Doch mit dieser wahren Reform hat es noch gute I Wege. Noch herrscht im deutschen Reichstage die nackte Intereffenpolitit. Möge das arbeitende Volt bafür sorgen, baß auch seine Interessen bort entschieden vertreten werden, möge es die Bahl seiner Mandatare verdoppeln und ver
dreifachen. Möge es vor Allem den Ruf nach sozialen Reformen immer dringender erheben. Dann wird, dann muß es vorwärts gehen.
Politische Uebersicht.
bem Chemniger Termin Theil zu nehmen durch Krankheit verbindert waren, zum raschen Abschluß gelangen.
Eine Militärtonvention zwischen Preußen und Braunschweig soll in nächster Woche durch den braunschwei gischen Staatsminister Grafen Görg Wrisberg und den Generalmajor von Wachholz aus Braunschweig in Berlin abgeschloffen major von Wachholz aus Braunschweig in Berlin abgeſchloſſen Die Konvention soll den früheren, mit anderen Bundesstaaten abgeschloffenen derartigen Uebereinkommen ent sprechen und seit längerer Zeit fertig im Kriegsministerium liegen.
werden.
Schon wieder das Dynamitgefet. Mit drei Monaten Gefängniß muß ein Steinbruch beftzer aus Remscheid seine Unlenntniß des Dynamitgesezes büßen. Derselbe hatte die Ers laubniß zum Aufbewahren von Sprengstoffen für die Gemeinde Remscheid erlangt und glaubte sich auf Grund derselben be
fcheid grenzt, belegenen Steinbruch Dynamit niederzulegen. Er wurde dieserhalb denunzirt, und die Straflammer zu Eiber feld mußte den Angeklagten, obwohl die Annahme einer mißbräuchlichen Benugung des Dynamits ausgeschloffen war, au der gefeßlichen Minimalstrafe von drei Monaten Gefängniß verurtheilen.
Herr Eugen Richter in seinem Zorn. Im Züricher Sozialdemokrat" war mitgetheilt, daß während einer Rede des Herrn Liebknecht der deutschfreifinnige Abgeordnete für Bir gen, Herr L. Bamberger, vort fich bin gemurmelt haberechtigt, auch in seinem auf Croneberger Gebiet, das an Rem Die( Sozialdemokraten) ba ben noch den Glauben." Bornig droht nun die Freis. Beitung" den Sozialdemokraten für die Zukunft die Entziehung der ihnen bei sozialdemokrati. schen Reven von dem Freifinn eingeräumten vorderen Reichs tagspläge an; fie sollen sich fortan mit den ihnen zukommenden Sigen" begnügen. Natürlich! Das ist auch unangenehm, vor aller Wet als Leute hingestellt zu werden, die eingestandener maßen eden Glauben verloren haben selbst den an sich selbst und die Güte der eigenen Sache. Leber bilft nur teine Maste noch Schminke, wenn es nun doch nmal in Wirklichkeit so liegt.
in
Der Reichstags- Abgeordnete August Heine hat die iber ihn wegen Beleidigung des Vorstandes der Arbeiter olonte Seyda( begangen durch die Breffe) verhängten sechs Ronat Gefängniß im Halberstädter Amtsgerichtsgefängniß ver üßt, und dasselbe am 18. d. M. Mittags 12 Uhr verlaffen. Er hat diese ganze Beit in Einzelhaft verbracht, und war die Sandhabung derselben gegen ihn so strenge, daß er mit feinem andern Gefangenen in Berührung kommen durfte. Der Anfaltsbarbier, welcher ihn einmal anzureden versuchte, erhielt ne sirenge Verwarnung. Von den vier Aufsehern durfte nur einer mit ihm verkehren, die anderen waren für ihn so gut wie taubstumm. Die nachgesuchte literarische Selbstbeschäftigung wurde abgelehnt. Dahingegen wurde ihm anfangs Lektüre aus der Reichstagsbibliothet nach Auswahl des ersten Staats anwalts, dem die Oberaufficht über das Gefängniß zusteht, gestattet, doch wurde diese Vergünstigung, ohne daß Heine das zu eine Veranlaffung gegeben, bald wieder zurüdgenommen, so daß er etwa fünf Wochen auf die alleinige Lektüre Bibel angewiesen war, der welche et auch Folge dessen vollständig durchgelesen bat. Auf die Beschwerde der Frau Heine bei dem Herrn Justisminister wurde ihm jedoch das ausschließliche Stu. bium englischer und französischer Werte ohne jede weitere Einschränkung gestattet, von welcher Erlaub niß der Gefangene auch selbstredend den umfaffensten Gebrauch machte. Diese Beschränkung auf Bücher in englischer und franzöfifcher Sprache hatte wahrscheinlich darin ihren Grund, daß Heine seine Bücher nicht andern Gefangenen zum Lesen geben sollte. Sein Antrag, ihm das Lesen des Berliner Bollsblatt", der Frankfurter Beitung" oder der Boifischen geftatten, wurde Dom Beitung" zu erften Staats anwalt und auf Grund eingelegter Beschwerde auch in Naumburg Oberstaatsanwalt abgelehnt. Auf die Einwendung Heine's, daß er fich als Reichstagsabge ordneter unbedingt auf dem Laufenden in Bezug auf das öffentliche Leben erhalten müsse, wurde ihm schließlich das Abonnement auf den Stöder'schen, Reichsboten" geftattet, welches Blatt auch neben dem Halberstädter Lolal blatt seine einzige politische Lektüre während der sechs Monate verblieb, bis ihm während der gegenwärtigen Reichstagssession täglich die Drucksachen seitens des Reichstages augingen. An dem alle vierzehn Tage stattfindenden Gottesdienst brauchte er als Diffident allerdings nicht Theil zu nehmen, babingegen erhielt er jeden Sonntag eine gebrudte Stöder' sche Predigt, nebst mehreren anderen Diudkerzeugnissen dieser firchlichen Rich tung. In Bezug auf Ordnung, Koft und Behandlung seitens des Gefängnißpersonals( er erhielt auf ärztliche Anordnung sehr gute Krantenloft) hatte er durchaus teine Klage zu führen. Bu irgend welcher Arbeit wurde er nicht herangezogen, alle häuslichen Arbeiten selbst das Stiefelpuzen wurde ihm von andern Gefangenen besorgt, auch durfte er täglich zwei Bigarren rauchen. Herr Heine wird selbstredend sofort nach den Weih nachtsferien feinen Blag im Reichstage wieder einnehmen.
Dom
In Sachen des Chemnizer Sozialisten- Prozesses ist bekanntlich Termin zum 21. Dezember vor'm Reichsgericht an gefegt. Die angeklagten Reid& tagsabgeordneten, welche, wie es den Anschein bat, nicht beabsichtigen, das Verfahren während der Seffton ausseßen zu laffen, dürften an den Verhandlungen vor dem Reichsgericht schwerlich Theil nehmen, sondern die Vertretung ihrer Angelegenheit ihren Vertheidigern Doktor Freytag in Leipzig und Dr. Mundel in Berlin überlaffen. Nach der Entscheidung des Reichsgerichts dürfte auch das Verfahren gegen die beiden Herren Reichstags- Abge ordneten Viered und v. Vollmar, welche bekanntlich an
Muß es mich nicht erbittern, wenn ich in allen meinen Hoffnungen mich getäuscht sehe?"
Und hast Du nie Dich ernstlich gefragt, woran die Schuld liege?" Ich glaube fie liegt an Dir, Ella-"
Du hast mir das oft gesagt, aber es will mir nicht einleuchten. Und was soll ich bei den Studmann's? Sie haben sich mit der Familie des Obersten ausgeföhnt und das burch bewiesen, daß sie keinen Charakter befizen."
Das ist ein ungerechtes Uriheil!"
" Rannst Du es entschuldigen, daß die Generalin fich mit ihrem Bruder überworfen hat, um die Aussöhnung mit bem Oberst zu ermöglichen?"
Der Baron schüttelte den Kopf.
siffure sado Der Bruch wird aus anderen Gründen erfolgt sein," erwiderte er.
Die Generalin hat sich nie über ihren Bruder be schwert, Arabella von Studmann hingegen bewies ihm bei jeber Gelegenheit ihre Abneigung. Sie brang auf Versöh. nung mit dem Oberft, weil sie ihre Hoffnungen auf den Affeffor gebaut hatte, es mußte fie ärgern, daß Rabe ftets von der Ausföhnung abrieth. Sie hat's bann auch fertig gebracht, und an der Erfüllung ihrer Hoffnung zweifle ich nun auch nicht mehr."
,, Und ich denke, Rabe wird sich über den Bruch zu trösten wissen," sagte der Baron, den dieser schroffe, herzlose Ton unangenehm berührte. Die Generalin hat nach meiner Ansicht bei dem Tausch nur gewonnen"
"
„ Herr Gutsbesitzer Rabe!" meldete der Diener,
bete ein.
und in bemfelben Augenblicke trat auch schon der AngemelElla hatte sich erhoben, falt und förmlich fland fie dem zukünftigen Gaiten gegenüber, und als sie be merkte daß er ihre Hand erfassen wollte, zog sie haftig sie zurüd.
" Wir hatten Sie zum Diner erwartet," sagte sie mit eisiger Kälte, die Einladung müssen Sie gestern er halten haben."
Es war mir unmöglich," erwiderte Rabe verwirrt, ber diesen Empfang offenbar nicht erwartet hatte ,,, ein
"
Aus Sachsen schreibt man der Voff. Stg.": Bei der fürzlich stattgehabten Berathung des Etats im sächsischen Landtage haben fich die Sozialdemokraten bei der Abstimmung über die Bivilliste des Königs und die Apanagen der Stimmabgabe enthalten, welcher Entschluß der Kammer durch den Abgeordneten Bebel verkündet wurde. Die Zivilliste des Königs beträgt 2 850 000 M., während für den Hofftaat der Königin außerdem noch 90 000. in den Etat eingestellt sind. Der Rentenbe trag der Sekundogenitur des Prinzen Georg beträgt 262 083 M. und die Apanage für den zur Beit in Leipzig studirenden Brinzen Friedrich Auguft 60 000 Dt., lettere gelangt erst vom 1. Juli 1886 an zur Auszahlung. Außerdem ist für den Prinzen Friedrich August ein Etablirungsbeitrag in der Höhe von 12 333 M. bewilligt worden.
Hannover , 16. Dezember. Ueber die Bedeutung des Wahlrechts hielt gestern Abend der Reichstagsabgeordnete Liebknecht vor einer Versammlung von weit fiber 2000 Bersonen hier einen Vortrag, in welchem er die Bestrebungen der Konservativen zur Beseitigung des allgemeinen Wahlrechts in recht zutreffender Weise beleuchtete. Die Versammlung, welche dem Redner enthusiastischen Beifall zollte, verlief in würdiger und ruhiger Weise.
Agram, 18. Dezember. In dem Prozesse gegen die Kroatischen Abgeordneten Starcsevics, Grzanics und Rumicfics wegen des Tumults in der Sigung des Landtags vom 6. D tober d. s. wurden Starcsevics und Grzanics der Begehung öffentlicher Gewaltthätigkeit schuldig erkannt und zu je drei monatlicher Kerkerstrafe verurtheilt. Gegen Starcsevics wurde außerdem der Verlust des Doktorgrades und der Befugniß zur Ausübung der Advokatur ausgesprochen. Rumicfics wurde freigesprochen. Der Staatsanwalt und die beiden Verurtheilten haben gegen das Urtheil Appellation eingelegt.
Der Deputirtenfammer liegt folgender Gesezentwurf, be treffend die Erhebung einer Steuer von den in Frankreich fich aufhaltenden Fremden vor: 1. Jeder in Frankreich fich aufhaltende Fremde zahlt eine jährliche Steuer( taxe de séjour) von 18 Fr. Für Arbeiter und Dienstboten beträgt die Steuer nur 6 Fr. Frauen und unmündige Kinder, welche mit dem Gatten bezw. Vater in legitimem Verhältniß zusammenwohnen und nicht für ihre eigene Rechnung ein Gewerbe betreiben, find von der Steuer ganz befreit. 2. Der Fremde, welcher 2 Monate vorübergehen läßt, ohne seine Ankunft in Frank reich gehörigen Dates anzumelden, wird von der Steuerkoms mission in die Steuerregister eingetragen und zahlt für das erfte Jahr doppelte Steuer, vom Tage seiner Ankunft in Frankreich ab gerechnet. 3. Der in Frankreich geborene Fremde, falls er nicht in dem Jahre, in dem er großjährig wird, für Die französische Nationalität optirt, zahlt von dem Tage ab, an dem er großjährig geworden ist, dreifache Steuer, d. h. 54 Fr. Für Arbeiter und Dienstboten können jedoch auch hier bie in Art. I vorgesehenen Begünstigungen in Anwendung tommen. 4. Von den von Fremden gezahlten Steuern ver bleibt ein Drittel der Kaffe der Gemeinde, in der dieselben ihren Aufenthalt genommen haben, während zwei Drittel der Staatstaffe zugeführt werden.
Dänemart.
Das dänische Follething ist am 18. d. Mts. wieder er öffnet worden. Die Regierung hat einen Gefeßentwurf ein gebracht, der einen Busazartikel zum Grundgesez enthält. Der selbe bestimmt, daß in solchen Fällen, wo bei der Berathung des Budgets eine Einigung beider Kammern des Reichstages nicht erzielt wurde, ein aus 10 Mitgliedern des Landsthing und 10 Mitgliedern des Follething bestehender Ausschuß ge wählt werden soll, der sofort zusammentritt und über alle die jenigen Punkte der Budgetvorlage, über welche die beiden Rammern uneinig geblieben find, berathet und durch Abs
Geschäft, welches ich nicht aufschieben durfte, hielt mich zurüd."
Ella hatte sich auf die Polster des Divans wieder niebergelaffen, ein spöttisches Lächeln glitt über ihre Lippen. " Ich wußte nicht, daß Sie Geschüfte haben, denen Sie fogar den Sonntag widmen müssen," sagte sie.
Rabe preßte die Lippen aufeinander, eine heftige Antwort schwebte ihm auf der Bunge, aber Herr von Lossow tam ihm zuvor.
Du hast wieder einmal Deine Migräne," sagte er, Herr Rabe würde gewiß unserer Einladung Folge geleistet haben, wenn es ihm möglich gewesen wäre."
„ Ich glaube nicht nöthig zu haben, Ihnen diese VerIch stand im ficherung geben zu müssen," erwiderte Rabe. Begriff, mein Hotel zu verlassen, um mich hierher zu begeben, als ich unerwartet Besuch empfing. Surüdweisen konnte ich ihn nicht, ich hatte Wichtiges mit ihm zu be sprechen."
Wieder zuckte Ella die Achseln, sie schien teine Entfchuldigung gelten laffen zu wollen, ihre trogige Miene vers rieth bas.
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ftimmung entscheidet. Die Abstimmung soll gesondert, über jeden einzelnen Buntt, und mittelst verschloffener Stimmzettel erfolgen. Den Abstimmungen des Ausschusses ift Gesezestraft beigelegt. Der Bwed dieses Antrages geht also dabin, die Macht des Follethings in die Hände dieses Ausschusses zu legen, in welchem das Landsthing( Oberhaus) zur välfte vers treten ist. Schwerlich wird die Volksvertretung geneigt sein, einen solchen Selbstmord an fh an vollziehen. Weiter wurde von der Regierung eine Vorlage eingebracht, betreffend die Bewilligung einer ginsenfreien Staatsanleihe von einer Million Kronen für die Gemeinden zur Herstellung kommunaler Arbeiten. Ferner sollen die Gemeinden bevollmächtigt werden, aus ihren Mitteln direkte Unterftügungen an die Nothleidenden zu gewähren; schließlich wird die Bewilligung von ca. zwei Millionen zur sofortigen Ausführung verschiedener öffentlicher Arbeiten beantragt. Die legteren Vorlagen find augen scheinlich darauf berechnet, der Oppofition Schwierigkeiten zu machen. Bekanntlich will die Mehrheit des Follethings dem Herrn Estrup überhaupt feine Gelder bewilligen und fie han delt den Verhältnissen entsprechend auch ganz forrekt, denn mit einem Ministerium, welches die Grundgefeße mißachtet, ist nicht zu verhandeln. Herr Estrup sucht nun den Wider stand der Oppofition durch genannte Vorlagen AU brechen, indem er darauf rechnet, daß bei einer ftritten Ableh nung die Arbeiter fich gegen das Follething wenden werden. Dbgleich wohl anzunehmen ist, daß die intelligenteren dänischen Arbeiter den Plan des ultrarettionären Ministers durchschauen, so dürfte andererseits die pure Ablehnung der Vorlagen do nicht rathsam sein. Das Follething muß vielmehr die Vorlagen umzugeftalten suchen; es muß bei deren Berathung viel weiter gehende Anträge einbringen, und zwar solche, welche die Buftimmung der aufgeklärten dänischen Arbeiter finden. Wenn das Follething in dieser Weise vorgeht, so wird es ihm ein Leichtes sein, das reaktionäre Minifterium falt zu stellen.
Gerichts- Zeitung.
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Der Mainzer Doppelmord vor dem Schwurgericht. Mainz , den 18. Dezember 1885. Vierter Tag der Verhandlung.
In dem gestrigen Bericht muß es in einer Bekundung des Landrichter Dr. Keller heißen: der Angeklagte sagte, wir werben warten, bis wir vor die Geschworenen fommen.""
Am heutigen Tage, an dem die Plaidoyers stattfinden sollen, ist der Bubörerraum und die Logen überfüllt.
Gegen 94 Uhr Vormittags eröffnet Präsident, Landgerichtsrath Berbellé wiederum die Sigung mit dem Bermerten, daß die Fragestellung eine kleine Aenderung erfahren müsse. Dieselbe bestehe darin, daß die Frage 2 als Frage 3 und ums gelehrt zu gelten habe und daß dieselbe Aenderung bezüglich ber analogen Schuldfragen betreffs der Ermordung der Frau Wothe vorgenommen worden sei.
Staatsanwalt und Vertheidiger erklären fich mit dieser Modifitation einverstanden.
Alsdann nimmt das Wort zur Schuldfrage Staatsanwalt Dr. Ewald: Meine Herren Geschworenen ! Sie haben von dem ehemaligen Staatsanwalt, jezigen Beige ordneten Dr. Gaßner und dem Geh. Medizinalrath Doltor Helwig gehört, in welcher Weise am 27. Auguft ds. J. im Rheinstrom hierselbst ein männlicher Rumpf gefun den wurde und welche Beschaffenheit derselbe hatte. Es fand zur Zeit gerade Messe hierselbst statt. Anläßlich dessen lenkte fich der Verdacht auf eine in üblem Rufe stehende Meßverkäuferin, Namens Müller aus Frankfurt a. M., die die Kitt- Baronin" genannt wurde. Die nach dieser Seite sofort angestellten Nachforschungen ergaben jedoch Die vollständige Grundlosigkeit dieses Gerüchts. Des weiteren wurde ein Kapitän vermißt, der sich jedoch sehr bald bei voller Gesundheit der Staatsanwaltschaft vorstellte und in aller Ruhe erzählte, daß er die verflossene Nacht in einer hiesigen Wirthschaft zugebracht hatte. Damit war es also wieder nichts. Am Nachmittage des 27. August stürzte der Schußmann Schultbeig athemlos in das Bimmer der Staatsanwaltschaft mit der Mittheilung: In dem Hause Fürstenbergerhof Nr. 3 fel eben falls ein furchtbarer Mord vollführt worden. Die Beamten Der Staatsanwaltschaft eilten sogleich nach dem bezeichneten Hause und fanden dort außer einer großen Blutlache Frau Wothe ermordet in ihrem Bette liegen. Die Sachen, in denen der Rumpf eingebüllt war, riefen die Vermuthung wach, daß zwischen beiden Mordthaten eine Verbindung bestehen müsse. Wir erfuhren, daß bei den Wothe'schen Eheleuten ein Mann, Namens Herbst, gearbeitet habe. Da dieser uns über die Ver hälniffe der Wothe die beste Auskunft geben fonnte, so be gaben wir uns an die Wohnung des Herbst, diese war jedoch verschloffen. Wir ließen dieselbe von einem Schloffer öffnen und fanden unter dem Bett des Herbst ein Bündel be bluteter Kleider, die sogleich als Eigenthum des Herbst refognoszirt wurden. Da die Wothe eine Prostituirte war, so tamen wir auf die Vermuthung: Herbst und Wothe
uns getroffenen Vereinbarungen sollten strenges Geheimniß bleiben, jezt kennt sie schon die ganze Stadt." " Nicht möglich, Herr Baron!"
Ich bin von mehreren Freunden gefragt worden-" Aber ich habe nicht geplaubert."
Erlauben Sie, jene Vereinbarungen waren nur meis ner Tochter und uns Beiden bekannt," sagte der Baron mit schärferer Betonung, und Ella hat so wenig darüber gesprochen wie ich."
"
Dann weiß ich nicht, wer das Geheimniß in die gebracht hat," erwiderte Rabe, Rabe, der Deffentlichkeit jezt auch einen troßigen Ton anschlug, ich fonnte ja tein persönliches Intereffe dabei haben."
Erlauben Sie, vielleicht war das doch der Fall! Vielleicht fürchteten Sie, ich tönne mein Wort zurüdnehmen „ Herr Baron!"
Unterbrechen Sie mich nicht, Sie wissen, daß ich niemals mit meinen Gedanken hinter dem Berge halte! Man kann durch solche Indiskretion einen gewissen Druck
üben!"
Und welche Veranlassung sollte ich dazu haben?" Es wäre mir sehr angenehm, wenn die Herren mich eine Stunde allein lassen wollten," sagte sie talt, bas Befragte Rabe, die Brauen zusammenziehend. bürfniß nach Ruhe macht sich unabweisbar geltend."
Herr von Loffom gab seinem Gaft einen Wink, Rabe folgte ihm in das Wohnzimmer.
Dieser Empfang erschreckt mich," sagte Rabe, während
" Haben Sie mir damals nichts verschwiegen, als Sie Ihre Berhältnisse mir auseinandersetzten?"
Nicht daß ich wüßte!"
" Hm, darf ich Sie fragen, welche Ursachen Ihrem Bruch mit der Generalin zu Grunde liegen?"
M
er den alten Herrn erwartungsvoll anschaute, ich bebaure Nichts weiter, als die Versöhnung meiner Schwefler in der That, den Groll Ella's herausgefordert zu haben, aber ich durfte doch auch wohl hoffen, daß sie den Verhält„ Der Dberit bagt mich und meine Entfernung aus dem mit dem Oberst von Stuckmann," erwiderte Nabe spöttisch. haßt nissen Rechnung tragen werde."
Bielleicht liegt der Grund tiefer, als wir glauben," erwiderte der Baron in ernstem Tone,„ macht Ihr Gewissen Ihnen keinen Vorwurf?"
Mein Gewissen?" fragte Rabe befremdet.
fich über mich beschwert?"
,, Nein, aber ich muß es leider thun."
Aus welchen Gründen?"
Hat Ella
" Sie haben Ihr Wort nicht gehalten. Die zwischen
Haufe der Generalin war die erste Bedingung der Vers föhnung. Daß meine Schwester darauf eingegangen ist, war mir anfangs schwer begreiflich, die Gründe sind mir später tlar geworden, und ich fürchte, daß sie es bereuen wird."
,, Und dies soll der einzige Grund gewesen sein?" " Ich finde keinen anderen."
( Fortsetzung folgt.)
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