fegnet find, der Großbetrieb bei der Landwirthschaft nothwendig ist.
Aber auch der soziale Fortschritt treibt zum Großbetrieb. Desto merkwürdiger ist es, daß liberale Männer, die dem Großbetrieb in der Fabrikation fortwährend das Wort reden, welche die Bunftgedanken im Handwerkerstand energisch befämpfen, welche die Konkurrenzfähigkeit des fleinen Bes triebs im Allgemeinen ableugnen, nunmehr den Kleinbetrieb in der Landwirthschaft fördern wollen.
Darin liegt ein Widerspruch an sich.
Oder sollte auch hier dennoch der Liberalismus trok der im Allgemeinen gouvernemental gehaltenen Rede des Herrn von Bennigsen immer wieder in seinen wirthschafts lichen Grundgedanken zu Tage treten?
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Großbetrieb bei der Fabrikation, 3entralisation des mobilen Kapitals; Kleinbetrieb in der Landwirthschaft dadurch gleichfalls Herrschaft des mobilen Kapitals.
Die Kreuzzeitung " handelt also schon instinktiv richtig, wenn sie die Forderung des Herrn von Bennigfen bekämpft; wir bekämpfen dieselbe als einen sozialen Rückschritt, der die Großwirthschaft in der Landwirthschaft aufhält und der immer dringender werdenden Assoziationsidee ents gegentritt.
Also keine Theilung der Domänen, sondern innere Kolonisation" durch Urbarmachung der Dedländer und Arbeiterassoziationen zur Erwerbung derselben.
Politische Uebersicht.
Die Freis. 8tg." lügt unentwegt weiter. Sie bleibt bei ihrer Behauptung, daß Sozialisten die Hamburger von Demo fraten einberufene Versammlung gesprengt hätten und fragt: Am Ende sind es wohl Freifinnige gewesen, welche in Ham burg Hasenclever tumultuarisch hochleben ließen und die Arbeitermarseillaise anstimmten?" Die stürmischen Hochs auf den sozialdemokratischen Redner erfolgten, nach dem die Vers fammlung vom Vorfißenden auf Anordnung der Polizeibehörde geschlossen worden war. Darauf wurde die Arbeitermarseillaise angestimmt. Das nennt Herr Richter eine Versammlung sprenaen! Kann man eine solche Behauptung anders als mit dem Wort Lüge bezeichnen?
Zum Chemnizer Sozialisten- Prozeß. Leider ist der Rechtsanwalt und Reichstags- Abgeordnete Lenzmann durch baffelbe Halsleiden, welches ihm die Theilnahme am demokras tischen Parteitage unmöglich machte, auch verhindert, in dem ,, Chemnizer Prozeß" als Vertheidiger aufzutreten. In diesem, am nächsten Montag beginnenden Prozeß wird der Zutritt dem Publikum vermittelst Eintrittskarten, die das Gericht aus giebt, gestattet sein. Das Gericht be chloß bekanntlich, Vollmar's Vertagungsantrag abzulehnen, dagegen von seinem Erfcheinen abzusehen und das Verfahren gegen ihn zu vertaaen. Unter diesen Umständen entschließt sich Vollmar, ohne Rüdficht auf seinen Gesundheitszustand, im Prozeßtermin zu er scheinen.
Der Reichstags- Abgeordnete Liebknecht wird in der Stadt Leipzig , von wo er bekanntlich ausgewiesen ist, auf einige Wochen sein Domizil nehmen. Er gedenkt nämlich am 29. September, also dem Tage nach Beginn des Chemnitzer Prozesses" sich auf 4 Wochen in das Leipziger Gefängniß zu begeben. Grund: Beleidigung der Herren Nebel, Sparig und Bernhard.
Die Zärtlichkeiten der Konservativen gegen das Bentrum, welche im Hinblick auf die bevorstehenden Landtags. wahlen sich in lezter Zeit recht bemerkbar machten, finden bei der Germania " feine Gegenliebe. Das ultramontane Blatt schreibt: Die Wahlparole der ,, Norddeutschen" lautet bekannts lich: Bufammengehen aller Konservativen und Nationalliberalen gegen Bentrum und Deutsch Freifinnige. Die ,, Konservativen" möchten die Parole wohl befolgen, soweit fie sich gegen die Deutsch- Freifinnigen richtet. Aber sie möchten es nicht mit dem Zentrum verderben, weil sie fürchten, ihre Doppelstellung zu verlieren. Die Konservativen" find der Ansicht, sie hätten es beim Zentrum noch nicht soweit verdorben, um als Partei bei den Wahlen noch bei ihm in Betracht zu kommen als das minus malum. Das ist eine Täuschung. Das Zentrum bes folgt in erster Linie die Taftit, Nationalliberale und Frei Tonservative entschieden zu bekämpfen. Die beiden anderen Parteien, Deutsch- Freifinnige und Konservative", kommen als Parteien für das Zentrum nicht in Betracht. Es hat keine Wahlparole, welche für eine dieser Parteien eintrete, sondern der einzelne Kandidat, der die Unterstüßung der Sentrumswähler wünscht, hat bestimmte Garantien abzugeben, wie er fich zu den katholischen Forderungen auf Herstellung der Freiheit der Kirche stellt. Die Forderungen werden gang genau präzifirt werden, damit Niemand Ausflüchte hinterher machen fann, und wer garantirt, nach jenen Forderungen sein parlamentarisches Verhalten einzurichten, der findet die Unterstügung Der Katholiken. Es kommt dabei ganz außer Frage, ob der
hätte den General noch heute gern gesprochen, allein Ihr feht, die Sonne ist im Begriff, hinter den Bergen zu vers finten. Doch geduldet Euch," fuhr er fort, als er in Hertha's Antlig eine wachsende Unruhe bemerkte, ich habe Alles vorbereitet, daß ich auf dem kürzesten Wege zum Biele gelange, und so dringend ist mein Anliegen nicht, daß ich Euch nicht mit Freuden den Vortritt gestattete."
" Ich danke Euch, wir danken Euch," verbesserte sich Hertha, ehe Jansen 3eit gewann, das Wort zu ergreifen; aber darf ich fragen, welcher Art die von Euch getroffenen Vorbereitungen sind?"
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Gewiß, gewiß, meine theure junge Dame; wohl einsehend, daß es für mich seine Schwierigkeiten haben dürfte, augenblicklich beim General vorgelassen zu werden, schickte
ich einen meiner Leute mit einem Briefe an ihn ab, in welchem ich dringend um eine Stunde Gehör bat. Der zurückkehrende Bote wird mir also die Nachricht bringen, wann ich oder vielmehr Ihr dorthin aufbrechen könnt, und zugleich soll er Euch dann als Führer bis vor des Generals Belt dienen."
Du siehst, mein Kind, daß es verständiger ist, auf das Anerbieten dieses gefälligen Herrn einzugehen, als auf gut Glück sofort hinüber zu reiten," versette Jansen mit freundlicher Entschiebenheit. Ich glaube taum, daß wir, indem Wer weiß, derjenige, den wir suchen, maa sich gerade auf bem entgegengesetzten Ende des Thales befindes."
Hertha reichte ihrem Onkel zum Zeichen des Einverständnisses mit findlichem Wesen die Hand und schaute dann wieder nach dem Lager hinüber.
„ Es dürften indessen noch Stunden vergehen, ehe der Bote zurückkehrt," begann der Fremde jetzt wieder, denn ich empfahl ihm bringend, den Brief dem General eigen händig zu übergeben. So lange hier zu warten, würde aber zu anstrengend für die junge Dame sein, zumal sich hier nicht einmal ein Stein zum Niederfißen bietet. Wenn es Euch daher genehm ist, so mögt Ihr mich nach meinem Lager begleiten; Ihr sollt mir zu einem einfachen Mahl und selbst zu einem bequemen Nachtlager willkommen sein;
Kandidat deutsch freifinnig oder„ konservativ" ist. Die Parteis bezeichnung bildet kein Kriterium, und davon werden auch die iesigen Liebeswerbungen der ,, Konservativen" nicht abbringen." Üns soll es recht sein. In Bezug auf Herrn Stöcker
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weiß die Germania " folgendes zu berichten: Der Oberfirchenrath warte nur die Bestätigung des im Prozesse StöckerSchmidt gefällten Urtheils ab, durch welches Stöcker wegen Beleidigung Schmidt's zu 150 Mart verurtheilt wurde, um gegen den Hofprediger das Disziplinarverfahren einzuleiten.
Warnung vor antisemitischen Ausschreitungen. Der Bürgermeister von Witten Westfalen) erläßt im ,, Witt. Tgbl." folgende Warnung: Es find in den legten Tagen bedauer liche Ausschreitungen durch Belästigung und Beleidigung hiefiger Einwohner jüdischen Glaubens vorgekommen, so daß es geboten erscheint, rechtzeitig diejenigen zu warnen, welche fich durch Aufhegungen zu unbesonnenen Streichen verleiten lassen, da ja nur die Verführten( gewöhnlich keine Männer, sondern unreife junge Leute) bei Ausschreitungen von der Strafe ereilt werden, die Anstifter aber straflos bleiben. Ich werde nicht dulden, daß auch nur in kleinen Anfängen eine Klaffe unserer Mitbürger durch rohes Benehmen anderer Personen gedrückt wird, vielmehr sind die Polizeibeamten angewiesen, jeden, der sich irgend welche Ausschreitungen erlaubt, welche den öffentlichen Frieden zu stören geeignet sind, zu verbaften. Im Uebrigen werden zur weiteren Warnung die§§ 125 und 130 des Reichsftrafgesezes in Erinnerung gebracht."
Bur Unfallversicherung. Auf Grund des Unfallverficherungsgefeßes find nun mit Genehmigung des Bundesraths 55 Unfall Berufsgenossenschaften, welche insgesammt in unges fähr 330 Sektionen eingetheilt sind, gebildet worden.
Vom Nord- Ostseekanal . Der Gesezentwurf, betreffend die Ausführung des Nord Ostseekanals wird in Kurzem dem Bundesrathe zugehen. Der Kanal foll östlich von Brunsbüttel in die Elbe einmünden, von da im Thale der Gieselau mit geringen Kurven den südlichsten Punkt der Eider erreichen, von da dem Laufe des Fluffes bis Rendsburg folgen und dann in der Richtung des jeßigen Eiderfanals bis zur Mündung in die Ostsee bei Holtenau laufen. Die Linie des Eidergrößeren Krümmungen deffelben geradelinig abschneiden. tanals wird derselbe aber nicht firenge innehalten, vielmehr die größeren Krümmungen desselben geradelinig abschneiden. Schleusen find nur an beiden Mündungen des Kanals in die Oft- und Nordsee projektirt, um den Eintritt von Springfluthen bezw. der gewöhnlichen Fluth abzuhalten. Die Abmeffungen des Kanals follen 60 Meter Breite am Spiegel, 26 Meter an der Sohle bei 8,5 Meter Tiefe betragen, werden mithin für den Verkehr der größten Kauffahrteischiffe wie der Panzerschiffe der Marine ausreichen.
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Die Unfälle der deutschen Marine. Aus Kiel wird gemeldet: Die auf der kaiserlichen Werft entstandenen Gerüchte von einem Unfall der Segelfregatte Niobe" waren nicht ganz unbegründet: Das Fahrzeug lag bei dichtem Rebel in Sonder burg vor Anker und wurde von einem Handelsdampfer ges rannt. Es erlitt unbeträchtlichen Schaden, der sofort reparirt wurde. Die Nachricht, daß das gesunkene Torpedoboot der Marine bereits geboben ist, wird als unzutreffend bezeichnet. Der Greif" ist neuerdings mit 50 Mann Besatzung in See gegangen, um die Arbeiten wieder aufzunehmen.
Auf der hiesigen kaiserlichen Werft, auf welcher für die nächste Beit Entlassungen von Arbeitern angekündigt waren, finden plößlich zahlreiche Neueinstellungen von Arbeitern der Howaldt'schen und Germania Schiffswerft statt. Es wurde am Sonnabend die Nacht hindurch und sonst täglich bis in die zehnte Stunde hinein gearbeitet. Man nimmt an, daß neue Indienststellungen von Schiffen geplant find.
Ueber eine ernste Gefahr, welche der Schifffahrt durch die Torpedos erwächst, wird aus Geeftemünde folgendes berichtet: Bei Geeftemünde sind zwischen der ersten und zweiten Batterie zehn Torpedos gelegt worden, deren Lage den diese Gegend passtrenden Schiffen nicht genügend kenntlich gemacht ist. In Folge deffen explodirte und sant bereits ein mit Kohlen beladener Kahn. Eine zweite Explosion erfolgte, als der Dampfer„ Ajar" in voriger Woche neben dem gesunkenen Kahn lag, um mit Hilfe einer Schute Tauchversuche vorzunehmen. Das Wunderbare geschah aber erst nachher, denn als das Waffer später mit der Ebbe ablief, fah man plöglich an jeder Seite der Schute, fast unmittelbar neben derselben, einen Torpedo auftauchen, so daß die Schute fich in einer höchst gefährlichen Lage befand; es bedurfte der allergrößten Vorsicht, fie aus derselben herauszuholen. Es soll sich bei den später mit Minenprähmen angestellten Arbeiten herausgestellt haben, daß das Net, durch welches die zehn gelegten Torpedos seiner Beit mit einander verbunden wurden, fich in einer so großen Unordnung befindet, daß man laum weiß, wo jetzt diese gefährlichen Explosionsgeschoffe liegen und man nur ganz behut fam mit den Arbeiten vorgehen kann. Der Eigenthümer des gesunkenen Kahnes macht seine Schadenersatzansprüche im Wege der Klage geltend.
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Auf Grund des Preßgesetes fordert uns Herr Wilh. Körner auf, folgende Berichtigung aufzunehmen:
,, Es ist nicht war, daß ich je eine Beile für die Frei
außerdem habt Ihr die Gewißheit, daß der Bote Euch nicht verfehlt.
Jansen blickte seine Nichte fragend an; diese gab durch ein leises Neigen ihres Hauptes ihre Zustimmung zu ertennen, worauf er sich wieder an den Fremden wendete.
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Wir nehmen Eure freundliche Einladung mit Dank an," sagte er höflich, vorausgesetzt, Euer Lager ist nicht weiter, als die nächste Batterie in dem Paß."
,, Keine tausend Schritte von hier," antwortete der Fremde gegen Norden weisend;" Ihr seht dort den fchroffen Auslaufer des felsigen Bergabhanges etwas tiefer in das Thal hineinreichen; gleich hinter demselben, in einem grasreichen Winkel, befindet sich eine verborgene Quelle, und an dieser habe ich meine zeitige Heimath aufgeschlagen."
So sprechend, fette er sich in der angedeuteten Richtung in Bewegung, und Jansen und Hertha lenkten ihre Pferde zu beiden Seiten von ihm.
Ihr kommt nicht aus den Vereinigten Staaten ," eröffnete Jansen, nachdem sie einige Schritte zurügelegt hatten, die Unterhaltung, wenigstens nicht neuerdings, nach Eurem Aeußern zu schließen."
" Jahre, lange Jahre sind vergangen, seit ich die Vereinigten Staaten nicht gesehen habe," antwortete der Fremde mit einem leisen Seufzer, glaubt indessen nicht, daß ich deshalb weniger glücklich wäre; ich lebe in der Wildniß so
glücklich und zufrieden, wie ein selbstgewählter Beruf einen Menschen nur immer machen kann."
So befindet Ihr Euch jetzt vielleicht auf dem Wege nach zivilifirten Regionen? Doch verzeiht, es ist dies gewiß eine zubringliche Neugier," fügte Jansen hinzu, als er be merkte, daß sein Führer ihm zuerst mit einem Ausdruck ängstlicher Besorgniß von der Seite betrachtete, und dann wieder, wie um fein erwachendes Mißtrauen zu verscheuchen, die Blicke auf Hertha's redlichen 3ügen haften ließ.
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Nein, ich befinde mich nicht auf dem Wege nach zivilifirten Regionen," begann er endlich zögernd, indem ich bas Lager dort drüben erreiche, ist meine Aufgabe beendigt, und leichten Herzens kehre ich dahin zurück, wohin mich meine Pflicht ruft. Ihr werdet nun wohl fragen, welcher
finnige Beitung" geschrieben; es ist nicht wahr, daß die ,, Baus geweits Beitung" derartiges von mir behauptet hat."
Es sollte übrigens in der von uns gebrachten Notiz nicht heißen Baugewerts Zeitung" sondern Der Bauhand
werker."
Oesterreich Ungarn.
Aus Prag , 24. September, wird der Frankf. 3tg." telegraphirt: Der Ausbruch der Revolution in Oftrumelien ist nach den nun in einem czechischen Blatte mitgetheilten Einzelheiten doch nicht ganz unblutig verlaufen. In Ciprano wurden fechs Personen getödtet und in Philippopel wurde der Vorsteher des Poftamts, welcher den Major Rajlo nieder hieb, vom Volke in Stücke geriffen. Die Erhebung fand in der Nacht statt. Der General Gouverneur Gavriel Pascha wurde überrumpelt und auf einen Wagen gesezt, wo ein fiebzehnjähriges Mädchen(!?) mit einem geschwungenen Säbel in der Hand ihn bewachte.
Best, 23. September. ( Böhmische Freiwillige nach Bul garien.) Seftern Abend langten unter Führung zweier_ge wesener russischer Offiziere zehn junge Leute zumeist Stu dirende aus Prag hier an, welche heute ihre Reise nach Bulgarien fortsetten, um dort als Freiwillige in die bulgarische Armee einzutreten.
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Warum ist Frankreich nicht schlagfertig? Diese Frage be schäftigt den Boltaire". Er giebt darauf folgende Antwort: Die Nation ist nicht Schuld Daran; fie hat zehn Milliarden für Festungsbauten und Rüstzeug hergegeben und das Kriegsbudget seit vierzehn Jahren als das erste, nothwendigste behandelt. Wo aber ist der Hemmschuh? Antwort: Die Offizierkadres. Es find darüber zwei Schriften erschienen, von einem Schwarzfeher: Pourquoi la France n'est- elle pas prête?" und von einem Verfechter des Dffizierkorps: La France est prête", der für die Offiziere eintritt und erklärt: ,, Unsere( französischen ) Offiziere haben kein Vertrauen auf die neue Armee, fie glauben nicht an den Soldaten von drei bis vier Jahren, fie glauben nicht an die Reservisten, fie verachten die Territorialarmee, fte halten es für einen Fehler, daß übers haupt die deutsche Heereseinrichtung nachgeahmt wurde; daher der schlechte Geist, der den vom Parlament angenommenen oder noch zu beschließenden Armeereformen im Wege steht. Die Armee gleicht einem Segelschiffe, daß plöglich in einen Dampfer verwandelt wurde und deffen Kapitän nach wie vor mit Segeln fährt."
Die Agitation zu den Wahlen, welche am 4. Dktober stattfinden, ist im vollen Gange. In Paris vrangt die Kandidaten liste der Konservativen ber its an den Mauern neben der Liste der sozialistischen Kandidaten, unter welchen sich auch viele ehes malige Mitglieder der Kommune und Deportirte befinden. Außerdem wird es in Paris natürlich noch hunderte von ,, wilden" Kandidaturen geben, zumal auch eine Anzahl der von den Komitees nicht zugelassenen ihre Kandidaturen aufrecht erhalten werden. Man nimmt aber troßdem an, daß der Wirrwarr im legten Augenblick so ziemlich aufhören und die Parteidisziplin die Oberhand gewinnen wird. Aber man hofft nicht, daß beim ersten Wahlgange eine große Anzahl von Kandidaten die zur Wahl nothwendige Majorität erhalten wird. Herr Ranc hat gestern seine Ueberzeugung ausgesprochen, daß in Paris im ersten Wahlgange höchstens sechs Kandidaten die nothwendige Stimmenzahl erlangen würden, so daß bei der Stichwahl nicht weniger als 32 Deputirte gewählt werden müßten. Herr Ranc glaubt ferner, daß sich die Opportunisten und die Radikalen Die 38 Pariser Mandate so ziemlich theilen, daß die Revo lutionäre höchstens zwei oder drei ihrer Kandidaten durchbringen und daß die Monarchisten vollständiges Fiasko machen
würden.
Der Polit. Corresp." wird aus Petersburg gemeldet, der Kaiser von Rußland habe dem bulgarischen Kriegsminister, Generalmajor Fürsten Cantacuzène, befohlen, in seiner Eigen schaft als Kriegsminister seine Entlassung zu nehmen, und untersagt, die oftrumelische Bewegung irgendwie zu unterstüßen. Die russische Regierung habe ferner das Buströmen von russischen Freiwilligen nach Bulgarien verboten.
Petersburg, den 22. September. Attentatsgerüchte. Einem in der Stadt umlaufenden Gerüchte zufolge wäre in Kopenhagen ein gegen das Leben des Baren geplantes Attentat entdeckt worden. Aus der dänischen Hauptstadt sind über ein solches Ereignis bislang keinerlei Nachrichten eingelaufen, und wird das erwähnte Gerücht voraussichtlich in das Gebiet der Erfindung zu verweisen sein.
Bukarest , 23. September. Heute trafen in Rustschut 200 rufftsche Offiziere in Uniform, sowie einige Kisten mit Gold und Munition ein; ein weiterer Nachschub steht noch bevor.
Vor einiger Zeit veröffentlichte der rumänische Arzt in Herkulesbad Dr. Popoviciu, einen Proteft gegen die von der
Art die Pflichten sind, die mich in diese Wildnisse fesseln? Auch das will ich Euch gern erklären. Ich bin Missionär, und als solcher dazu berufen, das Wort Gottes unter den armen Heiden zu verbreiten, nebenbei ihnen aber auch Das zu lehren und zu zeigen, was sie von Jahr zu Jahr immer mehr die Segnungen der Zivilisation und das Elende ihrer bisherigen Lebensweise erkennen läßt. Lange Zeit habe ich nun schon an den Grenzen von Oregon unter den Spokanes Indianern zugebracht, in der That so lange, daß ich mich mit meiner Einsamkeit vollständig ausgeföhnt und vertraut gemacht habe. Ich sehne mich nicht mehr fort von Denjenigen, die jetzt mit einem unverkennbaren Gefühl der Dankbarkeit zu mir emporblicken und gar nichts mit solchen Neubekehrten gemein haben, die nur um des augenblicklichen Vortheils willen sich in christliche Gemeinden aufnehmen ließen. Weise Strenge ist den Urwilden gegenüber faft unerläßlich, doch soll man nie versäumen, ehe man für ihr geistiges Wohl sorgt, auch an ihre körperlichen Bedürfnisse zu denken. Sie müssen zu der festen Ueberzeugung gelangen, daß das Eine nicht gut ohne das andere denkbar, und der heilige Same, der ausgestreut wird, fällt in den wenigsten Fällen auf unfruchtbaren Boden."
Leicht vermag ich mir zu erklären, daß Ihr Euch da heimisch fühlt, wo Ihr durch Euer frommes Wirken schon so viel Gutes geftiftet habt," entgegnete Hertha, die mit inniger Theilnahme den Worten des Missionärs gelauscht
hatte. Ihr bleibt dort unberührt von vielen Leiden und Verfolgungen; aber dennoch glaubte ich, würde es Euch manchmal hinziehen nach Ländern und und Szenen, in welchen Ihr einst lehrtet und vielleicht einen glücklichen Theil Eures Lebens verbrachtet."
Die Jahre der Jugend liegen zu weit hinter mir, als daß sie in der Erinnerung nicht viel von ihrer Frische verloren haben sollten," antwortete der Miffionär mit wehmüthigem Ausdruck ,,, und zu oft schon habe ich erfahren, daß, fehrt man nach jahrelanger Abwesenheit an einen Ort zurück, den man einst lieb gewann, man nicht nur die Menschen, sondern auch die Naturumgebung ganz verändert wiederfindet. Reich gesegnete Fluren, auf welchen man einst lustwandelnd Blumen pflückte, haben sich in eingefriedigte
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