em Weichen
Der Louisenstädtische Bezirksverein ,, Vorwärts" hielt| Cenden Lolm Mittwoch, den 7. Oktober, eine Versammlung ab, in wel- daß er aber Herr Stadtverordneter Tugauer einen Vortrag über Geverbe Schiedsgerichte hielt. Referent hob die Nothwendigkeit Sen des nd Arbeitnehmer vertreten sein müssen, um die in§ 120a der கு ines Gewerbe Schiedsgerichts hervor, in welchem Arbeitgeber fumtio v Bewerbe- Ordnung näher bezeichneten Streitigkeiten zu schlichten. r Errichtun peute, wo die Schiedsrichter teine Fachmänner seien, fiele das ammenbrurtheil meistens zu Ungunsten der Arbeitnehmer aus, da den er der Bau Schiedsrichtern die nöthigen Fachkenntnisse fehlen. Referent eichsgerichting dann zu den diesbezüglichen Einrichtungen einiger Städte über und hob dabei namentlich die Stadt Nürnberg hervor. üdt und Dort fungiren 24 Arbeitnehmer und 12 Arbeitgeber als Schiedsrichter, von denen jeder eine Entschädigung von 3 Mr. n Erfaz doro Sigung erhält. Die Wahl derselben ist eine geheime; , welchen dieses sei auch in Berlin empfehlenswerth. Referent meinte, 1.(§ 3 es wäre beffer, wenn jede Stadt gefeßlich verpflichtet wäre, in Gewerbe- Schiedsgericht unter Buziehung von Arbeitgebern Grund deind Arbeitnehmern zu errichten. Die nächste Versammlung m 21, Oftober ist eine General- Versammlung. viesen, Bezirksverein des werkthätigen Volkes der Schönjauser Vorstadt. In der legten Versammlung wurde der also eine laffenbericht verlesen und dem Kaffirer Decharge ertheilt. Bum hadensford Revisoren wurde herr Rittershausen gewählt. Hierauf hielt urch Burüderr Dr. Stahn einen mit Beifall aufgenommenen Vortrag il d. Reidber, Die unerschaffenheit und Ünvernichtbarkeit der Welt. Schon seit den ältesten Zeiten - so führt Redner aus
r Stadtv
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seien die Meinungen der Gelehrten über diesen Bunkt ver schieden, besonders in letter Beit sei der Streit mit besonderer ngen. Erbitterung geführt worden. Hauptsächlich lönne man die Anen 12. unichten der Gelehrten in zwei Parteien zergliedern, deren eine end in einman als die sogenannten Nichtslehrer, die andere dagegen als Der Uran Stofflehrer( Materialisten) bezeichnet. Die ersteren bezeichnen fich mlung du auch gewöhnlich als Priester, das Wort Priester bedeute nach alter In Bottfri orientalischer Sprache soviel als Vorschneider, nach dem slavischen Vorlehrer. Diese Briefter lehren nun, daß die Welt aus r das Wo Nichts bestehe, aus Nichts geworden und auch in Nichts zerhätigkeit falle. Redner erläutert nun des Näheren die Entstehung dieser i Jahren, Lehre und wie dieselbe sich auf die verschiedenen Völker fortDer Arbeite tintereffabte, er zeigt, wie noch heutigen Tags diese selbe Lehre von Priestern als die wahre Religion angepriesen werde und man alle Diejenigen, die sich gegen diese Lehre erklären, als arlottenb Reger refp. Ungläubige verschreie. Dieser Lehre gegenüber Werder's stehe die der Materialisten, die Lehre, daß es tein Nichts gebe, men Appa Alles, was in der Welt exiftit, aus Stoffen zusammengesetzt efte fei. Nur über die Entstehung dieser Stoffe herrschen auch Schuldig unter dieser Klaffe von Gelehrten Meinungsverschiedenheiten. ndesten Während Kant lehre, daß die Welt aus dem sogenannten Ur tverordne nebel entstanden sei, von dem sich durch die Rotationsbewe thatsäc gung deffelben fortwährend selbstständige Körper ausgelöft entipr bätten, erklären andere diese Theorie für eine falsche. sführung Redner erläutert nunmehr, wie jeder Stoff der in der Luft der Wähl vorhanden, auch die Kraft in fich hat, sich selber zu gestalten. us erreid Diese Kraft beruhe auf der Lehre von der Gegenwirkung, vom Inträge Magnetismus und der Elektrizität( Antagonismus), und gerade girl der hierin beruhe die Lehre von der Unerschaffenheit und Ünver er, für nichtbarkeit der Welt. Jeder Körper set im Stande, fich durch andidat Wärme oder Elektrizität zu verwandeln. Wenn etwas verie von brenne, so werde wohl die Form vernichtet, nicht aber der Stoff, datur folgedeffen sei auch die Welt unzerstörbar. Redner bezeichnet für das Leben als das höchfte aller Güter und hält es deshalb rach, aauch für die höchste Pflicht jedes Einzelnen, daffelbe auf das Sinne weckmäßigste auszunuzen. Des weiteren ersucht Redner die pollen. Anwesenden, fich, wenn sie je über die priesterliche Lehre( di an ereign Lehre vom Nichts) ein Urtheil in der Oeffentlichkeit fällen der er nicht größten Vorsicht zu befleißigen und niemals den§ 166 des Wort Strafgesetzbuches außer Acht zu lassen. Verschiedene an den erwiefe Referenten gestellte Fragen gaben demselben noch Gelegenheit, fest watch auch über die Darwin 'sche Theorie des Näheren auszulassen. der gar Eine weitere Frage, welcher Unterschied zwischen der freiinlich religiösen Gemeinde und dem Verein zur Pflege freireligiösen unalwah Lebens sei? beantwortet der Referent dahin, daß auch diese Ge irgend meinden noch nicht ganz von dem Glauben an ein höheres, allgemei übernatürliches Wesen frei find, deshalb tönne er( Redner) fich das Wuch für diese nicht recht erwärmen. Im weiteren erläutert treffen Redner des näheren die Abstammung des Titels der Könige Dor Von Gottes Gnaden". Zum 4. Punkt: Verschiedenes, wird ng getroffein Antrag dahingehend angenommen: Aus der Vereinskaffe und 30 Mt. zur Wahl im 32. Kommunalwahlbezirk zu bewilligen. beilte du lit der Aufforderung, in der am 21. b. Mts. in demselben Bokale stattfindenden Bersammlung recht zahlreich zu erscheinen, cebet wil chloß der Vorsitzende die Versammlung. gene Rand
auf an,
Die Böttchergesellen hielten am Sonnabend, den
Herr Barwig berichtete,
diefer a 0. Oftober, eine allgemeine Versammlung ab, welche sich mit über die Streit. Angelegenheiten beschäftigte. angenommbaß in der Biergefäß- Branche die Meister meistentheils gewillt Herr Miant) weigerte sich jedoch, die Forderung zu bewilligen. Herr richaft Aoltmann theilte hierauf mit, daß von Hamburg Geld ges dem Bodommen wäre und daß noch 152 Gesellen streiken, während erren Wilommen hätten. Redner verliest die Brauereien und Meister,
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= dazu, und regelter
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gegen 300 zu den bewilligten Lohnsäßen die Arbeit aufge
welche den Lohn bewilligt haben. Ferner entsteht eine Debatte über die Lipp'sche Brauerei, welche die Böttcher entlassen hat und den Lohn nicht zahlen will. Es wurde beschlossen, an der Forderung festzuhalten, da fich der Herr Braumeister wohl nicht, wie er fich geäußert habe, wegen 10 Böttchergesellen den Kopf fabhacen laffe. Es wurde ferner mitgetheilt, daß sich auch Herr Koch, Faßfabrikant( Antonstraße), geweigert habe, mit der KomRohaves mission weiter zu verhandeln. Herr Barwig erklärte, daß er nungen nur mit Böttchermeistern verhandeln wolle und nicht mit Kauf leuten, während Herr Winter meinte, daß wenn Herr Poch schnelleine Werkstatt zumachen wolle, so würde sie ein Anderer wieder licher broeröffnen, da ia die Arbeit doch gemacht werden müsse. Hierauf theilte ein Delegirter der Stahlschleifer mit, daß seine Kollegen fich pro Mann 50 Pf. die Woche zahlen würden, bis der Böttcher türzten, treit beendet sei. Von der Brauerei Happoldt wurde befun ihre Ruet, daß der Oberbinder mit Arbeitsleuten peche". Hiermit unterftü chloß Herr Holtmann um 12 Uhr die Versammlung. ährend Eine öffentliche Versammlung der Former tagte am Serschwei Sonntag, den 11. b. M., in Nieft's Salon, KommandantenBodens, traße 71-72, mit der Tagesordnung: Die Nothwendigkeit Ratnappe gewählt. Herr Tischlermeister Mitan hatte das Referat ibernommen. Derselbe wies in seinem Vortrag nach, daß es ringend nothwendig und wohl an der Zeit sei, daß sich die gte fich former Berlins organisiren, um Schulter an Schulter für eine fie Befferstellung der Berufsgenossen einzutreten. Er forderte auf, Schweiger beabsichtigten Gründung einer Fachorganisation zuzuftim. beobanen und auf dieser Bafts tüchtig weiter zu bauen, nur dann bei es möglich, Erfolge zu erzielen. Der Referent schlug hier.
einer
Nähe
ein
die auf vor, eine Kommission von sieben Personen zu wählen, Ausbiegelche ein Statut ausarbeiten und dasselbe in kürzester Zeit iner Versammlung vorlegen solle. Die Versammlung war strengung amit einverstanden und wählte die Herren Müller, Schulze, ersten, Stoppsed, Rettscher Bolze und Franke in die Kom rielwendu nisfion. Alsdann wurde beschlossen, den Ueberschuß der TellerEntfern ammlung den streikenden Formern in Leipzig zu übersenden. öffentliche Bersammlung Versammlung der Schmiede Schmiede Berlins, welche unter dem Vorfiße des Herrn Baumert am
hängnißvol
Die
gewöhnlig. b. M. in Gratweil's Bierhallen tagte, war zahlreich besucht. en anbelichen Arbeitsnachweises. 2. Bericht der Kontrolfommiffion
Auf der Tages Ordnung stand: 1. Einführung eines unent
te, fchoß
nbung ein
Matthes, Milde, Fellenberg, Lochmann und Drewig betheiligten. Matthes, Milde, Fellenberg, Lochmann und Drewig betheiligten. Hierauf wurde folgende Resolution von Herrn Drewiß eingebracht: Die heute in den Gratweil'schen Bierhallen tagende Versammlung der Berliner Schmiede hält den Bescheid der Innung für eine Soulissenschiebung" und erklärt es für dringend nöthig, einen eigenen Arbeitsnachweis zu errichten, welchen die Bereinigung deutscher Schmiede in die Hand nimmt." Diese Resolution wurde einstimmig angenommen. Alsdann wurde der zweite Punkt der Tagesordnung erledigt. Herr Drewiß als Revisor ver Streiktommission erstattete Bericht über den Befund der Streitkaffe, wonach sich ein Manto von 2,50 M. herausstellte. Dem Kassirer wurde einstimmig Decharge ertheilt. Bum dritten Punkt der Tagesordnung wurde an Stelle des ausscheidenden Mitgliedes der Lohnkommission, Herrn Baumert, einstimmig Herr Lochmann, zum Haupttaffirer Herr Hahn, sowie zum Kommissionsmitgliede Herr Schartow gewählt.
Der Fachverein der Steinmeßen hielt am 11. d. Mts. Sophienstr. 34 eine General- Versammlung ab mit der TagesOrdnung: 1. Quartalsabrechnung; 2. Vorstandswahl; 3. Be sprechung über Umänderung des Tarifs; 4. Verschiedenes. Der Borfisende, Herr Stieber, ertheilte zunächst Herrn Handschuh das Wort, welcher beantragt, bei der Abrechnung nur die Ge sammtsumme zu verlesen, da bei der wichtigen Tagesordnung fehr lange Debatten zu befürchten seien. Es ergab sich nun ein Baarvermögen von über 2000 Mart. Bum 1. Vorsitzenden wurde Herr Stieber einstimmig wiedergewählt; Herr Rohn zum 2. Vorfizenden und Herr Hofmann zum Schriftführer; zu Revisoren die Herren Schmit, Behland und Bell; Wegner und Rümmler zu Beifizern. An Stelle des verstorbenen Berbandsrevisoren Herrn Rusch wurde Hennig gewählt. Sämmt liche Herren nahmen die Wahl dankend an und versprachen, die ihnen übertragenen Aemter treu und gewissenhaft zu vers walten. Eine längere und etwas erregte Debatte entspann fich bei der Besprechung behufs Aen derung des Tarifs. Herr Hempel erläuterte die Nothwendigkeit einer Tarifreform und ersuchte alle Anwesenden, bei einer event. Wahl einer Kommission genau zu prüfen, daß man nur solche Kollegen vors schlage, welche wirklich befähigt find, in einer derartigen Lohnund Tarif Kommission mitzuwirken. Herr Robitsch empfahl die Tagelohnarbeit, jedoch mehrere Anwesende sprachen sich entwählt, welche das Material zu schaffen und zu prüfen hat, ob schieden dagegen aus. Es wurde nun eine Kommission ge wurde beschlossen, daß der Arbeitsnachweis vorläufig in Hän die Einführung des Tagelohnes durchführbar ist. Ferner den des Verkehrsaltgesellen bleibt. Einem tranten Stollegen, welcher nicht in eine freie Hilfskaffe aufgenommen werden fonnte, wurde eine Unterstügung von 4 Mart pro Woche bewilligt.
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Arbeiter- Bezirks- Verein der Oranienburger Borstadt und des Wedding . Der Vorstand ersucht die Mitglieder, die im Umlauf befindlichen Betitionslisten für das ArbeiterschutzGesetz bis spätestens den 1. November beim Vorsigenden R. Kuntel, Chauffeestraße 36/37, abzuliefern. Gleichzeitig wird den Mitgliedern die dringende Bitte ans Herz gelegt, bis zu dieser Zeit noch eifrig Unterschriften zur Petition zu sammeln. Wenn auch konstatirt werden kann, daß durch die rege Agitation bereits inte bedeutende Bahl von Unterschriften vorhanden ist, muß es das Bestreben jedes Mitgliedes sein, dahin zuten, daß kein Arbeiter auf diesen Listen fehle. Es würde aber von großem Nußen sein, während der drei Women in den Häusern zu agitiren. Der Erfolg wird nicht ausbleiben.
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als Verschärfungsgrund bei begangenen Verbrechen angesehen werden müffe. Er sei aber der Meinung, daß eine wesentliche Aufgabe in dieser Beziehung der Kirche zufalle. Es werde daher sehr wenig nüßen, wenn die Sonntags rube geseglich eingeführt werde und nicht gleichzeitig die Sonntagsfeier. Was nüßt es so etwa fuhr der Redner fort wenn die Arbeiter nicht zur Arbeit, aber auch nicht zur Kirche gehen. Allerdings erachte ich es für nothwendig, nicht blos das Branntweinsaufen der niederen Klassen, sondern auch das viele Bier- und Weinsaufen der befferen Klassen zu be tämpfen. Noch vor Kurzem habe ich bei einer filbernen Hochzeit die Wahrnehmung gemacht, daß vor jedem Kouvert 8 Weingläser standen.( Heiterkeit.) Ja, meine Herren, wo soll denn das hinführen. Außerdem möchte ich an meine Kollegen vom geistlichen Amt die Mahnung richten, dafür zu wirken, daß die Predigten der Geistlichen möglichst interessant werden. Wir wollen es uns nicht verhehlen, daß jezt die Predigten viel fach sehr langweilig sind.( beiterkeit.) Ja, m. H., darüber lann man lachen, noch mehr aber ist Ursache vorhanden, daß man darüber meint. Wenn der Pastor langweilig in seiner Predigt ist, dann können wir uns nicht wundern, wenn die Leute, anstatt in die Kirche, lieber in's Wirthshaus gehen.
Syn. Graf v. Ziethen- Schwerin: Er nehme den von dem Referenten zurückgezogenen Antrag, Punkt 6 betreffend, wieder auf.
Es entspinnt sich anläßlich deffen über diesen Buntt eine lange, lebhafte Debatte, in welcher einerseits bemerkt wurde, daß oft mildernde Umstände zuzubilligen seien, nicht generaliter, sondern nur immer in dem einzelnen Falle entschieden werden tönne, während andererseits ausgeführt wurde, daß wenn die Trunkenheit als Milderungsgrund gelte, dies gewissermaßen ein Privilegium dieses Lasters sei.
Graf Biethen- Schwerin zieht schließlich seinen Antrag zu rück, worauf die mitgetheilten fünf Punkte des Antrages des Referenten einstimmig zur Annahme gelangen und ferner bes schloffen wird: Die General- Synode richtet an alle Glieder der evangelischen Landeskirche die dringende Mahnung, den staatlichen Faktoren bei Bekämpfung der Trunksucht hilfreiche Hand zu leihen.
Im Verein Berliner Mechaniter, Alte Jakobftr. 128, hält Herr Dr. Bohn am Donnerstag, den 15. d. M., einen Bortrag über ein Thema aus der älteren deutschen Geschichte. Gäste find willkommen. Am Sonntag, den 18. d. M., findet die Besichtigung der königlichen technischen Hochschule statt. Die Mitglieder versammeln sich um 10 Uhr Vormittags im ,, Restaurant Thiergartenhof" an der Stadtbahnstation Thier garten.
Eine Versammlung der Maler Berlins findet am Donnerstag, den 15. d. Mts., in Gratmeil's Bierhallen, Kommandantenstr. 77/79, statt. Tagesordnung: 1. Welchen Nugen bietet die neugegründete Fachschule des Gauvereins der Maler Berlins der Gehilfenschaft? 2. Absendung der Petitions listen für das Arbeiterschußgesez an den Reichstag . 3. Verschiedenes. Die Fachschule des genannten Vereins wird am Sonntag, den 18. Dftober, eröffnet. Schulgeld wird im Oktober nur für den halben Monat erhoben. Alle Maler, welche noch Petitionsfiften in Händen haben, werden ersucht, dieselben am Donners tag in der Versammlung abzuliefern. In der Versammlung können die Petitionslisten noch unterzeichnet werden.
Vermischtes.
Jahre unter Mitwirkung des evangelischen Ober- Kirchen- Rathausgewiesenen Familie berichtet die dortige Bürger- 3tg.": o. k. Die preußische General- Synode, die alle sechs ihre Berathungen abhält und die zumeist aus Pastoren, te dakteuren fonservativer Beitungen und Rittergutsbesitzern zu sammengesezt ist, hat sich in ihrer gestrigen( britten) Sigung mit der Bekämpfung der Trunksucht beschäftigt.
Da in der Debatte von diesen frommen Herren immer wieder darauf hingewiesen wurde, daß dieses Lafter ganz be sonders dem Volte tiefe Wunden schlägt und ein Krebs. schaden des Voltes" sei, so bringen wir über diesen Verhand lungsgegenstand einiges.
Den ersten Gegenstand der Tagesordnung bildeten die Anträge der Provinzial- Synode von Ofts, Weft. Preußen und Schleften wegen Bekämpfung der Trunksucht, worüber Syn. Diakonen Anstalts Direktor Engelbert( Duisburg ) fich etwa folgendermaßen äußerte:
Schon die vorige General- Synode hat sich mit diesem Krebsschaden unseres Volkes beschäftigt. Es find damals Be schlüsse gefaßt worden, die darauf hinausliefen, das Lafter der Trunksucht zu bekämpfen. Wir werden nichts weiter thun fönnen, als diese damals gefaßten Beschlüsse zu wiederholen und vielleicht noch etwas zu erweitern. Vor sechs Jahren wurden die Beschlüsse der Synode in dieser Ange Des
legenheit feitens evangelischen Ober- Kirchen- Raths
den Ministern des Kultus, der Justiz und des Innern mitgetheilt, eine Antwort ist jedoch darauf nicht erfolgt. Jedenfalls waren aber die damaligen Berathungen und Be schlüsse der General Synode nicht ohne Wirkung, dieselben haben zweifellos einen tiefen Eindrud auf unser Bolt gemacht. Jedenfalls haben die damaligen Beschlüsse die Bildung des deutschen Vereins zur Bekämpfung des Mißbrauchs geistiger Getränke veranlaßt, der durch seine belehrenden Vorträge und Schriften bereits sehr viel zur Bekämpfung der Trunksucht beigetragen hat. Es ist wohl taum nöthig, noch darauf hinzuweisen, welch tiefe Wunden das Lafter der Trunksucht unserem Bolle schlägt. Die Gesundheit und das Familienleben unseres Volkes wird durch den übermäßigen Branntweingenuß aufs Tiefste untergraben. Ich beantrage:
Hochwürdige Synode wolle beschließen, den evang. Ober vorstellig zu werden, daß Kirchen- Rath zu ersuchen, bei der tönigl. Staatsregierung dahin
oder im Wirthshause angetroffen, für straffällig erklärt 1) Personen, die in trunkenem Zustande auf der Straße werden;
2. daß diejenigen Wirthe, die Trunkene in ihrem Lokale dulden oder an Trunkenen geistige Getränke verabreichen, beftraft werden;
Behörde in einem Asyl untergebracht werden; 3. daß Gewohnheitstrinker auf Antrag der zuständigen
4. daß die Gefeßge zur Bekämpfung der Trunksucht mit aller Strenge gehandhabt werden;
5. Daß der Berlauf bes Branntweins durch Erhebung einer hohen Steuer beschränkt und
6. daß die Trunkenheit bei begangenen Verbrechen nicht ferner als Duberungsgrund gelte."
Allein da bekanntlich Gefeße nicht Alles thun können, so ergeht an alle Glieder der evangelifchen Kirche die dringende Mahnung, durch eine umfassende Seelsorge u. s. w. die staatliche Gewalt bei Beschränkung dieses Lasters aufs kräftigste zu unterſtüßen.( Lebhafter Beifall.)
Pastor v. Bodelschwingh( Bielefeld ): Er könne auf Grund seiner Erfahrungen nur bestätigen, daß der Branntweingenuß einer der ärgsten Krebsschäden in unserem Volte set.
Syn. General- Superintendent Dr. Erdmann( Breslau ): Er könne fich diesen Ausführungen nur anschließen. In seiner Heimatheproving Schleften werden die Geistlichen vielfach von den Frauen bestürmt, auf ihre Männer um Ablaffung der Trunksucht einzuwirken. Die glücklichsten Familienverhältnisse werden durch dieses Lafter vielfach zerstört.
In ähnlicher Weise äußert sich Syn. General- Superindent Dr. Baur( Koblenz ).
ber den Befund der Streillaffe. 3. Verschiedenes. Der Vor igende theilte mit, daß die Einführung des Arbeitsnachweises Der Referent zieht nunmehr den Bunkt 6 seines Antrages erschiedene Schwierigkeiten mit fich bringt, weil die Innung ch damit nicht einverstanden erklärt. Es entstand über diesen Superintendent Meinhold( Cammin): Er sei dafür, daß Sunft eine recht lebhafte Debatte, an welcher sich die Herren die Trunkenheit nicht nur nicht als Milderungsgrund, sondern
zurüd.
Einem großen Theile unserer Leser ist der frühere hiesige Gafte wirth Jean Grosz( Johann Karl Jürgen G.) in guter Erinne rung, der im Mat 1881 die Vaterstadt verlassen mußte, weil nach der Anschauung der hohen Behörde eine Störung des öffentlichen Friedens, in Sonderheit der Eintracht der Bevöl terungsflaffen, von ihm zu erwarten. Grosz, wie ebenfalls Vielen bekannt sein wird, ging mit seiner Familie nach News Dort, versuchte dort mit einer Wirthschaft sein Glück, hatte aber wenig geschäftlichen Erfolg und vermochte fich und die Seinen brüben nicht zu afklimatisiren. Am 11. Mai starb er an einem Herzleiden, das durch den Gram über den kurze Beit vorher erfolgten Tod seines ältesten Sohnes atut geworden war. Die Wittwe, Frau Minna Grosz, geb. Bruns, sette die Wirthschaft fort, ist nun aber ebenfalls der raftlosen Mühe und Sorge und bem zehrenden Kummer erlegen. Ihre Kränklichkeit begann schon während der langwierigen Pflege thres franken Kindes und Gatten. Nun stehen die vier übrigen Kinder, das älteste ein 14jähriges Mädchen, ohne Vermögen und ohne Verwandte in dem fremden Lande da. Der Vormund, der hierorts wohnhafte Bruder des Verstorbenen, Gastwirth Heinrich Grosz, hat den Ausgewiesenen Heinrich Garve mit der Ordnung der Ver hältnisse betraut, den die Ausgewiesenen Rudolf Braaft und Reinhard Meyer unterstüßen sollen. Es kommt natürlich Darauf an, die herrenlose Wirthschaft in New York möglichst gut zu verkaufen und die Kinder ins Vaterland zurückzuholen. Alle Freunde der Verstorbenen werden fich gewiß für ihr Schicksal intereffiren.
Erstickte Schweine. Aus Russisch- Polen trafen, wie die Bof. Stg." mittheilt, am Sonnabend Morgens an der Grenze 67 Stüd Fettschweine ein, welche in einen luftigen sogenannten Bitterwagen verladen wurden, und nach Posen transportirt werden sollten. Da fich unterwegs die Aren des Wagens heiß gelaufen hatten, so wurden in Kobelnica, der nächsten Station ber Bosen Thorner Bahn vor Posen, die Schweine umgeladen, und zwar, so unglaublich dies flingt, in einen vollkommen dicht schließenden Güterwagen. Die Folgen blieben denn auch nicht aus; als der Bug Sonnabend Mittags auf dem Bahnhofe Posen eintraf, brang aus dem Wagen ein furchtbares Geschrei der Schweine hervor, und als derselbe geöffnet wurde, lagen die Thiere, welche fich offenbar in ihrer Todesangst an irgend vorhandene Luftspalten gedrängt hatten, zu 4-5 über einander, und stürzten nun aus dem Wagen heraus; 8 derselben waren bereits todt; von den übrigen find die meisten schwer ertrantt. Der Eigenthümer der Schweine ist ein Händler aus Thorn, welcher den Transport nicht begleitete.
Ein Dieb als Dichter hat neulich Abend in Düsseldorf Proben seiner Kunst abgelegt. Derselbe überstieg die Mauer eines herrschaftlichen Gartens, gelangte dann ins Haus und in dann verfab er sich mit Kleidern aus dem Kleiderschranke, woein Schlafzimmer, dessen Thüre er von innen a schloß; und rauf er fich durchs Fenster entfernte. Durch dieses Fenster mußte der Hausherr einsteigen, um in's Bimmer zu tommen und er fand lauf dem Düff. Anz." an der Thüre des Kleiderschranks einen Bettel geflebt mit folgenden Versen:
Hier hängen die Kleider schon lange im Schrank, Bur Speise der Motten, die sagen nicht Dank, Ich nehme sie mit und hülle mich darein, Das scheint mir viel vernünftiger zu sein." Eine moderne Todtenerweckung in Nazareth erzählt bas katholische Blatt„ Der Pilger" nach einer Mittheilung aus Balästina. Bei einem Streite zwischen drei Moslemim und einem Ratholiken in Nazareth gab der Chrift dem einen Bekenner Allahs eine kräftige Ohrfeige und der Geschlagene stellte sich todt, um die Wuth der Gläubigen gegen seinen Angreifer zu entfesseln. Schon schickten sich die Türken an, das Haus des Christen zu demoliren und ihn zum Richter zu schleppen, da lam der Franziskaner Pater Bonaventura, der Pfarrer von Nazareth, herbei und besichtigte den angeblich Todten mit scharfem Blide. Er erkannte sofort, daß der Tod fimulirt sei und versprach, den Scheintodten schleunigst in's Leben zu rufen. Einige aus der Apotheke herbeigeholte große Senfpflaster, die er dem Todten auf die Füße legte, vermochten den Simulanten nicht zum Aufstehen zu bewegen, wenn ihm auch die Thränen aus den
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