gefehen, daß, außer einem Mädchen, Jemand das Haus, Fürstenbergerhof 3, verlassen hat.
Es wird nunmehr die protofollarische Aussage des Buchthausgefangenen Schäfer, der sich in vergangener Nant entleibt hat, verlesen. Diese schildert den Herbst als einen durchaus friedfertigen und gutmüthigen Menschen, der anscheinend wenig Neigung zum weiblichen Geschlecht hatte. Er( Schäfer) sei daher erstaunt, daß man den Herbst des Wothe'schen Mordes beschuldige.
Die Beweisaufnahme ist danach beendet.
Auf Antrag des Vertheidigers wird den Geschworenen die Photographie der Frau Wothe gezeigt. Danach war Frau Wothe eine unschöne, verlebt aussehende, hagere, mittelgroße Berson im Alter von einigen dreißig Jahren.
Der Präfident formulirt alsdann folgende, den Geschwo renen vorzulegende Fragen:
1. Ist der Angeklagte schuldig, am 26. August 1885 zu Mainz den Schuhmacher Wothe vorsäßlich und mit Ueber läglich und legung getödtet zu haben?
2. Im Falle der Verneinung der Frage zu 1): Ist der Angeklagte schuldig, bei Unternehmung einer strafbaren Handlung, um ein der Ausführung derselben entgegentretendes Hinderniß zu beseitigen, oder um sich der Ergreifung auf frischer That zu entziehen, den Wothe vorfäßlich getödtet zu haben?
3. Im Falle der Verneinung der Fragen zu 1) und 2): Ift der Angeklagte schuldig, am 26. Auguft 1885 zu Mainz Den Schuhmacher Wothe vorsätzlich, jedoch ohne Ueberlegung getödtet zu haben?
Bezüglich der Frau Wothe werden dieselben Fragen ge ftellt und alsdann die Verhandlurg gegen 6 Uhr Abends, auf morgen( Freitag), Vormittags 9 Uhr, vertagt.
Zwet Leichenfledderer hatten fich gefte: n in den Ber sonen der schon mehrfach bestraften ,, Arbeiter" Karl Wilhelm Neumann und Hermann Mierzte wegen eines dem Raube gleich au erachtenden Diebstahls vor dem Schwurgericht des hiesigen Landgerichts I zu verantworten. Am Vormittage des 25. Auguft c. fab, auf einer Bank im Friedrichshain fizend, Der Arbeiter Schäfer dem Drachensteigen zu und schlief bei diefer Gelegenheit sanft ein. Diesen Umstand benugten die beiden Angeklagten und nahmen dem leichtfertigen Schläfer Uhr und Kette, sowie deffen Portemonnaie aus der Hosentasche fort. Der Schlaf muß kein fester gewesen sein, denn ehe fich die Diebe mit ihrem Raube entfernen fonnten, erwachte Schäfer und bat die beiden noch vor ihm befindlichen fremden Gesellen, ihm doch seine Habseligkeiten zurückzugeben, da er ja doch felber nur ein armer Teufel sei. Neumann ergriff aber einen Stein und schlug auf den Bestohlenen ein, während Mierske fein Meffer aufflappte und damit zu stechen drohte, wenn Jener es wagen sollte, fie zu verfolgen. Den eben beschriebenen Borfall hatte aber ein Bartwächter mit angesehen, und hat derfelbe die fliehenden Räuber verfolgt und festgenommen. Die Geschworenen nahmen bei der Jugend der Angeklagten mildernde Umstände an, und der Gerichtshof verurtheilte den Neumann zu brei, den Miersle zu zwei Jahren Gefängniß und entsprechendem Ehrverlust.
zustellen. Der Redner präziftrte darauf seinen Antrag dahin, daß auf dem Kongreß die Gründung eines UnterstügungsVereins deutscher Tapezirer" beschlossen werden möge. Der felbe bezweckt, wie der Redner nach dem von ihm provisorisch entworfenen Statut mittheilt, die allseitige Vertretung der materiellen Interessen der Angehörigen des Tapezirergewerbes und zwar durch 1. Erzielung möglichst günstiger Arbeitsbedingungen auf gefeßlichem Wege; 2. strenge Aufrechts haltung der mit den Prinzipalen getroffenen Verein barungen in Bezug auf Arbeitspreise( Lohnfäße) und Arbeitszeit; 3. Gewährung von Rechtsschutz bei Differenzen in Folge Eintretens der Mitglieder für den vereinbarten Lohntarif resp. für Vereinsgrundsäge; endlich 4. Gewährung einer Unterstügung für arbeitslose, reifende und arbeitsunfähige Mitglieder. Es fand eine animirte Diskussion statt, an der fich viele Redner, besonders die Herren Sander, Klos, Nikolas, Wildberger, Günther, Barnizli, Wolff u. A. betheiligten. Bei der Schlußabstimmung erklärten fich die Versammelten mit faft allen gegen nur wenige Stimmen im Prinzip mit dem Wild berger'schen Antrag einverstanden. Ala Kongreß- Delegirte wurden gewählt die Herren Sander, Kirchner, Wildberger, Tiemann und Möllenhof. Hierauf wurde noch über die be tannten Vorgänge in der Versammlung der Innung diskutirt und von Herrn Nicolas als Kafftrer der Lohnkommission der Kaffenbericht über den Generalfonds erstattet, dessen Bestand fich zur Zeit auf 561 M. 79 Bf. beziffert.
hr. In der Versammlung des Fachvereins der SteinDrucker und Lithographen, welche am Donnerstag unter sehr starker Betheiligung bei Gratweil stattfand, hielt der Vor figende zunächst eine herzliche Ansprache an den Kollegen Sigmann, der am Tage vorher als Arbeiter in der Wintel mann'schen Druckerei sein 25 jähriges Jubiläum gefeiert hatte. Es wurde dem ,, waderen Mittämpfer"( Mitglied der Lohntom miffion), von den Versammelten ein enthusiastisches Boch" gebracht. Darauf hielt Herr Baumeister Regler einen mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag über das Thema: " Die Maschine und ihre Verhältnisse im heutigen Wirthschaftssystem." Der Vortragende wies nach, daß die Anschauung, die in Betreff der Arbeit in den auf der Institution der Stlas verei beruhenden Staaten geherrscht hat, die Anschauung, welcher zu Folge nur die Stlaven zu arbeiten haben, ferner nur für ihren Herrn arbeiten und feinen Anspruch auf mehr als das haben, was der Herr ihnen zu gewähren für nöthig findet, um sie selbst und ihre Nachkommenschaft fich zu er halten bis in unsere Beit hinein im Wesentlichen dieselbe geblieben, daß das Aufkommen des Maschinen betriebes, welches geeignet ist, der gesammten Mensch beit zum Segen zu gereichen und in der ersten Beit auch wirklich fich als fördernd für das Wohl Aller erwiesen hat, febr bald die Hauptursache für das mehr und mehr zunehmende Elend der arbeitenden Vollsklaffen geworden. Die zur Belt herrschende Produktionsweise bringe es mit sich, daß die poli tische Freiheit, die den Arbeitern zugeftanden ist, fürs erste nur dem Kapital Nugen bringe, weil dieses nicht mehr nöthig hat, für die ihm dienenden freien Arbeiter so zu sorgen, wie ein Herr für Sllaven, die sein Eigenthum find, zu sorgen fich ge nöthigt fieht. Aufgabe der Arbeiter set es, durch geeignete Drganisationen die Arbeitszeit zu verkürzen und die Löhne in
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Vereine und Versammlungen. Die Söhe zu bringen und Einfluß auf die Gefesgebung zu ge
In der Versammlung des Fachvereins der Drechsler, Knopfarbeiter und Berufsgenossen, welche am Mittwoch, den 16. b. M., in Saeger's Lokal, Grüner Weg 29, tagte. sprach Herr Hildebrandt über den von der sozialdemokratischen Fraktion im Reichstage eingebrachten Arbeiterschuß- Gesezentwurf. Ohne Der Brand in der Siegel'schen Fabril", über. Nach längerer Debatte, in welcher besonders der Unterzeichner des Aufrufs der Siegel'schen Arbeiter, welcher in verschiedenen Berliner Beitungen abgedruckt wurde, Herr Schwittau, heftig angegriffen wurde, wurden dem in Folge des Brandes noch arbeitslosen Mitgliede Herrn Weißpflud 20 Mart, und als Entschädis gung für Werkzeug Dem Mitgliede Herrn Bleichert
5 Mart bewilligt. Ferner wurde folgende von Herrn Schrader eingebrachte Resolution einstimmig angenom des Fachvereins der men: Die heutige Versammlung des Fachvereins der Drechsler, Knopfarbeiter und Beruisgenossen erklärt hiermit, daß fie es für ihre Pflicht hält, für die Arbeiter der abge brannten Siegel'schen Fabrit mit aller Kraft einzutreten und ersucht dieselbe, in Anbetracht der von den Knopfarbeitern zum Streit der Drechsler gespendeten Gelder, die Lohnkommission der Drechsler und Berufsgenossen, den betreffenden Arbeitern eine möglichst hohe einmalige Unterstügung zu gewähren. Gleich zeitig appellirt der Verein an das Solidaritätsgefühl der Ber liner Arbeiter, nach Kräften für die abgebrannten Arbeiter durch Geldsammlungen einzutreten. Unter Verschiedenes" theilte der Vorsitzende mit, daß die nächste Vereinsversammlung, in welcher Die Neuwahl des Vorstandes auf der Tagesordnung steht, am Dienstag, den 12. Januar 1886, stattfindet.
hfs. Die Zapezirergehilfen nahmen am Mittwoch Abend in einer zahlreich besuchten öffentlichen Versammlung in den Gratwell'schen Bierhallen Stellung zu einem auf Bentra lifirung der gewerkschaftlichen Organisation der deutschen Lapezirer abzielenden Antrage und Statutenentmurfe, welche dem bevorstehenden Kongreß der Tapezirer Deutschlands in Frankfurt a. M. zur Berathung und Beschluß faffung unterbreitet werden sollen. Herr Wildberger, der zum ersten Borfizenden der Versammlung gewählte Antragsteller hob hervor, daß der erwähnte Kongres in Frankfurt nichts weniger als ein Kongreß der deutschen Tapezirer- Fachvereine set und sein solle, da die Delegirten zu demselben überall nur Don freien, öffentlichen Tapezirerversammlungen gewählt wer den, denen es völlig frei flebt, die in Vorschlag gebrachten Randidaten zu bestätigen oder zu verwerfen. Zur Begründung feines Antrages verwies der Redner sodann auf die sehr un günstige Thatsache, daß die auf dem gesetzlichen Boden des gewerblichen Koalitionsrechts fich bewegenden Kämpfe und Be trebungen der Arbeiter Deutschlands um Erzielung befferer Arbeltsbedingungen bisher meistentheils nur von geringem Er folge waren, der zu den aufgewandten Opfern durchaus nicht in einem richtigen Verhältniß stehe. Vor allem fei, in Folge Der verschiedenartigften hemmenden Einflüsse, die Betheiligung der Arbeiter an jenen Kämpfen und Bewegungen eine verhält nißmäßig ungenügende gewesen und habe es daher an den ausreichenden materiellen Mitteln gefehlt. In Ermangelung einer großen, einbeitlich geleiteten Organisation und Oberleitung, babe Gelingen oder Mißlingen fast stets vom Bufall abgehangen. Die geringe Betheiligung an den feitherigen lofalen Fachorganisationen sei wohl größtentheils auf den leidigen Umftand zurückzuführen, daß die Vortheile, welche die selben ihren Mitgliedern gewähren, nicht ausreichten. Man müffe Daber fünftig größere Vortheile bieten, müsse eine Organisation Schaffen, welche die Errichtung leistungsfähiger Unterstüßungslaffen ermöglicht, also eine große zentralisirte Organisation der bestehenden lokalen Fachvereine, die neben der Wahrung der tein materiellen gewerblichen Intereffen, also neben ihren ge werkschaftlichen Bestrebungen hauptsächlich auch noch eine Ein wirtung auf die Gefeßgebung behufs Befferung der Lage der Arbeiter bezwecken, also auch eine sozialpolitische Thätigkeit ents falten, sei aus den belannten Gründen zur Seit unmöglich, da die jetzigen Vereinsgefege es verbieten. müffe man die bisher gehegte, aber unhaltbare Scheu bor einer Trennung in der Bethätigung der tein materiellen, ichen Bestrebungen andererseits endlich fallen laffen und dazu schreiten, eine von der Verfolgung aller sozialpolitischen Zwecke gänzlich absehende, nur mit den rein materiellen, gewerkschaft fichen Sweden fich befassende Bentralisation und Organisation bes Gewerts nach Art des deutschen Buchdruckerverbandes her
Darum
winnen, damit durch diese allmälig die jeßige Produktionsweise in eine Produktionsweise übergeleitet werde, bei welcher der freie Arbeiter nicht für Andere, sondern für sich und für das Wohl der Gesammtheit zu arbeiten habe, und bei welcher die Ausdehnung und die Vervollkommnung des Maschinenbetriebes mit einer Förderung des Wohles und des Lebensge nuffes auch für die unteren Gesellschaftsklaffen verbunden sein werden. Zur Diskussion nahm nur ein Herr das Wort, um seine Zustimmung zu den Ausführungen des Referenten ausausprechen. Nach einer Pause, in welcher gedruckte Fragebogen zusprechen. Nach einer Baufe, in welcher gedruckte Fragebogen bebufs Aufstellung einer Statistik der Arbeitsverhältnisse ver theilt wurden, schilderte ein Kollege die Arbeits- und Lohnverhält. niffe in der Reinide'schen Druderei als sehr bedauerliche. Das Bemühen des Geschäftsleiters dieser Druderet, die Angaben des Kollegen zu entfräften, verfehlte seinen Zweck. Ebenso erfolglos war der Versuch eines Vereinsmitgliedes, es zu rechtfertigen, daß er bei Ernst u. Komp., wo die Kollegen gestreift, Arbeit genommen. Mitglieder des Vergnügungsfomitees machten Mittheilungen in betreff des Winterfestes des Vereins, Der Antrag, für welches am 23. Januar stattfinden wird. die durch die Feuersbrunst in der Ruppinerstraße arbeitslos gewordenen Arbeiter eine Tellersammlung zu veranstalten, wurde angenommen. Nachdem der Vorfißende noch darauf hingewiesen, daß die Sammlungen für den Unterstügungsfonds fortzuseßen seien, da von den Kollegen, die bei Ernst u. Komp. gestreift, mehrere noch ohne Arbeit seien, schloß er die Verfammlung.
au
arbeiten
Der Fachberein der Stellmachar hielt am 14. b. Mts. im Vereinslotal Inselstr. 10 eine außerordentliche Generalver sammlung ab, in welcher sich die Mitglieder mit der Berathung des Antrag Graad: Auflösung des bestehenden Fachvereins nach§ 13 alinea b. des Vereinsftatuts behufs Anschluß an die bestehende Vereinigung deutscher Stellmacher", beschäftigten. Herr Graad motivirte den Antrag wiederholt, indem er aus. führte, daß die Vereinigung deutscher Stellmacher durch ihre weitverzweigte Verbindung dem Arbeitsnachweis resp. dem Herbergswesen von großer Bedeutung sei. Namentlich dadurch, daß die Vereinigung den Mitgliedern Reiseunterſtügung ge währe, habe der Arbeitende nicht zu fürchten, daß durch überum billigeren große Noth getrieben, der Arbeitslose Lohn und gezwungen werde, dadurch eine schädigende Konkurrenz schaffe. Herr Wachaus ftellte den Antrag, den Fachverein bis zum 1. März 1886 be stehen zu lassen, während Herr Elein beantragte, die Auf lösung bis zum 1. Januar 1886 au vertagen, und dann bei der Behörde den Verein als aufgelöst abzumelden, damit in zwischen die laufenden Geschäfte des Vereins erledigt werden tönnen. Nach einer sehr erregten Debatte wurde der Antrag Graad mit zwei Drittel- Majorität angenommen. Das Ver mögen des Vereins, welches nach Regelung der Verbindlichfeiten 48,43 Mart beträgt, sowie die dem Vereine gehörigen Utensilien fallen der Vereinigung deutscher Stellmacher" zu. Dieselbe hält ihre Mitgliederversammlung am 19. b. M. in Gratweil's Bierhallen( hinterer Saal) ab. Auf Grund des gefaßten Beschlusses erklärte der Vorsitzende die Versammlung für gefchloffen und den Verein für aufgelöst.
An sämmtliche Maler Berlins . Kollegen! Abermals stehen wir am Schluß eines Jahres, und es ist wohl der Mühe werth, zurückzubliden auf das, was in diesem Jahre geschaffen worden ist. Als im Monat Mai der Fachverein Ser Maler mit ungefähr 70 attiven Mitgliedern fich auflöſte, um bem zentralisirten Gauverein Platz zu machen, da waren es viele, die, als fte das Programm desselben vernahmen, dem Gauverein nicht die moralische und intellektuelle Kraft zumu
theten, daffelbe zu verwirklichen. Was waren die Fehler, die zu einem solchen Ende des Fachvereins führten? Das in zu enge Grenzen gehaltene Programm, der egoistische Standpunkt, den der Verein in Betreff der Mitglieder einnahm, wonach nur Maler, nicht aber Anstreicher und Lacirer die Vortheile der Organisation genießen sollten. Ferner war es ein Fehler, daß die Fachvereine nicht sentraliftrt waren. Da der Zuzug nach Berlin ein großer, der Verein aber nicht die geringste Fühlung mit anderen Organisationen hatte, so war er der Aufgabe: Berbefferung der Lage der Maler Berlins , nicht gewachsen, fonnte unmöglich diese Frage lösen.
Anders der Gauverein. Derselbe gründete und entwickelte fich unter der Bentralisation der Maler und verwandten Berufsgenoffen und ist Mitglied der Sentralisation. Er trift nicht nur für Besserung der Maler Berlins allein, sondern für
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sämmtliche Maler Deutschlands ein, und das erleichtert den Kampf, da nun die Parole lautet: Alle für Einen und Einer für Alle." Unter diesem Rufe haben sich bereits vom Junt bis jetzt über 300 Kollegen vereinigt, zwar noch eine tleine Bahl, an Ausdauer, Muth und Energie desto größer. Dieser Organisation wird es gelingen, den Indifferentismus der Berliner Malerschaft mehr und mehr zu beseitigen. Verschie dene Punkte seines Programms hat der Gauverein bereits ver wirklicht, der Fachschule, wissen u. A.: Errichtung schaftliche Vorträge in den Versammlungen, Biblio thef u. m. Andere Punkte find in Angriff genommen, zum Theil auch schon durchgeführt, es set bier Reiseunterſtüßung und Herbergswesen angeführt. Nach schwerem Ningen ist es den vereinigten Malern Berlins unter dem Banner der Zentralisation gelungen, andern deutschen Kollegen eine Stätte zu bereiten, wo sie sich in der Weltstadt, heimisch unter Genossen fühlend, thr müdes Haupt zur Ruhe legen tönnen, um neu gestärkt, durchdrungen vom follegialischen Geiste, den schweren Kampf ums Dasein weiter zu führen. Es ift uns gelungen, diesen Kampf ein wenig au mildern durch Reiseunterstüßung, zwar winzig und flein in der Form, defto größer und welttragender im Wesen. Die Unterſtügung be wahrt oft die Kollegen vor Arbeitshäusern und Arbeiter Tolonien. Es ist ein freudiges Bewußtsein für die wandernden Kollegen, daß Tausende von Berufsgenossen dazu beigetragen haben, ihre reisenden Kollegen zu unterstüßen, fie vor dem Segen der Arbeiterkolonien, der in der Verschärfung der ArbeiterKonkurrenz" besteht, zu bewahren. Auch unsere älteren vers beiratheten Kollegen zu unterstüßen, wenn die Noth groß ist, ist unsere Aufgabe, doch dazu bedürfen wir größeren Entgegen. tommens von seiten der Maler Berlins . Nur durch Maffen beitritt zum Gauverein lann dieses Ziel erreicht werden. Möge jeder Maler fich Ilar werden, was seine sauer verdienten Groschen, die er als Beitrag zum Gauverein zahlt, für Vortheile bringen. Der Verein unterftugt Kollegen, welche im Streit in augenblicklicher Noth und auf der Wanderschaft fich befinden, er giebt ihnen Her berge und Obdach, er erweitert ihr Wiffen und Können und umschlingt sämmtliche Maler und Berufsgenoffen mit dem Bande der Einigkeit. Trogdem der Gauverein noch nicht lange besteht, ist er doch im wirthschaftlichen Kampfe, wo es sich um Verbesserung der materiellen Lage anderer Arbeiter handelte, stets mit aller Energie eingetreten. Wir erinnern nur an den Berliner Maurer und Leipziger Malerstreit u. A. Seiner Thätigkeit ist noch ein großer Spielraum gelaffen, doch ver geffen wir niemals bei Behandlung der Nebenaufgaben die Hauptaufgabe, sonst wird unser Streben ein resultatloses sein. Darum rufen wir allen Malern bei Schluß des Jahres. zu: Tretet dem Verein bei, schaart Euch um seine Fahne, fämpft in geschlossenen Reihen für Befferung unserer Berufs lage; gegen den Ünverstand und Indifferentismus der Arbeiter, zum Heile des Einzelnen und der Gesammtheit. Der Vor ftand des Gauvereins der Maler Berlins . J. V.: Schweiger, Mauerstr. 71.
W. Der Arbeiter- Bezirksverein Unverzagt" hielt am Mittwoch seine legte diesjährige Versammlung ab. Anstatt. des Herrn Dr. Gerlach, welcher am Erscheinen verhindert war, hielt berr Schuhmachermeister Engler das Referat über Kolo nien." Redner hob hervor, daß England, die Mutter der Kolonien, nicht im Stande fet, etwas zur Hebung resp. Beffer ftellung der sozialen Verhältnisse seiner arbeitenden Bevölkerung. zu thun; im Gegentheil, trozdem England in allen Erdtheilen Kolonien befigt, verkommt sein Voll im Elend. Redner ist im Prinzip für Kolonien, weil die Bevölkerung zunimmt, aber Grund und Boden derselbe bleibe!!" An der Diskussion betheiligten sich die Herren Steindorff, Gutsche, Schulze und Krandmann; sämmtliche Redner waren gegen Kolonien und bes tonten, daß Deutschland noch genug Raum befize, selbst für eine stärkere Bevölkerung, als die heutige ift. Die Regierung und Volksvertretung sollten für einfwirtjames Arbeiterschutzgese Sorge tragen, dann würden schon beffere Bustände Blaz greifen. Bei den Ausführungen des legten Redners, Herrn Krandemann, erhob sich der die Versammlung überwachende Bolizeilieutenant, in demselben Augenblide schloß der Vorfigende die Versammlung.
Tischler- Verein. Heute Abend 8% Uhr General- Ver sammlung im Konzerthause Sanssouci , Kottbuser Straße 4 a. 2. D.: 1. Wahl des gesammten Vorstandes. 2. Erledi gung von 3 Unterstüßungsgesuchen. 3. Ausgabe der Billets zum Weihnachts. Vergnügen. Nur Mitglieder haben Butritt. Fachverein der Tischler. Montag, den 21. Dezember, Abends 8 Uhr, in Jordan's Salon, Neue Grünftraße 28, Tages Ordnung: Vortrag des Herrn Tages- Ordnung: Versammlung. Dr. Bohn über: Darwinismus". Diskussion. Fragelasten. Gäste haben Butrift, neue Mitglieder werden aufgenommen.- Am 1. Weihnachtsfeiertage findet in Keller's Salon, Andreas ftraße 21, die Weihnachtsfeier des Vereins statt. Dieselbe be steht aus Konzert, Gesangvorträgen, Theatervorstellung und Ball. Billets find nur vorher in der Versammlung und bet folgenden Mitgliedern zu haben: Friese, Waldemarstr. 38; Gruenwaldt, Brinzenftr. 6 4 Tr. bei Krause; Böhm, Johan niterstraße 10 of 3 Tr.; Feft, Hollmannstr. 1a; Wied, Staligerstr. 133 3 Tr.: Schicht, Gartenstr. 40a 4 r., und Witte, Invalidenstr. 21 2 Tr.; auch im Zentral- Arbeitsnachweis des Vereins( Tischlerherberge), Blumenstr. 56, tönnen Billets in Empfang genommen werden. Diejenigen Mitglieder, deren Quittungsbücher mit Schluß dieses Jahres ablaufen, werden ersucht, ihre Bücher in der Versammlung am Montag den Kontroleuren zu übergeben. Die Ausgabe der neuen, sowie Rückgabe der alten Quittungsbücher erfolgt in der ersten Ver sammlung nach Neujahr( 4. Januar).
Vermischtes.
Aus St. Veit an der Triesting vom 15. b. wird geschries ben: Heute hat hier das Trauerspiel einer auch in weiteren Kreisen bekannten Familie seinen Abschluß gefunden. Die Gattin des hier wohnhaften Fabrikanten Josef v. Rohrböd war vor ungefähr einem halben Jahre plößlich melancholisch geworden. Sie mußte in eine Privat- Frrenanstalt Wiens gebracht werden. Vor einigen Wochen wurde bie Dame ihrer Familie zurückgegeben, jedoch wurde eine Wär terin, Namens Elisabeth Löwe, mit herausgeschickt, welche die noch nicht ganz geheilte Frau überallhin begleitete. Heute Nachmittag um 2 Uhr machte die Dame nun mit ihrer Wärterin einen Spaziergang über die Schred gegen das Hirtenberger Föhrenwäldchen . Unweit des Friedhofes hörte die Krante das Brausen des hoch angeschwollenen Triesting fluffes. Blizschnell riß sie sich von dem Arme der Wärterin los. Die Wärterin stürzte ihr nach, fte begriff sogleich die Absicht der Frau. Es entspann sich ein Kampf mit schauerlichem Ende; beide Frauen stürzten in das Waffer. Bei der Hirtens
berger Haltestelle wurde die Wärterin, bei der Klinger'ichen. Mühle in Enzesfeld dagegen die Fabrikantenfrau herausge fischt, beide als Leichen.
Briefkasten der Redaktion.
C. Fr. R. Unterricht in der Handwerkerschule, Kur ftraße 52. R. G. 100. Die Klage hat teine Aussicht auf Erfolg. Die Kosten betragen gegen 12 M.
Der heutigen Nummer liegt für unsere auswärtigen Abonnenten die Nummer 12 des Juftrirtes Sonne tagsblatt bei