bohc Temperatur verdankt, fort; noch hat die Sonne dieGrenze ihrer Verdichtung nicht erreicht, und indem fie fort-fährt, ihr Volumen zu verkleinern, entwickelt fie aus fich selbstimmer neue Wärmemengen, die nach einer Berechnung vonHelmholtz ausreichen, um für weitere 17 Millionen Jahre dieIntensität der Sonnenwärme auf konstanter(dauernder) Höhezu erhalten. Mag diese Frist, wie Robert Mayer glaubte,rurch hereinstürzenve Meteore und Komelen noch erheblich ver-längert werden— einmal muß aber doch die Zeit kommen,wo die Sonne ihren Kraftvorrath erschöpft, wo fie licht- undwärmclos, wie die dunklen Begleiter des Sirius und Procyon,im Universum steht und finstere Todeslälte im Sonnenreicheherrscht.Lange vorher werden die Planeten ihre Bestimmung er-füllt, ihre Abkühlung und Verdichtung vollzogen haben und indas Stadium des Mondes getreten sein. Nickt leichtfertigeVcrmuthungen, sondern greifbare und meßbare Vorgänge aufver Erde führen unweigerlich zu diesem Schluß. Auch unserPlanet war einst ein glühender Feuerball. Erst nachdem dieAbkühlung und Kontraktion(Zusammenziehung, Verdichtung)so weit gediehen waren, daß eine feste Kruste entstehen konnte,schieden fich an der Oberfläche Wafier und Luft. Doch ehe-mals waren die Meere ausgedehnter, die Luft dicker als jetzt.Große Mengen von Kohlensäure find der Atmosphäre durchpflanzliches und thierisches Leben entnommen, dem Kreislaufder Stoffe entzogen und in der Form von Kohle oder Kalk-schalen mit der Erdveste vereint worden. Gleicherweise be-reiten Verwitterung und Absorptionsfähigkeit der Gesteine dieAussaugung alles Waffers und alles Sauerstoffs zwar unendlichlangsam, aber darum nicht minder stcher vor, und so wirddereinst die Erde, ihrer Wafferbedcckung und Atmosphäre be-raubt, todt und kalt ihre Bahn durcheilen"(wie jetzt schon ihrTraband, der Mond).Auf Grund di ser hier nur flüchtig skizzirten Kosmogenieoder Welientstehungslehie können wir uns die augenfälligstenErscheinungen in ver Fixsterw und Planetcnwelt ganz unge-zwungen erklären. Nicht nur die Veränderlichkeit des Lichtesin der Fixsternwelt findet ihre einfache Erklärung an derHand dieser Theorie, sondern auch so ungewöhnliche Vorgänge,wie die Veränderung des Nebelflecks und das Aufleuchten desneuen Stems in der Andromeva. Die wichtigsten, dieserKoemogenie zu Grunde liegenden Voraussetzungen find heutenoch als Thatsache im Welträume verkörpert: nämlich dieExistenz gasförmiger Nebel, die Achsendrehung der Sonneund die Ringe des Saturn. Diese Ringe find geeignet, unsdie Abtrennung der Monde von dem Aequator ihres Planetenund die frühere Ablösung dieses letzteren von dem Aequatorder Sonne einigermaßen zu veranschaulichen.Die Kant-Laplace'sche Theorie hat nicht nur den größtenastronomischen und physikalischen Entdeckungen der Neuzeitgegenüber Stand gehalten, sondern durch dieselben gerade diewichtigsten und entschiedensten Beweisgründe erlangt. Dasdurch Robert Mayer und Friedrich Mobr entdeckteGesetz von der Erhaltung und Umsetzbarkeit der Kraft ist eineihrer wescnllichsten Stützen. Auch die Spektralanalyse hatdie philosophischen Voraussetzungen der Kant-Laplace'schenTheorie vollauf hestätigt. Denn staunend lesen wir vermittelstdes Spektroskops aus dem Lichte der Gestirne die Einheitder Materie im ganzen unendlichen Welträume. UnsereKosmogenie schließt nicht nur das„Wunder" oder Eingreifeneines persönlichen Gottes aus, sondern bringt auch die That-fachen und Erscheinungen in einen kausalen oder ursächlichenZusammenhang und läßt dem„Zufall" möglichst wenig Raum.ÜKokalrs.g. Für die unbedingte Vermehrung der Sanitüts-wachen spricht vornehmlich die Unmöglichkeit, an Sonn- undFesttagen im Bedarfsfalle ärztliche Hilfe zu erlangen. Dashat wiederum ein in der Bülowsttaße wohnender Familien-vater-rfahlen, welcher gestem Nachmittag, durch Symptomeder Diphtherie an einem seiner Kinder erschreckt, die Hilfe einesArztes in Anspruch nehmen wollte. Wie viele Male der ge-ängstigte Mann vergeblich bei einem Arzt vorgesprochen hat,zeht wohl zur Genüge daraus hervor, daß er auf seiner Arzt-uche von der Bülowsttaße bis zur Sanitätswache in der Mark-grafensttaße gekommen war. Dieser Kalamität kann nur da-durch vorgebeugt werden, daß aus städtischen Mitteln Sanitäts-wacken genügend subventionirt werden, in welchem Falle fichpraktische Herlgehilfen genug finden würden, derartigen Jnsti-tuten vorzustehen. Sind Vre Zuschüsse aus kommunalen Mittelnderartig normirt, daß ein oder mehrere Aerzte zur sofortigenVerfügung gestellt werden können, dann um so besser! MitAusnahme der 1. Sanitätswache in der Brüderstraße, welchewende ebenfalls mein Pferd. Wir halten still und plaudern.—„Sie wollen wohl zum General? Er ritt vor Kurz-mmit dem Fürsten vorüber, zu den Positionen..." DerRittmeister wußte ganz gut, daß er mir nicht» Neue» sage;er spricht, da wir mal neben einander hallen, blo» um zusprechen.—„Was gibt es Neues, Väterchen? Wo stehtuntere Brigade?"—„Dort, auf der rechten Flanke." Mitder Hand zeige ich auf die Richtung.—„Ja, ja, dort, ichweiß," lautet seine Antwort. Noch einige Worte und nach-dcnklich trennen wir uns, einander einen glücklichenWeg wünschend.—„Vorwärts, Marsch!" tönte sein tiefe»Kommando.Die Geschütze und Munrtionswagen habe ich eingeholt,Ein'venig seitwärt» vom Wege steht ein Lazareth-Fourgon;Pferde, die Schnauze neigend, wühlen in dem staubigen Heu;der zum Fourgon gehörende Soldat wälzt sich auf dem Rückenund fegt mit der Peitsche da» umherliegende Heu zusammen.Ans der andern Seite des Fourgon», im Schatten, liegenSanitäre, mit Mänteln bedeckt. Beunruhigt schauen sieunter dem Fourgon hervor, sobald aus der Ferne dasdumpfe Getöse der Geschütze vernehmbar wird. Kommtman nicht, ihre Hilfe in Anspruch nehmen?Etwa» weiter, link» von der Chaussee, plazirte sich, diezusammengerollten Mäntel nicht abnehmend, ein Bataillonde» Schuja'schen Regiments. Die Offiziere bilden eineGruppe, essen und ttinken.„Ssotnik, Ssotnik, zu uns, kehren Sie um!" tönt e»fast wie au» einem Munde. Einer winkt mit einemKästchen Sardinen, ein Anderer mit einer Wurst oder miteiner Flasche. Sich weigern, ist nicht gut möglich. Soreite ich heran.„Nimm das Pferd!" schreien mehrereStimmen dem nächststehenden Soldaten zu, in einem Ton,worin sich Vorwurf und Bedauern mischen: wie fällt esihm nicht auch ohne Befehl ein, da» Pferd eines solchenManne» in Empfang zu nehmen!Der BataillonS-Kommandeur, ein hoher Herr mit hellemSchnurrbart, fordert mich, sich ein wenig von der Trommelerhebend, auf der er saß, nicht ohne Würde zum Imbißauf, indem er mit der Hand auf den Platz neben sich aufdem ausgebreiteten Mantel weist.—»Bitte... Ist Ihnengesällia, wa» Gott gab..."— Alle bewirthen mich undbestürmen mich gleichzeitig mit prägen; wo der Kampfstatlsinde, wo dieses oder jenes Regtment, wie groß dieZaht unserer Geschütze, wohin der General ritt? Mausieht ihnen die Befriedigung an, einen dem Chef so nahestehenden Mann gefunden zu haben, den sie ausfragenüber bedeutendere Mittel verfügt, tragen die bestehenden Sa-nitätswachen so wenig ein, daß es überhaupt Wunder nimmt,wenn die Inhaber derselben sich noch fernerhin mit der Sani-tätspflege befassen. Der überwiegend größte Thcil der Hilfe-suchenden— Verunglückte— ist unbemittelt und so sieht fichder von Menschlichkeitsrückflchten getriebene Sanitätswachen-Inhaber genöthigt, neben seiner unentgeltlichen Behandlungdem Hilfesuchenden noch Bandagen rc. gratis zu verabfolgen.Das ist doch aus die Dauer nicht zu verlangen. Es handeltfich häufig um die Erhaltung des Lebens unsere: Mitmenschenund da ist es geradezu unbegreiflich, warum nicht endlich ein-mal der Frage der Regelung des Sanitätswachen- Wesens inBerlin nähergetreten wird.Zu botanischen Unterrichtszwecken werden in der Wochevom 21. bis 26. September in den städtischen Unterrichtsan-stalten, sowie in einigen Privatschulen von blühenden Pflanzenvoraussichtlich zur Lertheilung gelangen: A. In sämmtlichcnSchulen; Perlsttauch, Schneebeere,„Nannathräne", Trauben«Gänsefuß, Schleierkraut, weiblicher Hopfen, weiblicher Strich-fam(Wurmfarn). B. In den höheren Schulen: Kreuzblättriges Labkraut, liegende Lobelin, Bauemtabak, Gebirgs Fetthenneund weißer Amarant.Das königl. Meteorologische Institut sagt in seinerin der„Stat. Corr." veröffentlichten Monatsüberstcht über dieWitterung des August dieses Jahres, daß seit dem Jahre 1848,in welchem die regelmäßigen Beobachtungen an den preußischenStationen ihren Anfang nahmen, kein so kalter August regi-strirt ist, wie der diesjährige, der in ganz Norddeutschland um21/i— 3 Grad Celstus�zu kalt war. Die Nächte waren nament-lich gegen Ende des Monats so kühl, daß in Posen, West- undOstpreußen, Schleswig-Holstein und Hannover schädliche Nacht-tröste auftraten, ja an einigen Orten Eisbildung auf kleinenWasseransammlungen beobachtet wurde. Auf der Schneekoppen-staiion sank die Temperatur bereits am 18 auf 1 Grad Kälte,nebelfreie Tage wurden auf dieser Höhcnstation im ganzenMonat nur 3 konstatirt.b. Die Schiffer führen mitten in unserer Kultur eine ArtNomadenleben. Auf vielen Schiffen fiehi man nur Männer;die Frauen find daheim, besorgen die Wirthschaft und erziehendie Kinder. Nun, so lange die Kinder nicht schulpflichtig find,geht die Frau mit auf die Fahrt und die Kleinen turnenniunter aui Deck herum. Mit dem beginnenden schulpflichtigenAlter der Kinder hört dieses Familienleben an Bord auf unddie Männer müssen unterwegs auch die Küche besorgen. Nurdiejenigen Schiffer dürfen ihre Kinder auch im schulpflichtigenAlter an Bord behalten, welche nirgends angesiedelt find. Siehaben dann das Recht, ihre Kinder an dem Orte in die Schulezu schicken, an welchem fie überwintern. Im Sommer pflegtder Vater auf der Fahrt den Schulmeister zu spielen, währender am Steuer steht und die Kleinen auf dem Deck der Kajüteum ihn herumsitzen.b. Die Kartoffel-Ernte ist brillant ausgefallen; dieLandleute wissen den Segen nicht zu lassen. Aber fie seufzenüber die niedrigen Preise. In der Trebbiner Gegend liefertman 100 Pfund für 1,50 Mark frei nach Berlin, in derKüstriner fordert man bereits nur 1,25 Mark. In Folge dessenströmen die Händler dorthin, und die Trebbiner bleiben mitihren Vorräthen fitzen. Unsere Händler aber nehmen immernoch unentwegt für den Scheffel 80 Pfund) 2,50 Mark, verdienen also über 100 Prozent. Sie kaufen nur nach Gewicht,das Publikum aber muß noch immer nach Maß kaufen, washöchst irrationell ist und wie man steht, die alltäglichsten Nah-rungsmitlrl vcrtheuert.b. Das Ausschlachten alter Häuser ist in Berlin einlohnendes Spezialgeschäft. Mitten in der eleganten Kochstraßebefindet fich ein solches auf einer Baustelle und präsentirt rnwohl geordneten Sortiments den Vorübergehenden seineSchätze. Neben großen Schichten von Balken und Bretternsteht man lange Reihen von Fenstern, eisernen Ausgußbecken,Treppen, eisernen Oefen, Thürcn, Baulaternen, auch wohl alsRarität eine alte eiserne Ofenplatte, selbst eine Badewanne vonZink u. dergl. m. Die Sachen haben ganz anständige Preiseund erstehen in der Umgegend von Berlin zu neuem Dasein,wenn kleine Leute sich ein eigenes Heim gründen.In den Räumen des Koulissenhauses der königlichenThealer ging eS gestern lebhaft zu; auf dem Hofe drängte ficheine vielköpfige Menge und Lärm ertönte durch die sonst stillenRäume. Die königliche Theaterinspektion hatte Berge alterGardcrobestücke ausrangirt, die versteigert wurden. Eine solcheAuktion ist für Trödler und Maskenverleiher ein Ereigniß.Bietet fich hier doch Gelegenheit, das Lager zu komplettiren.Die Preise stellen fich zumeist niedrig, da die Händler fast stetsunter sich find und fich die Preise nicht verderben. Neben deröffentlichen Auktion wird daher auch immer noch ein schwung-können. Was ich weiß, gebe ich mit Vergnügen zum Besten,doch gebe ich mir nicht den Anschein, als wüßte ich selbstVieles.„Was machen Sie, Major, an dieser Stelle?" frageich den BataillonS-Kommandeur.„Wir warten, sehenSie, weiterer Befehle; noch kamen keine." Dem Majorgefiel offenbar der Ton meiner Frage nicht, er ruft seinenDenschtschik(Osfiziersdiener) zum Aufräumen der Ueberrestedes Mahles, um meine Frage zu unterbrechen. Da habenwir schon die Bescheerung... Der Wind trägt denDonner der Geschütze zu uns... Wieder beginnt es michin die Nähe des Gefechts zu ziehen. Es ist peinlich, manhat GewinncnSbisse und wie vermag man auch ruhig zusitzen und zu plaudern, wenn einige Schritte weiterwahrscheinlich schon Blut fließt.„Ich muß weiter!—Auf Wiedersehen, meine Herren! Besten Dank für die Be-wirthuna!"—„Bleiben Sie doch, Sie kommen noch zurrechten Zeit," räth der Major ernst.—„Warten Sie, wen»auch nur eine Minute," bitten die Subalternen mit kindlichfröhlichem Aussehen.—„Noch ein Gläschen vom Rothenauf den Weg!" empfehlen die Kompagnie-Kommandeure;sie sind schon solider und fordern nicht so zum Ver-weilen auf.Recht» von der Chaussee zieht sich ein bergiger Abhang,der allmälig niedriger und niedriger wird und ein Plateaumit mehreren großen vieläfligen Bäumen bildet. Unterihnen, im Schatten, hat sich der Verbandplatz häuslich ein-gerichtet. Zwischen den weißen Zelten erblickt man schonauf der Wiese blutige Tragbahren. In den offenen Thür-öffnungen der Zelte sind die ernsten Gesichter der Aerztezu erkennen. Aus einem Zelt tritt ein Soldat heraus,spült die mit blutgefärbtem Wasser gefüllte Schüssel, dieer trägt, ruhig aus, schwingt sie hin und her, damitkein Tropfen darin bleibe, dann schnäuzt er sich mitder Hand und kehrt gleichmüthig zu seiner Arbeitzurück. Das Herz wird beklemmt; vor dem Geist steigt dasdekannte Bild von Plewna am 30.(18.) Juli wiederauf. Ich eile, vorüberzukommen, ohne darauf zu blicken.Hinter dem Verbandplatz setzt sich der bergige Abhangweiter fort.Kaum hundert Faden weiter und um die Ecke kommenmir die Tragbahren entgegen. Eilig tragen zwei Soldateneinen Verwundeten, geben sich Mühe gleichen Schritt zuhalten, noch einer folgt, hin- und herspringend, um dieTräger nicht aufzuhalten schiebt er den Mantel, der beständigvom Verwundeten abgleitet, zurecht. Des Kranke« Gesichthafter Handel getrieben, indem die Ersteher einzelne Stückegleich an Ort und Stelle wieder an andere Händler abgeben.Nur um die seidenen Kleider entspinnt fich meist ein heftigerKampf und unter 12 Mark ging auch heute keines der oftschon recht getragenen Herrlichkeiten weg EigenthümlichePosten kamen vor. 50 Paar Schuhe waren in einen weiß-leiden en goldbordirten Rock eingewickelt. Sie brachten nur9 Mark 30 Pf. Ein ganzer Berg Tarlatan kam gar nur auf80 Pf. zu stehen.b. Selbst der Verdacht, einen falschen Eid geleistet zuhaben, lastet noch immer schwer genug auf dem Menschen. InNieder- Schönwcide hatte fich auf Veranlassung der dortigenFabrikbefitzer seit einigen Monaten ein tüchtiger Heilgehilfeniedergelassen. Vor einigen Tagen wurde er plötzlich vomAmtsdiener und Gendarm in einem Lokal verhastet und sofortnach Moabit transportirt. Er steht in dem Verdachte, in einerVormundschaftssache einen falschen Eid geschworen zu haben.Der Verhaftete wird streng isolirt gehalten; selbst ferne Frau,welche sofort nach Moabit eilte, wurde nicht zu ihm gelassen.h. Selbstmordversuch. Am Montag Vormittag gegen9 Uhr stürzte sich ein 19jähriges, anständig gekleidetes Mädchenan der Hohenzollernbrücke in das Waffer. Ein am anderenUfer mit Harken von Gras beschäftigter Mann hatte die Thatbemerkt und eilte der mit den Wellen Ringenden zu Hilfe.Ehe er jedoch über die Brücke kommen konnte, war das Mäd-chen schon zweimal untergesunken, so daß fie dem Tode nahewar. Nun sprang der Mann bis an den Leib in das Waffer,erfaßte mit den Zähnen eines langen Rechens die Zöpfe derSelbstmörderin und zog fie so ans Ufer. Nachdem die Un-glückliche zur Besinnung gekommen war, gab fie als Motivihrer unseligen That die harte Behandlung an, die fie vonihrer in der Maihäikirchstraße wohnenden Herrschaft zu er-dulden hätte. Sie wurde hierauf von ihrem Retter mittelstDroschke zur nächsten Polizeiwache gebracht.In Rixdorf wurden am Sonnabend bei einem Schlächter«meister in der Kopfstraße mehrere tausend Pfund Mett- undSchlackwurst polizeilich in Beschlag genommen, weil dieselbenmit Zusatz von Pferdefleisch angefertigt worden find. Der in-dustrielle Wurstfabrikant wurde gleichzeitig verhastet.„Don Cesar," die neue Dellinger'sche Operette, welcheihre Feuerprobe in Hamburg und Kiel glänzend bestanden hat,wird nun nach sorgfältigster Vorbereitung am Mittwoch, den23. d., im hiesigen Walhalla- Operetten- Theater zum erstenMale zur Aufführung gelangen. Auf die Ausstattung ist be-sondere Sorgfalt verwendet. Die Novität ist mit den erstenKräften der Walhalla besetzt: Frau Secbold- Klein, FräuleinErdösy, Frau Voll und den Herren Philipp, Link, Korschenund Worms.Wasserstand der Spree in der Woche vom 6. bis12. September.(Angabe in Metern.)TageAm i�berbaumDammmühle,Oberwasser..Dammmühle,Unterwasser.Polizei6./92�2,120,67Bericht.7./9.~142,120,688.-9.2,142,120,699./9.2,142,110,67uoö:TlÜ2,090,68TUST im�152,150,69Wi2,100,68Am 17. b. M. Mittags kletterten zweiKnaben im Alter von 8 und 10 Jahren auf den Langbaumeines in der Fahrt begriffenen langgestellten Arbeitswagens,fielen von diesem später herab und wurden überfahren. Ersterererlitt eine nicht unerhebliche Fleischwunde und letzterer eineQuetschung der linken Rippen.— Am 18. d. M. Abends fiel einArbeitsbursche in der Fehrbellinerstraße während der Fahrt vomWagen und wurde von einem nachfolgenden Arbcitsfuhnverlüberfahren. Er erlitt eine Quetschung des Unterleibes,so daß er nach dem Lazarus-Krankenbause gebrachtwerden mußte.— Als am 19. dieses Monats Nachmittags der Arbeiter Beeskow im Hause GrünerWeg 13 mit dem Hinauftragen von Brennmaterial nach demBoden beschäftigt war, wurde er plötzlich vom Herzschlage ge«troffen und verstarb auf der Stelle.— Am 20. d. M. Vormittags fiel eine Frau, als fie in einem Bäckerladen in derPücklcrstraße Einkäufe machen wollte und fich dort zum Aus-suchen der Waaren gegen den Willen des Bäckers hinter denLadentisch begab, durch eine zufällig offengebliebene Fallthürin den Keller hinab und erlitt dabei eine Verstauchung desRückgrates.— An demselben Tage Mittags hängte fich ein11 Jahre alter Knabe in der Badstraße an einen Briefkasten,um fich daran zu schaukeln, hierbei fiel der Brieflasten herabund dem Knaben auf den Fuß, so daß dieser einenBruch des Knöchclaelenks erlrtt und mutclst Droschkenach dem Jüdischen Krankenhause gebracht werdenmußte. Am 20. d. Ms. Abends wurde ein Mann inist unsichtbar, durch die Mütze verdeckt, doch seine Handhängt, weiß, wachsartig, kraftlos unter dem Mantel hervor,als bäte sie:„Halt, halt, tragt mich nicht vergeblich, lieberlegt mich in den Schatten eines Baumes, laßt mich ruhigsterben... ohne Messer.... ohne Feldscherer...."—„Wie steht'S mit ihm? Gefährlich?"—„Schlimm, Ew.Wohlgeboren," antworten die Träger trocken, offenbar imim Bewußlfcin der schweren Bruderpflicht, die sie erfüllenund welche sie unwillkürlich den Vorgesetzten gleichstellt.Gleichmäßigen Schrittes verschwinden sie hinter der Krüm-mung der Chaussee.Fiju— ju— ju— u— u— u!.... pfeift eineverirrte Kugel.— Ein bekanntes, feines, verrätherischcs Pfeifen... Fiju— ju— ju— u— u— u.... pfeift diezweite, doch nun schon etwas hinterwärts.„Verfehlt, verspätetliebe Kugel," so denke ich schavenfroh. Es sind offenbarverirrte Kugeln, aus großer Entfernung kommend und kraft-loS, denn bis zum Feinde ist e» noch weit. Auf dem Wegeüberall zerbrochene Räder, umgestürzte Fuhren. Zur Seiteliegt ein verwundetes Pferd. Ab und zu versucht es sich zuerheben, hebt den Kopf, blickt um sich, beißt vor Schmerzin den Boden und sinkt mit langgezogenem Stöhnen wiederzurück. Mäntel, Ranzen, kleine Kessel liegen umher, dortein Offiziersgurt mit einem Revolver...„Nicht ohne Rothwurde er fortgeworfen, wahrscheinlich war e» zu spät, anihn zu denken." Sobald der Abhang im Rücken bleibt,pfeifen die Kugeln häufiger und häufiger. Links vom Wege,hinten am Hohlwege, sitzen mehrere Artilleristen, ihre Pferdeam Zügel haltend.—„Se— e— e— tschok! schlägtganz in der Nähe eine Kugel aus. Nach dem Klang darfman kühn behaupten,„diese" habe ihr Ziel erreicht. D>ePferde werfen sich zur Seite, ein armes Thier springt ausdrei Beinen, das verwundete kraftlos hängen lassend. Emdicker Blutstropfen auf dem Vorderbein dicht über demHufe weist deutlich auf die Stelle, wo die Kugel trasi Wieaus dem Boden gewachsen, steht ein grauer, schnür bärtigerFeuerwerker da— vorher war er nicht zu sehen gewesenund fällt zornig über seine Untergebenen her;„Eswurde euch befohlen, von hier fort zu gehen, nein, sie hörennicht! Marsch, fort von hier, daß keine L-pur von euchbleibe! fort aus den Augen!" Zornig wmkt er mit derHand.„Wer kann wissen, wohin sie trifft, wer errath es?murren diese beim Fortziehen. DaS verwundete Pferd wmnicht zurückbleiben und springt ohne Zügel und Kumungeschickt, eilig hinter den Andern her.(Fortsetzung folgt.)