n
B
,
B
n
3,
er
e
n
m
ココ
er
m
2=
er
n
B
n
n
e
n
n
F, 江
0.
m
n
te
te
et
21
e
e
น
比
it
e
B
dec Alten Schönhauserstraße betrunken und aus zwei anschei nend von Messerstichen herrührenden Wunden stark blutend betroffen und nach der Wache des 15. Polizei Reviers und, nachdem ihm hier die Wunden durch einen Heilgehilfen zuge näht waren, mittelst Droschle nach seiner Wohnung gebracht. Wie und wo er die Verlegungen erhalt n, fonnte er nicht angeben, um diefelbe entſtand der Ecke der Linienund Kleinen Hamburgerstraße dadurch ein bedeutender Auflauf, daß ein Kanonier mit mehreren Bivilpersonen in eine Schlägerei gerieth, er machte dabei von seiner Waffe Gebrauch und verlegte einen der Gegner leicht an der Hand.
Gerichts- Zeitung.
n-
Haag, 18. September. Heute begann die gerichtliche Verhandlung gegen Jeanne Marie Lorette aus Brüffel wegen der Ermordung des japanischen Geschäftsträgers Sakurada. Die holländischen Minister des Auswärtigen und der Justiz, der belgische Gesandte mit seinem Sekretär, der französische Gefandte, zahlreiche Mitglieder der Diplomatie und viele elegant gekleidete Damen der höchsten Gesellschafts tlassen wie sonstiges Publikum füllte den Saal. Für die nicht minder zahlreich erschienenen Vertreter der Prefe batte man eigene Bläge unmittelbar hinter der Gerichtstribüne aufgestellt. Der Gerichtshof besteht der ,, Boff. 3tg." zufolge aus dem Bräs. François und 4 Richtern, der General- Staatsanwalt van der Bergh vertritt das öffentliche Ministerium und einer der berühmtesten Anwälte Hollands, Dr. Haas, führt die Vertheidigung. Vorgeladen find 22 Beugen aus Belgien und Hol land. Die Angeklagte Jeanne Lorette ist von mittlerer ErScheinung, mit hellblondem üppigem Haar, blauen Augen, etwas blaffem Taint, einfach schwarz gekleidet. Ihre Antworten waren rubig, flar und bestimmt. Nur einmal schwankte fie; als man ihr den Revolver, mit dem fie die That vollbracht, vor legte, fiel fie in Ohnmacht; einer der anwesenden Aerzte beseitigte das Unwohlsein, und so nahmen die Verhand lungen ihren ruhigen Verlauf. Jeanne bestätigte die Richtigs feit der in der Anklageschrift mitgetheilten Thatsachen, fie fügte hinzu: mit ausdrücklicher Bustimmung ihres Vaters sei fie nach Holland zu Saturada gegangen. Wie fie legteren kennen
gehen, als in der Frage der Arbeiterschußgefeßgebung. Dieferhalb erachten wir es als unsere dringendste Aufgabe, unsere Wünsche in flarer und präziser Weise dem hohen Reichstag zu unterbreiten. Die Regelung der Sonntagsarbeit, der Nacht arbeit. der Frauenarbeit, der Kinderarbeit, der Arbeit in Straf und Versorgungsanstalten sind alles Fragen, die man unserer Auffaffung nach heute nicht mehr diskutirt, sondern flar und bündig gesetzgeberisch bündig gesetzgeberisch behandelt. Die behandelt. Die Festsetzung eines Marimalarbeitstages ist das einzige Mittel, Die Anbahnung des sozialen Friedens unter den Gesellschaftsklassen zu bewerkstelligen. Wer sich dieser Auffassung verschließt, leiftet der Anarchie Vorschub. Jeder Versuch, der in vorbe zeichneter Richtung unternommen wird, jedoch den Kapitalprofit, den Unternehmergewinn unangetastet laffen will, ist ein verfehlter. Eine durchgreifende Besserung unserer Lage kann nur herbeigeführt werden, wenn Kapitalgewinn und Arbeitslohn in ein zu Gunsten des letteren befferes Verhältniß gebracht werden. Dies Verhältniß nach Recht und Billigkeit festzustellen, verlangen wir die Einrichtung von Arbeitskammern. Als vollziehende Behörde das Arbeits- und Reichsarbeitsamt. Wird auf dieser Grundlage die Hebung unserer Lage anges strebt, so haben wir die feste Zuversicht, daß die Unterlage ges schaffen ist, auf welcher ein organischer Ausbau der Sozial Ge seggebung möglich ist. Aus diesen Gründen ersuchen wir den hohen Reichstag ergebenst, dem in der vorigen Seffion von der sozialdemokratischen Fraktion eingebrachten Gefeßentwurf, No. 144 der Drucksachen, die verfassungsmäßige Bustimmung zu geben." Bur Berathung und Diskussion dieser Petition, war auf vorgestern Abend eine öffentliche Versammlung nach der Wochenfeld'schen Reitbahn einberufen, zu welcher der Reichstagsabgeordnete Herr Pfannkuch das einleitende Referat übernommen hatte. Dieselbe ist jedoch von der Polizeidirektion dahier auf Grund des§ 9 des Sozialistengefeßes verboten worden. Wie verschiedenartig die Auffassung der Polizeibehörden über die Auslegung des Sozialistengeseßes ist, dürfte daraus zur Genüge hervorgehen, daß der Abg. Pfannkuch in den letzten Wochen über daffelbe Thema in Dortmund, Deus, Kalt und Mühlheim unbehelligt sprechen konnte. Doch darüber wollen wir nicht rechten, Polizeigeseze find eben Polizeigesetze.
gelernt, tönne fie, um nicht eine Familie zu kompromittiren, nicht Vereine und Versammlungen.
angeben. Als fich Saturada von ihr trennen wollte, habe man ihr 3000 Frcs. aufgedrungen, fie habe aber 10 000 Frcs. gefor bert, weil fie gewußt, er lönne es nicht geben. Das Tele gramm Saturadas, in dem er seine angebliche Reise in das Ausland ankündigte, das Eintreten der Polizei, die stürmischen Auftritte in Gonda, wohin fie ihm nachgereift- das Alles hätte ihr das Blut in den Kopf getrieben, fie sei entschloffen gewesen, sich zu tödten. Salurada hatte sie beruhigt und ste Dersichert, er liebe fie. Die Vorfälle in jener fatalen Nacht tönne fie nicht schildern; fie habe, als fte allein mit ihm im Simmer geweilt, nicht die Absicht gehabt, ihn zu tödten; sie habe das nicht vorher überlegt; dreimal sei fte zurückgewichen, dann erst jei der verhängnißvolle Schuß gefallen. Der Präsident
Der Verein der Kisten- und Koffermacher beschloß in seiner legten Versammlung, die Kollegen in den Werkstellen mit Dampfbetrieb mehr als bisher in die Organisation hineinzuziehen, vor Allem aber darauf zu halten, daß auch in Diesen Werkstellen ein dem Preistourant entsprechender Lohn erzielt werde, erzielt werde, damit nicht die in den Werkstellen mit Handbetrieb beschäftigten Kollegen allzusehr unter der allzusehr unter der Konkurrenz der ersteren zu leiden haben. Grund zu über die diesem Beschlusse gaben die vielen Klagen über schlechten Preise in den Dampfwerkstellen." Es wäre daher dringend nöthig, wenn die Kollegen dieser Werkstellen sich aufraffen und fich der Organisation anschließen würden. Bur Besprechung dieser Angelegenheit soll am Montag, den 28. Sept. eine große General Versammlung stattfinden, zu welcher die Kistenmacher und Kreissägenschneider der ,, Dampfwerkstellen", besonders die Kollegen der Werkstellen von Erdmann, Fuhg, Valentin und Jeschke eingeladen find. Als Nähere wird durch Säulenanschlag befannt gemacht werben. Ferner wurde in der Versammlung der Entwurf der Bibliothek Ordnung vorgelegt und darüber Beschluß gefaßt. In der nächsten Vereins: versammlung sollen zwei Bibliothekare gewählt werden. Die Petition an den Magistrat für Errichtung eines Gewerbeschiedsgerichts ward mit zahlreichen Unterschriften bedeckt. Das 3. Stiftungsfest des Vereins findet am 10. Oktober cr. statt und find Billets hierzu bei allen Vorstandsmitgliedern zu haben.
tonstatirte als Resultat des Verhörs, Jeanne gebe zu, Saturada freiwillig, aber ohne vorherige Ueberlegung getödtet zu haben. Die beiden Attachés der japanischen Gesandtschaft Banduin und Toki erklären, ste hätten gewußt, daß Sakurada verbeirathet und Vater mehrerer Kinder war. Troßdem hat Toki ausdrücklich der jungen Dame erklärt, Saturada sei unver heirathet! In Japan sei, wie er zu seiner Entschuldigung be. merkte, das Konkubinat allgemein, gebe aber fein Recht; derartige Verbindungen erniedrigten wohl moralisch die vers beiratheten Männer, aber nicht sozial. Die Intimität war übrigens so groß, daß Jeanne an den Diners der Gesandtschaft Theil nahm. Toli hat sogar den Antwerpener Freund De Man zur Arrangirung der Trennung nach Scheveningen geholt und Banduin die Hilfe der Polizei angerufen, um die Ruhe der Gesandtschaft zu sichern! Der Polizeifommiffar bestätigte das; Nowawes, den 20. September. Nachdem an vielen Dr er. habe auf Wunsch des Gesandten Jeanne den Befehl zugehen ten Versammlungen abgehalten wurden, mit der Tagesord laffen, das Land zu verlassen. Als Motiv für diesen Befehl nung: Die Petition für die Sonntagsrube", glaubten auch gab er an, er habe fte als eine Person angesehen, die nicht ge- wir nicht zurückſtehen zu dürfen um auch unser Theil beizutras nügende Existenzmittel habe. Auf Antrag des Vertheidigers gen für die Durchführung einer allgemeinen Sonntagsruhe. tam zur Sprache, daß die Mutter der Angeklagten nach dem Auch für uns in der Hausindustrie würde die Sonntagsruhe, sowie ein gesetzlich geregelter Marimal Arbeitstag sehr geboten Attest des ersten Brüffeler Arztes, Senators Dr. Crocq anEpilepfie und Hysterie gelitten und das seien erbliche Krankheiten. Dr. sein, doch die hiesige Bevölkerung betrachtet die Hausindustrie Piepers erklärte als Sachverständiger, daß dieses in der That als ein Rührmichnichtan", man glaube für unsere heimische der Fall sei und daß, nachdem er alle Momente in diesem Industrie, die Weberei, sei ein Normal- Arbeitstag, sowie die Drama geprüft, er der festen Meinung sei, die Angeklagte set Sonntagsruhe nicht durchführbar oder auch nicht erforderlich. für die begangene That nicht verantwortlich. Die übrigen Doch dem ist nicht so, denn mit wenigen Ausnahmen herrscht Beugen befundeten, daß Jeanne in Scheveningen sehr einge- wohl nirgends ein längerer Arbeitstag, nirgends wird am Sonntage wohl mehr gearbeitet, als grade hier in der Haus ogen gelebt und außer Sakurada niemand empfangen hat. Bon anderen Zeugen wurde auf das Beſtimmteste bekundet, iuduſtrie. Dieses lange Arbeiten ist nicht zum Vortheil der daß Saturada ihr die Ehe versprochen, ja fie sogar als seine Weber, wie viele so gerne glauben, sondern nur ein größerer Braut vorgestellt. Die Angehörigen der Gesandtschaft bestreiten Profit des Fabrikanten. Die größte Mehrzahl der Weber ar beitet an einen Stück Satin eine volle Woche, die Löhne find es. Der Jrrenarzt Dondersloot, der den geistigen Zustand der niedrig, deshalb nun arbeiten aber einzelne Weber des Abends Angeklagten von Amtswegen im Gefängniß geprüft, erklärt fie für hysterisch, aber bei vollem Verstande. Dagegen müsse er bis 10 Uhr und den ganzen Sonntag und find dadurch im Stande das Stück in drei Tagen zu liefern Der Fabrikant anerkennen, daß, nachdem er die ganzen Vorgänge geprüft, es sagt: kann der Eine so schnell liefern, so müssen es die Anmöglich sei, daß sie unter gewissen Umständen nicht voll verDamit schloß der dern ebenfalls. Er rechnet nicht die lange Arbeitszeit, nicht die antwortlich für ihre Thaten sein fönne. Präsident die Verhandlungen; auf sein Befragen erklärt noch Sonntagsarbeit, sondern er weiß nur, daß das Stüd in 3 Tagen geliefert wurde, deshalb sagt der Fabrikant, wenn der Jeanne, fie sei nie irre, aber stets so nervös gewesen, daß fie Weber ein Stüd in 3 Tagen fertig stellt, verdient er nicht immer die freie geistige Disposition beseffen. Heute fin den die beiden Plaidoyers des Staatsanwalts und Ver- zuviel. Der Fabrikant schmälert den schon geringen Lohn noch mehr, die Folge ist, daß der Weber noch mehr und länger artheidigers statt. beiten muß, um mit seiner Familie nicht zu verhungern. Niemand versteht es aber besser, den Arbeitern den Lohn zu
Soziales und Arbeiterbewegung.eduziren, als die Berliner Fabrikanten. Auch hier in der
Die Arbeiter der Pianoforte Klavierarbeiterstreit. Die Arbeiter der PianoforteFabrit von Klingmann, Röpniferstr. 175, haben gestern die Arbeit eingestellt, weil sie sich Lohnabzüge von 5 und 7% pCt. nicht gefallen laffen wollten.( Siehe Inserat in der heutigen Rummer.)
An die Tischler und Berufsgenossen Deutschlands. Werthe Kollegen! Wir liegen die sechste Woche im Kampfe und noch immer ist wenig Renderung zum Beffern eingetreten. Die Herren Innungsmeister wollen fich zu nichts herbeilassen, frogbem einige selbst und durch Lehrlinge Thore und Bahn befeßen. Doch bis jezt haben sie damit fein Glück gehabt, denn unsere Poften find gediegener und haben wir bis jest 41 zu gereifte Kollegen weiter befördert. Die Herren Jnrungsmeister frohlocken in ihrer bedrängten Lage auf den 1. Oftober und rechnen start darauf, daß ihnen die Gesellen in die Hände fallen müssen, weil der Miethspreis zu zahlen ist, vergessen aber der Kern der intellektuellen Arbeiter, 23 an der Bahl, meist Dabei, daß ihnen ähnliche Verpflichtungen obliegen. Kollegen, verheirathet, die ledigen bis auf 4 abgereift, erklären die Werkstatt nicht eher zu betreten, bis die Forderung: Werkstatt Ordnung zu entfernen und die 10ftündige Arbeitszeit einzuführen, er füllt ist. Die 10ftündige Arbeitszeit soll bewilligt werden, aber die Werkstatt- Ordnung wollen fie durchaus nicht fallen laffen, um fich nicht vollends zu blamiren, denn dieses ist der Puntt, durch welchen die Arbeitseinstellung erfolgte und festgehalten wird. Kollegen! Es fällt uns schwer, fortgesetzt von Euch zu verlangen, bedenkt aber auch, daß die Innung einen Sieg zu verzeichnen hätte, wenn wir unterliegen müßten, denn selbige hat die Parole ausgegeben: Jeder Geselle hat sich den Bes Schlüffen der Innung zu fügen. Hierüber zu urtheilen über laffen wir Euch. Haltet vor Allem streng Zuzug fern. Mit follegialischem Gruß: Die Kommiffion der Tischler Dessau' s... Briefe und Anfragen find zu richten an A. Wagner, SteinC. Gendrich, Askanische Geldsendungen an
ftraße 25.
Straße 8. Caffel. Von den Arbeitern des Stadt- und Landkreises Caffel ist folgende Petition an den Reichstag in Birkulation Frage die Meinungen innerhalb der Parteien so auseinander
Hausindustrie würde durch eine geregelte Arbeitszeit und die Sonntagsruhe dem Sinken der Löhne vorgebeugt. Um diese Angelegenheit zu besprechen und eine Betition für die Sonntags rube anzuregen, hatten wir zum 16. September eine Bolts. versammlung einberufen, welche sehr zahlreich besucht war und in welcher der Reichstags- Abgeordnete Herr Singer das Referat übernommen hatte. Die Tagesordnung lautete: Die Petition für die Sonntagsruhe. Herr Singer führte aus, daß das Volk feine Hoffnung auf Befferung der sozialen Lage der Arbeiter auf den Reichstag gesezt hätte, umsomehr, da jezt 24 ArbeiterVertreter Sig und Stimme im Reichstage haben. Diese Vertreter fühlten fich verpflichtet, an Der Gesetzgebung zum Wohl der Arbeiter thatfräftig mitzuwirken. Die Vertreter anderer Parteien hätten so oft behauptet, es täme uns garnicht darauf an, im Reichstage zu arbeiten es läge uns vielmehr daran, alles zu negiren, und unsere im Reichstage gehaltenen Reden wären lediglich zur Agitation für das Volk berechnet. Wie nichtig diese Behauptung fei, zeige am besten das eingebrachte Arbeiterschutzgeseß. Das Zentrum und die Konservativen hätten es fich mit ihren Anträgen sehr leicht und bequem gemacht, da sie nur Auszüge aus den So zial Reform Gefeßen anderer Länder, der Schweiz und Defter reich, gebracht hätten, aber auch hier nur das, was ihnen in den Kram paßte. Ihre Thätigkeit beschränkte sich andererseits darauf, durch Resolutionen die Regierung aufzufordern, dies bezügliche Geseze vorzulegen, wohingegen die sozialdemokratische Fraktion einen selbstständigen, wohldurchdachten und bis ins fleinfte ausgearbeiteten, den heutigen Verhältniffen sich anpassenden Gefeßentwurf eingebracht hätte. Nunmehr fritifirte Redner die Buchthaus- und Gefängnißarbeit. Er führt aus, daß man nicht glauben solle, die Gefangenen in den Strafanstalten sollten burch Annahme der im Arbeiterschußgefeßentwurf enthaltenen Forderungen einem süßen Nichtsthun in die Arme geführt werden, nein, nur die Industriearbeit folle dort verboten wer den, weil sie dem ehrlichen Arbeiter Konkurrenz mache. Die Gefangenen dürften nur für die Bedürfnisse der Strafanstalten Gefangenen dürften nur für die Bedürfnisse der Strafanstalten arbeiten, dieses sei eine Forderung der Humanität. Die Beschrän fung der Frauenarbeit beziehe fich nicht auf Frauen und Mädchen, welche allein von ihrer Hände Arbeit leben müßten. Die ver
heiratheten Frauen gehörten aber nicht in Bergwerke oder in die Fabriken, sondern in's Haus zur Didnung des Hauswesens, zur Pflege und Erziehung der Kinder. Ein deutschfreifinniger Abgeordneter äußerte sich, daß unsere Industrie ohne die Kinderarbeit nicht lebensfähig sei. Er( Redner) danke für solche Industrie, die auf den schwachen Armen und Händchen der Kinder fundire. Der Staat oder die Regierung sei verpflichtet, hier reformirend einzugreifen, denn der Staat schädige fich selbst, wenn er dies unteilaffe, das zeige am besten die gefährliche Rekrutirung, die immer weniger brauchbare Männer zum Militär liefere. Nachdem der Referent noch über den Normalarbeitstag, über die Arbeiterkammern und Aemter gesprochen, geht er zur Sonntagsruhe über, welche für den Ärbeiter, der sechs Tage schwer gearbeitet, unbedingt nothwendig sei. Der Sonntag jei nicht nur für den Arbeiter ein Ruhetag, sondern auch ein Freudentag seiner Familie, darum sei es Pflicht eines jeden Arbeiters, fich an der Petition für die Sonntagsruhe zu betheiligen. Ein stürmischer Applaus be lohnte den Redner für seinen ausgezeichneten Vortrag. Fol gende Resolution wurde eingebracht und angenommen: Die heute in Fischer's Lokal tagende Boltsversammlung erklärt sich mit den Ausführungen des Reichstagsabgeordneten Singer einverstanden und verpflichtet sich, den von der Arbeiterpartei ein gebrachten Arbeiterschußgefeßentwurf durch allgemeines Petitioniren an den deutschen Reichstag zu unterstüßen."
Lübeck, den 18. September .( Volkszeitung.) Eine derartig start besuchte Volksversammlung, wie sie gestern im groBen Saale des Odeum stattfand, dürfte unsere alte Hansestadt lange nicht gesehen haben. Der Reichstagsabgeordnete a se ne clever sprach über das Unfallversicherungsgeseß, daß er zunächst als einen Fortschritt auf dem Wege der sozialen Reform dem Haftpflichtgefeß gegenüber kennzeichnete. Wenn er trozdem gegen dasselbe gestimmt habe, so sei das geschehen, weil das Gefeß fich nur auf die in der Industrie, nicht auch auf die in der Landwirthschaft thätigen Arbeiter erstrecken solle. Was dem einen gegenüber aber recht sei, sei dem anderen gegenüber billig. Ein zweiter, vielleicht der Hauptgrund, der ihn zur Ablehnung bewogen hätte, bestände darin, daß nach dem Unfallversicherungsgesetz und trop desselben bei der bekannten Dreizehnwöchigen Karenzzeit die Mehrzahl der Unfälle den Krankenkaffen aufgebürdet werden würde, d. h. jenen Kaffen, zu denen die Arbeiter zwei Drittel beisteuern müßten. Darauf wandte fich der Redner den Hauptprogrammpunkten der sozials demokratischen Partei zu, se der Forderung des Normalarbeitstages, der Abschaffung der Kinder-, Frauen- und Sonntagsarbeit, für die er in längeren Ausführungen eintrat. Nachdem er seine Rede unter lautem Beifall beendet hatte, wurde eine Resolution eingebracht und angenommen, nach welcher die Versammlung den Ausführungen des Redners beitritt und sich einverstanden erklärt mit dem gesammten Vorgehen der sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten. Darauf nahm der Abg. Auer, der ganz unerwartet von Schwerin, wo er seinen Wohnfiß hat, nach hier herübergekommen war, das Wort. Er forderte die Anwesenden auf, fich das Gehörte zu Herzen zu uehmen und Männer zu wählen, die in Wirklichkeit bereit
seien, die Intereffen der Arbeiter zu vertreten. Zugleich nahm er Gelegenheit, für das den sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten ausgesprochene Vertrauen zu danken. Um 10% Uhr war die Versammlung, die auf's Ruhigste verlaufen war, zu Ende.
Arbeiter Bezirksverein für den Osten Berlins. Dienstag, den 22. September, Abends 812 Uhr, Versammlung in Keller's Lokal, Andreasstraße 21. Tagesordnung: 1. Vor trag des Herrn Dr. Stahn über: Die Ewigkeit der Welt und die Zeitlichkeit ihrer Gestaltungen". 2. Diskussion. 3. Verschiedenes( Wahl der Kontroleure). 4. Fragekasten. Neue Mitglieder werden aufgenommen. Gäste haben Zutritt.- Die Petition zum Arbeiterschutz Gesez liegt zur Unterzeichnung aus.
Arbeiter- Bezirksverein der Oranienburger Vorstadt und des Wedding. Dienstag, den 22. September, Abends 8 Uhr, Versammlung im Wedding- Part, Müllerstraße 178. Tagesordnung 1. Vortrag des Herrn Baate über: Bauernfriege". 2. Distusfion. 3. Verschiedenes. 4. Frage fasten. Gäste willkommen. Bahlreiches Erscheinen ers wünscht. Stenographische Gesellschaft nach Stolze. Mittwoch, den 23. d. Mts., Abends 8 Uhr, im Königstadt- Kafino: Vortrags- Abend.
-
Allgemeine Buchdrucker- Versammlung am Sonntag, den 27. September 1885, Vormittags 10% Uhr, in der Phil harmonie, Bernburgerstraße 22a. Tagesordnung: 1. Stellungnahme zur Revision des Tarifs. 2. Neuwahl des Einigungsmannes zur Tarif Revisions Kommission für den Kreis BerlinBrandenburg. 3. Neuwahl der Tarif- Kommission Berlins ( 7 Mitglieder). 4. Rechenschaftsbericht über den Stand der Tarif Kaffe. 5. Rechnungslegung über die freiwilligen Sammlungen zur Aufbringung von 1000 Mart. Sämmtliche Buch bruder Berlins werden bei der Wichtigkeit der Tagesordnung gebeten, recht zahlreich und pünktlich zu erscheinen.
Deutscher Senefelder- Bund, Mitgliedschaft Berlin, Dienstag, den 22. September, Restaurant Weid, Alexanders straße 31, Abends 8 Uhr, Versammlung.
Kleine Mittheilungen.
Halle, 19. September. In der hiesigen Strafanstalt ers hängte sich der im Hochverrathsprozeß gegen Reinsdorf und Genoffen zu 10 Jahren Buchthaus verurtheilte Schuhmacher Holzhauer.
Chemnik, Sonnabend, 19. September. Die Verhandlung im sogenannten Sozialistenprozeß beginnt vor der Straffammer I. des hiesigen Landgerichts am 28. d. M.; von einer Vertagung ist hierorts nichts bekannt.
Peft, 17. September .( Arbeiterverhaftungen.) Der Bo lizei gelangte zur Kenntniß, daß neuestens Versuche gemacht werden, unter der hiesigen Arbeiterschaft für den Anarchismus Anhänger zu werben. Andererseits brachte die Polizei in Erfahrung, daß einzelne aus der Hauptstadt ausgewiesene Agitatoren trotz des strengen Verbotes nach Budapest zurüc gelehrt sind und hier unter fingirten Namen Arbeit gefunden hatten. Unter diesen Umständen wurden seit einigen Tagen bei zahlreichen Arbeitern Hausdurchsuchungen vorgenommen. Mehrere der Kompromittirten wurden in haft genommen. Nach Abbüßung der ihnen zuerkannten Arreststrafe wegen ver botener Rüdkehr und sofern fte nach Ungarn zuständig find, werden fie aus der Hauptstadt ausgewiesen werden. Die Ausländer hingegen werden an die Landesgrenze gebracht
werden.
Met, 15. September. Dem ,, Courrier de la Moselle" ist durch Beschluß des Ministeriums bis auf Weiteres das Recht der Ausgabe und Verbreitung in Elsaß Lothringen entzogen worden.
Bis zum Kriege erschien das genannte Blatt in hiefiger Stadt und siedelte sodann nach Nancy über. Da die Mehrzahl seiner Abonnenten fich in Lothringen befindet, so unterhielt es in Meß eine Filiale. Ab und zu diente es als Organ der Protestler, befleißigte sich jedoch im Großen und Ganzen einer ziemlich gemäßigten Haltung. In lezter Beit jedoch bediente es sich einer schärferen Tonart bei der BeSprechung elsaß- lothringischer Angelegenheiten.
Nom. Sonnabend, 19. September. Nach dem Cholera bulletin von gestern betrug die Zahl der Cholera Erkrankungen in der Provinz Palermo 221, diejenige der Choleratodesfälle 166, in der Provinz Barma tamen 14 Erkrankungen und 6 Todesfälle, in der Provinz Reggio Emilia 2 Erkrankungen und 1 Todesfall, in der Provinz Massa und Carrara 1 Erkrankung und 1 Todesfall, in den Provinzen Genua und Livorno je eine Erkrankung vor.