Wkist. T«r Lefixer des BauplatztS Bülowstr. 69 Lrchltelt Fritdrich Hawarn läßt deS Nachts auf dimselbtn zwei Hunde frei umherlaufen, welche durch ihr anhaltendes Bellen die nächtliche Ruhe der Umwohner stören. Auf die von diesen bei Polizeibehörde angebrachte Beschwerde hat dieselbe den Hamann angewiesen, Abhilfe zu schaffen; die Hunde haben aber noch nachher durch ihr anhaltendes Bellen— nach der Aussage eines Zeugen hat daffelbe einmal zwei Stunden lang gedauert — die Bewohner der Umgebung schwer belästigt. Der HauS« diener des Angeklagten, welcher in einen auf dem Bauplay be- findllchen Echupp'N nächtigt, bekundete zwar, daß dort zahlreiche Diebstähle ausgeführt worden find und daß nur zur Verhütung derselben die beiden Wachhunde angeschafft wurden, auch daß dieselben nur gebellt haben, wenn verdächtige Personen fich in der Nähe des Bauzaunes fich zu schaffen machten; der Gerichts» Hof erachtete es aber alS die Pflicht deS wegen obiger Ueber» tretung angeklagten EigenthümerS des Bauplayes, unter allen Umständen das ungebührliche und die nächtliche Ruhe störende Bellen seiner Hunde zu verhindern, sei eS durch Anschaffung anderer Hunde oder durch anderweitige Bewachung deS Platzes, und bestrafte ihn wegen der in der Unterlassung dieser Pfl-cht- ersüllung liegenden Erregung ruhistörenden Lä.m! zu 6 Mark event. 2 Tagen Hast._ Soziales und Arbeiterbewegung. * Zum Streik in der Steiuuußknopf-Fabrik von E. M- Siegel und Komp. erhalten wir nachstehendes Schreiben: «In Ihrer letzten Eonntazs-Nummer veröffentlichen Sie einen Aufruf deS Vorstandes deS FachoereinS der Drechsler, Knopf» arbeiter und verwandten BerufSgenoffen, worin gesagt ist, daß die in unserer Fabrik beschästigirn Arbeiter durchschnittlich 10-13 M. resp. abzüglich 10 pCt.(daS hieße 9-11,70 M.) verdienen und ferner, daß im Jahre monatelang die Arbeits. zeit verkürzt sei, so daß der Wochenverdienst nur 5—8 M. bt» trage rc. Gestatten Sie uns folgende Berichtigung, um deren Veröffentlichung in Ihrem werthgeschätzten Blatte im Interesse der Wahrheit wir Sie höflichst ersuchen. Laut AuSzug aus unfern Büchern vom 15. April 1885, dem Tage an, wo die Lohnreduk.ion von 10 pCt. in unserer Fabrik stattgefunden hat, bis zur Entlassung der mit unserem neuen und erhöhten Lohntarif unzufriedenm Arbeiter, stellte fich folgender Netto- Wochenoerdicnst herauS: Kein einziger Arbeiter verdiente unter 13 M., dagegen viele 18—25 vi. pro Woche. Der Netto- DurchschnitrSverdienst der entlassenen Arbeiter stellt fich auf 16,25 M. pro Woche. Bei Berechnung dieser, auS unfern Büchern gezogenen Löhne, deren Richtigkeit wir Ihnen sehr gerne nachweisen, ist für jeden Tag der Woche volle zehnstündige Arbeitszeit angenommen worden, obgleich während vieler Wochen, durch die Ungunst der Mode, die tägliche Ar« beitSzeit um mehrere Stunden verkürzt war. Ist also nach der Anficht der Steinnußknopfarbeiter eine Besserung unseres Ar- tikeli zu erwarten und können wir wieder anhaltend volle Tage arbeiten lassen, so ist gewiß keine Veranlaffrtng zum Streik vorhanden. Hochachtungsvoll ergebenst E. M. Siegel und Komp. Eine sonderbare, aber dezeichnende Erklärung giebt der Zigarrenfabrikant Herr Gustav Schmidt in Alten- bürg in dem„Wochenblatt für Geyer" ad. In derselben heißt eS, daß seine Zigarrenfabrik seit 50 Jahren besteh« und jetzt über 500 Ardeiter beschäftige; trotzdem wäre er genöthigt, die Zahl seiner Ardeiter noch zu vergrößern. Er habe fich deshalb an die sächfische Regierung in Dresden gewandt, ob und wo im Erzgebirge genügende, freie Arbeitskräfte zur Anlage einer Filialfabiik vorhanden seien. DaS Ministerium hat ihm die Stadt Geyer empfohlen, und die dortigen städtischen Le- Hörden hätten sein Vorhaben unterstützt. Doch die Bevölkerung habe ihm kein Verttauen entgegengebracht. Um daS Mißtrauen zu zerstreuen, wolle erfolgende« erwähnen:„1. Zum Erlernen ») de» AbrtppenS, b) des WickelmachenS und c) des Zigarren- machenS ist eine Lehrzeit von 2 bis 6 Monaten erforderlich, nach welcher Zett die Arbeiter zu den gewährten Akkordlöhnen ihr gute« Auskommen haben, während die volle Geschicklichkeit und damit verbundener noch höherer Verdienst erst nach 2 bis 3 Jahren erreicht werden. 2. Da die Leistungen in den ersten Tagen und Wochen der Lehrzeit so gering find, daß von einem eigentlichen Verdienst nicht die Rede sein kann, so be- willigt die unterzeichnete Firma ihren Lehrlingen in Geyer auS- nahmtweise einen Stundenlohn von 5'/, bis 6 Pf. für fugend» liche, von 8 Pf. für erwachsene Arbeiterinnen, und wird denselben so lange fortdezahlen, bis die nach Akkord- sätzen derechneten Leistungen einen höheren Lohn bedingen. 3. Der Vortheil der Zigarrenindustrie sür den Arbeiter liegt hauptsächlich darin, daß die Regelmäßigkeit der Beschäftigung ihm einen ununterbrochenen, lohnenden Verdienst fichert, wäh- rend die Posamentenindustrie z. B. ihm zeitweilig viel, zeit» «eilig aber gar nicht« gewährt. Wenn also auch geschickte Posamentenarbeiter zur Zeit so viel verdienen, daß ein Ueber- gang zur Zigarrenarbeit sür fie nicht lohnend sein würde, so ist doch ollen Eltern warm zu empfehlen, ihren Kindern nach V-rlaffen der Schule lieber die Z'garrenfabritatlon erlernen zu iaffen, als die Pofamentenarbeit oder die Etrumpfwirkerei. Sie werden als erwachsene Leute denselben guten Verdienst, den letztere Industrien nur bei guten Konjunkturen gewähren, dauernd daS ganze Jabr hindurch haben."— So der Herr Zigarrenfadritant.— Sonderbare Erklärung, bemerkt dazu der «Gewerkschafter", so sagten wir oben— ja wohl, sonderbar deshalb, weil hier so offen eingestanden wird, daß man mit Lehrlingen, Arbeiterinnen und billigen Kräften überhaupt den eigentlichen Zigarrenarbeitern Konkurrenz machen will. Wenngleich Herr Gustav Schmidt von Akkordsätzen spricht, nach welchen später den außgelernten Arbettern der Lohn berechnet werden soll, so weiß man, daß diese Akkord» lätze genau so wie der Lohn überhaupt sich regelt nach der allgemeinen Lebenshaltung der Arbeiter in einer bestimmten Gegend. Im Erzgebirge ist die LebenSholtung der Arbeiter 1« Allgemeinen sehr niedrig und der Lohn sehr knapp, wie ja Herr Schmidt selbst zugesteht. Eine„neue Industrie" in Richer Gegend einzurichten, ist deshalb im Interesse de« Unternehmers wohl angebracht. Daß nun Herr Schmidt Wehdem keine Arbeiter erhalten kann und erst größere Ver- Ivrechungen machen muß, da« zeugt davon, wie geling derselbe ölSher hat die Arbett bezahlen wollen. Und wenn er jetzt bei �hnstündiger Arbeitszeit den jugendlichen Arbeitern 55— 60 Pf., «en erwachsenen 80 Pf. zahlen will, bis fie im Akkordlohn wehr verdienen können, so wird der Akkordlohn wohl derart Wdrlg gesetzt sein, daß die Arbeiter mit oben genanntem �agelohn jahrelang zufrieden sein müssen und erst nach und denselben um«in gelinges Maß übersteigen. Für solche Autficht fängt aber Niemand mehr eine Lehrzeit an. E« ist daher "Ur„meikwürdig", daß Herr Gustav Schmidt fich wundert, daß & Ju solchen Bedingungen keine Albeiter bekommen kann. Marrenarbeiter, die etwaS gelernt haben, giebt eS genug £n* ihrer ist auch eine genügende Anzahl zu haben. wr Schmidt brauchte deshalb seine Fabrik in Altenburg nur ."erweitern und dann einen anständigen Lohn zu Mlen. Einige hundert gelernte Arbeiter würden ihm dann ßv ln kurzer Zeit zur Verfügung stehen, er brauchte daS Meriment deS Anlernen« dann gar nicht zu machen. Wie S&auS der Erklärung deS Herrn Schmidt hervorgeht, so de
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der Hinweis auf allzu nahe. Im
fablikation durch die immer mehr fich ausdehnende Benutzung weiblicher Arbeitskräfte in derselben gedrückt; und geschieht dies noch unter der MaSke der Humanilät, wie im vorliegenden Fall, nämlich um einer Gegend„durch Einführung einer neuen Industrie einen lang ersehnten Vorlheil zu bieten", so ist die Lohndrückerei doppelt verwerflich. Mögen die erzaebirgischen Frauen und Mädchen, auf deren überaus billige ArbenSkiaft spekulirt wird, fich nicht dazu hingeben, einen Fabrikanten immer reicher unv arme Arbeiter durch ihre Konkurrenz immer ärmer zu machen. Die Ardetter aber ersehen auS obigem Schriftstücke wieder einmal die große„Humanität" der Herren Fabrikanten, eine„Humanität", die lediglich für die eigene Tasche sorgt. Der Lebenszweck ist Konsumtion— so äußerte der bekannte Statisttkei Engel in einem vielbeachteten Vorlragvor dem nieder österreichischen Gewerkverein in Wien . Wessen Lebenszweck ist heute die Konsumtion? Der deS Arbetterstan- deS gewiß nicht, denn dieser erhält heute nur soviel alS An- theil an den von ihm geschaffenen Reichthümern, als er zur Fortsetzung seiner drückenden Arbeit braucht, sein Lebenszweck ist die Produktion, die Produktion der Güter, welche den Befitzenden als Rente zufließen, und er konsumirt nur sowett, alS er zu diesem Zwecke gebraucht wird; wird er nicht mehr gebraucht, so ist es auch mit seinem Konsum zu Ende, er kann noch betteln, er kann durch widerrechtliche Mittel fich von der Habe anderer aneignen, aber rechtlich erkennt ihm die Gesell- schaft nicht« mehr zu. Daß der Lebenszweck der defitzenden Klaffen der Genuß ist, daS sehen wir allerdings an dem wahn» finnigen LuruS, der fich in unseren SalonS, in den Theatern, auf den Anlagen pfauartig entfaltet; hier wird der Genuß be- bereit« zur Maßlostgkeit, und noch entfittlichender, als alle die Entbehrungen, welche auf den un irrsten Schickten lasten. Der Genuß, soweit er fich in den Schranken der Vernunft und Sittlichkeit hält und dazu beiträgt, dos Leben reicher und vielseitiger zu ge- stalten, diese Art der Konsumtion soll allerdings der Lebens- »weck Aller werden, aber daran arbeiten wir, Herr Engel; daS ist nicht bereits verwirklicht.— UebrigenS leuchtete Engel mit einigen recht treffenden Bemerkungen in die Finsterniß hinein, die über unseren sozialen Zuständen liegt.„Man weiß wohl, wie viel einem Ochsen in Etallruhe gereicht werden und wie da« Futter zusammengesetzt sein muß, wie viel ein Pferd braucht und wie viel ein Schaf, welches Wolle produziren soll u. s. w. Jeder Landwirth trägt die FütterungSnormen in seinem Notizbuche mit fich. Von den Menschen aber weiß man eS nicht." Man weiß nur so viel, daß die untersten Klassen vielfach nicht genug zu essen bekommen und Engel selbst führt dafür ein neue» Beispiel an. Er fand, daß die Kinder von wohlhabenden Eltern mebr wiegen, ali jene von winder be- mittelten Eltern. Ihr Körper enthält mehr schwerwiegende Sudstanzen; fie brauchen darum nicht größer zu sein, fie find nur kräftiger konstituirt. Auch ein Italiener, Paglani, hat der- artige Untersuchungen angestellt und gelangte zu ähnlichen Resultaten. Damach scheinen heute viele ihren Lebenszweck verfehlt zu haben._ Kereiue nnh Nerjammwngen- * hr. Eine Volksversammlung mit der Tagesordnung: „Welche Vortheile bietet den Arbeitern der SanitatSverein für Arbeiter beiderlei Geschlecht«?" fand am Donnerstag in Grätz' Salon unter dem Vorfitze de» Herrn Bremer statt. Herr ReichttagSadgeordneter Heine, der das Referat erstattete, be- gann mir dem Hinweise auf den bekannten Ausspruch Johann Jacoby'S über die Wichtigkeit deS kleinsten Arbeitervereins. Die Einsicht, daß daS Wohl des VollS der Zweck de« Staate« und daß der Staat verpflichtet sei, die Nothlage der arbeiten« den Volktklassen zu beseitigen, entbinde die Arbeiter nicht der Pflicht, das ihnen Mögliche zur Besserung ihrer Lage selbst auszuführen. Der Gedanke der Verficherung auf Gegenseitigkeit, welcher die Arbeiter Berlin « dabin gebracht hat, den SanitätSverein zu gründen, habe auch den Zünften de« Mittelalters und den in Leben«- und sonstt- gelegen. Der Vor- _ für die Arbeiter die Gefahr, krank zu werden und dadurch rn die höchste Roth zu kommen, in viel höherem Maße vorhanden sei, alS für die den besser fituirten Ständen angehörenden Personen. Den die Ge- sundhcit schädigenden Einfluß der Arbeit in den Fabriken be- sprechend, theilte er mit, daß in Halberstadt von 100 todtge- dorcnen Kindern 95 solchen Müttem angehören, die in Fabnlen arbeiten, daß bei der Maschinenstickerei rm sächfischen Erzgebirge Kinder von, 4. Lebentjahre an von früh diS spät damit beschäftigt find, Fäden in Nadelöhre zu bringen und an dm Enden der Fäden Knoten zu machen, und für 350 Stück 7 bis 10 Pfennig bekommen, und daß die Sterblichkeit der Kinder im ersten Lebensjahr und die Zahl der zum Milttäldienst unbrauchbaren jungen Leute im sächfischen Erzgebirge in erschreckender Weise zunehmen. Der Vorttagende legte dann den Zweck de«„SanitätsvereinS für Arbeiter beiderlei Geschlecht»" dar und wie« darauf hin, daß die Leben»- und Leistungsfähigkeit deS Vereins eine um so größere werde, je mehr seine Mtgliederzahl wachse, theilte mit, daß der von ihm gegründete SanitätSverein in Halberstadt auch schon Begrübniß- geld im Betrage von 9 bis 60 Mark(je nach dem Lebensalter de« gestorbenm Mitgliedes) geben könne, warnte davor, fich durch dm Umstand, daß es Armenärzte gebe, von dem An- schluß an den Verein abhalten zu lassen, da man alS arm nur einen solchen ansehe, der gar nichts mehr hat undschloßmltder dringenden Mahnung, dem Verein beizutreten.(Lebhafter Beifall.) Nach einer Pause in welcher viele Anwesende ihren Beitritt anmeldeten, nahm zur Diskussion zuerst Herr Dietrich daS Wort, um darauf hinzuweisen, daß die ärztliche Hilfe, die der Verein seinen Mitgliedern garantire, besser honorirt und deS- halb auch stcherer und zuverlässtger sei, alS die von den bei den Krankenkassen angestellten, aber viel zu niedrig besoldeten Aerzten gebrachte Hilfe. ES bethetligten fich dann noch die Damen CantiuS, Gubela und Kranckemann(die beiden letztgenannten warnten davor, kranke Kinder in Krankenhäusern verpflegen zu lassen) und die Herren Hoppe, Wunt, Kunkel und Otto Eckulz, der Vorfitzende des SanitätsoereinS, an der Die- kuffion. ES wurde sckließlick mit allen Etimmm gegen eine die folgende Resolution angenommen: „Die Versammlung erklärt fich mit den Ausführungen de« ReichStagsabg. Heine vollkommen einverstanden und ist der Anficht, d�ß nur in der gegenseitigen Verficherung, wie fie hier der SanitätSverein für Arbeiter beiderlei Geschlechts bietet, den Arbeitern bei den vielfachen Krankheiten, von denen fie und ihre Familienangehörigen betroffen werden können, die nöthige ärztliche Hilfe genügend garantirt ist; daher ist eS Pflicht jedes denkenden Arbeiters, dem Verein beizutreten." Der zweite Kongreß der Töpfer Deutschland» fand am 1., 2. und 3, März statt; eine desondere Bedeulung ge» wann derselbe dadurch, daß nicht allein die Ofensetzer und Weilstubeaarbetter, sondem auch die Scheidenarbeiter fich zahl- reich daran betheiligten. Erschimen waren(inkl. Berlin , welch-S 5 Abgeordnete sandte) 41 Delegirte in Vertretung von 32 Städten mit einer Gesammtzahl von ca. 3000 Töpfern, wovon die Hälfte Mitglieder von Fachvereinen ist. Als erster Punkt der Tagesordnung wurde die Wanderunterstützungskasse be- handelt. Obwohl der erste Kongreß die Zenttalisation derselben beschlossen hatte, beschloß der zwette Kongreß im Hinblick auf die schwierige Durchführung derselben, sowie wegm der immer noch nicht genehmigten Statuten(die Behörde verlangt ein Sachverständigen- Gutachten von zwei Juristen über die Existenz. fähiakeit einer solchen Kasse), eS bis auf Weiteres bei den lokalen Kassen zu belassen. Auch der Arbeitsnachweis wurde
den Sittlichen Organisationen überlassen. Behuf« besserer Ueber« wachung von Arbeitkeinstellungen, wegen Ans ummelnS eineS allgemeinen AgitationsfondS, sowie Betreiben der Agttation im ganzen Reiche wurde eine auS 5 Mitgliedem bestehende Kontrol-Kommisfion mit dem Eitz in Berlin gewählt. Diese Kommisfion wurde mit außerordentlichen Vollmachten versehen und unter Ausficht von 2 Revisoren(Sitz in Hamburg ) gestellt. Auch die Akkordarbeit wurde einer eingehenden Kritik und Prüfung unterzogen, wobei man fich für die allmälige Ab» schaffung derselben entschied. Die ersten diesbezüglichen Schritte sollen bei etwaigen Lohnforderungen gethan werden. Hinstcht« lich der Ausbildung der Lehrlinge wurde in richtiger Erkennt» niß zwar die genossenschaftliche Ausbildung befürwortet; da aber unter dem heutigen System auSschlußlich den Herren Meistern die Vormundschaft über die Lehrlinge eingeräumt wird, beschloß der Kongreß, auch der LchrlingSfrage künftighin mehr Beachtung zu schenken, sowie die Lehrlinge mehr für die Ge« sellenschaft zu erziehen. DaS auf d<n ersten Kongreß aner» kannte Fachorgan der„Bauhandw-rker" wurde wieder ali solches b-stätigt und die Kontrolkommisfion beauftragt, für die größere Verbritung desselben Sorge tragen zu wollen. Zugleich wurde ein in der Preßkommisston thätiges Mitgliedzur Berichterftat» tung auf dem in Dresden abzuhaltenden Maurerkongreß de« stimmt. Schließlich wurde die alljährliche Wiederkehr beschlossen und Hannover zum nächstjährigen Kongreßort bestimmt. Der Kachverei» der Eteinträger hielt seine regelmäßige Mitgliederversammlung am Sonntag, den 14. März, bei Scheffer, Jnselstr. 10, ab. Ueber den ersten Punkt der Tagesordnung: „Unser heutiges Akkordsystem. dessen Licht- und Schattenseiten", referirte Herr Rennthaler. Redner theilte zunächst der Ver» sammlung mit, daß er auS mehreren Städten, wie Altona , Stettin , WandSbeck und Hannover außer einem Gruß an die Kollegen Berlins die Nachricht von der Organisation der dortigen Kollegen erhalten habe. Auch die Kollegen Hamburg » haben e» so weit gebracht, einen Verein zu gründen, trotz der vielen Echwierigleiren, welche ihnen gemacht wurden. Referent führte alSdann etwa folgendes auS: DaS Akkordsystem sei srüher nicht so vorherrschend gewesen wie augenblicklich. Heute chenke der Arbeitgeber seinem Ardeiter oft nicht das Zutrauen, daß dieser ohne Ausstcht deS Arbeitgeber« fleißig arbeite. Der Arbeitgeber weiß ganz genau, daß, wenn er die Arbeit in ANord vergiebt, fich unter den Arbeitern auch Konkurrenten finden und der Arbeitgeber dadurch die größten Vortheile erzielen kann. Durch diese Konkurrenz seien die Löhne immer mehr heruntergedrückt worven; die Uneinigkeit der Arbeiter sei dadurch sehr gesteigert worden. Diese» System habe uni die heutigen Lohntämpfe gebracht. Redner forderte auf, dafür Sorge zu tragen, daß die „Akkordarbeit" richtig bezahlt werde, damit fie fich nicht zur „Mordarbeit" gestalte. Der Arbeiter habe das Recht, eine menschenwürdige Existenz für fich und seine Familie zu bean« spruchen. Ader nicht der Steinträgrr allein, sondern auch alle übrigen Bauarbeiter solle man nicht vergessen, welche oft nur einen Tagelohn von 2 M. bis 2,50 M. täglich erhaltm. Auch sür diese zu sorgen, sei die heiligste Pflicht, damit auch fie eine bessere Existenz, alS heute der Fall ist, führen können. Es dürfte fich deshalb empfehlen, einen allgemeinen Bauarbeiter« verein über ganz Berlin zu schaffen. An der DiSkusfion be« theiligten fich die Herren Wallenthien und Reimann im Sinne deS Referenten. Herr Wallenthien äußerte fich dahin:„Wenn man in den sogenannten Gründerjahren daS Akkordsystem für gut erkannt habe, so sei da« nur bei einzelnen der Fall ge« wesen, die vielleicht alS„Erster" auf einem Bau fungirt und durch die Akkordarbeit Erfolge erzielt baden, weil fich die übrigen Kollegen nicht um die Lohnverhaltnisse gekümmert und fich zu» frieden gestellt haben. Redner ermahnt die Kollegen zur Einigkeit, nur dann würden ihre gerechten Forderungen anerkannt werden. Der zweite Gegenstand der Tagesordnung betraf innere Ver« einSangelegenheiten. ES wurde ein Mitglied, welche« andere Kollegen, mit welchen es zusammen arbeitete, überoortheilt und dadurch gegen das Etatut des Vereins verstoßen haben soll, mit allen Legen 8 Stimmen von der Mitgliedschaft auSge« schlössen. Ferner wurde einstimmig beschloffen, ein au« 7 Mit« gliedern bestrhendei„Schiedsgericht" zu wählen, welches in Zukunft alle derartigen Streitigkeilen ju untersuchen habe, um eine Einigung herbeizuführen, ohne erst die Hilfe deS Gerichts in Anspruch nebmm zu müssen. In dieses Schiedsgericht wur« den gewählt die Herren Siefen, Reimann, Sti ack, Knaak, Schmidt, Hartleid und Deich. Zu Verschiedene« wurde von Herrn Knaak angeführt, daß auf einem Bau in der Markgrafenstaße die Kollegen bei jetziger Periode noch früh um 5 Ubr anfangen zu arbeiten und die Arbeit sogar eine Mark billiger machen. Auf dem genannten Bau sei die Winde oder Krahn angebracht, stehe aber müßig, wahr« scheiniich wolle man die Winde als Gespenst benutzen, um die Arbeiter von etwaigen Anforderungen abzuhalten. Ferner wurde von Herrn Wallenthien bekannt gemacht, daß daS Lokal Ltndenstr. 54 bei Hut fich als ArbeitSnachweiSdureau gut eigne und der Wirth gesonnen sei, daffelbe aufzunehmen und etwaige Verrichtungen zu übernehmen. Da« Nähere wird der Vorstand noch regeln. Herr Rennthaler theilte noch mit, daß fich ein Kollege am Vereinseigenthum vergriffen und daffelbe vernichtet habe; derselbe soll auch auf gerichtlichem Wege seinen Lohn dafür erhalten. Nachdem noch den Mitgliedern mitgetheilt, daß eine öffentliche Versammlung der Sieinträger Berlins bei Altermann, Dennewitzstr. 13, am 28. März staltfindet und zu regem Besuch derselben aufgefordert worden war, schloß der Vorfitzende die Versammlung. bfc. Streik in Sicht bei de« Tapezirern I DaS ist nach dem AbslimmungSresuttat der vorgestrigen, am Montag Abend, im Buggenhagen'schen Etablissement auf dem Moritz- platz unter Leitung der Gehilfen-LohnkommisfionSmitglieder Sander und Staudinger stattgehabten und von ca. 500 Theil- nehmern besuchten allgemeinen öffentlichen Tapezircrversamm- lung die Signatur im hiestgen Tapezirergewerbe. Dabei soll allerding», wie e» heißt, mit ziemlicher Sicherheit zu erwarten sein, daß der ausschlaggebende Theil der Prinzipalschaft, die große Mehrheit der Umernehmer und Meister, die Gesammt» heil aller wirklich humanen, billig denkenden und von soliden GeschästSgrundsätzen geleiten Arbeitgeber durch schleunige Be- willigung der bescheidenen, nichts weniger alS Unmögliches heischenden Gehilfcnforderungen im eigenen Interesse ihrer Geschäfte die Ausdehnung der Arbeitseinstellungen von vorn- herein in engere Grenzen zu bannen wiffen werde. Bringe man, so wird unS ferner verfichert, hierzu noch in Anschlag, daß eine nicht unerhebliche Anzahl von hiestgen Prinzipalen diese Gehilfenforderungen entweder schon im vorigen Herbst anerkannt und eingeführt hat, oder schon längst vorher, gleich- wie noch bis zur Stunde bezahlte und bezahlt, so erscheint obige Annahme nur um so gerechtfertigter. Bezüg- lich deS Verlaufes der vorgestrigen Gehilfenversammlung sei nur hervorgehoben, daß, nachdem Herr Sander eingehend über die diesjährigen Gehilfenforderungen referirt und die Versammlung längere Zeit sehr ledhaft darüber diskutirt hatte, zur Abstimmung über das für den 20. d. M. in Ausficht ge- nommene Vorgehen mit dm Forderungen und die eventuelle Arbeitseinstellung in allen Fällen der versagten Bewilligung geschritten wurde. Auf Antrag des Herrn Wildberger erfolgte die Abstimmung mittelst Stimmzetteln mit voller Namens» Unterschrift und unter Angabe der jetzigen Adresse der Vo» tanten. DaS Resultat der Abstimmung ergab 404 Stimmcn für, gegen 8 Stimmen wider das Vorgehen und die evmtuelle Arbeitsniederlegung. Unter den Theilnehmern an der Ve>» sammlung befanden fich, wie schließlich zur richtigen Beur» theilung deS EtimmrejultatS bemerkt sein möge, auch eine größere Anzahl selbstständiger Tapezirer, die fich selbstver» ständlich an der Abstimmung nicht betheiligten.