Beilage zum Berliner Volksblatt.
e. 299.
Dienstag, den 22. Dezember 1885.
Wiedereinsegung der Ruhmilch als einzig naturgemäßen und
Ueber hygienische Kinderpflege im ersten gefunden Erias, der Muttermilch unter entſprechender Ber
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Lebensjahre.
Bon Dr. Paul Niemeyer.
( Nachdruck verboten.)
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Dies von Das Kind ist der Vater des Mannes!" einem Lebensbeschreiber auf unseren Goethe in geistigem Sinne angewandte Wort glaube ich auch in leiblichem Sinne auf den nach hygienischem Plane gezüchteten Erwachsenen geltend machen zu dürfen, um die Männer und Baterwelt, so viel an mir ist, von der landesüblichen Rederei abzubringen: Kinder pflege gebe fie nichts an und brauchten fte als solche überhaupt nicht zu verstehen. Schrieb ich zwar selbst einen für die Mutterwelt beftimmten Rathgeber"( in 20 Briefen, soeben in 2. Auflage bel J. Engelborn zu Stuttgart erschienen), so vers fehle ich barin doch nicht, von Anfang an den Ehemann als ebenbürtigen Infaffen der Wochenstube vorauszuseßen und namentlich in dem Sinne den Frauen in's handwerk in welchem der hygienisch ers pfuschen" Au laffen, freiwilligen Samariterthumes, leuchtete Wortführer des Dr. Esmarch, der vielgeschäftigen Dienstbefliffenheit den Vor allem gilt's, nicht zu Grundfas entgegenhält: fchaben!" Wie ich in fenem Werle bis in's Einzelne nachweise, floß fast das Ganze der feit der guten, alten 8 it" bei uns eingebürgerten Säuglingspflege viel weniger aus leibforgerischer Erwägung, als aus abergläubischem Formelwesen und muhmeriicher Eigenbrodelet unter beinahe gefliffentlicher Versündigung gegen die ersten Regeln der Hy giene, obenan der Luftpflege. So fand denn schon vor 10 Jahren der von mir angeregte Vorschlag zur Bildung einer Art von Antilinderquälerei Vereinsthätigkeit" in Dresdener und Leipziger Kreisen lebhaften Anklang und foeben erst muß ich einen damals bereits gehaltenen und dann in meinen ,, ärzt lichen Sprechstunden"( Band 1) veröffentlichten Vortrag wie eine Neuigkeit in einem Berliner Blatte abgedruckt finden! In einer inapp zugeschnittenen Mittheilung muß es bei der Andeutung sein Bewenden haben, daß die vielberufene Maffensterblichkeit der fleinen Kinder hauptsächlich auf Rech nung der von Muhmenhand betriebenen gesundheitswidrigen Bflege" nebft fogenanntem Inachtnehmen fommt, gegen weldes aber feiner Beit schon ein Jean Baul mit wahrhaft gött. licher Grobbelt elferte, z. B.:,,Warum sprechen die Mütter hundertmal von Ertältung und faum einmal von Erhigung, welche doch, zumal im Winter, so leicht in Todestälte ausgeht.
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Die Puntte, in welchen die noch ebenso unerfahrene als unfelbstständige Mutter, unter Führung des dem falschen Mengftlichkeitsfinne überhaupt entgegenarbeitenden Vaters, dem berrschfüchtigen Treiben der scheinbar wohl berufenen", thatsächlich aber nur selten auserwählten" Pflegerin Einhalt u thun hätte, faffe ich hiermit folgendermaßen zusammen:
1. Kleidung tommt einerseits nach ihrer mechanischen, andrerfeits nach ihrer vor Erkältung schüßenden" Wirkung in Betracht. Mit ersterer wird geschadet" durch Anlegen von Binden und Widelband. Schon vor Jahren erklärte fich der angefehene Frauen und Kinderarzt Dr. Plath zu Hamburg gegen den Gebrauch der Nabelbinde und ersepte fie, wie das auch in hygienischem Kreise nunmehr üblich, durch ein ölges tränktes, um den Nabelschnurreft gelegtes und mit einem Streif. den Heftpflafter an der Bauchfläche befestigtes Läppchen. In der Thierpflege, wo doch mit der Nabelschnur gar nichts der artiges geschieht, weiß man nichts von dadurch verschuldeten Bufällen. Das beliebte Wickelband vollends, welches nur den felbfifüchtigen Bwed verfolgt, das Würmchen in leichter hantir. bare Faffung zu bringen, wobei ihm aber die lebenswichtigen Drgane in bedenklichem Grade zusammengepreßt werden. sollte nach englischem Vorbilde gänzlich aus der deutschen Wochentube verbannt werden, wie dies glücklicher Weise mit dem noch unbeilvolleren Tragemantel bereits an vielen Orten geschah.
Daß man den zarten Rinderleib nicht frieren laffen, son
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dünnung und, behufs Verhütung der Hartleibigkeit, Busat von Milchzuder. Großes Verdienst um das Wohl der Unmündigen würde fich die in Vorschlag gebrachte Vereinsthätigkeit durch Bekämpfung der an Flaschenlindern aller Orten betriebenen Grausamkeit erwerben; diese Vertorkung des Kindermundes mit dem inhaltlosen Gummisäuger übertrifft an Gesundheitswidrigkeit beinahe noch den früher mit dem Lutschbeutel begangenen Frevel und ab und zu verlauten Beispiele, wo das Ding durch Hinabgleiten in's Halsinnere jähen Tod herbeis führte.
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3. Mit den Zähnen umgeben" eine Redensart, welche als die unheilvollste Ausgeburt der Muhmenweisheit gerügt werden muß! Schwang fich schon ein Bock zu der öffentlich ausgesprochenen Erkenntniß auf, daß an den Hähnen" noch nie ein Kind gestorben set, so geht die neuere Hygiene noch weiter und begrüßt im Bahnausbruche vielmehr einen ebenso freudigen als gefunden Entwickelungszustand, wie in der Pflanzenwelt das Ausschlagen des Blüthenschmudes. Ganz wie diesen fieht man auch beim hygienisch gezüchteten Kinde eines schönen Morgens wenn auch nicht alle, so doch ein paar Beißerchen" glänzen, ohne daß vorher mit dem beliebten Klimperlöffel danach geforscht wurde, doch mag nun der ebens falls beliebte Bahnungsthaler erst recht als hygieinsche Prämie gespendet werden. Straffällig dagegen machen fich die Schwarzeberinnen, welche die angebliche Bahnungskrankheit nur durch luft- und wafferscheues Inachtnehmen während der Zeit des Bahnausbruches verschulden, überhaupt, um mit dem gemüthvollen Sonderegger zu reden, wie mit einer unsichtbaren Guillotine" in der Wochen und Kinderstube arbeiten.
Besonders der vermeintliche Bahndurchfall tommt durch Mißhandlung mit Darreichung von Haferschleim, Salep, Thee u. dergl. Hausmitteln erst recht in Fluß. Rubig werde Milch, wenn auch verdünnter und spärlicher, gereicht, daneben fleißig gebadet und auf Schweißausbruch hingearbeitet. In hiesigem Jn bygienischen Kreise schäßt man als ficheres Stillungsmittel stärkeren Durchfalls den durch die Flasche zu reichenden Auszug aus Söfeland'schem Bumpernidel, welcher fich später auch in Substanz oder als Suppe zur weiteren Auffütterung bestens eignet. Doch fann man dem bereits laufähigen Rinde ebenso gut Bappie" aus Reis, Gries, Potsdamer und Schöninger Zwiebac u. dergl., nebstdem auch Obst nach Belieben reichen. Fleischloft, Fleischbrühe, Ei, Wein und andere angeblich stärfende Nahrung past aus früher angegebenem Grunde weder für gesunde noch für heilbedürftige fleine oder große Kinder.
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II. Jahrg.
ftellungsgebühr für eine in Hamburg zum Nachtperfonenzuge zur Beförderung nach Berlin aufgegebene Sendung im Gewicht von 10 Kilogramm, welche nach dem Vorgesagten bereits am Vormittag des nächsten Tages in den Befs des Adresaten ge langt, im Ganzen nur 1,80 M. Wir lönnen dem Bublifum daber nur empfehlen, von der neuen Einrichtung ausgiebigen Gebrauch zu machen.
w. Bei dem in letter Woche beendeten Abbruch der in der Königsmauer stehenden Häuser ist der legte Rest der mittelalterlichen, um 1250 erbauten Berliner Stadtmauer mit abgeriffen worden. Während die Köllnische und der südliche Theil der Berliner Stadtmauer schon bei oder unmittelbar nach Anlegung der modernen Feftungswerke zur Beit des großen Rurfürften beseitigt wurde, ließ man den nördlichen Theil der Berliner Mauer vom Spandauer - bis Georgens( Könige.) Thor stehen und benußte fte als Hinterwand für die auf beiden Seiten derselben erbauten, zu Quartieren für die Berliner Garnison bestimmten Baraden. Zwischen den Soldatenquar tieren entstanden nach und nach höhere Brivathäuser, welche, ihre Rückwand auf die alte Stadtmauer auffegend, es ermög licht haben, daß fich diese bis in unsere Tage binein erhalten konnte. Es bildete fich so allmälig eine förmliche Straße, welche auf den ältesten Plänen Mauergaffe, dann im 18. Jahr hundert nach dem Königsthor ,, An der Königsmauer" genannt murde. Als 1737 die Baraden für die bedeutend verstärkte Garnison nicht mehr ausreichten und man nicht wußte, wo dieselbe unterzubringen sei, löfte Friedrich Wilhelm 1. diese Schwierigkeit in ebenso einfacher, wie gewaltthätiger Weise. Er verfügte in seiner despotischen Art, daß sogleich ohne zu raisoniren, alle Juden, welche fich in Ber lin aufhielten und fein eigenes Haus hätten, ſon= Dern zu Miethe wohnten, in die Baraden ziehen, die Soldaten dagegen die Quartiere einnehmen sollten, welche die Juden bisher inne gehabt hätten." Obwohl die Juden hiergegen in einer eindringlichen Eingabe remonstrirten, so mußten fie fich doch dem wiederholten Bescheide des Herr fchers: Es bleibt bei der D dre", fügen und ihre Wohnungen gegen die Baraden vertauschen. Erst Friedrich der Große widerrief die Anordnung seines Vorgängers, indem er in einer feiner ersten Kabinetsordres den Juden erlaubte, ihre alten Wohnungen wieder zu b ziehen. Mußten somit auch die Sol Daten zunächst in ihre Baraden zurückkehren, so blieben fie doch nur kurze Zeit darin, da der Ausbruch der schleftschen Kriege fte bald auf lange Zeit von Berlin entfernte und sie später nach geschlossenem Frieden in die inzwischen erbauten, zum Theil noch stehenden Kasernen verlegt wurden. Erst seit dieser Beit, seit dem die von den Soldaten bewohnten Baraden Brivathäusern Blat gemacht hatten, wurde bie Königsmauer zu der berüchtigten Gaffe, wie fte so lange bestanden hat.
Die 287. Feuerbestattung fand am 18. b. M. in Gotha an der Leiche der Frau Lina Dunder aus Berlin statt, welche Tags zuvor durch den technischen Kommissar des hiesigen Bere eins, Herrn C. F. Abel, dorthin überführt worden war.
4. Schußpodenimpfung" ein ,, Segen", welchen die Kin berwelt aber weniger der Muhmen als der amtlichen Weisheit verdankt. Galt's noch vor Kurzem für eine Regerei 1. Ranges, verdankt. Galt's noch vor Kurzem für eine Regerei 1. Ranges, an ihrer Wunderthätigteil den leisesten Bweifel zu äußern oder gar, ihr unheilvolle Wirkungen nachzusagen, so spreche ich nur einem von unserer höchsten wissenschaftlichen Instanz verfaßten Gutachten nach, wenn ich erkläre: da die Jmpfung von Arm zu Arm die Gefahr der Verbreitung konftitutioneller Krankheiten birgt, so tann der gefeßliche Bwang nur noch in Form der animalen d. h. mit Kälberlymphe ausgeführten Impfung aufrecht erhalten werden. Richtig wurde denn auch dieſe lettereifelhaft, woran in erster Reihe der Temperaturwechſel schuld
bereits mehreren Städten, z. B. Nürnberg, als die allein zus läffige von Amtswegen zugestanden.
r. Die frischen Seefische, welche gegenwärtig in den Handel kommen, find bezüglich ihrer Frische" mitunter recht:
mag, der fich nicht voraus berechnen läßt und so die beim Steigen der Temperatur nöthigen Konjervirungsmaßregeln hindert. Nach dem Genuß solcher Seefische erfranfien mehrere Mitglieder einer in der Röpniderstraße wohnhaften Beamten familie an einer heftigen Indisposition des Magens, die der Arzt aus dem Genuß verdorbener Fische sehr wohl erklären zu tönnen meinte.
Der Himmel bewahre jebe Mutter vor jener bangen Ueberforge, welche der Natur mißtraut und jeden Bahn eines Kindes von Arzt und Apotheker beben lassen will. Wagt man nichts an Kindern, so wagt man fie selbst!" Mit diesem Jean Paul'schen Mahnrufe set hiermit der ängstlichen" Mutter Muth zugesprochen, fich von der Muhmen- und Ammenweisheit nicht in's Boxhorn jagen zu lassen, sondern unentwegt den Erstling mit hygienischer Gesundheitsfreudigkeit zu züchten und so an ihrem Theile zur Beseitigung der unbeiloollen Maffenfterblichkeit mitzuhelfen. Nicht mehr über Massengräbern we den fich dann Aerzte und Eltern die Hand reichen, sondern an einer Stätte frischen, fröhlichen Gedeihens, wie fie der Dichterwachungsvereine, durch zahlreiche Untersuchungen der ange bei den Worten dachte:
,, Und neues Leben blüht aus den Ruinen."
Lokales.
Zustellung des Gepäcks durch die Eisenbahnen. Befanntlich ist es auf den preußischen Staatseijenbahnen geftattet, Gepäckstücke aller Art, sowie Güter, Hunde und sonstige kleine
Thiere in Käfigen, welche sich zur Beförderung im Packwagen eignen, ohne Lösung von Fahr billets zur Beförderung auf Ge päckschein und zwar sowohl mit den Personen, als au mit den Schnell und Expreßzügen aufzugeben. Der Gepäckschein kann der Sendung beigegeben werden, in welchem Falle die fann der Sendung beigegeben werden, in welchem Falle die Aushändigung der letteren an den Empfänger nach vorheriger Legitimation deffelben gegen Quittung erfolgt. Wennschon durch ein solches Verfahren die Zustellung der Sendung wesent beschleunigt wird, so ist doch nicht zu verkennen, daß das Abholen derselben vom Bahnhofe durch einen besonderen Boten oftmals Schwierigkeiten und Unbequemlichkeiten verursacht. Im Bereiche der vormaligen Berlin- Hamburger Eisenbahn ist Deshalb seit längerer Zeit die Einrichtung getroffen, daß die folchergestalt beförderten Gepäckstüde 2c. den Adresaten auf Wunsch des Absenders durch die Bahn zugestellt werden, eine Der vielfach Gebrauch gemacht wird. Aus dieser Veranlassung
bern sorgfältig in Federbettliffen hüllen soll, versteht sich von felbft, nicht aber, daß man ihn durch völligen Abschluß von Der Augenwelt der Erftidungsgefahr aussegen darf, wie das überall da geschieht, wo nach der Muhmenregel das Neugeborne immer erst tüchtig schmoren" muß. Auf der Eisenbahnfahrt betommt man oft genug auf den Armen von Müttern ,, Kollis" u feben und aus deren Innerem eine Kinderstimme wimmern zu hören, wenn das Unglückskind nicht wie dies thatsächlich auch vorlam bereits in Schein oder wirklichen Tod verfiel. Doch auch auf der Straße und besonders beim Taufgange erden die Kleinen in einer Emballage befördert, als hätten fe überhaupt gar lein Athembedürfniß und als wären fie nicht werth, von der Sonne beschienen zu werden. Andere steht man am Geficht wohl blos mit einem dünnen, jedoch ebenfalls gang überflüssigen Schleier bedeckt, dafür aber durch einen dicht barüber gehaltenen Schirm oder, wenn im Korbwagen ausge abgesperrt. Dennoch glauben die Mütter", so heißt's wiederum bet Jean Paul , der auch den Ausdrud ,, Luftscheu" aufbrachte ,,, ein 30 Minuten lang an's offene Fenster gestelltes Kind hole aus der Stadt, die selber nur ein größeres Bimmer ist und für die Stubenluft blos Gaffenluft gewährt, schon so viel ätherischen Atbem als es nöthig hat, um 23% Stunden voll Grubenluft Einrichtung, die sich inzwischen durchaus bewährt hat, und von fünftler den Müttern durch sichtbare Darstellung der Giftluft- bat die tönigliche Eisenbahn Direktion Altona inhaltlich einer abzuschlämmen und zu seihen. Könnte denn kein Scheide arten Sinn für die Himmelsluft beibringen, um fte von der Sorglosigkeit über das einzig unsichtbare und immer wirkende Element zu entwöhnen?" Bom luftfreundlichen Standpunite steht diefe Frage auf demselben Blatte mit der folgenden: 2. Was heißt, ein schreiendes Kindstillen"? Gewöhnlich das
auf allen Stationen zum Aushang gebrachten Bekanntmachung diese Einrichtung nunmehr auch auf den Bereich der vormaligen Altona Kieler Eisenbahn ausgedehnt, so raß die desfallsigen Vorschriften vom 1. b. M. ab für den ganzen Direktions- Bezirk An wendung finden. Die Buftellung durch Bahnversonal erfolgt mit
schaft getroffenen Übereinkommens durch diese lettere längsters in der für Eilgut vorgesehenen Frist von 6 Stunden nach n kunft des betreffenden Buges, wobei jedoch die Zeit von 7 Uhr Abends bis 7 Uhr Morgens nicht in Ansat fommt, zugestellt. In Anbetracht der Echnelligkeit und Pünktlichkeit der Zu
loft. Dbgleich nun aber jede Mutter ein Lied davon zu fingen für Sendungen von einem Gewicht bis zu 15 Kg. nur 20 Bf., und für jede weiteren angefangenen 10 Kg. 10 Pf. mehr balse mit Bruſt- oder Flaschenreicher vergeblich abmüht, so erhoben. Die für Berlin bestimmten Sendungen werden den wenig scheint man fich mit dem von ihm ebenso lebhaft em pfundenen Bedürfnisse des Lufthungers vertraut machen au tonnen. Wird denn aber nicht gleich der erste Schrei nur burch Luftholen geftillt und lebt nicht das Neugeborene. wenn's fein muß, die vollen ersten drei Tage blos von Luft? Wenn freilich die ihm gebotene Athemspeise, weil unrein und verdorben, schlecht schmeckt, so wehrt sich's auch dagegen durch stellung ist die hierfür zur Erhebung kommende Gebühr von fortgefeßtes Schreien, wogegen Säuglinge, welchen man un unterbrochen bur'ch offene Fenster frische, reine Luft zuführt, fich taum rühren und namentlich über Nacht von 9 Uhr Abends
bis 5 Uhr Morgens lautlos schlummern oder, wenn erwachend,
Lagüber jedoch bedarf's etwa dreistündigen Anlegens oder
Bappelns.
30 Pf. pro 10 Rg. gewiß als gering zu bezeichnen. Bei der herannahenden Weihnachtszeit glauben wir das Publikum auf die vorbesprochene Einrichtung aufmerksam machen zu sollen, da durch dieselbe Gelegenheit geboten ist, schwerere zum Bost versandt weniger geeignete Sendungen selbst auf weite Ent fernungen die Eingangs erwähnte Vorschrift gilt für sämmt liche preußische Staatsbahnen, so weit eine direkte Gepäck Expedition eingerichtet ist schnell und pünktlich befördern zu laffen. Die Koften einer solchen Beförderung stehen durchaus mit der Schnelligkeit und Pünktlichkeit derselben im richtigen
Die Grundfrage, ob Selbststillen oder Flaschenreichen, hier unerörtert laffend, verzeichne ich nur bezüglich des letteren die auch von medizinischer Seite in neuerer Zeit lebhaft erhobene Einsprache gegen die eingeriffene Surrogatwirthschaft und die Verhältniß. So beträgt z. B. die Fracht einschließlich der Bu
Der Schwindel mit Kesselsteinmitteln. Unter den jenigen Holzindustriellen, schreibt das Btbl. f. Holzaind.", welche ihre Etablissements mit Dompft aft bet eiben, giebt es wohl teinen, dem nicht schon wiederholt angeblich absolut probate" Mittel gegen den so lästigen Reffelstein angepriesen worden wären. Und wie mancher mag schon darauf reingefallen sein. Es ist das Verdienst des Verbandes der Dampfteffel- Uebers
priesenen Mitel ein Material beschafft zu haben, welches allen Dampfleffelbefizern über diesen Schwindel der Industrieritter: vom Keffelstein die Augen öffnen wird. Der genannte Verein ließ in den letzten beiden Jahren durch das chemische Lobora torium der Heizperfuchsstation Münschen alle im Handel vor tommenden Geheimmittel zur Verhütung von Kesselstein in Bezug auf ihre Buſammenfeßung und ihre Wirkungsweise, so wie ihren faltischen Preiswerth untersuchen und haben die be
treffenden Untersuchungen zunächst ergeben, daß von 32 ange priesenen Geheimmitteln 12 unbedingt schädlich auf das Reffelmaterial und die mit dem Dampf in Berührung fommenden Maschinen heile wirken, und daß eine irgendwie erwähnens werthe Wirkung der übrigen ebenfalls nicht zu konstatiren ist. Die Refselsteinmittel weiden fast sämmtlich in Form einer pulverförmigen, biödligen Maffe in den Handel gebracht und bestehen meistens aus den verschiedenartigsten Bufammens stellungen von Kalt oder Kreide, Kochsalz, Glauber falz, Soda, Eisenoxyd und Thonerde, Salmiat und der gleichen. Es tommen aber auch flüffige Keffelstein mittel vor, und find diese meistens Natronlaugen oder Gerb flofflösungen. Wenn sich einzelne der betreffenden Industries ritter auch mit 100 bis 200 pet. Verdienst begnügen, so geht die Mehrzahl derselben doch von ganz anderen Geschäfts grundsäßen aus; denn diese sagen fich: Was den Schein des Guten und Wirksamen erwecken soll, muß theuer sein. So wird z. B. unter der Bezeichnung Anton Weiß'sche patentirte Maffe zur Verbütung des Kefelfteins" ein aus folgenden Stoffen gemischtes Pulver: 15.98 Ct. Soda, 16.39 pCt. Kochfalz, 5,87 pCt. Glauberfalz, 8 18 pet. Kreide, 14 06 pCt. Sand, 10,46 pCt, Waffer, 29,60 pCt. Sägespäne auf den Markt ge bracht und mit M. 150 pro 100 Kg. verkauft, und der reelle
Werth eines solchen Quantums dieses mixtum compositum. ift:- 3 M. 20 f.! Vielleicht wollte der betreffende Er finder durch die Wahl der Säge päne als wesentlichen Busat gleichzeitig auch diesen läftigen Abfall der Sägemühlen be feitigen! Jedenfalls dürfte fich keine rentablere Berwerthung finden, selbst nicht durch Benußung als Viehfutter! Wie weit dieser Schwindel geht, zeigt noch deutlicher die Untersuchung eines aus Bürich bezogenen Mittels, welchem der schöne Name Végétaline" mit auf den Weg gegeben wurde. 100 Kg. davon losten blos M. 80, und diese 100 Kg. b stehen aus 96 Kg. Waffer, in welche 4 Rg. schädlich wirkender Pflanzen theile gemischt sind. Wir glauben, unseren Lesern wird diese Charakteristit der Antiteffelsteinritter genügen. Wen Näheres über die angestellten chemischen Analysen intere firt, verweisen wir auf Seite 722 des Chem. techn. Sentral Anzeigers".
Als ein Schwindel plumper Art scheint sich der Verluft jener großen Geldsumme zu enthüllen, der vor einigen Tagen alle Blätter durchlief und wegen der Höhe des Objekts be deutendes Aufsehen erregte. Die Allg. Fleischer Beitung" bringt darüber folgende Mittheilung, die fie von amtlicher Seite erhält: Die Frau des in der Thaerstraße wohnhaften
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