Beilage zu m Berliner   Bolksblait.
Dr. 64.
Mittwoch, bttt 17. Miirz 188«.
III. IlttzW.
Sszilln Slilllldal. Unter dieser Ueberschrift bringt dieVolktzeitung" in «net ihrer letzten Nummern einen Leitartikel, der die größte Beachtung und die weiteste Verbreitung verdient. DaS ge> »annte Blatt kritifirt nämlich den g e s ch m a ck- u- d Maßlosen Luxui, welcher in denKreisen der höchsten Gesellschaft" getrieben wird, aber in einem großen Theile d« liberalen Presse nicht nur nicht die verdiente Kritik, Gadern eine ebenso geschmack- und maßlose Bewunderung wet. Gerade wieder in den letzten Wochen, so fährt die »Bolkjzeitung* fort, konnte man gewisse Blätter an keinem Sage aufschlagen, ohne sechs Spalten hinter einem mit frofessoraler Würde geschriebenen Leitartikel auf einen ellen« wegen Bericht über Bälle und Festlichkeiten in denKreisen der höchsten Gesellschaft" zu stoßen, der nach Auffassung und «til nur von einer gewiegten Schneioermamsell herrühren tonnte. Auch in diesem Falle sind wir weit entfernt, objektive Und subjektive Schuld zu verwechseln. Geschmack und maß- toser Luxus entsteht regelmäßig in Folge eine« allzu tropi- schen Wachsthums arbeitslosen Einkommens; er muß also in den Kreisen, denen die wachsende Grundrente, die Fleisch-, «etreide- und Viehzölle, ferner die Schutzzölle uno alle sonstigen Errungenschaften einer auf die einseitigen Znter> sssen der besitzenden Klassen, auf dieZüchtung von Millionären" zugeschnittenen Politik große R.ichihümer in £» Schoß werfen, ohne daß sie deshalb auch nur einen Finger zu schaffender Arbeit zu rühren brauchen, gerade jetzt w besonder« geiler Fülle um sich wuchern. Die Ursache davon liegt aber nicht in der bekannten, von Moral« Predigern so oft verurtheilten Unersättlichkeit der mensch- t'chen Natur, sondern in dem physiologischen Gesetze der «tontrastwirkungen. Dies Gesetz, soweit et auf die hier besprochene Erschei- °u»g seine Anwendung findet, besteht darin, daß der Mensch eb-nso wenig, wie er fortwährend süße Speisen zu Mießen vermag, fortwährend Freude und Glück genießen wun.Nichts ist schwerer zu ertragen, al« eine Reihe von guten Tagen." Zn solchen Tagen tritt alsbald die Kontrast- Wirkung de« Neberdrusse« ein. Um sich von diesem auf die «auer unerträglichen Gefühl, welche« schon so viele stein- tnche Leute in«inen fteiwilligen Tod gejagt hat, wieder zu �freien, muß sich der Betroffene einen Kontrast zu dem Michmäßigen Glück seines Dasein« zu verschassen suchen, Und die« ist auf zweierlei Weise möglich. Entweder kann % au« mühevoller Arbeit neue Genußfähigkeit schöpfen- oder .t kann jenen Kontrast auch dadurch hervorrufen, daß er sein Glück zu erhöhen sucht, um ein volles Bewußtsein des- stlben aus dem Unterschiede zwischen dem muen Zustande Wad dem früheren zu gewinnen. Und obgleich dieser letztere %eg der wertau« schlechtere ist, da er schließlich zu einer Völligen Abstumpfung der Nerven und zur geistigen wie sittlichen Blasirtheit führen muß, so ist er eS natürlich doch, den dieKreise der höchsten Gesellschaft" einzuschlagen Pflegen. Soviel über die Entstehung des Luxus und zur Erklä- %%ng desselben als eines objektiven Ergebnisses unserer Heu- 'wn sozialen Zustände. Aber wenn wir billig genug sind, ihn nicht auf die Schlechtigkeit einzelner Personen zurück- inführen, so dürfen wir deshalb doch nicht seine hohe Ge- �ingefährlichkeit und tiefe Sinnwidrigkeit verkennen. E« "agt in der Natur des Luxu», daß er nicht nur jenen weit- schlechteren, aber doch noch verhältnißmäßig logischen gkg einschlägt, daß er nicht nur einfachere durch rasfinirter« ?anüsse zu ersetzen sucht, sondern gleichzeitig auch noch V* wunderlichsten Seitensprünge macht, da eine Steigerung N Genüsse« auch durch die bloße Abwechselung erzielt wer- °in kann. Daher die unsinnigen Ausgaben der Mode, bei Alchen   die Neigung zur Abwechselung mit dem Streben H Befriedigung der Eitelkeit und deS Ehrgeize« zusam- JWntvirtt. Daher da« häufige Einreißen und Umwerfen, Jpffen, da« eben erst gebaut wurde, und überhaupt auf allen 5*ben«gebi«ten eine so große Vergeudung von Arbeittkraft! ?kr Ballanzug einer Frau au» denhöchsten Kreisen der Gesellschaft" stellt oft eine Summe dar, welche Hunderte von Obigen Arbeitern zusammen im ganzen Zahre nicht ver- .ttnen können. Diese Vergeudung von Arbeitskraft ist da» Deutliche Grundübel de» Luxn«. wenn man nicht die ein« Person, sondern die Gesellschaft in» Auge faßt. , Man kann nun aber gerade von unserem Standpunkte fragen: wenn sich der geschmack- und maßlose Luxus Zeit al» eine unvermeidliche Folge unserer politisch- Malen Zustände darstellt, wie soll ihn dann die liberale M*«»»rotten können? Gewiß, Sittcnpredigten [J, gegen den Luxus_ so ohnmächtig, wie Strafgesetze�
lehrt der ganze Verlauf der Weltgeschichte auf tausend Zittern. Wir gehen.sogar noch weiter. Wenn liberale
.er sich gedrungen fühlen, über die Festlichkeiten in den gleise« der höchsten Gesellschaft" zu berichten, so mögen f'wmerhin noch da« Beste an der Sache schildern, wenn ift M spalten lang über den Kleidertrödel verbreiten. Aber S t ihre Aufgabe, dabei in die trödelhafteste Bewunderung % verfallen? Treiben sie sozialen Skandal oder nicht, wenn sich spaltenlang in dem««'l KAmorf
brillanten Etil eine« Schmeck Brillanten irgend welcher gräflichen oder frei- Koketten verbreiten, während sie erne Spalte i°«er für die äußerlich ja freilich sehr unbeholfenen, aber M-rlich tief rührenden Bestrebungen der Arbeiterinnen. 7 soziale Lage durch eine öffentliche Agitation zu heben, 1 ei» paar hochnäsige Redensarten übrig haben? &.Da» der geschmack- und maßlose Luxu« in denhöchsten Qssen der Gesellschaft" von den liberalen Blättern er- -°eri. maa keine, wie wir-tuaeben. ohnmächtige Sitten-
der>. mag keine, wie wir zugeben, ohnmächtige sein, aber e» ist noch viel weniger eine elen Für eine Presse, welche die ernsten Fra._ fe* ernsten Sinn besprechen will, geziemt sich hier ein- eine ernste Kritik. Denn der geschmack- und maßlose
in denhöchsten Kreisen der Gesellschaft" ist«gel- in der Weltgeschichte der nahe Vorbote sozialer Ka-
tastrophen gewesen. So im Ausgange de« deutschen   Mittel- alters, als namentlich der KleiderluxuS in der dümmsten und widerwärtigsten Weise entartete und, wie Gnler von Kaisertberg erzählt, manche Frau, die nach der Höhe deS damaligen GeldweetheS ungeheure Summe von dreitausend Gulden auf ihren perschmuck verwandte. ,.E« wird daruß," schr ibt der derühmie Satinker,manch groß Uebel lernen in deutschen   Landen, alt ich fürchte." Und c» kam der deutsche Bauer nk ieg. Und wieder in diesem Jahrhundert stand im Frühjahr von 1868 vor einem Gerichtshofe in Paris   ein Buchbinder, Namens Varlin, angeklagt al» Mitalied der Jniernaiio- nnlen, und er sagte: Für da« Nethdürktige fehlt eS den Armen, aber da« Urrnö hige ist im Ueberfluß da; während Millionen armer Kinder nackend gehen, glänzen auf den Wellausstellungen EhawlS zu fabelhaften Preisen, die über zehntausend Arbeitstage gekostet haben." Und dieser selbe Varlin stand drei Zahre später mit an der Spitze der Pariser Kommune  . Da» find die Lehren der Geschichte, und ehe die liberale Presse sich mit diesen nicht durchdrungen hat bi» in da« letzte Wort ihrer letzten Spalie hinein, wird freilich auch sie die großen Räthsel der Zeit nicht lösen können._ P arlamentsverichte. Abgeordueteuhau». 42. Sitzung vom 16. März, 11 Uhr. Am Ministertische LuciuS, von Goßler und Kom- missarien. Die zweite Berathung deS Kultu»etats wird fort- gesetzt. Bei Kap. 125, Medizinalwesen, beklagt Abg. Frhr. v. Heereman, daß seine Worte vom vorigen und aus früheren Jahren unbeachtet verhallt find, daß immer noch da« harte Gesetz besteht, welches den krankenpflegenden Orden die Ausübung ihrer segensreichen Thärigkeit verbietet. (Zustimmung im Zentrum) Wenn er unter solchen Umständen trotz deS bisherigen Mißerfolges nochmals dasselbe sage, so ge schehe eS nicht, um den Krankenpfl gern, ihrem Thun  , ihrer Selbst lofigkett und Aufopferung ein Loblieb zu fingen, dessen dedürften fie nicht, das begehrten ste nicht; aber er müsse es thun, weil der Unwille in der katholischen Bevölkerung autS Höchste gestiegen fei darüber, daß das verderbliche, die Werke christlicher Liebe verbindernde Gesetz noch immer zu Recht bestehe.(Sehr gut! im Zentrum.) Ganz besonders un- leidlich werde das Gesetz durch seine Ausführung, denn bei der kleinsten, nur scheinbaren Zuwiderhandlung gegen dasselbe werde der ganze UeberwachungSapparat, selbst bis zu den Ministern hinauf, in Bewegung gesetzt. Redner tührt einen derartigen Fall au« jüngster Zert an, wo wegen Nichtanmel dung einer vorüdergeher d fich aufhaltenden Schwester schließlich sogar ein Ministerial« Erlaß exirahirt worden sei. Auf solche Weise werde da« Vertrauen der katholischen Bevölkerung in die Gerechrizkeit der Staatsbehörden erschüttert. Jnstitia est fnndamentom legnornm ist ein Mahnwort, welches die Regie- mng beherzigen und daher daS hindernde Gesetz möglichst bald auS der Welt schaffen sollte!(Beifall im Zentrum.) Abg. Graf(Elberfeld  ) bittet den Minister dringend um die endliche Durchführung der schon seit Jahren in Ausficht ge« stellten» auch vom Minister alS dringlich erkannten Medizinal- re'orm. Am Gelvpunkte könne und dürfe die Sache nicht scheitern, denn da» Medizinalwesen sei in dem 56 Millionen Mark betragenden KultuSetat nur mit etwa V/t Millionen Mark äußerst bescheiden bedacht, so bescheiden, daß man sagen dürfe, länger könne da» Medizinalwesen un« gestraft nicht vernachläsfigt werden. Redner geht sodann näher auf daS Bedürfniß einer deutschen   Aerzte-Ordnung ein, welche den Aerzten volle wirthschattliche Freiheit unter Auf. Hebung der staatlichen Beauffichtigung der ärztlichen Thätigt-it bringen müsse; dagegen solle die Ahndung der Verletzung der ärztlichen StandeSehre durch eine staatlich anerkannte Aerzte- Vertretung, durch sogenannte ärztliche Ehrengerichte, stattfinden. Allein über diese Ehrengerichte bestehe innerhalb der detheiligten Kreise keine Uebereinstimmung, dagegen wünsche man dringend eine staatlich anerkannte Vertretung deS ärztlichen Standes. Deshalb richte er vor Allem nochmals an den Minister die dringendste Bitte, die preußische Medizinalreform in Angriff zu nehmen und auszuführen.(Beifall.) Abg. Crem er(Teltow  ) erklärt seine volle Ueberein- stimmung mit dm Ausführungen de» Abg. Frhrn. v. Heere- man; so lange noch so viel Unfittlichkeit im Staate vorhanden fei, wie jetzt, solle sich der Staat um anderes kümmern als darum, wie er die Thätigkeit der krankenpflegenden Orden zu hindern vermöge. Redner bittet femer um Aushebung de» VerkaufSverbotS homöopathischer Arzeneimittel, welche an- erkannt unschädlich seien. Noch niemals babe fich Jemand mit solchen da« Leben genommen, dagegen würden Oleum, Klee- salz, PhoSphorstreichhölzer an Jeden verkauft, der etwa un- nützen Gebrauch damit machen wolle. Diesen unbegreiflichen Widerspruch bitte er zu beseitigm. Abg. V i r ch o w nimmt für fich und seine Freunde in Anspruch, daß fie schon zur Zeit deS Ministers Falk dafür ein- getreten seien, daß die Nörgeleien gegen die barmherzigen Schwestern aufhören möchten. Et könne fie also kein Bor« wurf treffm. Wenn er auch der Urheber de» WortesKultur- kämpf" sei, so könne man ihn doch nicht für jeden unter diesem Namen begangenen Mißbrauch verantwortlich machen. Da» ur- sprünglich eine humane Einrichtung bedeutende WortKlinik" ist sogar bi» zur Hemdenklinil herabgesunlen.(Große Heiter- keit.) Er habe aber mit dem Worte nicht eine Krank- heit, sondern ein Heilmittel bezeicken wollen, er habe mit dem Worte sagen wollen, man müsse fich über konfesfionelle Streiiig- ketten hinwegsetzen und einen für Alle gemeinsamen Boden christlicher Wirksamkeit suchen. Habe er fich getäuscht, nun so liege dieS eben in der vom Fürsten Bismarck eingeschlagenen Bahn, von der fie allerdigS fich vorher nichts gedacht hatten. Die Regierung müsse auch mehr Fürsorge durch Anstellung von Aerzten für ärmliche Gegenden treffen. Schließlich lenkt Redner die Aufmerksamkeit deS Ministers auf die steigenden Erfolge, welche in Frankreich   mit der Heilung der HundSwuth erzielt würden. Er spreche selbst kein Urtheil darüber aus, denn vor allem fehle hierzu eine unanfechtbare Statistik. Indessen sei doch die Zahl derer sehr groß, welche ficher, von einem tollen Hunde gebissen, geheilt worden seien. Anders lägen nun aber die Sachen, seitdem Herr Pasteur Versuche mit Thieren gemacht, diese nach der Brband- lung dem Biß notorisch toller Hunde ausgesetzt und dabei nach dem Urtheil hervorragend sachverständiger Männer gute Rcsul täte, Immunität, erzielte. Bei solcher Sachlage bitte er um
Auskunft darüber, wie fich die Regierung zu der Sache stelle» ob fie eS als ihre Aufgabe oder die deS R.iches halte, der Sache näher zu treten. Kultusminister v. G o ß l e r: Dem Abg. von Heereman erwidere ich zunächst, daß. wenn ich auch nicht mit allen seinen U.tdeilen über die Bedeutung und die Konsequenzen de« Ge« setzes übereinstimmen kann, ich doch mit ihm die segensreiche Wirksamkeit der krankenpflegenden Ordensgenossenschaften an» erkenne und zugebe, daß die Cntwickelung ihrer Thärigkeir in den letzten Jahr-n eine sehr lebendige gewesen ist. Wo» die von den Abgg. Graf und Virchow gemeinsam berührte An» gelegenheit betrifft, so freue ich mich, eine Annäherung der beiden Anfichten herauszufühlen; Herr Virchow hat etwas wärmer als früher den Standpunkt vertreten, daß eine O ganisation geschaffen werden muß. Ich bin der Meinung, daß die Aerzte Preußens und Deutschlands   die Pflicht haben, die der Neuorganisation entgegenstehenden Schwierigkeiten zu beseitigen. Was nun die Frage de» Abg. Virchow in Betreff der HundSwuth angeht, so kann ja schon der einfache Laie nur mit dem alleräußersten Interesse den Untersuchungen fich zuwenden, welche im Nachbarlande statt- finden, und ich habe, soweit ich in der Lage gewesen bin, mit Hilfe de« Reiche» Material zur Beurtheilung zu bekommen ge» sucht und mir auck verschafft. Ich bin mit dem Herrn Reich«- kanzler und dem RrichSgesundheilsamt in Verbindung getreten. Es sind einige Wochen her, aber damals lautete daS Ultdetl des letzteren inhaltlich genau so, wie da« des Herrn Abg. Virchow: eS betrachtet die Sache mit großer Reserve. DaS schließt nicht auS, daß man mit größter, gespannter Auf- merksamkett diese Frage verfolgt, aber ich glaubt nicht, daß für Preußen oder daS Reich jetzt schon die Mög- lichkeit geaeben ist, zu einer praktischen Arbeit über- zugehen. ES könnte ja nur dadurch geschehen, daß man an der Hand von wissenschaftlichen Untersuchungen den ganzen KrankheitSprozeß erforscht, um vielleicht den gifttragenden Bazillus zu emdecken. Die ganze Frage ist ja, Gott sei Dank, für UNS nicht von der praktischen Bedeutung, wie für daS Nachbarland. Seitens eine» Vertreters der Wissenschaft in Frankreich   wurde kürzlich die Bemerkung gemacht, in Preußen sei die Frage nach Heilung der HundSwuth durch den Maul- korb gelöst. In dieser Antithese liegt ein ganz richtiger und hübscher Gedanke. Wir haben in unseren von Preußen auf daS Reich übergegangenen Gesetzen und in den scharfen und einschneidenden Verordnungen nach meiner praktischen Erfahrung als Landrath sehr gesunde Vorschriften. Wenn man die Toll- wuth bei einem Thiere erkannt hat, so tritt erbarmungslos die Vernichtung aller derjenigen Thierindividuen ein, welche mit jenem in Berührung gekommen find, und wenn die Tollwuth eines HundeS oder einer Katze in einem Distrikte konstatirt ist, so müssen die Hunde an die Kette gelegt oder dürfen nur mtt Maulkorb und an der Leine ausgeführt werden. Der Erfolg dieser Bekämpfung der HundSwuth ist ein gleichbleibend auSgezeich» neter gewesen, daS beweist die Statistik. In Preußen sind in den letzten fünf Jahren, abschließend mit 1884/85, an der Tollwurh erkranlte Hunde getödtet worden: 662, 532 431, 350 und 352, und herrenlos umherlaufende und der Tollwuth verdächtig zu bezeichnende im ersten Jahre des LustrumS über 2400 und im litzteir über 1400. Im Vergleich mit diesen großen Zahlen ist die Zahl der an Tollwuth erkrankten und gestorbenen Menschen sehr gering, fie beträgt: 10, 6. 4. 1 und 0.(Hört I) Ich glaube, das ist ein Ec'olg, den wir doch sehr anzuerkennen haben, und welcher zeigt, daß wir mit den Verordnungen auf dem richtigen Wege find. Nebenher bemerke ich noch- ma!S, wir werden gegenüber den Erfahrungen in Frankreich  die Hände nicht in den Schoß legen, sonvern selbstoeiständlich unS Mühe geben, die Borthette der segensreichen Untersuchun- gen zu beachten.(Beifall.) Dem Abg. Cremer gegenüber br» merkt schließlich noch der Minister, daß vie Freigabe deS Verlaufs Homöopathtscher Arzneimittel dcShaib nicht erfolgen könne, weil sonst der Zweck der Maßregel, die Bekämpfung der Kur- pfuscherei, vollkommen verfehlt und letzterer nur Vorschub ge» leistet werden würde. Abg. Porsch führt einen Fall in Neisse   an, wo der Aufnahme einer Ordensschwester Schwierigkeiten derettet wurden. Abg. Dr. Graf wendet sich gegen die Ausführungen de» Abg. Virchow, der früher einen ganz anderen Standpunkt zur Organisationsfrage eingenommen, wie jetzt. Abg. Dr.Langerban» glaubt, daß da» Siteben eineslheil« der Aerzte, immer und immer zu organistren, dem ganzen Stande nicht zum Vonheile gereiche, auch nicht von der Mehrzahl der Aerzie getheilt werde. Man möge es bei den freien wissen» schaftlichen Vereinigungen belassen. DaS Kapitel Medizinalwesen wird bewilligt. Bei Kap. 126, Allgemeine Fonds, kommt Abg. Lieber auf die neulich schon von ihm deS Breiteren erörtert« Angelegenheit der römisch-katholischen   und altkatholischen Ge- meinde in Wiesbaden   zurück. Minister Dr. v. G o ß l e r hat die Akten über diese ganz« Angelegenheit nicht zur Elelle und giebt ernstlich zu bedenken, ob nicht durch solche Debatten da» begonnene FriedenSwerk ge» stört werden könne. DaS Kapitel wird bewilligt. Im Extraordinarium werden die Fordeningen für Neu­bauten rc. bei den Universitäten Königsberg  , Berlin  , Greifs­ wald  , Breslau  , Halle, Kiel  , Göttingen  , Marburg  , Bonn   de» willigt, desgleichen für eine Reihe von Neubauten für höhere Lehranstalten(u. a. in Berlin  ) und für Seminare. Für Anwendung und Ausbildung des photogrammeirischen AufnahmeversahrenS und»um Ankauf von Instrumenten für diese Arbeiten find 20060 M. ausgeworfen. Abg. Goldschmidt bedauert, die kForderungs in der Form, wir fie vorliegt, nicht bewilligen zu können, so warm er fich auck im vergangenen Jahre für die damalige Forderung von 10000 M. ausgesprochen habe, und so sehr er die Be- sirebungen der königlichen Staaisregicrung anerkennt, der Photographie daS Feld ihres Wirkungskreise» zu erwettern. Es liegt mir daran, hier darauf aufmerksam zu machen, daß daS phologrammetri che Verfahren auch von anderer Seite gepflegt wird, und das mit unbestrittenem Erfolg, ohne daß dafür Anforderungen an den Staat gestellt werden. Dr. Jordan an der technischen Hochschule zu Hannover  , der die RohlfS'jche Sahara  > Expedition mitgemacht, hat nach photo- grammetrischen Aufnahmen von Remels, eines ScdÜleiS unserer technischen Hochschule, jene bekannte Karte der Oasen- stadt Gaffrdachel angefertigt. Unsere Berliner   technische Hochschule befiet einen Dozenien für Phologrammetri?. Der Architekt Sens, ebenfalls ein Schüler der genannte» Hochschule, hat mit eigenen Apparaten den Dom zu Offenbach  aufgenommen und in fast metergroßen geometrischen Zeich- nungen alle Maße und Konst'uktionSverbältniffe deS herrlichen Bauwerkes niedergelegt. Derselbe Architekt weilt gegenwärtig in Kleinasten, um im Austrage der Akademie der Wissen.