Lokales. Binnen wenigen Tagen wird auch die letzte Spur der ehemaligen Königsmauer vertilgt sein. Das einzige Haus. welches bisher noch in dem großen Trümmerfclde ein einsames Dasein fortfristete, ist nun gleichfalls der Vernichtung anheim- gefallen. Bereits sind-zahlreiche Bauarbeiter mit dem Abbruch desselben beschäftigt, auf dessen Trümmem bereits neues Leben erblühen wird. Was dann noch von der Königsmauer übrig bleibt, beschränkt ssch auf einige Hintergebäude der Klosterstraße in der Nähe der Königstraßc, deren Bewohner indeß dem Treiben in jener verrufenen Straße stets fern gestanden haben. Wenn man bedenkt, welche Anstrengungen es gekostet hat, um endlich zu dem jetzt erreichten Ziele zu gelangen, wie seit Jahr� zehnten sowohl von den städtischen Behörden, wie von Ver einen und Privaten an der Beseitigung diesesSchandfleckes" der Hauptstadt mit der größten Energie gewirkt worden, dann darf man wohl mit Recht das Erreichte als ein Ercigniß von großer Bedeutung bezeichnen, daS für die Entwickelung der Reichshauptstadt sich nach jener Richtung hin als wohlthätig erweisen wird. Der Pfefferkuchen und die übrigen Süßigkeiten für den Weihnachtstisch find auch von den Wandlungen des Geschmacks nicht unberührt geblieben. Pfefferküchlcr und Konditoren haben fich zu wahren Modelleuren ausgebildet. Selbst die Pfeffcri nuß hat eine elegantere Gestalt angenommen. Am großartige sten find die Modellir- Leistungen beim Marzipan, welches ganze Stillleben und Thierszenen in buntem Hockrelief auf- weist. Fremder Pfefferkuchen kommt in großen Massen nach Berlin  . aber es geht hier wie beim Bier, Berlin   schickt noch mehr Pfefferkuchen hinaus, als hereinkommt. Was die höchste Kunst des Pfefferkücklers leistet, das prSsentirt fich in den Schaufenstern des Westen», in der Leipzigerstraße, der PotS- damerstraße und in der Passage. Aber die alten Jugentu Erinnerungen ruft der Osten lebhafter wach, die Frankfurter straße und deren Umgegend. Hier steht man noch den braunen, Monden Pfefferkuchen mit den eingedrückten Mandelkernen, die rothen Herzen und Tafeln mit den Sprüchen in Zuckerguß: AuS Liebe", Wenig aber herzlich" u. f. w. bis zu ganzen Versen und endlich den bunten Baumbehang aus Schaum, den die blendenden, aber ungenießbaren GlaSfrüchte mehr und mehr verdrängen. Ueber den Plan, den Uhrendienst durch pneumatische Röhren in Berlin   zu reguliren, weiß dieVoss. Ztg." fol- genoes zu berichten: Für die Stadt Berlin   wird die Anlage eines großartigen Rohrnetzes für den Betrieb mit komprimirter Luft geplant, wie ein solches durch die Compagnie Generale des horloges et forces pnenmatlqnes in Paris   bereits ein Crt worden ist. Nach einerDenkschrift", die der Ver- der genannten Gesellschaft, Ingenieur Vittor Popp, so eben veröffentlicht hat, ist die betreffende Kompagnie schon vor längerer Zeit bei dem Berliner Magistrat um die Etthellung einer Konzession zur Leguna eines Rohrnetzes für den pneu- matischen Uhrendienst eingeiommen. anscheinend indessen ohne das gewünschte Ziel zu erreichen. Die Denkschrift dürfte daher den Zweck haben, über die Vortheile eineS Netzes für kompri- mirte Luft genaueren Aufschluß zu erthcllen Die nicht fehr umfangreiche Darstellung betrifft zunächst den pneumatischen Uhrendienst, betreffs dessen angegeben wird, daß die Pariser Gesellschaft in der Rur Saint Fargeau, nahe der östlichen Enceinte, ein Etablissement mit Luftkomprefforen und Reser voirS für eine Jahres-Produttion von 25 Millionen Kubik metern errichtet hat. Die Länge des Rohrnetzes für den Uhrendienst beträgt 300,000 Meter; es werden gegen 15,000 öffentliche und private Uhren der Stadt Paris  geregelt. Die komprimirte Luft findet zweitens als be wegende Kraft Anwendung und zwar in Paris  , wo die Konzesfion im April d. I. ertheilt wurde, hauptsächlich im Dienste der Kleinindustrie, meist für Maschinen his zu einer Pferde kraft. AuS der von den Straßen in den Häusern auf- steigenden Leitung wird dem Motor durch ein Kautschukrohr die treibende Luft zugeführt. Die Kosten einer Maschine von einer halben Pferdcttast werden in Paris   zu 40 ZentimeS be- rechnet, ein Ertrag, der fich der niedrigeren Kohlenpreise wegen für Berlin   noch ermäßigen soll. Die Hauptrohre von 8 Zenti­meter Weite liegen in Paris   nur wenig unterhalb des Bürger- steiges, da ein Einfrieren nicht befürchtet wird. Die Denk schrift deleuchtet deS Weiteren, wie diese Luftmaschinen alS DZWWMW vorräthen verwendbar ist. Endlich wird noch angeführt. daß bei Anwendung des GaSglühlichteS nach demSysteme pnen- sagte Rabe mit gedämpfter Stimme, aber jede« Wort scharf betonend.Ihr wißt auch, daß, wenn die Generali» die Wahrheit erfährt, von einer Pension keine Rede mehr sein wird." Eben darum will ich Zhnen ja helfen!" Gut, wenn Zhr einseht, daß das in Eurem Interesse liegt! Bearbeitet Euren Schwager" .Mit dem ist gar nichts anzufangen." Eure Schwester ist eine vernünftige Frau." .Sie hat keine Macht über ihn, zudem ist sie kränklich, schon deshalb will sie von der Auswanderung nichts wisse». «uf diesem Felde erreichen wir nicht«, lasse» Sie es ssch gesagt sein und denken Sie über meinen Vorschlag nach." D«r Zimmermann hatte sich bei de» letzten Worte» er« Hobe». Ich will darüber nachdenken," erwiderte Rabe, indem �fin die Tasche griff,nehmt da« und trinkt eine Flasche Wein auf meine Gesundheit." .Zch danke, ich trinke nicht mehr!" _.Seid Zhr wirklich Eurem Vorsatze treu -pah, es wird nicht lange dauern wollt Ihr "icht nehmen?" .Nein, ich nehme nur, was ich verdient habe." Ihr seid ein merkwürdiger Mensch; aber wie Zhr wollt! Kommt nicht wieder hierher, e» könnte Verdacht er- wecken, die Kellner sind neugierige Burschen." 8�»? wo werde ich Sie treffe«? Bei meiner Nein, ich möchte dem Antiauar nicht wieder begegnen. Mndet Euch übermorgen Abend Punkt neun Uhr an der »udreaSkirche ein, ich werde Euch alsdann meinen Entschluß wmheile». Aber sprecht mit Niemand darüber, auch nicht wn Eurem Schwager, ich fürchte, dem Manne darf man «lcht vertrauen." .Er ist zu ehrlich." bleiben� wird er sein Leben lang ein Bettler gebliebe»? das Geld .Das sind Geschmackssachen/ worgeu Abend also?" spottete Siebel.Ueber- Etellenvermittler-Kniffe. Auf eine Annonze in einer hiefigen Zeitung, nach welcher für ein größeres, nicht näher be- zeichnete« Bankinstitut ein Buchhalter und ein Korrespondent gegen hohes Gehalt gesucht, aber nur Reflettanten berückfichtigt werden sollten, die fich gegenwärtig noch in Stellung befinden, gaben, wie dieVoss. Ztg." mtttheilt, zwei Angestellte eines hiesigen Pioduklengcschäftcs ihre Adressen ab. Eine Antwort erhielten die beiden Bewerber nicht, dagegen erschien bei ihrem Chef ein Stellenvermittler, der fich erbot, für die in dem Ge- jchäft freiwerdendm Stellungen geeignete Kräfte nachzuweisen, und, als ihm bedeutet wurde, daß Vakanzen nicht vorhanden seien, als Gegenbeweis die beiden Bewerbungsschreiben der An- gestellten vorlegte. Der Prinzipal war verstandig genug, nach- dem er den Sachverhalt erfahren hatte, dem Agenten die Thür zu weisen. Für die Angestellten wird das aber eine gute Lehre sein. Der elektrische Straßenbahn-Wagen wird bekanntlich nun auch in Berlin   und zwar auf der Linie Brandenburger Thor-Moadit in Betrieb gesetzt werden. Ueber dies neue System wird geschrieben: Das System des Ingenieurs Recken- zäun in London   beruht auf dem Prinzip der Elettrizitäts-Er- zeugung in einer zu diesem Zweck errichteten Ladestation, welche auch gleichzeitig als Station für BeleuchtungSzwecke dienen kann. In dieser Station wird transportable elettrische Kraft gewonnen und durch Akkumulatoren dem Wagen zuge- führt, so daß derselbe mit diesen Akkumulatoren völlig unab« hänatg von der Station funttionirt. Der in der Waggon- fabrrk von Herbrandt u. Ko. in Ehrenfeld bei Köln   erbaute elettrische Wagen unterscheidet fich äußerlich nur wenig von den in Berlin   üblichen Straßenbahnwagen. Der Wagen ruht auf vier Achsen und acht Rädern, welche durch zwei kleine nach dem Patent Reckenzaun in der Fabrik derPower Storaae Company" in London   erbaute Dynamomaschinen vermittels einer einfachen, aber absolut ficheren, ebenfalls patentirten Transmisstonsvorrichtung in Bewegung gesetzt werden. Diese Dynamomaschinen sind unterhalb deS Wagengestells angebracht und durch isolirte Leitungsdrähte mit den Akkumulatoren ver» dunden. Das Ingangsetzen oder Anhalten des Wagens ist demnach die unmittelbare Folge der Ein- und Ausschaltung des elektttschen Stromes zwischen Akkumulator und Dynamo- Maschine. DaS Innere des Wagens wird deS Abends mit vier Stück Brush Glühlampen von je 20 Normalkerzen er- leuchtet. Die Erleuchtung erfolgt ebenfalls durch die oben er- wähnten Akkumulatoren. Ueber die Vorzüge dieses elektrischen Wagens ist noch folgendes zu bemerken: Der elektrische Wagen ist im Stande, die schärfsten Kurven zu pasfiren und vermöge seiner bi« auf 16 Pferde zu steigernden motorischen Kraft Steigungen von 1: 15 zu überwinden, so daß der bei vielen Straßenbahnlinien nöthig werdende Vorspann ver- mieden wird. Endlich hofft man, durch den elektttschen Betrieb jährlich etwa 290 000 M. zu ersparen. Für die Aktionäre natürlich! Mittheilungen über die Bewegung der Bevölkerung der Etadt Berlin  . In der Woche vom 29. v. M. bis 5. d. M. fanden 195 Eheschließungen statt. Lebendgeboren wur« den 783 Kinder, darunter 96 außerehelich. Todtgeboren waren 38 mit 5 außerehelichen. Die Zahl der Sterbefälle betrug 529. Von den Gestorbenen erlagen an Masern 9, Scharlach 5, Rose 2, Diphtheritis 35, Bräune 3, Keuchhusten 11, Kindbettfieber 4, TyphuS 4, Ruhr  , Syphilis, Altersschwäche 20, Gehirn- schlag 16, Lungenentzündung 39, Lungenschwindsucht 76, Diarrhöe 13, Brechdurchfall 3, Magendarmkatarrh 2. Durch Vergiftung kam 1 Personen um, und zwar durch Selbst- morv.Eines gewaltsamen Todes starben 9 Personen, und zwar durch Verbrennung 1, Uederfahren, Sturz oder Schlag 1, Erschießen 1, Erhängen 4, Ertrinken 1, andere gewaltsame Todes­ursachen 1. Hierunter find 3 Todesfälle durch Unglücksfälle, 6 durch Selbstmord herbeigeführt. Unter den Gestorbenen find 266 inkl. 37 außereheliche Kinder unter 5 Jahren, also 50,3 pCt. Im Älter von 5 bis 15 Jahren starben 17, 15 bis 20 Jahren 11, 20 bis 30 Jahren 29, 30 bi» 40 Jahren 38, 40 bis 60 Jahren 83, 60 bIS 80 Jahren 72, über 80 Jahre 13 Personen. Im ersten Lebensjahre starben 140 eheliche, 27 uneheliche, zusammen 167 Kinder, und zwar im 1. Monat 48, 2. Monat 22, 3. Monat 17, 4. Monat 18, 5. Monat 7, 6. Monat 6, 7. Monat 12, 8. Monat 10, 9. Monat 7, 10. bis 12. Monat 20. Davon waren ernährt mit Muttermilch 22, Ammenmilch, Thiermilch 78, Milch- smrogaten 1, gemischter Nahrung 24, nicht angegebener Nah­rung 35. In hiesigen Krankenhäusern starben 118, einschließ­lich 10 Auswarttge, welche zur Behandlung hierhergebracht waren, und zwar: im Elisabeth- Krankenhaus 7, Eltsabeth- Kinderhospital, Bethanien 6, Friedrichshain   29, HedwigS- Krankenhaus 10, Jüdisches Krankenhaus 3, Klinikum 4, Univer- fitäts-Frauenklinik 6, Augusta> Hospital 6, Lazarus-Kranken- hauS 7, Militär Lazareth Städtisches Krankenhaus Moabit 12, Charite 28. Auf die 13 Standesämter vertheilen fich die Todesfälle folgendermaßen: Berlin  - Köln  > Dorotheenstadt 32, Friedrichstadt   21, Friedrich, und Schöneberger Vorstadt 19, Friedrich- und Tempelhofer Vorstadt 33, Louisenstadt jen­seits 68, Louisenstadt diesseits und Neu- Kölln 45, Stralauer Viertel 72, Königstadt 35, Spandauer Viertel 36, Rosenthalev Vorstadt 60, Oranienburger Vorstadt 38, Friedrich-Wilhelm- stadt   und Moabit   35, Wedding 35. Die Lebendgeborenen find 31,3, die Todtgeborenen 1,5, die Sterbefälle 21,5 pro Mille der fortgeschttcbenen Bevölkerungszahl(1 302 829). Es wurden 2569 Zugezogene, 2281 Weggezogene gemeldet, so daß fich die Bevölkerung mit Einrechnung der nachträglich gemeldeten Ge- borenen um 281 vermehrt hat', die Bevölkerungszahl beziffert fich sonach am Schlüsse der Berichtswoche auf 1 303 110. Dre Zahl der in der Woche vom 6. bis 12. d. M. zur Meldung gekommenen Jnfeklions-Crkrankungssälle betrug an Typhus  20, Pocken 4, Masern 95, Scharlach 47, Diphtheritis 133, Kmd- bettfieber 6. Die größten Zahlen unter diesen Erkrankungen entfallen aus Standesamt Vll mit 76, V 33, IV tnU 32, VIII mit 25 Fällen. m SterblichkeitS- und Gesundheitsverhältnisse. Gemäß den Veröffentlichungen des kaiserlichen Gesundheitsamtes find in der Zeit vom 6. bis 22. Dezember von je 1000 Einwohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, alS gestorben: in Berlin  21,2, in Breslau   26.4, in Königsberg   41,6, in Köln   21,7, in Frankfurt   a. M. 19,0, in Hannover   20,7, in Kassel   22,6, in Magdeburg   22,4, in Stettin   21,9, in Altona   32,7, in Straß- bürg 23,5, in Metz   23,8, in München   27,9, in Nürnberg   32,5, in Augsburg   21,8, in Dresden   27,6, in Leipzig   24,3, in Stutt­ gart   20,2, in Karlsruhe   20,2, in Braunschweig   26,8, in Ham­ burg   32,3, in Wien   25,5, in Budapest   27,0, in Prag   27,0, in in Trieft?. in Krakau   37,5, in Basel   17,4, in Brüssel   24,0, in Amsterdam   21,9, in Pari? 21,4, in London   18,8, in Glas­ gow   28,8, in Liverpool 24,6, in Dublin   31,0, in Edinburg  21,0, in Kopenhagen   17,3, in Stockholm   22,9, in Christiania  18,3, in Petersburg   25,6, in Warschau   32,1, in Odessa   31,0, in Rom 24,8, in Turin  , in Bukarest  , in Madrid  , in Alexandrien  . Ferner in der Zeit vom 15. bis 21. No­vember: in New-Uork 21,6, in Philadelphia   16,0, in San Fran­ziska 20,4, in Baltimore   17,2, in Kalkutta   25,1, in Bom­bay 24,5, in Madras. Der Gesundheitszustand in Berlin   war auch in dieser BettchtSwoche ein günstiger. Die während der Berichtswoche zumeist vorherrschenden westlichen Luttströmungen übten, obwohl fie sellener Weise von starkem Frostwetter begleitet waren, keinen ungünstigen Einfluß auf das Vorkommen von entzündlichen Prozessen der AthmungS- organe aus, denn sowohl die Zahl der Sterbefälle als die der zur Kenntniß gelangenden neuen Erkrankungeu war eine er- be blich kleinere als in der Vorwoche. Auch Erkrankungen an Keuchhusten waren nicht gesteigert. Einen wesentlichen Nachlaß zeigen Erkrankungen an Masern, die besonders im Stralauer Viertel größere Verbreitung gefunden hatten. Auch Diphtherie rief wenrger Erkrankungen hervor; namentlich hat die Zahl derselben im Stralauer Viertel abgenommen, währeud fie in der Oranienburger Vorstadt etwas größer wurde. DaS Vor- kommen von Scharlach und von Unterleibstyphus blieb ein beschränktes, so daß aus keinem Eiadttheile eine größere Zahl von Erkrankungen zur Meldung gelangten. Wohl aber kamen wieder mehrere(4) Erkrankungen an Pocken zur Anzeige. Rosenartige Entzündungen dcs Zellgewebes der Haut und Erkrankungen im Wochenbett gelangten seltener zur Behandlung. Akute Darmlatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder blieben in normalen Verhältnissen. Erheblich seltener wurden rheumatische Beschwerden der Muskeln und auch akuter Gelenk» rheumatismus Gegenstand ärztlicher Behandlung. j. Annonzen-Schwindler. Bei der hiestaen Kriminal- Polizei laufen zahlreiche Anzeigen gegen gewisse Annonzen- Schwindler ein, welche gewöhnlich vom Auslande auS in hiesigen Blättern Inserate veröffenttichen, die unter der Spitz- markeLohnender Nebenverdienst" Herren und Damen auS besseren Ständen gegen Einsendung einer Anzahl von Marlen lohnende Nebenbeschäftigung verheißen. Die betreffenden Reflektanten erhalten aber auf ihre Anfragen nicht einmal Antwort, da es den Schwindlern nur auf die Postwerthzeichen ankommt. Zur Zeit wird in dieser Gaunerbranche besonders von Paris   und Riga   auS gearbeitet. Das Publikum möge also auf der Hut sein! Louisenstädt. Theater. Die Wiedereröffnungs- Vor» stellung am ersten Feiertage wird Flotow's  Martha" bringen und zugleich das erste Gastspiel des rühmlichst be» kannten lyrischen Tenoristen Herrn Titkary von Stadt- theater in Nürnberg  . Derselbe wird am 3. Feiertag sein Gast« spiel als Tamino inDie Zauberflüte" fortsetzen, Den 2. Feiertag hat die Direklion der settösen OperJoseph und seine Brüder  " von Mehul   vorbehalten, ein Werk, welches zu diesem Zwecke neu einstudirt worden ist. Polizei-Bericht. Am 19. d. M. Abends siel ein Mann beim Verlaffen eines Schanklokals die Treppe hinab und erlitt dabei einen Doppelbruch des rechten Unterschenkels. Er wurde zunächst nach seiner Wohnung und von dort nach der Chatttee gebracht. Am 22. d. M. früh wuide ein Mann auf dem Flur des Hauses Drcsdinerstr. 19 plötzlich vom Schlage ge- troffen und verstarb auf der Stelle. Die Leiche wurde nach dem Obduktionshause geschafft. Am Nachmittage desselben Tages aerieth der Kutscher Kutzner am Tempelhofer Berg beim Umwenden seines Wagens unter die Räder, wurde überfahren Punkt neu» Uhr." Zch werde mich einfinden, gute« Abend." Rabe erwiderte den Gruß nicht, sein starrer Blick ruhte lange auf der Thüre, die der Zimmermann fast geräuschlos hinter sich zugezogen hatte. Das wäre der Dritte!" murmelte er.Mir graut davor, und dennoch werde ich müssen! Zurück kann ich nicht, also vorwärts!" Er strich mit der Hand über die Augen und zog heftig an der Glockenschnur. Licht und eine Flasche Bordeaux  !" rief er dem ein- tretenden Kellner entgegen. Beides wmde gleich darauf gebracht, Rabe füllte da« und trank e« auf einen Zug aus. seine Hut Glacee  - auf den Wir werden drüben wieder aufleben!" sagte er. Wenn man nur Geld in der Tasche hat, findet man überall eine Heimath und eine lustige Gesellschaft. Ella von Lossow? Pah! Zoseph nannte sie einmal eine Hopfen- stange, der Bursche hat Recht, ich begreife nicht, daß ich mich überwinden konnte, ihr die Schmeicheleien zu sagen. Gefesselt an sie, geknechtet von ihr und ihrem Vater, der Beiden willenloser Sklave der Kukuk auch, da» wäre das Lebe« eine« Hundes gewesen-- Sie kommen mir gerade recht, Barnekow, ich würde Sie jedenfalls heute Abend aufgesucht haben!" AuS besonderen Gründen?" ftagte Herr von Bar- nekow, der inzwischen eingettete» war und jetzt dem Freunde gegenüber stand. Zawohl, au« sehr besondere» Gründen!" erwiderte Rabe scharf.Sie find indiskret gewesen, Barnekow!" Inwiefern?" Welche» Znteresse hatten Sie dabei, meine Spiel- chulde» an die große Glocke zu hängen?" Das sollte ich gethan haben?" antwortete Barnekow opfschüttelnd.Zch begreife kaum, daß Sie das glaube« können." Wer anders hätte es thu» können?" Bitte, wer hat Ihnen davon Mittheilung gemacht?" Herr von Lossow; er wußte sogar ganz genau, daß ich in einer Nacht sechstausend Thaler an Sie verloren hatte." Herr von Barnekow zog langsam Handschuhe au« und legte sie neben seinen Tisch. Und da glauben Sie, ich müsse ihm das gesagt haben?" erwiderte er.Waren nicht unsere Freund« zu» gegen? Kann nicht einer von diesen die Sache verrathen haben?" Möglich wäre da« allerding», aber ich glaube nicht, daß einer von ihnen über die Höhe der Summe so genau unterrichtet war." Hm, ich weiß da« nicht, aber e« ist mir aufgefallen, daß man sich in der letzten Zeit so angelegentlich nach Zhnen erkundigte." Nach mir?" fragte Rabe überrascht.Bei Zhnen?" Bei mir gerade nicht, aber bei unseren andere« Be- kannten. Man will wissen, wie und wovon Sie lebe«, und mit wem Sie verkehren" Zetzt errathe ich Zweck und Ursache schon," unter- brach Rabe ihn.Herr von Lossow hat jedenfalls die Güte gehabt, mir diese Spione auf de« Leib zu schicken." Hat er Zhnen die Leviten gelesen?" Barnekow, ich denke, Sie werde« mich kennen! Zch lasse mich nicht bevormunden, und deshalb habe ich ihm auch den Bettel vor die Füße geworfen." Was? Die Verloburg haben Sie selbst gelöst?" Glauben Sie, ich geize nach der Ehre, der Familie von Lossow anzugehören?" spottete Rabe. Nach dem Bruch mit der Generali» war diese Verbindung Zhre letzte Hoffnung," erwiderte Barnekow, der au« seinem Erstaunen kein Hehl machte. Zch gebe da« zu," sagte Rabe mit scheinbarer Gleich- giltigkeit,aber Demüthigungen lasse ich mir darum doch nicht gefalle«. Zch sage Zhnen da« unter un». Barnekow, und ich vettraue darauf, daß Sie keinen Gebrauch davo» machen." (Fortsetzung folgt.) A.