daß jeder Deutsche, der in polnischer Diaspora die nationale Fahne hoch hält, und selbst jeder national gefinnte Deutsche in den östlichen Provinzen Preußens, der mit den Verhält niffen vertraut ist, von der Nothwendigkeit und Swedmäßigkeit Derselben überzeugt ift.( Dho! links und im Zentrum.) Ich weiß jüdische Gemeinden, die Tausende und Abertausende auf gebracht haben, um die Auszuweisenden zu unterstüßen, und Die in ihren Eingaben an die Behörden ausdrücklich zugeftanden haben, daß fie selbst die Ausweisungsmaßregel für gerecht fertigt und im Staatsinteresse geboten erachten. Es liegt auf der Hand, daß man halbe Maßregeln nicht treffen kann, wenn man das wieder gut zu machen hat, was in Jahrzehnten ver fäumt worden ist. Mag der Abg. Windthorst mit noch so rührender Stimme die wehrlosen Kinder und Frauen vor führen, die von der Ausweisung betroffen find, die Mehrzahl der deutschen Nation begrüßt es mit Freude, daß wir eine Regierung befigen, die von jenem g sundem Egoismus beseelt ist, der mit rücksichtsloser Energie auf die Gefahr hin, von einer schwächlichen Sentimentalität der Inhumanität beschul digt zu werden( Widerspruch links), die Interesser fremder Staatsangehörigen opfert, wenn es sich um den Schuß und bie Sicherheit des eigenen Landes, um das Wohl der um das Wohl der eigenen Landeslinder handelt. Ich habe das Gefühl, daß Sie selbst den Ast absägen, auf dem Sie figen( beiter teit), wenn Sie dem leitenden Staatsmann bei diesen feinen echt nationalen Bemühungen Steine in den Weg legen. Dem Ansehen des deutschen Reichstages in den Augen der deutschen Nation nußen Sie mit Jbren Anträgen nicht; denn die deutsche Nation steht auch in dieser Frage in ihrer über wiegenden Majorität auf Seiten ihres Reichskanzlers( Wider spruch und Heiterkeit), zu dem sie das Vertrauen hat, daß, wenn auch seine Wege mitunter am Anfang dunkel find( große Heiter teit), fie doch keinen andern 3wed haben, als die Größe, Wohlfahrt und Sicherheit des Deutschen Reiches herbeizuführen. ( Sehr wahr! rechts) Ich warne Sie in Ihrem Intereffe, einen der Anträge anzunehmen; denn es könnte dies nur dazu dienen, dem Reichsiangler zu einem zweiten 15. Dezember zu verhelfen.( Heiterteit und Widerspruch links. Beifall rechts.)
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aus Paris auswies! In der halbamtlichen ProvinzialKorrespondenz" vom 17. August 1870 las man über die Ausweisungen: Die französische Regierung, die noch vor Kurzem den Anspruch erhob, den Jdeen der Zivilisation zu dienen, hat eine Maßregel ergriffen, deren Barbarei in ganz Europa ver urtheilt wird.( hört, hört!) Mehr als 60 000 Deutsche , welche größtentheils als fleißige Arbeiter ibren Unterhalt in Frankreich gefunden und dort theilweise festen Wohnfig und Familie gegründet haben, werden dadurch ins Verderben geftürzt. Diese Maßregel hat einen Schrei des Unwillens und der Entrüftung nicht bloß in Deutschland , sondern auch in den neutralen Staaten hervorgerufen." Und dann heißt es im amtlichen Blatt am Schluß: Reineswegs aber wird Deutsch land im Bewußtsein seiner Würde und Ehre an den Bürgern Frankreichs , welche friedlich unter und leben, die terroristische Gewaltthat strafen, mit welcher das französische Gouvernement die beiden Nachbarvöller zu entzwelen trachtet. Auch im An geficht der ungerechten und barbarischen Verfolgung werden wir, der ehrwürdigen Sitte unserer Väter gemäß, das Gast recht der Bürger Feantreichs achten( hört, hört!), welche auf den Schuß unserer Geseze vertrauend, den deutschen Boden betreten haben." Mit dieser Massenausweisung thun Sie der deutschen Bukunft teinen Dienst. Wir sind nicht sentimentale Gefühlsmenschen, wir werden treu und fest für deutsche Kultur weiter fämpfen, wir find aber der Meinung, daß Deutschland groß und start genug ist, um auch bei Aufrechterhaltung der in allen Religionen maßgebenden großen Grundsäße der Toleranz, Humanität und Menschlichkeit bestehen zu können. ( Lebhafter anhaltender Beifall.)
Abg. Marquardsen( nationall.): Wir haben dem Abg. Ridert und seiner Partei in teiner Weise Schweigen über diese Angelegenheit auferlegen wollen, ich habe früher nur gemeint, daß der geeignetere Ort zu ihrer Besprechung das preußische Abgeordnetenhaus sei. Die geftrige und heutige Diskussion hat diese meine Auffassung bestätigt. Ueber die große Anzahl von einzelnen Fällen, die Sie hier angeführt haben, fönnten wir dort um so leichter ein abschließendes Ur theil gewinnen, als es fich vorwiegend um Ausführungs bandlungen von Unterbeamten handelt. Herr Möller hat felbft zugegeben, daß in sehr vielen Fällen seitens der Oberbehörden Hemedur eingetreten ist. Ich erkläre im Namen meiner Freunde, daß auch wir die Härten, die bei einzelnen Hand lungen zum Vorschein gekommen find, bedauern, daß wir aber hiervon unser Urtheil über den Geist der Maßregel im Ganzen nicht abhängig machen fönnen. Ich lann Namers meiner Freunde erklären, daß wir uns feinem der vorgeschlagenen Anträge anschließen werden.( Buruf: Natürlich!") Speziell der Antrag der Sozialdemokraten erscheint mir sehr bedenklich, weil er fagt, die Maßregeln seien geeignet, völkerrechtliche Verwidelungen mit dem Auslande herbeizuführen." Hierdurch machen wir das Ausland gewissermaßen aufmerksam, fordern es auf, Stellung zu nehmen. Der Antrag spekulirt gewiffer maßen auf das Uebelwollen des Auslandes.( Widerspruch bei den Sozialdemokraten.) Wir werden also feiner der ein Vers dammungsurtheil für die preußische Regierung enthaltenden Resolutionen zustimmen; denn wir glauben, daß fie in der Ueberzeugung gehandelt hat, nicht die Geschäfte des Auslandes zu besorgen, sondern den Intereffen der deutscher Nation zu dienen.
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| Parteien ist mit derselben Offenheit, wie von Herrn Liebl die Abficht eingestanden worden, daß man beabfichtige, Verwaltungsmaßregel Preußens durch eine Breffion Reiches rüdgängig zu machen. Herr Liebknecht hat sich auf internationalen Boden gestellt: erst Mensch, dann Bele. ist die absolute Negation aller Nationalität. Er hat und die Schweiz und Nordamerika hingewiesen; ich möchte aber doch rathen, seine historischen Studien etwas me vertiefen. In Nordamerila tann von einer nationalen nicht die Rede sein. Und ist das einmal der Fall, so be man fich dort furz, indem man den Widersacher toot ( Heiterfeit.) Der Abg. Möller hat gestern von Ma gegen das liberale Judenthum gesprochen, nebenbei g ich lenne tein tonservatives Judenthum.( Abg. Ridert: röder! Abg. Kayser: Schwabach !) Meines Wiffens Herr v. Bleichröder nicht zur tonservativen Partei; innerlich denkt, ist mir nicht bekannt. Sehr merkwürdig ich es, daß die Ausweisung eine Maßregel gegen die liten sein sollen. Sie( im Zentrum) segen fich mit einer Behauptung in Widerspruch mit dem päpstlichen Organ Offervatore Romano", der die Maßregel einfach als ge eingewanderten Juden gerichtet bezeichnet und die D derselben dabei in scharfer Weise kennzeichnete. Ich ste an, zu erklären, daß ich die Maßregel für eine durchau same halte.( Hört! hört! links. Lebhafter Beifall recht
Bräfident v. Wedell. Piesdorf schlägt m mit Rücksicht auf die Präsidentenwahl im preußisc geordnetenhause vor, die weitere Berathung bis 3 Übr tagen.
Abg. Kayser( Sozialdem.) erhebt als Abgeordnet einem nichtpreußischen Bundesstaat gegen eine Bweltheilu Sigung Widerspruch. Der Reichstag nehme auf den schen, württembergischen und sächsischen Landtag aud Rüdficht. Er, R dner, vertrete den Reichsgedanken geg dem preußischen Partitularismus.
Abg. Windthorst bittet, über den Vorschlag de fidenten abstimmen zu laffen, fich eine Widerlegung S für eine andere Gelegenheit vorbehaltend.
Tas Haus tritt mit großer Majorität dem Vorschl Präsidenten bei.
Um 3 Uhr wird die Verhandlung fortgefest. Abg. Payer( Volkspart.): Die Voltspartei wi den schärfsten der vorliegenden Anträge stimmen, un gerade deshalb, weil er am schärfften formulirt ist. W nen ja in der Sache überhaupt nichts weiter thun, als und müssen unsere warnende Stimme um fo deutliche fräftiger erschallen laffen, als die verbündeten Regien uns durch das Wegbleiben ihrer Vertreter beweisen, diese Stimme nicht hören wollen. Damit ist jedoch ni fagt, daß der Antrag Liebknecht uns in jeder Einzelbe und vollständig entspricht. Was unsere Kompetenz bet berechtigt Art. 4 der Reichsverfassung das Reich, nic die Fremdenpolizei und verwandte Materien gefeßgebe behandeln, sondern ertheilt dem Reiche auch das Auffi aber diese Materien, und sobald es davon Gebrauch muß fich ihm jeder einzelne Bundesstaat, mag er gro flein sein, fügen. Ausgeübt fann dieses Recht aber ni werden durch gemeinsame Thätigkeit der verbündeten rungen und des Reichstags, sondern der Reichste auch für sich durch seine Beschlüsse zu dieser B igung beitragen, ebenso wie er Gefeßentwürfe ein tann, mit denen er auf den guten Wille Wenn Baden Reichsregierung angewiesen ist. Württemberg ohne Verständigung mit den Fatto Reichsgesetzgebung den Versuch machte, alle englische amerikanischen Staatsangehörigen aus seinem Gebiet weisen Hand aufs Herz, Herr v. Hammerstein, wür beanstanden, daß der Reichstag allein darüber ein Urthe fprechen, daß die Reichsregierung, wenn fie will, sofort bur eintreten laffen tann? Das wird Niemand ern streiten. Einigen Spaß hat es mir bereitet, daß Sess merstein auch die Voltspartei unter die Unitarter gewo die sonst unter dem ungerechten Vorwurf des Partitula leiden muß. Die Ausweisungen finden statt auf Gru Verabredungen mit Rußland , in dessen Ostseeproving Deu schthum im Todeslampf liegt, und mit Defter welchem es für seine Eristenz auf Leben und Tob Wer mit dieser Maßregel die deutsche Nationalität zu glaubt, der tann fie fich überhaupt nur in dem engen des Deutschen Reiches denten. Wer vor Jahren von Fremden eine Gefahr für unser Deutschthum befürchte der wäre verhöhnt worden. Liegt denn nicht mehr unferem nationalen Leben, als daß es nur mit Polizei im Reich aufrecht erhalten werden tann angegebenen Gründe erklären die Ausweisungen weder der Schuß unserer Nationalität, noch haltung der Didnung, noch der Kulturtampf leicht stößt man auf den wahren Grund, wenn man auffallenden Thatsachen erinnert, daß die Ausweisung zeitlich zusammenfällt mit dem Abschluß des ruftic lieferungsvertrages durch die verschiedenen deutschen staaten, daß beide Maßregeln fich im Verhältniß zu bewegen, daß diese Ausweisungen und Abschiebungen und herüber vorzugsweise nach Rußland stattfinden. fich da nicht der Verdacht auf, daß jene Maßregel, die noch nicht begreifen, nur ein Glied in einer Kette po regeln ist, deren Verständniß uns vielleicht die Bulu deutlich bringen fann, wenn erst die anderen Maßreg deutlich zu Tage getreten find.( hört! links.) Viellei gen die Kaiser, usammenkünfte nicht bloß die Segnun Friedens, sondern eine neue Drdnung der Dinge, de beiden Etappen uns vorliegen. Mögen diese Befül grundlos sein! Möge unser Ruhm nicht blos mit Phra bern thatsächlich an der Spize aller auf Bivilisat Humanität gerichteten Bestrebungen zu fleben, bi erworbene gute Ruf nicht verloren geh: n!( Beifall lin Bentrum.)
Abg. Spahn( Bentr.): Nicht nur die Provinzial Korrespondenz" von 1870, sondern eine ganze Reihe offizieller Auslaffungen von damals führte gleichmäßig aus, daß die Franzosen wie alle Ausländer in Deutschland das Gastrecht genöffen, daß das eine unter allen Umständen beilige und ehr würdige Sitte unserer Vorfahren sei, deren Verlegung unsere eigenen Bürger gefährden könne. Derselben Anschauung bat England wiederholt sogar auf diplomatischem Wege häufig Träftigen Nachdrud verliehen, ebenso Nordame.ila; völlig in demselben Sinne sprechen sich unsere Staatsrechts- und Völker rechtslehrer, Bluntschli an der Spige, aus. Im Allgemeinen steht ja die deutsche Nation in ihrer Entwidelung schon wegen ihrer Massenhaftigkeit, ganz abgesehen von allen übrigen Um ständen, höher als die polnische, und Herr v. Jazdzewski möge es mir nicht verübeln im Rampf ums Dasein der im Kampf ums Dasein der Nationen fiegt die stärkere; das deutsche Element dringt, wenn sein Nationen fiegt die stärkere; das deutsche Element dringt, wenn sein Vordringen auch dann und wann eine stärfere Fluthwelle auf der anderen Seite erzeugt, eben unaufhaltsam vor. Das alles aber fann an dem völlerrechtlichen Grundsatz nichts ändern. Die Bewelsführung, welche Herr v. Buttkamer an der Hand der Bevölle.ungsverhältnisse des Kreises Straßburg antrat, war schon aus dem Grunde völlig verfehlt, weil die Bahl der pol nischen Buzügler in den sechsziger Jahren größer war, als in den späteren, die Herr v. Buttfammer seiner Beweisführung zu Grunde legt. Die Reden des preußischen Kultusministers im Abgeordnetenhause über die westpreußischen Schulverhält niffe laffen über den fonfeffionellen Charakter der Maßregel leinen Zweifel. Auch wir deutsche Katholiken tämpfen für das Deutschthum gegen das Polenthum, aber für eine solche Ram pfesweise, wie sie hier beliebt worden ist, bedanken wir uns. Der tieffte Kern dieser Maßregel, wie der Kulturfampf, Sozia ften und Monopolgefeße ist: man will im Staate feine selbst ständigen Gebilde dulden. Auch die sprachlichen Befürchtun gen find nur ein Vorwand. Dabei ist es interessant, daß in mehreren oftpreußischen Orten die Ausweisungsmaßregel zurüd genommen wurden, nachdem festgestellt worden, daß die Ehe frauen der Betreffenden evangelisch seien und daß die Kinder evangelisch erzogen würden.( hört! hört! im Zentrum.) Alles in Allem, die Ausweisungen find weder vom fonfeffionellen, noch vom sprachlichen, noch vom nationalen Gesichtspunkte auß zu rechtfertigen.( Beifall im Zentrum und bei den Polen .)
Abg. Ridert( deutsch freis.): Daß eine zweite Ent rüftungskomödie das Biel wäre, haben wir wohl vermuthet, ich habe aber nicht erwartet, daß das hier ganz offen ausge sprochen werden würde.( Sehr gut! lints.) Noch nie ist wohl eine schwächere Maßregel von solcher Tragweite mit schwächeren Gründen vertheidigt worden.( Sehr gut! links.) Man ruft uns zu: Ihr habt den Beweis zu führen, daß die Maßregel nicht im nationalen Interesse ist. Diese Art ist neu. Das tommt darauf hinaus: der Reichskanzler hat's gemacht, daher ift's gut. Ihr habt zu schweigen und zu glauben, denkt auch die Nation. So weit find wir doch wohl noch nicht. Der Vorredner fragt, ob es patriotisch sei, Mißgriffe an die große Glode zu hängen? Also doch Mißgriffe! Das ist einfach unsere Pflicht als Volksvertretung. Wenn keine Vorstellung ber fompetenten Rorporationen, wenn die Interpellation in Preußen helfen, dann haben wir unsere Meinung auszusprechen, und wollen dann denen die Verantwortung überlaffen, welche die Maßregel angeordnet und vertheidigt haben. Das ist unsere Pflicht; man würde es nicht begreifen, daß die Vertretung des Bolles fich nicht Schweigen diktiren läßt in einer Frage, in welcher allerdings das nationale Interesse und die nationale Ehre auf dem Spiele stehen. Ueber die Kompetenzfrage will ich fein Wort weiter verlieren. Sie ist zweifellos. Sie allein ( rechts) find anderer Meinung.( Buruf rechts: nein!) Auch Sie nicht einmal Alle? Dann lann ich's mir sicherlich ersparen. Wir müffen es der Regierung überlaffen, ob fie bier erscheinen will oder nicht. Nun frage ich Sie haben die Vorredner die Nothwendigkeit der Maßregel auch nur versucht zu beweisen? Herr von Puttkammer sagt, es ist nothwendig, die 30 000 Bolen insgesammt auszuweisen im Staatsintereffe, Herr v. Helldorff und v. Reinbaben sagen es nach. Was bedeuten aber diese 30 000 Bolen, von denen eine große Zahl deutsch gefinnt, gegen die hunderttausende Polen , die als Preußen zurüd bleiben? Sie verlangen von uns den Gegenbeweis. Bringen wir eine große Bahl von Einzelheiten, dann sagen Sie: das find einzelne Mißgriffe. Nicht einen Schatten eines Grundes hat Herr von Helldorff beigebracht. Seine ganje Rede war ein schwacher Abglanz der kanzlerischen Rede vom 1. Dezember, eine Kopie bis auf den ,, unitarischen Ron vent". Wo Herr v. Helldorff fich zur Originalität aufschwang, verunglückte er, 3. B. bei der Behauptung, der Reichstag habe als unitarischer Konvent bei der Gottburgsen'schen Wahl eine bestimmte Auslegung des Sozialistengesezes durchzusetzen ge fucht. Er hat eine Unkenntniß der Verhandlungen über das Sozialisten geset verrathen, die ich selbst ihm nicht zugetraut. ( Große Heiterkeit.) Wurde nicht damals ausdrücklich die Wahlfreiheit und die Freiheit der Verhandlungen von der Re gierung zugefichert? Das find Bestimmungen der Verfassung und des Wahlgefeges. Diese gegen Polizeiwillür zu verthei digen, ist die Pflicht des Reichstages. Auch in dem Angriff auf die Majorität hat der Abg. v. Helldorff den Reichslangler übertrumpft. Er hat den bewundernswürdigen Muth gehabt, die Verdächtigung der Majorität entgegenzuschleudern, fie besorge die Geschäfte des Auslandes. Das ist eine foloffale Ueber hebung eines einzelnen Mitgliedes, dem weder seine Vergangen heit noch seine Leistungen dazu irgend ein Recht geben. ( Sehr wahr! links und im Zentrum.) Welches Aus Mit Rußland und Desterreich ist ja landes denn? die Regierung völlig einig. In der That, w'r brauchen weder das Zeugniß des Abg. v. Helldorff, noch das des Kanzlers über unseren Patriotismus.( Sehr gut! links und im Zentrum.) Darüber find wir allein Richter. Wo find denn die großen Grundfäße der Humanität und Toleranz ge blieben, welche feit Friedrich dem Großen bei uns gelien? Wo war der christlich- soziale Herr Stöder bei unserer Verhandlung? Ich muß Ihnen jezt noch eine Reihe von Einzelheiten vor führen. Redner schildert nun ausführlich die Vorgänge in Danzig , wo am 27. Auguft eine große Anzahl von Aibe tern die Dibre erhielten, zum 1. Oktober Breußen zu verlassen; die Maßregel habe eine Reihe von Familien getroffen, deren Häupter nicht einmal polnisch verstanden, die feit Jahren in Danzig wohnten und fich als nügliche Mitarbeiter auf dem Handelsgebiet erwiesen hätten, russische Korrespondenten in den Geschäften, Kaufleute, die Waarenlager im Werthe von Hunderttausenden hätten, sollten plöglich alle Beziehungen abbrechen und unter den größten Verlusten Danzig verlassen. In Breslau sei ein Produffenmaller, obschon er 30 Jahre do: t und durchaus mit dem deutschen Wesen verwachsen war, ausgewiesen, obwohl fich einflußreiche Männer, Konservative und Nationalliberale, für ihn verwandt hätten. Selbst die Mutter des früheren Ministers Milde, eine Dame von 80 Jahren, babe die Ausweisungsordre bekommen.( hört, hört!) In Thorn habe ein jüdischer Kaufmann, der als zweijähriger Knabe nach Preußen gelommen, hier erzogen war, fein Wort polnisch versteht, früher fich habe naturalifiren laffen wollen, Dies aber versäumt habe, ebenfalls die Ordre bekommen. Ein Dienstmädchen in Thorn, von einer preußischen Mutter ge boren, habe im Sommer die Ausweisungeordre erhalten, fich zum 1. Oktober nach Alexandrowo vermiethet, set aber an der Grenze wieder aus Rußland zurückgewiesen worden und babe bann glücklicherweise in Thorn wieder bei der alten Herrschaft Unterkunft erhalten. Dort sei fie geblieben, bis sie plöglich jest am 4. Januar auf das Landrathsamt beschieden und nach thren Sachen gefragt wurde; und als sie aus Furcht, dieselben würden gepfändet werden, erklärte, fle habe nur ein hemde und ein Kleid, habe man ihr dies zu holen gestattet und sie damit über die Grenze gebracht. Was aus ihr geworden, set unbekannt; ihre Sachen liegen bei der alten Herrschaft. Welch ein Sturm der Entrüftung ging duich Deutschland und durch Europa , als Frankreich während des Krieges 60 000 Deutsche
Abg. v. Hammerstein: Ich glaube nicht, daß der gestrige und heutige Tag zu einer Erhöhung des Ansehens des deutschen Reichstags beitragen werden.( Lebhafter Widerspruch lints. Rufe: Im Gegentheil! Bustimmung rechts) Herr Ridert hat es eine maßlose Anmaßung genannt, daß Herr von Helldorff gestern der Majorität im Hause den Vorwurf gemacht hat, die Geschäfte des Auslands zu besorgen. Man fann diesen Ausspruch verschieden auffaffen.( Widerspruch links.) Wenn er so verstanden ist, als habe Herr v. Helldorff sagen wollen, daß die Majorität mit dem Ausland konspirire, so hat man fich geirrt. Ich bin überzeugt, daß Herr von Helldorff seinen ausspruch nicht in diesem Sinne gethan hat. ( Widerspruch links.) Der Ansicht bin allerdings auch ich, daß diese Verhandlungen im Ausland( Abg. Ridert: welches?) die Ueberzeugung hervorrufen werden, daß das Nationalitätsbe wußtsein, das nach der Begründung des Reichs im Erstarken begriffen war, bereits wieder abnimmt.( Lebhafter Widerspruch links und im Zentrum. Sehr richtig! rechts.) Ich will mich fonkreter ausdrücken. Denken Sie sich den Fall, daß in Folge von Ausweisungen franzöfifcher Dptanten aus dem El
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Abg. Junggreen( Däne): Ich gehöre aud Boltsstamm an, der durch die Ereignisse der legten eine ähnliche Lage versezt ist wie die Polen . Auch von Ausweisungen betroffen worden, die mit gleiche ausgeführt sind, wie jezt die Ausweisungen in d
meine Unterstüßung leihe, um sie wieder in den Gen Rechte zu verseßen, die ihnen feierlich in den Wiener trägen verbürgt find.
Abg. Langwerth v. Simmern erklärt, daß fürchtung, Westpreußen tönne jemals an das Polenthu To en gehen, seiner Ansicht nach nicht begründet ist. falls wird er niemals gewaltsame Maßregeln zur
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vernachl mehr ih national wenn da müffen, ( Großer vertretur
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man wei weit dav in mein freuen; Männer werth; d v. Hamr der Maj feben in offiziösen reicht. S legen, b Was ha dem Kon National auch noc Geheimn
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für das Schnaps feit.)
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Abg billigen; wie fold nichtend Bolengef um einen bei der 9 Abg fonft zu f daß ich zu wichtig, oder zwei Seiten al
Ruhe zu
von dem ob wir d verbünde Debatte Sonne d Die Herr Aufkläru zu sagen weiß er Sache zu Antwort follten n
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tann.( 2
eine tief ganz Dei
offiziellen entspricht. für die g Nation is Meinung wenig me Denn ein
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fich hier ( Heiferkei waren, b wir stand selbst in Bähigkeit nach ein erregen.
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benn ve tanzler
Die Füße
Und als
faß auch Frankreich seinerseits zu Ausweisungen geschritten fahren, was es heißt, die frühere Selbstständigkeit eing geordneter aufgetreten wäre und eine Rede gehalten Worten den heute von Herrn Payer und vorgefte geben, h
hätte, wie heute Herr Ridert. Man hätte denselben einfach Don der Tribüne heruntergeriffen.( Lebhafte Unruhe und Widerspruch links.) Und nun sehen Sie auf die
mit
fein und
der Geschäftsordnungsdebatte, noch viel schärfer on Richter ge en uns erhobenen Vorwurf zurückweisen,
past! I giebt es
Vorgänge hier im Hause. Die Majorität, die uns gegrnüber. punkt ve träten.( Sehr richtig! links). Herr Nich
fteht, ist ein Ronglomerat von Parteien, die aus inneren Gründen nicht zusammengehören. Troßdem konnte Herr Lieb Inecht im Namen derselben sprechen.( Unruhe und Lachen lints. Rufe: Sehr gut! rechts.) Es ist eine Majorität zu dem Bwede, eine Breffton auf einen Einzelftaat auszuüben, welcher für die Integrität des Reichs eine Verwaltungsmaßregel
sogar noch weiter gegangen, zu erklären, daß wir imm
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mit dem Reichs kanzler stimmten. Darauf sage ich uns jedes Mal freuen und stolz darauf sind, wenn
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dem Reichskanzler in einer Frage denselben Standpunt treten.( Lachen, links.) Erst im preußischen Landtag eine Darstellung der Angelegenheit gegeben werden,
un
getroffen hat. Man hat sich hier, wohin die Angelegenheit ist meines Wissens bis jezt nicht geschehen. Daß das pa nicht gehört( Ruf lints: Warum nicht?) zusammengefunden Element in den öftlichen Brovinzen im Wachfen ift, b
aus dem einfachen Giunde, weil im preußischen Landtage eine geordneter von Jajdzewski nicht widerlegen tönnen solche Majoritätsbildung nicht möglich ist. Nicht von allen Die preußische Regierung wirklich seit Jahrzenten ibre
zu fönner
umschlage wieder da Tommen, Tanzler be der Reich Heiterkeit.
an diese 1
den er da zuholen.