Grotzbritauuie». 6tU Jahren lehrt im englischen Unterhause in jeder «nion ein Antrag auf Abschaffung deS Oberhauses Mir und L a b o u ch ö r e, der radikale Kollege Bradlaugh'S der Vertretung Northampton'S , pflegt der Antragsteller zu E"' Das geschah auch am 5. März. Diesmal zeigte die Ad« Mmung, daß die Stimmung zu Gunsten des Antrags inner« Wo der liberalen Partei Fortschritte gemacht hat, da fich mehr ™ die Hälfte der liberalen Mitglieder für denselben aus- Wachen und die Verwerfung nur mit 36 Stimmen Mehrheit MSte. Ueber die Debatte wird berichtet: Der Antrag «bouchsre's, den wir unserm Lesern schon mitgetheilt haben, mlatte, daß„et unvereinbar mit den Grundsätzen einer N�tntativm Regierung sei, daß irgend ein Mitglied eines W beiden Häuser der Legislatur seinen Anspruch darauf, Ge- M zu geben, Iraft einer erblichen Abstammung Wehe." England, behauptete der Antragsteller, sei jetzt eine Miokratie geworden, und eine erbliche gesetzgebende Kammer M einem demokratischen Staate sei ein Anachronismus. Ueber« W sei das Oberhaus eine ziemlich parteigängerische Kammer, ?? nur eine einzige Klasse des Gemeinwesens repräsentire; Me Anstrengungen seien besonders darauf gerichtet, freisinnige Uetze zu verstümmeln: ei habe thatsächlich allen Reformen den Ue« erklärt und seine Thättgkeit sei gegen alle gesunden Ähren «r Vollswirthschast und des Handels, sowie gegen alle Maß- Mmen religiöser und politischer Gleichstellung gerichtet. St« brich, konservativer Vertreter von MaccleLfield und Uer Sohn deS ViScount Mtdleton, bekämpfte den Anttag und Wie aus, daß in Wirklichkeit nur die Politik des Oberhauses nicht dessen Zusammensetzung mißfalle. Eine gewisse An- W von PairS vernachlässige ihre Pflichten alS Gesetzgeber: �che Mitglieder deS Oberhauses sollten ihrer Privilegien beraudr Mm. Der Redner äußerte sich zu Gunsten der Emennung großen Anzahl von lebenslänglichen PairS, meinte aber, Haus werde eS fich ein-, zwei- und dreimal überlegen, ehe ' tinen solch durchgreifenden Antrag, wie den von Ladouchsre �llten, annehmen werde. Nachdem noch Baron Ferdinand
S««,«-»aostonr va» susuu. vir lugir, n uiuiic muj» luv »ntrog stimmen, obwohl die liberale Partei und daS Land U das legislatorische Vorgehen d«S Oberhauses viel zu Mn hätten. Er sei gegen den Antrag, weil dessen Annahme N,Ms der Regierung thatsächlich ein Versprechen in fich Mteßen würde, demselben Wirkung zu geben. Er(der Lanier) hätte niemals für eine Erkläiung adsttatter Meinung in auf eine Frage gestimmt, die wichtige öffentliche In- Uflm in fich schließt, wenn er nicht im Stand« gewesen sei. cJmwn die That folgen zu lassen. Die Frage einer Reform J* LderhauseS sei von großer Tragweite und sollt« nicht durch verfrühte Eröiterung präjudizirt werben. CS unterliege Amr Zweifel, daß eine Reform deS Oberhauses geboten sei ™ allseitia für nothwendig gehalten werde, allein eine gänz- deS erdlichen Prinzips lasse fich nicht billigen. deS Oberhauses liege übrigens nicht in semer schen, sondern in seiner örtlichen Aktion durch viele wellen Mitglieder. DaS HauS würde wohl daran große Thema für eine Zeit vorzubehalten, wo seine Kraft auf dasselbe lonzenttirt werden könnte und nicht Maus ein Prinzip niederzulegen, dessen Annahme seine kiUflc Freiheit deS Handelns beeinträchtigen würde. Trotz Ä öfter durch Beifall unterbrochenen Rede deS Premiers die Verwerfung deS Antrags mit nur 202 gegen 166 JUnen beschloffen. Das Ergebniß der Abstimmung wurde �den Radikalen und Parnelliten mit lautem Jubel be- Rußland. k.Arbeiterunruhen, welche im Februar 1885 in Fabriken in y'skrru stattfanden, hatten Anlaß zu langen gerichtlichen Buchungen gegeben. DaS Resultat derselben giedt der rMi. Wremja" Gelegenheit zu konstatiren, daß auch in Ruß « Uein von revolutionären Ideen ergriffe« ift> rbeit erstand existirt. Aus der Anklageakte in dem Mimirschen Prozesse ersehen wir, schreibt„Now. Wr.", daß i?«ie Morosowschen Arbeiter an den Abenden über die ssUre Lage der arbeitenden Klaffen unterhielten, Artikel über Avmische Fragen lasen, über die Exploitation der Arbeits- N.und über die Mittel beriethen, wie eine Erhöhung deS JMlohnes trziett werden könnte. Einer der Arbeiter, der statistilchen DurchschnittSziffern keine Ahnung hatte, l& unter Anderem, daß jeder Ardeiter seinem Herrn 1400 bis ijJKubcl verdiene. Als der Gouvemeur einen der HaupträdelS- U befragen wollte, antwortete ihm dieser kurz: vor Kapi- »JW müsse« mir schweigen. Diese Worte, aus dem Munde �.Fabrikarbeitern, deren�Pläne bisher nur darauf gerichtet Harmonikaspiel Man wird _ man einzelne .«4rÄ5�en nicht verallgemeinern und hieraus keine «ie% liehen dürfe. Aber dasselbe hörten wir ja auch, alS Plannte Untersuchung des Senators Schicharew die
Ans Kunst und Zeven . �dänische Schwindler. Madrider Blätter berichten von die in der viel von : folgende, seit Jahren genscheinlich e Dummen ... namentlich nen der Schreiber mitthellte, vre politischm Ereignisse gezwungen worden, eine jji s« von 950 000 Fiel, zu vergraben. DaS Geld sei für Mtz.»Uiution" bestimmt gewesen, er sei aber nach dem H Ausstände von Badajoz verhastet worden und fitze � Kerker, den er vielleicht nur verlassen werde, ehen. Wer ihm helfe, zu »..v ,».......»reihest zu kommen, dem ver- gO Vi!;«nen An! heil an der vergrabenen Summe; könne & Siü dafür aufwenden, so solle man Waaren irgend sse schicken. Eine große Zahl ige wandten fich schließlich,
L tt,.«*vT& vfc Öivl > kein mncn Antheil an der % wsi Geld dafür aufwenden, io �°n eine besttmmte Adresse r, darauf hinein und einige s.ui fn./'Unglückliche politische Gefangene" nichts mehr von fich IWrj' an die Madrider Polizei. Diese stellte Nach- S*. Qn und entdeckte bald daß Nest einer ganzen Bande trn rUdlern, in welchem ungeheure Quantttäten von Art aufgestapelt waren: echte und falsche Edel« >>ie �lwaaren, Parfümerien, Gänseleber. Pasteten, feine die S?.Champagner, Liqueure, Portefeuille Waaren u. s. w. 0, hZUfertigung ihrer Zirkulare, die franzöfisch abgefaßt tt-r* ff* zweier Spanier mit schöner Hand- u.?e die Briefe abnungSIos kopirten, da fie nicht <>®trftonben. Die Opfer des Schwindels find vor- ! eh,!., uzvstn; die Thäter find sämmtlich verhaftet wor- ? de« o?0« ihnen wollte gerade ein Telegramm auf- sil? 0en».?�haltS:„Lola ist glücklich niedergekommen. zkihSjUhet daher, daß die Bande irgendwo noch bat. Der Gouverneur von Madrid hat kürzlich I 0(nu �'n-S Hauses verhaften lassen, in welchem syst«. > tz 5?-.S7-S.?- A«
Keime einer reoolutionärm Propaganda unter einer Be- völkerung entdeckte, von der man bis dahin mit Sicher- hest annahm, daß fie fich mit allem Anderen eher deschästigte, als mit Politik und allgemeinen Fragen.— Ueber die historische Entwickelung, welche die revolutionäre Propaganda in Rußland durchgemacht hat, bemerkt dasselbe Blatt: In den zwanziger Jahren sprach und phantafirte man bei unS über Staatsaktionen und Konstitutionen nur in der höheren Gesellschaft. Die Fürsten Wolkonslij, Trubezkoi. die Grafen Tschernyschew und Kachowslij u. A. unterhielten fich über dieses Thema, und zwar ausschließlich in französischer Sprache. In den vierziger Jahren ging diese Bewegung auf die Guts- befitzer, die Beamten und Literaten in St. Petersburg über. Herzen, Ogarew, Petruschwez und Andere gehörten dem Adel und der wohlhabenden Klaffe an. Ihr Ideal war LouiS Blanc , was fie beatisterte, die franzöfisch« Literatur der Juli- Monarchie. Ihre Ideale suchten fie nicht in den Helden deS AlterthumS, sondern in den Phantasten Fouriers und den Romanen Eue's. Zwanzig Jahre später, in den sechziger Jahren, bildete fich eine neue Formation, in der daS adlige Element in den Hintergrund trat. Seminaristen, Kleinbürger, „zivilistrtr" Juden, Zöglinge der weiblichm Lehranstalten bildeten das Kontingent der revolutionären Thätigkeit. Sie untergruben die Literatur und die Kunst. Endlich nach neuen zwanzig Jahren drang diese Gährung in die Arbeiterklassen. Nach den nächsten Jahren werden wir vielleicht diese Ideen unter der ländlichen Bevölkerung schon verbreitet finden. Wie fich die Ideen Marx' gegenwärtig unter den Fabrikarbeitern einnisten, so werden vielleicht nächsten? irgendwo im Tscher- nigow'schen oder Nowgorodschen Gouvernement Erscheinungen auftauchen, die an die irländische Agrarbewegung erinnern.— „Now. Wr." tröstet fich damit, daß vi« besitzenden Klassen fich gegenwärtig von den revolutionäöen Ideen abgewendet haben. Rord-Amerika Nach einem Telegramm der„TimeS" aus P h i l a d e l« p h i a find weitere Störungen auf dem amerikanischen Arbeitt- markte zu erwarten. Die Organisationen der„Ritter der Arbett" und einer geheimen Arbeiter- Gesellschaft ver breiten fich schnell über die Staaten der Union . Dieselben oerlangen kür- zere Arbeitszeit und Höhere Löhne.
Kommunales. w. Vom Mählendamm. Die Stadtverordneten-Vekl sammlung hatte fich im Jahre 1883 damit einverstanden erklärt, daß behufs Verbreiterung deS Mühlendammei die Be- fugniß zur Enteignung der Grundstücke Ftscherstr. 43, Mühlen- dämm 12/13, 14—19 und 22—28 und der in dem Hause Mühlendamm 32 befindliche Läden nachgesucht werde, sobald fich die Große«Berliner Pferde- Eisenbahn-Aktien-Gesellschast verpflichte, zu den durch die Enteignung erwachsenden Kossen einen Beitrag von 600 000 Mark zu entrichten. Der gedachten Pferdebahn-Gesellschaft sollte dagegen die Konzesston zur An- legung einer Pferdebahnlinie Molkenmarkt— Köllnischer Fisch markt— Spittelmarkt»c. unter den üblichen Bedingungen er« theilt werden. Die nach diesem Beschlüsse mit der Gesellschaft aepflogenm Verhandlungen baden zu dem Abschlüsse eine! Nachtrags- Vertrages vom 6./17. November 1884 geführt, nach welchem fich die Gesellschaft zur Zahlung einer Beihilfe von 700 000 Mark verpflichtet, sobald die Theilstrecke Molkenmarkt« Köllnischer Fischmarkt— Spittelmarkt von den zuständigen Be« Hörden endgiltig genehmigt ist. Diese Zustimmung dürste binnen Kurzem erfolgen, denn nachdem im Ottober v. I. die Dammmühlen-Grundstücke in den Befitz der Stadt- gemeinde übergegangen find, haben die Kommissarien des Ministers der öffentlichen Arbeiten erklärt, daß prinzipielle Bedenken dem Projekte dieser Pferdebahnstrecke nicht entgegen- stehen, und auch daS königl. Polizei- Präsidium hat fich mit demselben einverstanden erklärt. Der Magisttat hat daher jetzt dm Enteignungsantrag für die Eingangs erwähnten Grund- stücke gestellt, gleichzeitig aber auch die Eigenthümer zu Preis« fordemngen für den Fall des freihändigen Verkaufs veranlaßt, um, soweit angemessene Preise gefordert werden, statt zu ent- eignen, freihändig verkaufen zu könnm. Einzelne der 21 Eigenthümer haben schon jetzt dilligere Forderungen gestellt, wenn der Abschluß biS zum 1. April ct. perfekt werden sollte. DaS geeignetste Mittel, einen schnellm und vortheilhasten An« kauf herbeizuführen. erblickt nun der Magistrat in der Ein« setzung eine» auS Mitgliedern der Stadtverordneten- Versammlung und deS Magistrat» gebildeten Ausschuffes, welcher zum seldstständigen Anlauf nach Stimmenmehrheit ohne Rückfrage bei den städtischen Behörden ermächtigt wird, und wird der- selbe unverzüglich bei der Stadtverordneten- Versammlung de- anttagen, der Bildung eines solchen Ausschusses zuzustimmen, welcher für den vorliegenden Fall aus drei Stadtverordneten und zwei Magistratsmitgliedern bestehen soll.
legten chn in schwereren Fällen in» Bett, nöthigten ihm ein Glas Wein, Bouillon oder wmigsten» Wasser auf. Hatte der Verunglückte fich entfernt, so fehlten ihm Uhr, Börse oder beides zusammen, und er konnte doch nicht glauben, daß er von so mildthätigen Menschen beraubt wurde. Auch diese Schwindler fitzen jetzt fest. Eine interessante Beobachtung über die Zugvögel bat Herr Burbaum, Lehrer in Raunheim , wie er im„Zool. Garten" mittheilt, im letzten Herbste zu machen Gelegenheit gehabt. Er sah zwei große Kranichzüge über Raunheim nach Süden ziehen. Der erste Zug, am 21. Oktober, Nachmittags um 2 Uhr, ging sehr hoch und hatte nichts Auffallendes. „Der zweite Zug am 24. Ottober, Abends um 8 Uhr, war sehr niedrig, und ich konnte, da gerade Vollmond war, denselben genau beobachten. Durch ihr Geschrei auf fie aufmerksam ge« macht, sah ich fie schon von der Feme auf mich zukommen. AIS sie in meine Nähe kamen, vernahm ich aus der Kranich « schaar die Stimmen von vielen kleinen Vögeln,' und bei genauer Beobachtung bemertte ich bei dem hellen Himmel auch einige kleine Vögel zwischen den Kranichen, welche die Reise mit« machten. Bei der späten Tageszeit ist nicht anzunehmen, daß diese Ueinen Singvögel die Kraniche nur auS Angst um« schwärmten, wie es am Tage öfter vorkommt, denn um diese Zeit pflegen fie schon lange der Nachtruhe. Zudem war eS kein Angstgeschrei, welche» fie anstimmten, sondem fröhliches Gezwitscher. ES ist deshalb als sicher anzunehmen, daß sich eine Schaar kleiner Singvögel dem Kranichzuge angeschlossen hatte. Dm Stimmen nach waren es viele kleine Vögel, im Fluge konnte ich aber nur wenige erkennen. Od dieselben theilweise auf den Kranichen Platz genommen hatten, wie schon beobachtet wurde, konnte ich nicht sehen. Das aber ist damit erwiesen, daß kleine Singvögel zuweilen in Gesellschaft der großen Zugvögel reisen. Daß fie dazu ihre guten Gründe haben, daran ist nicht zu zweifeln. Wie eine liebesbedürftige Wittwe in Et. LouiS von einer Wahrsagerin um 1500 Dollars geprellt wurde, erzählt der„Anz. d. W." so:„Vor vier Jahren starb der Juwelier Roehr und ließ seine Wittwe, Frau Jennie Roehr, mit drei Kindem in ziemlich guten Vermögensumständen zurück. Auf seinem Krankenlager sprach er gegen seine Frau noch den Wunsch auS, daß fie fich nach seinem Tode wieder verheiratben solle, falls fich ihr eine paffende Gelegenheit dazu biete. Die trauernde Wittwe bestrebte sich, alle von ihrem theueren Ver- stordenen ausgesprochenen Wünsche zu erfüllen und war deS«
zokalr». Eine bedeutsame Erfindung auf de« Gebiete der Gasbeleuchtung, welche vor einigen Wochen schon in vielen Zeitungen lebhaft besprochen wurde, soll in der Tbat geeignet sein, wie dem„Hann. Kourr." ein Augenzeuge mitthrilt, eine vollständige Umwälzung im BeleuchtungSwesen hervorzurufen. Hiernach wird der jetzige Gasbrenner durch einen besonders konstruirien Bunsenbrmner ersetzt, welcher einen daran befind- lichen Leuchtkörper zum Glühen bringt, analog der Einrichtung einer Glühtampe beim elektrischen Licht. Dieser Bunsenbrenner verbraucht per Stunde zwei Kubilfuß Gas(— 1 Pfennig nach unserem Gaspreise) und giebt dem Leuchtköiper eine Lichtstärke von 20 Kerzen. Der Körper leuchtet ohne merkliche Ver» änderung 1000 Brennflunden und darüber(IV« Jahr), ist dann sehr einfach und mit geringen Kosten zu erfetzm. Trotz der Jntenfität wirft das Licht äußerst angenehm auf daS Auge und strahtt, dem geringen Gallonsum entsprechmd, nur sehr wenig Hitze aus. DaS Resultat ist demnach geradezu erstaun- lich zu nennen, da man ein Licht von 20 Normalkerzen für nur einen Pfennig stündlich unterhalten kann,«aS bislang bei einer Petroleumlampe fast für den doppelten Preis kaum zu ermöglichen ist. Man begreift den großen Preisunterschied erst dann, wenn man bedenkt, daß die bisherige gewöhnliche Gas- flamme von 10 Kerzen Stärke ohne diese Borrichtung jetzt 2'/, Pf. und in der vorbemertten Lichtstärke von 20 Kerzen 5 Pf. stündlich kostet. Innerhalb vier Wochen werden die Brenner in den Handel kommen. Ob die Gold- oder Silber- oder Dovstelwährnng die beste ist, darüber zerbrechen sich die Politiker die Köpfe: ich sage mir einfach, daß die schönste Währung nichts werth ist, wenn man nicht die genügende Anzahl von Proben befitzt. Aber wie und welche Sorten von Kleingeld ausgeprägt wer« den— dai ist eine unpolitische Frage, welche nichl bloS die Männer, sondern auch die Hausfrauen, Köchinnen, Marktweiber k. angeht. Von einer guten Scheidemünze verlangt man vor Allem, daß fie handlich und leicht erkenntlich sei. Die gelehrten Herren, welche vor anderthalb Jahrzehnten unser neueS Münzsystem zusammenstoppelten, hätten klug gethan» wenn fie ihre neuen Pfennig- und Groschcnstücke erst auf«inen Marktplatz getragen und von dem dortigen Publikum hätten begutachten lassen. Dann würden fie keine 20-Pfennigstücke favrizirt haben, welche eine schwielige oder vor Kälte steife Hand wegen ihrer Kleinheit nickt halten kann. Dann würde man auch gemerv haben, daß der Nickelgroschen und daS silberne 5. Groschenstück eine verzweifelte Aehnlichkeit haben, die im Drange der Geschäfte und bei schlechter Beleuchtung leicht zu Verwechselungen führt. Als die neuen Münzen fertig waren, stellt« fich diese beiden Mängel sehr schnell herau». Um die 50 Pfennigstücke leichter kenntlich zu machen, hat man fie mit einem Kranz verziert, der etwaS, aber nur sehr wenig bessert. Von dm 20-Pfennigstackchen ist ein ganzer Haufen schon eingezogen worden; um auch die übrigen zu beseitigen, soll jetzt ein neueS 20-Pfennigstück in Nickel ausgeprägt werden. Da» alte war zu klein und das neue wird zu groß werden, denn eS soll den Umfang eines 20-Markstückrs haben. Wir hatten früher einen jammer- vollen Geldwirrwarr; aber«i kommt mir doch vor, all od die Kenntlichkeit der Münzen früher noch besser gewesen sei, all jetzt. Die Eilberaroschen, 2'/,<Stlbergroschen, ö-Silber« gioschen und alten Markstücke ließen fich— abgesehen von einigen verrottetm Exemplaren— doch noch besser unterschei- den, alS die jetzigm Nickel- und Sildermllnzen. Die roth< bärtigen Groschen, in denen das Kupfer bei zunehmendem Alter immer stärker aufleuchtete, waren freilich nickt schön. Nach meinem Geschmack ist aber daS gleißnerische Nickelgeld auch von keinem hohen Schönheitswerth. Am Ende hätten wir doch besser gethan, wenn wir die ganze Nickelei bei Seite gelassen hätten und beim alten Kupfer- und Silbergeld ge- blieben wärm. Denn durch die Mischung von Kupfer und Silber kann man für jede Münze die wünschenswerthc Größe herstellen, sodaß die einzelnen Sorten fich schon durch Gefühl allein sicher unterscheiden lassen. DaS ist nun aber einma, eine abgethane Sache: Wir haben da» Nickel eingeführt und müssen un» also daran halten. Um nun dem Mangel an Formverschiedenheit abzuhelfen, wäre es in der Tbat praktisch, dem Rath« deS Abg. v. Schalscha gemäß die N'.ckelmünzen oval zu machen. Herr v. Kardorff wollte eine Durchlöcherung, aber daS steht häßlich aus, und ich fürchte auch, daß da» Loch einen bedenklichen Anreiz zu weiteren Angriffen auf die Münze für alle kleinen und großen Kinder enthalten würde. Vier- eckige Münzm find anstößig im eigentlichen Sinne deS Wortes: fie würden bloS den Portemonnaie-Fabrikanten erwünscht sein. Die elliptische oder ovale Form dagegen ist ungefährlich, nicht allzu häßlich und zur sicheren Unterschei- dung ganz ausreichend. E? müßten dann auch die 10« Pfennigstücke in ovale Form umgeschmolgen werden; daS wäre eine radikale Abhilfe der sehr unangenehmen Aehnlichkeit mit dem öO-Pfennigstück. Eine weiter sehr interessante Frage, welche bei dieser Münzdebatte aufgeworfen wurde, ist die: Sollen wir 2'/»- Pfg.- Stücke prägen? Seit Tausenden von halb auch nicht abgeneigt, einen zweiten Freier mit ihrer Hand zu beglücken. Nachdem Frau Roehr längere Zeit den Wittwen- schleier getragen hatte, veranlaßt« fie«ine Freundin, mit ihr zu einer Wahrsagerin. NamenS Schaidt, zu gehen. Die prophezeite Frau Roehr alles Schöne und Gute, vor Allem, daß fie in Kurzem einen hübschen blonden Geschäftsmann ehelichen und mit ihm sehr glücklich leben würde. Frau Roehr glaubte in dieser Pro- pdezeiung einen ihr wohlbekannten Geschäftsfreund ihres Manne» vermuthen zu dürfen und wollte nun auch sofort alle» Mögliche anwenden, um daS ihr geweiffagte Glück so schnell wie möglich herbeizuführen. Frau Schaidt versprach ihr gegen die Kleinigkeit von 50 Dollars ein unfehlbare» Liebes- pulver zu liefern, welches die liebesbedürftige Wittwe durch da» Schlüsselloch der Wohnung deS von ihr Begehrten blasen sollte, worauf dieser sofort in heißer Liebe zu ihr entbrennen würde. Frau Roehr zahlte die 50 Dollar», hat aber, wie fie sagt, di» heute daS Liebespulver nicht erhalten. Trotzdem blieb fie seitdem eine ständige Kundin der Frau Schardt, welche nach und nach auS der leichtgläubigen Wittwe unter allerlei Vorwänden 1448 Dollar? herausgelockt haben soll, ob- wohl ihre Weissagungen niemals in Erfüllung gingen. Die Schwiegermutter der Frau Schaidt soll von dieser oft zu Frau Roehr geschickt worden sein und unter allerlei Vor- spiegelungen von ihr bedeutende Geldbeträge erhalten haben gz z. B. einmal in zwei aufeinander folgenden Tngen 150 ollar»). Die baaren Mittel der Frau Roehr nahmen indeß immer mehr ab, so daß fie schon seit etwa drei Jahren ihren und ihrer Kinder Lebensunterhalt mit Handarbeiten verdient. Ihre Verwandten konnten fich nicht erklären, wo ihr Geld hin- gekommen sei, und eS gelang ihnen erst nach langem Drängen, von Frau Roehr daS Geständniß zu erlangen, daß fie fast 1500 Dollars für angebliche Weissagungen u. f. w. an Frau Echardt verschwendet halte. Noch mehr Mühe kostete eS jedoch, die Frau dazu zu bewegen, eine Antlage gegen die Wahrsagerin zu erwirken. DieS geschah jedoch nun und Frau Schardt wurde verhastet, stellte jedoch Bürgschaft für ihr Erscheinen zum Prozeß. Sie und ihre Familienangehörigen leugnen übrigens, daß fie Frau Roehr beschwindelt hätten. Part», 9. März. Die Akademie der Wissenschaften bat gestern dem Projett zugestimmt, für Pasteur ein Heilinstitut gegen die Tollwuth zu errichten, welches zur Aufnahme sowohl von Franzosen wie von Ausländern destimmt sein soll. Die Morgenblälter fordern daS Publikum zur Subskription für da» Institut auf.