nämlich wird hinter dem Neger nur das Profil eines Jünglingsstchtbar. Er bebt eine Schale an seine schlürfenden Lippen, undder Pupurwem im Glase wirft einen funkelnden Schein aufdas emporaestrcckte Kinn nnd die wacker arbeitende Gurgel.Zeigt der Bachantenzug eine tolle Komödie, so ergreift unSauf dem Andromedagemälde tragisches Mitleid. Das schöne,nackte Weib steht vor uns auf einem Felsenvorsprung. Nur dieHände find an einer überhangenden Klippe angeschmiedet.Thronen rinnen aus den hilfcflehend zur furchtbaren Fessel em-vorgerichteten Augen und ein wilder Schmer» umschattet dasliebliche, von so vielen Rubensbildern wohlbekannte Antlitz.Die Gestalt ist völlig nackt und nur der blonde Reichthum derwehenden Haare scheint den Höhenwind überreden zu wollen,die Jungfrau vor Frost und vor Scham zu schützen. Auf derfern in Staub und Dunst zerfließenden Gebirgslandschaft er-kennt man nur mühsam den gräulichen Drachenkopf des Wäch-ters und viel weiter hinten kommt ein Reiter in rasendemGalopp dahergesprengt. Es ist Perseus. Wird er das Unge-Heuer tödten und die Jungfrau befteien? Die Mythe sagt:ja! Aber auch das Bild läßt uns nicht im Ungewissen überdas tröstende Schicksal. Denn über dem Haupt des Mädchens,mit der Fackel vorweisend, schwebt in freundlicher Geschäftigkeitder kleine Gott der Liebe. Der wird helfen! In demselbenRubenssaale hängt, gleichfalls aus Blenheim neu erworden,das Portrait eines bleichen schwarzgekleideten Jünglings, welchesauf Papier gemalt und dann auf Eichenhol, geklebt ist.Auch die italrenische Abtheilung der Berliner Galerie ist vonBlenheim aus um ein schönes Befitzthum reicher geworden.Es ist ein Frauenportrait des Fra Sebastians del Piombo(Luciani) und stellt fich ebenbürtig jenem anderen an die Seite,welches das Städel'sche Museum in Frankfurt von diesemfarbenprächtigen Vmetianer, einem Schüler Giorgione's aufbe-wahrt. Man steht am offenen Fenster fitzend, aber die schönendunkeln Augen und den herrlichen bloßen Hals dem Zimmerund uns zugewendet, ein brünettes Mädchen. Mit den schlank-gespannten Fingem der Rechten hält fie den reichen Pelzbrämdes Scharlachumhangs fest, der eben leicht von der rundenSchuster gleiten will, in der Linken hängt ein Körbchen mitBlumen. Der Schönheitsstnn des Leonardi'schen Zeitaltersspricht auch aus dieser aristokratisch feinen Gestalt, die zu idealgehalten ist, um auS der Charasteristik auf das Urbild schließenzu können. Ehedem schrieb man das Bild keinem Geringerenals Raphael zu und glaubte seine Geliebte Fomarina vor fichzu haben. Waagen aber scheint endgiltig nachgewiesen zuhaben, daß Sebastiano der Urheber ist, der es etwa 1511 geschaffen haben mag. An dem Blumenkörbchen will man aufdem vorzüglich erhaltenen Gemäloe die heilige Dorothea er-kennen, jenes kappadocische Mädchen, von welchem GottfriedKeller die holde Legende zu fabuliren weiß.Amerikanische Bankdiebe in Sicht. Bei Gelegenheitder Recherchen nach den des Diebstahls in der HamburgerReichshauptbankstelle verdächtigen berüchtigten BankdiebenBaker, Flynn und Burnes ist auch die interessante Thatsachezur Sprache gekommen, daß zur Zeit fast alle der bedeutenderenamerikanischen Bankdiebe, sogenannte sneak thieves sich inEuropa aufhalten, um hier wahrscheinlich für längere Zeit ihrSpiel zu treiben. Ueber die Methoden, welche fie bei ihrenDiebstählen anwenden, wird aus Amerika von sachkundigerSeite folgendes mitgetheilt: Soll eine Bank durch Schleich-diebe beraubt werden, so find in der Regel vier der letzterendaran bethciligt, von denen eigentlich nur einer, der sogenannte(sneak) Schlerchdieb ist. Das Terrain ist schon mehrere Tagevorher von einem Helfer, welcher auch den Plan zur Aus-sührung gemacht und ausgelegt hat, besichtigt worden. Einderartiger Raub wird jedesmal zu einer Stunde des Tagesausgeführt, von der man weiß, daß verhältnißmäßig wenigBankpersonal im Bankbureau ist. Drei der Diebe, gewöhnlichin modernster Kleidung, suchen die Aufmerksamkeit des Kassen-beamtet, und der anderen anwesenden Beamten unter irgendeinem Borwande Idiese sind natürlich unzählig) in Anspruch zunehmen, während der vierte diese Gelegenheit wahrnimmt, fichunbemerkt einzuschleichen weiß und hinter dem Rücken der sichunterhaltenden Bankbeamten den Drcbstabl mit unglaublicherGeschwindigkeit ausführt. Es ist besonders auch auf solcheAcht zu geben, welche versuchen, fich in einer ihnen fremdenSprache verständlich zu machen und in irgend einer Sprachegebrochen reden. Die amerikanischen Diebe, die fich zur Zcttu, Europa aufhalten, sprechen außer der englischen keineSprache, versuchen aber, wie dies bei dem HamburgerRaub der Fall war, fich der deutschen beziehungsweise statt«zöfischen Sprache zu bedienen, in welcher fie gewöhnlicheinige wenige dem Zwecke entsprechende Redensarten einstudirthaben.— Es ist nöthig, fich in Acht zu nehmen, wenn einer,welcher vorgiebt, Amerikaner oder Engländer zu sein, miteinem verstegelten Packet, angeblich Wertpapiere enthaltend,vor einen der Bankbeamten tiitt mit der Bitte, diese„Werth-papiere" gegen Entschädigung für ihn bis zu seiner Abreisesicher aufzubewahren.— Gewöhnlich find in demselben Mo-mente noch drei andere„Fremde" im Bankbureau. Es ist auchGefahr vorhanden, wenn ein solcher in das Banlbureau eintrittund die Meldung macht, eine„Dame" sei vorgefahren, geradeals er in das Gebäude getreten sei, welche ihn im Vorbei-gehen gebeten habe, zu melden, daß fie den einen oder andernBeamten bezüglich eines Bankgeschäfts zu sehen wünsche. Diesesgeschieht, wenn mehr Beamte in der Bank find, als durch dieDiebe für die kurze Zeit der Ausführung des Raubes beschäf«tigt werden können. Zum Schutze der Bankboten(Bank-mesaengers), welche, wie in Amerika der Fall, täglich von einerzur anderen Bank gehen, um die auf ihrer Bank deponirten,auf andere Banken gezogene Wechsel auf der letzteren einlösenund sehr oft viel baares Geld bei sich tragen müssen, sei nocherwähnt, daß hier folgende Dicbsmcthode ost und erfolgreichAnwendung fand: Steht ein Bankbote vor dem Bankbeamtenund löst seine Wechsel gegen Geld ein, so legt ersterer ge-wöhnlich sein Geld oder Brieftasche oder auch Geldbeutel nebensich, hält dieselbe auch wohl zur Sicherheit mit einer Hand fest.Der Dieb, welcher hinter ihm steht, hat gesehen, welche ArtKassenscheine der Beamte ausgegeben hat, und läßt, währendder Bote sein Geld zählt, einen Kassenschein in demselbenWerthe, wie von der Bank ausgegeben, den er auS seinereigenen Tasche genommen, neben diesen auf den Boden fallen,klopft dann den Boten auf die Schulter, sagt ihm, daß da einSchein läge, welcher ihm gehören müsse, und fast jedesmalwird fich der nichtsahnende Bote bücken, den Schein aufzu-heben, für den Moment seine Brieftasche vergessend, welcheinzwischen abhanden kommt und durch Helfer und Helfershelferin Sicherheit gebracht wird.Eine kleine Französin im Alter von 12 Jahren staf,wie die„Staatsb.<Ztg." berichtet, Sonnabend Abend, auSEüdstankreich kommend, auf dem Bahnhof Friedrichstraße inBerlin ohne jedwede BeglcitrWlg ein. Das hübsche, muntereKind, welches durch die lange Reise etwas oerangirt aussahund kein Wort Deutsch sprach, führte außer dem nöthigenReisegelde, einem Zehtpfennig und etwaS Kuchen in einemHandlorbe, sonst keine weiteren Reiseeffetten mit fick. DieKleine besaß nur noch einen Brief, der in stanzöstscher Spracheihre Reiseroute angab; dieselbe sollte von Berlin über Breslaunach Krakau gehen, wo die Kleine in einer Familie als Ge-spielin der Kinder, mit denen sie französtsch konverfiren soll,Aufnahme findet. Als die junge Reisende den Zug verlassenhatte und mit ihrem Körbchen am Arm ganz verlassen mittenunter fremden Menschen auf dem Perron stand, fing fie plötz-lich bitterlich zu weinen an; doch erhetterte fich ihr Gefichtchenbald wieder, als einige französisch redende Damen fich ihrertheilnahmevoll annahmen. Dreselben losten dem Kinde einBillet und empfahlen es zu weiterem Schutze emem Schaffnerdes Breslauer Zuges.r. Ihr hat ein schöner Stern gestrahlt! Es war amletzten Dienstag Mittag, als eines jener bekannten Mustkanten-pärchen die geräumigen Höfe heimsuchte, durch welche fich dieGrundstücke der südlichen Manannenstraße auszeichnen. Eswar ein blinder Harmonikaspieler, der von einer Frauenspersongeführt wurde, welche ein Tuch so tief über das Gesicht ge-zogen hatte, daß man etwas Näheres über ihr Alter und Ge-ficht unmöglich erfahren konnte. Im hellen Sonnenscheinnahmen die Beiden Aufstellung und nachdem der blinde Spiel-mann die Töne irgend einer Tanzweise auf seinem Instrumentzum Besten gegeben, begann seine Begleiterin mit voller, wohl-tönender Frauenstimme das bekannte Lied zu fingen mit demRefrain von den Strahlen des goldenen Sterns. Der rechthübsch vorgetragene Gesang hatte zahlreiche Zuhörer an alleFenster gelockt und reichlich flogen die eingewickelten Geld-spenden hernieder, die von den anwesenden Kindern aufgehobenund dem Blinden übergeben wurden. Nur einer von derkleinen Schaar, ein munterer, etwa fünfjähriger Junge, standunbeweglich vor der Sängerin, die Hände auf dem Rücken undgab sich Mühe, unter das weit vornüber gezogene Kopftuchder Sängerin zu blicken. Plötzlich leuchteten seine klugenAugen auf und fort lief er zu seinem Papa, einem in demHause wohnenden Schneidermeister, der zahlreiche jungeMädchen heschäftigt, und theilte ihm die wichtige Eni-dcckung mit, daß die Frau da unten, die so hübschfingt, unsere Mary ist!'— Der Schneidermeister über-zeugte fich bald von der Richtigkest dieser Entdeckung.— Maryhatte Jahre lang bei ihm gearbeitet, hatte dann vor einemJahre mrt einem jungen Manne einen gemeinsamen Haushaltgegründet, in dem fie die Führung der Witthschaft übernahm;war dann von dem Manne verlassen worden und hatte sich soentschloffen, dem blinden Spielmann als Führerin zu dienen,der zwar Marys immer noch recht hübsches Gesicht nichtwürdigen kann, aber den Werth ihrer Stimme für sein Ge-schüft sehr wohl zu schätzen weiß. Man kann es begreifen,wenn die seltsame Blindenführerin besonders empfindungsvolldie Strophe fingt: Ihr hat ein schöner, goldener Etem ge-strahlt!r. Schwerbeladen schwankt der Wagen— allerdingsnicht der Korn- sondern der Möbelwagen und zwar auf allenChausseen und Wegen, die nach Berlin führen. Mit dem 15.September geht merstentheils die Saison des SommerwohnenSzu Ende und die zahlreichen Möbeltransporte bestätigen lediglichdies Faktum. Natürlich vollzieht fich ein solches Ereigniß, wiejeder Umzug, nicht ohne die entsorcchende Zahl von Unfällen.So lag denn auch im Chaussee-Graben hinter Treptow amDienstag Mittag ein mit seinem ganzen Inhalte umgestürzterMöbelwagen, der die Mobilien einiger ärmeren Familien ent-hielt, welche auf ärztliches Anrathen und mit Unterstützungenaus hiefigen Krankenkassen in Johannisthal gewohnt hatten,zur Erholung ihrer kranken Ernährer. Ist der durch die Un-geschicklichkeit des Kutschers angerichtete Schaden auch nichtbedeutend, so trifft er die unbemittelten Leute doch rechtschwer.Ist eine Schulvorsteherin berechtigt, von einer Schü-lerin einer höheren Lehranstalt zu verlangen, daß fie ihr Haarin Zöpfen flicht? Diese Frage fand fich dieser Tage in demFragetasten eines Bezirksveretns und erregte allgemeine Heiter-keit. Der Fragesteller faßte die Sache aber keineswegs scherz-Haft auf, sondern erläuterte die Frage dahin, daß er allerdingsfich in einer Nothlage befinde. Dreimal habe die betreffendeSchuloorsteherin ihm die Mittheilung zugehen lassen, daß fieoffenes Haar bei ihren Schülerinnen nicht dulde und dreimalhabe er bereits antworten müssen, daß seine Tochter von Naturkurzes, krauses Haar befitze, welches ein Flechten zu Zöpfen un«möglich mache. Leider konnte der Bezirksverein dem Vaterauch keinen Ausweg auS diesem Dilemma weisen, doch war mandarüber einig, daß eine Schulvorsteherin zu solcher Forderungbezüglich der Haartracht nicht berechtigt set.g. Die jüngsten Mittheilungen über den seitens derStadt beadfichtigten Ankauf der Dammmühlen geben zu einerheiteren Erinnerung über die seinerzeitige MehlprovuktionBerlins Veranlassung. Als noch die Dammmühlen in vollerprodukttver Thätigkcii waren, befanden sich außer dieser Mühlenoch mehrere Waffer- und Damofmühlen, sowie in nächsterUmgebung Berlins 72 Windmühlen, welche sämmtlich fast nurfür Berlin mahlten. Nach einer damaligen scherzhaften Ver-ficherung konsumirten die Berliner in jener Zeit alle 6 Wochenneben dem Mehl 2 ganze Mühlsteine, nach dem Vcrhältniß derTheile des Steines nämlich, die beim Mahlen mit aufgeriebenwerden und fich unter das Mehl mischen. Bei jeder einzelnenQuantität ist das ein unerkennbares Minimum; wenn aberdie Steine sämmtlicher Mühlen 6 Wochen lang gearbeitethatten, so war diejenige Quantität Steinmehl abgeneben, welchezwei Mühlsteine liefern können.Loutsenstädtisches Theater. Für die folgenden Tagefind, wie wir hören, folgende Opern auf dem Rcpettoir.Donnerstag, 17. d.: Zaar und Zimmermann mit Hm. Reineckevom Hoftheater zu Detmold als Bürgermeister„van Bett"und Frl. Schwarze als„Marie." Am Freitag findet eineWiederholung der beliebten Oper..Das Glöckchen des Eremiten"und am Sonnabend die erste Aufführung der Oper„Die lusti-gen Weiber von Windsor" statt.Poltzetbericht. Am 14. d. M. Mittags stürzte der Ar-bester Patema, als er sich nach seiner Landsbergerstraße Nr. 77belegenen Wohnung begeben wollte, anscheinend in Folge einesEchwindelanfalles von der zum ersten Stockwerk führendenTreppe in den Hausflur hinab, wo er bewußtlos liegen blieb.Da er fich nicht erholte und durch den Fall zwei dedeutendeVerletzungen am Kopf erlitten hatte, wurde er mittelst Kranken-wagens nach dem Krankenhause im Friednchshain gebracht.—An demselben Tage Abends fiel ein Schutzmann, als er inseiner Wohnung auf den Hängeboden steigen wollte, mit derLeiter um und erlitt dabei einen Bruch des linken Unterschenkels.— Am 15. d. M. Vormittags fiel der Arbeiter Grotge in derStraße An der Königsmauer plötzlich zur Erda und verstarbauf der Stelle, anscheinend in Folge eines Gehirnschlages.Die Leiche wurde nach dem Obduktionshause geschafft.—Um dieselbe Zeit machte ein unbekannter, etwa 25 Jahre alterMann im Thiergarten den Versuch, fich mittelst eines Terzerolszu erschießen, indem er fich eine Kugel in den Unterleib schoß.Er wurde nach der Chantü gebracht.— An demselben TageNachmittags wurde in der Spree hinter dem GrundstückKöpnickcrstraße 12 die Leiche eines etwa 35 Jahre alten unbe-kannten, gut gekleideten Mannes aufgefunden und nach demObduktionshause gebracht.— Zu derselben Zeit schlug einArbeiter ohne jede Veranlassung in die Scheiben der Eingangs-thür zu einem Schanklokal in der Bischofstraße. Er verletztefich dabei den linken Unterarm und die linke Hand derartig,daß er nach Anlegung eineS Notverbandes nach der Charitgebracht werden mußte.— Am Abend desselben Tages fiel derbei den städtischen Elektrizstäts-Werken, Marlgrafenstraße 44,beschäftigte Arbeiter Kuhnz beim Aufstellen von Maschinenaus einer Höhe von 2 Metern herab und erlitt dabei so schwereVerletzungen, daß er ebenfalls nach der Charit gebracht werdenmußte._Uerewe und Uersummlungemdk». Zur Lohnbewegung im Tapezirergewerbe fandam Montag Abend im Königstädtischcn Kasino eine öffentlicheTapezirerversammlung unter dem Vorsitze des Heim Sanderstatt, zu der fich auch eine Anzahl von Jnnungsmitgliederneingefunden hatte. Herr Nicolas referirte über den von derLoynkommisfion ausgearbeiteten Entwurf eines einheitlichenMinimal-Tarifs. Der Minimal- Stücklohntarif enthält nurdie Lohnsätze für die einfachste und gewöhnlichste Ausführungder im Tapczirergewerbebctriebe vorkommenden Arbeiten undsollen diese Sätze dm Stückarbeitern als Norm für das ffringste Maß ver zu stellendm Forderungen dienen. Ge'Hilfen, welche für fixen Lohn arbeitm, habenihre Arbeit so zu berechnen, daß fie einm geringen Preiszu-schlag fordern. Die Tarifpofitionen des Entwurfes scllen fürden Gehilfen von durchschnittlicher Leistungsfähigkeit einendurchschnittlichen Wochenverdienst von 24 bis 25 M. etmöfl*lichen. Als Minimalforderung für Zeitlohnarbeiter brachte derEntwurf 21 M. in Vorschlag. In der Diskussion, an der#besonders die Herren Seidel. Nicolas, Seile(Meister, früherJnnungsmitglied), Almar, Sander, Wildberger, Engel, Stau»dinger, Fricke, Otto, Klotz(Jnnungs- Meister) u. A. betbelli?'ten, wurde der Entwurf eingehend durchberathen und nmeinigen Aendeningen nahezu einstimmig angenommen, wodurchsich der Durchschnittsverdienst auf ca. 25 bis 26 M. stellen soll.Die Minimallohnforderung für Zeitarbett wurde auf 40#pro Stunde festgesetzt. Ferner nahm die Versammlung ein«stimmig folgende Resolution an:„Die Versammlung erklärt'daß jede Wertstätte, welche nach dem heute beschlossenen R>'nimal-Tarif arbeitet, zur Unterstützung berechtigt ist, wenn ficeine Aufbesserung der Löhne fordert, und die Lohnkommissionderselben zustimml." In der DiStusston wurde auf den Werth od«Unwerth der früher gemachten Versprechungen des Jnnungs'Vorstandes und einzelner Jnnungsmeister, die Lohnbewegungder Gehilfen fördern zu wollen, hmgewiesen. Fast alle Reon«der Gehilfenschast warm der Anficht, daß von der JtinunZnichts Ersprießliches zu erwarten sei. Herr Klotz, ein Mitglitder Innung, räumte freimüthig ein, daß auch viele Innung-meister zu Sckwindelpreisen arbeiten. Die Ausführungen desHerrn Selle(Prinzipal), der die Gehilfen gern dahin gebr-utthärte, ihre Lohnbewegung bis zum nächsten Frühjahr zu v«'tagen, um dann Hand in Hand und unterstützt vonsoliden Theile der Meisterschaft mit einem allgemeinen Etn»vorzugehen, verfingen nicht und erzielten nur einen Heiterkeit'erfolg.In der Freien Vereinigung der Graveure, Ziseleureund Berufeaenossen, Annenstraße 16, hielt am MotMHerr Dr. Pabst einen lehrreichen Vortag über„Sammeln uiwFälschen von Kunstgegenständen". Aus einem natürlichen, scbofldem Kinde innewohnenden Triebe— so begann dertragende— gelange daS Sammeln— abgesehen von viel«Narrheiten— allmälig zu einer zielbewußten Thätigkeit ui>°zu einer tür das Studium der Kunst- und Jndustriegeschicbüüberhaupt der Kultur unerläßlichen und hohen Bedeutung. D"Betrachtung vieler verwandter nach Abstammung von Zeit»fdOrt verschiedener Gegenstände von einem einzigen gemeinschasilichen Gesichtspunkte aus führe zur Erkenntmß und FeststellusSder Entwickelunasgesetze. Aus den Privatsammlungen verganjsi'ner Jahrhunderte haben fich im Laufe der Zeit durch staatlich«Ankauf die modemen Museen entwickelt, welche das Int«'esse für Kunst und Kulturgeschichte in hohemverallgemeinert haben.— Höchst interessant waren die bunt«Schilderungen über vorkommende Fälschungen. Wie all«Mögliche gesammelt werde, so werde auch alles Mögliche W*fälscht. Die Spekulation benutze den Umstand, daß onl*Gegenstände hoch bezahlt werden und werfe fich auf die beruft'mäßige Nachahmung aller charakteristischen Eigenthümlichkeit«,so z. B. werden Gemälderahmen zur Jmitatwn des Wm«fstiches mit kleinen Schrotkörnern angeschossen, die Malerei«mit dünnen Firnißfarben hergestellt und im Rauch geschwärzt-ja sogar künstlich mit Flieaenschmutz versehen. Der Fälschu»!von antiken Metallgegenstanden habe namentlich die Galvano'plastik bedeutend Vorschub geleistet, deren Produkte durch eiiümit unglaublichem Raffinement nachträglich hergestellte Patin«(Ansetzen metallischer Färbung) von dem echten Original tttüdurch Kunstgriffe zu unterscheiden find. Die als„antil"#laufenden Münzen seien oft gefälschte.„Antike" Terrakott«und Majoliken werden an asten Gebäuden kunstgerecht ei*gemauert und nach dem nächsten„ungernen" Verkauf dur»ebensolche ersetzt. Irgendwo bei einem Bauer treiben sich aftGefäße, Figuren u. s. w. umher, ein aufmerksam gemachte!Liebhaber bemüht fich um jeden Preis, die Rarität zu erwerbe"und nicht lange— so steht ein anderes Exemplar mit de«nöthigen Staub bedeckt in dem Winkel oder auf dem Raucb'fang. Dieser Handel ist namentlich in Frankreich sehr schwang'voll. An Museen dienen bestimmte Tabellen zur Prüfung b«Echtheit und das vor einiger Zeit ertönte Zeitungsgeschrei üb«Düptrung der Museumsbeamten wäre von unberufenen I"'tereffenten ausgegangen. Oft verraten fich Jmitatonen de«Kunstkenner durch omamentale Kleinigkeiten, da der zeifgenosstsche Künstler sich nicht so leicht voll und ganz in d«Konzeption(Ausfassung) vergangener Kunstepochen hinein»«'setzen könne. Manche„werthvolle, hochwichtige" Ausgrabungendetubten auf einen gelungenen Scherz. Der mit reichem BeiMbelohnte Vortrag bot den Anwesendenjeinen tiefen Einblick in d«[Weltgetriebe des Kunstmatktes und war selbst ein ungefälscht«Nahrungsmittel für den Geist. Hervorgehoben sei noch v«Mahnung des Herrn Dr. Pabst, den höchst lehrreichen Besv«des Gewerbemuseums nicht ,u vernachlässigen. Nach der Frag«beantwortung gelangte unter lebhafter Diskusflon eine, 0«Sonntagsardeit verurteilende Resolution zur fast einstimmig«Annahme, trotzdem außer dem Vorfitzenden der lokalen K««'kenkaffe fich sogar der über die Sonntagsarbeit vemomm«"Delegirte derselben auS Leibeskräften dagegen ins Zeug legt«Das arbeiterfreundliche Mäntelchcn wird doch mit der Zeit Pfadenscheinig. Gründe, wie„das Anziehen der Uederstund«sei überflüssig",„die Konkurrenz sei in Gefahr" u. vgl. könn«nur noch als dummdreiste Behauptungen aufgenommen werd«und— ein Jeder blamirt fich so gut er eben kann!9r.Permischtr».Ueber die Ausbreitung der Cholera in Epani«entnehmen wir der Madrider Wochenschrift für Medizin#Arzneikunde folgende Details: Die Epidemie, welche.«jMonate Juni zum Ausbruch kam, nahm bald beträchtlich'Dimensionen an und bereits im ersten Monate der Kmnkh«betrug die Zahl der Opfer nahezu an sechstausend. Währ«.'des Juli war in dem Fortgange der Seuche, zufällige R%gänae abgerechnet, eine fortwährende Zunahme der Sterblich'«zu bemerken. Bis gegen das Ende des Monats waren, nachd«"die Zahl der täglichen Todesfälle Tausende weit überschritt«hatte, nach der offiziellen Statistik fünfundzwanzigtausend M«schenleben der verheerenden Krankheit zum Opfer gefallen. 9«Monate August, der durch seine sengende Hitze der Verbreituwder Krankheit Vorschub leistete, erreichte die Epidemie ihr«Höhepuntt. Alis zum 22. August starben in jener Zeit sit.zehn- bis neunzehnhundert Personen täglich. Hierauf erfolgdie Abnahme der Epidemie, wie fie die tägliche offizielle Est,tistik auswies. Obgleich der Zeitpunkt der Abnahme in®',letzten Tage des August fiel, ist die Sterblichkeitsziffer dien,Monats die höchste. In ganz Spanien starben während veMonats August fünfzigtausend Menschen an der Chole«;Während der drei Monate find also im Ganzen nach b«offiziellen Berichten 81,000 Menschen der Seuche erlegen««?leider ist man berechtigt, anzunehmen, daß diese Ziffer«o«nicht den wahren Verlust an Menschen ausdrückt.,Auf dem sonst fast denkmallosen Annensriedhbf.zu Dannenberg in Hannover steht unter einer Eiche ein schlich«steinemes Grabmal mit folgenden beiden Inschriften:(Bord«feite.)„Eleonore Prochaska, als freiwilliger Lützowfcher Jos?'genannt August Benz. Geb. in Potsdam, 11. März 1';-Tödlich verwundet in der Schlacht bei der Göhrde am i,Septbr. 1813. Gest. in Dannenberg 5. Oktober 1813. Wmilitärischen Ehren hier bestattet am 7.seile.)„Sie fiel im SchlachtgewühlLeutnant, ich bin ein Mädchen."Oktober 1313."''(%*$mit dem AuSrufe:Verantw-ftlicher Redakteur XL Croslti«« Berlin. Druck und Vertag von Mar Vadtug in Berlin 8W„ Beuchstraße 3,Hierin eine BciW«*