Daß für manche Leute das Geld einen nur geringen Werth hat, kann man, wie das Fr. Bl." meint, bei unserer Verwaltung der Staatsschulden recht deutlich erkennen, bei welcher eine nicht geringe Summe von Privatkapital unverzinst aufgestapelt liegt. So befinden sich bei dieser Verwaltung allein aus der Staatsanleihe vom Jahre 1868, und zwar von den Verloosungen vom 1. Januar 1882 ab bis zu der Verloosung vom 1. Januar d. J. ab nicht weniger als 124 800 M. in Ver­wahrung, welche von der Hauptverwaltung der Staatsschulden zwar gekündigt find, von denen aber die Befizer der betreffenden Staatsschuldscheine sich zur Empfangnahme der betreffenden Beträge bisher noch nicht eingefunden haben. Wegen des viel­fachen Vorkommens von fortlaufenden Seriennummern fann man wohl mit Bestimmtheit annehmen, daß diese Papiere fich vielfach in denselben Händen befinden und vermuthlich von Der erfolgten Ausloosung derselben man an betreffender Stelle gar nichts weiß.

g Trotzdem nun schon über ein Jahrzehnt seit Ein­führung der neuen Geldwährung verflossen ist, hat sich namentlich bei Handelsleuten die Bezeichnung nach den alten Geldsorten erhalten. Kerschi, Kerschi, 6 Dreier der Liter", oder Bücklinge, Bücklinge, 5 Stück für 2 Groschen" c. so wird heute noch fleißig ausgerufen und dabei dürfte es auch noch nach Jahren bleiben.

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Es ist leider wenig Hoffnung vorhanden, daß der bei der vorgestrigen Explosion in Weißensee schwer verlegte Arbeiter Preuß mit dem Leben davonkommen wird. P. ist übrigens erst seit vier Monaten verheirathet.

R. Durch die Nichtbeachtung der Warnungstafeln, welche sich an den Militärschießständen befinden, ist vorgestern Nachmittag der Bautechniker R. in eine fatale Lage gerathen. R. wurde, als er den Schießständen des Kaiser- Alexander­Regiments zu nahe kam, von einem Posten arretirt und nach der daselbst befindlichen Wache gebracht. Von hier brachte man denselben unter einer Eskorte von zwei Mann mit aufgepflanz­tem Seitengewehr nach der Wache des Kaiser- Franz- Regiments und von hier unter derselben Begleitung nach dem Polizei­Revier in der Grimmstraße.

Vorsicht beim Ankauf von Schuhwerk! In neuerer Zeit hat sich auch bei uns eine Industrie" in Schuhwaaren aufgethan, die sich mehr auf den Schein als auf das Sein zu spigt und lebhaft an die ,, Soldatenstiefel der Gambetta 'schen Armee" erinnert, deren Pappfohlen ja historisch geworden sind. Heutzutage verwendet man zwar nicht mehr Pappe, nein, man ist solider" geworden. Biegsame Holzsohlen, welche, um die Täuschung zu vervollständigen, mit echtem" Schafleder über­zogen und von einem heuchlerischen Lackfirniß durchtränkt sind, garantiren eine Haltbarkeit von wenigstens einer Woche. Natürlich lockt der billige Preis die Käufer an; aber für der­gleichen Echund ist selbst der billigste Preis noch zu theuer.

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die öffentlichen Denkmäler sollte die Stadt veranlassen, dem Vorgehen von Nürnberg und München zu folgen und von be­währter und sachverständiger Seite ein Gutachten über zweck­währter und sachverständiger Seite ein Gutachten über zweck­mäßige Erhaltung und Konservirung der Marmor- und Bronze­statuen ausarbeiten zu lassen. Auf diese Weise würde wenigstens eine einigermaßen sichere Direktion für die Reinigung und Pflege der öffentlichen Monumente gewonnen.

b. In der Plüsch- nnd Shoddy- Fabrit von Gebrüder Lehmann in Nieder- Schönweide dampft seit gestern schon wieder der große Schornstein. Abschlüsse mit Spinnereien und dergl. haben sie in den Stand gesezt, die Arbeit bereits wieder aufzunehmen. Auf eine Beschwerde ist übrigens eine Unter­ſuchung eingeleitet, weil eine Depesche, welche die Berliner Feuerwehr zu Hilfe rief, als ,, Privat- Depesche" so früh nicht be­fördert wurde. Es handelte sich um um ein gefährdetes Ka­pital von rund 1 Million und um das Brot von einigen tau­send Menschen. Hoffentlich führt dieser Fall zu einer genaueren Interpretation des Begriffes Privatdepesche".

b. Die Pflege des Gesanges in den Schulen macht fich bei der jüngeren Generation im Gegensatz zu der älteren vortheilhaft bemerkbar. vortheilhaft bemerkbar. Die Saison der Ausflüge mit Extra­dampfern steht iegt auf ihrer Höhe, und die Ufer der Spree hallen von Morgens bis Abends von Musik und Gesang wieder. Aber der Gesang klingt fast immer schrecklich unrein, die Melodien 3. Th. falsch und das Tempo wird unerträglich verschleppt. Ganz allerliebst aber klang es weithin über das Waffer, als gestern drei große Dampfer mit fingenden Schul­findern stromauf fuhren. Man wurde sich in der That bewußt, daß die menschliche Stimme das schönste aller Musik- Instru mente ist. So z. B. sangen die Mädchen das nicht ganz leichte russische Lied aus dem Zapfenstreich: Ich bete an die Macht der Liebe" so hübsch, daß es jeden Hörer andachtsvoll stimmte.

ar. Ein Kuriosum, dessen inneren Zusammenhang wir trop Adam Riese nicht zu ermitteln vermögen, dürfte darin zu finden sein, daß vom Potsdamer oder Anhalter Bahnhof ein einfaches Billet III. Klasse nach Halensee 20 Pfennige fostet; der Preis für zwei zur Hin und Rückfahrt giltige Billets würde also 40 Pfennige betragen. Wer nun aber so klug ist, ein Retourbillet zu lösen, hat dafür 50 Pfennige zu ent richten. Es muß hier offenbar der 25 prozentige Rabatt nicht abgezogen, sondern zugeschlagen worden sein.

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g. Wie nicht nur fostspielig, sondern auch zeitraubend das Aufreißen des mit Zementunterlage versehenen Asphalt­pflasters ist, hat man jest wieder in der Jägerstraße zu beob­achten Gelegenheit. An dem Kreuzungspunkte der Oberwall­straße mußten neue Rohrleitungen gelegt werden, weshalb man sich gezwungen sah, das hier sehr starke und widerstandsfähige Asphaltpflaster auf beiden Seiten des Straßendammes aufzu schlagen, was nur mit dem Meißel und der Pickhacke bewirkt werden konnte. Um das durch die Legung der neuen Rohre gelockerte Erdreich unter dem nicht aufgerissenen Asphaltpflaster wieder zu befestigen, wird mit langen Stangen von den auf­Diese Weise der Erdboden seine frühere Festigkeit nicht erlangt und auch das Aufreißen und der Wiederverschluß der geöffneten Stellen ist der Dauerhaftigkeit dieses Straßenpflasters keines­wegs dienlich.

Der Reichsanzeiger" entnimmt einem ,, Brotwucherei" überschriebenen Artikel der Christlich- sozialen Korrespondenz" des Herrn Sekretär und Portier Aschenbrenner folgende Muster- geschlagenen Stellen aus hantirt. Es ist begreiflich, daß auf leistung: Der Preis des Roggens und Weizens ist trop der Erhöhung des Bolles auf 3 M. für den Doppelzentner that sächlich nirgendwo gestiegen, weil das Ausland gezwungen ist, den Ueberfluß seiner Ernten bei uns zu verkaufen, will es ihn nicht verderben lassen. Den 3oll trägt aus demselben Grunde der importirende Ausländer." Die L. C." bemerkt dagegen: Am 29. Juni fostete von der Danziger Börse nach amtlicher Notirung der Regulirungspreis für inländischen Roggen 134 Mark, der Preis für Roggen in Transit( d. h. ohne Zoll) 104 Mart, die Differenz betrug also 30 M. zu Ungunsten des in­ländischen Käufers. Den Zoll bezahlt also nicht der ,, impor­tirende Ausländer", sondern der inländische Konsument.

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Eine bedauerliche Verunstaltung haben die beiden Humboldtdenkmäler vor der Universität erlitten. Sie sind im Sommer des vergangenen Jahres behufs befferer Erhaltung und Abtönung des Marmors mit einer Lösung von Petroleum äther und Wachs getränkt worden eine Flüssigkeit, mit welcher man Marmorstatuen in der Regel zu bestreichen pflegt. Aber in diesem Falle ist die Lösung so start gewesen, daß der Marmor seine Schönheit vollständig verloren und das Aus­sehen des ordinärsten Sandsteines angenommen hat, und zweitens ist sie so miserabel aufgetragen worden, daß zahllose Flecken entstanden sind und beispielsweise der Rockfragen Alexander von Humboldt's in strahlendem Weiß, der übrige Körper dagegen in den verschiedensten Schattirungen des Gelb Schimmert. Man ist allgemein der Ansicht, daß eine Reinigung der Denkmäler unbedingt nothwendig ist, verhehlt sich leider aber auch nicht, daß es sehr schwer sein dürfte, das Wachs, welches durch den Petroleumäther sehr tief in die Tertur des Steines eingeführt ist, zu entfernen. Um es flipp und klar auszusprechen: die Denkmäler sind vorläufig ruinirt und es wird besonderer Mittel und Wege bedürfen, um sie in ihrer früheren Schönheit wieder herzustellen. Berlin hat auch mit seinen Bronzen wenig Glück, beispielsweise ist das Stein Denkmal wie mit Ruß überzogen und der große Staatsmann macht den Eindruck eines Schornsteinfegers. Die Fürsorge für

wieder den ganzen Nachmittag. Erst jetzt wurde sie etwas ruhiger."

Sie sollten sie zu Bette bringen, Frau Darasz" sagte Bodoty.. Es kann nicht länger so fortgehen. Sie werden sehen, Irene wird noch vor der Hochzeit schwer trant."

,, So

Wäre es ein Wunder?" sagte die alte Frau. So viel weinen habe ich in meinem Leben nicht geseheu. Ich möchte nur wissen, wo das Mädchen all die Thränen her hat. Ich bitte Dich, liebe Irene, sei doch vernünftig. Es hat schon Tausende von Mädchen gegeben, welche ihren Lieb­haber nicht heirathen durften und sie sind am Ende dennoch glückliche Hausfrauen geworden. Denke nur, wenn Dein Bräutigam jetzt kommt nnd Dich so sehen würde; es wäre ein Unglück für uns Alle."

Ich bin schon ruhiger, Mama," sagte das Mädchen, sich aufrichtend. Daß Ihr mich aber lebend mit Derkuty in die Kirche bringt, das glaube ich nicht."

Kinderei!" sagte die Frau. Derkuty ist ganz und gar nicht schön, aber er ist ein reicher, ein gebildeter Mann und Du wirst einst noch froh sein, seine Frau geworden zu sein. Warum hattest Du früher nichts gegen ihn? Weil Du Bodoky noch nicht kanntest? Ich hätte ja gegen Emerich nichts einzuwenden; er opfert sich für uns, er brachte in ber kurzen Zeit, da er bei uns weilt, die schönste Ordnung in unsere zerfahrene Wirthschaft, schon aus Klugheit durfte ich ihm Deine Hand nicht versagen. Aber heute ist es zu spät. Derkuty hat unserem seligen Vater dreißigtausend Gulden auf unser Gut geliehen. So viel ungefähr ist der ganze Besig werth. Wenn wir ihn vor den Kopf stoßen, kündigt er die Hypothek, das Gut kommt unter den Hammer und wir können als Bettler von dannen ziehen.

,, Ich weiß es, ich weiß es, meine liebe Mama," begann Irene schluchzend, indem sie ihre Mutter umarmte. will Dich in Deinen alten Tagen nicht betteln sehen und beshalb Derkuty's Frau werden. Mag es kommen, ich will es tragen so lange ich kann."

Bedoky hatte sich neben dem Tische niedergelassen und das Antlitz auf beide Hände gestüßt. Erst nach einer Weile Schlug er die Augen zu Frau Darasz auf und sagte: Wenn Gie mir nur erlauben wollten, daß ich mit Dertuty spreche! Sie sagen selbst, er wäre ein einsichtsvoller Mann. Er wird Irene nicht zwingen, daß sie seine Gattin werde, sobald er

Folgende Reklame, welche an die selige Kinderzeit leb­haft erinnert, wird heute in mehreren Blättern veröffentlicht: Die Verhältnisse der deutsch - ostafrikanischen Kolonie ,, Usagara" festigen und regeln sich anscheinend in durchaus zufrieden­stellender Weise. Wie uns von glaubwürdiger Seite mitge­theilt wird, hat das Direktorium der Deutsch- Ostafrikanischen Gesellschaft in seiner legten Sigung beschlossen, vom 15. Juli an Landverkäufe bis auf Weiteres nur noch zu dem erhöhten Saße von 1 preußischen Morgen( 25 Ar) für jede gezahlte Mart vorzunehmen. Bekanntlich war nur den ersten Kapital betheiligten der Gesellschaft das Recht zugestanden, 3 Morgen ( 75 Ar) für eine Mart zu erhalten. Für das zweite Land­ausschreiben, das bis zum 15. Juli d. J. in Kraft bleiben würde, war als Preis 1 Mark für zwei Morgen( 50 Ar) feft­gesezt, und Betheiligungen fonnten nur in Einheiten von 500 oder 1000 Mark stattfinden, wobei es den betreffenden Inter­effenten freigestellt blieb, sich entweder das so erworbene Land bis spätestens zum 1. März 1890 zumessen zu lassen, oder sich nach Maßgabe ihres Landantheils an dem späteren Gewinn Es ist leider anzu­der Gesammtverwaltung zu betheiligen. nehmen, daß manche Leute auf den Leim gehen, da es be­fanntlich eine Sorte von Leuten giebt, die nicht alle" wird.

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ar. Die Geheimmittel- Kommission hat, nachdem von Seiten des Polizei- Präfidiums ihr mitgetheilt worden, daß dasselbe demnächst in den öffentlichen Blättern das Publikum vor den einzelnen Geheimmitteln, unter Nennung des Namens der Verkäufer und Verfertiger, warnen werde, den Beschluß gefaßt, eine Petition an den Bundesrath, betreffend die reichs­gefeßliche Regelung des Geheimmittelwesens zu richten, in welcher auch der Vorschlag ventilirt werden soll, im Reichs­gesundheitsamt eine Zentralstelle zur Untersuchung von Geheim­mitteln einzusetzen.

erfährt, daß sie einen Andern liebt, und mit meinem Kopf hafte ich dafür, daß die dreißigtausend Gulden in sechs Jahren bezahlt sind."

,, Ja, ja! Ihr kennt diese Derkutys nicht," sagte die Mutter. So häßlich wie sie sind, so eitel sind sie auch. Ich weiß es ganz gut, daß er Irene nicht einmal liebt, sie ge­fällt ihm vielleicht nur, aber erführe er, daß sie ihn nicht mag, so würde er uns sofort zu Bettlern machen. Er ist gut und gebildet, aber er kann es Gott nicht verzeihen, daß er ihn so häßlich geschaffen hat und wehe Jedem, der ihn dies fühlen ließ. Diese Häßlichkeit ist seine Achillesferse, da ist er tödtlich verwundbar. Ich kenne diese Derkutys. Sein Vater war so, fein Großvater ebenfalls."

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,, D, warum warum bin ich hierher gekommen! rief Bodoky. Hätte ich nicht ruhig in Taylanfa bleiben können? Ich hätte uns all das Leid, all dieses Weh ersparen können." Es hat so kommen müssen," sagte Irene leise. ,, Ruhig und still verflossen meine Tage, ich wäre ohne 3ögern Derkuty's Frau geworden, da kam Emerich und ich wurde unglücklich." Sie stand vom Stuhl auf und trat nahe an Bodoky heran. Sie legte ihren Arm um seine Schulter und begrub ihr Antlig wieder an seiner Brust. In acht Tagen find wir für immer getrennt," sagte sie ,,, in acht Tagen ist Derkuty mein Gatte. Versprich mir, daß Du Dir kein Leid zufügst, daß Du Dein Unglück standhaft erträgst. Gehe fort von hier und und mit der Zeit wirst Du mich vergessen lernen. Sieh, ich bin ein schwaches Mädchen und die ver­zehrende Liebe zu Dir, welche in meinem Herzen glüht, droht mich zu tödten; aber ich will meinen grenzenlosen Kummer ohne Klage tragen, ich werde unter meinem Schmerze vergehen, aber nimmer will ich ihn effenbaren, nimmer sein Ende zu beschleunigen suchen. Bei unserer Liebe beschwöre ich Dich, versprich mir, Dein Leid zu ertragen, das Leben nicht wie eine Laft von Dir zu werfen. Versprich mir es, Emerich, mein Geliebter.

Tiefe Blässe hatte des jungen Mannes Gesicht über­zogen. Seine Brust wogte heftig, in seinem Innern schien ein schwerer Kampf zu toben. Schon öffneten sich seine Lippen, wie um die Bitte der Geliebten zu erfüllen, doch plötzlich wand er sich aus ihren Armen, beinahe unsanft schob er sie bei Seite und wie ein Wahnsinniger stürzte er hinaus.

Aus Paris schreibt man der Boff. 3tg.": Am Montag, den 29. Juni, Abends, erschien der Kutscher Doir auf dem Polizeiposten der Rue Saint Vincent de Paul mit 2 Mädchen, der 14jährigen Lina und der 5jährigen Anna Seligmann, welche nur deutsch verstanden. Der Kutscher erzählte, auf dem Boulevard Saint Martin habe eine ältere Dame beide Kinder in seinen Wagen gesezt, ihm die Fahrt bezahlt und als Adresse ihrer Eltern Rui Dunkerque 10 angegeben. Dort aber war der Name Seligmann vollständig unbekannt, ebenso in der ganzen nicht langen Straße. Der Polizeikommissar befragte nun die beiden Schwestern, deren hauptsächlichste Angabe darin besteht, fie seien aus Berlin und am selben Morgen mit der Eisenbahn in Paris angekommen. Sie gehören dem mosaischen Bekenntnisse an. Die deutsche Botschaft ist unterdessen von dem Vorfalle verständigt worden."

g. Die Passanten jener Straßen, in denen Pferdebahn­schienen liegen, haben nicht selten Gelegenheit, das Treiben von Frachtwagenführern zu beobachten, welche sich daraus ein Vergnügen machen, die Pferdebahnkutscher durch langsames Fahren auf den Schienen vor dem Pferdebahnwagen zu chika­niren. Auf wiederholtes, heftiges Läuten fahren sie zwar von den Schienen herunter, jedoch nur so, daß der alsdann vorbei­fahrende Pferdebahnwagen in den meisten Fällen mit einer Beschädigung an den ladkirten Längsseiten davonkommt, wofür der Pferdebahnkutscher zu haften hat. Es wäre im öffentlichen Verkehrsintereffe zu wünschen, daß dem Treiben durch ein strenges Vorgehen seitens der Exekutivbeamten ein Ziel gesetzt wird.

Dem Magistrat liegt der Entwurf einer Polizeiverord nung vor, durch welche bestimmt werden soll, in welchen Krank heitsfällen die Wohnräume und die Kleidungsstücke, die Möbel, die Wäsche u. s. w. erkrankter Personen desinfizirt werden müssen und wie die Desinfektion durchgeführt werden muß. Unter den Krankheiten, welche als start ansteckend bezeichnet werden, befinden sich selbstverständlich Cholera, Pocken, Fleck­typhus u. s. m.; es frägt sich aber, ob auch Masern, Scharlach und ähnliche Krankheiten einbegriffen sein sollen. Die größte Schwierigkeit beruht darin, daß vollständig ausreichende Privat­Desinfektions- Anstalten nicht vorhanden sind, und die erste öffentliche Desinfektionsanstalt, neben derjenigen im Kranken­hause Moabit , welche hauptsächlich für dieses Krankenhaus ge­braucht wird, zwar beschlossen, aber vor Kurzem erst in Angriff

genommen worden ist.

n. Kirchhofschändungen. Blumenmarder trieben in letzter Zeit auf dem St. Georgen- Kirchhof vor dem Lands­berger Thor in so unverschämter Weise ihr Unwesen, daß sich neuerdings die Kirchhofs- Verwaltung genöthigt sah, die um fassendsten Bewachungsmaßregeln anzuordnen. Dieselben waren denn auch in den lezten Tagen von einem ganz überraschenden Erfolg begleitet; es wurden dort seit Sonntag nicht weniger als 21 Personen beiderlei Geschlechts in flagranti bei der Ent wendung von Rosen von den Gräbern überrascht und fest­genommen. Man vermuthet, daß die Mehrzahl derselben einer systematisch arbeitenden Bande angehörte, welche die entwendeten Rosen in Restaurants und auf den öffentlichen Straßen weiter verkaufte.

Kinder- Ausseßung. Ein Herr und eine Dame machten am 30. v. M. Abends im Thiergarten einen Spaziergang. Als fie in der Nähe der Rousseau- Insel angelangt waren und sich zu ihrer Erholung auf einer Bank niedergelassen hatten, hörten ste in unmittelbarer Nähe Schritte von einer sich entfernenden Person und bald darauf leises Wimmern eines Kindes. Der Herr ging der sich entfernenden Person nach, holte sie ein und veranlaßte fie, ihm zur Stelle zu folgen, von welcher das Wimmern ausgegangen war. Hier unter einem Strauche vers steckt lag ein 14 Tage alter Knabe, den die Mutter hier aus= gesezt hatte. Ein zweites, drei bis vier Wochen altes Kind weiblichen Geschlechts wurde am 1. d. M. Abends im Vor­garten des Hauses Bellevuestraße 7, in ein altes buntgeblümtes Kleidungsstück gewickelt, mit einem Hemdchen und Jäckchen bes kleidet, lebend auf der Erde liegend aufgefunden und zur nächsten Revierwache gebracht, von wo aus es in das städtische Waisen­haus geschickt wurde. Die nach der Mutter angestellten Recherchen blieben bis jetzt ohne Erfolg.

Die Panke ist bei ihrem Austreten aus der Brücke im Zuge der Invalidenstraße eine kurze Strecke mit Bohlenbelag versehen, und bleibt dann bis zur Kommunikation am Neuen Thor offen. Die genannte Ueberdachung gewährt allnächtlich obdachlosen Leuten ein Unterkommen und ist von diesem um so leichter zu erreichen, als der Zugang von der Invaliden­straße aus offen und die Straße neben der Panke , welche zum Eingang des alten Chariteekirchhofes führt, vollständig unbe leuchtet ist. Das erschwert die Kontrole der Sicherheitsbeam­ten. Um diesem Uebelstande vorzubeugen, hat das königliche Polizeipräsidium den Magistrat ersucht, das Betreten des über­dachten Theiles der Panke durch die Anbringung eines bis in das Waffer hineinreichenden Wehres unmöglich zu machen.

Auf sämmtlichen Pferdebahnen Berlins gelangten im Laufe des Monats Mai d. J. 147 Betriebsstörungen und 10 Unglücksfälle zur polizeilichen Kenntniß und Untersuchung. Von den Betriebsstörungen wurde 1 durch Zusammenstoß von Pferdebahnwaggons unter einander, 89 durch Zusammenstöße von Pferdebahnwaggons mit Straßenfuhrwert und 57 durch andere Umstände veranlaßt. Fn Folge der Zusammenstöße wurden 91 Pferdebahnwaggons und 54 Straßenfuhrwerke be­schädigt. 2 Mal wurden die Zusammenstöße durch Verschulden von Pferdebahnfutschern, 44 Mal durch Verschulden von Pri vatkutschern und 44 Mal durch andere Umstände veranlaßt. Von den Unglücksfällen entstanden 7 beim Auf- und Absprin gen von den Hinterperrons und 3 durch Ueberfahren. Unter Sen Verunglückten befanden sich 7 Fahrgäste und 3 andere Personen. Von den Unglücksfällen entstanden 1 durch Ver schulden von Betriebsbeamten, 8 durch eigene Unvorsichtigkeit und 1 durch andere Umstände.

Mit start blutender Kopfwunde wurde in der Nacht vom 30. v. Mts. zum 1. d. Mts. der Arbeiter Horn zur Wache des 18. Polizei- Reviers gebracht und von da aus nach dem Städtischen Krankenhause Friedrichshain überführt. Nach seiner

Angabe ist er auf dem Wege zur Arbeit, den Friedrichshain den Kopf geschlagen worden, so daß er zu Boden fiel und die paſſirend, im letteren von zwei Strolchen überfallen und auf Befinnung verlor. Als das Bewußtsein zurückgekehrt sei, habe er die Strolche, die seine Tasche durchwühlt hätten, nicht mehr gesehen. Eine Beschreibung der Angreifer vermag er nicht zu geben. Ob diese Angaben richtig sind, wird durch die einge­leiteten Nachforschungen fich ergeben.

Ein durch unterlassene Beleuchtung des Treppen­flurs vor einigen Tagen herbeigeführter Unglücksfall hat der hiesigen Staatsanwaltschaft wiederum Veranlassung zum Ein­Das schreiten gegen den betreffenden Hauswirth gegeben. Dienstmädchen eines in der Grenadierstraße wohnhaften Han delsmannes nämlich glitt am 24. v. Mts Abends nach 9 Uhr auf der Treppe der ersten Etage aus und fiel so unglücklich hinunter, daß es einen Bruch des rechten Fußes erlitt und zur Charitee gebracht werden mußte.

R. Gine fatale Ueberraschung wurde jüngst einem im Norden der Stadt wohnenden jungen Ehemann zu Theil. Sein Weibchen, mit welchem er noch die Flitterwochen verlebte, hatte gegen Abend die Wohnung verlassen, um sich, wie sie angab, nach dem Wohlbefinden einer in der Nähe wohnenden Freundin zu erkundigen. Doch die Zeit verrann und wer nicht wiederkehrte, war die Heißgeliebte, welche ihrem einzigen Hans ewige Treue" geschworen. Statt der Erfehnten stellte sich am anderen Morgen ein Jünger der Hermandad von der Abthei lung der Sittenpolizei ein, um dem verblüfften Ehemann die Nothwendigkeit des Ausbleibens seiner Ehehälfte klar zu legen Um eine trübe Erfahrung reicher und die Endlichkeit der Ewig­

feit einer weiblichen Treue verwünschend, nahm der um seine irdische Seeligkeit Geprellte die erdrückende Nachricht hin.

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