nutze die physischen Kräfte des Arbeiters auS und habe da? Entstehen vieler Krankheiten zur Folge, wie die Statistik der
fchäftigen. Auch in politischer Beziehung sei es geboten, den Arbeitern so viel Zeit zu gönnen, daß dieselben sich am öffent- lichen Leben betheiligen können, was für das Gedeihen des Staates von größtem Werth wäre. Der Reichskanzler und die anderen Gegner des Normalarbeitstages halten dessen Ein- führung für unmöglich und sagen, die Sache sei inter  - national. Sehr richtig, aber man könne ja in internationale Verhandlungen mit anderen Staaten eintreten wozu die Schweiz   die Hand geboten habe. Dort sowie in England und Amerika   habe sich der Normalarbeitstag bewährt. Dre Arbeiter find der bei Weitem größte Theil der Bevölkerung, und daher müsse man für diese große Zahl von Etaatsbürgem sorgen. Warum opfern die patriotischen Interessenten gegen den Nor« malarbcitstag nicht etwas auf dem Altar des Vaterlandes? Das thun sie nicht, denn die da oben find harten Herzens und tauben Ohres! Unsere Aufgabe ist es daher, laut zu sagen, was wir wollen. Ferner sei die Sonntagsarbeit abzuschaffen. Die praktischen Christen haben sich jedoch für dieselbe erklärt. Die jetzt angeordneten Enqueten haben wenig wahre Bedeu- tung, wenn fie nicht, wie in England, von den Arbeitem selbst geführt werden. In Deutschland   ist die korporative Bewegung der Arbeiter gehemmt. Die Sonntagsruhe ist keine Parter- frage, sondem eine natürliche Forderung, die beiaufrichtigemWohl- wollen von oben leicht bewilligt werden könnte. Die Kontrole müßte von den Arbeitern geführt werden, damit anch die Hausarbeit beobachtet werden könne. Wir leben in einem Rechtsstaate. Fast jeder Stand hat in diesem seine Vertretung. Der Handelsstand hat die Handelskammem, der Gewerbestand die Gewerbekammern zur Wahrung seiner berechtigten Interessen. Es wäre daher nur billig, wenn auch der Arbeiterstand Ar- beiterkammern erhielte. Die Arbeiter müssen fich in diesen kor« porativ vereinigen, um über die Ausführung der fie inter  - esfirenden Gesetze zu wachen. Die Summe aller dieser Forde- rungen wird Manchem groß erscheinen, in der That aber ist fie es nicht. Die Wirkung der betreffenden Reformen würde an fich allerd'ngs nur schwach sein, aber doch den Arbeitem die Möglichkeit gewähren, fich als Menschen zu fühlen. Der Arbeiterstand ser die kräftigste Säule unseres Staates, und da- her sei es Pflicht, diese Säule gesund zu erhalten. Zum Schlüsse seines Vortrags fordert Redner die Anwesenden auf, bei den jetzt überall vorliegenden Petitionen für daS Arbeitersckuygesetz laut ihre Stimmen dafür zu erheben. In der Diskussion, welche fich an dies Referat knüpfte, sprach zuerst ein Herr Nock und erregte mit seinen Ausfüh- rungen vielfach die größte Heiterkeit. Redner verlangte u. A. vom Staate Geld für die Arbeiter. Der nächste Redner war der sozialdemokratische Reichstagsabgeorvnete Hasen clever, welcher mit großem Beifall begrüßt wurde. Hasenclever führte zunächst einige Punkte, welche in dem Referate von Förster nach seiner Meinung nicht genügend behandelt warm, weiter aus. Das Arbeiterschutzgesetz solle nicht den Arbeitem allein, sondern den allgemeinen wirthschafllichen Interessen unseres Vaterlandes zu Gute kommen. Anch die Fabrikanten selbst sehen theilweise den Nutzen eines solchen Gesetzes ein. So habe der Reichstagsabgeordnete und Großindustrielle Dollfuß in Mühlhausen   Redner mitgetheilt, daß er bereits vor mthreren Fahren in seinen Fabriken, in welchen er 20,000 Arbeiter beschäftige, spontan die Arbellszeit von zwölf auf elf Stunden pro Tag ermäßigt. Durch den Erlaß eines Ar- beiterschutzgesetzes würden wir aus einer überhasteten und unvernünftigen Produktionsweise zu einer vernünftigen gelangen. Die Ueberproduktion habe stets Krisen im Gefolge, durch welche die Arbeiter gezwungen werden, lanaere Zeit zu feiem, so daß ihnen der materielle Vortheil der Ueber« stunden wieder verloren gehe. Den einzelnen Arbeitem rönne man keinen Vorwurf machen, daß fie Ueberstunden arbeiten, fie können einzeln nicht anders handeln. Erne Wandlung
könne in dieser Beziehung nur herbeigeführt werden, wenn die Arbeiter fich organifiren und wie die anderen Stände fich eine gesetzliche Kraft in den Arbeiterkammem verschaffen. Die Demokratm verwerfen allerdings eine Sondervertretung der einzelnen Stände und verlangen völlige Gleichheit vor dem Gesetz. Aber eine Gleichheit vor dem Gesetz ohne die soziale Gleichheit ist eine Lüge. Da wir biS- her noch keine individuelle Gleichheit haom, so ist der Aus- spruch der Demokraten nichts als eine Phrase, und in Wirk- lichkeit find die sozialen Fragen solche der einzelnen Klassen. Im Folgenden setzt Redner auseinander, wie rm Reichstage die einzelnen Parteien und die Regierung die Flage des Arbeiterschuyes auffassen. Die Regierung habe seit einiger Zeit schon den Weg der sozialen Reform betreten, gedrängt durch die Arbeiterpartei im Reichstage, welche
diese Frage zuerst in Fluß gebracht habe. Diese Sozialreform bestehe im Wesentlichen in dem Erlaß des Krankenkassengesetzes
und deS Unfallversicherungsgesetzes, sowie in der Ankündigung deS Alterversorgungsgesetzes. Aber alle diese Gesetze, denen man ja einen gewissen Nutzen nicht absprechm könne, seien nur erleichternde Pflaster auf die Wunden, welche der Kampf im sozialm Leben den Arbeitem geschlagen habe. Auch die Äerzte glaubten früher, die Krankheiten erst recht gründlich zum Aus- bniche gelangen lassen zu müssen, um dann ihre Heilung zu versuchen. Die neueren Aerzte aber haben diese Theorie auf- «egeden und suchen die Krankheit durch eine vemünftige Be- andlung im Keime zu ersticken und gar nicht zum Ausbruche gelangen zu lassen. Derselbe Unterschied besteht zwischen der Sozialrefoim und dem Arbeiterschutzgesetz. Die crstere will nachträglich heilen, daS Arbeiterschuygesctz will jedem Nach- theile von vomherein vorbeugen-, durch ein solches Gesetz würde der Arbeitgeber allerdings momentan einen kleinen Ausfall an Kapital haben, aber in Wahrheit würde auch ihm damit gedient sein. Auch seine Existenz stehe bei dem großen Konkurrenzkampfe jederzeit auf dem Spiele. Das Albeiter- schutzgesetz sei somit allerdings ein Klassengesetz. dasselbe führe
jedoch nicht zum gegenseitigen Hasse der verschiedenen Klassen, sondem zum sozialen Frieden. Redner bemerkte dann, daß die
bereits von Moses   angeordnete Sonntagsfeier nicht religiösen, sondern sanitären Rücksichten ihren Ursprung verdanke, und fordert die Arberterpartei auf, fich tüchtig zu rühren, selbst die eifrigste Hüterin des Koalitionsrechtes zu sein und für ihre Interessen selbst einzutreten. Thue fie vies nicht, so könne fie von keiner anderen Partei Heil erwarten. Die Anschauungen der demokratischen Partei über das Arbeiterschutzgesey kommen denjenigen der Arbeiterpartei ziemlich nahe. Dieselbe verlange je- doch nicht die Einführung eines Maximalarbcitstages, sondern spreche von der gesetzlichen Regelung des Arbeitstages. Es sei dies ein sehr dehnbarer unklarer Ausdruck, unter welchem man alles Mögliche verstehen könne. Wenn eine Partei in politischer Beziehung auch noch so scharf auftreten möge, so werde sich doch die Arbeiterpartei nicht auf fie stützen können, wenn fie nicht voll und ganz für die Verminderung des Druckes, welcher auf der letzteren ruhe, eintrete. Redner warnte hierauf, den übrigen Parteien in der Arbeiterschutzfrage zu trauen, und berührte hierbei das Verhalten des Zentrums, der Konservativen und der Nationalliberalen in dieser Angele- genheit. Die letzteren thäten in der letzten Zeit allerdings so, als ob fie für die Arbeiter etwas thun wollten, in Wahrheit aber decken sich ihre Bestrebungen mit denen des Reichekanzlers. Die Deutschfreifinnigen haben fich bisher über solche Fragen meist ausgeschwicgen. Dr. Bamberger allein habe fich offen und ehrlich ausgesprochen. Aber der genannte Parlamentarier halte die Welt, in der wir lehen, für die beste. Von seinem Standpunkt habe er ja auch ganz Recht, da er zu den Besitzen« den und Genießenden gehöre. Die Arbeiter seien anderer An- ficht- Die übrigen Mitglieder der deutschfreifinnigen Partei im Reichstage sagen, die Zustände müßten allerdings gebessert werden; wenn man aber wirklich von ihnen Besserungen verlange, so ziehen fie fich zurück, so bald ihre eigenen Interessen ins Spiel kommen. Die Volkspartei sei über diesen Gegenstand im Reichstage noch zu keinem klaren Ausdrucke
gelangt. Die demokratische Partei kam bisher im Reichstage noch nicht in Betracht; sollte fie es später einmal, so würde fie in ihrem eigenen Interesse handeln, wenn fie ihre Halbheit ablegte und offen für das Arbeiterschutzgesey eintrete. Warum aber sollte man dieser Partei beitreten? Wir haben ja bereits eine Arbeiterpartei, und es wäre ja geradezu finnlos, das Bessere wegzugeben und dafür etwas Schlechteres zu nehmen.(Lautes Bravo!)" Darauf forderte der Redner die Anwesenden zur regsten Agitation für das Arbeiterschutzgesey und die Arbeiter« partei auf. Er wird jedoch vom Vorfitzenden unterbrochen, mit dem Bemerken, daß derselbe zu einer solchen Aufforderung nicht berechtigt sei und lediglich zur Sache zu sprechen habe. Herr Hasenclever protestirte gegen diese Unterbrechung und versuchte weiter zu sprechen. Der Vorfitzende unterbrach ihn jedoch wiederum und theilte der Versammlung mit, daß er auf Aufforderung des überwachenden Polizeibeamten die Versamm- lung auf Grund des Hamburgischen Vereinsgesetzes aufhebe.
Darauf trennte fich die nach taufenden zählende Versammlung unter stürmischen Hochrufen aufHasenclever und die Arbeiterpartei.
Zentral-Kranken- und Sterbekasse der Fabrik- und Handarbeiter b. G.(eingeschr. Hilsskaffe Dresden  , Filiale Berlin  ). Für die Mitglieder, welche im Süd- West wohnen, findet am Donnerstag, den 17. September, Abends 3 Uhr, im Lokale des Herrn Roihacker, Teltowerstraße 2, eine Versamm« lung statt. Eine öffentliche Versammlung der Mäntel-Näherin« nen findet Donnerstag, den 17. d. Mts., Abends 8 Uhr, im Konzerthause Sanssouci  , Kottbuserstr. 4a, statt, wozu alle Män- tel-Näherinnen eingeladen werden. Nur die betheiligten Herren Schneidermeister haben als Gäste Zutritt.
Vermischtes. Böhmisch-amerikanischer Zeitungsstil. In einer der jüngsten Nummern derPost", der in Houston  (Texas  ) er- scheinenden nämlich, wendet fich der Besttzer des Blattes, der Böhme Medienka, mit folgender Ansprache an die Tempe« renzler:In meinen Heimat, wo bin ich geboren, da saust das Waffer bloß Vieh und manchmal Soldaten, wenn haben nix anders fürn Durst, sonst brauchte Mensch bloß zum Waschen, wenn is er schmutzig. Von Mustkanten angefangen bis zu kaiserlich Rath trinkt jeden anständigen Mensch Brer, wenn er hat kein Wein. Unter diesen schöner Zustand können den bösen Menschen nicht leiden, was den fie nicht können vertragen und trinken in heimische, aber desto mehr ausgiebigen Weise den Schnaps, und das find den Temperenzlern. In den Oeffentlichkeit da verdrehens Augen, wenn sehen wie Mensch Glasel Bier oder kleinen Glasel Wein und auf zu Haus liegte bei vielen der Schnaps. Und den Weibsbildem den waren gleich für Temperenz, weil wollen ganzen Geld für fich allein und vergönnen den Mann nicht ein Biffl Bier, was trinkte beim Arbeit oder wenn fettig ist. Wenn Woche» rum ist, da streckens den Händen aus und soll mer alles her- aeben für Putzgredel, daß kann fein spaziren gehen und arme Mann soll Staub schlucken ohne Hinunterspielung mit Bier. Den Humbug hol der Tcmperenz. Sakriputzil." Leipzig   zur Nacht. Student(angekneipt):Schutzmann! Schutzmann! der Kerl, der dort hinläuft, hat mir soeben meinen neuen Hut vom Kopfe gestohlen." Schutzmann:Nee, so cene Flähtzerei von dem ahlen, großen Gerl, Schäm sollt er fich, weeß Knepchen! Da gann Unsereens nu freilich ooch nischt derzu duhn. Aber wissen Se, wenn Se nur wißten, wie der Gerl heeßt, wo er wohnen duht un wo er mit den Hut hinlest, hernachens wollten mern schon kriegen!" Wie steht eS in der Hölle aus? Diese Frage beant« mottet der gelehtte Jesuit Hieronymus Drexel in einer längeren Abhandlung die 1431 erschien. Dann heißt es: Die Hölle hat sieben Gemächer und drei Pforten; in jeder Moh- nung 7 Feuerflüsse und 7 Flüsse von Hagel; in jeder Woh- nung befinden sich 7000 Löcher, in jedem Locke 7000 Risse, in jedem Riffe 7000 Skorpionen, deren jeder 7 Gelenke hat, und in jedem Gelenke 1000 Tonnen Gift.
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