Beilage zum Berliner Volksblatt.

r. 229.

Politische Uebersicht.

Holland.

Aus Amsterdam   wird die Fortsetzung der Straßen­bemonftrationen gemeldet: In den Abendstunden fanden in ben Straßen abermals Menschenansammlungen statt, größere angeblich vorwiegend aus Sozialdemokraten bestehende Dien schentrupps durchzogen, von Tausenden von Neugierigen ge­folgt, unter dem Gesange sozialistischer Lieder die Straßen, bie Bolizei beschränkte fich aber auf deren Ueberwachung; ernstere Stubeftörungen famen nicht vor. Die Bewegung in Holland  ist nach einer dem Figaro" aus Amsterdam   zugehenden Kor respondenz start im Wachsen. Von Ursprung ist die Be wegung, wie er darlegt, feine eigentlich sozialistische; fie um­faßt eine ganze Menge von Geschäftskreisen und richtet sich zunächst gegen den Wahlzensus. Derselbe ist in den verschiedenen Städten von verschiedener Höhe. Im Haag ist nur Wähler, wer mindestens 70 Gulden( etwa 120 Mart) dirette Steuern bezahlt. Nun ist freilich in Holland   der Geldwerth geringer, als in den meisten benach barten Ländern, aber der Bensus ist auch unter solchen Um ftänden zu hoch. Allerdings hat man die Zahl der Wähler fortwährend vergrößert, aber mit dieser Ausdehnung des Wahl rechts ist Niemand zufrieden, da fie lediglich aus den fortgesetten, burch den Krieg mit Atchin in erster Linie veranlaßten Steuer­ergobungen hervorgeht. Die Agitation gegen das Wahlsystem geht im Wesentlichen von drei Gruppen aus: der Nieders ländischen Liga für allgemeines Wahlrecht", der ,, Arbeiterliga" und den Sozialdemokraten, welche freilich zum Theil in den beiden erftgenannten Gruppen aufgehen. Der Hauptfit der Agitation ft Rotterdam  , wo der hervorragendste Führer der Sozialdemokraten, Domela Nieuwenhuys, welcher früher Pastor war, seinen Wohnfis hat. Es ist kaum anzunehmen, daß die holländische Regierung sich auf die Dauer weigern wird, das verlangte allgemeine und gleiche Wahlrecht einzuführen.

Die direkte Ursache der Straßen- Demonstrationen ist die schon erwähnte Verurtheilung des Sozialisten van Ommeren zu einem Jahre Gefängniß wegen Majestätsbeleidigung. Der elbe hatte vor Kurzem in der Stadt Blakate angeklebt, welche Die Unterschrift des Königs trugen und in welchen derselbe zu Gunsten des Voltes anf seinen Thron verzichtet. Natürlich hatte van Ommeren aus eigener Initiative die Plakate herge. nellt. Der Inhalt gab den Behörden Veranlassung, gegen ihn die Anklage wegen Majestätsbeleidigung zu erheben und es er­folgte nunmehr seine Verurtheilung. Die Wes. 8tg." bringt über die Vorgänge noch Folgendes: Van Ommeren wurde beim Berlaffen des Justizpalastes von einer zahlreichen Menge empfangen und nach dem Telegraphenamte geführt. In der Leidschestraße stedte man ein rothes Tuch als Flagge auf und brachte mehrere grüne Kränze zum Vorschein, um van Ommeren Damit schmücken. Auf au dem Damm wurden noch drei rothe Tücher als Flaggen an Stöcken befestigt. Alsdann nahmen Van Ommeren, reich bekränzt, und drei Frauen und zwei Männer, mit Kränzen in der Hand in einem Fuhrwert Plaß und begaben sich nach dem Volts garten. Die Menge war vorher durch Flugblätter benachrich­tigt worden, daß bort eine Versammlung abgehalten werden sollte, um die Sozialistenverfolgung zur Sprache zu bringen. Um 12 Uhr war der Saal mit Männern und Frauen dicht gefüllt. Nachdem dort mehrere Redner Ansprachen gehalten hatten, wollte fich die Menge, van Ommeren an der Spize, nach einem anderen Lokal auf der Wachterlooplein begeben.An­fänglich ließ die Polizei den Bug gewähren. Einer Auffor­derung der Polizeiagenten, die rothen Flaggen fortzunehmen, wurde nicht Folge geleistet. Als die Menge in der Nähe des Damms den Verkehr zu hindern drohte, brachte die Polizei Die Theilnehmer an dem Umzuge zum Stehen und forderte Dieselben auf, auseinanderzugehen, was aber nicht geschah. Hierauf wurde die Menge von der Polizei auseinandergejagt. Die Polizisten bemächtigten sich der rothen Flaggen und vers hafteten fünf Berfonen, darunter einen Kolporteur des Recht

Door Allen". Die Agenten machten von Säbel und Stock Ge brauch und verwundeten mehrere Personen.

Frankreich  .

Bis zur Stunde find in Paris   fieben Kandidatenlisten veröffentlicht worden; noch fehlen zwei oder dret, die der Lanterne", die der revolutionären, Bataille", und die zehnte, welche die Intereffen der Umgegend von Paris   im Gegensat zu den übrigen neun wahren soll. Die sieben heute bekannten Liften find: die einzige der Konservativen, Bonapartisten,

Das nervöse Zeitalter.

Man hat unsere Zeit oftmals die Epoche des Dampfes genannt, aber mit weit größerem Rechte müßte sie das Beite alter der Nerven, oder der Nervosität heißen. Der Rultur mensch von heute ist vor allem nervös, besonders der Groß­Stäbter, und die von Jahr zu Jahr gesteigerten Anforderungen, welche das Leben unter den Formen von Arbeit und Genuß an ihn stellt, bezahlt er vor Allem mit seinen Nerven. Wer baran zweifeln könnte, der lese bas Buch Ueber gefunde und frante Nerven" von dem berühmten Grazer Nervenarzt Professor Dr. Freiherr von Krafft- Ebing  , der anerkannten Autorität für Nervenleiden unserer 3eit. Dieses Buch ist fein sogenannter ärztlicher Rathgeber" zur Selbstbehands sogenannterärztlicher lung, sondern es" bestrebt sich hauptsächlich, die Ursachen dieser Krankheiten darzulegen. Es ist ein ernstes Mahnwort, nicht nur an das Publikum, sondern auch an die Behörden, und es wäre zu wünschen, daß seine Anschauungen in weitere Kreise eindringen möchten. Bei der Troftlosigkeit des Ge­mäldes, das der Gelehrte entwirft, ist nur das Eine tröst lich, daß er selbst durchaus kein Pessimist ist; im Gegentheil belebt er in den Leidenden die Zuversicht und beweist, daß ibr Bustand keineswegs ein hoffnungsloser ift. Indem Krafft Ebing   die Symptome der heutigen Nervosität schildert, wie fie nicht nur den einzelnen, sondern die Maffen ergriffen hat, greift er in die verschiedensten Sphären ein. folg der Schopenhauer'schen und Hartmann'schen Bücher ist ein ebenso giltiges Symptom wie die zunehmende Bahl der Selbstmorde und Geistes krankheiten. Die Angst vor Seuchen, politischen Umwälzungen, Börsenkrachs, Kriegen, vor dem Sozialismus u. A., die Weltbrandprophezeiungen( z. B. Scherr für das Ende dieses Jahrhunderts) find Ausflüsse ihm die Furcht vor Blitzschlag, geschlossenen Räumen, wüthen­ben Hunden, Feuer und speziell Theaterbrand, Schlag. treffen und ansteckenden Krankheiten einflößt. Der erfahrene Arzt, der seit Jahrzehnten die Entwickelung dieser Nerven

Der Er­

Donnerstag, den 1. Oktober 1885.

Orleaniften, Legitimisten vereint; die opportunistisch- radikale Lifte Tolain( Alliance républicaine); die Liste der sozialistisch radifalen Preffe, nach Clemenceau   benannt; dann die nach Rochefort und nach Manjan benannten; die Liste der Arbeiter partei mit Joffrin an der Spize; die Liste der revolutionären Koalition und die der sozialistischen   Föderation. Einige Ber sönlichkeiten der radikal intransigenten Partei fehren auf ver­schiedenen Listen wieder, so die Namen Rochefort's, Manjan's, Clémenceau's  . Der Konseilspräsident und der Minister des Innern, die Herren Briffon und Allain Targé  , der Kammer­präfident Floquet und der Abg. Lockroy  , der Führer der Minenarbeiter von Anzin, Bürger Basly, der Kommune General Eudes gleichfalls auf verschiedenen Liften. Die Fédération socialiste" zählt auch sechs Kandidatinnen auf, darunter Louise Barberouse.

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Zwei deutsche   Sozialisten, der Schuhmacher Müller und der Tischler Schneegans, die einer stürmischen Wählerversamm lung im Börsenpalais anwohnten, find aus Frankreich   ausge­wiesen worden.

-Herr Jules Grévy   hat vom König von Spanien   ein Handschreiben erhalten, in welchem Alfonso ihm seine lebhafte Genugthuung über die sehr reservirte und würdige Haltung der franzöfifchen Regierung in dem spanisch deutschen Konflikte ausdrückt. Die Vertreter der fremden Mächte bei dem Madrider Hofe sind von dieser außerdiplomatischen Mittheilung verstän­digt worden.

Großbritannien  .

London  , 28. September. Die gestrige übliche Sonntags­versammlung der Sozialisten in Dodstreet, Limehoule, im Ostende   von London  , gestaltete fich zu einer imposanten Kund­Oftende von London  , gestaltete fich zu einer imposanten Kunde gebung zu Gunsten der öffentlichen Redefreiheit. Die gebung zu Gunsten der öffentlichen Redefreiheit. Die Polizei, die wohl einen Wint von oben erhalten haben mochte, enthielt fich jedweder Einmischung, so daß das Massenmeeting ohne Ausschreitungen oder Ruheftörungen verlief. 3war hatte fie fich erlaubt, den Veranstaltern der Kundgebung einen anderen Versammlungsort als den in Dodstreet anzuweisen, aber dieses Anfinnen wurde von dem Wachsamkeitsausschuß der Sozialisten mit Entrüftung zurückgewiesen. Dodstreet ist eine Straße, in der fich nur zwei oder drei Privathäuser befinden. Die übrigen Gebäude find Magazine, die am Sonntag geschloffen find, so daß von einer Störung des Straßenverkehrs faum die Rede sein kann. Die Theil nehmer an der Kundgebung, worunter sich Deputationen faft sämmtlicher radikaler Arbeiterklubs der Metropole befanden, zogen mit Fahnen und Bannern unter Abfingung der Marseillaise   nach dem Versammlungsort. In dem Zuge be merkte man viele rothe Fahnen, auf denen die traditionelle Freiheitemüße steckte. Die Fahnenträger, die Delegirten der Arbeiterklubs und die Redner trugen rothe Abzeichen. Um 12 Uhr Mittags waren in der Nachbarschaft von Dobstreet wohl 60 000 Menschen versammelt. Die Polizei hielt sich in respektvoller Entfernung. Auch hätte fie gegen die enorme Voltsmenge nichts ausrichten tönne. Sie beschränkte ihre Thätigkeit darauf, die Straßen soweit als möglich frei für den Wagenverkehr zu halten. Einer der Redner, Dr. Aveling( ein Schwiegersohn Karl Marr'), ermahnte das Volt, fich so ruhig und würdevoll wie bei früheren Gelegenheiten zu betragen. Der Sieg sei errungen, und mit Ernst, Entschlossenheit und Einigkeit würde es aus allen fünftigen Kämpfen für seine Rechte ebenso fiegreich hervorgehen. Auf seinen Antrag wurde mit Enthusiasmus nachstehende Resolution gefaßt:

Diese Versammlung der Arbeiter Londons   protestirt gegen das willkürliche Vorgehen der Polizei, indem sie sich bestrebte, das Recht der Redefreiheit unter freiem Himmel auf öffent lichen Plägen, wo teine wirkliche Verkehrsstörung verursacht wird, zu unterbrücken. Diese Versammlung ist der Meinung, daß die Befugniß, über die Gefeßlichkeit oder Ungefeßlichleit solcher Versammlungen zu entscheiden, nicht in den Händen unverantwortlicher Polizeifonstabler liegen sollte, und ferner verlangt diese Versammlung, daß daffelbe Recht Rednern aller Meinungsschattirungen ohne irgend welchen Unterschied gewährt

werden sollte."

Die Sozialisten und deren Freunde zogen alsdann nach dem West Indiadock. Als der Aufzug bei der Polizeistation in Piggottstreet vorüberfam, erhoben sich lärmende Hohnrufe auf die Polizei. Vor dem Hauptportale des Docks wurden weitere Reden gehalten, ohne daß die Polizei intervenirte, worauf die Rundgebung geschloffen wurde und die Menschen massen fich langsam zerstreuten, ohne irgend welche Aus­schreitungen zu begehen.

Lokales.

II. Jahrg.

fo

Wie spät ist es?"" Dreiviertel auf neunzehn" würde man sagen fönnen, wenn die Zeiteintheilung von zwei­mal zwölf Stunden der Uhr in einmal vierundzwanzig Stunden vorgenommen würde. Eine bei Warnaz und Lehmann in Dresden   erschienene Broschüre befürwortet diese Aenderung. Eine Bendeluhr nach diesem System war mit Genehmigung der Reichstelegraphen- Verwaltung während der Dauer der internationalen Telegraphen- Konferenz zu Berlin   im Ver­fammlungslokale aufgehängt. Diese Uhr ist gegenwärtig in der Auslage des Uhrmachers Bachäus, Friedrichstraße 57, Berlin  , au sehen.

r. Mächtige Rauch- und Feuersäulen sieht man jett häufig von den abgeernteten Kartoffelfeldern in der Umgebung aufsteigen, wo große Haufen trockenen Kartoffeltrautes in Brand gesteckt und so auf die einfachste Weise vernichtet werden; die zurückbleibende Asche wird wieder in den Boden eingeflügt und dient so zugleich als Dungemittel, deffen hohen Werth der Landmann zu schäßen weiß. Viele der Ackerbefizer, die für bas aufgetrodene Kraut teine Verwendung haben, sparen so die Mühe des Abfahrens. Dabei ist es mehrfach namentlich auf der Feldmark des benachbarten Friedrichfelde vorgekommen, daß solche Krautmieten von unberufener Hand in Brand ge steckt sind, wodurch andere Vorräthe, Feldfrüchte und auch wohl benachbarte Gebäude leicht in Gefahr fommen tönnen. Ueberhaupt dürfte fich größere Vorsicht beim Abbrennen dieser Strautmieten empfehlen, deffen Zweckmäßigkeit allerdings inson fern nicht zu verkennen ist, als dadurch die langsam wirkende Fäulniß des Krautes verhindert und die damit verbundene übelriechende Ausdünstung desselben beseitigt wird.

g. Ein sensationeller Vorgang ereignete fich gestern Vormittag im Friedrich Werderschen Gymnasium in der Doro­theenstraße 13-14. Wie in den übrigen Lehranstalten, so fand auch im Friedrich- Werderschen Gymnafium die Verthei lung der Beugniffe statt. Kaum batte der Ordinarius, Dbers lehrer Dr. Kallenberg, in der Ober- Tertia die Namen der Schüler dieser Klasse verlesen, welche nach der Sekunda versetzt werden, als ein Schuß im Zimmer fiel und einer der in dem­felben anwesenden Schüler, der 15 Jahre alte S. zu Boden ftürzte. Die Aufregung war begreiflicher Weise eine ungemein große. Alles lief zusammen, denn der Schuß war im ganzen Schulhause vernommen worden. S. gehörte zu jenen Schülern, welche nicht verfekt worden waren. Daß er hiervon schon eine Ahnung gehabt haben muß, beweist die geladene Schußwaffe, welche er mit in die Schule gebracht hatte. Den Lauf der selben hatte der jugendliche Selbstmörder direkt auf das Herz gerichtet, so daß auch die Kugel augenscheinlich in daffelbe ge brungen war. Ein schleunigst herbeigerufener Arzt fonnte nur noch den bereits eingetretenen Tod fonstatiren. S. saß ein Jahr in der Ober- Tertia und befand sich hier in Penfion.

g. Großes Aufsehen erregte vorgestern früh in der Krausnichstraße die polizeilich erfolgte Feitnahme eines schon betagten Mannes wegen eines unerhörten Sittlichkeitsverbrechens. Der Mann wohnte in dem Hintergebäude eines Hauses der Krausnickstraße, ist verheirathet und Vater mehrerer Kinder.

Eine Ungarin, der deutschen Sprache nur wenig mächtig, befindet sich seit 8 Tagen in der Entbindungsanstalt der Charité. Dieselbe heißt Amalie Thoma und stammt aus Sopár in Ungarn  . Sie will von ihrem Manne, einem Mas schinisten, verlassen sein und giebt an, aus Budapest   hierher gefommen zu sein, um fich nach Amerila zu begeben. Auf Re quifition der Bester Polizei wurde fte wegen eines Diebstahls von 1500 Gulden, den sie einräumt, auf dem Lehrter Bahnhof  hier festgehalten, um nach ihrer bevorstehenden Entbindung aus geliefert zu werden.

Polizeibericht. In der Nacht zum 29. v. M. wurde ein: Stadtnachtwächter in der Bappel- Allee plöglich von fünf bis her noch nicht ermittelten Männern hinterrücks überfallen und, anscheinend mit Schlüffeln, am Kopfe derartig verlegt, daß er besinnungslos zu Boden fiel. Nachdem ihm auf der nächsten Sanitätswache ein Verband angelegt worden war, wurde er nach seiner Wohnung gebracht.- Am 29. v. M. Mittags blieb der Wagenreiniger Rohloff, als er auf dem Echlesischen Güters bahnhof zwischen zwei Güterwagen hindurchtroch, mit dem Stiefelabsat an einer Schiene hängen, fiel dabei zur Erde und brach den rechten Unterschenkel. Er wurde nach Bethanien ge­bracht. Einige Zeit später fiel der Kutscher Klingbeil in ber Potsdamerstraße beim Umwenden mit seinem Geschäftswagen von diesem herab und erlitt dabei eine Gehirnerschütterung, fo daß er nach dem Elisabeth Krankenhause gebracht werden

zustände der Allgemeinheit verfolgt, gelangt zur Ueberzeugung, verbesserer, Schwärmer und Phantasten auf den verschiedensten daß die moderne Gesellschaft einem moralischen und physis Gebieten des sozialen Lebens gehen aus dieser Kategorie fchen Ruin zusteuere, falls nicht günstige Interferenzbedin hervor. Die moderne Schule trägt mit Schuld an dieser gungen eintreten, Bustände, welche die Kulturentwickelung in abnormen Entwickelung. Knaben und Mädchen werden zu ruhigere Bahnen lenken, Geist und Körper zur Ruhe und ruhigere Bahnen lenken, Geist und Körper zur Ruhe und sehr angestrengt, während sie anderseits zu früh alle Vers Sammlung gelangen lassen, eblere und ſittliche Ziele desführungen der Welt kennen lernen. Namentlich bei den Daseins eröffnen." Der Kampf ums Dasein, wie er heute besseren Klaffen zwingt man auch die schwächer begabten fieberhaft betrieben wird, ist eine Hauptursache des Uebels. Rinder, mit den übrigen Schritt zu halten, so daß sie sich Die Gesellschaft geht zu Grunde am ,, Karrieremachen" und aufreiben nnd nervenkrank werden. Aehnlich ist die Mädchen­bie rapid zunehmende Verschlechterung ihrer Ronstitution erziehung, und es ist daher nicht zu verwundern, daß nach vererbt sich auf das kommende Geschlecht und macht dieses vererbt sich auf das tommende Geschlecht und macht dieses der Versicherung der Statistiker 75 Prozent der Ehen uns noch verkommener. Auch die immer häufiger auftretende alücklich ausfallen. Ueber das Rapitel ber geistigen Ueber­Gehirnerweichung ist eine Folge dieser Bustände. Gehirnerweichung ist eine Folge dieser Zustände. Das anstrengung schreibt Krafft- Ebing  , auf Grund seiner reichen Gleichgewicht zwischen ,, Nervenkapital und Nervenarbeit" muß unter den jezigen Umständen immer empfindlich gestört sein. Das Nervensystem wird nicht hinreichend ernährt und insbesondere find die Miethskafernen, in denen wir zu fammengepfercht wohnen, Krankheitsherde; ja man muß eine übermäßige Steuerbelastung und Wohnungsmiethe geradezu eine Luftsteuer" nennen. Die Nahrung selbst ist fehlerhaft und Beard hat vielleicht nicht Unrecht, wenn er behauptet, daß der geringere Fettreichthum der Nahrung mit eine Ursache unserer zunehmenden Nervosität ist. Fleisch und Fett sind für den geistigen Arbeiter unserer Zeit unentbehrlich, und damit find namentlich auch die Vegetarier verurtheilt. Da gegen benußen wir übermäßig Alkohol, Kaffee und Thee, welche recht eigentlich Sparmittel für den Organismus find, indem sie den Stoffwechsel verlangsamen. Endlich fündigen wir zeitlebens gegen den Schlaf, diesen Spar- und Schatz meister der Nervenkraft. Jebenfalls ist unsere Lebensweise entscheidend für das Lebensglück der Nachkommen. Die ererbte Nervenschwäche ist schon jetzt nur zu häufig und Konstitution beruht unter Anderm die barocke Originalität mancher Künstler und Schriftsteller der Neuzeit, beren Werke Beifall finden, weil die Mehrzahl ihrer Hörer ebenso patho. logisch organisirt ist. Auch allerlei aufgeregte Köpfe, Welt­

fahrung, besonders Beherzigenswerthes. Er weist zum Beispiel nach, wie das Weib in der ihm aufgezwungenen ober auch von ihm in sogenanntem ,, Emanzipations  " Drang ertrozten Ronkurrenz mit dem Manne nur zu häufig zu Grunde geht. Erst im Laufe von Generationen könnte das Gehirn des Weibes bie nöthige aktuelle Leistungsfähigkeit gewinnen, um diesen Rampf mit Erfolg zu führen. Nur ganz vereinzelte, ungewöhnlich stark und günstig veranlagte weibliche Individuen gehen Faran nicht zu Grunde. Aber die Zahl der Besiegten und Todten ist ganz enorm". Weibliche Beamte, speziell Buch­halter, Kontoristen, Telegraphisten, Postbeamte, ganz beson­ders aber Lehrerinnen leiden überaus häufig an recht schweren Formen von Nervenkrankheit und Nervenschwäche. den Kinderschuhen entwachfen, mitten in der förperlichen Entwickelungsperiode, müssen die Lehramtskandidatinnen in unverhältnißmäßig furzer Zeit nahezu ebensoviel Lernstoff bewältigen, als ein dem Gelehrtenstand fich widmender junger Mann, der doch kaum vor dem 18. Jahre sich einem Be junge Lehrerinnen sofort nach abgelegter Befähigungsprüfung erschöpft zusammenbrechen und schweren Nervenleiben an­heimfallen. 3u den Ungeheuerlichkeiten unseres modernen

Raum

Kulturlebens" gehört es auch, daß jedes Kind aus befferer