Firma W. Reuter's Bureau in Dresden , Reitbahnstr. 25, aus. Sie operirt in einer Weise, die selbst dem geriebensten Bauernfänger alle Ehre machen würde. Zu Nuß und Frommen aller Stellungsuchenden sei daher an dieser Stelle die Geschäftspraxis des Herrn Herrn Reuter gebührend gekennzeichnet. Ständig findet man in allen größeren Beitungen Deutschlands Deutschlands die Annonce: Stellungsuchende jeder Branche plazirt sofort unter g. Bedingungen W. Reuter's Zentralbureau ec." Bei der großen Stellungsnoth unserer Tage ist es kein Wunder, wenn Viele auf die Annonze reagiren und so schrieb denn auch u. A. ein Herr Julius B., Gubenerstr. 54 hierselbst, per Post farte an das Bureau, um nähere Auskunft bittend, ob und welche Stellung für ihn vorhanden sei. Einige Tage darauf erhielt er einen Brief mit 1 Mart und 50 Pf. Nachnahme, wozu noch 60 Pf. Porto tamen. Natürlich dachte Herr B. nicht anders, als daß dies bereits ein Stellungsangebot sei und demzufolge löfte er den Brief ein. Was aber enthielt derfelbe? Nichts als die Mittheilung, daß das Bureau gern bereit sei, dem Stellungsuchenden zur Erlangung eines Plazements be hilflich" zu sein, wenn er 10 Mark zur Deckung der Unkosten" vorher einsenden und den angehängten Revers, wonach 3 pCt. vom ersten Jahrgehalt als Provision zu zahlen find, unterzeichnet retourniren wolle. Die Nachnahme Don
1 Mart 50 Pf. sei für die bisherigen Bemühungen in Anrechnung gebracht. Nun fragt man fich billig: Was in aller Welt find denn das eigentlich für Bemühungen, die Herr Reuter gehabt? Etwa das Lesen der Karte des Herrn B. und ihre Beantwortung? Das ist denn doch ein starkes Stück von Prellerei, das der ehrenwerthe Herr mit Erfolg noch bei einer ganzen Reihe Anderer, wie uns mitgetheilt wurde, in Anwendung gebracht, so u. a. auch bei einem Gärtner Namens L., welcher in Friedrichsberg, Jungstr. 50 parterre wohnt. Diesem hat R. sogar 2 M. abgenommen, sodaß derselbe mit Porto um 2 Mt. und 60 Pf. geschädigt worden ist. In den uns angegebenen Fällen find die Geschädigten glücklicherweise nicht auch so leichtsinnig gewesen, die geforderten 10 Mt. Unkostenspesen einzuzahlen und so vor einem größeren Reinfall" behütet geblieben, da bekanntlich die Dummen nie alle werden, so ist anzunehmen, daß Viele auch auf diesen Leim gehen. Wenn das aber auch nicht der Fall wäre, so macht zweifelsohne Herr R. immer noch ein ausgezeichnetes Geschäft, denn nach den hierin gemachten Erfahrungen kann man unbedenklich behaupten, daß auf jede Annonce, Stellungen betreffend, die etwa 2 bis 3 Mark foftet, mindestens 50 Anfragen einlaufen und daß von den hierauf seitens Herrn Reuter ergehenden Nachnahmebriefen nur ein ganz geringer Prozentsat uneingelöst zurück kommt. Jedenfalls glauben wir, daß die Praris des Biedermannes im schönen Elbflorenz mit gewissen Paragraphen des Strafgesetzbuchs der art follidirt, daß die Aufsichtsorgane der sächsischen Hauptstadt dem Schwindel energisch auf den Leib rücken sollten.
r. ,, Frisch gestrichen". Diese drohende Inschrift prangt jest wieder bei der schnell trocknenden Temperatur überall an Häusern, Zäunen und Laternen, so daß man in den engeren Straßen wirklich nicht im Stande ist, diesen kleinen Warnungszetteln die nöthige Beachtung zu schenken. Ganz besonders gefährlich ist in dieser Hinsicht gegenwärtig die Passage auf dem engen Trottoir in der Kommandantenstraße, wo nicht blos jedes Haus, sondern auch noch sämmtliche Laternenpfähle frisch gestrichen find. Diese letteren sind nun für die Garderobe der Baffanten ganz besonders gefährlich; der kleine, kaum fingerlange Zettel ist nur durch Zufall sichtbar und so ein frisch gestrichener Laternenständer verdirbt an einem Tage mehr Garde robestücke, als er ganz und gar werth ist. Es ist wiederholt von unseren Gerichten der Grundsaß aufgestellt, daß frisch gestrichene Gegenstände derart eingefriedigt werden müssen, daß fie von Vorübergehenden nicht berührt werden. Eine solche Einfriedigung ist bei frischgestrichenen Gaslaternen ebenso nöthig vielleicht anzubringen, und die Herren Unternehmer für solche Arbeiten sollten energisch angehalten werden, die erforderlichen Vorsichtsmaßregeln zu treffen.
o. Wer sich von der Nothlage überzeugen will, in welcher fich ein Theil unserer hauptstädtlischen Bevölkerung bes findet, dem rathen wir, im Norden der Stadt einige VerkaufsLotale zu besuchen; er wird finden, daß dort fast immer nur pfennigweise eingekauft wird, denn das Geld ist knapp und nur wo es unumgänglich nothwendig ist, wird mit ganzen Nickeln bezahlt. In Viktual- und Materialwaaren- Geschäften fehen wir Frauen und Kinder für drei Pfennige Kaffee oder für 5 Pfennige Zucker, Mehl, Petroleum 2c. holen und in den Schlächterläden kaufen diese Armen für 10 und 15 Pf. Fleisch, während für Wurst, Schmalz und Speck häufig nur 5 Bf. an gelegt werden. Wir haben Leute ihre Verwunderung darüber äußern hören, daß in Berlin so viel verdorbene Waare in den Handel gebracht wird; allein der Grund dafür ist nicht, wie man gern annimmt, der, daß das Publikum alles billig kaufen will, sondern, daß es in Folge seiner Armuth alles billig Laufen muß. Ein großer Theil der arbeitenden Bevölkerung und ein vielleicht noch größerer der arbeitslosen ist stets ges zwungen das Billigste und naturgemäß auch das Schlechteste zu
rem Hause acht Personen und brauchen im Durchschnitt tägs lich 100 Pfund Eis. Eine einfach lebende Familie von drei Personen verbraucht täglich ungefähr 30 Pfund. Nas türlich kommt nicht das volle Gewicht zum Verbrauch, da ein bedeutender Theil davon hinwegschmilzt. Ein Gasthof braucht täglich 2000 und mehr Pfund und in die großen Ronditoreien müssen 10 000 und mehr geliefert werden. Der Preis ist/ Cent für das Pfund, das macht 2%, Franken für den Zentner. In Jahren, deren Winter der Eisbildung ungünstig waren, steigt der Preis auf 3 und 3 Cents( 20 Centis mes) für das Pfund, was bei der Wichtigkeit dieses Artikels äußerst hart empfunden wird.
Man legt das gereinigte Eis in Wasser und bringt es so auf den Tisch, oder man bringt Wasser in Flaschen zwischen Eis und macht es auf diese Weise fühl und labend. Selbst beim Morgenessen steht der unentbehrliche Ice- pitcher auf dem Tische. Ob das Einem im Anfange fremd vors tomme uud der Magen davon durchaus teine wohlthätigen Einflüsse erfahre, so gewöhnt man sich bald so sehr daran, baß man kaum mehr eine Mahlzeit ohne Eiswasser genießen fann. Die öffentlichen Brunnen der Stadt
haben kein Eis in ihrem Wasser, obgleich dies leicht und ohne große Kosten bewerkfielligt werden könnte; nur auf der großartigen Brooklynbridge, die über den East River führt, stand im vorigen Jahre ein Brunnen mit Eis, der den vorüberwandelnden Durstigen labte, doch haben mehrere ärztliche Stimmen mit Rücksicht auf eine unbeSonnene Jugend sich gegen das Verabfolgen solchen Wassers ausgesprochen.
erwerben, nur um den Anforderungen des Magens gerecht zu werden und sehr viele find auch hierzu nicht einmal im Stande; fie haben das Gefühl der Sättigung oft seit Jahr und Tag nicht mehr kennen gelernt. Und doch dürften nur verhältniß mäßig wenige dieser letteren ihre elende Lage durch Selbstver schulden herbeigeführt haben, die meisten find Opfer unserer traurigen wirthschaftlichen Zustände und ihr ganzes Leben bildet eine einzige Kette von Mangel und Entbehrung.
Vorsicht beim Gebrauch der Feuermelder. Aus Anlaß der in der letzten Zeit wiederholt, insbesondere bei dem heftigen Gewitter am 29. v. Mts. stattgefundenen mißbräuchlichen Benutzung der öffentlichen Feuermelder macht das Polizeipräfidium bekannt, daß die lezteren nur bei wirklicher Feuersges fahr oder in solchen Fallen, in denen es sich um die Gefähr dung von Menschenleben handelt, benutzt werden dürfen, jeder andere Gebrauch der Feuermelder dagegen fortan als grober Unfug angesehen und auf Grund des§ 360 Nr. 11 des Strafgesetzbuches zur Bestrafung gebracht werden wird. Ebenso wird Saran erinnert, daß zutreffenden Falls außer der Bestrafung auch noch Inanspruchnahme wegen der durch die unnöthige Alarmirung der Feuerwehr entstandenen Kosten zu gewärtigen ist.
Ich will damit noch nicht gesagt haben, daß das Eiswasser das Lieblingsgetränk der Amerikaner wäre; fie haben baneben auch ihre stärkeren Getränke, was der Merger der Temperenzler, dieser kolossalen Wassersimpel, ist. In den Gasthöfen und Konditoreien werden die verschiedensten Getränke, Gefrornes nebst allen möglichen Früchten und fühlenden Sorbets verabfolgt, so daß für den Gaumen bes Feinschmeckers wie für das einfache Bedürfniß des Arbeiters gleichmäßig gesorgt ist. Das amerikanische Genie Teistet in diesen Produkten Vorzügliches und namentlich das lee- cream ist in einer Güte, die unübertroffen ist. Das Ice- cream ist gleichsam das Nationalgericht der Amerikaner, so daß es
R. Eine neue Erfindung hat der in der Christinenstraße wohnende Hutmacher F. gemacht. Derselbe hat einen Hut von starkem Papier hergestellt und ihm durch Bestreichen und Bestreuen mit Velours Poudre das Ansehen des feinsten Filzhutes gegeben. Diese Kopfbedeckung ist leicht, für den Regen undurchdringlich, und stellt sich außerdem besonders billig im Preise. Der Fabrikant beabsichtigt seine Erfindung patentiren zu lassen. Nächstens wird man vielleicht noch Röcke aus Papier machen.
g. Ein Racheatt. Der Kommis eines hiesigen Engrosgeschäfts hatte sich eine Anzahl von Veruntreuungen zu Schulden fommen lassen und wurde dabei schließlich ertappt. Auf die Anzeige seines Prinzipals wurde der untreue Bedienstete zur strafrichterlichen Verantwortung gezogen und er erhielt vier Wochen Gefängniß. Als er vor einigen Tagen seine Strafe abgebüßt, nahm er sich vor, an seinen ehemaligen Chef Rache zu üben. Er lauerte denselben in der Zimmerstraße auf, überfiel ihn und versette ihm u. A. einen gewaltigen Fauftschlag in das linke Auge. Da dem Ueberfallenen der Thäter bekannt ist, so dürfte die Sache noch ein Nachspiel vor dem Strafrichter haben.
* Im Ausstellungspart, der am gestrigen Sonntag ebenso wie die dort befindliche Japanische Ausstellung trop des verhältnißmäßig ungünstigen Wetters eine ganz enorme Besucherzahl aufzuweisen hatte, ist augenblicklich gewissermaßen ein musikalischer Wettstreit in Permanenz erklärt. So wetts eiferten dort in den letzten Tagen nicht weniger als vier der renommirtesten Musikkapellen, die Städte München , Berlin und Breslau repräsentirend, um die Gunst des Berliner Publikums. Welchen der Kapellen in diesem ,, Bläserkrieg" die Siegespalme gebührt, ist selbst für den strengen Kritiker schwer zu fonstatiren. Jede der Kapellen hat unbestreitbare Vorzüge. Bei den Münchener Gästen unter Högg's vortrefflicher Leitung, welche hauptsächlich das Wagner'sche Genre, und zwar mit vielem Glück und Geschick fultiviren, tritt das Wuchtige, fast Betäubende, durch die Anwendung der Blechinstrumente, namentlich der Bässe, in den Vordergrund, so daß in sehr vielen Fällen die Holzinstrumente übertönt werden. Bei der Sinfonie- Kapelle des Herrn Professor Brenner ist, wie schon der Name sagt, das Verhältniß ein umgekehrtes. Hier ist hauptsächlich für die höheren Lagen der Tonfärbung hinreichend Sorge getragen und dadurch ein Gleichgewicht der Wirkungsverhältnisse hergestellt; während schließlich die Kapelle des 2. Schlesischen Grenadier- Regimentes Nr. 11 das Genre der preußischen Militärmusit vertritt. Die Leistungen der Kapellen unter ihren tüchtigen Dirigenten, Professor Brenner und die Musikdirektoren Högg und Theubert, sind vorzüglich und die Eigenart der Zusammenstellung der Programme verleitet zu interessanten Vergleichen. Wie wir hören, ist es Herrn Bauer geglückt, den Kontraft mit Herrn Mufifdirektor Högg um 14 Tage zu prolongiren. Die vierte Kapelle, diejenige des Herrn Finsterbusch, fällt bei diesem Wettstreit weniger ins Gewicht, da sie beständig isolirt in der japanischen Ausstellung fonzertirt.
Zwischen dem Führer einer Patrouille des Kaiser Franz- Garde- Grenadier- Regiments und einer Civilperson entspann fich in der verflossenen Nacht gegen 12 Uhr in der Hafenhaide ein Streit, in deffen Verlauf lettere zur Kasernen wache des legtgedachten Regiments gebracht wurde. Hierauf entstand ein Auflauf von mehreren Hundert Personen, wobei das Straßenpflaster aufgeriffen und mit Steinen nach der Kaserne geworfen wurde. Zwei Offiziere sollen von Steinen getroffen und verlegt worden sein. Unter dem Befehl des wachthabenden Offiziers rückte nunmehr eine halbe Kompagnie aus der Kaserne ab, um die angesammelte Menschenmenge zu zerstreuen. Das Publikum leistete auf die dreimalige Auf forderung, auseinander zu gehen, jedoch keine Folge, so daß fich die Soldaten veranlaßt sahen, von ihren Waffen Gebrauch
felbft in einem Dörfchen des Felsengebirges angetroffen werden dürfte. Bei Kinderfesten wird kaum je anders als mit Ice creame und Kuchen bewirthet. Leider wird es auch oft verfälscht nnd man hört nur zu oft von Krankheitsfällen, die vom Genuß von Ice- cream herrühren, so daß das ,, New York belletristische Journal" einmal in einer humoristischen Plauderei von einem Ice- cream baccillus zu sprechen angefangen hatte.
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Die Trink Saloons, die glänzenden Konditoreien und die kühlen Hotels werden nie mehr leer. Die Gastfreiheit ist in diesen eine volle. Man kann hier seine Zeit zubringen, ohne etwas zu genießen und ohne im Mindesten von. Kellnern und Dienern gefragt und traktirt zu werden. Ja man kann sich gemüthlich auf ein Sopha legen und wenn man will, die Füße zum Fenster hinausstrecken. Darum werden die Hallen der Gasthöfe nie leer und sie sehen neben wechselnden Besuchern eine permanente Bevölkerung, zu der Müßiggänger aller Art, vom reichen Spekulanten bis herab zum Loafer, den Dieben und Gaunern das Material liefern.
zu machen, indem sie mit den Gewehrkolben die Menge aus einandertrieben, wobei verschiedene Personen verlegt wurden. Neun Personen find dabei wegen Landfriedensbruchs, Auflaufs bezw. Widerstandes gegen die Staatsgewalt verhaftet worden.
Zum Reichsbant Diebstahl in Hamburg . Eine in Hamburg aus London eingegangene Depesche meldet, daß das selbst ein der Theilnahme an dem Reichsbank- Diebstahl Verdächtiger angehalten worden sei. Das Signalement des Be treffenden stimmt mit den Angaben der bezüglichen polizeilichen Bekanntmachung überein; derselbe führt bedeutende Geldsummen bei sich. Zwei Polizeibeamte find nach London ab= gereist, um den Verhafteten nach Hamburg zu transportiren. Das Belle- Alliance- Theater war am Sonntag bei der Aufführung der Gesangspose„ Der Aktienbudiker" total ausverkauft, die unwiderstehlich komische Leistung des Herrn Emil Thomas in der Titelrolle entfesselte wahrhafte Lachstürme. Die Boffe wird nun vorläufig, mit Ausnahme des morgenden Tages, an welchem der Künstler noch einmal den Sebastian Lufter in dem Rosen'schen Schwank Defizit!" zu halben Kassenpreisen spielt, ununterbrochen auf dem Repertoir ver
Die Ice- cream Saloons New- Yorks endlich gehören zum Schönsten, was in dieser Art bestehen kann. Die 100 Fuß tiefen, 50 bis 70 Fuß breiten Säle werden bis Mitternacht nie leer. Von den Decken herab sehen prunkende Malereien und reich vergoldete Verzierungen; üppige Blumen und Früchte des Südens erfreuen das Auge und verbreiten einen balsamischen Duft. Die Beleuchtung, Gas oder elektrisches Licht, ist eine überreiche und der Saal wird zum lichtdurchströmten Prunkgemach, wenn aus den großen Spiegeln all der Glanz wieberscheint. Am meisten aber glänzen hier in ihrer fieberhaften Aufregung die Augen der amerikanischen Frauen und ber Sauber wird ein voller durch die Pracht und Mannigfaltigkeit der Toiletten. Wer einen solchen Salon NewYorks besucht hat, vor dem ist ein herrliches Stück amerikanischen Lebens vorübergegangen, und wenn er durch eine reiche, von elektrischem Licht verschwenderisch beleuchtete Straße hinaussieht an den blauen Nachthimmel, aus dessen Tiefe jenes wunderbare Roth heraufsteigt und die Bäume der Ferne herrlich umsäumt, so hat er das Schönste, das New York zu bieten vermochte, bieten vermochte, genoffen und vergessen wird er's so leicht nicht.
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bleiben.
g. Zu vielfachen Beschwerden beim Publikum giebt fort und fort der Zahlungsmodus bei den Omnibussen Veranlassung. Bekanntlich wird jeder Fahrgast beim Besteigen des Wagens sofort an der Kontroluhr vermerkt, kommt es nun einmal vor, daß ein Fahrgast einen falschen Wagen bestiegen hat, so muß derselbe, wenn er auch nur 10 Schritte gefahren ist, den Fahr preis für die betreffende Tour bezahlen, während bei der Pferdebahn der Fahrgast ohne die falsche Strecke zu bezahlen, wieder absteigen darf. Den Omnibuskondukteur trifft an dem Mißstand keine Schuld, denn er ist verpflichtet, den eingetretenen Fahrgast anzuschlagen und müßte eventuell für den Fahrpreis selbst aufkommen. Würde die Omnibusgesellschaft ebenso wie die Pferdebahn Fahrscheine ausgeben, so würde das Publikum manches unnüz verausgabte Geld ersparen. Damit würden aber auch Jrrungen beseitigt werden, wennn beispielsweise der Kondukteur von einem Fahrgast was bei starkem Verkehr vor tommen fann und durchaus verzeihlich ist zweimal den Fahrpreis abverlangt.
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Gerichts- Zeitung.
-y. Jener Talmi- Schußmann, welcher seit fast Jahresfrist den Thiergarten unsicher machte, stand gestern in der Person des bereits sechsmal wegen der verschiedensten Vergehen vorbestraften früheren Kellners Friedrich Adolph August Köhler vor der ersten Strafkammer des Landgerichts 1. Die heutige Anklage lautet auf vollendete und versuchte Erpreffung, auf Widerstand gegen die Staatsgewalt, auf förperliche Mishand lung eines Beamten und auf Führung falschen Namens. Nach der Anklage war der Beschuldigte der Schrecken harmloser Liebespärchen, welche in den Abendstunden sich im Thiergarten ergingen und hat er in folgender Weise operirt: Fand er ein auf Liebespaar einer Bank figen, so näherte der einem bisher nicht ermittelten zunächst hinter einem Baume
Angeklagte fich mit Komplizen, welcher Stellung nahm. Der Angeschuldigte ging aber auf das Paar zu und eine möglichst imponirende Haltung und einen barschen Ton annehmend. redete er es mit den Worten an: Was machen Sie da? Hier dürfen Sie nicht fizen!" Bevor die Ueberraschten noch ein Wort der Erwiderung fans den, winkte er seinen bereitstehenden Komplizen herbei und for derte dann die weibliche Person auf, ihm zur Wache zu folgen. Auf dem Wege dahin gelang es ihm sodann von seinem ge ängstigten Opfer, je nach dessen Vermögenslage, größere oder kleinere Geldsummen zu erpreffen, worauf er es freigab. Es find drei solcher Fälle zur Kognition der Behörde gelangt, doch mag eine weit größere Anzahl nicht zur Anzeige gelangt sein. Am 8. April d. J. wurde der Unhold von seinem Geschid ereilt. Der Schußmann Riedel patroullirte an jenem Tage in der achten Abendstunde im Thiergarten, als er in der Gegend des Kinderspielplates an den Belten den ängstlichen Ausruf eines weiblichen Wesens: Was wollen Sie von mir, ich habe ja nichts gethan!" hörte. Der Beamte eilte sofort hinzu und traf den Angeklagten, der eine Frauensperson am Arme hielt und dieselbe zu arrretiren drohte. Der Schußmann forderte ihn auf, fich zu legitimiren, nachdem der Angeklagte fich für einen Kriminalbeamten ausgegeben, und zog der Lettere darauf eine Medaille hervor. Auf den ersten Blid erkannte der Schußmann aber, daß dieselbe ein Falsifikat war und forderte nunmehr den Angeklagten auf, mit ihm den Gang zur Wache anzutreten. Jest ergriff der Lettere die Flucht, wurde aber von dem Schußmanne eingeholt und nach schwerem Kampfe überwältigt. Der Flüchtling hieb den Verfolger mit einem Stock so wuchtig über den Kopf, daß der Getroffene zu Boden sant, aber den Ergriffenen dennoch krampfhaft an den Beinen fefthielt. Der Legtere Iniete jezt auf seinem Gegner
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und hatte schon ein Meffer aus der Tasche gezogen, um damit den unter ihm Liegenden zu bearbeiten, als es diesem gelang fich emporzuraffen und den Angeklagten zu überwältigen. Mit Hilfe herbeigeeilter Bivilpersonen wurde er zur Wache gebracht, woselbst er sich aber einen falschen Namen beilegte, bis er voll ständig als ein bereits vielfach vorbestrafter Mensch ent larvt wurde. Jm Verhandlungs Termine legte Angeklagte sich aufs Leugnen, er wollte einen Doppelgänger haben, der mit Ausnahme des Renkontres mit dem Schußmanne, die ihm zur Laft gelegten Strafthaten begangen haben mußte. Einer der Belastungszeugen wollte ihn aber mit aller Bestimmtheit an den frummen Beinen und die übrigen besonders an Sprache und Bart wiedererkennen. Der Gerichtshof gewann aus der Beweisaufnahme die Ueber zeugung von der Schuld des Angeklagten und verurtheilte ihn wegen der Vergehen zu einer Gesammtstrafe von 15 Monaten, wegen der Beilegung des falschen Namens zu einer Woche Haft, die er durch die Untersuchungshaft für verbüßt erachtete.
Vereine und Versammlungen.
th. Polizeilich aufgelöfte Versammlung. Am Sonn tag, den 5. d. M. tagte, einberufen vom Schloffer Hrn. Miethe, unter großer Betheiligung bei Keller, Andreasstr. 21, eine große Arbeiterversammlung, welcher folgende Tagesordnung zur Er ledigung vorlag: Die Lohnbewegungen in Berlin und das Vorgehen einiger Stadtverordneten gegen Herrn Rödel. Refe rent: Herr Buchdrucker A. Coffier. Nachdem Herr Miethe die Versammlung eröffnet, beginnt sofort eine sehr heftige Ge schäftsordnungsdebatte betreffs Bureauwahl, die schließlich das mit endet, daß mit großer Majorität die Herren Günther und Zubeil zu Vorfißenden gewählt wurden. Als Schriftführer fungirte Herr Rennthaler. Nachdem Herr Günther den Vorfis übernommen, erhält zunächst das Wort zu einer Erklärung Herr Miethe: Im redaktionellen Theile des Berliner Bolts blatt" sei die Versammlungsanzeige unter Beifügung einer Be merkung Seitens der betr. Redaktion erschienen, welche ihn in einem zweifelhaften Lichte erscheinen laffe. Sur Richtig stellung erkläre er, daß er eine andere Person mit der Aufgabe dieser betreffenden Zeitungsnotiz beauftragt hatte und diese autorifirt war, seinen Namen zu gebrauchen. Als er dieserhalb von der Redaktion beauftragt wurde, sei er Anfangs der Meinung gewesen, es handele fich um irgend eine andere Angelegenheit. Das Berliner Volksblatt" jei bierbei nicht unparteiisch verfahren.- Es laufen nunmehr zahlreiche Anträge ein, betreffend die Verwendung des Ueberschusses der Teller sammlung. Herr Miethe giebt bekannt, daß der Ueberschus nicht sehr groß sein wird, da zwei Stenographen angestellt worden find, um nicht auf die einseitigen Berichte des Berliner Boltsblatt" angewiesen zu sein und daß diese bezahlt werden
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