Unternehmer ihren Arbeitern gegenüber verübt würden, als solche anzusehen, welche zur Ungtltigerklämna von Wahlen nicht in Berechnung gezogen werden dürften. Mochten auf Werken und in Fabriien, sowie in den Wahllokalen selbst die haar- strSubendsten Bedrohungen abhängiger Leute vorgekommen und dadurch hunderte von Wählern veranlaßt worden fein, sich an den Wahlen nicht zu detheiligen oder gegen ihre Ueberzeugung zu stimmen, aus Furcht, ihr Brod zu verlieren: der Reichstag erklärte stets, diese Vorkommnisse nicht als geeignet erachten zu können, um die Giltigkeit der durch sie gefälschren Wahl anzu- fechten. Lediglich die von Behörden selbst oder in deren Auftrag geübten Wahlmanöoer, durch welche eine rechnerisch nachzu- weisende Verschiebung des Wahlresultats herbeigeführt worden war, wurden in Betracht gezogen und bei UngiltigkeitSerklärun- gen als durchschlagende Gründe aufgeführt, während, wie ge- sagt, die von den wirthschastlich Stärkeren gegen ihre Unter- gebenen verübten Unterdrückungen für die Kommisston nicht existent waren. Auch auf diesem Gebiete ist es neuerdings bester geworden. Im Wahlkreise Bochum   in Westfalen   wurde bekanntlich der nationalltberale Kandidat Dr. Haarmann gegen den Zentrumskandidaten gewählt. Dr. Haarmann ist, nebenbei bemerkt, ein äußerst liebenswürdiger und vernünftiger Mann, der in Bezug auf sozial« Reformfragcn von seinen Frakttons- genossen weit abweicht und in der Arbeiterschutzkommtsston des Reichstags meist mit den Sozialdemokraten stimmt. Aber bei seiner Wahl wurden von den nationallideralen Fabrikanten, Berg- und Hüttenwerksdefitzern u. s. w. Mittel zur Beein- flussung der abhängigen Arbeiter angewendet, welche als im höchsten Grade unmoralisch bezeichnet werden müssen. Diese Art Beeinflussung wurde denn auch in dem von der unterlegenen Partei erngereichten Wahlprotest gebührend hervorgehoben. Es wurde u. A. erwähnt, daß in einem Wahllokal, in welchem viele Bergleute, die zum größten Theil dem katholischen Kandidaten ihre Stimmen gegeben Häven würden, zu wählen hatten, vom Eingang des Saals bis zum Wahltisch ein förmliches Spalier von WerkSdeamten und -Bediensteten postirt war, durch welches die Arbeiter mit ihrem Stimmzettel marschiren mußten. Eingehändigt wurden ihnen dieselben von zwei am Eingange autgestellten Steigern oder Obersteigern, Wahlvorsteher warder auf einem erhöhten Platze, von dem aus er den ganzen Saal und jeden kommenden Wähler genau beobachten konnte, fitzende Werksdirektor' ein Vertauschm der ihnen an der Thüre eingehändigten Stimm- zettel war den Wählern absolut unmöglich gemacht. Es wurde Venn auch auf diese Weise ein Wahlresultat herbeigeführt, welches mit der politischen Gefinnung der in diesem Bezirk wohnenden Wähler in schroffstem Widerspruch stand. In einem anderen Bezirke gingen Fabrik» beamte bei den in sogenanvtenArbeiterhäusern", welche dem Werk gehören, wohnenden Arbeitern herum und drohten ihnen mit Kündigung der Wohnung, wenn fie nicht nationalliberal wählten. Aehnlich« Dinge kamen noch in großer Zahl vor; neben den Fabrilbeamten waren es hauptsächlich auch Lehrer, welche sich an dieserliberalen" Agitation betheiligten. Für alle diese Vorkommnisse waren genügende Zeugen benannt und bei den hierauf angestellten gerichtlichen Recherchen stellten fich die Angaben auch als wahrheitsgemäß heraus. Diese sämmt- lichen Beeinflussungen hat die Wahlprüfungskommisfion als solche erklärt, welche geeignet find, auf daS Wahlresultat in ungesetzlicher Weise einzuwirken und wurden deshalb die sämmtlichen Stimmen, die in den betreffenden Wahldezirken abgegeben wurden, für ungiltig erklärt und»on der für Haar« mann entfallenen Gesammtstimmenzahl in Abzug gebracht. Damit ist im Prinzip entschieden, daß auch Wahl- beeinflussungen dieser Art in Zukunft zur Umstoßung von Wahlen genügen und es ist daher auch erklärlich, daß fich Konservative und Nationalliberalemit Nägeln und Zähnen", glücklicherweise jedoch erfolglos, gegen die Anerkennung dieses Prinzip? wehrten. Leider reichten die Herrn Haarmann abge- »ogene.i Stimmen nicht aus, seine Wahl kasfüen zu können: er hat immer noch eine kleine Majorität behalten und eS mußte somit die Wahl für giltig erklärt, resp. vem Plenum empfohlen werden, fie gelten zu lassen. Aber die Anerkennung deS Prinzips ist von nicht zu unterschätzendem Werthe. ES ist freilich fraglich, ob eS in der Kommisston so gekommen wäre, wenn eS fich statt um einen ultramontancn um einen sozial- demokratischen Wahlprotest gehandelt hätte. Im Effekt aber ist eS gleich und die Herren Arbeitgeber, welche früher häufig dasHinführen" ihrer Arbeiter an die Wahlurne und daS Kontroliren und Bedrohen dieser Wäblerkategorie kultioirten, mögen fich's ack votam nehmen, daß künftig jede Wahl, bei der durch solche Manöver eineVerschiebung" des Resultats herbetgetührt wird, auf erhobenen Protest hin umgestoßen werden kann.
Kommunale». Tagesordnung für die Sitzung der Stadtverordnete«- Versammlung am Donnerstag, den 18. Märze., Nachmittags 6 Uhr. Vorschläge deS Ausschusses für die Wahlen von un- besoldeten Gemerndebeamten Berichterstattung über eine spickten Rehrücken abhold, wen»»nr halbwezS eine Flasche Malaga   oder Niersteiner dabei sein konnte. Er wußte seine Pfiffigkeit sehr gut durch eine leutselige Würde zu verdecken, welche eben so viel Achtung wie Zuneigung ein- flößte. So mochten ihm denn Neid und böser Leumund flicht viel schaben. (Fortsetzung folgt.)
An« Kunst und Zeven. fleht, zieht er immer noch ausverkaufte Häuser, wie auch am vorigen Sonntag, wo die Kasse um'/.? Uhr geschloffen werden Mr. An Beifall und stürmischen Dakaporufen fehlte eS selbstverständlich nicht.- Die 50. Vorstellung wird mit beson- veren Ovationen für den Meister verbunden sein. «in brennender Kluß. In Schottland   hatte man vor ZUrzem das merkwürdige Schauspiel eines brennenden Flusses. «n einer bestimmten Stelle des Klyde bemerfte man schon seit Jüngerem aussteigende Dämpfe. Ein Fi cher warf ein bren- ?'udts Zündholz in das Wasser und sofort erhob fich eine Mc Flamme über demselben, welche auf längere Zeit und auf weite Sirecke fichtbar wurde. Man erklart die Erscheinung aus finer Entwickclung von Gasen, da unter dem Flusse Kohlen. ager durchziehen. h. Ein Stierkämpfer als Parlaments-Kandidat. Wie BBll w zu widmen.
Petition desgl. über den Etat für die Verwaltung der städtischen Gasanstalten pro 1. April 1886/87 desgl. über den Antrag von Mitgliedern der Versammlung, betr. die Er- höhung deS penfionsfähigcn Gehalts der städtischen Turnwarte Vorlage, betr. die Bewilligung von Mehrkosten für den Bau der Fußgängerbrücke über den Louisenstädtischen Kanal im Zuge der Melchiorstraße deSgl., betr. den Tarif für die Anschlüsse der Grundstücke an die KanalisationSleitunaen desgl., betreffend die Wahl eines stellvertretenden Mit- gliedcS zur Bezirks> Kommisfion für die klasfifizirte Einkommensteuer deSgl., betr. die Bewilligung eines PatronatsgeschenkS für die Ktrchengemeinde zu Blankenburg   deSgl., betr. die Hergabe einer Parzelle deS Ritterguts Groß- beeren zur Anlegung eineS Begräbnißplatzes desgl., betr. die Erwerbung des von den Grundstücken Große Hamburger« straße 20 und 32 zur Straße freigelegten Terrains desgl., betr. den Ankauf de» der Petri- Kirchengemeinde gehörigen Theiles des alten Jakobs- Kirchhofes in der Kürasfierstraße desgl., betr. eine Ergänzung de« Rezeß-EntwurfS wegen Bil- dung einer selbststänvigen Gemeinde Boxhagen Rummels­burg desgl., betr. einige Neuanlagen für die städtischen Wasserwerke desgl., betr. die Skizze zum Neubau einer Gemeinde- Doppelschule in der Mühlenstraße Nr. 49/50 desgl., betr. eine Geldbewilligung zum Zweck von Vorarbeiten für eine in B rlin zu veranstaltende Deutsche nationale Industrie- und Gewerbe-Auistellung vier Rechnungen Berichterstattung über den Etat für die Kanalisattonswerke und die Verwaltung der städtischen Rieselfelder pro 1. April 1886/87 Vorlage, betr. die bevorstehende Etatsüberschreitung beim städtischen Krankenhaus« Moabit deSgl, betreffend die Auf« nahm« der Straße 7b. in den Bebauungsplan, Abtheilung XIV. desgl., betr. die Verrechnung deS Erlöses aus dem Verkaufe der städtischen Bauparzelle WilhelmSstr. 95/96 auf daS beim Vorschußkonto noch offenstehende Kaufgeld für das Grundstück Dorotheenstr. 12 und Georgenstr. 32 desgl., betr. die Ein- setzung einer Spezialkommisfion behufS freihändigen Erwerbs der Grundstücke auf der Südseite de» MühlendammS des­gleichen. betr. die Ausführung der Faeadcn am neuen Polizei- Dienstgebäude desgl., betr. den Entwurf zum Bau einer höheren Bürgerschul« in der Alexandrinensttaße drei Unter« stützungSsachen Vorlage, betr die Neuwahl von 3 Mit­gliedern für daS Kuratorium derStiftung der Berliner   Ge- werbe- Ausstellung im Jahre 1879" Berichterstattung über ein Naturalisationsgesuch Vorlagen, betr. die Wahl je eineS Bürger-Deputilten für die Gewerbe- Deputation und für die Echul-Deputation Vorlage, betr. zwei Wahl- ablehnungen. Die städtische« Fortbildungsschulen beginnen daS be- vorstehende Sommersemester am Sonntag, den 4. April cr. Der Untenicht ist in folgenden Fächern unentgeltlich; Deutsch  , Rechnen, einfache Buchführung. Geometrie, Phyfik und allge- meines Zeichen. Für folgende Fächer ist Schulgeld zu bezahlen: Für Äodelltren halbjährlich 1 M., für doppelte Buchführung und für zweistündige Kurse im Fachzeichnen halbjährlich 2 M, für Französisch und Englisch   und für die vierstündigen Kurse im Fachzeichnen halbjährlich 4 M. Diese Beiträge können auch in Theilzahlungen und zwar in den ersten vier Monaten deS Halbjahres mit je 1 M. entrichtet werden. Meldungen nehmen die Herren Reftoren an. Handwerkerschule. Anmeldungen von Theilnehmern zum Unterricht für daS am 1. April beginnende Sommerhalbjahr werden vom Direttor der Schule, Herrn Jessen, Kurstraße 52, in der Zeit vom 25. bis 31. März, an den Wochentagen von 6 bis 8 Uhr Abends entgegenommen. Die Lehrfächer find folgende: Freihandzeichnen, Zirkelzeichnen, darstellende G<o- Metrie; kunstgewerbtiche Formlehre; Fachzeichnen für Tischler, Drechsler, Klempner, Schloffer, Maschinenbauer, Mechaniker, Optiker, Uhrmacher, Goldschmiede, Graveure, Maurer, Zimmerer, Steinmetze, Bildhauer, Maler, Tapezirer und Lithographen  ; Modelliren' dekoratives Malen; Algebra, Geometrie, Trigo- metrie; Phyfik, Mechanik; Rechnen und Buchführung. Für Mechaniker besteht eine TageSklaffe. w. Die Deputation für die öffentliche Gesundheit«- pflege hielt am Sonnabend, den 13. d. M., Abends 6 Uhr, unter Vor fitz d«S Oberbürgermeister« v. Forckenbeck eine mehr- stündige Sitzung ab, in welcher über mehrere Projefte deS Magistrats zur Errichtung von sanitären städtischen Anstalten berathen wurde. Hinfichtlich der Anträge deS Magistrats wegen Enichtung einer neuen Irrenanstalt für 600 1000 Per- sonen und Errichtung einer besonderen Anstalt zur Behandlung und Verpflegung von Epileptikern für 600 Personen wurde be­schlossen, eine Sudkommisfion einzusetzen, die für jede Anstalt ein bestimmtes Bauprogramm aufstellen, Bauplätze für dieselben wählen und demnächst der Deputation definitive Vorschläge machen soll. Die Sudkommisfion, welche beauftragt ist, fich durch Sachverständige, insbesondere durch städtische Irrenärzte zu ergänzen, besteht aus den Herren: Oberbürgermeister v. Forcken< deck. Stadtschulratb Bertram, Stadtbaurath Blankenstein, Stadt« räthe Weise und Wolfs  , Professor Virchow  , Stadtverordneten- Vorsteher- Stellvertreter Dr. Stryck, Stadtverordneten Dr. Kür« ten und LangerhanS. Demnächst wurde über den Plan zur de« österreichischen Abgeotdnetenhauses müsse fich nunmehr auch mit ästhetischen Fragen befassen. Die sechs lebensgroßen mythologischen Figuren, welche in der Vorhalle zum großen Säulengang deS ParlamentSgebäudeS aufgestellt find, haben den Anlaß dazu gegeben. Ein Abgeordneter, der in Sachen unverfälschter deutscher Sittlichkeit ungemein empfindlich ist, hat an der göttlichen Nacktheit dieser Statuen Anstoß ge- nommen und soll gedroht haben, diese Angelegenheit in der Sitzung deS Hauses zur Sprache zu bringen, wenn die sechs Figuren nicht augenblicklich mit Feigenblattem bekleidet wür« den. Das Prästdium deS Hauses mußte fich, wenn ein Eklat vermieden werden sollte, dem Wunsche des Abgeordneten fügen, und so wurden denn schleunigst sechs elegante Feigenblätter bestellt, mit welchen man die herausfordernden Gottheiten noth« dürftig dekleidet hat. Und wer sorgt für die Feigenblätter, mit welchen die Blößen bedeckt werden sollten, die sich manche Abgeordnete geben? Bor dem Schöffengerichte eineS bayerischen Pro- vinztalstädtchen« so berichtet dieAugSb. Abmdztg." hatte ein verdächtiger Zeuge einen Eid zu leisten. Nachdem er versichert:Gnad'n, Herr Richter, was i g'sagt Hab', dös is aa wahr, dader drauf schwiar i a Urament", lud ihn der Vor- fitzende des Gerichts ein, laut und deutlich nachzusprechen. Vor- fitzender:Ich schwöre" Zeuge:Ich schw.. öre" Vor­sitzender:bei Gott  " Zeuge:bei Gott  " Vors.:dem Allmächtigen" Zeuge:dem All.... m S ch....", bei diesem Worte fängt der Zeuge zu stottern an, seine Augen haften starren BlickeS an der gegenüber befindlichen Thür vcS GerichtSsaalcs und mit wildem Schrei: Der Teufel kimmt der Teufel is da der Teufel holt mich scho", stürzt er be« finnungsloS zu Boden. Während der Zeuge wieder zur Be« finnung gebracht wird, findet man die Ursache zu seinem seit» samen Benehmen. Die Frau deS LberamtSrichtcrS hatte in der Vergeßlichkeit dem Schornsteinfeger den Auftrag gegeben, im Gerrchttsaale das Ofenrohr zu reinigen, und der ahnungslose Schomsteinfeger öffnete gerade im Moment der StdeSabnahme die Thüre. Wieder zum Bewußtsein gebracht, rief der Zeuge flehentlich:Gnad'n, Herr Richter, i nimm alle», waS i auS- g'sagt Hab', wieder zurück; denn seg'n S', Herr Richter, tS ja alles Stuck füa Stuck von mir dalog'n. Ein Ehestands- Drama. Petrinja, 9. März. Vor einigen Tagen fand vor dem hiefigen Gerichtshöfe die Ver- Handlung eines ergreifenden Ehestands Drama» statt. Fol- gendes ist der Thatbestand. Herr Karl Vogt  , Montanbeamter rn Vranovina, ttug bereits 22 Jahre da« für ihn nicht
Herstellung einer Lazarethbarack« auf dem Grundstücke des Waisenhauses zu Rummelsbura berathen und daS berett« mit« gethcilte Bauprogramm deS Magistrats mit der Modifikation genehmigt, daß unter Beibehaltung der Länge der Baracke, der Raum derselben in der Höhe und Tiefe angemessen zu reduziren sei. Der außerdem auf der Tagesordnung stehende Gegenstand, betreffend die Anstellung von statistischen E'- Hebungen über den Umfang de» hiefigen Kranken-Transport« wesens, wurde für eine der nächsten Sitzungen der Deputation vorbehalten. Jngleichen wird auch dtr Antrag deS Vereins für die Einrichtung von VolkS-Brausebädern in einer späteren Sitzung der Deputation besprochen werden. w. Der Turnwart A. Naucke beabfichtigt, oberhalb der Michaelbrücke eine Flußbadeanstalt zu errichten, deren Zugang von der Michael- Brücke zwischen der Stadtbahn und dem Spatzier'schen Grundstücke entlang führen soll. Zur Herstellung dieses Zuganges ist die Entfernung eine» ThetleS des monu- mentalen GitterS der Michael-Brücke erforderlich. Die städti» sche Bau Deputation hat insbesondere auS dem letzt vorgeführten Grunde beschloffen, den Antrag abzulehnen. Zentral-Btehhof. Im Monat Februar d. I. find auf dem städtischen Fleischschau-Amt 24 720 Schwein« auf Trichinen untersucht und darunter 5 trichinöse und 284 finnige ermittelt worden, welche al» zur menschlichen Nahrung ungeeignet ver- worfen worden find. Gerichts-Ieitung. o. k. Die Frankfurter   FriedhofS  -Affäre vor Gericht. Frankfurt   a. M.. 15. März 1886. Erster Tag der Verhandlung.(Fortsetzung.) DaS GerichSgebäude ist von einer zahlreichen Schutzmann« schaft besetzt. Der Andrang deS Publikum« nach dem nur sehr kleinen Zuhörerraum ist«in ganz immenser. Den GlrichtShof bilden: LandgerichtSdtreltor Dr. Körner(Präfisent). Land« gerichtSrath Dr. v. Kienitz, LandgerichtSrath Dr. Murdard, Landrichter Dr. Göschen und Gerichtsaffessor Dr. Franz(Bei- fitzende). Die Anklagebehörde vertreten: Der erste EtaatSan« walt am hiefigen Landgericht Dr. Uhles und Staatsanwalt Dr. Gordan. Die Verlheidigung führen: Rechtsanwalt Dr. Meyer für den Angeklagten, Polizeilommissar Meyer, Rechts- anwalt Dr. G.'iger für die angeklagten Schutzleute Winaleit, Hobmann und Schweiger. Als fünfter nimmt der Schneider, jetzige Restaurateur Joseph Leyendcckcr(Mainz  ) auf der An- klagebank Platz. Für diesen führen die Rechtsanwälte Dr. Eppstein und Dr. Holtheim(Frankfurt   a. M.), die gleichzeitig als Nebenkläger fungiren, die Veitheidigung. Der Haupt« anklagte ist ein mittelgroßer Herr von einnehmendem, intelligentem Aeußern. Er nimmt in Zivilkleidung auf der Anklagebank Platz. Die drei Angeklagten Schutzleute dagegen erscheinen in Uniform. Der Hauptangeklagt« ist vorläufig vom Amt« vis- pcnfirt, die angellagten Schutzleute dagegen haben bis zum heutigen Tage ihre dienstlichen Funktionen ausgeübt. Unter den bisher geladenen 88 Zeugen defindet fich der hiefige Polizeidirektor Langer, der RetchslagSabgeordnete Frohmc und der Nachfolger deS ermordeten Polizeirath Dr. Rumpff, Polizeirath v. Hake. Dem ReichStagsadgeordneten Sabor, der als Zuhörer anwesend ist, ist es gestattet, im Jnnenraum Platz zu nehmen. Unmittelbar vor dem Richtertisch find als Corpora delicti eine Anzahl eingehauener Hüte aufgestapelt. Der Hauptangeklagte giedt auf Befragen des Prästdenten an: Er heiße mit Vomamen Heinrich, sei am 2. Februar 1813 zu Ltchtenrode geboren und evangelischer Konfesston. Ter Angeklagte Leyendecker ist wegen Slörung der öffent« lichen Ordnung begangen in einer öffentlichen Rede, mit zwei Monaten Gefananiß bestraft. Der Angeklagte Wingleit ist als Soldat wegen Mißbrauch der Amtsgewalt und Beleidigung von Zivilpersonen bestrast. Vor Eintritt in die Verhandlung nimmt daS Wort Ver« theidig-r Rechtsanwalt Dr. Geiger: Ich beantrage, die Herren Nebenkläger al« gesetzlich unzuläsfig abzulehnen. Der beschlie- ßende Gerichtshof hat fich allerdings für die Zuläsfigkett erklärt, ich bin jedoch der Meinung, daß daS Endurtheil in dieser Frage der erkennende Gerichtshof abzugeben hat. Ich beantrage daher, einen Belchluß diese» hohen Gerichts- Hofe». Das Reichsgericht hat in wiederholten Fällen entschieden, daß bei§ 340 des Strafgesetzbuches die Zu« lassung eineS Nebenilägers unzuläsfig ist. In einem Falle hat fich der, wette Senat deS Reichsgericht» allerdings für die Zulassung entschieden. AuS diesem Grunde ist die Frage nicht vor daS Plenum gekommen, ich bin jedoch der Meinung: der zweite Senat de» Reichsgerichts hat stcb bei seiner letzten Entscheidung über diese Frage in einem Rechts-Jrrthum be. 34 beantrage daher, meine Herren Kollegen alS Nebenkläger abzulehnen. Die Rechtsanwälte Dr. Holdheim und Eppstein   erwidern: ES sei unzula fig, in dem aegenwärtigen Stadium den Be- schluß auf Zulassung der Nebenkläger aufzubeben. Aber nicht nur formell sei die Zulassung der Nebenklage zulässig. Der
weniger als süße Joch der Ehe. Seine Gattin Therese, anfangs ein liebevolles Weib, gerietb vor 8 bi« 9 Jahren auf Abwege. Ihm waren all' die Verirrungen setner Gattin, die sein Leben verbittertm, wohl bekannt; er wußte nur zu gut, daß fie seinen Morgenkaffee mit giftigen Stoffen ver« süße, um ihn aus der Welt zu schaffen; er wußte, daß die chronische Magenkrankheit, die sein Leben verzehrte, von dem bereits genossenen Gifte stamme; ihn waren die im Dorfe zirkulirenden Gerüchte, wonach seine Gattin einen Menschen zu seiner Ermordung zu dingen suche, sehr gut bekannt, er wurde anch von seinen Freunden und Bekannten gewarnt; es war ihm schließlich bekannt, daß er das am 13. April 1835 von seiner Galtin geborene und auf seinen Namen getaufte Söhnchen nicht als sein eigenes Kind zu betrachttn berechtigt sei und seine Gattin leugnete e» gar nicht, daß Paroch PopovicS der Vater ihres Kinde» sei. Trotzdem die« Alle» dem Herrn Vogt bekannt war, schwieg er um deS lieben Friedens willm und trug sein hartes LooS mit stoischer Ge- duld und Ergebenheit. Seine Gattin wußte eben eine dämonische Gewalt auf den Mann, der tagsüber seinem Berufe nachging, aut« zuüben. Am 2. September fuhr Herr Vogt von Vojnics nach TopuSko. AlS der Wagen daS RevierTopliceka koea" pasfirte und langsam bergauf fuhr, krachten plötzlich hinter» einander zwei Schüsse und Vogt sank blutend in dm Wagen zurück.»aS tödtliche Blei brachte ihm 15 Wunden am Kopfe und auf der Brust bei, und nur einem stetfgebundenen No» tizbuche, da» er in der linken Brusttasche trug, hatte er es zu danken, daß das Projektil nicht tnS Her» drang. Nach langem, qualvollem Leiden konnte Herr Vogt hergestellt werden, um alS Zeuge gegen seine entmenschte Gattin und deren Helfershelfer Stefan KaticS vor dem Gerichte auszusagen. Die k. Staatsanwaltschaft in Petrinja hat nämlich gegen Therefia Vogt und Stefan Katic» die Anklage wegen deS Ver- brechenS deS versuchten bestellten Morde» erhoben und das Gericht sprach nach durchgeführter Hauptverhandlung die Angeklagten schuldig und veruttheilte die herzlose Gattin zu fünf- zehn Jahren schweren KerkerS und ihren Uedelhelfer KattS wrlchem zwar nicht nachgewiesen werden konnte, daß er der eigentliche gedungene Thäter sei, von dem aber der« noch erwiesen war, daß sein doppelläufiges Gewehr zur AuS« führung deS Verbrechens benutzt wurde zu 10 Jahren schweren KerlerS, Beide zur solidarischen Tragung der HeilungSkosten im Betrage von 386 fl. und zur Zahlung de» Schmerzensgeldes von 1000 fl. an Vogt.