Streit bilden. Diese haben natürlich während der Arbeits-| einstellung ebenso gut wie alle übrigen Streifenden ihre Unterstügung zu erhalten, und es ist Ehrenpflicht aller Kollegen, diejenigen Männer, die fich während des Streits exponirt haben, auch nachträglich thatfräftig zu unterstüßen. Das ist im Allgemeinen die Ansicht, die in der Arbeiterschaft über permanente, befoldete Lohnfommissionen herrscht. Nun kommt hinzu, daß in unserem speziellen Falle die leitende Per sönlichkeit eine in jeder Beziehung anstößige Rolle spielt. Immer ist es das Zeichen eines unedlen Charakters gewesen, einen Widersacher zu denunziren. Es ist das in unverblümter, nicht mißzuverstehender Weise geschehen, und dadurch haupt sächlich hat Herr Rödel dem Faß den Boden ausgeschlagen. Hierdurch dokumentirt fich Die ganze Handlungsweise Es hat besser, als durch die längsten Ausführungen. bisher noch niemals Jemand ungestraft sich an den Prinzipien der Arbeiter Partei vergreifen dürfen, und wenn Herr Rödel vielleicht meint, auch nur einen geringen Theil der Berliner Arbeiterschaft in ein anderes Lager_mit hinüber schleppen zu können, so sei ihm hiermit formell erklärt, daß er sich denn doch auf dem Holzwege befindet. Ebenso hat er sich geirrt, wenn er meint, daß sich die wirkliche Arbeiter preffe dazu hergeben wird, zum Tummelplas seiner persönlichen Streitigkeiten zu dienen. Wir vertreten die Interessen der Arbeiter, dieselben find mit denen des Herrn Rödel nicht iden tisch, und wir werden in Zukunft überhaupt keine Notiz mehr von dem Herrn und seinen Anhängern nehmen. Wahrscheinlich wird er ja in Zukunft eine andere Presse finden, die fich seinen Bweden dienstbar macht, es ist ja nicht das erste Mal, daß Herr Rödel im feindlichen Lager gestanden hat.
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Hundstags- Ferien!-dieses Bauberwort für die Jugend, dieser Inbegriff qualvoller Stunden für Betriebs- Beamte jeglicher Art, seit heute ist es zur That geworden. Vergessen find alle Mühen mit dem Extemporalien, verwischt die Erinnerung
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an das rastlose Bestreben der Instruktoren, den angehenden Gelehrten über die Geheimnisse eines rechten Winkels oder die anscheinend verwirrenden und doch so flaren Grundsäße des Pythagoras aufzuklären, denn mit der legten Unterrichtsstunde des Freitag war Freiheit für lange fünf Wochen dekretirt. Diese Wonne ist für die Jugend unvergleichbar, für die Eltern birgt fie eine meilenlange Kette von Störungen, ein ewiges Appelliren seitens der Kirder an die regierungsseitig verordneten, demnach gesetzlich vorgeschriebenen Erholungen, resp. an das Fernbleiben von jeglicher Arbeit. Es ist daher als eine weise Maßregel der Staatsbahnen zu preisen, daß sie den Preis des Reisens so niedrig normirten, denn mittelst desselben kann das Dilemna gemildert werden; nun fann Jeder, auch der Minderbegüterte, reisen. Das bischen Fahrgeld ist ja bald erschwungen und an anderen Orten soll man nach Versicherungen Zuverlässiger viel billiger als in Berlin leben. Diese, dem armen Familienvater bei jedem Löffel Suppe, bei jedem nicht ohne Abficht pikant zubereiteten Kotes lette seitens theuerer Familienglieder unterbreitete Sentenz wirkt endlich so, daß sich das Opfer durch geprüfte Einpaufer in die Mysterien des Kursbuches einweihen läßt und nun so lange in demselben umherblättert, bis es das beste respektive das billigste Ziel für die Reise gefunden hat. Es muß nun entweder viel solcher Opfer geben, oder Berlin ist, wie die„ Post" erzählt, sehr reich, denn der heutige Tag sah nebst seinen Vorgängern Tausende auf der Flucht aus Berlin . Droschlen, Equipagen, Handwagen, Karren fuhren oder schoben Reises gepäd jeglicher Art, jeglicher Form nach den Bahnhöfen. Was fich hier abspielte, tönnte nur der Griffel eines Menzel malen, allenfalls die Sefunden- Photographie firiren. Mütter irren, Kinder wimmern sagt Schiller so bezeichnend und er fannte doch keine Zentral- Bahnhöfe und die Sucht der Großstädter, es wo anders schöner zu finden als daheim. Dort vor der Kaffe des Bahnhofes sucht eine Mutter von fünf schon etwas in die Höhe gegangenen Kindern dem armen Beamten flar zu machen, daß ihre Würmer noch lange nicht das Alter einer Person" befißen; dort heult ein kleiner Bursche zum Steinerweichen, weil er die Peitsche zu Hause gelaffen hat; in einem Winkel des Perrons müht fich eine echte Spreewälderin mit drei Rangen ab, um fie, unter zeitweiser Anwendung heimathlicher Kunstgriffe, heimathlicher Kunstgriffe, so lange in Raifon zu halten, bis die ,, Harrschaft" die Fahrkarten gelöst hat. Gruppe reiht fich an Gruppe, es ist ein unlösbares Gewirr. Inniges Bedauern muß man mit den armen Schaffnern haben. Mit wie zärtlichen Namen werden fie einerseits bedacht, um die Klucke mit den Küken gut zu plaziren; wie schwerfällig find dagegen Andere, die, zehn an der Bahl, auf der Reise von hier nach Neustadt- Eberswalde nicht getrennt sein wollen. Raft los laufen die Beamten hin und her; endlich find die Wünsche berücksichtigt, die Reisenden untergebracht. Und nun kommt der große Moment des Abschiednehmens; Papa bleibt zu Hause, hein Bölfchen eilt davon. Da fließen viele Thränen und selbst aus den Augen des strammsten Jungen stiehlt sich der falzige Tropfen der Wehmuth. In einem Koupé haben Alle die runden Gesichter zum Fenster hinausgesteckt; das ist ein Lärmen,
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starrer Legitimist vom Scheitel bis zur Sohle, hat sich über zeugt, daß die übliche Darstellung nicht aufrecht zu halten fei und deshalb sich vor einigen Monaten zu einer etwas gemilderten Version herbeigelassen, die er im ,, Gaulois" veröffentlichte. Herr von Pontmartin verkehrte in seinen jungen Jahren mit dem eine Gräfin von Villelume gewordenen Fräulein von Sombreuil und die Dame soll ihm einst folgendes mitgetheilt haben:
,, Sie haben wohl schon beachtet, daß, wenn ich bei Ihnen zu Tische geladen bin, Ihre Eltern aus zarter Rückficht mir nur weißen Wein vorsehen. Lassen Sie sich des halb durch Ihre Phantasie nicht über die Wirklichkeit hinausführen. Ich begehre, eine brave Frau zu sein und feine Heroine. Ich habe Furchtbares erlebt, möge Ihnen Aehnliches erspart bleiben... Mein Vater war Gouverneur des Invalidenhotels. Im Jahre 1792 warf man ihn in das Gefängniß der Abbaye. Es kamen die von den revolutionären Führern organisirten September- Megeleien, für welche die Mörderbande bezahlt wurde. Die meist betrunkenen Gesellen drangen in den Kerker und auch die Thüre zur Belle meines Vaters ging auf. Ich war bei ihm... Flehend, vor Angst beinahe von Sinnen, warf ich mich ihnen zu Füßen. Einen Augenblick zögerten fie und schienen zu überlegen. Da trat plößlich einer der Banditen, der auf kurze Weile aus der Schaar verschwunden war, auf mich zu und bot mir ein mit rother Flüssigkeit gefülltes Glas an, indem er fagte: ,, Trink, Bürgerin, und Dein Vater soll Dir er halten sein." War's Wein? War's Blut? Sollte ich trinken? Ich befand mich in einem Zustand gräßlicher Aufregung. Mit dem Aufwand meiner legten Kraft war mein Efel, mein Abscheu, meineSchwäche zu überwinden. Besaß ich aber die Energie? An meinen Augen vorüber glitt eine rothe Wolfe. Ich streckte die Hand hin, das Glas zu erfassen und vielleicht habe ich es wirklich erfaßt.... Aber der Mann zog es zurück und schleuderte es auf den Boden, wo es in tausend Stüde zersplitterte. Es ist genug," versetzte er, die Probe ist überstanden. Bürgerin, Du bist eine Aristokratin, aber eine beherzte. Du sollst nicht trinken und Dein Vater wird Dir dennoch geschenkt."
Die Gräfin von Villelume hatte Recht, wenn sie den Namen einer Heldin ablehnte; unrecht war es aber doch von
Lachen unter Thränen, Händedrücken und Rüffen, und Keiner merft von ihnen, daß aufrecht hinter Allen ein schmalbäckiger, blaffer Knabe steht, der unverwandt die Blicke auf eine ärmlich gekleidete Frau gerichtet hat. Er reist mit einer Verwandten in die Ferienkolonie, um sich Gesund heit zu holen; die Mutter bleibt daheim. Mit welch schmerz lichen Gefühlen sieht sie ihr Kind scheiden; kommt scheiden; kommt es gesundet, gekräftigt wieder? Wer weiß es? 3wischen den unruhigen Köpfen der fleinen Reisenden hat fie des Lieblings Geficht heraus gefunden und die ganze Welt von Segenswünschen, die sie für sein Wohl im Herzen trägt, fie fendet sie ihm mit den Augen zu. Da tönt das Abfahrtssignales trennt die Scheidenden; noch einen Wink, es trennt die Scheidenden; noch einen Wint, einen fühn eroberten Kuß und fort geht es. Aus dem Rauch, der den um viele Minuten verspätet abfahrenden Bug umgiebt, blizen noch die Grüße der Abfahrenden; dann machen sich die bligen noch die Grüße der Abfahrenden; dann machen sich die Burückgebliebenen ganz langsam auf den Heimweg. Am Berron blickt der verlassene Vater schwermüthig auf die leeren Schienen - da weckt ihn der trostreiche Ruf aus wehmuthsvollen Träumen: Gustav, heute fangen wir unsern Stat schon um 4 Uhr an!"
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g. Wie leicht der gute Ruf eines Geschäftsmannes gefährdet werden fann, zeigt folgender Fall: Der in der Pionierstraße 60 wohnende Droguenhändler H. Engelle kaufte im Oktober v. J. die Geschäftseinrichtung nebst dem Waarenlager feines Vorbängers C. Bauer, in der Weise, daß er die Schulden des B. deckte und ihm den Restbetrag baar auszahlte, nachdem B. schriftlich und unter Beugen die Erklärung abge geben hatte, daß nunmehr weitere Ansprüche an sein Eigen hum nicht gemacht werden könnten. Etwa acht Wochen darauf erhielt Herr E. die Zuschrift eines hiesigen Schneidermeisters G., in welchem dieser dem E. mittheilt, daß er sich jeder Dispofition über die Repositorien enthalten solle, da ste ihm( dem G.) von Bauer für 1500 Mt. verpfändet seien, wie auch ein
Art Renommirwuth befallen zu sein.„ Große Einbrüche" find in legter Zeit in Berlin nicht vorgekommen, namentlich nich in der Chauffeestraße. Ein Adolf Krieger ist hierorts polizeilid überhaupt nicht anrüchig, und bezüglich des Thens ift nur be kannt, daß ein am 4. Juni 1865 in Berlin geborener Arbeite Franz Thens einmal wegen Obdachlosigkeit verwarnt wurde Die Identität dieser Person mit dem in Olmüß erwischten Ein brecher läßt sich natürlich nicht so ohne Weiteres feststellen. In einem zweiten Telegramm wird gemeldet, daß die verhafteten beiden Einbrecher fich als Karl Weller , Kaufmann in Berlin und Rudolf Pietryck im Bezirk Potsdam bezeichnen, und da bei ihnen außer gemünztem und geschmolzenem Gold Bank noten, viele Uhren und Operngläser vorgefunden worden seien
Eine unangehme Ueberraschung wurde einem Unter offizier vom Garde- Küraffter- Regiment, als er fich am 1. d. M Nachmittags als Wachthabender auf der Kasernenwache feine Regiments befand, durch seine Geliebte, die unverehelichte M zu Theil. Leptere erschien plößlich in der Wachtstube, legte ih etwa 9 Monat altes Mädchen daselbst nieder und erntfernt fich. Der Wachthabende ließ das Kind nach der nächsten Revierwache bringen, von wo aus dasselbe durch die telegraphisc herbeigerufene Mutter wieder abgeholt wurde.
In Betreff der Todesursache des am dritten Pfingst feiertage verstorbenen Redakteurs Jüterbod find die E mittelungen feineswegs eingestellt, wie seiner Beit mitgetheil worden ist. Die Anklagebehörde erachtet vielmehr dafür, daß die dem Verstorbenen furz vor seinem Tode zugefügten Mis handlungen den Schlagfluß herbeigeführt haben, und wird eventuell ein Gutachten des Medizinal- Kollegii erfordern.
N. Ertrunken. Die 4jährige Tochter des an der Fischer brüde vor dem Inselspeicher vor Anker liegenden Schiffer Briefide fiel beim Spielen auf dem Kahn ihres Vaters in Waffer. Obwohl verschiedene herbeigeeilte Schiffer das Kind herauszogen, gelang es leider nicht, es lebend herauszuholen auch alle jofort angestellten Wiederbelebungsversuche erwiesen fid als erfolglos. Der Abholung der Leiche durch den in zwischen requirirten Obduktionswagen widersetzte sich der Vate so energisch, daß man ihm die Leiche seines Lieblings über laffen mußte.
n. Ein gewaltsamer Einbruchsdiebstahl ist in der ver gangenen Nacht auf der Spree und zwar an mehreren dor gegenüber dem Grundstück Fischerbrücke 9 verankerten Fisch fasten verübt worden. Unter dem Schuße der Dunkelheit habe Diebe die Käften einer Fischhändlerin, einer Wittwe Bleke, ge Aale entwendet. Obwohl der Diebstahl heute Morgen in alle Recherchen bisher noch keinen Erfolg gehabt. Frühe sofort entdeckt wurde, so haben doch alle eingeleitete
abschriftlich beigefügtes Schriftstück bewies. Herr E. legte diesem Anspruch keinen Werth bei, weil er ja die Erklärung des B., daß Niemand mehr Forderung an ihn stellen durfte, in Händen hatte. Eines schönen Tages erhält nun aber Herr E. eine von dem Schneidermeister G. angestrengte Klage auf Herausgabe der Repofitorien zugestellt. Bwar fand der vor einigen Tagen festgesezt gewesene Verhandlungstermin vor dem Zivilrichter nicht statt, weil kurz vorher die Klage von G. zurückgezogen war, dagegen erschien am Nachmittag des felben Tages in dem Geschäftslokal des Herrn E. ein Gerichts vollzieher mit einer Zwangsvollstreckung. Da Herr E. gegen die Ausführung der Pfändung bezw. Abholung der Repofito- waltsam erbrochen und aus denselben angeblich mehrere Bentne rien remonstrirte, entfernte sich der Gerichtsvollzieher und erschien kurz darauf in Begleitung zweier Schußmänner, welche nach Lage der Sache dem Gerichtsvollzieher beipflichten mußten. Unter großem Auflauf der Bewohner wurden nun die Repofitorien aus dem Laden entfernt und auf den bereitstehenden Möbelwagen des Gerichtsvollziehers geschafft, welche Arbeit am anderen Morgen fortgesetzt wurde, weil die Geschäftsein richtung nicht mit einem Male transportirt werden konnte. Man fann sich die peinliche Situation des Betroffenen denken, von dem man allgemein annahm, daß er pleite sei. Die ganze Angelegenheit wird noch ein Nachspiel vor dem Strafrichter haben, denn Herr E. ist bereits von dem Untersuchungsrichter Frhrn. von Lobenstein vernommen worden, da gegen B. die Untersuchung wegen Betrugs eingeleitet ist.
g. Von den Fischen, welche fich während der gemeldeten Wafferkatastrophe in den Fischbehältern der Spree an der Burgs straße befanden, haben die Aale die größte Bähigkeit am Leben gezeigt, denn während Schleie, Karpfen, Hechte und Bleie in großen Maffen abstarben, fand man in den Behältern für Aale nur vereinzelte getödtet. Besonders start war die Sterblichkeit unter den Schleien, einem Fisch, der sonst ein recht gutes Leben befißt. Die Fischer sind immer noch damit beschäftigt, die nach und nach absterbenden Fische von den geſunden auszuscheiden. Für den Schaden, den fie erlitten, giebt es feinen Ersay.
b. Kladderadatsch! Eine der unglücklichen fliegenden Händlerinnen, welche jezt vom Wochenmarkte verbannt find und doch handeln, weil sie leben wollen, flüchtete gestern am Halleschen Thor vor einem Schußmann, der sie notiren wollte, als fte plöglich auf der Belle- Alliance- Brücke stolperte und ihre ganze Habe: Muskatnusse, Haarnadeln, Knöpfe sc. auf den Damm rollte. Sofort sammelte fich eine hilfbereite Menge um die Arme und half ihr wieder ihre Schäße in den Korb raffen. Der Schußmann aber schrieb fte trop der mitleidigen Aeußerungen der Menge nun erst recht auf, da sie durch ihren Sturz einen Auflauf verursacht habe.
In Olmüş find vorgestern zwei gefährliche Berliner Eins brecher Namens Franz Paul Thens und Adolf Krieger ver haftet. Dieselben besaßen, wie das B. T." schreibt, zahlreiche Diebeswerkzeuge und gestanden, in Berlin allein fieben große Einbrüche, darunter einen in der Chauffeestraße, verübt zu haben. Die Verbrecher besaßen bei ihrer Verhaftung beträcht liche Mengen Goldes und Silbers in gemünztem und geschmolzenem Zustande. Nach an zuständiger Seite eingezogenen Informationen scheinen die beiden Berliner Gauner von einer
ihr, Diejenigen, welche ihr gegenüber Beweise von Menschlichkeit ablegten, schlechtweg Banditen zu heißen.
Vielleicht hat aber nur der Herr von Pontmartin diesen Ausdruck beigesteuert!
Auch diese Relation hat keinen Bestand vor derKritik. ,, Der Almanach der ehrlichen Leute" von 1793 enthält außer einer Serie von Anekdoten über den berühmten 10. Aug. eine Liste der im September ermordeten Personen und einen wehmuthsvollen Gesang auf das Fräulein von Sombreuil; doch ist darin nicht die Spur einer Anspielung auf das Glas Blut. Keine Publikation jener Tage weiß das Geringste davon und selbst der Schweizer Dr. Girtanner, in dessen fleißigem Sammelwerke Historische Nachrichten und politische Betrachtungen über die französische Revolution"( Berlin 1795, bei J. F. Unger), doch mit Sorgfalt jeder für den Blutdurft der Sansculotten sprechende Zug registrirt ist, meldet im 9. Band, Seite 261, nachdem er die Hinrichtung Cazotte's geschildert, einfach folgendes:
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Ein anderer wohlverdienter und rechtschaffener Greis, Herr von Sombreuil, Gouverneur der Invaliden, der sich unter den Gefangenen der Abtei befand, wurde ebenfalls durch seine Tochter gerettet, die ihm freiwillig ins Gefängniß gefolgt war. Als er vor den Tisch geführt ward, an welchem Maillard , umgeben von Mördern saß, ba weinte und schluchzte seine Tochter so laut und bat so flehentlich um das Leben ihres Vaters, daß endlich Maillard fagte: Er sei unschuldig oder strafbar, ich glaube, daß es des Volkes unwürdig ist, seine Hände in das Blut dieses Greises zu tauchen." Es tönte bei diesen Worten ein allgemeines und lautes Freudengeschrei hen umarmte entzückt ihren zitternden, dem Tode entrissenen Vater."
und das Mäd
In ben ,, Episodes et Curiosités révolutionaires" von Louis Combes wird in zwingender Weise dargethan, daß die allen empfindsamen Seelen so theure Legende aus dem Jahre 1801 stammt; das zweifelhafte Verdienst, sie in Rurs gebracht zu haben, fällt Legouvé zu. Gläubige und Fanatiker fehren sich freilich nicht an die wissenschaftliche Forschung und das Glas Blut" wird gleich andern Er zeugnissen reaktionärer Phantasie auch ferner als tragische Episode" figuriren. Bür. Poft.")
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N. Eine Zerschmetterung des Oberschenkels erlitt at vorgeftrigen Tage ein am Kupfergraben mit Löschungsarbeite beschäftigter Strafarbeiter Heinrich D. dadurch, daß ein der auszuladenden großen Petroleumfäffer plöglich zurückroll und dem D. auf den Leib fiel. Der Verunglückte mußte fo
fort in ein Krankenhaus grschafft werden.
Belle Alliance- Theater. Das Gastspiel unseres allbe liebten Emil Thomas nähert sich seinem Ende und wird de treffliche Künstler außer nächsten Mittwoch nur noch in de Boffe Der Aftienbudiker", die am Freitag einen so auße ordentlichen Erfolg hatte, auftreten. Das für den Somme garten neu engagirte Tiroler Trio Suchard hat sich durch de wirklich guten Vortrag seiner Nationalgefänge schnell die Gun des Publikums erworben. Der Eintrittspreis für den Garte ist für den heutigen Sonntag ausnahmsweise auf 50 P ermäßigt.
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Polizei Bericht. Am 1. d. M. Nachmittags waren der Buchholzerstr. der Knabe Richard Quebnau und das Mädchen Agnes Wischte mit einander in Streit gerathen. Bei diese Gelegenheit schlug der erstere dem Mädchen, welches ein Strid zeug in den Händen hielt, mit einem Pantoffel auf die Händ so daß eine der Stridnadeln ziemlich tief in die linke Bru brang und das Mädchen so schwer verleßte, daß es nach dem städtischen Krankenhause gebracht werden mußte.- Am 3. d. Vormittags wurde ein Kutscher aus Charlottenburg in de Chauffeestraße von einer Droschte und ein Kaufmann von hi auf dem Blücherplas von einem Geschäftswagen überfahre Ersterer erlitt dabei nur eine leichte Quetschung des rechte Oberschenkels, letterer hingegen eine Kopfperlegung, so daß mittelst Droschte nach seiner Wohnung gebracht werden mußt An demselben Tage Abends wurde im Landwehr- Kand unweit der Großbeeren Brüde die Leiche eines neugeborend Kindes aufgefunden und nach dem Obduktionshause geschaff
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Gerichts- Zeitung.
P. Gegen einen Fleischbeschauer war auf Grund de § 348 R.-Str.-G.-B. wegen falscher Beurkundung Anklage et hoben und zwar aus folgender Veranlassung: Der Schlachter meister Hein in Niederschönweide ließ am 13. November v. von dem ebendaselbst wohnhaften Fleischbeschauer Friedri Heinrich Schwarz ein frischgeschlachtetes Schwein untersuchen Schwarz verfah die beiden Hälften des Schweines mit den von ihm geführten Stempel und begab sich dann nach seine ca. 20 Schritte entfernten Wohnung, um ein Mikroftop herbe zuholen, mittelst deffen er, da anscheinend das Fleisch trichinös sei fich hierüber Gewißheit verschaffen wollte. Inzwischen hatt Der Schlächter das Fleisch anderweitig verkauft, im Hinbli auf die geschehene Abstempelung daffelbe für gefund achtend. Wiewohl nun Schwarz sofort die Rückgab von dem Käufer und hinterher die Uebergabe de Fleisches an die Abbederei behufs Vernichtung veranla hatte, wurde doch gegen ihn, wie oben erwähnt, Anflag erhoben, mit der Begründung, daß in der geschehenen stempelung eine Beurkundung( gemäߧ 348) in Bezug au die Unschädlichkeit des untersuchten Fleisches dargestellt werde Die Sache unterlag im gestrigen Audienz- Termin der Straf des Angeklagten führte aus, daß seinem Klienten als Fleis fammer des Landgerichts II zur Beurtheilung. Der Vertheidige beschauer die Qualität eines Beamten nicht beiwohne und daß di Strafgesetzbuches sei. Diese Ausführungen allein hätten den Abstempelung des Fleisches feine Beurkundung im Sinne be ngeflagten wohl schwerlich Straflosigkeit gesichert, denn f laufen den seitens verschiedener Gerichtshöfe in Betreff be Beamten- Qualität geschaffenen Bräjudizien zuwider; dagege verschaffte die Beweisaufnahme zu Gunsten des Angeklagte Abficht, ein falsches Attest über die Qualität des Fleisches aus dem Gerichtshof die Ueberzeugung, daß dem Angeklagten zustellen, ferngelegen habe. Aus diesem Grunde lautete ba Urtheil auf Freisprechung.
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Ein in feinem Verlauf und in seinem vorläufige Ausgang höchft interessanter Preßprozeß gelangte gefte gegen den Redakteur des Deutschen Tageblatt", Johanne Karl Ludwig Bartsch, vor der zweiten Straftammer hiesige Landgerichts I zur Verhandlung. In Nr. 44 des genannte Blattes war ein Vorfall aus dem Wahlkreise Oblau- Nimp Kandidat der Deutsch- Freifinnigen, Direttor Dr. Goldschmi Strehlen, in welchen bei der vorjährigen Reichstagswahl be seinem tonservativen Gegenkandidaten Landrath v. Goldfu unterlag, mitgetheilt. Darnach hatte der Amtsvorsteher G v. d. Recke - Volmirstein einen Vertheiler liberaler Wahlzett und liberaler Flugblätter verhaften und 6 Stunden lang fperren laffen, auch den Versuch gemacht, demselben Druckschriften abzukaufen, Schließlich, als der Vertheil darauf hinwies, daß die Schriften nicht sein Eigenth feien, dieſelben mit Beschlag belegt, und den Mann Thatsache war die Bemerkung geknüpft: Konservative Wa Trinkgelde bat entlaher. dick flugblätter und Wahlzettel würden vom Königlichen Landrath
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