daS Deutsche Reich ", folgende Vorschläge; 1) Stärkung der wirthschaftlichen und sonstigen Lage der Ostprovinzen um jeden Preis. 2) Bei Beamten energisches Vorgeben gegen alle PolontstrungStendenzen. 3) Anstellung der polnischen Beamten in rein deutschen Gegenden und Heranziehung deutscher Beamten nach Posen und Westpreußen. — Die„Magd. Ztg.", welche in einem Leitartikel den Beweis zu erbringen sucht, daß die Agitation der Polen wirklich gefahrbringend für das Deutsche Reich resp. Preußen geworden ist, bemerkt zu den Vorschlägen: „Ob freilich die Ausführung dies.r vier Vorschläge allein den polnischen Einfluß im deutschen Osten brechen kann, ist doch zu bezweifeln. Jedenfalls ist dringend nöthig, daß die 750 000 Deutschen in Posen und die 950000 Deutschen in Westpreußen gegenüber der polnischen Agitation einen größeren Zusammenhall und einen größeren Widerstand zeigen, als bisher, zumal das Sprachgebiet der Deutschen in diesen Provinzen kein kompaktes, sondern cm recht zer- riffenes ist. Den polnischen Vereinen müssen vor Allem deutsche nationale Vereine gegenüber gestellt werden. Dringend nöthig ist die Errichtung eines deutschen Volks« bibliothekenvereins, der mit verhältnißmaßig geringen Mitteln Großes leisten kann. Ferner sollte ein Bund deutscher Bürger und Bauern das gesammte Deutschthum der wichtigen Ost- marken zu gemeinsamer Abwehr zusammenfaffen. Auf alle Fälle aber muß das weitere Umstchgreifen des polnischen Elementes in Posen und Westpreußen verhütet werden."— Den Namen des Verfaffers der Brochüre nennt das Blatt nicht.— Unserer Anficht nach find die Bestrebungen der Polen , fich ihre Mutter- spräche zu erhalten, resp. dieselbe auszubreiten, dem Deutschen Reiche weniger gefährlich, gefährlicher sind Bedürfnißlofigkeit und Unwissenheit, die leider vielfach vom polnischen Klerus ge« hegt und gepflegt werden. Diese beiden Fattoren verhindern das polnisch sprechende Volk fich aus seiner geistig sowohl, als vhyfisch schlechten Lage emporzuheben und Theil zu nehmen an wahrhaften Kulturbestrebungen. Soll etwas in dieser Sache geschehen, sollen Unwissenhett und Bedürfnißlofigkeit beseitigt werden, so ist dazu vor Allem erforderlich, daß das polnische Volk die nöthige Aufklärung erhält. Geschieht das, so wird es fich schon den Einflüffen des Klerus zu entziehen wissen und zu gleicher Zeit auch dahin streben, seine materielle Lage zu verbessern. Nur„geistige Proletarier" marschirm der„Nordd. Allg. Ztg." zufolge an der Spitze der sozialdemokratischen Be« wegung. Das offiziöse Organ bringt nämlich in seiner Donnerstags-Nummer einen Lettartikel, in welchem es u. A. heißt: „In Genf wurde bekanntlich im Jahre 1866 ein Kongreß der rothen Jntematiole abgehalten. Bei dieser Gelegenheit be» schäftigte man fich, trotzdem Marx und Engels damals schon lange die geisttgen Nährväter des internationalen KommuniS« mus waren und trotzdem Laffalle die Propaganda der Sozial« demokratie in Deutschland eingeleitet hatte, allen Ernstes mit der Prinzipienfrage, ob die„Proletarier von der Feder" unter die„Arbeiter" zu rechnen und demgemäß zur sozialisttsch- kommunistischen Sache zuzulassen resp. dafür zu gewinnen seien. Heute wird es Manchem etwaS merkwürdig erscheinen, daß da« mals diese Frage überhaupt noch für der Erörterung Werth ge« halten wurde. Diese Zulassung resp. Gewinnung der„Prole- tarier von der Feder" hatte damals noch ernsthafte Gegner und die Vertreier Frankreichs z. B. plaidirten mit allem Eifer dagegen, Nichtarbetter zu der„Arbcitersache" heranzuziehen; während die Vertreter Deutschlands fich in umgehrtem Sinne aussprachen, in welchem dann auch resolvirt wurde. Demgemäß sehen wir auch— wir gehen im Folgenden nur auf Deutschland ein— überall „geistige Proletarier" an der Spitze der sozialdemo« statischen Bewegung marschiren, und es ist nicht uninteressant, auS den amtlichen Attenstücken des Reichstags zu konstatiren, welchem Stande, doch wohl ihrer eigenen Angabe nach, die derzeitigen sozialdemokratischen Reichstagsabgeordncten zuge« rechnet werden wollen. Wir finden da: 4 Schriftsteller(Frohme, Hasenclever, Kayser, v. Vollmar), 1 Redakteur und Schriftsteller(Bios), 1 Schriftsteller und Chefredakteur(Geiser), 1 Redakteur(Auer), 1 Journalist(Liebknecht), 1 KammergerichtSreferendar a.D.(Viereck, der bekannt« lich mehrfacher Redakteur ist), 1 Buchdruckereibesitzer(Dietz), 1 Sattler iKräcker, der es inzwischen zum Buchdruckereibefitzer gebracht haben will), 1 Korrektor(Grillenderger), 1 Expedient (Wiemer, im PbillipS'schen Handbuch so bezeichnet). Von den 24 derzeitigen sozialdemokratischen Reichstags« abgeordneten gehört also die absolute Majorität(13) dem „Proletariat von der Feder" in der direktesten Weise an; dieses Verhältniß gestaltet fich aber noch stärker, denn eS müssen femer dahin gerechnet werden: 1 Stadtverordneter(Heine), 1 Lehrer(Sador) und 1 Kaufmann und Stadtverordneter(Singer). Nach den von den Herren selbstgewählten Standesbezeich- nungen gehören also genau zwei Drittel der Fraktion dem „Proletariate von der Feder"(im weiteren Sinne) an! Dem steht nun folgende Minorität gegenüber: 1 Drechslermeister(Bebel), 1 Schuhmachermeister(Bock), Sie bemerkte nicht die junge Engländerin, welche durch die Spalte der angelehnten Thür sie mit schwer zu beschrei- b ender Eisersucht beobachtete, und wie die hellen Freuden- thränen ihr über die zarten, eingefallenen Wangen rollten; sie sah nicht, daß Elliot, dessen düsteres Gesicht sich aufge- klärt hatte, mit einem Ausdruck der Zufriedenheit auf sie niederschaute; sie sah nicht, daß ihr Onkel sich abwendete, um eine gewaltige innere Bewegung niederzukämpfen, noch weniger aber entdeckte sie, daß in der äußern Erscheinung Holmsten's, den sie zwar nur flüchtig, aber herzlich be« grüßt hatte, eine so auffallende Veränderung vor sich ge- 9an0a3erseI6e hatte in der Zeit, in welcher sie ihn nicht ge- sehen, trotzdem seine muskulöse Gestalt noch immer an die alten nordischen Helden erinnerte, zum Erschrecken gealtert, und beugte sich förmlich unter der Last der Jahre. Der hettere, zuweilen schwärmerische Ausdruck, der einst seinem stattlichen Aeußern so viel Reiz verlieh, war verschwunden. Dafür irrten aus seinm tief eingesunkenen Augen jene unheimlichen unstäten Blitze umher, vor welchen derjenige, de» sie trafen, unwillkürlich eine nicht leicht zu besiegende Scheu empfand. Auf Hertha, die in dem Kinde ihr ganzes Lebensglück uud neue Zugendkraft gefunden zu haben schien, starrte er hin, als sei sie seine Richterin gewesen, die gekommen, um ihre Schwester von ihm zu fordern, und jedes Wort der Liebe, welches sie an den"Knaben richtete, drang wie ein bitterer, mit Gift gettänkter Stachel in seine Brust. Endlich schlug sie ihre schönen blauen Augen mtt weh- müthigem Ernst zu ihm auf. Holmsten erblerchte, es waren die Augen seiner bitter getäuschten Gattin, die in der Wüste ihren schrecklichen Untergang gefunden. Als sie dann aber die Lippen öffnete, da glaubte er, daß sich denselben nur eine schreckliche An- klage entwinden könne. Doch kein Vorwurf, kerne Klage traf rhu. Aber eine innige Theilnahme breitete sich über Hertha's Züge aus, als sie die große Veränderung an ihrem Schwager ent« be4tewatm« Erich," sagte sie traurig und mild, indem sie 1 Spezereihändler(Harm), 1 Materialwaarenhändler(Pfann« kuch, soviel wir wissen jetzt Ziaarrenhändler), 1 Lederhändler (Schumacher), 1 Gärtner(Stolle, wie wir glauben gleichzeitig Gastwittb), 1 Bildhauer(Rödiger) und endlich 1 Zigarren« arbciter(Meister). Die„wcrkthätige" Minorität der Fraktton bilden also: 2 Meister, 4 Händler, 1 Bildhauer und 1 Ardeiter. Es ergiedt fich daher nach dieser Klasfifikation, daß die sozialdemokratische Frattion z. Z. fich zusammensetzt: ,-Proletariat von der Feder"'.. 16 Meister und Händler.... 6 Arbeitendes Volk...... 2 Wenn nun daS„Proletariat von der Feder" in der Elite der fich als Repräsentanz deS„werktbätiaen Volks" aufspielen- den Sozialdemokratie so überwiegend stark vertteten ist und jederzeit war, so muß das eine Ursache haben— und Laffalle selbst hat eS übernommen, uns über dieselbe aufzuklären, und zwar bcmerkenswerther Weise schon in der zweiten großen Agitationsrede, die er überhaupt öffentlich hielt. Seine erste derartige Rede hatte Lassalle in Leipzig im April 1863 gehalten und darin das„eherne Lohngesetz"— d. h. in der von ihm zugestutzten agitatorischen Gestaltung desselben— pro- klamirt; einen Monat später sprach er zu Frankfurt a. M.. und nachdem er dort die Proklamimng des„ehernen Lohngesetzes" wiederholt hatte, sagte er den Arbeitern: „Ihr deutschen Arbeiter seid merkwürdige Leute: vor fran« zöfischen und englischen Arbeitern, da müßte man plaidtten, wie man ihrer traurigen Lage abhelfen könne, Euch aber muß man erst noch beweisen, daß Ihr in einer traurigen Lage seid. So lange Ihr nur ein Stück schlechte Wurst habt und ein Glas Bier, merkt Ihr daS garnicht und wißt garnicht, daß Euch was fehlt. Das kommt von Eurer verdammten Bedürf« nißlofigkeit." Das ist nun so recht die Aufgabe des„Proletariates von der Feder" innerhalb der Sozialdemokratie geworden, den deutschen Arbeitern ihre„traurige Lage erst noch beweisen zu müssen" und sie über ihre„verdammte Bedürfnißlofigkeit" auf« zuklären. Lassalle war das Prototyp eines aufwregleri« schen Agitators, und das„Proletariat von der Feder" hat fich ihn, wenn er auch gerade ihm schon lange nicht mehr „entschieden" genug gewesen ist, zum Vorbilde genommen und befindet fich in Won und Echnft immer noch bis auf den heutigen Tag bei diesem„Beweise". Darum ist auch gerade dieses Proletariat in der Elite der Partei so zahlreich, und well der fortgesetzte„Beweis" zunächst auch eine„Magenfrage" für dieses„Proletariat von der Feder" bildet, rst das„werk- thätige Volk" auf eine so verschwindende Minorität in der „Fraktton" reduzirt.---- Am Schlüsse des ArttkelS beißt eS dann: Wenn man aber im Anschluß an die neuesten Konflikte Viereck kontra Vollmar-Echönlank, Frohme kontra Bebel« Sabor x. sc. der„Elbs. Ztg." auS München schrieb, man könne dort in sozialdemokratischen Parteikreisen vielfach die Aeußerung hören:„Wir haben zu viel Literaten und Doktoren in der Partei", dann deutet daS darauf hin, daß man in den wirk- lichen Arbeiterschichten anfange, über die ihnen gewidmete Thätigkeit des„Proletattats von der Feder" sich„Gedanken" zu machen. DaS ist jedenfalls ein zu registrirender Fort- schritt zum Besseren, und die wirklichen Ar« b e i t e r werden nur nöthig haben, fich von der gerade für fie am verhängnißvollsten Führung durch jeneS„Proletanat von der Feder" zu emanzipiren, um für die wirklichen Arbeiter» forderungen weitgehendstes Entgegenkomme« auf allen Seiten zu finden. *** Eine im Wesentlichen recht zutreffende Abfertigung wird dem Pindter'schen Blatte in der„Bolksztg." zu Theil. Die- selbe erwidert auf diesen Arttkel folgendes: „So lange hat die herrschende Reaktion ihren Pferdefuß nicht so deullich herausgesteckt, wie in diesem Artikel der„Nord- deutschen Allgemeinen Zeitung", dessen Ursprung wir nicht an« stehen können, in hohe Regionen zu verlegen, wenn wir nicht einigermaßen dadurch stutzig gemacht würden, daß„der geist- reiche GutSnachbar" Lassalle(Fürst Bismarck nannte seinerzeit Ferdinand Laffalle einen geistreichen GutSnachbar. Die Red. des„Berk. Volksblatt") darin als„Prototyp eines aufwiegle- rischen Agitators" figurirt. Wie dem aber immer sei, dieser Artikel erweist sich als Bein vom Bein und Blut vom Blut des gegenwärtigen Regierungssystems, indem er der sozialdemo- kratischen Partei„für die wirklichen Arbeiterforderungen weit- gehendstes Entgegenkommen auf allen Seiten" anbietet, wenn die„wirklichen Arbeiter" fich von der gerade für fie verhängnißvollen Führung durch das„Proletariat von der Feder" emanzipiren wollten. Dem mit der offiziösen Sprach- weise weniger vertrauten Leser müssen wir zunächst sagen, daß unter dem geschmackvollen Ausdruck„Pro- letanat von der Feder" zu verstehen ist„Programm der politischen Freiheit". Die„Nordd. Allg. Zeitung" will den Arbeitern ein Linsengencht anbieten für ihr politisches Erstgeburtsrecht und da eS der Regierung wie ihrer Presse vollkommen unbegreiflich ist, weshalb die arbeitenden ihm die Hand über den auf ihrem Schooße sitzenden Knaben darreichte;„armer Erich, Du mußt viel, sehr viel gelitten haben; der Kummer hat Dich entstellt, und kaum wage ich Dich zu bitten, mir den Knaben einige Tage zu lassen." Auf so viel Milde und Güte war Holmsten nicht vor- bereitet. Er hatte nur Fragen nach der TodeSart und den letzten Stunden seiner Gattin erwartet, und ein Märchen ersonnen, um deren Flucht, die ja vor Hertha nicht geheim bleiben konnte, zu erklären. Der Ausdruck des aufrichtigsten Mitgefühls wurde aber zu viel für sein verhärtete« Gemüth. Eine Weile stand er�sprachloS da, seine Lippen bebten, und Todtenblässe bedeckte seine Züge, indem die Bilder seiner Gattin, seines Kindes und die drohende Gestalt des erschlagenen Rynold« vor seiner Seele vorüberzogen. Auch Elliot ergriff ein jäher Schrecken, als er den Ge- nossen so dastehen sah, bereit, wie es schien, unter dem Druck der auf ihn einstürmenden Gefühle, da« Gewebe von Falschheit vor Hertha aufzudeck-m, und nicht nur sich selbst der langersehnten Erbschaft zu berauben, sondern auch durch das offene Geständniß eine unübersteigliche Scheidewand zwischen ihn und Hertha zu ziehen. Hertha dagegen nahm Holmsten's Schweigen für ein Zei- che« des neuerwachten Schmerzes, und mtt edler, zarter Weib- lichkeit suchte sie den Kummer zu mildern, der, wie sie nicht anders erwarten konnte, durch ihren Anblick mit doppelter Gewalt wachgerufen worden war. „Tröste Dich," sagte fie mit rührender Theilnahme, in- dem sie aufstand und Holmsten den Knaben w die Arme legte,„tröste Dich und blicke auf de« Engel hier, den sie uns zurückgelassen hat. Ich nehme meine Bitte ja gern zurück und will e« Deiner Freundlichkeit und Güte an- heimstellen, mir ihn von Zeit zu Zett zu bringen und auS seinem Anblick auch mich Trost für de« unersetzlichm Verlust schöpfen zu lassen." Als fie Holmsten da« Kind darreichte, wurde dieser so verwirrt, daß e« seinem unsicher« Griff beinahe entschlüpft wäre. Ein schwacher Aufschrei von der Thür her, welchen Elliot mit einem furchtbar drohenden Blick, Hertha dagegen der vermeintlichen Pflegemutter mit ihrem Klassen auf diesen angenehmen Tusch nicht eingeben wollen— obgleich es thatsächlich so begreiflich ist, wie das Einmaleins— so wird denn, halb in gutem, halb in schlechtem Glauben, in dem„Proletanat von der Feder" ein Popanz hergestellt, welchem die widerspenstigsten Mucken der Ardeiter als eigent- lichem Sündenbock aufgeladen werden sollen. Allerdings schreibt die„N. A. Z." diesem Popanz gleich einen Steckbrief, damit der Leser ihn ja in handgreiflicher Nähe habe. Aber dieser Steckbrief setzt fich nur aus zwei oder drei allerliebsten Humbugs zusammen. Zunächst erwähnt daS freiwillig aouvernementale Blatt, auf dem Genfer Kongreß der Jntcmattonalen im Jahre 1866 hätten die französischen Ar- beiter bereits die„Prinzipienfrage" aufgeworfen, ob die „Proletarier von der Feder" unter die„Arbetter" zu rechnen seren, und mit wahrhaft rührender Sorgfalt zweifelt es daran, daß die namentlich auf Betreiben der deut« schen Arbeiter erfolgte Ablehnung des franzöfischen Antrags „für die sozialrevolutionäre Propaganda ersprießlich" gewesen sei. Allein die„N. A. Z." mag fich demhigen, denn wir können ihr einen Wink geben, wie fich der begangene Fehler wieder gut machen läßt. Auf dem Genfer Kongreß Handelle es fich bei jenem Antrage nämlich gar nicht um eine„Prin- zipienfrage"; die franzöfischen Arbetter würden fich mit Auf- werfung einer solchen einfach lächerlich gemacht haben, denn in der franzöfischen Arbetterbewegung spielt daS„Proletariat von der Feder"— man braucht nur an Baboeuf, St. Simon, Fourier, Enfantin, Louis Blanc , Proudhon , Barbös, Blanqui und hundert andere zu denken!— eine ungleich größere Rolle, als es jemals in der deutschen oder englischen Arbeiterbewegung gespielt hat. Die französischen Arbetter warfen in Genf viel« mehr eine Opportunitätssrage auf, zu welcher fie dadurch ver- anlaßt waren, daß fich allerlei verdächtiges Polizei- gesindeldes zweiten Kaiserreichs als„traraü- lenre de la töte" in die Arbeiterreihen einzuschmuggeln suchte, und der Anttag wurde namentlich auf den Widerspruch der deutschen Arbetter abgelehnt, weil die letzteren fürchteten, daß die Opportunitätssrage, in welcher fie ganz mtt ihren fran- zöfischen Kameraden überemstimmten, fälschlrcher Weise als Prtn« zipienfrage aufgefaßt und als banaustfcher BildungShaß aus- gelegt werden könnte, von dem die franzöfischen Arbetter wieder sich so frei wußten, wie die deutschen. Indessen— Roth lehrt beten, und wenn die„Nordd. Allg. Ztg." jetzt dm franzö- sischen Anttag in seinem eigmtlichen Emn an die deutschen Arbeiter dringen wollte, wer weiß, ob fie nicht„Ersprießliches" erreicht? Ihr zweiter Humbug besteht darin, daß fie in spatten- langer Rechnerei herausbringt, unter den 24 sozialdemokratischen Abgeordnetm sei nur 1 Arbeiter und 23 gehörten in engerem oder weiterem Sinne dem„Proletariat der Feder" an. Sie erreicht dieses Ziel, indem fie aus verschiedenm Parlamente- rischen Handbüchern die EtandeSbezeichnungen zusammenklaubt, welche fich die sozialdemokratischen Abgeordnetm gegeben haben, selbstverständlich ein ganz lächerliches Beginnen, denn abgesehen von dm wenigm Schriftstellern von Beruf, die sich unrer oer sozialdemokratischen Reichstagsfraktion befinden, bleibt ein Arbeiter seiner Klassenlage nach dann Ar- beiter, wenn er im Austrage und Dienst seiner Partei stall mit Hobel oder Pfriem mit der Feder arbeitet. Ins« besondere wird ihm die Arbeit mit der Feder nicht besser berechnet, als die Arbeit mit Hobel und Pfriem, womll denn auch gleich der dritte Humbug der„N. A. Ztg." beseitigt ist, die böswillige Anspielung auf die„Magenfrage", um welche es fich für das„Proletariat von der Feder" handeln soll. Das freiwillig gouvemementale Blatt kann sich auch hier be- ruhigen; das„Proletariat von der Feder" lebt wirklich m ganz proletarischer Weise; herrlich und in Freuden schmaust nur das „Lumpenproletariat von der Feder" am Tische deS Welfenfonds. Doch genug! Solche Ar« tilel der Reaierungspreffe find nicht gefährlich, aber wohl be« zeichnend. Nicht gefährlich, dmn das Sozialistengesetz hat seinen Urhebern auch darin gehörig in die Finger geschnitten, daß es den Arbeitem den Werth der politischen Freiheit gndlich eingepaukt hat und daß solche Ausschreitungen, wie rengen von Versammlungen und Aehnliches, das Herz der Reaktion nimmer erfreuen werden. Wohl aber bezeichnend, denn in dem Bemühen, wieder eine„Partei der scbwieligen Faust" zu bilden, wandelt die Presse der Regierung nun dieselben Pfade, welche vor ihr mit immerhin noch größerenr'demagogischen Geschick, aber mtt gleich geringem Erfolge, vie Presse der ehrenwerthen Gentlemen— Hasselmann und Most gewandelt ist. Der Termin für die„Wahlen" zum preußische» Abgeordnetenhause soll nunmehr festgesetzt sein und sollen — wie die„Lib. Korresp." wissen will— die Wahlmänncr am 6., die Abgeordneten am 12. November„gewählt" werden- Die„Magdeb. Ztg." fügt noch hinzu:„Es scheint, daß die Festsetzung dieses ziemlich späten Termins durch den Wunsch, vorher noch die Generalsynode tagen zu lassen, beeinflußt worden ist." In Sachen der Karolinen -Jnsel« erhält die„Voss- Ztg." aus Madrid folgendes Telegramm: Die spanische Noll rekapitultrt die Gründe, auf die fich Spanien ? Ansprüche am süßesten Lächeln lohnte, brachte ihn indessen wieder zur Besinnung. Seine Züge erhielten allmälig eine« ruhigen, überlegenden Ausdruck, der ihn so selte» verließ, und indem er den sich sträubenden Knaben dichter zu sich heranzog, drückte er einen Kuß auf seine rothe« Lippen. „Was wir verloren haben, kann uns durch nicht« er« setzt werden," sagte er dann, seine Augen, um dem un« schuldsvollen Blick Hertha'« nicht zu begegnen, starr auf daS Kind heftend-„der Knabe gereicht mir zum Trost, aber auch Du sollst diese« Trostes nicht entbehren. Hertha, ich trenne mich schwer von diesem Knaben," fuhr er mit unsicherer Stimme fort, in welche etwa« Herzlichkeit zu legen er sich vergeblich bemühte,„aber ich verspreche Dir, an dem Tags, an welchem Du meinem Freund Elliot, dem einzigen Men« schen auf dieser Welt, dessen väterlicher Fürsorge ich mern Kind anvertrauen möchte, Deine Hano vor dem Altar zuw Bunde für'« ganze Leben reichst, an demselben Tage lege ich dieses heilige Vermächtniß in Deine Arme und rufe Dir zut Sei ihm Mutter." Bei diesen Worten hatte Jansen sich abgewendet, um gleich Elliot zu beobachten, welchen Eindruck das Versprechen aus Hertha ausüben würde. Ersterer war erfüllt von einer un« bestimmten Besorgniß, während der Kommandant nur zu rechnen wünschte, wie nahe oder wie weit entfernt er noch von seinem Ziele sei. Beide gewahrten, daß Hertha erbleichte, und Beide« entging nicht, daß sie sich nur deshalb niedersetzte, weil ihre Füße ihr den Dienst zu versagen drohten. „Schweigen wir davon, lieber Schwager," sagtest' fast tonlos, ihre Blicke starr auf die Erde heftend;„dll Lage, in welcher ich mich hier befinde, ist wj* noch zu neu, zu ungewohnt und zu weit verschieb» von der, in welche zu gelangen ich erwartete, als daß � immerwährend daran erinnert werden möchte. Gön» mir Zeit— und dann— find ja auch noch Bedt« gungen zu erfüllen, von welchen meine Entscheid»»? abhängt." (Fortsetzung folgt.) m
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