handwerker und Bauunternehmer 2c. getreten und in Mit leidenschaft gezogen worden sind( Rufe: Leider), müssen anders behandelt werden Jhr leider meine Herren beweist gar nichts! Wir find nicht dabei, über die Frage der Berechtigung des Streits zu sprechen; ich für meine Person wollte gern, wenn die Geschäftsordnung es gestatten würde, seine volle Bes rechtigung( Rufe: Oho!) nachzuweisen versuchen. Wie Sie nun auch über diese Frage denken mögen, es ist jedenfalls unbestieitbar, daß durch den Streit eine große Anzahl Mitbür­ger in Mitleidenschaft gezogen worden find. Dieser Thatsache gegenüber ist es nicht zu rechtfertigen, wenn der Magistrat sich ausschweigt und wie der Vogel Strauß den Kopf in den Sand steckt. Nach der ganzen Sachlage mußte der Magistrat unsere Anfrage beantworten, weil die ganze Bürgerschaft ein Inter­effe an dieser Antwort hat. Außerdem ist noch ein anderer Gefichtspunkt maßgebend. Die streitenden Maurer veranlaßten bekanntlich ihre Lohnkommisston fich mit dem Magistrat und dem Polizei Präsidium in Verbindung zu seßen und diese Be börden zu bitten ein Schiedsgericht zu bilden und einen Ausgleich zwischen den Streifenden und den Unternehmern anzubahnen. Der Magistrat sollte durchaus teine materielle Verpflichtung übernehmen. Wer wie ich das Schriftstück der Lohntommiffion an den Magistrat gelesen hat, muß zugeben, daß nur Böewilligkeit oder Unwiffenheit es leugnen tönnen, daß die Streifenden in ernster Weise bemüht gewesen find, eine friedliche, zufriedenstellende Lösung des Konflikts herbei zuführen. Der Magistrat hat unter Betonung seines voll tommen unparteiischen Standpunktes die Vermittlung abgelehnt. In den Kreisen der betheiligten Stadtverordneten war nur eine Stimme der Mißbilligung gegen dieses Vorgehen des Magistrats.( Dho!) Es hätte den Magistrat mit großer Bes friedigung erfüllen müssen, daß ihm solches Butrauen entgegenge­bracht wurde. Doch er kam diesem Vertrauen nicht entgegen. Hält man diese legte Thatsache damit zusammen, daß der Mas gistrat sich nun weigert, unsere Anfrage zu beantworten, so ist sein Verhalten in der ganzen Angelegenheit des Maurerstreits nicht zu rechtfertigen. Wenn der Magiftrat auch formell im Rechte ist, so entspricht es doch dem Standpunkt der Stadts verordneten Versammlung nicht, daß eine Anfrage aus ihrer Mitte in einer derartigen Weise abgefertigt wird. Unser heu tiger Antrag ist die Konsequenz aus dem Verhalten des Ma­gistrats und dem Verhalten der Stadtverordneten Vers sammlung in ihrer legten Sigung. Diese Besprechung tonnten wir der Versammlung nicht ersparen.( Un ruhe.)

Stadto. Dr. Meyer II. Die heutige Verhandlung ist ein Versuch, eine bereits einmal abgelehnte Besprechung nun doch zu erzwingen. Die Versammlung fann sich nicht selber Unrecht geben. Eine Debatte über den Maurerstreit würde ein Blafen in die Asche sein, das die Flammen wieder ent­facht. Gehen Sie über den Antrag Singer zur Tagesordnung über.( Beifall.)

Nach einer kurzen Bemerkung des Stadtv. Dr. Kürten, welcher Uebergang zur Tagesordnung beantragt, wird dem­gemäß von der Versammlung beschloffen.

w. Beschäftigung der Insaffen des Arbeitshanses. Das Kuratorium des Arbeitshauses hat beim Magistrat den Antrag gestellt, die Arbeitshäuslinge mit Arbeiten der Brivat Industrie in Zukunft nicht mehr zu beschäftigen, die­selben vielmehr nur noch zu Arbeiten innerhalb der Magistrats­Verwaltung, namentlich bei Bearbeitung der Rieselgüter zu verwenden. Der Magistrat hat dem Antrage zugestimmt.

Lokales.

r. Bei Gelegenheit der öffentlichen Besprechungen über die Sonntagsruhe ist in den Debatten ein Uebelstand zur Sprache gekommen, der mindestens einen Anspruch auf wohlwollende Berücksichtigung seitens der Arbeitgeber hat, nämlich die Auslöhnung der Arbeiter am Freitag, statt, wie bie her am Sonnabend. In vielen und namentlich in großen Werkstätten bestehen in dieser Beziehung recht be­flagenswerthe und geradezu ungerechte Verhältnisse. Schon am Donnerstag Mittag erscheint der Lohnschreiber mit seiner Lifte und berechnet den während der legten Woche verdienten Lohn, der dann erst am Sonnabend, zur Auszahlung gelangt, so daß der Arbeitsverdienst von zwei und einem halben Tage dann noch eine volle Woche lang in den Händen des Arbeit­gebers bleibt. Dieser Lohmückstand ist eine der lästigsten Feffeln, welche den Arbeiter an seinen Prinzipal Inüpft. Man hat mit Recht Strafen auf das Trucksystem gesezt; aber ist die Vorentbaltung des Lohnes in dieser Weise nicht ebenso ver werfl ch, wie die Lohnauszahlung durch Aufrechnung oder durch Verabrolgung von Waaren? Es sollte alles daran gesezt wer den, dem Arbeiter die pünktliche Auszahlung seines verdienten Lohnes zu sichern. Kredit gewähren tann der Arbeiter am allermenigsten.

Von einem Unternehmer ist beim Magistrat die Ge­nehmigung zum Bau einer Pferdebahn nachgesucht worden, welche vom Stettiner Bahnhof durch die Garten-, KI. Ham

Kranten ab. Als eines Nachmittags Marie an der Seite ihres Gaiten in die Rammer trat, durch deren weinumranftes Fenster die Sonne hell ihre Strahlen goß, da saß der Hei­mathlose aufrecht im Bette und blickte hinaus in die Natur, die sich zum Scheiden rüstete.

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Marie, sprach er leife ,,, Du hattest Recht, man muß das Glück sich verdienen, nicht aber ertrozen wollen. Nun ift's zu spät!"

Und mit dem Geficht gegen die Wand gekehrt, legte er fich nieder.

Die ersten Schneeflocken fielen draußen auf dem Fried­hof auf ein frisches Grab. Die alte Riefer aber steht noch. 3u ihr wandelt Marie an schönen Abenden, aber jetzt von einee Schaar blühender Kinder umgeben, und fie zeigt ihnen die goldene Sonne, der Felber und Wiesen reichen Segen, und lehrt fie rechtschaffen und tüchtig einst werden, wie es ihr Vater allzeit gewesen ist.

Cin Revolver- Journalist vor Gericht.

Die Macht, welche der Presse innewohnt, ist stets auch eine starke Versucherin für Diejenigen, welche mehr oder weniger in der Lage find, sich diese Macht dienstbar zu machen, dieselbe im eigenen, egoistischen Interesse zu miß­brauchen. In neuerer Beit namentlich, in welcher die Sucht, schnell reich zu werden, alle Gesellschaftsschichten ergriffen hat, haben so manche Journalisten es nicht über sich bringen fönnen, die ihnen zur Disposition stehende Presse lediglich als Bereicherungsmittel zu betrachten. Was an schamloser Erpressung durch solche verworfene Subjekte namentlich in Wien geleistet wird, ist allbekannt, und auch in Deutschland , in Frankreich , in Italien kommen dergleichen Revolver­Journalisten leider zahlreich genug vor.

Ein solcher, die Presse lediglich als Bereicherungsmittel benügender Journalist, der sein verwerfliches Metier aber doch gar zu toll trieb, stand nun fürzlich unter der An­flage mehrfacher Erpressung in Rom vor den Schranken des

Gerichts.

reben.

Angelo Sommaruga heißt der Mann, von dem wir

burger, Joachim, Gips, Weinmeister und Münzstraße nach burger, Joachim, Gips, Weinmeister und Münzstraße nach der Kaiser Wilhelmstraße bis zur Burgstraße führen soll. Außerdem soll von dieser Linie, an der Kaiser Wilhelm und Münzstraßen Ede abzweigend, eine Zweigbahn durch die Alexander- und Prenzlauerstraße, durch die Prenzlauer Allee nach Neu- Weißenfee gebaut werden.

g. Bei der in Aussicht stehenden Organisation des Sanitätswachen- Wesens in Berlin wird es vor allen Din­gen nothwendig sein, neben der Eirichtung von Sanitätswachen bezw. der Vermehrung derselben für einen nächtlichen Arztnach­weis event. durch die Polizeiwachen Sorge zu tragen, wie dieser bereits auf die Initiative des deutschen Samariter- Vereins in einzelnen deutschen Städten eingeführt ist. Trop der großen Bahl von Aerzten in Berlin macht man hier fast täglich die Erfahrung, daß es ungemein schwer hält, im Bedarfsfalle einen Arzt in der Nacht zu erhalten. Der wachthabende Arzt einer Sanitätswache darf die Wache nicht verlaffen, um vielleicht einem Rufe nach einer entfernt belegenen Wohnung Folge zu leisten, da er jeden Augenblick von den die Hilfe der Sanitäts­wache in Anspruch nehmenden Personen verlangt werden kann. Dem nächtlichen Arztnachweis müssen Aerzte zur Verfü gung stehen, welche sich verpflichten, jedem Rufe in der Nacht Folge zu leisten und ihren jeweiligen Aufenthalt anzugeben, im Behinderungsfalle derartig rechtzeitig absagen zu laffen, daß für ihn ein Reservearzt geftellt werden kann. Von dem Vor­stand eines derartigen nächtlichen Arztnachweises müßte dahin gewirkt werden, daß die Garantie des Honorars für nächtliche Besuche nicht blos den Armenärzten zu Gute tommt, sondern auch allen anderen Aerzten, an deren Wohlthätigkeit vom Publikum ja häufig genug Ansprüche gestellt werden, die mit ihrem Einkommen in gar feinem Verhältniß stehen. Hier bietet fich ausreichende Gelegenheit, insbesondere viel für die ärmeren Klaffen zu thun und es ist nur zu hoffen, daß sich Männer finden, welche recht bald und mit Energie ein gutes Werk der Nächstenliebe schaffen, wie es in der Errichtung von nächtlichen Arztnachweisen zu erblicken ist.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin find bei den hieftgen Standes Aemtern in der Woche vom 13. bis inkl. 19. September cr. zur Anmeldung gefom men: 193 Eheschließungen, 917 Lebendgeborene, 42 Todtge borene und 555 Sterbefälle.

Zu den bevorstehenden Einstellungen von Lehrlingen macht die freie Vereinigung der Graveure, Biseleure und verwandter Berufsgenoffen" belannt, daß in diesem Beruf doppelt so viel Lehrlinge wie Gehilfen beschäftigt werden und ist dieser Umstand theilweise Ursache der Arbeitslosigkeit der Gehilfen, da dieselben nicht mit der Billigkeit der jugendlichen Arbeitstraft tonturriren können. Troßdem wird jezt von ein­zelnen Firmen wiederum in einem Maße nach Lehrlingen ges angelt", welches jeder Anforderung einer guten Lehre unbedingt widerspricht. Wir wollen Niemanden hindern, etwas zu lernen, und bekämpfen dieses Lehrsystem nicht aus egoistischen Motiven, wohl aber halten wir es für unsere Pflicht, vor solchen Vors stellungen zu warnen, die sich in Bezug auf die Zukunft eines folchen Knaben zeigen. Die Lehrlinge werden in solchen Fällen unter dem Schein fachlicher Ausbildung, in Wirklichkeit nur zu mechanischen Handarbeiten gedrillt und haben vor andern Arbeitsburschen noch den Nachtheil, daß sie zwecklos 4 Jahre lang ohne entsprechenden Lohn arbeiten müffen. Man wende fich also um Auskunft in solchen Fällen stets an das Arbeits­nachweise Bureau, Annenstraße 16, jeden Abend von 8 bis 91 Uhr.

Mit welcher Unverschämtheit, so schreibt uns ein Abonnent, die Rosendiebe auf den Kirchhöfen jetzt ihr schändliches Geschäft betreiben, mögen folgende Fälle zeigen. Vergangenen Sonntag besuchte ich das Grab meines ver ftorbenen Entels auf dem Kirchhof der Elisabeth- Gemeinde, Prinzen- Allee, wo ich zwei hochstämmige Rosenbäumchen ge­pflanzt habe, von welchen einer zum zweiten Male in Blüthe stand. Ich zählte an den Bäumchen 18 Blüthen und Knospen. Als ich mich noch über die schönen Blüthen freute, trat ein Herr zu mir, welcher das Grab seines Kindes besuchte, und theilte mir mit, daß Diebe vom Freitag bis Sonnabend seinen aufs prachtvollste mit 16 Blüthen geschmückten Rosenbanm voll ständig seiner Blüthen beraubt hätten. Ich verließ schließlich den Kirchhof in der Hoffnung, daß mir dasselbe nicht paffiren möge. Doch sah ich am Mittwoch zu meinen Bedauern, das seit Sonntag auch von meinem Rosenstock 10 der schönsten Büthen und Knospen gestoylen waren. Dasselbe ist auch einem Bekannten von mir paffirt, welchem seit Sonntag 2 Rosen blüthen gestohlen worden find, ohne daß einer von den Kirch hofs- Arbeitern oder Beamten etwas geschehen.

r. Eine eigenthümliche Ueberraschung widerfuhr einer jungen Ehefrau gleich beim Eintritt in ihren neuen Haushalt. Das junge Bärchen lehrte von der fleinen Hochzeitsreise zurück und die Mutter der jungen Frau hatte es sich während der Abwesenheit der jungen Eheleute angelegen sein lassen, den neuen Hausstand derselben rechtzeitig und reichlich auszustatten. Unter vielen anderen Vorräthen lagerte auch ein Kübel Butter in dem Keller. Als die junge Frau nun die Butter in Angriff

Sommaruga tam vor mehreren Jahren nach Rom. Seine lange Gestalt und seine fühnen Pläne machten ihn rasch zu einer volksthümlichen Persönlichkeit, und da er durch luges Betragen und großherzige Darlehen die literarische Welt Roms an sich zu locken verstand, so wurde er nach und nach sogar zu einem berühmten Manne. Sein großes kaufmännisches Talent eröffnete der Literatur( anfangs der guten) neue Horizonte. Carducci , Panzacchi, Verga, Barrilli wurden seine engsten Freunde; was er veröffentlichte, er veröffentlichte, zeichnete sich durch guten Geschmack und feinen Druck aus und fand großen Absatz. 3u eng und klippenvoll dünfte ihm indessen dieser Weg; er wollte rasch zu Wohlstand und Reichthum gelangen und eilte ins Verderben.

Sein Haus wurde zum Mittelpunkte der porno­graphischen Literatur; alles Unfläthige, das ein frankhaft über eiztes Gehirn gebar, fand bei ihm gute Aufnahme und die liebevollste Pflege. Allein die Pornographie genügte ihm nicht, es mußte noch mit Erpressungen gearbeitet wer den. Gleichzeitig begannen für den Angeklagten die finanziellen Nöthen. Statt emporzuſteigen, war er immer tiefer und tiefer gefunken, hatte er sich in Schulden gestürzt und sah sich nun gezwungen, da nichts mehr gelingen wollte, zu den gewöhnlichsten Bauernfängereien seine Buflucht zu nehmen. Eines schönen Tages erreichte ihn aber der Arm der menschlichen Gerechtigkeit, die wider ihn die Anklage des Betrugs und der Expreffung erhob: 1. des Betrugs an den Künstlern Bazzani, Serra, Michetti, Jacovacci und Laccetti, denen er unter der Drohung, daß er auf die Preisrichter der vor zwei Jahren stattgehabten Kunstausstellung einen großen Einfluß zu ihrem Schaden ausüben werde, den Betrag von 7500 Frants herauslockte; 2. der Erpressung an den Beamten des königlichen Hauses, Villa und Ratazzi, weil er denselben, obwohl vergebens, mit Enthüllungen über ihr Vorleben drohte, falls sie nicht die ihnen zum Ankaufe gebotenen Aftien des Blattes Nabab annehmen würden.

Der Zeuge Carducci , der größte lebende Dichter Ita­ liens , berühmt durch seine Odi barbare"( Barbarischen Oben), der Republikaner , war von Bologna , wo er Uni­versitätsprofessor für Literatur ist, direkt nach Nom zum Verhör gekommen. Er sagt von Sommaruga, den er seit

nehmen will, und ein naffes Tuch, das man zu deren befferer Konfervirung über die Butter gedeckt hat, hinwegnimmt, springt ihr zunächst eine Maus entgegen und mitten in dem Butters kübel selber hatte eine alte Frau Maus ihre Wochenstube etablirt. Nicht weniger als zehn nacende, augenlose Mäuslein lagen in einem Nest in der Butter! Zuerst war die junge Frau allerdings heftig erschrocken, aber bald fonnte fie fich gar nicht satt sehen an den frabbelnden kleinen Thierchen. Shr geftrenger Herr Gemahl fuhr zwar mit rauher hand in dieses Mäuse Joyll, er gab die jungen der Kaße zum Fraß und fing in einer aufgestellten Falle die Alte. Die junge Frau aber fann seit jener Beit keine Butter effen; schon beim bloßen An­blick derselben wird fie von Uebelfeit befallen. Ihre Frau Mama meint, das sei weiter nicht schlimm, fäme mitunter vor und gehe auch wieder vorüber! Auch wir hoffen und wünschen das von Herzen.

Durch einen Sprung aus dem vierten Stockwerk seiner in der Tiedstraße 22 gelegenen Wohnung versuchte gestern früh um 4 Uhr der Schneider Johannes G. seinem Leben ein Ende zu machen. Er zog sich durch den Sturz auf das Pflaster außer einem Beinbruch so schwere innere Vers legungen zu, daß er schon nach etwa einer Stunde in der Charitee, wohin er durch einen Schußmann befördert worden war, unter den gräßlichsten Schmerzen seinen Geist aufgab. G. war verheirathet und Vater von vier Kindern. Man vers muthet, daß Nahrungssorgen ihn zu der unseligen That ge­trieben haben.

Zusammensturz eines Brunnens. Auf dem Grund­ftüd der 145. Gemeindeschule, Köpenickerstraße 4( ehemalige Dannenberg 'sche Fabrit), ist gestern Nachmittag gegen 1 Uhr ein Brunnenteffel plöglich eingefunten, ohne daß vorher die geringste Spur einer Gefahr bemerkbar war. Da der Keffel mindestens einen Durchmesser von 5 Meter hat, so ist das Brunnenrohr, das morsche Gebält und das Pflaster in die Tiefe hinabgestürzt, und eine weite, mit Waffer gefüllte Grube ist entstanden. Kurz vorher, in der Frühstückspause, paffirten bei ihrem geordneten Rundgange hunderte von Mädchen der betreffenden Schule diese eingesunkene Stelle. Bei dem Ein­fturz war glücklicherweise Niemand auf dem Hofe.

Ausgewiesen ist durch Verfügung des Königl. Polizei­Präfidiums aus dem Bereich des fleinen Belagerungszustandes der in Rirdorf wohnende Schloffer Carl Siegrist. Demselben ist der Aufenthalt in den Städten Berlin , Potsdam , Charlot tenburg und in den Kreisen Teltow , Niederbarnim und Dft­havelland untersagt.

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Polizei Bericht. Am 23. d. M. Nachmittags fiel ein 3 Jahre altes Mädchen auf dem Hofe Kaiserstraße 10 etwa zwei Meter tief in den Keller hinab und erlitt dabei so schwere Verlegungen, daß es nach etwa einer Stunde verstarb.- Am 24. d. M. Vormittags wurde dem Arbeiter Binder auf dem Schlesischen Güter- Bahnhofe beim Abladen von Eisen der linke Unterschenkel zerschmettert. Der Verunglückte wurde nach Bethanien gebracht. Um dieselbe Zeit wurde ein beim Neuen Basthofe beschäftigter Monteur, als ihm in einem dortigen Baubureau die Mittheilung gemacht wurde, daß er Aussicht habe, eine Stellung zu erhalten, um welche er sich beworben batte, plöglich vom Schlage getroffen und verstarb auf der Stelle. Stelle. Am Nachmittage fiel der Maurer Marale auf dem Neubau Gerhardstr. 16 aus Unvorsichtigkeit vom 3. Stock auf das Schutzdach und von dort auf die Straße herab und erlitt dabei anßer anderen Verlegungen einen Doppelbruch des rechten Oberschenkels. Er wurde mittelst Droschte nach dem Krankens hause in Moabit gebracht. Zu derselben Zeit wurde der Arbeiter Roth in der Köpnickerstraße bei einem Streite von einem anderen Arbeiter zu Boden geworfen und erlitt dabei einen Bruch des linken Unterschenkels. Er wurde nach dem Krankenhause im Friedrichshain gebracht. An demselben Tage, Abends, entstand in der Wollwaarenfabrik von Troms berg, Holzmarktstraße Nr. 4, auf unermittelte Weise Feuer. Die Feuerwehr war alsbald zur Stelle und etwa 2 Stunden in Thätigkeit. In der Nacht zum 25. d. Mts. wurde der Büchsenmacher Scharfenberg in der Belle- Alliancestraße von einem anderen Mann vor einem ankommenden Pferdebahn­wagen gestoßen, vom Wagen zu Boden gerissen und erlitt Dabei eine bedeutende Verlegung am Kopfe, so daß er mittelst Droschke nach der Charitee gebracht werden mußte. Der Thäter wurde verhaftet.

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Gerichts- Zeitung.

Bremen , 21. Sept.( Ein roher Schiffskapitän.) Auf der Anklagebank erscheint der Kapitän Dito Emil Richard Roms berg, geboren am 19. Mai 1842 zu Bromberg , Provinz Bosen. Romberg, dem Rechtsanwalt Ahues als Vertheidiger zur Seite steht, ist in 15 Fällen des Mißbrauchs der Disziplinargewalt gegen seine Untergebenen nach§ 96 der Seem. D. angeflagt. Die Fälle, auf welche die Antlage fußt, find folgende: Am 30. September 1880 foll Romberg, als Führer des Bremer Schiffes ,, Germania ", den Steward Holzhausen mehrere Male nach rückwärts gestoßen, ihn aus der Kajüte gestoßen und ihn

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zehn Jahren kennt, aus, daß er ein zäher, aufdringlicher Mensch, aber kein schlechter Charakter sei, daß er ein immen­fes Talent habe, und eine fabelhafte Thätigkeit entwickele. Statt Phrasen zu machen, vollführe er Thaten. Er bringe sogar sein Leben in Gefahr, um Leute zu vertheidigen, die er noch nicht einmal genau fennt. Bei seinem arbeitsamen Sinn sucht er nie Vergnügen auf. Oft genug vergaß er das Essen," erzählte Caducci. Wenn ich bei ihm war und mein Magen Hunger verspürte, mußte ich jedesmal erst wüthend werden, um ihn zur Mahlzeit zu zwingen. Sein Fehler war die Reklame. Einmal fand ich in seinem Bureau einen fleinen Mohren. Auf meine Frage, warum er diesen angenoms men habe, antwortete er mir einfach: Nur Neklame! Der Mohr spricht meneghino( mailändisch)."" Was für ein Geschäftsmann er war, ist an folgendem Beispiel zu ersehen. Eines Tages schickte er mir 500 Lire als Vorausbezahlung für ein Buch, an welches ich noch nicht mit einem Gedanken gedacht hatte. Gleich darauf fam er selber nach Bologna und bat so eindringlich, daß ich ihm endlich versprechen mußte, eines zu schreiben. Von da an wurden wir so intim, daß ich, sobald ich nach Rom ging, bei ihm wohnte."

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Der Staatsanwalt begann sein Plaidoyer mit dem Sage des Macchiavell: Die Menschen sind weder ganz gut noch garz schlecht," und legt im raschen Fluge die einzelnen Phasen im Leben des Angeklagten dar. Sommaruga's Leben ist ein langsames, aber ununterbrochenes Sinken von Stufe zu Stufe. 3uerft wird er Verleger, dann gründet er ein literarisches Alkovenblatt, die ein literarisches Alkovenblatt, die Cronaca Bizantina", schließlich die Forche Caudine". Der Trieb, der ihn furien­artig verfolgt, ist die Sucht, viel Geld zu verdienen. Die erste Scheu ist rasch überwunden. Die Literatur, selbst die. pornographische, trägt nicht viel, und so greift er denn zu dem Flibustierhandwerke, das in Großstädten vielen ges meinen Seelen winkt; er bedient sich der Presse, um Drohungen und Verleumdungen auszustreuen und Er preffungen zu versuchen.

Der Gerichtshof verurtheilte den Angeklagten wegen Betrugs und versuchter Erpressung zu 6 Jahren Kerkers und zu einer Geldstrafe von 500 Lire.