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Nr. 10.
Mittwoch, den 13. Januar 1886.
III. Jahrg.
Berliner Volksblatt.
Organ für die Intereffen der Arbeiter.
n Görd erscheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei in's Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mark, wöchentlich 35 Pf. Postabonnement Ordentlich 4 Mark. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags Nummer mit illustrirter Beilage 10 Pfg. Abendi ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1886 unter Nr. 769.)
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beträgt für die 4 gespaltete Betitzeile oder deren Raum 40 Pfg. Arbeitsmarkt 10 Pfennige. Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., Bimmerstraße 44, sowie von allen Annoncen Bureaux , ohne Erhöhung des Preises, angenommen.
Redaktion: Beuthstraße 2. Expedition:
Reichstagsauflösung?
Gegenwärtig wird in der Presse vielfach die Frage Der Ein diskutirt, ob eine Reichstagsauflösung stattfinden wird oder nicht? versamm Bündstoff zu einer Explosion ist allerdings vorhanden, Abends aber man scheint in maßgebenden Rreisen innerhalb und Rückblid außerhalb des Reichstags sehr vorsichtig um denselben herum3. Wab gehen zu wollen.
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Det Das Material, welches gegenwärtig dem Reichstage zur Berathung vorliegt, ist meist harmloser Natur und wid faum zu einem ernsthaften Krach Veranlassung geben. Das Budget wird ohne nennenswerthe Abstriche endgiltig bewilligt, die Unfallversicherung auf die land- und Ludwigs forstwirthschaftlichen Arbeiter ausgedehnt werden, Nord- Offee Ranal ist im Prinzip schon bewilligt uswirthes worden und die übrigen fleineren Vorlagen geben auch zu feinen besonderen Bedenken Veranlassung.
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Expedition: Zimmerstraße 44.
nommenen Anträgen gegenüber stellt sich die Regierung einfach verneinend und Alles bleibt be m Alten. Zu jedem Gesetze gehört bekanntlich das Einverständniß der beiden gefeßgebenden Gewalten, des Reichstags und des Bundesraths. Beschließt der Reichstag ein Gesetz und der Bundesrath( die Regierungen) stimmt dem nicht zu, dann kann das Gesetz nicht in Kraft treten; beschließt der Bundesrath ein Gefeß, so bedarf es erst der Zustimmung des Reichstags, ehe die Borlage Gesetzeskraft erlangt. Wenn somit die Regierung ein ihr wichtiges Gesetz im Reichstage einbringt, der Reichs tag aber dasselbe verwirft, dann tritt an die Regierung bie Frage heran, den Reichstag aufzulösen, um einen gefügigeren zu erhalten. Das verweigerte Gesetz bildet meist die Wahlparole.
Gegenwärtig liegt nun dem Reichstage ein einziger berartiger Gefeßentwurf seitens der Regierung vor, dessen Ablehnung einen ernsthaften Konflikt herbeiführen fönnte. Jedoch stehen solche Vorlagen noch in Aussicht. Bunächst wird der Gesetzentwurf, das Brannt= weinmonopol betreffend, dem Reichstage sehr bald
Unter den Initiativanträgen der Parteien ist nur ein einziger, der bei der Regierung böses Blut erregt; bas ist der sozialdemokratische Antrag bezüglich der Auszugehen. weisung der Polen , dem die Polen felbst und die 2588 Deutschfreifinnigen einige abschwächende Anträge noch in
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berselben Richtung hinzugefügt haben. Aber auch die Be rathung resp. Beschlußfassung über diese Anträge wird schon deshalb nicht zu einem ernsthaften Konflikt führen, weil der Reichskanzler entschlossen ist, die ganze Angelegenheit im Reichstage zu ignoriren und dieselbe im preußischen Landtage, wohin sie seiner Meinung nach gehört, zum Austrage zu bringen. 3war wird das einzelne Parteien nicht hindern, die Sache im Reichstage mit aller Ents schiedenheit zu verfechten, aber, wie gesagt, es wird bieferhalb feine Explosion erfolgen.
Den übrigen Initiativanträgen, zur Arbeiterschußgefeßgebung, zur Diätenfrage, zur Wahl. reform u. f. w. steht die Regierung fühl bis ans Herz hinan gegenüber. Die Anträge in Bezug auf die Arbeiterschußgesetzgebung werden im Wesentlichen schon vom Reichstage felbft abgelehnt werden, so daß die Regierung in der anges nehmen Lage sich befindet, gar keinen Entscheid treffen zu müssen. Dabei fann trotzdem von allen Seiten das bekannte warme Herz" für die Arbeiter bewahrt bleiben.
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Wenn auch der Diätenantrag und vielleicht auch die Wahlreformvorschläge vom Reichstag angenommen werden, so fetzt die Regierung denselben ein faltes Nein! entgegen, wie sie es bei denselben Gelegenheiten schon mehrfach ge than hat.
Initiativanträge aus dem Reichstag sind überhaupt nicht geeignet, der Regierung einen ernsthaften Stoß zu versetzen oder eine Reichstagsauflösung herbeizuführen. Den ange
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Feuilleton.
Die Hand der Nemesis.
Roman
Don
Ewald Auguft König. ( Schluß.)
Sie mögen Recht haben, Georg, und um so empörenber ist seine Behauptung, daß er nur mein Interesse im Huge gehabt habe! Und dennoch hätte ich lieber gesehen, daß ihm die Flucht gelungen wäre!"
Selbst auf die Gefahr hin, daß ein Schuldloser für ben Mord hätte büßen müssen? fragte der Oberft. Frau von Stuckmann preßte die Lippen auf einander, ein herber Bug umzuckte ihre Mundwinkel; für sie war dieser schuldlos Angeklagte ein Feind, den fie fürchtete und haßte, weil er Arabella ihr rauben wollte.
Das Geständniß, welches er mir gemacht hat, genügt, ben Schuldlosen zu befreien und von der Anklage zu reinigen," sagte fie, ich hätte es für meine Pflicht erachtet, von jenem Geständniß zu diesem 3wed Gebrauch zu machen."
In diesem Augenblic trat Siegfried hastig ein, ein einziger Blid ließ ihn erkennen, daß alle seine Be inzeffin fürchtungen unnüt gewesen waren, erleichtert athmete er auf. Der Oberst aber faßte Arabella an der Hand und führte sie in die Arme seines Sohnes. Wir wissen Alles," sagte er, aber nichts hat hier sich geändert!"-
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Die so rasch erfolgte Verhaftung Nabe's war das Werk Barnekow's gewesen.
Nach seiner Begegnung mit dem tödtlich verhaßten Gegner hatte Herr von Barnefow an einer Straßenecke Bofto gefaßt und den ehemaligen Freund beobachtet; er hoffte mit Sicherheit auf den Triumph, daß derselbe als Gefangener an ihm vorbeigeführt werde, nach seiner Ansicht mußte Rabe im Gerichtsgebäude verhaftet werden.
Dieses Gesetz hat nur Aussicht auf Erfolg, wenn der Regierung es gelingt, mit dem 3entrum zu pattiren, also auf dem Wege nach Ranossa mit Erfolg weiter zu wandern. Thut sie dies nicht, so wird sie das Brannts fo sehr ihr weinmonopol jetzt nicht erlangen,
an demselben zur Verbesserung der Finanzzustände des Reichs und der Einzelstaaten auch gelegen sein mag. Daß wir dem Branntweinmonopol nicht zustimmen können, ist schon deshalb selbstverständlich, weil durch dasselbe der arme Mann zu Gunsten des Großgrundbesitzers noch mehr be laftet wird.
Aber die Regierung wird sich wohl hüten, auf die Ab. lehnung des Branntweinmonopols mit der Auflösung des Reichstags zu antworten. Eine eklatante Niederlage bei den Neuwahlen wäre ihr gewiß in dem Zeichen des Schnapses laffen sich in Deutschland noch keine Siege erfechten.
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Drohender für eine Auflösung ist die zu erwartende Vorlage, die Verlängerung des Sozialisten gesetes betreffend. Die Deutsch- Freifinnigen wollen diesmal tapfer sein; sie werden also, mit Ausnahme des Abg. Horwit, gegen die Verlängerung des Gesetzes stimmen. Doch fann man heute noch nicht ermessen, ob vielleicht die bei ber Abstimmung fehlenden DeuischFreisinnigen zu Gunsten der Annahme des Gefezes den Ausschlag geben. Aber wir wollen einmal den günstigen Fall annehmen, daß die Deutsch- Freisinnigen ziemlich ge schloffen gegen das Gesetz stimmen werden. Dann liegt, gerade wie bei dem Schnapsmonopol auch hier wieder die beim Ob Centrum. Entscheidung Regierung
Diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Er sah, daß Rabe in das Wirthshaus ging und beschloß, ruhig stehen zu bleiben und das Weitere abzuwarten. Wenn die Beamten tamen, bie den Verbrecher suchten, konnte er ihnen denselben über Liefern, sein glühender Haß gegen diesen Mann kannte teine Schranken mehr.
Aber Rabe verließ ungefährdet das Wirthshaus und eilte in Fieber haft die Straße hinunter.
Er mußte jeht wohl die Gewißheit erhalten haben, daß die Häscher ihm schon auf den Fersen waren.
Barretom folgte ihm in angemessener Entfernung, und als er sich überzeugt hatte, daß Rabe die Stadt verließ, waßte er auch, daß der Flüchtling bei seiner Schwester Hilfe suchen wollte.
Herr von Barnekow beeilte sich, dem Untersuchungs. richter seine Vermuthungen mitzutheilen, Siegfried hatte das Bureau schon verlassen, der Attuar nahm die Meldung in Empfang und berichtete sie sofort dem Polizeikommissär.
Willibald Nabe schien noch immer nicht zu glauben, daß er die letzte Karte ausgespielt habe.
Ein anderer Richter hatte die Untersuchung gegen ihn übernommen, frech und irogig trat der Angeklagte ihm entgegen, barauf pochend, daß die ganze Anklage fich nur auf Vermuthungen, nicht aber auf überzeugende Beweise flüge.
Der Richter las ihm die Geständnisse Halm's, der Frau Siebel und des Rammerdieners vor, er machte ihn sodann darauf aufmerksam, daß er selbst der Generalin gegenüber ein offenes Bekenntniß abgelegt habe und der Oberst von Stuckmann dasselbe bezeugen könne.
Rabe leugnete trotz alledem, aber am nächsten Morgen fand der Schließer ihn in der 3Belle todt.
Er hatte Blaufäure genommen, und wie bei dem alten Georg, mußte auch bei ihm ber Tob fast augenblicklich ein. getreten sein, die starre Hand hielt noch das fleine Krystallflacon flacon umschlossen, in dem das Gift enthalten ge wesen war.
Bei der Besichtigung der Leiche entbedte man, daß dieses Flacon in die Brustwattirung seines Rockes eingenäht war, Rabe hatte also seine Maßregeln für jeden Fall
und 3entrum wegen des Kulturkampfs handelseinig werden, das bestimmt die Fortdauer des Sozia liftengefezes. So ist bie Fortbauer eines so tief in das Volksleben einschneidenden Gefeßes abhängig von ganz an deren Erwägungen, als sie in dem Geseze selbst liegen. Das ist allerdings ein Zustand, der durchaus nicht zu Gunsten der heutigen Gesetzgebung in Deutschland spricht.
Uebrigens find wir auch überzeugt, daß ein großer Theil des Zentrums auch ohnehin für die Verlängerung des Sozia listengesetzes sich erklären wird, wean einige schon früher von dem Abg. Windthorst beantragten unwesentlichen Veränderungen im Gesetze eintreten.
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Wir glauben also nicht an eine Ablehnung des Sozia liftengesetzes. Sollte sie aber trotzdem eintreten und der Reichstag auf Grund dieses ablehnenden Votums aufgelöst werden, dann würde die Arbeiterpartei unter einem Zeichen in den Wahlkampf ziehen, der ihr große Siege verbürgte. Ein weiterer Auflösungsgrund würde die Verweigerung des Militärfeptennats" sein, das heißt, die siebenjährige Feststellung der Präsenzziffer des stehenden Heeres. Früher wurde diese 3iffer alljährlich festgestellt, wie es sich auch für eine jährliche Budgetberathung gejiemt. 1874 wurde bie Präsenzziffer auf sieben Jahre normirt und dieses ,, Septennat" 1881 erneuert. Daffelbe bauert bis zum Jahre 1888. Die Regierung hat also noch ein Jahr Zeit mit der Vorlage desselben und so glaubt man jetzt auch allgemein, daß dieser Konfliktsstoff, da man im Reichstag zu einer einjährigen oder doch dreijährigen Fenung der Präsenzsiffer hinsteuern möchte, bis nächstes Jahr zurüc gestellt werden wird.
Nach alledem halten wir eine Auflösung des Reichs tages in diesem Jahre nicht für wahrscheinlich. Doch möje das Volk sich nicht überraschen lassen. Die Möglichkeit von Neuwahlen in diesem Jahre ist immer noch vorhanden. Deshalb rüste man sich überall schon zur kommenden Wahlschlacht.
Besonders aber die Arbeiterpartei, bie unter viel schwierigeren Verhältnissen zu kämpfen hat, als in früheren Zeiten, soll die Augen offen halten und mit allem Eifer schon Vorbereitungen treffen, damit ihr ein noch glänzenderer Sieg werde, als bei den letzten Reichstags= wahlen.
Politische Uebersicht.
Ueber einen neuen folonialpolitischen Konflikt mel det ein Telegramm aus London folgendes: London , den 11. Januar. Das deutsche Kriegsschiff ,, Albatroß " landete auf den Samoa- Inseln Marinemannschaften, welche diese Inseln befesten. Die Mannschaften holten die Flagge des Königs von Samoa nieder, welcher entfloh. Die Konsuln von Eng
getroffen, er war darauf vorbereitet, daß er das Spiel verlor. Nach dem Tode Rabe's wurde die Untersuchung ges schlossen und das Aftenbündel wieder in das Repositorium gelegt.
Gegen Halm und die Frau Siebel ließ sich eine An flage wegen Unterschiebung des Kindes nicht mehr erheben, die Sache war verjährt, und es lag überdies im Interesse aller Betheiligten, daß diese Angelegenheit nicht der Deffent lichkeit preisgegeben wurde. Die ehemalige Wärterin bezog ihre Pension weiter, und nach der Hochzeit Apollonia's mit Werner Raltenborn begann Siebel wirklich einen fleinen Holzhandel, dessen Erfolg ihn zufriedenstellte.
Er gedachte oft mit freundschaftlicher Herzlichkeit bes ermordeten Antiquars, der sich seiner annahm, als Alle ihm mit Verachtung den Rücken wandten, und dem er es verdankte, daß er nicht mehr der willenlose Sklave böser Leidenschaften war.
Daß der Kammerdiener den ihm aufgebürdeten Raubmord nicht begangen hatte, erkannte Siegfried bald, so völlig spurlos ließen die Spuren eines solchen Ver brechens, und noch dazu in so furzer Zeit, sich nicht ver wischen.
Und diese Spuren wurden bald darauf auch entdeckt, fie führten zur Verhaftung eines oft bestraften Verbrechers, ber nach langem, vergeblichem Zeugnen die That ein gestand.
Er hatte ben Plan, Jakob Hochmuth zu berauben, längst gehegt und an jenem Abend sich in die Wohnung des Antiquars eingeschlichen, um seinen Vorsatz auszuführen.
Während des Wortwechsels zwischen Hochmuth und bem Rammerdiener hatte der Mörber im Hausflur gestanden; als die Lampe umfiel und Joseph hinausstürzte, war dieser günstige Augenblick zur Verübung der ruchlosen That benutzt
worden.
Joseph wurde aus der Haft entlassen. Er war ohne Mittel und ohne 3eugnisse, Niemand wollte ihn in seine Dienste nehmen, aus der Heirath mit Fränzchen, die jetzt mit der Generalin einen neuen Kontrakt schloß, fonnte