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kommen müsse.— Der Staatsminister von Bötticher er» klärte, daß er den Vorschlag mit großer Sympathie begrüße, wenngleich er auf denselben nicht direkt eingehen könne. Er wisse, daß der Lohn in der ganzen Provinz Schleswig-Hol- stein sinken würde, wenn bei dem Kanalbau bedürfntßlose Ar- bester für billigeren Lohn mgagirt würden und das dürfe unter keinen Umständen geschehen. Die preußische Regierung würde sich wohl bereit sinven, darauf einzugehen, daß keine ausländischen Arbeiter(Polen und Italiener ) engagirt werden dürften, aber die Festsetzung eines Minimallohnsatzes ginge doch zu weit. Wenn dadurch auch daS Interesse des schleswigholsteinischen Arbeiter gewahrt würde, so könne man doch nicht ermessen, welchen Einfluß die Feststellung eines derartigen Lohn» Minimums bei dem Kanalbau auf dre Lohnverhcilinisse im übrigen Deutschland haben könnte. Deshalb müsse er sich die Sache noch recht genau überlegen.— Von verschiedenen Seiten wurde der Vorschlag des Abgeordneten Hasenclever gleichfalls „sympathisch" begrüßt; man nannte denselben sehr bescheiden, jedoch dai Ende vom Liede war, daß man sich doch nicht für denselben entscheiden könne, der Konsequenzen hal» ber.dieertmGefolge habe. Der Abg. Hasenclever replizirt, daß er gar nicht an den Ausschluß fremdländischer Arbeiter denke; wenn ein anständiger Lohn gezahlt werden müsse, so blieben die.Lohndrücker" von selbst fern. Außer« dem werde man sicher bei dem Bau englische und französische Ingenieure brauchen, Ideren Ausschluß doch wohl nicht von der preußischen Regierung beabsichtigt würde. Er freue sich über die allgemeine Sympathie und speziell über die des Herrn Staatssekretärs, welche man seinem Vorschlage entgegentrage. Auch er stehe dem Kanaldau sympathisch gegenüber und werde diese Sympathie ins Praktische übertragen indem er für die Vorlage stimme, so möge auch der Minister seine Sympathie zur Tbat werden lassen, indem derselbe für seinen Vorschlag im Interesse der Arbeiter sich entscheide. Vor allem möge die Regierung sich die Sache reiflich überlegen.— Nach einer kurzen Debatte über einige technische Fragen wurde die Sitzung geschloffen. — Der Abg. LingenS(Zentrum) hat auch in dieser Session seinen bereits von früher her bekannten Antrag, betreffend die Sonntagsruhe der Postbeamten, wieder eingebracht. Derselbe ist zur zweiten Lesung des PostetatS gestellt und lautet:„Der Reichstag wolle beschließen, die verbündeten Regierungen zu ersuchm, zu veranlaffen, fortzuschreiten mit wirksamen Anord» nungen, damit den Post- und Telegraphenbeamten SonntagS- ruhe und Sonntagsfeierlermöalicht bleibe." Unterstützt ist der Antrag durch daS gesammte Zentrum. — In ihrem Bericht über die Kasfirung der Wahl deS nationallideralen Reichstagsabgeordneten Gottburasen erwähnt die„Köln . Ztg.", daß der deutschfreifinnige Abg. Dr. H o r w i tz vor der Abstimmung den Sitzungssaal verließ. — Von den 433 LantagSavgeordneten gehören zugleich dem Reichstage 77 an: 31 Zentrumsmitglieder, 18 Konservative, 16 Freifinnige, 7 Nationalliberale, 3 Polen und 2 Freikonser- vative. Sämmtliche Führer der Freisinnigen und des Zentrums (mit Ausnahme des Herrn v. Schorlemer>Alst) fitzen in beiden Häusern.
Kommunales.
Vei de« StadtverordneteU'Wahlen am 18., 19. und 20. Oktober 1883 haben sich, nach dem elften Jahrgange des Statistischen Jahrbuchs der Stadt Berlin , von den eingeladenen Wählern der dritten Äbtheilung an der Wahl delherligt: im 1. Wahlbezirk 45,5 pCt., im 2. Wbz. 52,1 pCt., ttn 3. Wdz. 51,2 pCt., im 4. Wbz. 42 8 pCt., im 5. Wbz. 42,0 pCt, im 6. Wbz. 38,2 pCt., im 7. Wbz. 42,4 pCt., im 8. Wdz. 30,8 pCt., im 9. Wbz. 39,7 vCt.. im 10. Wbz. 35,6»6t., im 11. Wbz. 41,2 pCt., im 12 Wbz. 38,6»6t., tm 13. Wbz. 43,0»6t., im 14. Wbz. 41,9 p6t.. im 15. Wbz. 40,1»6t., im 16. Wbz 38,7»6t., im 17. Wdz. 41,0»6t., im 18. Wbz. 40,1 v6t„ im 19. Wbz. 35,7»6t, im 20. Wbz. 41,8»6t, im 21. Wbz. 38,1»6t, im 22. Wbz. 38,0»6t, im 23. Wdz. 39,0»6t., im 24. Wdz. 32,7 »6t., im 25. Wbz. 38,9»6t, im 26. Wbz, 35,7»6t.. im 27. Wbz. 38.1»Et. im 28. Wdz. 40,5»6t, im 29. Wbz. 44,2»6t., im 30. Wbz. 30 7»Ct.. 31. Wdz. 32,6»6t., tm 32. Wbz. 44.6 »6t., tm 33. Wdz. 39,0»6t, im 34. Wbz. 33,8»6t, im 35. Wdz. 32,0»6t., im 36. Wbz. 38,9»Ct.. im 37. Wbz. 28,0»6t., im 38. Wbz. 37.1»6t., tm 39. Wbz. 44,0»6t, im 40. Wbz. 43,6»6t., im 41. Wdz. 36,8»Et., im 42. Wbz. 34,9»6t; von den eingeladenen Wählern der zweiten Abtheilung: im l.Wbz. 62,9»6t, im 2. Wdz. 50,0»6t, im 3. Wbz. 54,7»Et., im 4, Wbz. 53,8»6t., im 5. Wbz. 42,5»6t, im 6. Wdz. 57,0»Et., im 7. Wb». 64,5»Et. im 8. Wbz, 61,0 pCt.. im 9. Wdz, 50,1 im 10. Wbz. 63,0»6t, im 11. Wbz, 65,7»Et., im 12. Wbz. 63,0»Et., im 13. Wbz. 62,8»6t, im 14. Wbz. 64,5»Et.; von den eingeladenen Wählern der ersten Abtheilung: im 1. Wbz, 73.0»6t, im 2. Wbz. 66,4»6t, im 3. Wbz. 64,8 »6t., im 4. Wbz. 68,9»61., im 5. Wbz, 84 0»6t, im 6. Wbz. 72,0 ,6t. im 7. Wbz. 66,2 ,6t, im 8. Wbz. 72,8»6t., im 9. Wbz. 700»6t., im 10. Wbz. 75,5»Ct., im 11. Wdz. 720 »Ct.. im 12. Wbi. 62,8»6t, im 13. Wbz. 81,8»6t. im 14. Wbz. 74 0»Ct. Uebcrhauvt betheiligten sich an der Wahl von den 3196 eingeladenen Wählern der ersten Abtheilung 2342 gleich 742»Ct., von den 15902 eingeladenen Wählern der schiedener Hamburger und Bremer Kolonialwaaren- Handlungen, wodurch sowohl die ansässigen Kaufleute als auch daS Publikum geschädigt würden, in angemessener Weise zur Kenntniß und Autllärung deS Publikums zu bringen" Im Anschluß hieran macht das genannte Fachblatt die Mittheilung, daß die Lim- burger Großhändler durch eine MittelSperlon bei einer Ham- burger Firma, welche ihre Waare in den öffentlichen Blättern wiederholt angepriesen hat, Bestellungen gemacht und die er» haltenen Kaffeesorten einer sorgfältigen Prüfung unterzogen haben, welche daS nachstehende Resultat ergeben hat: Anstatt deS als„extrafeinen Crylon-Perl" a Psd. 1,15 Mark bezeichneten Kaffees wurde ordinärer Riokaffee mit ausgeprägtem Alechtem Riogeschmack und künstlich schwarz ge» s°rbttn Bohnen, dessen Engroswerth höchstens 0.70 M. ist, aeliefert. Für echt bläulich Ceylon Plantation" a 1,10 M. ist zentralamerikanischer Kaffee gesandt worden, der einen W-rtb von noch nicht 0,90 M- hat. Für„seinfein Goldjava" a 0,95 M. ist„Ouatemala" im Wetthe von 0,70 M. geliefert worden. Dre„GoldjavaS" a 1 M. und die braune„Java» Manados a 1,20 M. wurden als auf warmem Wege gebrühte und gelb, res», braun gefärbte geringere KaffeeS, die einen Minoerwerth von 30 Pf. haben, ermittelt. Diese Untersuchung habe also das Ergebniß gehabt, daß in keinem Falle die be» stellte und in der PrerSliste genannte Kaffeesotte geltefett wurde. Aus Vorstehendem— für deffen richtige Angaben einzustehen wir der angefühtten Quelle überlassen müssen— «sbe zur Genüge hervor, daß durch solche Anpreisung das 'Ublikum getäuscht und das solide Kaffeegeschäft im Inland« geschädigt wird. » r.,??s,�bigkeit der Fische. Am 18. November vorigen TahreS erhielt, wie die„?taturwiffensch.>techn. Umschau" nach «.er)$kt, einer der großen Händler der Pattser Flschhallen aus Rotterdam eine große Sendung in EiS ver» packter Fische, welche am 16. abgesandt und wahrscheinlich schon am 15. verpackt war. Beim Auspacken gab ein etwa 70Zenti. meter langer Hecht noch schwache Lebenszeichen von sich, wes« halb man denselben in eine Wanne mit Wasser legte, worin er sich bald erholte und ganz munter herumschwamm. Der Mettwürdigkeit halber wurde der Fisch dem Pattser Aquarium am Trokadöro überwiesen. Er war mindestens 2'/,, wahr» scheinlich aber 3 Tage ohne die mindeste Rückstcht als todt »wischen EiSstücke verpackt gewesen und hatte so eine Fahrt von
zweiten Abtheihrg 9403 gleich 59,1»Ct. und von 166 086 ein- geladenen Wählern der dritten Abtheilunp 66 063 gleich 39,8»6t; zusammen von 185 184 eingeladenen Wählern 77 808 gleich 42,0»Ct. Der Magistrat erläßt folgende Bekanntmachung: Wiederholt haben wir daS detheiligte Publikum aufgefordett, die R-chnungen über Lieferungen und Leistungen für die Stadtgemttnde unverzüglich nach der Ausführung des ertheilten Auftrages einzureichen, damit die Anweisung der Rechnungs- deträge rechtzeitig erfolgen könne. Namentlich haben wir darauf aufmerksam gemacht, daß die Einreichung der Rechnungen jedenfalls vor Schluß des EtatSjahreS. also spätestens bis Ende Mär, jeden Jahre«, durchaus nothwmdig sei, wttl sonst eine Verzögerung der ZahlungSanwttsung eintrete, welche für die Lieferanten und Gewerbetreibenden von Nachtheil sein müsse. Da unsere diesbezüglichen Aufforderungen noch immer vielfach unbeachtet geblieben stnd, so sehen wir unS veranlaßt, die be» treffenden Lieferanten und Gewerbetreibenden abermals darauf hinzuweisen, daß sämmtliche Forderungen rechtzeitig und für daS laufende Etatjahr jedenfalls bis spätestens den 31. März d. I. zur Liquidation zu bringen find. Wird dies versäumt so haben die Betreffenden sich die entstehenden Weiterungen selbst zuzuschreiben und außerdem zu gewättigen, daß ihnen unsererseits Auftrage fernerhin nicht mehr etthellt werden.
zokale». Das Wohl der arbeitende« Klassen! DieS geflügelte Wort ist jetzt en vogne, ist an der Tagesordnung, ist Mode» fache. Von berufener und unberufener Seite schallt es uns entgegen, ein Jeder führt daS große Wort im Munde und mit dem vollen Brustton innerster Ueberzeugung wird in die Lärmposaune gestoßen und hell tönt das Lied vom Wohle der arbeitenden Klassen! Doch wie eine pikante oder melodiöse Possen- oder Operettenmelodie, welche, nachdem sie ihre eigent« liche Sphäre verlassen hat, auf allen Höfen heruntergeleiert, auf allen Gassen gesungen und gepfiffen wird, sehr bald ihren Reiz verliert und, im Uebermaße gehört, zum Ueberdrusse wird, so erscheint auch bereits der hohe Begttff von dem Wohle der arbeitenden Klassen zur Karrikatur verzertt und wenn auch das Wott immer seinen guten Klang behält, so wird doch bereits sehr wenig Gewicht darauf gelegt, wenig- stenS von den arbeitenden Klassen selbst. Anders verhält es sich ja mit den edlen Wohlthätern deS darbenden Menschen- geschlechtS und namentlich jene Leute, die da behaupten, von der Allgemeinheit könne nichts, von Einzelnen alles geleistet werden zum Wohle der arbeitenden Klaffen, messen ihrer Thä- tigkeit ttne ungeheure Wichtigkeit btt; mit wahrhaft rührender Sorgfalt stnd sie, dem Drange ihres edlen Herzens folgend, auf das Wohl der arbeitenden Klaffen bedacht und haben diesem Spott einen hervorragenden Platz unter ihren Erho- lungen eingeräumt. Als wackere Streiter ziehen sie hinaus in den Kampf gegen das soziale Elend, jene giftige Schlange welche tausendköpfig ihr Haupt erhebt und in rbrem Hebet, eiser suchen sie glttch zwei der gewalttgsten Todtenköpfe, die„Vagabondenpest" und die„Branntweinpest", wie sie sie nennen, mit stumpfen Waffen vom Rumpfe zu trennen. Je weniger„schneidig", desto mehr„stilvoll" wird der Vernichtungskampt geführt und wahrhast grandiöse Er» folge haben die modernen Don Quixote bereits aufzuweisen. Mit Staunen und mtt Grauen bettachtet die arbeitende Be» völkeruna jene Wunderw-rke, die zu ihrem Wohle geschaffen worden stnd,— Arbeiterkolonien und Verpflegungsstationen! Die„Vagabonden" stnd wie fottgeblasm, nämlich von den Thülen jener Herren, welche, an voller Tafel schwelgend, nicht *eni gestört sein wollen durch— hungernde Vagabonden 1
et nicht arbeitet, soll auch nicht essen, und so wird dem den» noch„Pochenden" mtt höflicher Verbeugung ein Billet zur „Station" oder„Kolonie" überreicht. Die große Aufgabe ist gelöst, das Land von einer Geißel befreit, die„Vagabonden- pest' ist beseitigt, wenn auch nicht aus der Welt geschafft und ern Lorbeerkranz umrankt die Stirn dieser Retter der Mens' h'it, der Streiter zum Wohle der arbeitenden Klaffen.( muthigt durch diesen glänzenden Erfolg, wird nunmehr ein neuer Kreuzzua inszenirt gegen die„Schnapspest", ein gefähr» licheres und kühneres Unternehmen angesichts des drohenden Branntweinmonopols. Während bislang der„Verein gegen den Mißbrauch geistiger Gettänke" theoretisch gegen den Brannt» wein zu Felde zog, hat sich nunmehr in Anlehnung an diesen Verein ttn Konsortium gebildet, welche? auf praftische Weise dem Branntwein den Garaus zu machen gedenkt. Ob aber die Mittel zum Zwecke besonders praktisch stnd, möchten wir denn doch einigermaßen in Zweifel ziehen. Wie nichts NeueS unter der Sonne ist, so bietet auch die neue Idee der Gesell- schast nichts Neues, sondem nur bereits Vorhandenes in einer neuen Fassung. Die Gesellschaft hat sich nämlich gebildet zur Gründung von Volktkaffeehäusern in Berlin , r welchen dem Arbeiterstandej zu geringen Preisen Kaffee, Thee , Chokolade, Milch, Warmbier und ähnliche alkoholfreie Getränke neben einfachen, warmen Speisen, jedoch unter strengem Be'bot von Branntwein, verkauft und dabei ein behaglicher Aufenthalt geboten werden soll. Nun, derartige Institutionen befitzen wir bereits in ausreichender Anzahl rn unseren Kaffeelokalen, im Volksmunde„Kaffeeklappen" genannt,
450 Kilometer zurückgelegt, was allerdings gegenüber der sonstigen Unfähigkeit der Fische, länger außer dem Waffer zu leben, überraschend ist. Daß wir eS hierbei aber nicht mit einer„Fischer geschtchte" zu thun haben, die bekanntlich oft mit den„Jägergeschichten" auf gleicher Stufe stehen, dafür bürgt ttnettttis der Umstand, daß der Hecht überhaupt wiocrstandS» fähiger ist, als andere Fische und andererstttS der Name de« Gewährsmannes: Jousser de BalleSme, Direttor des genannten Aquattums. Die interessante« optische« Reisen im Kaiser»Pano rama. Passage finden solch vielseitige Anerkennung, daß in den Abendstunden die Plätze nicht ausreichen. Neben den mal» tischen Landschaften vom Rhein wird in dieser Woche eine interessante Wanderung durch Belgien zu sehen sein. Die Schärfe und wunderbare Plastik, welche bei jeder Anficht zur Geltung kommt, fesselt vom Anfang bis zum Schluß. ProjektirteS Repertöir der königlichen Echanspiele vom 17. bis 24. Januar 1886. JmOpernhause. Sonntag, den 17.: Armide (Herr Niemann); Montag, den 18. Toni'S Schatz, Silvia- Dienstag, den 19.: Margarethe: Mittwoch. den 20.: Siegfried' Donnerstag, den 21.: Die lustigen Weiber von Windsor; Freitag, den 22.: Die Afttkanerin; Sonnabend, den 23.: Der Wildschütz; Sonntag, den 24.: Don Juan.— JmSchausvielhause. Sonntag, den 17.: Colberg; Montag, den 18.: TM; Dienstag, den 19.: Der Leibarzt; Mittwoch, den 20.: Die Geier- Wally; Donnetttag, den 21.: Tilli; Freitag, den 22.: Tartüffe. Am Klavier; Sonnabend, den 23.: Narziß ; Sonntag, den 24.: Tilli. Herr Direktor Hasemann macht uns die Mittheilung, daß gestern Abend die Unterhandlungen mit Herrn Direttor Ledrun, den Wallnerschen Erden und Herrn Direttor Wolf ihren Abschluß gefunden haben, und daß er die Direktion deS Wallnertheaters am 16. Januar er. übernehme. Kriedrich-Wilhelmstädttsches Theater. Von Jacques Offenvach's Wittwe ist an Herrn Direttor Fritzsche ein in den verbindlichsten Ausdrücken gehaltener Dank für die Wieder» einftihtung der Offenbach 'schen Operetten am Fciedrich-Wil- helmstädtischen Theater gelangt und hieran„mit benlichster Bereitwilligkeit" die angesuchte Erlaubniß, den Zyklus im Belle- Alliance-Theater zu wiederholen, um so mehr etthellt worden, als— wie es im Briefe heißt—„die Nachrichten
in welchen den wenig bemittelten Volksklassen warme Gettänke». wie Kaffee, Chokolade, Milch, Thee Je. mit Ausschluß von Branntwein verabfolgt werden und zwar zu billigen Preisen. Daß fich diese Lokale einer großen Beliebtheit und eines großen Zuspruches erfreuen, ist allbekannt und könnte man sehr leicht in Versuchung gerathen, gerade diesen Umstand als Haupt» ttiebfeder zu dem neuen Konkurrenzunternehmen zu betrachten. WaS den behaglichen Aufenthalt betrifft, so baden die Kaffee- lokale biS dahin allen in dieser Beziehung gestellten Anforde- rungen genügt; daS„Volk" ist leicht zuftiedengestellt, an raffi- nirten LuxuS nicht, wohl aber an bescheidene Verhältnisse ge» wöhnt und fühlt fich am wohlsten da, wo eS ungenitt ist. Oder sollen die„Volkskaffeehäuser" vielleicht„Volks-Wiener» CafeS " werden? Des Abends haben die Arbeiter zum„Kneipen" weder Zeit noch Geld, da gehen ste nach Hause oder in Versamm» lungm; die allein stehenden Arbeiter werden aber gewiß nicht ihr Gel» in die„Volkskaffeehäuser" tragen, sondem auch des AbendS dahingehen, wo ste fich den Tag über verpflegt haben. Und dazu ist in Berlin eine so reichliche Gelegenheit vorhan» den, daß ein Bedüttniß nach einer Vermehrung derselben gar nicht vorliegt. Wenn die Gesellschaft ttn solches herausgefühlt hat, so ist dieS eben nur ein Deckmantel für eine Spekulation» die, wenn fie glückt, allerdings etwaS einbringen kann, die aber nimmermehr den Branntwein aus der Welt schaffen wird. Wenn fortab der Branntwein durch Kaffee, Thee, Milch und Warmbier ersetzt werden soll, was hälte dann daS Brannt» weinmonopol für einen Zweck? Es ist aber auch hier die alte Geschichte wieder, die doch ewig neu bleibt: Anstatt den Stier btt den Hörnern anzupacken und daS Uebel btt der Wurzel auszurotten, wird an der leidenden Menschheit hemmgedoktert und die Eiterbeule, die an ttner Stelle verttieben wird, bttcht an einer anderen Stelle wieder auf. Hier find nicht Volk?» kaffeehäuser oder sonstige„segensreiche" Einrichtungen, sondern ganz andere Institutionen am Platze„zum Wohle der arbeiten» den Klaffen". Ein förmliches Genie tm Stehle« ist die verehelichte Wilhelmine Müller aus Neu-Strelitz, welche bereits einer großen Anzahl von Ladenbesttzern, insbesondere denjenigen» welche Spitzen, seidene Bänder und seidene Tücher, Weiß» und Wollenwaaren führen, als Ladendiebin bekannt ist. Die» selbe, eine schmächtige, 47 Jahre alte Person mit schmalem» bleichem Geficht, angeblich geisteskrank, kommt fortgesetzt nach Berlin , macht in verschiedenen Geschäften größere Einkäufe und stiehlt bei diesen Gelegenheiten Maaren, deren Werth den der Einkäufe wttt übersteigt. Sie weiß dadurch, daß fie ihr in der Regel mit Gold gefülltes Portemonnaie ge» öffnet mit Ostentatton auf den Ladentisch legt, etwa gegen fie gehegtes Mißttauen zu beseitigen. Indem fie gleichzeitig die verschiedensten Gegenstände fich vorlegen läßt, beschäftigt fie die Mehrzahl der rm Geschäft befindlichen Personen und lentt die Aufmerksamkttt von sich ab. Glaubt fie fich beobachtet, so schützt ste Zerstreutheit und heftige Kopf- schmerzen vor, die fie durch Anwendung eines hervorgeholttn Migränestiftes beseitigen zu wollen vorgiebt. Die Müller besttzt in Neu-Strelitz ein Geschäft und verkaust dortselbst zu billigen Preisen die in Berlin gestohlenen Gegenstände. Ste ist zwar wiederholt festgenommen und in da» UntersuchungSgesängniß eingeliefert, aber als geisteskrank wieder entlassen worden. Kurz vor Weihnachten hat ste wieder einen Raubzug nach Berlin unternommen und für 300 M. gestohlene Waare nach ihrem Geschäftslokal in Neu-Strelitz gebracht. Die Befitzer der Läden können nicht genug vor der gefährlichen Diebin, deren Photographie dem Verbrecheralbum einverleibt ist, gewarnt werden. ,, b. Auf dem Bahnhof FriedrichstraHe wurde vor einigen Tagen ein Perronwärter mit zertrümmettem Schädel todt auf dem Geleise gefunden. Offenbar hatte ihn bei dem Uederschrttten desselben eine Maschine erfaßt. Der Mann ge- hörte zu den gegen Tagelohn angestellten Hilfsarbeitern und hinterließ eine Wittwe mit Kindern ohne Anspruch auf Pen» fion oder dergleichen. Die Bahnbeamien, obwohl selbst nicht glänzend gestellt, veranstalteten deshalb hilfsberttt ttne Samm- lung für die Frau, von welcher fich auch der niedrigst Gestellte nicht ausschloß. E. Der im Stall des Depots der OmnibuS-Gesellschaft in der Kurfürstenstraße beschäfliqte Stallmann Klant, Bülow- straße 93, wurde aestcrn in die königl. Charitee eingeliefert. K. war damit beschäfligt gewesen, ein krankes Pferd zu frottiren, erhielt aber einen Schlag mit dem Hinterfuß, sodaß ihm der ganze Untettiefer eingeschlagen war. Polizei-vericht. Am 15. dS. Mts. Morgens wurde ttne Dame rn ihrer Wohnung in der Soldinerstraße todt vorge» funden und durch den hinzugezogenen Arzt festgestellt, daß fie fich vergiftet hat.— Um dieselbe Zeit wurde auch der Kurscher Mors in seinem Schlafzimmer, Wassergaffe Nr. 19, todt aufgefunden. Der Tod ist durch Einathmen von Leuchtgas herbei» geführt worden. Da nach den Verhältnissen des MorS der Verdacht eines Selbstmordes völlig ausgeschloffen sttn soll, so liegt vermuthlich nur ein Unglücksfall vor, deffen Veranlassung jedoch bis jetzt noch nicht aufgeklärt weroen konnte.— Einig« Zeit später fiel ttne Frau an ver Spandauerbrücke Nr. 4/5 im Klosetgebäude in dre kurz vorher zum Zwecke der Rttni» aung geöffnete Einsteigegrube und erlitt dabei ttne« Bruch des linken Knöchelgelenks.— An demselben der Berliner Freunde und der hauptstädtischen Journale in dem Lobe üb-reinsttmmen, welches der trefflichen und splen- diden Jnszenesetzung, sowie der in allen Details beifallswerth in Darstellung gezollt wird." In Folge dessen wird der Offen- bach-Zyklus in sttnen werthvollsten Nummern, zu welchen steh auch Hoffmanns Erzählungen gesellen werden, im Belle- Alliance-Theater wiederholt werden. Das Repertöir deK Friedrich-Wilhelmstädtischen Theaters geht selbstverständlich seine eigenen Wege— vorläufig hat es an Max Wolf « „Rafasla" ein Zugstück gefunden, wie die Vorbestellungen zum heutigen Sonntage am besten beweisen. Bellealliance-Theater. Die 25. Auffüh ung der»räch» mit den Gästen vom Wallner-Theater der Schönthan'sche Schwank„Frau Direttor Sttiese" in Szene. cm, BonifenftödUfchel Theater. Die Koloratursängerin Minnie Frey, deren glänzende Technik und schöne Stimme ihr zahlmche Freunde im Publikum erworben haben, hat am Man» tag, den 18. d. M., ihr Benefiz. Die Künstlerin wird an dttsem.Tage eine ihrer besten Partien, die Frau Fluth in Nicolais„Die lusttgen Weiber von Windsor", fingen. Außer» dem wird diese Vorstellung noch ein besonderes Interesse da» durch gewinnen, daß zwei Eleven deS hier rühmlichst bekannten GesanglehrerS E. Bolke mitwirken werden: Fräulein Chttstine Wichmann als Frau Reich und Robett Hänsel in der Partie deS Junker Spärlich. Die Partie deS Fluth hat der belieb e frühere Battton dieser Bühne» Herr Herrn. Reich, auS Gefällig» keit übernommen. Im Louisenstädtische« Theater findet heute Sonnta r den 17. d. M., Vormittags 11 Uhr, eine große Matinee zu c Besten der Penstonskaffe des»Allgemeinen deutschen Cho» sänger- Verbandes" statt. DaS Programm ist ein sehr reict- KalugeS und interessantes. Der tüchtige Kapellmeister der Louisenstädttschen Oper, Herr Rud. Fischer, hat bereitwillig� die Leitung des gesanglichen Theiles übemommen, währen n Herr Direktor FtrmanS die beiden Stücke:„DaS Versprechen hinter'm Herd" und„Kurmarker und Picard«" in Szene setzen wird.