zur Andacht und EelbsteinUhr im Walde einhergehe, und an« statt des JubUirens unserer Rotkledlcken, Seifen, HSrfltnge, Stieglive u. s. w. daS eintönige Grlrächz ewig gieriger Krähen höre. DaS empfindet man aber in anderen Ländern auch. Darum fort mit den Vogelleichen aus den Frauenhüten!" rd Zu welchen verzweifelten und mitunter drastischen Mitteln, die, wenn d e Sache nicht so tiestrauria wäre, sicher nicht verfehlen würden, fomildj zu wirken, ein Thnl unserer Geschäfisleute seine Zuflucht nimmt, um namentlich jetzt in der Weihnachtszeit, auf welche Jeder seine Hoffnung« n baut, Käufer d« ranzuziehen, davon hier zwei Prödchen. In wriser Erkenntnis, dasi da« Zettelvertheilen auf offener Straße eine bereits verbrauchte Sache ist und seine Zugkraft verloren hat, verfolgt ein hiesiger Geschäftsinhaber jetzt eine andere PiaxrS. Von zarter Kinderhand wird dem ahnungslosen Straßenpassanten in gänzlich unauffälliger Weise verstohlen etwa? in die Hand gedrückt. DieleS Eiwas ist ein Kärichen folgenden Inhalts: Bon für Knaben« Anzüge von 2— 16 Jahren, Damen- und Klndermänicl in größter AuSwahl. Dieser Bon wird bei jedem, wenn auch noch so billigen Preise für— 50 Pf. in Zahlung genommen. Den Kopf bildet die Firma des de- treffenden Geschäfts.— Auf großen Piakaten bringt ein hiesiges Zigarrengeschäft dem Publikum folgendes zur Kenntniß:„BiS zum 25. Dezember d. I. erhalten Käuter von 2 Mille Zrgar« retten aus einer näher bezeichneten Fabrik— einen modernen amerikanischen Klappstuhl mit Lehne gratis!"— Das genügt! r. Zum Zwecke der Unterbrechung der Verjährung find in den letzten Jahren mehrfach formell umichlige Anträge hei dem Gericht gestellt worden. Die nach dem alten Gerichts« verfahren übliche Forderungs- Anmeldung«xistirt im gegen« wärtig geltenden Verfahren nicht mehr; zur Unterbrechung be- darf eS einer formellen Klage, in welcher außer der Schuld- summe auch die Ursache ihrer Entstehung angegeben werden muß, mit dem Antrage auf Erlaß etneS Zahlungsbefehls. Er- hebt der Schuldner gegen solchen Befehl nicht binnen der ihm vom Gericht gestellten Frist Widerspruch, so wird die Schuld vollstreckbar; erhebt der Schuldner Widerspruch gegen den Zahlungsbefehl, so regelt sich daS weitere Verfahren nach den Vorschnften der Zivilprozeßordnung; durch die Behändigung der Klageanmeldung wird aber in jedem Falle der Lauf der Verjährung unterbrochen. Da die Zahl solcher Klageanmel- düngen sich zum Jahresschluß sehr zu häufen pflegt, so empfiehlt sich die zeitige Anbringung derselben umsomehr, alS das Ge« richt eine Garantie für die rechtzeitige Behändigung an den Schuldner nicht übernimmt. Die Beihilfe eines Rechtsanwalts bei diesen Anträgen ist nicht erforderlich. j. Der verhastete Proviflonsschwtndler ist der Kom- misstonär Prietz, wohnhaft Friedenstr. 3 bei Kleemann. Die Zahl seiner Opfer soll eine sehr große sein. Um sie zur Zah- lung der„Provisionen", auf die er eS nur abgesehen hatte, geneigt zu machen, versprach er gewöhnlich, daS Darlehn zu 7 pCt. oerschaffen zu wollen. Wenn er die Privision ringe« strichen hatte, pflegte er, um die Geldsuchenden dann abzu- schrecken, zu sagen, die 7 Prozent wären pro Quartal oder pro Monat gemeint gewesen. Bei den AuSkunftSbureauS, die Prietz erst immer über die Qualität der Geldsuchenden be- fragen zu wollen vorgab, ist er überhaupt gar nicht gewesen. Dieselben kennen ihn gar nicht. Alle, die sonsi noch von ihm geschädigt worden sind, werden gut thun, ibre Anzeigen zu den Akten zu geben. Prietz ist bereits dem Untersuchungsrichter vorgeführt worden. Der rege Verkehr auf dem diesjährigen WeihnachtS- markt seit drm„Aufbau" deffelden veranlaßt die„Voss. Ztg." zu einem diesbezüglichen Rückblick auf längst vergangene Zeiten. Der Ausbau des„ChristmarsteS" erfolgte von je her am 11. Dezember; ursprünglich auf dem Mühlendamm und dem Köllnischen Fischmaikt resp. in der Etralauer und Heilige« geiststraße, seit 1750 dann in der Breiten Straße und auf der Schloßfreiheit. Einer Aufzeichnung aus dem Jahre 1789 entnimmt daS genannte Blatt, daß gewöhnlich in den ersten acht Tagen der Besuch deS Marktes nur ein unerheblicher war, in Folge dessen von den ca. 250 Buden eine große Anzahl ge- schloffen blieb. E st am 20. Dezember begann Jung und Alt, Vornehm und Gering in Wagen und zu Fuß nach dem Christ« markt zu ziehm und bis zum Christabend Dasjenige zukaufen, was man zu verschenken gedachte. Dieser Tag war der wichtigste für den„Volksjudel." Der Verkehr begann schon Morgens um 9 Uhr und währte bis AbendS gegen 6 Uhr, in welcher Zeit auch der geringere Bürger, Handwerksburschen und Tagelöhner sich einfanden. Die meisten Handwerker machten schon um 3 Uhr Nachmittag» Feierabend und nahmen so viel Geld mit sich, als sie ausgeben wollten. Allein dabei blieb es nicht; denn weil eS Mode geworden war, sich „bei Zeiten ein Mädchen zur lieben Ehegattin zu wählen," so hatte„ordinär" ein Jeder sein Liebchen bestellt und wandelte, Arm in Arm mit demselben, den Martt auf und ab. Dadurch entstand ein solcher Gedrang. daß man(wie der Berichterstatter meldet) oft froh war, mit Ehren und ohne Schaden davonge- kommen zu sein. Die kalte oder naffe Witterung inkommodirte nun steilrch die„Spazierenden", weshalb sie ibre Zuflucht zu den Branntweinläden, zur Tabagie oder zum Weinkeller nah- men. Wenn dann solche Christmarttsgänger den Kopf voll Wein, Bier oder Branntwein hatten, jubelten und liefen sie bis Morgens 4 Uhr herum und gingen dann entweder in die Christmeffe oder nach Hause und legten sich auf's Ohr. AuS« Kerlmrr Thenter. Im Deutschen Theater wird heute, Sonntag,„Romeo und Julia ", morgen. Montag,„Der Hexenmeister", und Dienstag„DeS MeereS und der Liebe Wellen" gegeben. Am nächsten Mittwoch, 23. d. M., geht Heinrich von Kleisi's Schauspiel„Das Käthchen von Hellbrvnn" neu in Szene. Die erste Wiederholung dieses EtückeS findet am Freitag, den ersten ■', statt. Für Sonnabend, den zweiten Feiertag, Weih.____________________„ ist„Ein Tropken Gift" angesetzt. Louisenstädtisches Theater. Die Beitrage zum Denk- male C. M. v. Weder's, des echt deutschen Komponisten, find beklagen swerther Weise bisher noch sehr spärlich eingegangen. Um auch seinerseits ein Scherflein hierzu beizutragen, veran- staltet Direktor FirmanS am Montag, den 21. d. M., eine Festvorstellung, deren Ertrag dem FondS des in Eutin , Weber'S Vaterstadt, zu enichtenden Denkmals überwiesen werden soll. Zur Aufführung kommt des Komponisten treffliche Oper„Oberon", die sich in der hiesigen Besetzung einer großen Beliebtheit "��Velle-Alliance-Theater. Eingetretener Hindernisse wegen müssen die Aufführungen von„Herr und Frau Hypokrates." unteibrochen werden und wird heut der allbeliedle„Dek'.or Klaus" zum letzten Male in dieser Saison seine Sprechstunde halten. Montag, Dienstag und Mittwoch treten die«Kyritz « Pyritzer" wieder ihre lustige Sängerfahrt nach Berlin an und am ersten Feiertag geht die GesangSposse„Lucinde vom Theater" von Emil Pohl zum ersten Male in Szene. Projrktirtes Repertoire der königlichen Schauspiele vom 20. bis 27. Dezember 1885. Im Opernhause: Sonntag, den 20.: Der Trompeter von Säkkingen; Montag, den 21.: Siegfried; Dienstag den 22: Vierte Sinfonie« Soiröe; Mittwoch, den 23.: Die Hugenotten (Herr Mierzwlnsli als Gast); Freitag, den 25.: Tell(Herr MierzwinSki als Gast); Sonnabend den 26.: Tvnnhäuser(Herr Niemann); Sonntag, den 27.: Slradella, Wiener Walzer.— Im Schauspiel- hause: Sonnlag, den 20.: Rosenkranz und Güldenster n; Montag, den 21.: Narziß ; Dienstag, den 22.: Bürgerlich und romantisch; Mittwoch, den 23.: Die Rantzau; Freitag, den 25.: Fiesko; Sonnabend, den 26.: Der Bibliothekar; Sonn- tag, den 27.: WaS ihr wollt. schweifungen wurden dabei nur selten begangen, weil Niemand wünschte, die Feiertage im Arrest zumbringen. Am ersten Festtage blieben nur einige spärlich erleucht te Prefferkuchen« buden geöffnet; vom 26. bis 31. Dezember pingen die Abend- Promenaden auf vem Markte„nur schläfrig" vor sich, das meiste Geld wurde für N-ojahrswünsthe ausgegeben. Nach dem 1 Januar begann man mit dem Abbruch der Buden, und am 6. war der Christmarkt vollständig geräumt. So also sah eS„vordem" auf unserem Weihnachtsmarkte aus, Polizet-Bericht. Am 17. d. M. Nachmittags fiel dem Maurer Becker beim Abbruch des Seitengebäudes auf dem Glundstück Sebastianstr. 17 ein Srück von der Decke auf daS rechte Bein, so daß er einen Knochen brück erlitt und nach Bethanien gebracht werden mußte.— Am 18. d. M Vormittags brach tn der LuxuSpapierfadrik von Ehlert, Brücken- straße 2, Feuer aus, durch welches Waarenbestände von be- trächllichem Werthe vernichtet wurden und welches die Thätigkeit der Feuerwehr auf eine Siunve in Ansoruch nahm. Mangel- baffe Beschaffenheit deS Schornsteins soll den Brand Herberge- führt haben._ Oerichts-Zeitung. Im Handel mit auSländtschen Looseffektcn muß eine besondere Vorficht darauf verwindet werden, sich von der ord- nungsmäßigen Abstempelung derselben zu überzeugen, da daS Inverkehrbringen nicht abgestempelter Stücke mit einer Geld strafe von 300 M. belegt ist. Wegen Verletzung deS Gesetzes vom 8. Juni 1871 hatten sich gestern der Bäckermeister Buig- mann und die Bankiers Friedländer, Gumpert, Brauer und Büß vor der zweiten Strafkammer diesigen Landgerichts I zu verantworten. Als das angelührte Gesetzen Kraft trat, war ern Zeitpunkt festgesetzt, bis zu welchem die in Kours befindlichen Stücke solcher ausländischen Looseffekten an b-stimmten Stellen abgestempelt werden mußten. Nach der im Gesetze selbst vor» gesehenen Jnsttukiion des Reichskanzlers hatte die Ab- stempeluna in der Weise zu geschehen, daß auf die Stücke vre Stempelmarken aeklebt und durch den Roth- stempel der bezeichneten Behörde kasfirt wurde. Der erste Angeklagte halte seiner Zeit eine Anzahl Barletta-Loo e bei der Seehandlung abstempeln lassen und vor einigen Jahren ein solteS an die Bankfirma Friedländer und Gumpert ver- kaust. Diese haben eS an Brauer md letzterer an Büß weiter veräußett. Als eS nunmehr wiederum in Verkehr gesetzt wer« den sollte, stellte sich heraus, daß zwar die Stempelmarke auf das LooS geklebt war, die Kassation seitens der Seehandlung aber unterlassen war. In Folge dieser Wahrnehmung wurde obige Anklage erhoben. Der Angeklagte Gumpert macht den Einwand, daß er mit dem Loose absolut nichts zu thun gehabt habe, da er damals ottsadwesend gewesen ist. Die übrigen Angeklagten erachteten sich für straflos, weil das Effekt doch mit der Stempelmarke versehen ist. Der Gerichtshof erachtete indeß die nach dem Gesetz vorgeschriebene Abstempelung nicht für bewirkt und verurtheilte daher die Anaetlagten, mit Aus- nähme des Gumpert, zu der festgesetzten Strafe von 300 M. Vereine und Versammlungen. be. Humorifttscher und ungeschickter konnte eine ernste Sache nicht dehandelt werden, alS die Duellfrage in der Volks- Versammlung, welche ein Herr Dr. Gerlach am Freitag Abend nach der„Tonhalle" einberu en hatte. In dem großen Saale hatten sich hochgerechnet 200 Personen zusammengefunden, zur Hälfte Arbeiter, zur Hälfte Studenten. Die letzteren schienen es vom Beginn an auf eine große Ulkerei abgesehen zu haben. Diese Blüthe der Nation mir den zenffencn und zerhauenen Gesichtern und den unmöglichen Haarscheiteln vertrieb sich nämlich die Z«it biS zur Eröffnung der Versammlung mit un- authöiliäiem Scharren und Trampeln, genau so wie eS daS liebe Hornvieh tn den Ställen macht; ein Gebrauch, der neben« bei bemerkt in den Hörsälen der Unio rfitäten floritt. Endlich erschien der Einberufer auf dem Podium, ein älterer Mann mit unsicherer und schwacher Stimme. Seine ersten Worte gingen im Lärm vollkommen verloren. Schließlich hörte man etwa folgendes: Der eiserne Wrlle, der seit zwei Dezennien in Deutschland herrsche, habe die Nation in einen Zustand des Unmuthes, der Verzweiflung und der Unruhe versetzt.(Unruhe bei den Studenten.) Da müßten die Idealisten deS Volkes sich zusammenthun und den Machtbadern zurufen:„Die Menschheit gebet frei; sie gehört nicht Euch!"— Nun entwickelte der Redner einen schwer ver- ständlichen Plan, wie diese Zusammenfassung der idealen Fak- toren zu geschehen habe an der Hand emer von ihm verfaßten Brochüre. Die Quintessenz deS Ganzen ist, daß in allrn Ge- metnden„sittliche Ehr-nräihe" eingesetzt werden sollen, welche die körperliche und geistige Erziehung der heranwachsenden Jugend leiten, die Kenntnrß der Gesetze verbreiten unv alS Schiedsrichteramt in Sachen der Moral und Sittlichkeit walten sollen. Bestehe erst eine solche Einrichtung, dann werde die für das deutsch ? Volk deschämende Thatsache, die erst kürzlich auf dem internarionalen Getängniß-Kongreß in Rom kon« statirt sei, auS der Welt geschafft werden, daß nämlich in Deutschland , dem Land der Schulen und Kasernen, die meisten Verbrechen gegen die Sittlichkeit verübt wurden. (Unruhe bei den Studenten). Der politische Glaube müsse so frei sein, wie der religiöse, die politische Aufklärung überall- hin verbreitet werden Heute sei der Mann in kleinen Orten und besonders der Bauer nur das Stimmvieh der Parteien. (Unruhe bei den Studenten). Nun begann der Redner von dem ergentlichen Thema gar sehr abzuschweifen, erzählte von allem möglichen, von Hexen Prozessen, von Etöcker u. s. w., alles ein'zvcnig wirr und durcheinander unter beständiger Unter- breckung durch Rufe: zur Sache, durch Lärm und Hciterkeits- auSbrüche, bis er schließlich bei dem eigentlichen Thema an- langte, daS er innerhalb 2 Minuten etwa so erledigte:„Das Duell verstößt gegen daS Rechtsbewußtsein und die Religion, steht aber unter dem Schutze höherer Mächte. Urber feine Grausamkeit und Unfittlichkeil besteht kein Zweifel; im„sitt- lichen" England werde es als Mord betrachtet und bestrast. Un'er Ziel sei, solche Anschauungen auch in Deutsch - land wirksam zu machen. Zu diesem Zwecke müssen wir uns selber besser machen und einen Verein bilden. Ich hoffe, daß wir um 1 pCi. besser aus diesem Saale gehen werven.(Große Heiterkett.) Mögen es bald 50 pCt. sein. Rufen wir aus der traulichen Tonhalle mit gräulichem Tonfalle(allgemeines Au!) Tod dem Duell!(Eine Stimme: Das wäre ja Atorb!— Stürmische Hetterkeit.) Besprechen wir jetzt, wie der Verein zu bilden ist und machen Sie Vorschläge zum Komitee. — Nun erhob sich ein Gefängnißdirettor, Herr Rittener, um wie er sagte, nicht durch Schweigen in den„Verdacht" zu gerat hen, als billige er die Anschauungen deS Vorredners über den Fürsten Bismarck. Fürst B- sei ein Mann, der providcntiell (durch die Vorsehung) berufen sei, die soziale Frage zu lösen!!(Beifall bei dm Studenten. Oho's bei den Arbeitern.) In diesem Sinne sprach der Redner noch Einiges.— Hierauf meldete sich der Reichstagsadgeordnete Herr Rarster zum Wort. — Der überwachende Polizei-Wachtmeister spricht mit dem Herrn Dr. Geilach, der schließlich erklärt, eine DiS- kusfion solle gar nicht stattfinden.— Herr Schriftsetzer Schulze zur Geschästsordnunq: Mein Name ist Schulze.(Große Her- terkeit.) Nach den Ausfübrung-n des Herrn R. ist eine Ant- wort sebr nöthig. Eine öffentliche Volksversammlung gewährt freie Diskussion. Im Uebrigen ist nickt einmal ern Bureau gewählt. Ich beanirage die Wahl.— Heer Lenze: Verbietet die Behörde die Diskussion?(Herr Dr. Gerlach nickt.) Dann verzichte ich auf's Wort. — Abgeordneter Rarster: Ich bitte unsts Wort zur Geschäftsordnung. — Herr Dr. Gerlach(sehr angstlich): Ich darf es Ihnen doch nicht geben.— H.-rr Rarster Es ist mein konstitutionelles Recht, in einer öffentlichen Ver« sammlung zu sprechen.(Beifall.)— Da erhebt sich der Poli- zeibeamte und erklärt die Versammlung für aufgelöst. Unter Hochrufen auf Rarster verstießen die Aroeiter den Saab Zentral-Kranken- und Srerbekaffe der Tischler und anderer gewerblicher Arbeiter Deutschlands. (E. H.) Die Orts- Verwaltung Berlin veröffentlicht in der„Volks-Zeitung" fol- genden Aufruf an die Kaffenmitglieder:„Der Jahresabschluß ist nahe und die freien eingeschnebenen Hilfskassen müssen bis zum 31. März 1886 die Jahresabrechnung bei der vorgesetzten Behörde eingereicht haben. Die Oberaufsichtsbchörde wird diese Jahresabrechnungen prüfen und, falls die Ucberschüsse des ver- gangenen Jahres 10 pCt. der Kaffenbeiträge nicht erreichen, eine Erhöhung der Beiträge oder eine Verminderung der Unter- stützungen anordnen. Obwohl nun unsere Kasse seit dem In- krafttreten des neuen Statuts recht ansehnliche Ucberschüsse er- zielt hat, so wird es uns doch nicht gelingen, die gesetzlich be- stimmten Ucberschüsse voll und ganz auszubringen. Die Mög- lichkeit, dies zu können, ist aber dennoch vorhanden, und zwar, wenn die Ortsvcrwaltungen mit aller Kraft dahin stteben, daß die immerhin sehr große Zahl der Restanten veranlaßt wird, bis zum Schluß des des Jahres die rcstirenden Beiträge zu entrichten. Es sollte die Aufgabe eines jeden Mitgliedes sein, unter allen Umständen dafür zu sorgen, daß die Restanten ihrer Pflicht bis zuin Schluß des Jahres nachkommen. Keinen sollte der Vorwurf treffen können, durch seine eigene Lässigkeit dazu beigetragen zu haben, daß der oben erwähnte Fall ein- trete- Juso nochmals: Sorge ein Jeder dafür, daß bis zum Schlüsse des Jahres die rcstirenden Beiträge gezahlt werden, dann haben wir unser Ziel voll und ganz erreicht." Auf Grund dieses Aufrufs des Zentral-Von'tandes sehen wir uns veranlaßt, tenau nach dem Statut zu verfahren, welches besagt, daß jedes Mitglied, welches sechs Wochen restirt und keine Stundung nachgesucht hat oder nachsucht, gestrichen wird. Die Verwaltung Berlin . Außerdem macht die Filiale Berlin A bekannt, daß die Beittäge statt Sonnabend Sonntag, den 27. Dezember, Vorm. 10—12 Uhr, auf sämmtlichen Zahlstellen entgegen genommen werden. Große öffentliche Versammlung der Steindrucker und Lithographen am Sonnrag, den 20. d. Mts., Vormittags 10 Ubr, im Palmen-Saal, Neue Schönhauserstr. 20. Der Unterstiitzungsverein der Vergolder und Be- mfSgenoffen Berlins veranstaltet am zweiten Weihnachts- Feiertage, im Lokale des Herrn Leitmann, Brunnenstraße 9, ein Kränzchen, verbunden mit GesangSvotträgen. Billets find zu haben: Schillingstraße im Lokale deS Herrn Köonick; bei bei dem Kasfirer Herrn Rammlo, Kastanien-Allee 24 und bei Herrn Rühring, Anklamerstraße 23. Vermischtes. Eine entsetzliaie Leidensgeschichte erzählte der Mattose Heinrichs Schwenke in Dover bei der Todtenschau über die Leiche des Matrosen Karl Heidkruger, die in dem Wrack d-s deutschen Schiffs„Fidelis" unweit Dover gefunden worden war. Schwenke's Aussage zufolge war auf der Höhe von Dungeneß ein unbekannter Dampfer mit der„Fidelio" zu- saminengestoßen, in Folge dessen letztere kenterte, während der Dampfer weiter fuhr, ohne sich um das Schicksal der 10 Köpfe zählenden Besatzung des deutschen Schiffes zu kümmern, die sich an den Masten und Spanen festklammerte und stunden- lang in der fürchterlichsten Kälte dein Sturm und den Wellen ausgesetzt blieb. Zuerst ließ ein Schiffsjunge seinen Halt fahren und verschwand in der Wassergischt, dann folgte Heid« kruger, darauf der Kapitän Meyer, und so ertranken nachein- ander sieben Mann, bis endlich der auf der Fahrt nach Irland befindliche Dampfer„City of Hamburg " die drei überlebenden Matrosen, darunter Schwenke, rettete und nach Belfast brachte, von wo aus sie nach Dover gebracht wurden, um der Tobten- schau beizuwohnen, die nach Feststellung der Identität der Leiche vertagt wurde, um womöglich den Namen des unbe- kannten Dampfers zu ermitteln. Wa» ist Diebstahl? Aus London wird geschrieben Eng« land ist xw exceltence das Eldorado der Juristen; es ver« dient den Spitznamen a law-ridden country; nirgends floriren juridische Spitzfindigkeiten in so hohem Maße; bis zu welchem Unsinn jedoch der Verstand der Verständigen verinen kann, zeigt uns der durch die Juristen zur cause cölsbre aufgebauschte einfache Fall; Knogh gegen Ashwell. Das Sireitobjekt ist ein Schilling, und wem dieser gehört, hat eine vollständige Phalanx von vierzehn Richtern nicht entscheiden können, und zwar in dritter Instanz! Tie dem Streitfall zu Grunde liegenden Thatsachen find folgende: Im letzten Januar erbat sich der Appellant Ashwell von einem Bekannten, Knogh, einen Schilling als Anlehen. Knogb griff in die Tasche, zog aber, ohne eS zu wiffen, statt eines Schillings einen Sooereign hervor und gab ihn dem Ashwell. Als Knogh seinen Mißgriff bemerkte, verlangte er von seinem Freunde das Goldstück zurück. Dieser jedoch behauptete, er habe nicht mehr als einen Schilling erhallen. Die Sache kam vor das Assisengericht in Leicester und die Jury gab ihr Verdikt ab,„daß Ashwell im Augenblick der Annahme nicht wußte, daß er statt eines Schillings einen Eouvereign erhielt, eS aber bald hernach herausfand und das Goldstück betrügerisch für sich behielt." Gegen dieses Urtheil legte Ashwell Berufung ein, und d e heikle Frage, od der von der Jury festgestellte Thatbestand„Diebstahl" sei, wurde zuerst von einem aus fünf Richtern zusammengesetzten Gerichts» Hof geprüft, ohne daß ein befriedigendes Ergebniß erhältlich war; in letzter Instanz haben vierzehn Richter, worunter Lord Chief Justiz Coleridge, nach einer zweitägigen Be- rathung über den hochwichtigen Punkt nicht in:s Reins kommen können! Diebstahl(lareevy) ist, so sagten diese Per« rücken, das betrügerische Wegnehmen fremden Eigenthums. Soweit war die richterliche Weisheit llbereins. Nun galt es, festzustellen, ob der Appellant im Augenblicke des Weg« nehmenS betrügerische Absichten besessen habe. Der Lord Chief Justice Coleridge und mit ihm sechs andere Richter bejahten diesen Punkt,„weil daS Wegnehmen nicht vollendet gewesen sei, biS der Appellant gewußt habe, was er sich an« geeignet." Natürlich waren die fieden anderen Richter, an ihrer Spitze Mr. Justice Stephen, ganz entgegen« gegengesetzter Meinung,„denn die Absicht deS Stehle™ müsse mit dem Augenblick des Nehmens zusammenfallen, vo bleibt dieser hochwichlize Fall unentschieden, das Urtheil fallt dahin und Knogh bleibt nichts üdiig, als den Rath des Jlst"* Manisty anzunehmen und die 19 Schillinge als Anlehen zu betrachten und Ashwell für Rückerstattung anzuklagen. Ader dann werden die Richter entscheiden müssen, was ein„Anlehen ist, und das kriegen sie bis zum jüngsten Tag nicht fertig. _ Zur Warnung. Allen denen, welche zu schlechten «Scherzen" Neigung fühlen, zur Nachricht, daß in«Hannover ern Gastwirth vom Gericht zu vier Monaten Gefänantß ver« urtheilt worden ist, weil er im„Hannoverschen Tageblatt eine erdichtete Verlobungsanzeige veröffentlicht hatte. Kriefkasten der Redaktion. E. K. Grünauerstraße. Wir haben von Ihnen lein Einsendung erhallen. �„r Alex M. Herr Kreutz kandidirte 1883 im 16..£«* Conrad im 41. Kommunal Wahlbezirk. Im 41. Bezirk fa eine Stickwahl statt., w E. M. Orantenstraße. Erscheint rn der nach) Nummer.
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