Hungernde für sich allein ein Kunststück, so wird das Werl noch schwieriger in Anbetracht des erbieten Islams, der nun einmal eine christliche(ungläubige") Regierung nicht ruhig hinnimmt, höchstens unter Protest erträgt, so lange ihn die Uebermacht niederdrückt. Es könnte da manchem Reiche ergehen, wie dem Habsburgischen, das um seine schönen vorder- österreichischen Befitzungen das widerhaarige Lombard Beneto einhandelte. Bei einer eventuellen, Lösung" der Orientftage find auch Deutschland und Oesterreich interesstrt: wir haben daher keinen Grund, leichtfertig über die große Bewegung der Welt des Islams zu spotten._ Politische Ueberstcht. Der überaus ungünstige neueste Abschluß der Zoll� und Steuereinnahmen im Reiche giebt so meint das Verl . Tagebl." zu denken. Mit Ausnahme von Bier und Tabak haben alle Artikel, selbst das unentbehrliche Salz, schlechtere Einnahmen ergeben. Immer mehr stellt fich heraus, daß ein allzu ausgedehntes und hochgeschraubtes Zollsystem mit seiner unvermeidlichen Vertheuerung aller Konsumartikel und Einschränkung des Bedarfs nicht nur Handel und Verkehr belastet, sondem auch der Staatskasse zum Nachtheil gereicht. Die liberale Forderung, einzelne Artikel, wie Branntwein und Zucker, gründlich zu besteuern, die übrigen aber möglichst aanz frei zu lassen, wird in nicht ferner Zeit wieder zu Ehren kommen. Eine derartige Anficht zeigt so recht, weß Geistes Kind diesesliberale" Blatt ist. Also Branntwein und Zucker sollen gründlich, die übrigen Artikelmöglichst" wenig besteuert werden! Früher pflegten die Herren Liberalen noch etwas konsequent zu sein und wenigstens öffentlich auszusprechen, daß die allernothwendigsten Nahrungsmittel absolut unbesteucrt bleiben müßten. Doch das war früher, heute ist der Liberalismus bereits so verschwommen, daß von bestimmten Forderungen keine Spur mehr zu entdecken ist. Auf Grund des Sozialistengesetzes macht der Groß- herzogliche Landeskommissar für die Kreise Mannheim , Heidel- berg und Mosbach bekannt, daß das Verbot des Metallarbeiter- Vereins zu Otterslebcns aufgehoben ist, weil derselbe wie fich nachträglich herausgestellt hat nicht der Vereinigung der Metallarbeiter Deutschlands angehört hat. Franrveich. Ueber die bereits erwähnte Entrüstungs-Versammlung, welche von Rochefort geleitet wurde, liegen jetzt nähere Details vor. Das Meeting fand im Winterzirkus statt. Eine Stunde vor Beginn der Sitzung wurden die Thore des Saales ge- öffnet, der fich denn auch bald bis auf das letzte Plätzchen füllte. Wohl selten sahen diese Räume ein so gemischtes Publikum. Die Blouse herrschte vor. und neben der Mütze sah man auch die Bourgeois-Kopfbedeckung, den Zylinder, ziem- lieh stark vertreten. Die Veranstalter des Meetings und die Zeitungsberichterstatter gelangten durch einen besonderen Gang in den Saal, so daß Rochefort diesmal ungehindert um 8'/, Uhr in der Versammlung erscheinen konnte. Die Menge brach in den Ruf:Es lebe Rochefort!" aus und der Chefredakteur des Jntranfigeant", der die Wahl des Bureaus der Versamm- lung anheimstellte, wurde zum Vorfitzenden, der Gemeinde- rath Vaillant zum Vize- Prästdenten,General" Eudes und Girault zu Beifitzern und Ernest Roche, Redakteur eines revolutionären Blattes, zum Schriftführer ernannt. Rochefort ergriff sogleich das Wort. Die Ermordung unseres Frrundes Olivicr Pain", sagte er,hat vornehmlich zwei Fragen aufgeworfen: die Niedertracht der englischen Regierung und die Feigheit der franzöfischen Regierung. Beide haben Lügen auf Lügen kombinirt, die eine, um der Züchtigung für ihr Verbrechen zu entgehen, die andere, um fich wegen ibrer Feigheit nicht der Mühe zu unterziehen, diese Zücktrgung zu verabfolgen. Angestchts der so unwider- legbaren Behauptungen des Herrn Eelikowitsch blieb die Re- gierung still und kümmerte fich nicht weiter um die Angelegen- heit. Seit Langem hegten unsere Konsuln in Egypten keine Zweifel über das Schicksal unseres unglücklichen Landsmannes. Es ist nicht unnütz, einen Zwischenfall in's Gedächtniß zurückzumsen, der kurz vor seinem Tode erfolgte, der vergessen schien, aber beweist, daß die Engländer schon lange ihr Verbrechen im Schilde führten. Ich kann genaue Details darüber geben, da mein Sohn mit Pain nach Egypten gegangen ist und nur zur Er- füllung seiner Militärpflicht nach Frankreich zurückkehrte. Olivier Pain, der das Lager des Mahdi erreichen wollte, traf drei Araber, welche sich erbötig machten, ihn zu geleiten. Wenige Tage darauf fielen ihn diese Elenden mitten m der Wüste an, und der gut bewaffnete Pain war so glücklich, sich ihrer zu entledigen und fie in die Flucht zu jagen. Unser Freund war krank und fast ohne Mittel; nach kurzer Zeit fiel er den Eng - ländem in die Hände. die ihn drei Tage lang gefangen hiel- ten. Damals protestirte die Regierung nicht mehr als heute gegen diese Rohheit. Die Regierung Jules Ferry's fand Zähigkeit seiner lavdsmännischen Gänsebrüste.Er komme in Geschäftssachen des Herrn Advokaten, " ließ er zurück- bestellen. Mit einem eisigen Blick empfing der Zurist den durch die Kälte der Verlobten als genügend hasienSwerth bei ihm akkreditirten Baron. Sie behaupten in Geschäftssachen zu kommen, die mich betreffen, mein Herr i Das ist wohl ein Jrrthum; in Ihren Händen" Möchten Sie Zhre�Geschäfte ungern wissen! Verstehe schon, Herr Doktor! Nur keine Komplimente! Total über- flüssig unter guten Frunden! Mir gehts umgekehrt eben so! Denn wenn ich meine Angelegenheiten in Ihren Händen müßte, würde ich befürchten" Herr, welche Sprache! Sie würden befürchten?" Daß meine Geschäfte sich ähnlich verlaufen würden, wie sich der Schreiber diese» Briefes verlaufen hat!" Mit diesem in apathischem Ton geschnarrten Wort ent- nahm der Gutsbesitzer seiner Brieftasche ein Blatt Papier und hielt es in respektvoller Entfernung dem jäh zusammen» zuckenden Antwalt entgegen. Wie kommen Sie zu dem Brief? Er ist nicht Ihr Eigenthum?" stieß Doktor Emmering mit wuthzitternder Stimme hervor. Mein Herr Vetter, der Bankier, scheint mit seinen Geheimnissen etwas nonchalant umzugehen," gab der Andere ruhig zurück.Ich fand dieses Dokument in dem Schreib- tisch des mir eingeräumten Zimmer», zufällig! Auf Ehre, total zufällig!" Der Advokat hatte sich gefaßt. Seme Stimme klang kalt, gleichgiltig:Weiter! Sie haben sich doch kaum Ihrer kostbaren Zeit beraubt, um dieses Schreiben in die Hände des Adressaten zurückzulegen,- ohne vorher Kapital daraus geschlagen zu haben!" Zch bewundere Ihren Scharfsinn, Herr Doktor! WenrTich dieses Papierchen dem Ehrenrath Ihre« Standes "��Dann würde ich Amt und Ehre einbüßen. Was er- Wielen«ehr- Freiheit. Allerdings verhehle ich«'cht, daß ich als es viel wichtiger, dem Engländer Shaw 25000 Fran­ken von unseren Steuerpfenniaen herzugeben, weil er durch zwei Stunden Gefangener auf dem Schiffe des Admirals Pierre war. Daraus ergiebt sich, daß wir im Auslande ganz ohne Sicherheit find, und daß Frankreich allen Banditen der Welt ausgeliefert ist Das Ministerium Briffon war nicht nur feige, sondern hat sogar zum Morde unserer Mitbürger aufgereizt." Nachdem noch verschiedene Redner gesprochen hatten, wurde folgende Tagesordnung genehmigt: Die im Winterzirkus, über 6000 an der Zahl, versammelten Bürger bezeugen die Solidarttät des englischen und des fran- zöstschen Volkes gegen die Regierungen, welche fie mtehren und unterdrücken. Ueberzeugt von der Ermordung Olivier Pain's durch die Wolseley, Kitchener und andere Agenten der englischen Regierung, brandmarken fie diese Mörder und ihre Helfes Helfer, erklären, daß fie bereit find, die Opfer zu rächen, der in ihrer Würde und Ehre getroffenen franzöfischen Nation Achtung zu verschaffen, und nicht eher ruhen werden, als bis die Schuldigen bestraft find." Spanten. Die Demonsttationen dauern noch fort, doch find dieselben fast durchweg ruhig verlaufen. Nur in Barcelona soll die Polizei eingeschritten sein. In den Handelsstädten Spaniens mehren fich die Erklärungen, daß man den Geschästeveikehr mit Deutschland abbreche. In Deutschland ficht man fich in Folge dessen bereits zu Gegenmaßrcgeln veranlaßt. Wie derKöln . Ztg." aus Berlin gemeldet wird, haben hervorragende kauf- männische Häuser eine Eingabe an das Reichskanzleramt ge- richtet, in welcher fie dieses bitten, bei der spanischen Regierung zu erwirken, daß die Stadt Madrid den deutschen Inhabern von Kommunalwerthen und ihren sonstigen Zahlungsverbind« lichkeiten gegen deutsche Unterthanen gerecht werde. Auch in anderen Ländern veranstalten die Spanier Demonstrationen. Aus Paris wird gemeldet, daß die dort lebenden Spanier ror die spanische Botschaft mit den Rufen zogen:Es lebe Spa- nien! Nieder mit den Preußen!" Großbritannien . Der vereinigte Ausschuß des englischen und des franzö- fischen Schiedgerichts-Vereins hat eine Resolution beschlossen, welche besagt, er habe für die Behauptung, daß Olivier Pain auf Befehl der englischen Behörden actödtei worden sei, keinerlei Beweis aufzufinden vermocht. Die franzöfische Regierung scheint indeh den Wünschen Rocheforts und der ihm zusttmmenden Bürger, in dieser Angelegenheit diplomatische Schritte zu thun, doch nachgekommen zu fem. denn derVoss. Ztg." wird aus London telegraphirt:DieTimes" weist das Ansinnen des franzö- fischen Kabinets an die britische Regierung, eine Untersuchung über Pain's Tod einzuleiten, entrüstet zurück. Die britische Regierung würde fich in eine falsche und nicht würdevolle Stellung versetzen, wenn fie einwilligte, für eine Verneinung Beweise beizubringen. Die andere Seite müsse vielmehr greif- barere Beweise liefern; solange dies nicht geschehen, sei es bei- naheBeleidigung, von der britischen Regierung die Einleitung einer Untersuchung zu verlangen." Mrt den greifbaren Be- weisen wird es freilich gute Weile haben, denn wer soll die- selben liefem? Wenn Pain auf Befehl der englischen Offiziere erschossen wurde, so werden fich diese jedenfalls nicht zum Zeug- niß melden und den Soldaten wird in solchem Falle ficher auch nicht gesagt, wer es ist, den fie auf Kommando zu erschießen haben._ Lokales. Die neue Sanitätswache der östlichen Louisenstadt wurde am Dienstag Vormittag 10 Uhr durch einen feierlichen Akt eröffnet. Die überaus fteundliche Lokalität liegt im Haupt- gebäude des Görlitzer Bahnhofes unmittelbar an der Wiener- straße und zeichnet fich durch die überaus reiche Ausstattung, die fast durchgängig aus direkten Spenden zusammengestellt wurde, höchst vottheilhaft von den bisher existirenden Sanitäts- wachen aus. Dieselbe besteht aus zwe; großen Räumen, von denen ein Zimmer für die Heilgehilfen eingerichtet ist, und gleichzeitig Sezirtisch, Streckbett, sowie sonstige für Hilfsleistungen nöthige Instrumente u. f. w. enthält. Im zweiten Zimmer, das für den wachhabenden Arzt eingerichtet ist, befindet fich eine umfangreiche Apotheke u. s. w. Die Sanitätswache wird Tag und Nacht geöffnet fem, und ist in liebenswürdiger Be- reitwilliakeit die ärztliche Leitung von den Herren Dr. Hoff- mann, Dr. Cohn und Dr. Moripe übernommen worden, die Nachts von 10 bis früh 8 Uhr und in den Stunden, wo die Herren Acrzte gewöhnlich Krankendesuche machen, Vormittags von 10 bis Nachmittags 4 Uhr, und an Sonn- und Festtagen von Vormittags 10 Uhr bis zum folgenden Tage abwechselnd anwesend sein werden, während drei Heilgehrlfm fich alle 24 Stunden ablösen werden. Bei der hiestgen Kriminalpolizei ist gestern ein Vor- fall zur Anzeige georacht worden, welcher Zeugniß von der Honorar für meine Bemühungen auf die Hand der Dame rechne!" Vergessen Sie nicht, daß der von Ihnen intendirte Schritt die Wiederaufnahme des Prozesses gegen den Bankier zur nächsten Folge haben würde. Der unzweifelhafte Aus- gang des Prozesses würde der fein, daß Ihr Vetter Ehre, Geld und Freiheit" Nicht doch, Herr Doktor!" Ihre Besorgniß um das Wohl meines Vetters läßt Sie zu schwarz sehen! Ihr Ehren- rath würde sich hüten, die Schande eines Kollegen an die große Glocke zu hängen. Man wird sich begnügen, Sie zum Austritt aus ihrem Stand und zum Verlassen diese« OrteS zu nöthigen!" Der Advokat biß sich auf die Oberlippe. Dann fragte er:Ich irre wohl nicht in der Voraussetzung, daß Sie nicht lediglich in der Absicht mich aufsuchten, sich an der Verlegenheit eines lästigen Gegners zu weiden, sondern vielmehr, um von mir den Werth jenes Briefes zu er- fahren?" So ungefähr haben Sie das Richtige aettoffen, nur mit der kleinen Variation, daß Sie von mir ven Preis des Dokumentes erfahren werden!" Fast verblüfft blickte der Anwalt in das apathische Ge- sicht des schlagfertigen Gutsbesitzers. Und der ist?" fragte er. Eine schriftliche Verzichtleistung auf die Hand meines Kousine\" Freiwillig entsage ich nie!" Man verlangt von Ihnen auch keinen freiwillige» Verzicht. Emen unwiderstehlicheren Zwang wie den vor- liegenden wüßte ich auf Ehre nicht!" spöttelte der unerbitt- liche Baron. Ist eS Ihnen um die Mttgift zu thun? Ich will Ihnen dieselbe zediren!" Herr, was denken Sie von mir, ich bin ein Edel- mann!" Ihr ErpressungSverfuch ließ mich das vergessen!" Ich bedaure für derlei Jnvektiven von dem Autor dieses Briefes keine Genugthung erheischen zu können. Die unparlamentarische Art Ihres gesellschaftlichen Verkehrs zwingt mich jedoch nunmehr zu der kategorischen Erklärung: Wenn ich nicht innerhalb fünf Minuten schwarz auf weiß Dreistigkeit ablegt, mit welcher hiesige Einbrecker ihre Thatlz- kett vorbereiten. Ende vorigen Monats, an drei verschiedenen Tagen erschien bei einer in der Alexandrinenstraße wohnenden Kaufmannsfrau, deren Mann fich gegenwärtig auf Geschäfts- reisen befindet, ein Mann und zwar an jedem Tage ein anderer der an der Wohnung klinge lie und die Hausfrau ausdrücklich zu sprechen verlangte. Jeder derselben benahm fich so aufdringlich, daß er, ohne die öffnende Hausfrau zu beachten, ohne weiteres in die Wohnung drang, um hier mit derselben zu verhandeln, und aus der er erst durch herbeigerufene mann- liche Hilfe entfernt werden konnte. Nach dem letzten Besuch am vorigen Sonntag wurde an der Außenthür der Wobnung ein Hol, einschnitt an der Stelle, wo fich an der Innenseite ein starker Riegel befindet, bemerkt, der anscheinend von dem Ua> bekannten gemacht worden war. Der Kriminalpolizei ist die Nachricht zugegangen, daß zwei Einbrecher eine kleine Spieldose bei einem hiestgen Restau- rateur versetzt hätten, die muthmaßlich aus einem Diebstahl herrührt. Bei der darauf vorgenommenen Recherche wurde auch die Dose gefunden, deren Eigenthümer bis jetzt nicht er- mittelt werden konnte. Die Spieldose, die bei dem Kriminal« Kommissariat befichtigt werden kann, ist etwa 8 cm lang, 5 cm breit und 3 cm hoch und befindet fich auf dem Deckel die An- ficht des Hotel Luxembourg in Paris und die Inschrift: _,PaIai8 du Luxembourg et du Senat" Die Polizei- Direktion zu Straßburg i. E. forscht gegenwärtig nach dem Aufenthalt eines Direktors G. Günther, um demselben ein in einem dortigen Hotel zurückgelassenes Portefeuille mit fünfzehnhundert Mark zu bchändigen. Aus dem Fremdenbuch des dort am Partserstaden belegenen Hotels geht hervor, daß G. im Jahre 1836 geboren und in Herlin heimathsberechtigt, aus Karlsruhe kommend vom 16. bis 18. Juni d. I. dort logirt hat und angeblich nach Freiburg in Baden abgereist ist. Zugentgleisung. An dem von Thorn nach Berlin gehen« den in Posen 12 Uhr 45 Minuten Nachts fälligen Schnellzug fand zwischen Station Kobelnitz und Posen am dritten Waggon ein Reifensprung statt, wodurch derselbe in Brand aerethen und fast vernichtet worden ist. Der darauf folgende Waggon ent« gleiste, wodurch 4 Personen verletzt wurden, darunter ein Brenv ser schwer. Die Passagiere wurden mit einem von hier na« der Unfallstelle abgelassenen Zuge mit einer Verspätung von 2 Stunden weiter befördert. hb. Eine Razzia auf Vagabunden und Obdachlost. Auf dem Hof des Polizeigebäudes ist es heute trotz der vor- gerückren Nachtstunde noch lebendig. In langen Reihen find Schutzleute, sämmtlich in Zivil, angetreten, Kriminalbeamte stehen in Gruppen umher. Für heute Nacht ist eine Treibjagd auf Bettler, obdachlose Personen und sonstige Verdächtige an­gesetzt, wie fie von Zeit zu Zeit von der Behörde veranstaltet werden. Nach dem Erscheinen des Inspektors werden du Mannschaften eingetheilt. Je zwei Kriminalbeamte, welchen die Durchsuchung der Herbergen und sonstiger Schlupfwiv'et zufällt, erhalten einige Wächter zum Transport der Arrestaten als Asststenz. Einige größere Abtheilungen empfangen den Auftrag, die öffenttichen Anlagen und Platze nach obdachlosen Personen abzusuchen. In Gruppen verlassen die Beamten das Gebäude und wenden fich den ihnen überwiesenen Räumen zu. Schließen wir uns einer derselben am In der Herberge für Bettler und allerlei»er« dächtige Gestalten, in einer der abgelegenen Straßen, vor welcher Halt gemacht wird, ist das Licht bereits erloschen; Der eine Offiziant pocht an die TKür.Wer ist da?" ertom es von innen.«Die Polizei!" Der Fraacr da drinnen b* den ominösen Ruf vernommen. Die Polizei! ZAhe dem- jenigen seiner Gäste, der kein gutes Gewissen hat."Im Innern der Herberge wird es lebendig. Der Wirth öffnet sthW' trunken die Thür, und während zwei Konstabler draußen Post" fassen, die einen Jeden hinein, Niemand heraus zu Ordre haben, begeben fich die Kriminalbeamten in das Hav» Es ist eine richtige Zufluchtsstätte sür Gefindel aller Art, t"* wir betteten. Die ganze Einrichtung macht einen armselig� Eindruck. Die Wände und Thüren starren von Schmu«: Armselig ist das Schänkzimmer mit wackliger Toonbank am welcher einige Bier- und Kümmelflaschen stehen. Der Rauw wird von dem Scheine einer Pettoleumlampe nur nothdüssM erhellt.Die Liste?" Der Wirth, ein Mann von herkulisch� Körperkräften, holt aus der Schieblade der Toonbank em Buch hervor. welches das Verzeichniß der bei ihm zur Ra« gebliebenen Personen enthält Auch die Bettlerherbergen rhr Fremdenbuch! Bis 9 Uhr Abends müssen nach der P? lizeiordnung alle Nachtgäste in das Buch eingetragen sein an­dre Inhaber der Herbergen kommen den Verfügungen der Hörde in der Regel strenge nach, da fie sonst die Konzession verlieren. Der eine Osfizrant langt aus der Brusttasche eben falls zwei Bücher hervor. In dem einen befinden fich T, Namen, das Signalement und in einzelnen Fällen auch Portrait von steckbrieflich verfolgten Berbrechern, in dem ten Buche find die Namen der aus der Stadt wegen Beftcm» Ihre Verzichileiflung auf die Hand meiner Kousine und«"j die eventuelle Zahlung der Konventionalsttafe meines Vetters in Händen habe, befindet sich morgen pu' dieses Schreiben auf dem Tisch de« KreiSgerichtsdn« tor»!" l Und der bleiche Advokat zeichnete mit zitternder Hau die Züge auf da» Papier , mit denen er über all IL Glück und Hoffen den vernichtenden Strich zog, über a sein Lieben, für das er Ehre und Gewissen eingeff« hatte... Affektirte« Gleichmuths, als handle es sich um psi, Wollrechnuna, und nicht um da« grausam zerstörte Gel« eines Menschenleben», das trotz seine« Fehlens mehr« hundert solcher Rittergutsexistenzen aufwiegt, überflog c Auge des BaronS die Erklärung. Dann übergab Emmering die unwiderstehliche Waffe, den Brief, in mela) der Advokat seinem Klienten den befriedigenden Erfolg st' ZurBelehrung" der gefährlichen Zeugen unternommen Mission berichtete. Ohne seine höfliche Abschiedsverbeug erwidert zu sehen, begab fich der Sieger mit der erober Beute auf den Rückzug. Aber Emmering hatte die Braut noch nicht, Was versteht so ein Mann der Paragraphen von t, herzen l Er wollte hin zu der Geliebten!%; klären, wie er nur durch de» Schein seine, ihre»-WO Ehre habe retten können. Er wollte sie erinnern an Schwur unwandelbarer Treue, an die Seligkeit ihre» Liebesglückes. Er wollte an das Rechtlichkeitsgefüm Vaters appelliren auf die Mitgift verzichten! TV, die er so hoher Opfer werth gehalten, konnte sich rriqr Buchstaben wegen von einem Herzen reißen, dem'h* ewe* mehr galt, als alle Mitgiften der Welt! Du Wollbaron! Du hast zu früh triumphirt, so leicht laß kem Recht der Liebe beugen, keine Braut erjagen!" 7��, Der Anwalt stürzte fich hastig in seinen rannte fast den neugrerig am Schlüsselloch Schrerber über den Haufen, und ließ sich durchMi* mittelst eines entsprechenden Trinkgeldes willfährig geM Rosselenker im Fluge an das Haus seines Glücks unv Hoffnung fahren. (Schluß folgt.)