* » Lokales. Auf Veranlassung der VolkSzählunas-Kommifssou und der statistischen Dep Station ist das königliche statistische Bureau vom Magistrat ersucht worden, die ministerielle Ge- nehmigung zu gewissen Zusätzen bei den wichtigsten Volks« zählungs-Formalim für Berlin zu erwirken. Diese Zusätze sollen die Feststellung einer Anzahl Verhältnisse, welche für Berlin eine recht erhebliche Bedeutung haben, ermöglichen, so z. B. die Zahl der Ehevcrlassenen, dre gewerblichen Arbeiter und Lehrlinge, die Ernährung der Säuglinge u. s. w. Das königliche statistische Amt hat, nachdem es die beabstchtigten Zusätze höheren Orts empfohlen hat, jetzt dem Magistrat mit- getheilt, daß der Minister� des Innern seine Genehmigung er- theilt habe. Auf dem Terrain der Charitee am Alexandemfcr wird im nächsten Jahre aus allgemeinen Staatsmitteln ein neuer Jsolir>Pavillon zur Unterbringung von Kindern, welche an Scharlach und Diphtheritis leiden, errichtet werden. Er soll außer den erforderlichen Krankenstuben ein Auditorium, eine Adtheilung für Fälle mit zweifelhafter Diagnose, eine Arzt« Wohnung und einige Ztebenräume enthalten. In F'lge des Aufsehens und des außergewöhnlichen Interesses, welches der Prozeß„Graes" in Berlin und weit darüber hiraus erregt, ist in unseren Kunstgeschäften und Pho- tographie-tPndlungen eine überaus starke Nachfrage nach den Bildern d:„Felicie" und des„Märchens". In vielen Hun- occien voinExemvlaren find dieselben gekauft worden und zur Zeit völlig vergriffen, so daß erst dieser Tage neue Vorräthe in den Han>el kommen. Ein Exemplar des„Märchens" liegt übrigens, n.ch dem„B. K", auf dem Tisch in dem Zimmer der Hmen Zeschworenen, und da auch hier verschiedene Etaf- feleien aufgestellt find, so liegt die Vermuthung nahe, daß das Gemälde, an welchem Grass noch augenblicklich im Gesängniß arbeitet, für die Jury hier vielleicht zur Befichtigung gestellt werden soll. Wie das„Frdbl." hört, hat einer der letzten Verhandlungen im großen Schwurgerichtssaal ein Zeichner bei- gewohnt, welcher wahrschrinlich im Auftrage einer illustrirten Zeitung die Gruppe der Angeklagten, die Vertheidigerbank, die Korona der Zeugen, kurz, das Gesammtbild der Sitzung skizziit hat.(!) Von der vielgerühmte«„Findigkeit" der Postbeamten erzahlt ern hrestges BlcUt folgende gelungene Geschichte. Wenn ein gewöhnlicher Sterblrcher, der nicht zu Exzellenz Stephans gkflügellen Boten gehört, irgend Jemandes Wohnung in «erlm sucgt, so- das werden unsere Leser zugeben- wird das Erste fem, daß er den dicken Zwillingsfreund jedes Aus- lunftssuchenden, den Adreßkalender, um Rath fragt. Das dünkt Htti � so einfach, daß es trivial ist, darauf hinzuweisen. Unsere �rren Postbeamten jedoch, deren spürstnnige Findig- kert, deren nhilosophisch klügelnder Forschungsdrang, deren tüftelnder< geiz so berühmt ist, daß die Ergebnisse dieser Fahigkeitei. ur stehenden Rubrik in den Tagesblättern ge« worden stn�j unsere Herren Postbeamten find viel zu gelehrt und kenntni�.Uch, um so ein prosaisches und triviales Buch wie der Berliner Wohnungsanzeiger zu kennen oder zu be- nutzen. Aber allzu scharf macht schartig! Und zum Beweise dessen wollen wir ein Geschichtchcn erzählen, das den Titel fühlen könnte:„Reise eines Briefes durch Berlin in viermal vierundzwanzia Stunden". Der Gewährsmann dieser Berliner Briefodyssee ist— ein unS vorliegender Briefumschlag, der reglementmäßig frankirt, am 17. September 1885 in London aufgegeben ist. Die Adresse lautet— wir deuten den Namen nur an—: Herr Tr....... (Professor of Cbemistry or Snggar Refiner) Berlin . d. h. Professor der Chemie oder Zucker- Chemiker. Jeder Laie würde diese unvollständige Adresse sofort dadurch erreichbar machen, daß er im Adreßbuch nachschlägt, allwo sehr klar vcr- zeichnet steht:„Tr., Conrad, Ingenieur, Inhaber eines tech« nischen Bureaus und chemisch-phystkalischm Laboratoriums... Z.straße 3." Anstatt dieses einfachen Weges haben die„fin« digen" und gelehrten Stephansjünger den folgenden stationen- reichen und umständlichen Weg eingeschlagen. Zuerst lief die Londoner Epistel in Berlin G. ein. Dort schreibt der empfan- gende Beamte einfach mit schwarzer Dinte auf die Rückseite „Nicht ermittelt". Nun wandert der Fremdling zum Ein- wohnermeldeamt. Diese segensreiche Anstalt scheint den Adreß« kalendcr auch nicht in ihrer Handbibliothek zu bcfitzen, also schwapp, wird dem Engländer ein rother Stempel versetzt: „Empfänger mit Hilfe des Einwohner-Meldeamts in Berlin nicht ermittelt". Nun kommt Station Numero 3. Der Brief geht nach G. zurück. Dort kommt ein junger philosophisch ge- dildeter Sekretär auf eine sehr schlaue Idee— ich sehe sein glückliches Geficht bei dem Aufleuchten dieses Gedankens—: „Professor?" denkt unsere junge Nummer drei.„Aha! an der Univerfität gewiß." Er schreibt also mit grüner Dinte„G. 2.5? Ilniverfität". Darauf antwortet Nummer vier sehr ärgerlich abermals mit schwarzer Dinte und bestätigt seine Meinung Als endlich der letzte Mohave vor ihm auf den Vor« sprung glitt, forderte er diesem seine Keule ab. Derselbe reichte dieselbe schweigend dar und ließ sich dann von dem Vorsprung nieder, worauf Zohn fast augenblicklich seine Stelle einnahm. „Du hast eine breitrückiqe Axt," redete er diesen an. „Zch habe eine breitrückige Axt," lautete die kurze Antwort. „Gut, gieb sie mir und nimm mein Beil; steige hinab und laß Alle so weit wie möglich zurücktreten." Zohn bewerkstelligte den Tausch. Er schien die Absich- ten seines Gefährten zu errathen, denn kaum hatte er den leichten Tomahawk in seinen Gurt geschoben, so entfernte er fich auch eiligst, um den Biber in seinen Bewegungen nicht erner zu hindern. Es war jetzt hinter den Felsen schon so dunkel gewor- den, daß man sogar nähere Gegenstände nicht mehr genau zu unterscheiden vermochte. Der scharfsinnige Delaware hatte sich indessen rechtzeitig den Punkt gemerkt, an welchem er hoffte seine Absicht ausführen zu können, und ohne einen Augenblick zu zögern, kroch er, sobald John ihn verlassen hatte, auf den Stufen des Gesteins wieder bis an die bei- nahe frei hängende Feltplatte zurück. Dieselbe stützte sich mit ihrer ganzen Last, jedoch nur mit einer kaum zwei Ouadratzoll haltenden Fläche ihres niederwärts weisenden TheilS auf den untern Rand der hohl liegenden Sandsteinschicht, und zwar etwa drei Hände breit von dem untern Ende derselben, während ihr auswärts weisender Theil sich schwer an d,e gegenüberliegende Wand lkhnte Wäre die Platte in ihrem Sturz nicht aufgehalten worden, so hätte sie unbedingt die Kante des ohnehin nicht allzu feste» Sandsteins lossprengen und selbst m die Tiefe hinabstürzen müssen. Da aber Gerolle und nachsinkende Kie-massm sie wahrscheinlich in der freien Beweguna gehindert hatten, so war sie mit der unteren scharfen Kante an der glatten Wand so lange niedergeschrammt, bis sie «ntweder auf einen Vorsprung traf oder auch tief genug in den Sandstein hineintrieb, um endlich von diesem lellfft rn ihrer weiteren Bewegung gehemmt zu werden. Die nächste« Rege» hatten sodann das lose Erdreich und das Geröll mit mit einem dicken blauen Strich:„Universität nicht. Jetzt wird die Sache verwickelt. Der Raum des Brief- Umschlages reicht schon für all' die postalische Weisheit nicht mehr aus, denn der im Bereich der Univerfität bausende Beamte weiß noch viel mehr, als seine Porgänger. Chemiker? denkt er, der Mann schriftstellert auch; also klebt er flugs einen Zettel an das Kuvert und schreibt mit grüner Tinte darauf:„MichalSkirchplatz Nr. 13 bei Dr. Weiß zu erfragen." Guido Weiß war bekanntlich bis in diesen Tagen Vorsitzender des Pereins„Berliner Presse". Der Brief fliegt nun von G. nach SO.(Station 5). Der liebenswürdige Weiß aber, der„so viele Menschen und Länder gesehen", kennt den Chemiker leider auch nicht. Der Brief geräth mit Hilfe einer violetten Bezeichnung nach 8W.(Station Nummer 6), wo ein kenntnißreicker Postjünger wieder eine neue Kon- junktur macht(Station 7). Dieser 8W.> Beamte hat ficherlich einmal colleginm logicum gehört, denn er schreibt folgenden Erguß auf den vielfarbigen Zettel:„Da der Herr Zucker- Chemiker sein soll, so wird Herr Professor Scheibler(Patent- amt, Königgrätzerstr. 105) über ihn Auskunft geben können." Nebenbei bemerkt, gehört Herr Professor Schcibler der aenann- ten Behörde längst nicht mehr an, aber— genug: im Patentamt kannte man Herrn Tr. und schrieb einfach auf den Brief: Z.straße 3, und so gelangte der Unglücksbrief nach fieben Sta« tionen— möglicher Weise noch mehr, da einige Stempel und eine stenographisch geschriebene Bemerkung nicht zu entziffern find— und nach einer Reise von vier Tagen in die Hände deS Adressaten, der klipp und klar sofort aus dem Adreßbuch zu erkennen war. Und die Moral von der Geschichte: Unsere Postbeamten, die sich so eifrig und redlich bemühen,„findig" zu sein, haben so viel gelernt, daß manchmal jener Dichter- spruch aus dem vorigen Jahrhundert auf fie zu passen scheint: Sie sehen, wie Herr Wieland spricht. Den Wald vor lauter Bäumen nicht. i. Der in Folge des räuberischen Ueberfalls in der Schweiz mehrfach erwähnte Buchhändler Letto ist gestern nach hier wieder zurückgekehrt. Die drei Wunden, welche Herr L- in den rechten Schläfen, im Genick und unter dem rechten Arm in der Brust empfangen hat, find sämmtlich vernarbt, doch wird von den in der Schweiz von L. konsultirten Aerzten be- hauptct, daß an allen drei Stellen fich noch Theile der Kugeln und Bleisplitter im Körper befinden. Der Schuß unter dem Arm ist bis in die Lunge gedrungen und steht es unzweifelhaft fest, daß fich die Kugel noch in derselben befindet. Herr L. wird hier einige Koryphäen der chirurgischen Wissenschaft kon- sultiren. Uebrigens hat Herr L. eine Beschwerde über das Ver- halten der gerichtlichen Lokalbehörden im Kanton Wallis an die deutsche Gesandtschaft in Bern , speziell auch an den Wirklichen Gebeimen Legations« Rath Herrn von Bülow gelangen lassen, vor wenigen Tagen kurz vor seiner Herreise. Bekanntlich ist die Verfolgung des Räubers auf frischer That von der walliser Behörde nicht ge- schehen, obwohl der Gendarm jener Behörde zur sofortigen Verfolgung der Spur aufgefordert und ihm die Unterstützung seitens der Träger des Verwundeten angeboten ward. Es steht bereits fest, daß der Thäter über Chatelard nach Chamonny entkommen ist. Herr L. hält ihn seinem Dialekt und seinem Aeußem nach für einen Wiener . Ein Mann, auf den die Be- schieibung paßt, welche Herr Letto von dem Attentäter macht, ist in dortiger Gegend mehrfach beobachtet worden, und hat derselbe mehrfach Damen um Geld und einen Geistlichen um Milch angesprochen. Der Regenschirm, welchen'Herr Letto dem Räuber abgenommen, ist von ersterem mit hierher gebracht; derselbe ist ein leichter Damenregenschirm mit zierlichem Horn- griff, welcher allem Anschein nach von dem Tyäter irgend wo entwendet worden ist. Das Befinden des Herrn L. ist übri- genS nach Lage der Sache ein befriedigendes. Ein Taubenliebhaber» der in der Wilhelmstraße woh« nende 16 jährige W.W., der in dem vierstöckigen Hause Alexan« drinenstr. 123 einen Taubenboden hält, stürzte gestern Nach» mittag in der fünften Stunde vom Dache des letztgenannten Hauses auf die Straße hinab und war auf der Stelle tobt. Im Begriff, eine zugeflogene fremde Taube zu ergreifen, glitt der junge Mann in der Nähe der den Schornsteinfegern zum Einsteigen dienenden Bodenluke aus und suchte fich noch am Schornstein festzuhalten. Die Krönung desselben gab indessen nach und unaufhaltsam glitt der Unglückliche das Dach hin- unter und schlug auf das Pflaster. Auf der Görlitzer Bahn hat fich in der Nacht zum Sonnabend ein schreckliches Unglück zugetragen. Der allabend« liche Güterzug verließ Lübben , als der Packmeister, ein sehr gewissenhafter Beamter, fich nochmals überzeugen wollte, ob auch die letzten Wagen ordentlich Muppelt seien. Hierbei muß er ausgeglitten sein, so daß der ganze, 22 Axen lange Zug ihm über beide Hände und Füße hinwegging. Man brachte den Verunglückten nach Lübben zurück, wo ihm die erste ärzh liche Hilfe zu Theil wurde. Mit dem Morgenzuge überführte man ihn nach Berlin . Trotz seiner Schmerzen befand er fich bei voller Befinnung und sagte noch beim Herausheben aus dem Zuge, man solle ihm die Beine doch tiefer legen. Man brachte den Verunglückten nach Bethanien, aber hier erlag er fortgeschwemmt, und nur die freistehende Platte war in der gezwungenen Lage zurückgeblieben. Alles dieses hatte der Schwarze Biber also mit einem einzigen Blick erfaßt, und eben so schnell mit wunderbarer Geistesgegenwart einen Plan zur Benutzung der ihm zu Statten kommenden Zufälligkeiten entworfen. Auf der Stelle, auf welcher er sich niedergekauert hatte, herrschte die tiefste Finsterniß; da aber die auf der andern Seite der Schlucht sich erhebenden Felsmassen, welche von dem letzten Schimmer der schwefelbraunen Atmosphäre grell beleuchter wurden, ihm gerade gegenüber lagen, so zeichneten sich die Umrisse der vor ihm befindlichen Gegenstände noch immer ziemlich genau auf dem hellen Hintergrunde ab. Es gelang ihm daher nach einigen vergeblichen Versuchen, indem er die Axt am äußersten Ende des Heftes erfaßte, die Schneide derselben gerade da unterhalb der schwebenden Platte auf die Seitenwand zu stellen, wo eigentlich die ganze Last auf einen kleinen Punkt konzentrirt war. Ohne Unterbrechung rollte nunmehr schon der Donner; der röthliche Schimmer auf de« gegenüberliegenden Felsenmauern verschwand, um so zauberischer war dafür die Wirkung der Blitze, die nach allen Richtungen hin die schwere Atmosphäre durchzuckten und oft auf Sekunden alle Gegenstände wie in bengalischer Beleuchtung schimmern ließen. Der Schwarze Biber benutzte einen solche« Blitz, um sich von der richtigen Stellung der Axt zu überzeugen, einen zweiten, um sich eine genauere Kenntniß seiner eigenen Lage zu verschaffen. Fester schlössen sich sodann seine Finger um das dünne Ende der hammerähnlichen Keule. Der erste Schlag fiel auf den Rücken der Axt und ein bläulicher Funkenstreife« bezeichnete die Stelle, wo die gehärtete Stahlschneide in den Sandstein eindrang. Ein zweiter Schlag folgte dem ersten, ein dritter dem zweiten; als aber zum vierten Mal der hölzerne Hammer wuchtig auf die Axt fiel, da gab diese einen hellklingenden Ton von sich, und wie mit Gewalt seiner Hand entrissen, flog sie sammt dem losgesprengten Sandsteinsplitter seitwärts in die Höhle hinein. am Vormittage seinen schweren Verletzungen. Er hinterläßt eine Wittwe und 4 Kinder. Sanitäts-Wache der südöstliche« Lonisenstadt, Adal- bertsttaße 10. In der Zeit vom 1. Juli bis 30. September 1885 behandelte Fälle(Nachtzeit) 139. In der Woche 54, außerhalb der Wocke 85; hiervon innere Krankheiten 84, chirur« gische Fälle 50, geburtshilfliche Fälle 5, außerdem zur Tageszeit behandelt 243 Fälle. Familien erwarben durch Zahlung des Abonnementsbetrages von jährlich 3 M. den Anspruch auf freie ärztliche Hilfe des Nachts. Meldungen nimmt entgegen Kendziersky, Oranienstraße 39. Älhambra-Theater. Der Andrang zu den Vorstellungen der dreiaktigen Posse„Berliner Sonntagsschwärmer" war am Sonntag und Montag so groß, daß fich die Direktion ent- schloffen hat, dieselbe auch diese Woche noch auf dem Repertoir zu belassen. Die Damen Carlsen, Häser und die Herren Betz und Gericke werden allabendlich mit Beifall überschüttet. Hauptsächlich ist es aber Herr Eeefeld, der mit köstlichem Humor das Publikum in fortwährender Heiterkeit erhält. Wir haben Herrn Eduard Weiß als„Lüderitz " gesehen und müssen ge- stehen, daß Herr Seefeld diese hochtomische Partie ebenso erfolgreich darstellte, wie dieser erste Komiker Berlins . Gerichts-Zeitung. Prozeß Graes. Achter Tag. Präfident Landgerichtsdirektor Müller eröffnet die Sitzung um 9'/, Uhr. Bei dem Aufruf der Zeugen ergiebt fich, daß die aus Rügen vorgeladenen Zeugen nicht zur Stelle find. Der Staatsanwalt theilt mit, daß die betreffenden Personen zum Theil nicht ermittelt find, zum Theil fich auf Seereise befinden, zum Theil habe der Ortsvorsteher angezeigt, da dieselben nichts Wesentliches aussagen können. Es wird daher auf deren Zeug« niß verzichtet. Dagegen hat der Staatsanwalt den Chef der Sittenpolizei, Polizeirath Stcnzke, laden lassen.— Prof. Graes bittet sodann um's Wort und bemerkt: Herr Präfident, ich habe ein Interesse daran, daß die Herren fich an dem Augenschein überzeugen, welche Bedeutung das Bild„Märchen" für mich hatte. Es existirt eine Photographie von dem Bilde, wie es früher war und es existirt das Bild, wie es jetzt ist. Ich habe ein Interesse daran, daß die Herren Geschworenen aus einer Vergleichung der beiden Bilder einen Eindruck davon bekommen, welch' ungeheuere Mühe ich mir mit dem Bild gegeben und welche Veränderungen ich vorgenommen habe. Ich bitte, das Bild und die Photographie den Herren Geschworenen zur Anschauung zu bringen; falls dasselbe hier in diesem Saale nicht möglich fern sollte, so würde ich die Bitte aussprechen, daß fich die Herren Geschworenen vielleicht in meine Zelle be- geben, um die Befichtigung vorzunehmen.— R.-A. Dr. Holz, der Vertheidiger der Bertha Rother, protestirt gegen diese Pro- zedur aus leicht begreiflichen Gründen.— Staatsanwalt Heine« mann: Ich bitte, den Antrag unter allen Umständen abzuleh- nen. Derselbe hat nach meiner Meinung für die Beurtbcilung dieser Anklagesache gar keine Bedeutung. Nach meiner Anficht würde die Ausstellung des Bildes auf die Geschworenen in anderer Weise eine Wirkung ausüben und ich würde es nicht für angemessen erachten, den Gerichtssaal zu einer Kunstausstellung zu machen. Im Uebrigen kann die Vorführung des Bildes in keiner Weise beweisen, daß der Maler etwa nicht in intimen Beziehungen zu dem Original gestanden haben kann.— Prof. Graes: Ich habe noch ernen anderen Grund, um die Vorführung des Bil- des zu erbitten. Der Augenschein wird lehren, daß das Märchen eine Stellung Hat, welche nur wenige Personen auch nur Momente lang aushalten können. Wenn ich also ein Modell gefunden habe, welches auch diesen Anforderungen voll und ganz entspricht, so habe ich alle Veranlassung gehabt, dasselbe für meine künstlerischen Zwecke festzuhalten.- Justizrath Simson bittet doch, dem Antrage des Angeklagten stattzugeben. In der That würden fich die Geschworenen aus einer Vergleichung der beiden Bilder leicht überzeugen, daß bei dem Bilde für den Angeklagten in der That ein hohes, ideales, künstlerisches In« tcresse auf dem Spiele stand, nicht aber die Befriedigung nie- derer Leidenschaften.- Staatsanwalt Heinmann entgegnet, atsM-Äs-is säfis-sa MMMNZ iE-SS mmtämm s nackte Figur darstellt, denn solche haben wir in Museen zu Ein scharfes Reiben folgte aber augenblicklich dem Klingen der Axt, ein dumpfer, dröhnender Schlag schien da« ganze Plateau zu erschüttern, eine sekundenlange Stille trat ein, als habe der niedergebrochene Stein sich üch über die einzuschlagende Richtung besinnen wollen, dann aber knirschten KicS und Geröll unter dem unwiderstehlichen Druck, und dem Uebergewicht nach der Außenstite endlich nachgebend, stürzte die Platte mit unheimlichem Getöse den fast senkrechten Ab. hang Hinab, ,m Sturz ein dichtes Schauer von FelStrüm« mern mit hinabreißend.— Lauter rollte der Donner, Heller leuchteten die Blitze; der Schwarze Biber aber saß noch immer auf dem Vor- sprung, dicht an die Rückwand geschmiegt. Er hegte die Besorgniß, daß noch mehr Felsblöcke, durch die Erschütterung aus ihrer Lage getrieben, dem ersten»achfolgen würden. Erst als ein unheimliches Krachen zu ihm heraufdrana und verkündete, daß die Platte ihr Ziel erreicht habe, beaast er sich zu seinen Gefährten. „Wo nun hin?" fragten Weatherton und Falk gleich. als sie den Delaware », für den sie gefürchiet hatten. wohlbehalten in ihrer Mitte sahen. „Wohin?" fragte Sikitomaker ruhig zurück,„denke, es »st keine gute Zett, noch weiter zu gehe». Denke, es ist ganz gut hier, die Utahs müßte» fliegen können wie Mauer- schwalben, wollten sie uns einen Besuch abstatten, Goddam' Auch wir müssen unS Flügel anschaffen, wenn wir von hier aus auf geradem Wege nach dem Plateau hinauf. gelangen wollen. Denke aber, es giebt andere Wege: unsere Mohave- Freunde, so unzivilisirt sie auch sei» mögen—" Er wollte sich noch weiter über ihre gegenwärtige Lage aussprechen, als ein Blitz, der die ganze Gegend in Flammen ge- setzt zu haben schien, ihn plötzlich blendete, und im nächsten Augenblick ein so furchtbarer Knall folgte, daß die Ueber. reste des Hochlandes in ihren Grundfesten bebten und Alle vor Schreck und Bewunderung verstummten. (Fortsetzung folgt.)
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