ins Geficht geschlagen haben. Am 3. Oftober 1880 bemerkte Romberg, daß Heringe, welche fich in einem Faß befanden, verdorben waren. Er hielt dem Holzhausen dieselben vor, schlug ihm die Heringe um die Ohren und gab ihm Faustschläge. Am Tage darauf, als Holzhausen Weingläser auf den Tisch stellte, statt sie hinzulegen, schlug ihn der Angeschuldigte, packte ihn an der Gurgel und würgte ihn, stieß ihn und warf ihn schließlich aus der Kajüte. Am 9. Dt tober, als Holzhausen auf Befehl des Angeschuldigten Schinken schneiden mußte, foll Romberg ibn zuerst geschlagen, dann sich hinter ihn gestellt und sobald Holzhausen den Schinken schnei ben wollte, ihn in den Naden geschlagen haben. Als Holzbausen ihm erklärte, daß er unter diesen Umständen den Schinken nicht schneiden tönne, soll Romberg ihn bei der Gurgel ergriffen und ihn hin und her geschüttelt haben. Am 11. und 17. Ottober 1880 soll Romberg den Holzhausen wiederum mißhandelt haben. Am 18. Oftober 1880 schlug Romberg den Holzhausen, als er das Mittagessen auf den Tisch sezte, mit dem Suppenlöffel auf die Nase und den Mund, in Folge deffen die erstere start anschwoll und letterer blutete. Als Holzhausen äußerte, daß er ihn verklagen werde, versegte der Kapitän ihm verschiedene Stöße gegen die Brust und den Rücken. Am 19., 21., 23. und 26. Oktober sollen wieder ähnliche Mißhandlungen vorgekommen sein. Am 28. Oftober, als Holzhausen dem Angeschuldigten mittheilte, daß der Branntwein aufgebracht sei, ergriff lepterer einen See ftiefel und schlug denselben dem Holzhausen mit aller Kraft um die Ohren. Am 7. November 1880 hatte Holzhausen das Unglück, einen Kump in der Panting zu Boden zu werfen. Romberg sprang auf ihn zu, faßte ihn bei der Gurgel und schlug mit der Fauft wiederholt ihn in das Genick und warf den Holzhausen dann zu Boden. Am 8. November 1880, Morgens, als Holzhausen in Folge der Mißhandlung des vorhergehenden Tages seine Arbeit nicht schnell genug erledigen fonnte, soll Romberg ihn abermals mißhandelt haben. Endlich hat der Anklage zufolge Romberg auch dem Leichtmatrosen Diedr. Albert Walter gegenüber seine Disziplinargewalt mißbraucht. Das Schiff lag damals in Cardiff . Der Schiffsjunge Walter wurde durch die Hunde des Angeschuldigten bei einer Arbeit gebindert, worauf er nach ihnen schlug. Der Angeschuldigte, welcher dies sah, sprang auf ihn zu, warf ihn nieder und schlug ihn mit der Faust, die Hunde aber biffen ihn in das Knie und in den Oberschenkel, in Folge dessen Walter Wunden erlitt, die erst nach vier Wochen wieder geheilt waren. Kapitän Romberg stellt die Behauptungen der Anklage, soweit fie auf Ueberschreitung seiner Disziplinargemalt gerichtet find, zurück. Das Gericht nimmt in allen den Fällen, wo die Aussage des Beugen Holzhausen allein steht, den Beweis nicht für voll. ständig genügend an, verurtheilt daher Romberg nur wegen der Fälle vom 30. September, 3., 18., 28. Oktober, 7. Novbr. und wegen des legten Falles mit dem Schiffsjungen Walter unter Annahme mildernder Umstände in eine Gesammtgeld fttafe von 88 M. und in die Kosten des Verfahrens.(!)
Dltober, in demselben Lokale ftatt und werden die Mitglieder ersucht, für recht zahlreichen Besuch dieser Versammlung Sorge zu tragen, es ist dies im Interesse des Vereins dringend noth wendig.
Bezirksverein des werkthätigen Volkes der Schönhauser Vorstadt. In der letzten Versammlung des Vereins hielt Herr Kendziora einen mit vielem Beifall aufgenommenen Vortrag über Natur und Kultur." Redner ging zunächst auf die Entstehung der christlich sozialen Bewegung ein und zeigte wie dieselbe bis noch vor einiger Zeit von sämmtlichen konservativen Beitungen protegirt worden sei. Jest mit einem male, nach den Prozeffen des legten Sommers, fämen dieselben Blätter und allen voran die Norddeutsche Allgemeine", zu der Einsicht, daß christlich sozial, resp. Antisemitismus und fonservativ nicht identisch set und daß durch die antisemitischen Heßereien der konservativen Sache tein Dienst erwiesen wor den sei. Ja, man gehe sogar soweit, rund heraus zu erklären, Herrn Stöcker bei Aufstellung der Kandidaten zum Landtage zu übergehen. Die Arbeiter hätten diese Bewegung schon von Anbeginn verurtheilt und als das gekenntzeichnet, was fie in Wirklichkeit ist. Das Organ
so
des Herrn Stöcker, der Reichsbote trete nun ganz energisch für seinen Herrn und Meister ein, ein Organ, das sich nicht entblödete, den Professor Dubois Reymond auf das Gröbfte anzufeinden, nur aus dem Grunde, weil derselbe die naturalistische Weltanschauung vertrete. Die Resultate der Naturwissenschaft seien ja den Arbeitern hinlänglich bekannt. Das Organ des Herrn Stöcker behaupte nun kühn, diese Wissenschaft diene dazu, die Arbeiter zu unmoralischen Menschen zu erziehen, resp. fie ruinire die Moral des Menschen. Solche Vorstellung herrsche in den Kreisen des Reichsboten. Troß alledem hoffe aber Herr Stöcker noch immer, die Arbeiter auf seine Seite zu ziehen. Stöcker stelle nun der natu ralistischen Weltanschauung die fittliche entgegen. Vergleiche ralistischen Weltanschauung die fittliche entgegen. Vergleiche man nun hiermit die Urtheile in den Stöderprozessen, müsse man staunen ob der Kühnheit dieses Vertreters der fittlichen Weltanschauung. Die fittliche Weltanschauung decke sich ungefähr mit dem Begriff Kultur und da hierzu auch die Moral gehöre, so erneuere dies den Gegensag. Mit der Kultur sei es ein eigen Ding. Redner erinnert an den sogenannten Kulturkampf gegen die römische Kirche. Auch gegen den Arbeiterstand trete die chriftlich- soziale Bartei ebenso wie die freifinnige auf und hier fämpfen beide Schulter an Schulter. Redner ist jedoch der Ansicht, daß ebenso wie die christlich- soziale auch die freifinnige Partei zu sammenbrechen werden. Er geht nunmehr auf die Entstehung der naturalistischen Weltanschauung des Näheren ein und weist darauf hin, wie im Jahre 1750 von Jean Jaques Rousseau die erste epochemachende wirthschaftliche Abhandlung über das Thema, ob die damalige Kultur nüßlich, erschienen sei. Durch die Mißwirthschaft in Frankreich zu damaliger Zeit sei das Land moralisch, intellektuell und materiell zu Grunde gerichtet Land moralisch, intellektuell und materiell zu Grunde gerichtet worden und dieser Gesellschaft rief Jean Jaques Rousseau ein Burüd zur Natur" zu. Er fand damit Anerkennung bei allen Geiftesheroen des achtzehnten Jahrhunderts. Männer
Allen Berufsgenossen sowie sämmtlichen Holzarbeitern zur Nachricht, daß in der Erdmann'schen Riften Fabrit, Kottbuser Ufer 40, sowie in der Fugh'schen, Lindenftraße 35, fich derartige Lohndifferenzen angesammelt haben, daß in Folge deffen jedenfalls ein Streit in Aussicht steht. Wir fordern hiermit die Gewerksgenossen auf, den Zuzug fern zuhalten, da in den genannten Fabriken auf verschiedene Arbeit nur Löhne von 9-12-15 M. bei einer Arbeitszeit von Morgens 6 bis Abends 7 Uhr verdient werden. Diejenigen Arbeiter der Erdmann'schen Fabrik, welche höhere Löhne erzielen, haben sich verpflichtet, falls der Prinzipal die Forderungen nicht bewilligt, gemeinschaftlich die Arbeit einzustellen, und mit ihren bedrängten Kollegen so lange auszuhalten, bis Herr Erdmann ihren Forderungen gerecht wird. Im Auftrage der Arbeiter: Die Kommiffion.
Aufruf an sämmtliche Klavierarbeiter, Tischler und Berufsgenossen. Arbeiter, Kollegen! Wir ersuchen Euch, in unserem wie im Intereffe der gesammten Arbeiter den Zuzug zu der Pianofabrit von Klingmann u. Co., Köpnickerstraße 175, fernzuhalten. Es ist unter einem Theil der Arbeiter das Ge rücht verbreitet, daß die Fabrik schon von einem großen Theil beseßt sei, und daß der Streit als beendet anzusehen ist. Wir müssen dieses als unwahrheit bezeichnen und können derartige Gerüchte nur von Arbeitern ausgesprengt werden, welche dar auf spekuliren, in besagter Fabril anzufangen. Thatsache ist, daß in der Fabrik nur 3 Mann arbeiten, die unbekümmert um Das gute Recht der Arbeiter, ohne jedes Solidaritätsgefühl gehandelt haben. Gelingt es uns, Arbeiter, Kollegen, den Zuzug in nächster Woche fernzuhalten, so ist der Sieg unser. Wir haben den Streit nicht vom Baune gebrochen, sondern nur das ftarre Verhalten des Fabrikanten unserer Rommiffion gegenüber ist daran Schuld, daß keine Einigung erzielt und zum äußersten Mittel gegriffen werden mußte. Und darum ersuchen wir alle Arbeiter, uns in diesem Kampfe in jeder Weise unters ftüßen wollen. Die Stellen, an welchen Gelder für die Streitenden entgegengenommen werden, find: Skalizerfir. 18 bei Stramm und Andreasstr, 6 bei Rebau. Mit follegialischem Gruß: Die gesammten Arbeiter der Klingmann'schen Fabrik.
Die Attien- Maschinenfabrik und Eisengießerei zu Sangerhausen zahlt für das verfloffene Geschäftsjahr dreißig Prozent Dividende! Und die Arbeiter?
Die feststehenden Dampfmaschinen in Preußen. Von den zu Anfang des Jahres 1885 in Preußen gezählten 41 421 feststehenden Dampfteffeln wurden 38 830 feststehende Dampfmaschinen gespeist, welche aus 38 420 Kraftmaschinen, 7 Dampfträhnen und 403 Dampfhämmern bestanden; hinzu tommen noch etwa 25 Pulsometer, über welche genauere An gaben indeß nicht erhoben wurden.
diese neue Lehre an. Redner stellt diesen flangvollen Namen die Stöcker, Wagner und Eugen Richter gegenüber, und beleuchtet nunmehr die naturalistische Weltanschauung im Gegensatz zur fittlichen. Lettere bedeute die Aufrechterhaltung aller bestehenden Vorrechte. Der Grund und Boden sei aber ursprünglich und die erste Form des Kapitals sei der Befit an Grund und Boden. Nunmehr folgten als zweite Stufe das industrielle und Handelskapital, diese nehmen die Naturkräfte in Anspruch, die doch nur den Naturzweckt haben, die Menschen zu unterstüßen. So stehen die Arbeiter unter dem Kommando des Kapitals. Redner zeigt, Redner zeigt, wie nun gerade die freifinnige Partei Hauptvertreterin der freien Konkurrenz sowie des gegenwärtigen Wirthschaftssystems set und geht des Näheren anf Mary's Kritik des Kapitals" ein.
nehmen
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be. Im Verein zur Vertretung der Intereffen der Arbeiterinnen, der am Donnerstag eine öffentliche Versammlung unter Vorftz der Frau Hofmann abhielt, sprach Herr Kanis über das Wesen und den Nugen der Naturheilmethode. Er ließ sich über die Mittel aus, das wichtigste Kapital des Lebens, die Gesundheit, zu erhalten und zu vermehren. Große Lebens, die Gesundheit, zu erhalten und zu vermehren. Große Rücksicht muß man dabei auf die Wohnungsverhältnisse Kellerwohnungen seien unbedingt zu verwerfen vor allem aber müsse man auf die Lebensweise achten. Redner verbreitete fich nun über die naturgemäßen Lebensmittel und legt dabei besonders den Frauen ans Herz, für die Pflege des Körpers zu sorgen. Des Weiteren forderte er gehörige Ruhe, da diese zur Entwickelung und Erhaltung der Kraft durchaus nothwendig sei, vor allem müsse der Arbeiter wenigstens des Sonntags frei von angestrengter Thätigkeit sein. Mit dem Wunsche, daß seine Worte nicht ganz vergebens gewesen seien, schloß Herr Kanis seinen eingehenden und mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Vortrag. Auf Vorschlag der Vorsitzenden wurde darauf eine Kommission für die MäntelnäherinnenBewegung gewählt, bestehend aus den Damen Büge, Haase, Krantemann, Kreuz und Herrn Meyer. Letterer dankte der Versammlung für das ihm geschenkte Vertrauen, warnte vor einem allgemeinen Streit und empfahl, besonders bei Arbeitgebern, die schlechte Preise zahlen, nicht zu arbeiten.
br. Die außerordentliche Versammlung der Tapezirer, welche am Donnerstag, Alte Jakobstraße 37, unter dem Vor fize des Herrn Sander tagte, beschäftigte sich mit der Frage: Wie erzielen wir die Durchführung des Minimal Tarifs, eines Minimal Lohnes von 22,50 Mart und der 9stündigen Die Antwort des Referenten lautete dahin, Arbeitszeit?" daß in fämmtlichen Werkstätten, in denen den Forderungen noch nicht Genüge geleistet ist, jest sofort mit den Forderungen an die Arbeitgeber herangetreten werden müffe, und daß die Erklärungen der Arbeitgeber, sowohl die zustimmenden wie die ablehnenden, der Lohntommission zur Kenntniß gebracht werden
Vereine und Versammlungen.sen, damit dieſe das Weitere, was zur Durchführung ber
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Der Bezirksverein der arbeitenden Bevölkerung des Südwesten Berlins hielt am Montag, den 21. September, in den ,, Kaiser- Hallen", Alte Jakobstr. 120, eine Versammlung ab, in welcher Herr Dr. Mar Baumgart einen intereffanten Vortrag hielt über die praktische Kriminal Juftispflege während des Mittelalters, mit besonderer Berücksichtigung der einschla genden Verhältniffe in Berlin , wofür derselbe reichen Beifall erntete. Diesem Vortrage ging eine Statutenänderung vor aus. Folgender Paffus Anfang wurde im Statut aufgenommen: Der Vorfißende ist berechtigt, nach seinem Ermessen jedem Mitgliede die Beiträge längere Zeit zu stunden, wodurch die Mitgliedschaft des betreffenden Mitgliedes als nicht erlofchen zu betrachten ist. Der Vorsitzende Herr Krohm ver las eine Petition an den Magistrat betreffs Einführung eines Gewerbe Echiedsgerichts; dieselbe wurde einstimmig angenom men, auch wurde die Petition betreffs des Arbeiterschußgefeßes verlesen und die Versammelten aufgefordert, recht zahlreich die ausliegenden Petitionslisten unterzeichnen zu wollen. Ferner verlas der Vorfipende das Antwortschreiben des Kgl. Polizei Präsidiums auf die Beschwerde des Vereins betreffs des Ver sammlungsverbots vom 18. Mai cr. Dieselbe ist abschlägig beschieden worden. Wegen der vom Königl. Polizei Präsidium verbotenen Vereinsversammlung, welche am 19. Auguſt cr. stattfinden sollte, hat sich der Vorfißende beschwerdeführend an den Herrn Minister des Innern gewandt. In der Beschwerdes schrift wird darauf hingewiesen, daß derselbe Referent, welcher in der verbotenen Versammlung über die bevorstehenden Kom munal Wahlen sprechen wollte, an demselben Abende, 19. August, in der Versammlung eines anderen Arbeiter Bezirksvereins über dasselbe Thema unbeanstandet gesprochen hat. Die nächste Vereinsversammlung findet am Montag, den 5.
M
Forderungen nöthig sein wird, veranlassen könne. In der Diskussion wurde hervorgehoben, daß, wenn die Lohntommiffion in einer Werkstätte die Arbeitseinstellung für nöthig erklärt hat, auch diejenigen Kollegen, welchen gegenüber die Forderungen erfüllt find, sich im Interesse der Gesammtheit an der Arbeitseinstellung betheiligen und eine Beitlang sich mit der Streitunterstüßung( für's Erste nur 10 M. wöchentlich) begnügen müssen. Der Antrag, daß von den Anwesenden ein Jeder auf einem Bettel die Frage, ob er gewillt sei, für die Forderungen einzutreten, mit Ja oder mit Nein beantworten möge, wurde angenommen. Es gingen 146 Bettel ein, davon 136 mit Ja, 10 mit Nein. Der Vorfigende theilte noch mit, daß das Bureau der Lohnkommission fich Seydelstraße 16 befinde und daß die nächste öffentliche Versammlung am Sonnabend oder am Montag stattfinden werde. Herr Nicolas berichtete, daß der Gehilfenausschuß, der die Interessen der Gehilfen den Jnnungsmeistern gegenüber zu vertreten hat, gewählt und Altgeselle d. i. Vorfizender des Ausschusses Herr Sander, der Vorfißende des Fachvereins geworden sei. Herr Cubus wies darauf hin, daß, wer für die Durchführung der Forderungen eintreten wolle, vor Allem der Sonntags- und Feierstunden Arbeit entgegentreten müffe.
Gauverein Berliner Bildhauer. In der am Dienstag, den 22. b. M., stattgefundenen Generalversammlung erstattete Herr Buda als Delegirter Bericht über die im Mai in Stutt gart stattgefundene Generalversammlug des Unterſtügungsvereins gart stattgefundene Generalversammlug des Unterstüßungsvereins der Bildhauer Deutschlands . Nach den Ausführungen des Redners waren 20 Delegirte in Stuttgart erschienen, um die Anfichten der 1315 Mitglieder, welche der Verein nach dreijährigem Bestehen zählt, zu vertreten, und Neuwahlen, sowie Statutenänderungen vorzunehmen. Der Verein unterſtügt
franke und reisende Mitglieder, strebt auch eine Arbeitslosenund Invalidenkaffe an, und sollte diese lettere Einrichtung mit als hauptsächlichste Aufgabe der Generalversammlung zum Austrag gebracht werden. Nach reiflicher Ueberlegung mußte jedoch hiervon noch Abstand genommen werden, da die Mittel hierzu noch nicht vorhanden. Um dem Verein einen festeren Zusammen halt zu geben, wurde ein Eintrittsgeld für Neueintretende, und die doppelte Summe für Wiedereintretende bestimmt, ebenso wurde jedem Mitgliede zur Pflicht gemacht, der Krantentaffe des Vereins beizutreten. Ausgelernte, welche innerhalb vier Wochen dem Verein beitreten, zahlen tein Eintrittsgeld. Beim Todesfall eines verheiratheten Kollegen wurde eine jedesmalige Extrasteuer für die betreffende Wittme beschloffen. Die Neue rungen treten mit dem 1. Oktober in Kraft. Bei der Wahl des Orts für die nächste Generalversammlung wurde Stuttgart wiedergewählt.
th. Zwei wichtige Tagesfragen beschäftigten am 24. d. M. die in der Berliner Ressource abgehaltene, von ca. 500 Personen besuchte Versammlung Berliner Hausdiener und zwar erstens das Krankenversicherungsgeseß, insofern von besonderer Wichtigkeit, als mit Ablauf des Monats auch der Termin zu Ende geht, betreffend den Austritt aus der Ortskaffe und den Eintritt in eine freie Hilfskaffe, und zweitens die jetzt im Vordergrunde stehende Frage der Sonntagsruhe. Da die Berliner Hausdiener( ihre Zahl wird auf 1300 geschäßt) bei der veranstalteten Enquete vollständig übergangen, b. h. nicht um thre Meinung befragt worden find, nahmen dieselben dieselben Veranlassung, aus eigenem Antriebe Stellung zu dieser Frage zu nehmen. Herr Led bour welcher einen Vortrag über die Sonntagsruhe im kaufmännis schen Gewerbe hielt, erblickte in der Einführung der geschäftlichen Sonntagsruhe teine Gefahr. Wenn irgendwo ohne jedwede Schädigung für Arbeitgeber wie Arbeitnehmer die Sonntagsruhe eingeführt werden könne, so sei dies im kaufmännischen Ge werbe der Fall, woselbst die Sonntagsarbeit nur auf einer eingewurzelten Unfitte bafire. Die Hausdiener hätten am aller meisten darunter zu leiden, da sie die Ersten und die Leßten im Geschäfte sein müßten. Ihre Pflicht sei es daher, am meisten und lautesten, da ungefragt, ihre Stimme gegen die Sonntagsarbeit zu erheben. Nach mehra stündigen Debatten, welchen alle Schattenseiten Stellung eines Hausdieners grell beleuchtet worden waren, gelangte folgende Resolution zur eine stimmigen Annahme:" Die am 24. September 1885 in der Berliner Ressource versammelten Berliner Hausdiener erklären fich mit den Ausführungen des Referenten einverstanden und beauftragen in Anbetracht, daß die Sonntagsruhe für ihren schweren Beruf unbedingt nothwendig ist, das die heutige Versammlung leitende Bureau, eine Betition an den Reichstag zu richten, in welcher sämmtliche heute zur Sprache gebrachten Gesichtspunkte betreffend die Nothwendigkeit der Sonntagsruhe aufgeführt und zur geneig testen Prüfung und Berücksichtigung bei der Berathung der Angelegenheit empfohlen werden.
Der
in
th. In der letten Sigung des Fachvereins der Barbier- und Friseurgehilfen, welche am 21. b. M. im Weid schen Lokale abgehalten wurde, erörterte der Vorsitzende, Herr Helbig, in einem mit großem Beifalle aufgenommenen Vortrage die Aufgaben, welche der noch junge, jedoch im steten Wachsen begriffene Fachverein fich gestellt hat und die insges sammt darin gipfeln. die Intereffen der Barbier- und Friseurgehilfen nach jeder Richtung hin zu wahren und den Gehilfen eine deren gegen früher sowohl in technischer, wie auch in allgemeiner Beziehung weit vorgeschrittenen Bildung angemessene geschäftliche und gesellschaftliche Stellung zu erringen, welche heute noch viel zu wünschen übrig lassen. Er erblickte die Mäglichkeit der Verwirklichung der geftellten Aufgaben in dem Zusammenschluß aller Gehilfen in dem Fachverein und vers pflichteten fich die Mitglieder, zur Lösung dieser großen Aufgabe nach besten Kräften beizutragen und unter den Gehilfen für den Verein wirken zu wollen. Mit einem Hoch auf das fernere Gedeihen des jungen Fachvereins schloß die gut besuchte Vers fammlung.
hfs. Im Verein zur Wahrung der Interessen der Zapezirer Berlins wurde in der legten Versammlung über die Stellungnahme des Vereins zur Bentralisation der TapezirerFachvereine Deutschlands verhandelt. Herr Wildberger sprach fich in seinem Referate dahin aus, daß er zwar prinzipiell mit einer zentralisirten Organisation einverstanden sei, aber unter ben befannten derzeitigen Verhältnissen nicht für rathsam halte, in eine solche einzutreten. In der darauf folgenden Diskussion pflichtete man dieser Ansicht des Redners bei und empfahl Herr Sander, der gleichfalls mit dem Referenten einverstanden war, auf der Delegirten Versammlung in Frankfurt a. M. ein Normalitatut für die deutschen Tapezirer- Fachvereine ausarbeiten zu laffen. Ein Beschluß wurde hierüber nicht gefaßt.
Zum Töpferstreit in Velten . Am Sonntag, den 20. d., sprach hier Herr Regierungsbaumeister Keßler aus Berlin über die Nothwendigkeit der Fachvereine und die Art, wie die Ar beiter solche Vereine organifiren müssen, vor einer Versammlung der Handarbeiter der hiesigen Töpfereien, die nicht Töpfergesellen find. Man hat hier eingesehen, daß es dringend erfor derlich ist, auch die Arbeitsleute der Werkstätten zur Bewegung heranzuziehen, da gerade fie es find, die den Fabrikanten es er möglicht haben, den Ausstand so lange hinzuhalten und den Sieg der Gesellen verhindert haben. Sie ließen fich von den Fabrifanten an die leer gewordenen Pläge der Gesellen stellen, und wenigstens bei der größeren Arbeit ist dadurch erreicht, daß das nothwendigste Bedürfniß gedeckt wurde. Die Fabrikanten hatten natürlich alles Mögliche versucht, die Versammlung zu ver hindern und besonders die Drohung, alle Diejenigen, welche die Versammlung besuchen würden, am Montag zu entlaffen, hatte die Arbeiter sehr eingeschüchtert, so daß viele unter dem Vorwande, fie hätten nothwendige Feldarbeit, nicht erschienen. Die Versammlung war also nicht gut besucht. Es gelang aber, einen Fachverein zu gründen, dem sich sofort 30 Personen als Mits glieder anschloffen und ihr Eintrittsgeld bezahlten. Wir haben an anderen Orten schon schwächer angefangen und gute Refultate erreicht, bei guter Leitung, für die die Persönlichkeiten, welche in den Vorstand gewählt find, jede Bürgschaft geben, wird auch dieser neue Verein bald aufblühen. Die Lage des Ausstandes fängt an, schwieriger zu werden. Einerseits ist der Buzug, wenn auch sehr schwach, doch auf die Länge der Beit merklich geworden. So ganz langsam bleibt doch immer Dieser oder Jener, besonders polnische polnische Arbeiter, hier hängen, andererseits ist das Herankommen der schlech ten Jahreszeit ein Grund, darauf zu denken, daß wir einen Waffenstillstand eintreten laffen. Wir fönnen für die schlechten Monate auch nicht auf ausreichende Unterftüßung rechnen. Eine Generalversammlung soll in fürzester Beit darüber Beschluß fassen. Wie dem auch sei, immer wer den wir unsere gerechten Forderungen wieder stellen, bis wir zum vollständigen Siege fommen. Für den Winter werden wir noch manchen Unterstüßungsanspruch an uns herantreten sehen, daher bitten wir, die Sammlungen für uns nicht ruhen zu lassen. Schließlich müssen solche Sammlungen auch überall fortgelegt werden, um für die ganz unvermeidlichen Arbeitseinstellungen im fommenden Jahre gedeckt zu sein. Also ohne Aufhören weiterfammeln, das ist Pflicht aller Kollegen.
Hamburg , 23. Sept. Der hiesige demokratische Verein hielt Montag Abend im Klubsaale des Konvent Gartens" eine nicht zahlreich besuchte Mitgliederversammlung ab, zu der fich jedoch ziemlich viel Gäste eingefunden hatten. Da die beiden Vorsitzenden des Vereins, Dr. Türkheim und Schrader, als Antragsteller fungirten, wurde der Vorfit Herrn Red. Wedde übertragen. Der Antrag der genannten Herren geht dahin, daß der hiesige Verein fich der neugegründeten demokratischen Bartet anschließen möge, jedoch unter Wahrung der Forderung