können, wird beschlossen, daß die Direktoren der Lehrerseminare nicht in der Prüfungskommrsfion styen dürfen und dass diese Kommissionen sooiel als möglich aus Mitgliedern des Primär- lehrerstandes zusamm«>gesetzt sein sollen.— Bezüglich der Lehrerbesoldungen wurde beschlossen, daß der Staat die ganze Besoldung auszurichten habe, welche sich nur aus zwei Elementen, nämlich aus einer fixen Besoldung und aus einer Orts- oder Aufenthaltsentschädigung zusammensetzen könne. An Bezug auf höhe der Besoldung wurde angenommen, daß dieselbe, soweit sie als fixe in Betracht komme, m fünf Stufen M theilen sei. Lebhaft applaudirt wurde der Beschluß, daß die Lehrerinnen ganz gleich wie die Lehrer dezahlt werden müssen. Die Frage der Lehrervenfio- nen wurde verschoben, weil die Zeit schon vorgerückt war. Der Kongreß trennte sich mit dem Rufe:„Es lebe die Re- »ublik, der Friede und die Völkerverbrüderung".— Am Stadthaus in Havre wird eine Gedenktafel an diesen ersten inter- Nationalen Lehrerkongreß angebracht werden. Der Reichsanzeiger veröffentlicht folgende Verordnung: »Es liegt in der Abficht, unmittelbar nach Ablauf der gegen- wärtigen Legislaturperiode die Neuwahlen für das HauS der Abgeordneten stattfinden zu lassen. Unter Vorbehalt der de- anitiven Festsetzung der Wahltermine ersuche ich in Folge dessen Ew. Hochwshlgeboren ergebenst, ohne Verzug mir der Anordnung der Vorbereitungen für die Neuwahlen gefälligst »orzuaehen. Das Wahlreglement vom 4. September 1882 rst mit Rückficht auf die Einführung der neueren Verwaltungsor- ganisation in der Provinz Hannooer sowie auf Grund der bei den bisherigen Wahlen gemachten Erfahrungen einzelnen Ab- anderungcn bezw. Ergänzungen unterworfen worden, welche in dem abschriftlich beigefügten Beschlüsse des Königlichen Staats- Ministeriums vom 22. August d. I. enthalten find. Die er- widerlichen Drucksachen, einschließlich des Nachtrages zum Wahlreglement werden Ew. Hochwodlgeboren in der nöthigen Anzahl von Exemolaren in den nächsten Tagen zugehen. Die Landräthe und die Ober- bezw. Ersten Bürgermeister in den Stadtkreisen haben Abschrift dieses Erlasses und des vorge« dachten �Nachtrags-Reglements erballen. Berlin , den 11. September 1885. Der Minister des Innern, von Puttkamer . An sämmtliche Herren Regierungs-Prästdenten in den Kreisord- Nungs-Provinzen und die Königlichen Regierungen in den übrigen Provinzen."— Die gegenwärtige Legislaturperiode endet nm 26. Oktober. .— Eine bemerkenswerthe Verfügung deS Ministeriums des Innern ist die, daß bei der Aufstellung der Urwählerver- seichniffe zur bevorstehenden Landtagswahl nicht die nach Abzug des Erlasses wirklich gezahlten Beträge der Einkommen- und Klassensteuer, sondern die veranlagten maßgebend sein sollen. Die Eintragung in die Urwählerltste geschieht bekanntlich nach Höhe der jährlich zu zahlenden direkten Staatssteuern. Einschränkung de» Packetverkehrs mit Portugal . Diesbezüglich macht der„Reichsanzeiger" folgendes bekannt: Bis auf Weiteres können auf dem Wege über Frankreich Packcte mit oder ohne Werthangabe nach Portugal nicht be- fördert werden. Tagegen find für Packetsendungen nach diesem Lgnde die Wege über Belgien und England bez. über Ham- bürg noch benutzbar. Ueber das Nähere ertheilen die Post- anstalten Auskunft Berlin W., den 15. September 1885. Der Staatssekretär des Reichs-Poftamts. von Stephan. Die Ausweisunge« preußischer Unterthanen au» Russisch-Polen nehmen immer mehr zu. Bei dem Posener polnischen Hilkskomits für Ausgewiesene haben sich bereits meh- rere preußische Unterthanen polnischer Nationalität, die von dort nach Prcußen ausgewiesen worden find, gemeldet. Unter ihnen befindet stch auch ein Schmied, Namens WieruszewSli, auS Kurnik gebürtig, welcher in Rusfifch-Polen seit dem Jahre 1848 auf den Gütern deS Grafen Zamojski im Gouvernement Stedlec gelebt hat. Er hat die Redaktion des„Dziennik Pozn." selbst besucht und dort folgende Aussagen gemacht: er sei zusammen mit 260 anderen Personen ausgewiesen worden; in Warschau seien sie vom Bahnhofe der Petersburger Bahn nach dem Bahnhof der Wiener Bahn mit gefesselten Händen, zu, wer und zwei, begleitet von Militair mit gezogenen Säbeln, gefuhrt und nach MnSlowitz gebracht worden, wo man fie ohne wertere Mittel zum Unterhalte entlassen habe, während sie auf dem Transporte täglich 10 Kopeken erhielten. In Myslowitz erhielt er alsdann eine Reiseroute nach Kurnik und befindet sich Segenwärtig in Posen, wo er. Arbeit sucht.— Und daS mächtige Deutsche Reich, resp. die Reichsregierung, wird fie nicht Einsprache erheben gegen eine derartige„Transportirung" von Aeichsangehörigen?"— Aus der Provinz Posen ist nach Mit- weilung des„Dziennik Pozn." auch ein großbritannischer Staatsangehöriger, der mit legalem Passe versehen war, auS- ssewiesen worden, Großbrttannie«. Nun tritt auch G l a d st o n e mit einem Wahlmanifest in die Arena. Er appellirt darin an das Land, das ihm seit 1880 geschenkte Vertrauen zu erneuern. Es sei ihm augenscheinlich unmöglich, an der Arbeit des neuen Parlaments denselben Anlhett zu nehmen, welcher ihm im letzten Parlamente zufiel, ff glaube aber dennoch, fich dem Urtheile nicht entziehen zu dürfen, welches zu fällen das Land im Begriffe sei. Auf die Mwärtigen Angelegenheiten übergehend, vertheidigt Gladstone die Politik seines Kabinets in Bezug auf Montenegro, Griechen- Md. Afghanistan , Indien , Südafrika und Egypten. Hinstcht- lrch Egyptens spricht Gladstone nach Hinweis auf die Re- Plung der Finanzen Egyptens und die Räumung des Sudan die lebhafte Hoffnung auf ein völliges Zurück- pehen Englands aus Egypten aus, solbald solches mit Ehren möglich sei. Gladstone bekennt fich deS Weiteren als ein entschiedener Gegner einer Annexion Egyp- {ins, eines englischen Protektorats oder auch nur einer ver« wngerten englischen Okkupation daselbst und tritt auch dem bedanken irgendwelcher Entschädigung für die von England Ptragenen Opfer und Anstrengungen entgegen. Die englische Politik in Egypten beruhe auf einem Jrrthum, es sei daS Beste, derselben ein Ende zu setzen. England sei, bis es Egyp- %% verläßt, Erniedrigungen von hunderterlei Art ausgesetzt Und durch die Rechte anderer Nationen gehindert, welche es ?ls internationale Rechte respektiren müsse. Sobald England f't undankbaren Aufgabe in Egypten enthoben sei, werde es lerne bewundernSwertye Stellung völliger Unabhängigkeit und Pilsamen Einflusses wieder einnehmen. Gladstone hofft, dieser «mfluß werde stets der kordialen Anerkennung der internatio- Polen Gleichheit unterworfen sein und bei jeder legitimen mr(Bfiiti- der kleineren Staaten und aufblüh ausgeübt werden. Eueren Angelegenheiten zu. Gladstone weist oarrn um„n njolhwendigkeit einer Reform der Bodengesetze, einer gerechteren �ettheilung der Steuern, einer Reform der PairSkammer und Entwickelung der Verwaltungsdezentralisation hin. Be- 'Uglich Irlands erklärte Gladstone fich bereit, demselben wie JjUon anderen Tbeilen des Königreichs jede mit der Oberhoheit ne, der Einheit des Reiches und der Autorität des Parlaments verträgliche Autonomie zu gewähren.— Man fieht ai. fs%n Manifest, daß der alte Schlauberger ssch noch immer w-r-i. �fangen der Wähler versteht. DaS einzige Bemerkens- Eni f aTin'st das Eingeständniß, daß die auf die Annexion Men iß sichtete Politik eine vollständig verfehlte ge- Amerika. in-»,. Winnepeg(Kanadas wird unterm 16. September ge- binJi:®a8 amtliche Dokument, welches einen Aufschub der irickr-« des Redellenführers R i e l übermittelt, ist noch eingegangen, aber der Gouvemeur erklärt, er sei benach- rrchtigt worden, daß es unterwegs sei. Die französischen Misch- linge jubiliren über etwas, was fie alo einen Sieg erachten, während die englischen Kolonisten entrüstet find und drohen, Riel zu lynchen, wenn das TodeSurtheil nicht vollstreckt wird. ES herrscht viel Aufregung in dem Distrikt. Riel bekundet im Gefänqniß fortgesetzt Symptome deS Jrrfinns. Er erklärt, daß die„Geister" ihm versprochen hätten, ihn zu retten, selbst wenn er schon auf dem Schaffst stände. Kokale». f. Mit dem 1. Oktober d. I. treten diejenigen Personen, welche im Jahre 1880 zur ersten Ersatz- Reserve ausgehoben worden find, zur Ersatz- Reserve zweiter Klasse über, falls fich die gedachten Personen in der Zwischenzeit der Kontrole nicht entzogen haben. Die Inhaber der Ersatz-Reserve- Scheine I deS Jahres 1880 haben sich im Laufe des Monats Oktober bei dem BezirkS-Feldwebel zu melden, um auf dem gedachten Schrift- stück stch die Ueberfühnmg zur Ersatz- Reserve zweiter Klaffe bescheinigen zu lassen. Wir machen die Interessenten ganz de- sonders darauf aufmerksam,� daß, st> lange diese Bescl fehlt, der Betreffende zur Ersatz> Reserve erster Klasse gehör Die Ersatz Reservisten zweiter Klasse unterliegen in Friedens- zeiten keiner militärischen Kontrole. Bei ausbrechendem Kriege können fie aber im Falle außerorderntlichen Bedarfs zur Er- gänzung des Heeres verwandt werden. Die Einziehung erfolgt alsdann nach Altersklassen. Die Mannschaften der zur Ein- ziehung gelangenden Altersklassen unterliegen den für Militär- Pflichtige geltenden Vorschriften. Nach Auflösung der Ersatz- Truppentheile hört die Pflicht zum Diensteintritt für alle Ersatz- Reservisten zweiter Klasse, welche nicht zum aktiven Dienst ein- berufen find, auf. Mit dem vollendeten 31. Lebensjahr erfolgt der Uebertritt zum Landsturm, ohne daß es einer besonderen � �mIi ausgesuchter Langsamkeit werden die Uferbe- festigungen am Landwehr-Kanal betrieben. Seit dem Beginn dieses Jahres sperrt nun der häßliche Baunzaun die Gegend, beengt die Promenade und nöthigt alle Passanten, den staubigen oder schmutzigen Damm zu pasfiren, da Jeder, der mit heilen Kleidern an diesem Zaun vorüberkommen will, ihm drei Schritt auS dem Wege gehen muh. Statt diese Sperre auf eine steine Strecke zu beschränken uno dann zunächst auf dieser die Ar- beit fertig zu stellen, hat man die ganze Tour vom Schlcstschen Thor bis zur Forster- Straße in Angriff genommen und wie hier die Arbeiten vorwärts gehen, das ist das Geheimniß deS Bauzauns. Mit gutem Grund hat fich denn auch der Berliner Witz der Sache bemächtigt.„Könnte man, um die Arbeiten zu fördern, nicht einige Dampframmen aufstellen?" fragte neulich ein Spaziergänger den andern;„Wo denken Sie hin," er- widerte der Gefragte„die Bauverwaltung wird doch den Land- wehrkanal nicht einer solchen FeuerSgefahr aussetzen!" t. Die Uebethaten Geisteskranker, welche in letzterer Zeit besonders zahlreich gemeldet worden find, und in Wirk- lichkeit noch viel zahlreicher sein mögen, machen es der Presse zur Pflicht, ein im Publikum vielfach verbreitetes Vorurtheil zu bekämpfen, daS fich gegen die Unterbringung Geisteskranker in besondere, für diesen Zweck errichtete Anstalten kehrt. Die beständige und in den meisten Einzelfällen wieverkehrende Klage der Irrenärzte ist, daß man mit der Einlieferung eines Kranken in die Anstalt zu lange gewartet habe. Es kommt nicht selten vor, daß Geisteskranke Jahre lang von der Fa- mitte„verwartet" werden, bis dann irgend eine gefährliche Handlung des Kranken dessen Unterbringung in eine Anstalt nöthig macht. Nun ist es aber ein bekannter Erfahrungssatz, daß die veraltete Geisteskrankheit viel schwerer heilbar ist, als solche Fälle, die gleich nach ihrem Entstehen zur ärztlichen Be- Handlung kommen. So erklärt stch auch die große Zahl der Heilungen Tobsüchtiger, weil diese gewöhnlich beim ersten Ausbruche der Krankheit sofort in eine geordnete Anstaltspflege gegeben werden müssen, während andere Fälle von Gemüths-- krankheiten, die man als leichtere betrachten zu können glaubt, beim Mangel einer rationellen Behandlung fich immer mehr entwickeln und unheilbar werden, und selbst die Behandlung eines solchen Kranken durch einen Hausarzt kann die Pflege in einer Anstalt nicht ersetzen. Dem Kranken selbst erweist man mit dieser häuslichen Pflege einen schlechten Dienst, und übernimmt dabei die Verantwortlichkeit für große Gefahren. Andererseits ssnd die Anstalten zur Unterbringung Geisteskranker mit so vielem Komfort aus« e stattet, wie einem solchen Kranken bei häuslicher Behandlung üwerlich gewährt werden kann. Was ein verltner Restaurant de» Zentrums kon- Sumirt, ersehen wir aus den wohl weitere Kreise interesfirenven Aitlheilungen, welche in der Generalversammlung der Inn - Gesellschaft am 16. d. M. über den Betrieb deS dieser Gesell- schalt gehörigen großen Etadtbahndogen- Restaurants„Zum Prälaten� in der Königstraße am Alexanderplatz gegeben wor- den find. Dort find in den zwölf Monaten vom 1. Juni 1884 bis 31. Mai 1885 verzehrt zunächst an Geflügel 13 959 Stück, darunter 3377 Gänse, 4296 Hamburger, Birk- und Schneehühner, 2277 Tauben. 1326 Rebhühner, 970 Enten, 214 Puten, 41 Fasanen, 1458 Krammetsvögel. Die vierbeinigen Haus- thiere haben 121 961 Pfund Fleisch liefern müssen'es wurden verbraucht 18 641 Pfund Filet, 28 501'/, Pfund Rind> und 42 041'/, Pfd. Kalbfleisch. 4690'/« P.d. Hammel. 11373 Pfd. Schweinefleisch, außer 8101'/, Pfd. Pökeldrust, 6627 Pfd. Eisbein und 3085'/« Pfd. Schinken. Von Wild kaufte die Küche 24 Stück Wildschweinsköpfe, 1110 Hasen und außerdem nach Gewicht gegen zehntausend Pfund, worunter daS Wildschwein mit 1747'/, Pfd., daS Rcnthter mit 362 Pfd., der Hirsch mit 5554'/, Pfd., das Reh mit 1266 Pfd. figuriren. Mit dem Wildverbrauch hält fich ungefähr auf gleicher Höhe der Fisch- konsum, welcher fich(ungerechnet 411'/, Schock Krebse, 938'/« Pfd. Hummer und 13'/, Anker Sardellen) auf 10 560 Pfd. beziffert; es partizipiren daran Seczunae mit 523'/«, Stein- butt 542'/,, Lachs 1674'/,, Zander 1576, Schellfisch 1740'/«, Schleie 263'/«, Karpfen 740'/«, Schleie 263'/«, Karpfen 704'/«, echte 2789'/«, Aale 475'/«, Forellen 85'/, Pfd. Außer frischen üsen, Gewürzen(allein an Mostrich 21 Zentner), Käse, Zucker k. sind weiter nöthig gewesen 1422 Scheffel Kartoffeln, 9044'/« Pfd. Butter, 1298 Schock Eier und 5562 Pfd. Kon- serven. Fügen wir noch hinzu, daß zu den Speisen für 13 810,50 M. Backwaare verzehrt wurde, so bliebe nur noch der Konsum von Getränken zu erwähnen; wir verzichten auf die Angabe der wohl absolut, aber nicht relativ erheblichen Quanten von Kaffee, Selterswasser rc., dagegen rcgistriren wir den Verbrauch von Wein, Champagner und Spirituosen mit rund zwanzigtausend Marl und den Bierausschank, der stch auf rund viertausend Tonnen beziffert. i. Ueber einen interessanten Betruasfall auf den Ben Akiba's :„Alles schon dagewesen" kaum Anwendung finden dürfte, machte am gestrigen Tage der Vertreter eines großen englischen Hauses, der mit edlen Metallen handelt, Mittheilung. Der Betreffende kauft namentlich russische Metalle, speziell Goldbarren, die zu Treffen, Theater- Dekorationen rc. vcrarbei- tet werden, mit denen die Londoner Firma einen schwunghaf« ten Handel nach Indien und den Kolonien als Tauschartikel aleichzeitig betreibt. Bei derartigen Einkäufen,(ein Goldbarren repräsentirt durchschnittlich einen Werth von 1800 Ml.,j pflegt der Vertreter hier stets persönlich nach Odessa zu reisen, um von seinem dortigen Lieferanten die Barren in Empfang zu nehmen und wohl verpackt nach Hause zu bringen Das Ge- sckäfl der Abnahme dieses Ural-Goldes erledigt sich ziemlich einfach Die Goldbarren werden unter Wasser gewogen und nach dem Gesetze des spezifischen Gewichtes erhält man dann VK glatt und prompt und Herr H. kam wohlbehalten mit 4 schweren Goldkistcn hier an, die er sofort nach seinem Komtoir bringen ließ und unter Verschluß legte. Im Begriff über die Waare zu disponiren entnahm er einen Barren der Kiste und fand, daß derselbe merkwürdig leicht fich in der Hand wog. Ein geübter Geschäftsmann bekommt darin Rou- tinc,«ie ein Bankbeamter im Geldzählcn. Um alle Zweifel, die in ihm ausstiegen, nieder zu kämpfen, ließ er von einem herbeigerufenen Echlossermeister einen Barren anschneiden und fand zu seinem Erstaunen, daß nur die äußere dünne Schicht des Banens aus echtem Golde bestand, daS grünlich schimmert, weil es stets mit Kupfer gemischt ist, während der innere Kem ans Bronze bestand. Eine genaue chemische Untersuchung bestätigte dann auch, wie der Augenschein lehrte und ergab, daß die Barren bei der Abnahme betrüglicher Weise vertauscht und statt der echten voll gewogenen Barren die minderwerthi- gen mit dem Bronze-Kem unterschoben waren. WaS diesem an fich ja nicht abnormen Betrüge eine gewisse Spitz« buben- Genialität verleiht, ist die Art, in welcher die Falfifikate hergestellt worden find und die eine wahre Virtuofität m der Technik verrathen. Gold ist bekanntlich schwerer als Bronze. Der Goldbarren wird in eine Sandform gegossen. Würde man den Bronzekern in diese mit flüssigem Golve ge« füllte Form hineinlegen, so würde er als die leichtere Masse oben auf dem Golde schwimmen. Er mußte jedoch in der Mitte der Form befestigt werden, um das flüssige Gold um ihn herum zu gießen und ihn auf diese Weise erkalten zu lassen. Letztere Prozedur ist jedoch nur möglich, wenn der Bronze-Kern in der Mitte der Sandform durch ein Metall festgehalten wird bis zum Erkalten der Masse, welches härter als Gold ist, da das flüsfige Gold jedes andere weichere Metall sofort zer« schmelzenjwürde. Die weitere Untersuchung ergab denn auch in der That, daß die Bronze Platte mit vier feinen Platina« drähten in den Ecken der Sanvform so lange ausgespannt fest- gehalten worden war, bis das flüsfige Gold um dieselbe er- kältet war. Es muß die Prozedur also ganz entschieden von mehreren recht Sachverständigen ausgeführt sein. Herr H. hatte sofort sein Haus wie den Lieferanten telegraphisch von dem Vorfall benachrichtigt und die msfische Montan-Firma soll be- reit sein, entsprechende Werthe nachzuliefern. i. Der durch den Rauba» fall in der Schweiz auf dem Col-de-Balme verwundete hiesige Buchhändler Lette ist nach einer letzten brieflichen Mitthetlung, dre hierher gelangt ist, öweit wieder hergestellt, daß er in ca. 14 Tagen das Hospital n Martigny verlassen und hierher zurückkehren wird. Die Kugel, welche von hinten in die Lunge gedrun ren W■.unge gedrungen ist, ist von den Äerzten noch nicht gefunden worden; auch vermuthen fie nach der Beschaffenheit der Halswunde in letzterer noch einzelne Bleisplitter, während der Streifschuß an den Schläfen verheilt -——-■—>!... X..e— w ry""«■ gung anzusehen, -lver be- vom Halse eine Reise wurde er, führte, an erst allerlei ist. Es ist gewissermaßen als eine. daß Herr L. mit einem wenn auch kleinen Taschenrevob »affnet war, um den Angreiser fich etwas halten zu können. Als Herr L. im vorigen Jahr nach der Schweiz and Italien unternahm, da er gleichfalls eine Waffe bei stch der italienischen Grenze angehalten und hatte Formalitäten betreffs eine? Waffenscheines, der dort verlangt wird, zu erledigen. Um dieser Unbequemlichkeit auf der jetzigen Reise enthoben zu sein, wollte er gar keine Waffe mitnehmen und ließ fich nur durch vieles Zureden seiner Freunde hierzu bestimmen. Von dem Mörder hat man bis jetzt noch nicht die geringste Spur auftreiben können, obgleich Herr Ober-Regie« rungsrath Friedheim und Graf Pückler eine energische Betrei« bung der Angelegenheit durch daS auswärtige Amt sofort bereitwilligst angeordnet haben. Es ist unbegreiflich, wie der Thäter bei dem nicht allzu starken Verkehr auf dem Col-de» Balme und den dort gelegenen Orten und dem sofortigen Be- lanntwerden des Falles hat entkommen können. Die ver- schiedene Polizei-Organisation in den einzelnen schweizer Kantons mit ihrer gesonderten Regierung ist auch nicht recht geeignet, ein energisches einheitliches Vorgehen der Polizei zu ermöglichen.— Soziale» und Arbeiterkewegung. Die Buchdrucker zählen zr, den Elitetruppen der Arbeiter- klaffen, ihre Gewerlschaftsorganisation ist musterhaft. Allein auch fie stehen unter dem Banne des ehernen LohnaesetzeS, und auch ihr Etat kämpft mit dem Defizit, trotz deS Tarifs und trotz aller Schneidigkeit. Im„Korrespondent" findet fich daS Haushaltsbudger eines Bertin erBuchdruckers, der Frau und zwei Kinder hat. Derselbe braucht pro Tag: Frühstück für die ganze Familie. 20 Pf. 2. Frühstück für den Mann... 20„ 2. Frühstück für die Frau und 2 Kinder....... 15„ Mittagessen für die ganze Familie 75„ Vesper für den Mann.... 20„ Vesper für die Frau und 2 Kinder 15„ Abendessen für die ganze Familie 50„ Wohnungsmiethe...... 60„ Feuerung und Beleuchtung... 30„ Reinigung........ 10„ Kleidung......... 50„ Wasserleitung....... 30„ Steuern......... 10„ Taschengeld..- 25�__ Summa M. 4,30 DieS macht pro Woche 30,10 M., das lokale Lohn« minimum betrögt 23,40 M., bleibt demnach ein Defizit von 6,70 M. pro Woche, oder von 80,40 M. pro Jahr. Und in diesem Budget fehlen die Ausgaben für Krankenkasse, für Ver« gnügungcn irgend welcher Art, für Lektüre u. f. w. Also noch nicht einmal zur Befriedigung der allernothwendigsten LebenS» bedürfnisse, zum Vegctircn also reicht das tarifirte Minimum aus. Traurige Zeichen der Zeit! Die Grosttndustrie seyt durch Anwendung der von Jahr zu Jahr fich mehr vervollkommenden Maschinentechnik beständig Arbeitskräste frft und ist dadurch die beste Lieferantin für die industrielle Reservearmee. Man betrachte z. B. die Reichen- berger Baumwollspinner(der Reichenberger Bezirk ist der Brennpunkt der nordböhmischen Textilindustrie), wo die Pro« duktion auf»roßer Stufenleiter im Laufe der Zeit fich stetig ausgedehnt hat, um zuletzt endgiltig zu fleaen und dadurch die Lebensheltung der Arbeiter zu lenken, die Löhne zu verringern, die Arbeitszeit zu verlängern. Es ergiebt fich dann folgendes Bild: «. Spin- flammt- Auf 1 Fabrik entfallen Auf 1000 Epi- � nereten' Spinale Arbeiter ArÄte?� 1841 45 137 432 3054 70 23.4 1852 30 182 621 6087 203 20 1856 42 256 605 6109 145 19.59 1860 46 333 026 7244 159 18.91 1865 45 374 734 8327 189 16.76 1878 75 581 050 7747 120 17.2 ■ Während die Zabl der Fabriken sich noch nicht verdoppelt hat, ist die Gesammtspindelzahl um das Vierfache gestiegen, die Zahl der angewendeten Arbeiter dagegen absolut und re« lativ gefallen. 1841 kamen auf 1000 Spindeln 23 4, 1878 nur noch 17.2 Arbeiter. Das ist der Sieg der Maschine. Vom rheinisch-westfältschen Cisenmarkte. Die Eisen« gießereicn und Maschinenfabriken klagen mit wenigen Ausnahmen über Mangel an Beschäftigung und selbst die besser beschäftig« ten Werke erzielen nur geringe Preise. Die Lage der Waggon- fadrikcn wird immer ungünstiger und es mußten bereits wieder weitere Arbeiterentlassungen erfolgen. Das alte Lied, der Ar» beiter zahlt die Zeche.
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