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Beilage zum Berliner Volksblatt.
Nr. 220.
Politische Uebersicht.
Als ein Wunder kann man es faft betrachten, daß eine pandels- und Gewerbekammer fich für die gefeßliche Sonntagsruhe und den Maximalarbeitstag ausgesprochen hat. Es ist dies die unterfränkische Handelsund Gewerbekammer. Dieselbe hatte an die Gewerbetreibenden, Industriellen, Vorstände gewerblicher und kaufmännischer Kor porationen sowie an den Vorstand des Vereins der Handlungs. gehilfen im Ganzen 129 Fragebogen versandt. Die Erhebung Der Umfrage bei den Arbeitern hatte Herr Buchdrucketeibefizer Köhl übernommen, welcher zu diesem Behufe die Vorstände fämmtlicher Arbeitergewerkschaften, Krantentafsen und Unterftüßungsvereine, sowie eine Anzahl Arbeiter diverser Berufe zu einer Konferenz einlud, bei welcher in freier Disfuffton die Frage besprochen wurde.
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Sonntag, den 20. September 1885.
einigung Dit Rumeliens mit Bulgarien unter dem Bulgarenfürsten ist unaufhaltbar. Was sich aus diesen Vorgängen entwickeln kann, ist noch nicht abzusehen.
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iegt den Wortlaut der Note veröffentlichen, in welcher fte gegen Zur Karolinenfrage. Die spanische Regierung läßt Die spanische Regierung läßt die Besetzung der Karolinen - Inseln durch Deutschland Einspruch erhebt und welche am 19. August vom spanischen Gesandten Grafen Benomar auf dem hiesigen Auswärtigen Amt übergeben wurde. Es heißt in derselben u. A.:„ Diese Inseln ( Karolinen und Palao- Inseln) gehören von Alters her zu Spanien , ohne daß frühere Verhandlungen zwischen der spa nischen Regierung und den Regierungen Deutschlands und Großbritanniens unsere Souveränetät hätten erschüttern tön
nen; im Gegentheil, fie haben dieselbe verstärkt und befestigt. Die Regierung des Königs hat vor der Verkündigung der Von den ausgetheilten Frage- deutschen Schutzherrschaft viele Souveränetätsatte auf diesen bogen wurden 81 beantwortet zurückgegeben; 49 davon Inseln ausgeübt eine Thatsache, welche der Kaiserlichen Resprechen sich ohne Rückhalt für und 32 gegen die gierung, nach der Sprache ihres Vertreters zu urtheilen, nicht gefeßliche Sonntagsruhe aus. Jedoch waren von letteren unbekannt sein konnte. Letterer erwähnte nämlich bei der vernoch 9 in Abzug Abzug zu bringen, deren Vota nicht traulichen Unterredung am 6. August den legten offiziellen Beauf technischen und wirthschaftlichen nicht abzuändernden Ein such des spanischen Kreuzers ,, Velasco" auf fenen Inseln, welrichtungen des Betriebes bafirt ist. Von den Arbeiterforpocher seinerzeit die Presse Manilas beschäftigte und bei welcher rationen sandten folgende ausgefüllte Fragebogen ein: Bäder, Gelegenheit der Kommandant dieses Schiffes im Namen Sr. Buchdrucker, Holzarbeiter, Maschinenbauer, Maurer und Stein Maj. Alfons XII. , der von den Behörden der Inseln ausdrücklich als hauer, Schreiner, Echuhmacher, Töpfer, Bigarrenarbeiter und Souverän anerkannt ist, feierliche Handlungen daselbst vor Zimmerer. Alle sprachen fich für gesetzliche Aufhebung der nahm. Infolge dieses offiziellen Besuches wurde beschlossen, Sonntagsarbeit aus, bemerkten aber dabei der Mehrzahl nach, von den Philippinen aus auf zwei Schiffen eine bedeutende daß diese Aufhebung völlig werthloß sei, wenn nicht zugleich Expedition hinüberzuschicken, welche Zivils und Militärbehör ein geseglicher Arbeitstag von 10 Stunden eingeführt den sowie Missionare und alles nöthige Material mit sich werde. Als Referent fungirte in der bezüglichen Sigung führen sollte, um die Ausübung unserer Souveränetät zu ver der Handels- und Gewerbekammer Herr Köhl. Derselbe Derselbe vollständigen. Die Regierung des Königs kann demgemäß sprach sich in längerer und ausführlicher Weise für die Nothnichts anderes thun, als in aller Form Einspruch zu erheben wendigkeit des gefeßlichen Verbots der Sonntagsarbeit aus und gegen eine mit Hintansezung der Souveränetät Spaniens vollunterbreitete der Kammer folgende Resolution: zogene Handlung und gegen den Grundsaß, auf welchen die Note des Vertreters Deutschlands , ohne unsern formell und rechtlich begründeten Ansprüchen Rechnung zu tragen, fich ftüßt, daß nämlich die Karolinen - und Palao- Inseln als Gebiete ohne anerkannten Souverän zu betrachten seten. Um mit diesem nothwendigen Einspruch feinen Augenblick zu säumen, beschränke ich mich darauf, die deutsche Note, welche mir gestern übermittelt worden ist, in dieser Form zu widerlegen, ohne heute eine genaue Aufzählung der einzelnen Rechtsansprüche und Beweisgründe aller Art, welche die Souveränetät Spaniens stüßen und bekräftigen, zu geben eine Aufgabe, welcher sich die Regierung des Königs übrigens alsbald unterziehen wird, um Deutschland die Rechtmäßigkeit ihrer Sache auf's Klarste darzulegen."
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„ Die Handels- Kammer spricht fich für ein auf Grund eines Reichsgefeges zu erlaffendes grundsägliches Verbot der Be schäftigung industrieller Arbeiter Sonntagen aus. Ausgenommen von diesem Verbote diesem Verbote sollen blos solche Arbeiten sein, welche absolut nothwendig find zur Ernährung des Volkes, inkl. Wirthschaften, für die öffentliche Gesundsheitspflege und den Verkehr. Feiner solche, deren Unterlassung den Betrieb so stören könnten, daß die Aufnahme der Gesammt. arbeit an den darauffolgenden Werktagen verzögert würde. Endlich solche Arbeiten, deren Unterlassung mit Gefahren für Das Leben, die Gesundheit und das Eigenthum begleitet wären. Frauen und Kinderarbeit ist in Fabriken und industriellen Etablissements am Sonntage ausnahmslos zu verbieten. Für das Handelsgewerbe find solche Ausnahmen zu gestatten, welche den an den Werktagen beschäftigten Personen( Arbeiter, Land, leute u. s. w.) den Einkauf ihrer Bedürfnisse gestatten. Hauftren ist an den Sonntagen zu verbieten. Die Handelskammer spricht schließlich die Ansicht aus, daß das Verbot der induftitellen Sonntagsarbeit nur dann seine segensreichen Wirkun gungen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer voll entfalten kann, wenn gleichzeitig mit ihm ein gefeßlich firirter Maximal arbeitstag eingeführt wird."
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Nach eingehender Debatte wurde ,, wie das Würzburger Journal" mittheilt der Antrag Köhl in seinem vollen Wort laut einstimmig angenommen.
In den Baltanländern rumort es schon wieder ein wenig. Der Telegraph bringt soeben die Kunde, daß in Dftrumelien, welches seit dem Abschluß des russisch - türkischen Friedens eine autonome Provinz bildet, eine Revolution ausgebrochen ist, deren Streben dahin gerichtet ist, dieses Land mit dem Fürstenthum Bulgarien zu vereinigen. Die Aufstän dischen scheinen mit Erfolg operirt zu haben, denn ein Telegramm aus Sofia meldet, daß der Gouverneur von Rumelien , Cristi Pascha, und deffen Regierung in Folge der Erhebung durch ein provisorisches Administrativ- Komitee erfest ist, wel ches einen Aufruf an die Nord- Bulgaren gerichtet habe.
Ein ferneres Telegramm meldet: Ein Utas des Fürsten von Bulgarien befiehlt die Mobilmachung der Armee und beruft die Kammer auf den 22. b. M. nach Sofia ein. Auf Aufforderung der provisorischen Regierung und der rumelischen Armee hat der Fürst Varna verlaffen und begiebt fich in Begleitung des Präsidenten des Ministerraths nach Philip popel .
Ans Wien wird telegraphirt: Die Meldungen von den Vorgängen in Ost Rumelien wirkten verblüffend. Die Ver
Berliner Sonntagsplanderei.
R.C. Wer hat sich noch nie gefreut über die gefiederten Sänger, welche braußen unsere Wälder bevölkern? Welcher Großstädter, der Wochen und Monate lang eingepfercht fitt in dem Qualm der Fabriken, in dem Staub der Werkstätten, in der ſtickigen Luft des Bureaus, lauscht nicht mit Andacht dem schmetternden Gesange des Buchfinken, wenn er dem brütenden Weibchen in dem Fliederbusch seine glühenden Liebeslieder vorträgt, wen ergreifen nicht die schmelzenden, flagenden Laute der Nachtigall bis in das innerste Herz, wer kann sich überhaupt bie Natur in ihrer ganzen Bracht vorstellen ohne das vieltausendstimmige Ronzert in Wald und Busch, ohne unsere munteren Singvögel mit ihrem fchimmernden Gefieber, ihren leichten, eleganten Bewegungen? Es würde draußen einſam und todtenſtill ſein, wären ſie der Natur Leben und Bewegung verleihen, denn ohne den jubilirenden Gesang gliche der Wald in seiner majestätischen Ruhe einem prächtigen Musiktempel, in welchem fein Laut
ertönen darf.
Man ist gewohnt, über rohe Buben zu schelten, die in tindischem Unverstand das kunstvolle, sorgsam gehütete Nest bes kleinen Sängers zerstören, die in jugendlichem Webermuth unsere Wälder entvollern, fie ihres Schmudes berauben. Eltern und Lehrer thun recht daran, auf das Berwerfliche dieses Treibens hinzuweisen, die Kinder zu belehren, daß es ein schweres Unrecht ist, unschuldige Thiere unnütz zu quälen, sie, die zur Freude aller Menschen da sind, ge fliffentlich zu vertilgen. Aber das thun eben nur Kinder,
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Die sonst noch vorliegenden Nachrichten bewegen sich fast nusschließlich um die Frage des Schiedsgerichts. Die spanische Bresse beschäftigt sich mit dem Rath der englischen Regierung, die Schwierigkeiten mit Deutschland einer schiedsgerichtlichen Entscheidung zu unterbreiten und zu diesem Zwecke Englands Borschlage der englischen zustimmen. Freycinet soll geäußert Dienste anzunehmen. Die französische Regierung soll dem haben, daß das französische Kabinet sich nicht weigern fönne, event. das Schiedsrichteramt zu übernehmen. Die Abwesenheit des Parlaments fönne nicht in Betracht kommen, da die Kammern zusammengetreten sein würden, ehe die Förmlichkeiten betreffs der Zusammensetzung des Schiedsgerichts beendet seien. Die bemerkenswerthefte Nachricht zu diesem Punkte erhält die ,, Voff. 8tg." in nachstehendem Privat Telegramm aus Köln :
Die„ Köln . 3tg." schreibt hochoffiziös aus Berlin : Nach einer Nachricht des Hamb . Correspond." aus dem römischen ,, Diritto " soll der spanische König auf die Erklärung des ultramontanen Unterrichtsministers Pidal im legten Ministerrathe, seine Partei, die katholische, werde nur zu einem Schieds gerichte des Pontifex maximus ( Babftes) ihre Buftimmung geben", entgegnet haben, daß der protestantische Kaiser Wilhelm sich solchem Schiedsgerichte niemals unterwerfen werde. Diese Auffaffung ist durchaus unzutreffend und beweist, wie wenig man in Spanien Anschauungen und Verhältnisse in Deutsch land tennt. Wir haben zu große Hochachtung vor der Person Sr. Heiligkeit und zu großes Vertrauen in seine Unparteilich teit, als daß wir ihn als Schiedsrichter ablehnen sollten. Es hat den Anschein, als ob die Parteien in Spanien solche Auffaffung nicht hätten, und daß man in Spanien ein geringeres Butrauen zu dem Papfte habe, als in Deutschland .
Sängern des Waldes begehen, und wenn sie hierfür keinen anderen Grund anzugeben wissen, als daß es die Mode erheischt!
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Es giebt auf der Welt wohl keine Verrücktheit, die unsinnig genug wäre, als daß sie nicht in der einen oder an= deren Weise dem Teufel der Mode, der uns schließlich Alle
in seinen eisernen Fesseln hält, dienstbar gemacht worden iſt. Heute verzieren die" Damen " ihre thurmhohen Hüte mit den Balgen ausgeftopfter Bögel, jeder Aesthetik zum die unpassendsten Busammen Hohn erfinden sie weil sie Mode sind. stellungen, sie sind schön,
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Man lacht und staunt über die Wilden, die ihr Haar mit bunten Federn schmücken, um ihrem Aeußeren mehr Glanz zu verleihen, und was thun wir hochgebildete Repräsen tanten des vorgeschrittenen neunzehnten Jahrhunderts? Dölten besteht sich bei und und den untultiwirten darin, daß diese sich mit einzelnen Federn begnügen, während wir den ganzen Balg haben müſſen. Der Wilde hängt sich einen Kupferring in die Nase, er glaubt in dieſer Weise dem Schönheitsideal möglichst ähnlich zu sein, unsere Damen durchbohren sich die Ohren und hängen ihre Kostbarkeiten dort auf ob zwischen diesen beiden Methoden ein wir wissen es besonders tiefgehender Unterschied besteht
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nicht tub sitten, bag, deiben. Sobiel aber ist wohl unbestritten wahr, daß, wenn es heute oder morgen irgend einer Pariser Cocotte einfiele, mit einer ausgestopften Ratte das Ungethüm, welches sie ihren Hut nennt, auszustaffiren, die gebildeten Damen" beiber Halbkugeln nichts Giligeres zu thun hätten, als ihre Stopfbedeckungen mit diesen ebenso liebenswürdigen wie appetitlichen Thierchen zu
II. Jahrg.
Die ,, Boff. Big." bemerkt dazu: Db diese auf den erften Blid frappirende Kundgebung nach Madrid oder nach Rom adressirt ist, ist zweifelhaft. Vielleicht soll sie zwei Fliegen mit gerichts im spanischen Ministerrath zur Annahme zu bringen, einem Schlage treffen. Um das Prinzip des Schiedswürde Deutschland selbst den Papst als Schiedsrichter nicht scheuen, und um dem Papste andererseits eine Aufmerksamkeit zu erweisen, ließe der deutsche Reichskanzler es darauf an tommen, wie Leo XIII. in Erwägung aller Umstände sich zu der Auftheilungsbulle seines Vorgängers Alexanders VI. stellen würde. Ob das gewagte Erempel in dem gewünschten Sinne aufgehen würde, weiß Niemand; daß aber der Papst damit in der That wieder auf den Weg gelangte, eintretenden Falls die Mächte zur Ordnung zu rufen", würde Herr Windthorst mit offener Genugthuurg jedenfalls vor den Seinigen tonftatiren fönnen."
Madrider Blätter berichten, daß der Jltis" vor der Befignahme von Vap mit 60 Mann die Insel Ponape offu pirte. pirte. Das spanische Rabinet beschloß, nach Berathung mit den Marinebehörden, vorläufig 1 300 000 Bfb. Sterl. für den Ankauf von Kreuzern und Torpedos zu verausgaben, und nach dem Zusammentritt der Kortes eine Anleihe für Mobilifirung und Vermehrung der Flotte aufzunehmen.
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Zum Ghemniter Monstre Sozialistenprozeß. Die Ferienstraflammer des Landgerichts Chemnis hat, wie das Deutsche Wochenbl.". mittheilt, auf den Antrag Vierecks, die Verhandlung wegen seiner Erkrankung zu vertagen, beschloffen, gegen Viered die Verhandlung einstweilen auszuseßen, gegen die übrigen Angeklagten aber am 28. d. M. zu verhandeln. Auch Abg. v. Vollmar hat mittlerweile ein Vertagungsgesuch eingereicht. Die schwedischen Seebäder seien ihm schlecht be= fommen, er werde erst in 3 bis 4 Wochen reisefähig sein. Hervorzuheben ist der von den Angeklagten gestellte Beweis antrag auf Vernehmung des Berliner Polizeipräsidiums, daß legteres einer geschlossenen sozialdemokratischen Vertrauens männer Versammlung, die als solche angemeldet war, die gesetliche Bescheinigung ertheilt hat.
Auf Grund des Sozialistengesehes wird die ohne Angabe des Verlegers, Herausgebers und Druckers erschienene Druckschrift:„ Aufruf an alle Männer und Proletarier. Ar beiter, Proletarier und Mitmenschen heraus!" unterzeichnet A. Kroemer", von der Königl. sächsischen Kreishauptmannschaft zu Dresden verboten.
Im Königreich Sachsen sollen bei der Enquete über die Sonntagsruhe mit Ausnahme der Arbeiter Fachvereine fast alle Korporationen, deren Gutachten eingeholt wurde, erklärt haben, daß die sächsische Gesetzgebung über Sonnund Feiertagsheiligung völlig ausreiche, und mehrere Vereine haben hinzugefügt, daß man gegen die Einführung eines sogenannten englischen Sonntags entschieden protestiren müffen. Dagegen wird die Abschaffung der Feier des hohen Neujahrs, die Verlegung des Reformationsfestes auf den nächſtliegenden Sonntag, sowie die Einführung eines einzigen Bußtages für das ganze Deutsche Reich empfohlen. Die Bittauer Handels tammer hat diesen letteren Vorschlägen nicht zugestimmt, weil ihrer Ansicht nach die Zahl der Feiertage feine zu hohe sei; in einer Zeit der Ueberproduktion, wie sie jetzt heresche, sei es nicht rathsam, die Zahl der arbeitstage zu vermehren. Sehr richtig! Uebrigens tommt es weniger darauf an, was die sog. Rorporationen" in Bezug auf das gefeßliche Verbot der Sonntagsarbeit geäußert haben; wer fich seinen Sonntag beliebig in laffen. Die Hauptsache bleibt, daß sich die Arbeiter Fachvereine der Woche fichern kann, den wird diese Frage natürlich" falt für das strikte Verbot ausgesprochen, denn auf diese kommt
es an.
Zur Warnung für Auswanderer wird aus Hamburg geschrieben: Während vor geraumer Zeit in der Kolonie Süd australien vorübergehend Nachfrage nach Arbeitskräften bestand, haben fich die dortigen Verhältnisse neuerdings völlig geän dert. In Folge des niedrigen Standes der Preise aller Roh produkte liegt die Industrie darnieder und alle Unternehmun gen stehen still, ohne daß eine baldige Befferung zu erwarten ift. Arbeitskräfte find nunmehr im Ueberfluß vorhanden und ohne Beschäftigung. Die Kolonial- Regierung hat deshalb auch Don fernerer Unterstüßung der Einwanderung Abstand genom men. Es fann hiernach nur dringend vor unbedachter Auswanderung dorthin gewarnt werden.
er muß in diejenigen Bahnen eingelenkt werden, die ihn dem wirklich Schönen, dem Idealen entgegenbringen. Unsere Leser wissen, daß gerade jetzt in Berlin ein wahres Beitungs- Gründungsfieber" graffirt. Man produzirt ins Gelage hinein und der urtheilslose Zeitungslefer wird durch allerlei Machinationen auf den Leim gelodt, er
befindet sich plößlich, ohne daß er es geahnt hat, in einer geistigen Massen- Abfütterungsanstalt. Um so erfreulicher ist es, wenn man unter dem Wust der neu entſtehenden Beitungen, die fast alle mit der erblichen Schwindsucht auf die Welt kommen, auch einmal einem wirklich gefunden Unternehmen begegnet, deſſen Ideen und Tendenzen jeder billig denkende Mensch ohne Weiteres zustimmen muß.
Mode und Haus" heißt die neue Beitschrift, die unseren Leferinnen bereits an anderer Stelle empfohlen wurde und auf welche wir, da uns heute gerade ein Modethema beschäftigt hat, gern noch einmal zurüdkommen. diegener Ausstattung liegt die erste Nummer der neuen Beute schrift vor uns, und wir bemerken mit Freude, daß in ihr, im Gegensatz zu ähnlichen Unternehmungen, jener feine Ton fultivirt wird, der unsere Umgebung verschönt, ohne
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beengende Ziererei läftig zu fallen. Unter den Wusterh Stickereien befinden sich einzelne von wirklich klassischer Schönheit der eingefleischteste Weiberfeind müßte feine Schönheit helle Freude daran haben, derartige duftige Gebilde unter schönen Frauenhänden entſtehen zu sehen. as beide unter robe, unnatürliche Schmuck des getödteten Bogels, bet un der serem geistigen Auge immer das Bild der Verwesung nahe
bie nicht gewohnt sind, über die Folgen ihrer Hand- besetzen. Und diese Mode hätte dann wenigstens das Gute, rückt, gegen die Kunstgebilde der Menschenhand, mit denen
lungen nachzudenken, sie überlassen sich ohne vieles Ropfzerbrechen ihrem augenblicklichen Zerstörungsdrange. Wandlung schaffen. In dieser Beziehung kann nur eine gütige Belehrung
Etwas ganz anderes ist es jedoch, wenn erwachsene Beute um nichtigen Tanbes willen dem vernünftigen Menschen vollkommen unverständliche Rohheiten begehen, wenn sie um einer wibersinnigen Idee zu fröhnen, Massenmorde an den
daß manches Haus von einer lästigen Plage befreit würde, während heute die fröhlichen Waldfänger einer blödsinnigen Laune wegen dezimirt werden.
Wir unsererseits find offenherzig genug, unsere Macht losigkeit, dem Modedespoten gegenüber, nicht nur einzusehen, sondern auch einzugestehen. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, in dieser Beziehung sofort eine Aenderung eintreten zu lassen; allmählich muß der Geschmack geläutert werden,
wir doch einzig und allein uns selbst und unsere Wohnun= gen schmücken sollen! Das Eine bedeutet das Zurückverfallen in die Barbarei; die Erwedung des Kunstfinnes und des guten Geschmackes dagegen führt uns in die lichten Höhen der Erkenntniß des Guten und Schönen, un biefem Sinne will die neue Zeitschrift wirten. wünschen ihr aus vollem Herzen Glück auf den beschwerlichen Weg!-
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