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Beilage zum Berliner Volksblatt.

Mr. 22.

Segen des Militarismus.

Mittwoch, den 27. Januar 1886.

bliebenen die nöthige Fürsorge gesichert würde. Die Vorlage würde gewiß einstimmig angenommen werden.

Deutschlands   Militär- Ausgaben betrugen im vergangenen abre 468 Millionen, Italien   gab aur selben Beit aus 248, Defterreich 271, Großbritannien   577, Frankreich   637, Ruß. land 782 Millionen Mart. Von den übri, en Staaten sei nur genannt die Türkei   mit 111 Millionen, Spanien   mit 134, die Niederlande mit 54, Belgien   mit 36 Millionen u. f. w. Ganz Europa   braucht gegenwärtig für seine Armeen und Flotten 3 483 011 329, also fast vierthalb Milliarden Mark loftet die Erhaltung des europäischen Friedens". Im Jahre 1876 betrugen die ordentlichen Militär- Ausgaben Gesammt Europas   3150, die jeßige Gesammtausgabe überragt jene 3iffer hier, sorgt es auch.

um mehr als 350 Millionen.

Was speziell das Anwachsen der Militärlasten Deutsch­Lands anbelangt, so ist dasselbe toloffal zu nennen. Im Jahre 1872, also gleich nach Gründung des Reiches, wurden 553 Min. Derausgabt, davon waren laufende Ausgaben 309 Millionen ( 250 Armee, 12 Marine, 47 Penstonen) und 244 einmalige Aus gaben. Seitdem haben die einmaligen Ausgaben für mili färische Bwede abgenommen, aber Die ordentlichen Im Jahre 1876 brauchten. die Benfionen 49,

find bedeutend gehiegen. Die Armee 319,

die Marine 19,

Chef der Admiralität v. Caprivi: Die Gewährung von Unterfügungen für die Hinterbliebenen der mit der Augufta" Verunglückten ist nicht von der Admiralität, sondern von der freiwilligen Wohlthätigkeit ausgegangen. Ich babe also, als diese Dinge in Szene gesezt wurden, leinen Einfluß auf die Entscheidung der Frage gehabt, ob es nöthig sei, mit Staats­mitteln einzugreifen. Die Privatwohlthätigteit trat von selbst ein. Im Uebrigen steht die Admiralität auf dem Standpunkt, daß Verluste im Frieden nicht anders behandelt werden fönnen als Verlustee im Kriege, Für Verluste im Frieden sorgt das Pensionsgeset, für Verlufte im Riiege, wie Das ist der Standpunkt, den die Admiraltät festgehalten hat; fte hat sich ganz objektiv und ganz beraus aus den übrigen Dingen gehalten, welchen Standpunkt fie auch in allen ähnlichen Fällen festhalten wird.

In den folgenden Bofitionen werden unter Anderem zur Verstärkung der heimischen Küftenvertheidigung 459 Mann an Matrofen Artillerie mehr gefordert. Die Kommission beantragt Bewilligung dieser Mehrforderung, während fie von den sonst noch zur Verstärkung des Marinepersonals geforderten Summen im Ganzen 300 000 Mart, b. i. den Bedarf für 300 Mann, zu streichen beantragt.

Referent Abg. Ridert giebt eine eingehende Darstellung der Vorgänge in der Kommission. Danach ist für die Kom

im Ganzen aljo als ordentliche Ausgaben 387 Millionen. Im Jahre 1885 verlangt dagegen die Armee 340, Marine 37, Benfionen 48, im Ganzen 422 und wenn die außerordent­lichen Ausgaben mit 41 Millionen zugerechnet werden, 463 misfionsbeschlüsse besonders die Befüchtung maßgebend gewesen,

Millionen.

Der jegt

vorgelegte Etat fordert

wieder

eine beträchtliche Erhöhung, nämlich 345 Millionen für die Armee, 37 für die Marine, 48 für Pensionen, also an den ordentlichen Ausgaben 430, dazu 58 Millionen außerordent liche Ausgaben, also 488, somit ein Plus von 25 Millionen gegen das Vorjahr. Seit dem Jahre 1872 macht die Steige tung aus bei den ordentlichen Armee- Ausgaben 95 Millionen, bi der Marine 25 Millionen und bei den Penfionen, trop der Summeritt man alle Militär- Ausgaben, welche die deutschen   diesem Etat ersichtlich machen; und ferner, ob er nicht einen

bligation Steuerzahler seit 1872 baben aufbringen müssen( einschließlich der

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befreit

onopols

all

Orzunehmen

daß die Mehrforderungen dieses Marineetats die Keime ent halten lönnten für fünftige weitere Mehrforderungen; ferner auch der Umstand, daß im Etat selbst nicht die Aufgaben fennt lich gemacht seien, welche die Marine fünftig übernehmen solle. Es wurde in der Kommission betont, daß man die Marine früher nach einem ziffermäßig festgelegten, bestimmten Plane entwickelt habe, wovon man seit 1884 abgekommen sei. Der Admiralitätschef wurde deshalb um Austunst ersucht, ob er nicht die durch die Kolonialpolitik veranlaßten Ausgaben in Plan vorlegen tönne, aus dem hervorgebe, ob und welche Mehr forderungen für die nächsten Jahre im Marineetat bevorständen. Der Chef der Admiralität erklärte sich darauf zunächst außer Stande, den lezteren Wunsch zu erfüllen; mit bloßen vagen Vermuthungen würde dem Reichstage gewiß nicht gedient sein, und bestimmte Angaben in der gewünschten Rich tung ließen fich nicht machen. In Bezug auf Schlachtschiffe und Torpedowesen steht der Chef der Admiralität nach seiner ferneren Erklärung noch auf dem Standpunkt der Dentschrift von 1884; in Bezug auf den Kreuzer frieg habe er allerdings seine Ansichten modifizirt. Die Mehrforderungen find nach Ansicht des Chefs der Admiralität dringend erforderlich, theils um das Erworbene festzuhalten, theils zur Küstenvertheidigung. Ein Kommiffionsmitglied hat darauf Namens der größten

gebracht werden im Gan en 7414 Millionen M. und zwar 5818 Millionen an ordentlichen Ausgaben( Armee 4834, Marine 354, Benfionen 730) und 1496 an außerordentlichen Ausgaben. Und da bei herrschte Friede" ringsum! Rechnet man die Bevölkerung Deutschlands   auf 45 Millionen, so ergäbe das auf die Familie Don ünf Köpfen eine Militär- Ausgabe seit 1872 von 825 M. Nach der deutschen   Berufsstatistit girbt es im Retch an Erwerbsthätigen Berionen 18,8 Millionen( einschließlich der bezahlen Dienstboten), beim Militär stehen 451 825 Berfonen, auf je 42 Erwerbsthätige, die ihrerseits mindestens noch 58 Nicht­werbsfähige( Rinder u. s. w.) zu ernähren haben, tommt fügungo eine Militärperson, und da diese 920 M. an jährlichen Unterhaltungstoften erfordert, baben also 42 Erwerbsthätige Frattion des Hauses erklärt, dieselbe werde nur die durch die Jährlich im Durchschnitt 930 Mart für das Militär aufzus natürliche Entwidelung der Marine gebotenen Mehrforderungen ingen! Dabei muß aber in Rechnung gezogen werden, daß und wirlfamewerbsfähigen sehr oft ohne Arbeit, trant u. 1. w., also

hter in dem

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pachtung

errichtet.

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Den

bewilligen nicht aber die aus der Kolonialpolitit entspringen den, soweit legtere aus dem vom Reichskanzler frizzirten Rahmen den, soweit leztere aus dem vom Reichstanzler slizgirten Rahmen heraustrete. Die auf Grund dieser Erklärungen demnächst ge fakten Beschlüsse der Kommission haben zu dem Resultat ge führt, für welches die Kommisson die Zustimmung des Ple nums erbittet.

Abg. Möller: Wenn wir die Matrofen- Artillerie um 459 Mann vermehren, so wird eine entsprechende Ver minderung der Fuß- Artillerie und damit eine Er­sparniß im Militär- Etat möglich sein; ich bitte da

Nun weisen die Freunde des Militarismus auf die viel rößeren Opfer Englands, Frankieichs und Rußlands   hin. Der Koup gland   scheidet von selbst aus, da seine Bevölkerung fast Das Doppelte der deutschen   beträgt und seine Armee über Eine toloffale Strecke verbreitetet ist. England eignet sich nicht um Beraltich, denn die Mehrkosten verursacht dort die durch großen Kolonialbefiz bedingte Marine. Was endlich Frankreich   anbelangt, so ist dieses auch viel wohlhabender, her, die Bewilligung der Forderung so lange aus­Kolonien und zudem sind dort die Unterhaltungs­größer. Falsch ist auch die Behauptung, das französische für die andheer aäble 75 000 Mann mehr, als das deutsche; in die hoberen franzöfifchen Biffern find die Offiziere und Militär­Kündigung amten eingerechnet, was bei uns nicht der Fall ist. Bu jähr. derheit gehört, welche für die Vermehrung des Marinepersonals

Bflichten

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che Annuit majeure abgetmäßig

r Berzinsu

Der Roup

an

ein

ganz

gewaltiger Poften, nämlich die Zinsen für

ilitäranleihen, die fett 1877( wo die Kriegstontribution erichöpft war) 300 millonen betragen, jegt also jährlich 12 Willionen Binsen erfordern. Aus der Ziffer von 300 Mill.,

geborgt hat,

ergiebt fich, welchen gewaltigen Antheil Militär

useßen, bis uns der Kriegsminister die Erklärung abgegeben hat, daß er in diesem Jahre so viel weniger Rekruten bei der Fußartillerie einstellen wird, als Refruten für die Matrosen. artillerie mehr bewilligt werden.

Abg. Kalle: Ich habe in der Kommiffion zu der Min­um 300 Röpfe gestimmt hat. In der Denkschrift von 1884, welche noch vor Beginn unserer Rolonialpolitit ausgearbeitet wurde, wird bereits ausdrücklich betont, daß ohne Vermehrung des Personals selbst der damalige Bestand an Schiffen im den lönne. Daß das seitdem Geschehene noch lange nicht ge.

bie also Deutschland   in Friedensjahren für militätsche Bwede Kriegsfall weder quantitativ noch qualitativ gehörig beseßt wer­Ausgaben an Den Staatsschulden haben. Man tann dreift nügt, haben eist die Erfahrungen des legten Sommers bewies behaupten, daß gerade der Militärfislus bei den Schulden

am ftärfiten

Schulden der europäischen   Staaten rund 6000 Millionen

betheiligt ist. Im Jahre 1715 betrugen die

sen. Die vorhandenen Lücken in der Biffer unferer Seeleute müssen ausgefüllt werden, und zwar schleunigst. Wir müssen durchaus so viel Mannschaften haben, um unsere mit großen

dienten Leuten und Unteroffizieren in unserer Marinereserve

Mart, im Jahre 1789, also nach Errichtung der stehenden Opfern gebaute Flotte im Nothfall auch mobilistren zu können; Heere 10 200 Millionen Mart, 1820, nach den Napoleonischen insbesondere müffen wir einen höheren Prozentsag von altge und jetzt haben alle europäischen   Staaten als Zinsen für ihre haben, für welchen Bwed fich beiläufig insbesondere das Insti Staatsschulden 4015 198 683 Mt. zu zahlen. Demnach würde fo der Militarismus Europa   jährlich ungefähr 7 Milliarden Mehrheit der Kommisston beschloffen hat, die Mehrforderung

often. Diese toloffale Summe würde zum großen Theile der nige sparen helfen, der die Kriegsluft gründlich und für die Dauer aus der Welt schaffte. Parlamentsberichte.

Deutscher   Reichstag  .

Am Tische des Bundesrathes von Boetticher, von 33. Sigung vom 26. Januar, 1 Uhr. aprivi und Kommissarien. rgegangen ist der G. E. betr. die Bürgschaft des Reichs

Eir

tut der vierjährig Freiwilligen bewährt. Nachdem übrigens die

zu streichen, werden auch wir dem zustimmen.

Chef der Admiralität v. Caprivi: Ich bitte, den An­trag des Abg. Möller abzulehnen. Das, was an Matrosen­Artillerie hier mehr gefordert wird, motivirt fich als ein wei terer Schritt eines Projeffes, der bald nach der Ausarbeitung des Flottengründungsplanes begonnen worden ist. Damals hatten wir ein Seebataillon und eine Seeartillerie. Kompagnie, bie beide ganz wie die Landtruppen organisirt waren und die felbe Ausbildung empfingen, daffelbe Bersonal. Man erkannte sehr bald, daß mit einer nach dem Standpunkt der Fuß­artillerie der Armee ausgebildeten Truppe nie den Zweden überall zu genügen ist, die die Vertheidigung der Küsten. werke erfordert. In der Dentschrift von 1884 hat man ausgeführt, das jede Vertheidigung von Küftenwerten ge­wiffer maritimer Elemente bedarf. Schon die Unterscheidung, welches Ziel beim Feinde, welches Schiff es ist, das unter Feuer genommen werden muß, ob ein Schiff gelitten hat oder

it die Binsen einer egyptischen Staatsanleihe. Vor dem Eintritt in die T. D. verlangt der Abg. Greve It. Das Verbot von Surrogaten bei der Bierbereitung, ist Wort: Aus den Berichten über meine vorgestrige Rede, nben, als ob ich behauptet hätte, daß das Berliner Weiß   nicht, erfordert ein seemännisches Auge und man fann für unter Verwendung von Surrogaten hergestellt wird. Ich diesen Zweck mit der Belgabe einiger Offiziere und einer ge bähnten bayrischen Bierordnung von 1680, nach welcher Mastegel für die Ostsee beabsichtigt ist. Auf die Frage, ob her nur aus Hopfen, Gerste und Waffer bereitet und der licher durch den Malefisrichter an Leib und Gut gestraft beabfidtigt fei, wie hier eine Vermehrung der Refruten

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erfolgen.

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eine Reduktion der Refruten der Armee in demselben Maße

der Matrofenartillerie gefordert wird, erklärte ich schon in den Kommission, daß ich weder berufen, noch befähigt sei, über Sachen der Armee eine Erklärung abzugeben, daß ich aber, wenn ich meine persönliche Anficht sagen follte, fie

Mben soll", das Berliner Weißbier in Schutz nehmen wollen, ches doch nicht aus Hopfen, Gerste und Waffer, sondern im Hentlichen aus Weizenmalz hergestellt wird. Das Berliner  ßbier wird aus Weizenmalz, Gerstenmalz, Hopfen, Hefe Waffer gebraut, und ich bin ihm nicht feindlich, sondern dahin zusammenfassen würde, daß ich bei dem notorischen

eine Bell

indlich gesinnt, denn ich trinke gern und viel davon. Das Haus tiitt in die Berathung des Etats für die Ver­

Iturg

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der

faiserlichen Marine ein.

Mangel der Armee an Fußartilleristen nicht glaube, man werde dort geneigt sein, eine Reoultion vorzunehmen. Steht es nun aber einmal fest, daß im Sachintereffe, im Intereffe der befferen

Bei Titel 1 der Ausgaben( Chef der Admiralität 36 000 M.) Vertheidigung derjenigen Häfen, an deren Ufern unsere reichsten Abg. Kröber: Es hat vielfach einen peinlichen Eindrud Marine, eine Vermehrung der Marinekräfte an dieser Stelle borgerufen, daß für die Hinterbliebenen der mit dem Schiffe nöthig ist, so wären zwei Wege möglich: entweder man wird ugufta" Berunglüdten im Wege der Privatwohlthätigkeit dieser Nothwendigkeit nicht gerecht und läßt es bei dem Bis­rgt werden mußte. Es wäre vielmehr Sache der Admira­hier eine Vorlage zu machen, durch welche jenen Hinter

Rüstenstädte liegen, ein Uebergang der Vertheidigung an die

herigen bestehen, die Vermehrung der Artillerie wird abgesest; oder die Marine übernimmt die Sache trotzdem und besorgt

III. Jahrg

diesen Dienst mit anderen Kräften, dann treten, wenn Sie uns das nicht bewilligen, wo anders Schwierigkeiten und Nach­theile ein, die Menschen müssen von anders woher genommen werden, von den für den überseeischen Dienst oder zur Küsten­vertheidigung bestimmten Schiffen. Ich kann also nur dringend bitten, wie es in der Kommisston geschehen, die Forderung voll zu bewilligen.

Abg. Richter: Herr Kalle hat besonders die Nothwendig feit einer vollzähligen Bemannung der Echiffe im Kriegsfall betont. Um dies aber zu erreichen, müssen beim Ausbruch des Krieges die Mannschaften da zur Stelle sein, wo der Krieg ge führt wird. Während des Krieges mit Frankreich   z. B. waren alle bei überseeischen Expeditionen befindlichen Mannschaften für die Kriegführung unbenußbar. In dem Maße, wie man die über­seeischen Aufgaben der Marine ausbildet, vermindert man die Bahl der Mannschaften, die bei einem Kriege in der Heimath Aur Stelle find; und alle Vermehrungen der Gesammtzahl der Marinemannschaften nügen nichts, wenn der überfeeische Dienst der Marine noch weiter ausgedehnt wird. Mit anderen Worten: Die Ausdehnung der Kolonialpolitik ist eine Schwächung der Vertheidigungsfähigkeit unserer Marine in Europa  ( Sehr richtig! links und im Zentrum), und wenn Sie ernstlich unsere Küften beffer schüßen wollen, so müssen Sie darauf bringen, daß der Kanzler der Kolonialpolitik engere Grenzen zieht. Herr Kalle sprach von Erfahrungen des leßten Sommers". Ich weiß nicht, was er meinte; ich erinnere ihn aber daran, daß wir doch niemals einen ordentlichen Etat auf außerordentliche Fälle, wie es etwa die Verwickelungen mit fleinen außereuropäischen Mächten find, zuschneiden können. ( Sehr richtig!) Treten solche Fälle ein, dann muß man, um die Ausgaben dafür zu decken, entweder am Ordinarium Er­sparnisse machen oder zu Etatsüberschreitungen greifen. bedaure, daß die Mehrheit der Kommission nicht noch weitere Abstriche beschloffen hat; nicht 300 Mann, sondern 800 Mann hätte man streichen sollen; nicht bloß aus finanziellen Rück­fichten, sondern gerade damit die Marine fich auf natürliche Weise und deshalb um so gesunder entwickeln fann. Ich würde demgemäß weitere Abstriche beantragt haben, wenn die­selben irgend Aussichten auf Annahme hätten, was nicht der Fall ist.

Ich

Abg. Möller hält gegenüber den Ausführungen des Chefs der Admiralität seinen Antrag aufrecht. Da die Finanzen des Landes möglichste Sparsamkeit im Militäretat dringend erheischten.

Abg. Kalle: Der Abg. Richter scheint den Krieg für einen außerordentlichen Fall" zu halten, auf den der Marine­etat nicht zugeschnitten werden dürfe. Aber gerade für den Krieg brauchen wir hauptsächlich beer und Flotte; und wenn wir im Kriege von unseren Schiffen nicht den vollen Gebrauch machen können, so ist das für sie ausgegebene Geld buchstäb lich ins Wasser geworfen. Außerdem ist die Vermehrung un­serer Marinemannschaften, ganz abgesehen von einer Ausdeh­nung der Kolonialpolitik, nothwendig, um den einmal vorhan denen Kolonialbests festhalten und die überseeischen Handels­intereffen Deutschlands   genügend schüßen zu können.

Abg. Windthorst: Ich glaube mit dem Abg. Richter, daß wir bei den Ausgaben für die Marineverwaltung nicht über den Flottengründungsplan hinausgehen dürfen. Wir tommen sonst ins Ungewisse hinein. Es wäre zeitgemäß ge­wesen, wenn die Kommission etwas schärfere Abstriche vorges nommen hätte. Daß dies nicht geschehen, ist nicht die Schuld meiner Freunde. Nachdem der Referent die Anträge, wie fte uns vorliegen, formulirt, wäre auch jeder Widerstand ver­geblich gewesen.

Chef der Admiralität v. Ca privi: Ich bin bereit den Standpunkt des Abg. Windthorst zu akzeptiren und mich mit dem zufrieden zu erklären, was der Flottengründungsplan be willigt, denn wir find in sehr wesentlichen Punkten noch sehr weit hinter ihm zurück. Wenn Sie mir das votiren, so bin ich geneigt, ohne Weiteres darauf einzugeben. In Bezug auf die Mannschaften, wenn man den Geldwerth des Unterhaltens der Monnschaften, Matrosen und Werftdivifionen zusammenzählt, so wird bei voller Bewilligung unserer ganzen Forderung nur mit etwa 55 000 M. über den Flottengründungeplan hinaus gegangen, mit dem Abftrich der 300 Mann find wir aber noch hinter ihm zurück Wir find ferner hinter ihm zurück in Be­zug auf das Material der Schiffe; uns fehlt heute noch Ersatz für den Großen Kurfürften" und der Panzerfregatte Prinz Adalbert  ". Der Flottengründungsplan sagt: 20 Banzerkor vetten und 18 Kanonenboote für den politischen Dienst; wir haben nur 17 Korvetten und 9 Kanonenboote für den politi­schen Dienst. Der Flottengründungsplan sagt: 6 Avisos für den Kriegsdienst, wir haben aber nur 3, die für den Kriegs­dienst geeignet find. Wenn also diese Forderungen bewilligt werden, meine Herren, dann können wir uns einigen.

Abg. Richter: Ich wünschte, daß der Chef der Admira­lität fich auch darüber geäußert hätte, wie die Forderung des jezigen Ordinariums fich verhält zu der Forderung des Drdi. nariums des Flottengründungspians. Da ergiebt fich eine be deutende Differenz. Dabei ist noch zu berücksichtigen, daß die Preise bei Aufstellung jenes Blanes höher standen, als es jest der Fall ist. Der Abg. Kalle meinte, wir hätten alle die Schiffe bewilligt und müßten sie also auch im Kriege be­mannen. Niemals hat man den Gedanken gehabt, sämmtliche Kriegsschiffe, die man bat, im Kriege zu bemannen. Würde man 1870 auf den Gedanken gefommen sein, sämmtliche Schraubenforvetten zu bemannen für den überseeischen Kriegs. dienst? Es kommt ganz auf die Natur der friegerischen Ver widelungen an. Zum überserischen Kriege braucht man teine Panzerschiffe und Torpedos, wie im europäischen   Kriege und zum Schuß der Küsten. Herr Kalle sagte dann stolz: was zum Schuß der Küsten. wir an Kolonien haben, wollen wir behalten, er ist also viel fanglerischer, als der Kanzler selbst. Der Reichskanzler ist nicht so untlug, zu behalten, was er hat, und ich mache ihm aus seinem Nachgeben gegen Spanien   und Frankreich   durchaus feinen Vorwurf. Selbst der Freund des Herrn Kalle, Herr Dr. Hammacher, wäre wohl frob, wenn er von Angra Pequena  Lostäme. Muthen Sie uns doch nicht zu, für solche Zwecke die Ausrüstungen der Flotte zu erweitern.( Beifall links.)

Chef der Admiralität von Caprivi: Ich möchte dem Abgeordneten Richter entgegnen. daß die Summe, um die Der Etat feit Emanation des Flottengründungs. geftiegen ist, im Wesentlichen aus zwei Poft plans tionen resulfitt, einmal aus einem befferen inneren Ausbau der Flotte, dann aus einem Zusat vom 12. April 1884, wodurch das Torpedowesen in neue Bahnen gelommen ist. Alles dies ist mit Ihrer Bewilligung geschehen. Der Abg. Richter meint, man fönne in einem Kriegsfall nicht alle Schiffe brauchen und brauche sie auch nicht alle zu befeßen. Das würde meinerseits zuzugeben sein für die Schiffe, die überhaupt für feinen Kriegsgebrauch mehr tauglich find, wie etwa alt gewordene Schulschiffe. Wenn aber ein Schiff für irgend einen friegerischen Bwed brauchbar ist, so würde ich auch den Wunsch haben, es im Kriege zu bemannen und in Dienst zu stellen.