen die Strahlen der aufgebenden Sonne. Sehr schädlich ist das Schauen in die Sonne. Oftmals find ernste Augenleiden entstanden nach Beobachtung einer Sonnenfinsterniß ohne schüßendes Blas. Auch längeres Beobachten des Vollmondes und anhaltendes Sehen ins Feuer oder das Blinken glänzen der Gegenstände, wie Goldstickerei im Sonnenlichte funkelnb, fönnen so unglückliche Folgen haben und find zu meiden, wie auch Feuerwerke und heftiges Bligen bei Nacht nicht ungefährlich find. Für jedes, auch das gesundefte Auge, naments lich wenn es angestrengt ist, ist sehr schädlich, au schwache oder au starte, blendende Beleuchtung, besonders wenn das Licht aus falscher Richtung fommt, ferner das Arbeiten im voden Sonnenlichte, in der Morgen und Abenddämmerung, bei einer Mischung von fünfilichem und natürlichem Lichte oder hinter rothen oder grünen Fenstervorhängen und bei vielfach ge brochenem und ungleich vertheiltem Lchte( wie z. B. hinter einem Gitter), oder bei stetem W.chsel der Beleuchtung, flackerndem Lichte. Ebenso ist au lang anhaltende Anstrens gung des Auges nachtheilig auch Verunreinigung der Luft Surd Staub, Rauch oder scharfe Dünfte ist zu meiden; frembe Körper, die ins Auge gedrungen find, müffen vorsichtig entfernt werden. Sind Mineralsäuren oder filedendes Waffer ins Auge gekommen, so suche man möglichst bald ärztlichen Nath nach und wende einstweilen talte Umschläge an. Wenn ävende Substanzen, z. B. Kalt, Asche, Taba eingedrungen find, bringe man Del, weiche, ungesalzene Batter oder Rahm in die Augenlidspalte. Das Bubalten der Augen eines andern von rückwärts wird mit Recht als ein gefährlicher und ihörichter Scherz angesehen, da durch starken Druck schon oftmals augens blicklich völlige Blindheit entstanden ist, wie auch Schläge auf den Kopf selbst bet Erwachsenen durch starke Erschütterung des Sebapparates und Gehirns dieselbe unglückliche Folge gehabt haben. Die vielleicht oft unbequeme Befolgung der hier ange gebenen Warnungen und Rathschläge würde aber sicher felbft bei schwachen Augen nicht unbelohnt bleiben durch Konser virung derselben bis ins hobe Alter. ( Ger. Big.)
Kommunales.
Die Brief und sonstigen Sendungen des Magistrate und feiner Berwaltungen. In der Beit vom 1. April 1884 bis 31. März 1885 find an 305 Tagen abgesandt worden: Briefe mit Buftellungsurkunde, befördert durch die städtischen Briefboten, 94 345, gewöhnliche Briefe, ebenfalls durch die Briefboten befördert, 348 633, ferner durch die Poft beförderte,
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Die Bahl der versandten
noch bis zum legten Themguge bie gegen fint or fühles Bab beneiben können. Dahingegen erscheint ber Ausstellungspark weniger glücklich zu fein. Die J paner - was lann bei solcher Hiße aus Japan , wo es schon so warm ist, überhaupt Gutes fommen? Dort friert es be fanntlich nie, während das bei uns im Winter doch we nigftens hin und wieder einmal vorkommt. Nein, folche Gegenden, wo es noch faft heißer ist als bei uns, wenn bas möglich ist, können uns augenblicklich nicht br- lagungen an die Steuerpflichtigen abgegeben und infinuit. glüden, ebenso gern möchte man ja nach den präch tigen Länderstrecken auswandern, welche im fernen Afrika unser Schußgebiet bilden.
348 633, ferner durch die Poft beförderte Stadtbriefe 826 8. Briefe nach außerhalb 94 003. Badete betrug in derfelben Beit 2353, die der Bostanweisun gen und Geldbriefe 4861. Druckfachen wurden 17 393 und Bofttarten 16 811 versandt. Im Ganzen wurden hiernach an Briefen, Paceten, Boftanwel, ungen u. f. w. verfandt 661 032 Stüd, täglich durchschnittlich 2167. Außerdem wurden
Bwissen Sansibar und dem Kamerunsberg, Da wachsen unsere Reben,
wird es nächstens heißen, wenn mir jene lieblichen Gegenden nach der Ansicht besonders frommer Leute erst mit fogenannten Vagabonden bevölkert haben werden, so daß in jenem ganzen Ländergebiet ein Gewimmel von fechtenden mentemusik durch die Straßen sieht.
noch durch die stäotichen Steuere: heber 417 105 Steuerverans
Lokales.
or Unsere fapitatistische Presse macht bekanntlich auch sehr start in Arbeiterfreundlichkeit, und es tann nicht geleugnet werden, daß fich immer noch viele Arbeiter durch das Ge
Jebenfalls find die Eskimos heute viel beneibenswerther Handwerksburschen herrscht, als wenn in Berlin eine Regis felten durch Geschreibsel, welches für den Fang der Massen bes
als wir. Dort oben, wo felbst jetzt der liebliche Eiszapfen blüht, bort- man darf wirklich kaum baran benken wo bie Leute mit rothen Nasen burch den Schnee trampeln, wo man bes Abends in der wohlgeheizten Hütte fich ge ein Glas Thran versammelt, ja, bort müthlich um Mit rother Nafe sieht muß es jest herrlich sein. man is hier jetzt wohl auch hin und wieder Jemand welche herumlaufen, aber es ist die Kälte nicht, welche ben geschäßten Gesichtsvorsprung mit bem golbigen Glanz bes Abendrothes überzieht, nein, es ist die Folge des an bauernden Biergenusses, bem man sich zur Abwehr der Hike fchen aus einfachen Gesundheitsrücksichten widmen muß. in benen es fich leben läßt, bort i es fübl und frisch, Ja, Sibirien , Grönland u. s. w., das sind heute Länder, bort fchwist man nicht, im Gegentheil, bort kloppern ben jenigen bie Bähne, welche sie sich an den steinhart ge frorenen Nahrungsmitteln nicht ausgebissen haben. Ganz entschieben hat das Reichshallen- Theater in dieser Be ziehung einen glüdlichen Griff gethan, es wird nämlich bas Berliner Bublifum durch die Vorführung breffister Seehunde überraschen. Das ist ein wirklich genialer
Die Musil spielt trop der Hige immer noch eine Man denke sich das Vergnügen, wenn Rolle bei uns. man durch die Lage seiner Wohnung gezwungen, jeben Abend eine Schlachtmufit genießen muß. Wenn heute der Landmann nach einem Tropfen lechat, weil ihm sonst die Ernte ver borrt, so thut es ein solcher Sterblicher noch mit ganz anderer Inbrunst. Es ist nur ein wahres Glüd, daß der Himmel in vielen Fällen immer noch ein Einsehen gehabt hat, indem er vor Abfolvirung des musikalischen Schauspiels feine Schleufen öffnete, sodaß höchstens Frösche und anderes Gewürm ein Vergnügen an der Sache hatten.
Im Uebrigen ist es jedoch in Berlin so still geworden, daß man für jedes bischen Radau nur höchst bankbar sein kann. Selbst die Herren Stadtväter haben ihre kurulischen Seffel verlassen und find in die Sommerfrische gezogen; in Seffel verlassen und find in die Sommerfrische gezogen; in ber heiligen Gallen, wo sonst für das Wohl der Bürgerschaft fo mannigfache Reben vom Stapel gelassen wurden, herrscht Eine Reini jetzt der Scheuerlappen und der Staubbefen. gung ist unter keinen Umständen schädlich, möge sie auch : Herbst nicht weniger gründlich ausfallen.
tüngel" möglichst radikal klingender Boraien täuschen laffen. Es ist wunderbar, daß so viele Leute immer noch nicht einsehen, daß auch der größte Schwall hochtönender Worte eine fachliche Kritik und Besprechung wirklich bestehender Thatsachen und Verhältnisse niemals erseyen tann. Der Kundige läßt sich nur rechnet tft, töbain, Untundige fallen jedoch faft immer darauf binein. Selbstverständlich ist es ja auch vollständig unmöglich, au gleicher Beit die Intereffen zweter fich diametral gegenüber stehender Gesellschafte tlaffen zu vertreten und zu vertheidigen, -die unausbleibliche, nothwendige Folze eines solchen zwet deutigen Benehmens ist immer, daß dem einen Klienten auf Kosten des Anderen das Fell über die Ohren gezogen wird. Wenn die Sache an fich nicht so traurig wäre, so fönnte man es recht beluftigend finden, wie sich diese auch arbeiterfreundlichen" Blätter um den jezi ausgebrochenen Streit De Maurer herumzudrücken versuchen. Die Thatsache fann nicht mehr umgangen werden, man muß sich über dieselbe aus laffen, indeffen darf das höstens so geschehen, daß nur ja die Herren Arbeitgeber feinen Anstoß an der Sache nehmen, daß nur ja die Nothlage des barbenden Kapitals in recht ergreifenden Blättern voran Farben geschildert wird. Allen kapitaliſtiſchen Bereifenden marschirt in dieser Beziehung die ultra freifinnige ,, Berliner Belitung". Troy der demokratischen Floskelri, mit denen fie ne zu
fich
umgeben beliebt, frog der schön flingenden Ausführungen. a la Richter vertritt fie doch nur in der ödesten Weise den Kapitalismus, und es gehört in der That nicht alluzuviel Scharffinn dazu, es zu merken, wie sie überall und in jeder Beziehung zu Gunsten der befizenden Stände
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