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Beitschrift ,, Stahl und Eisen", schreibt derselbe: Weil aber die Lösung der sozial- und wirthschaftspolitischen Fragen die materiellen Intereffen des Einzelnen nachdrücklich berührt, wäre es unbillig, von dem Arbeitgeber zu verlangen, daß er in der von ihm gebil e'en und erhaltenen Gemeinschaft, seiner Werkstatt, unter jeden Umständen diejenigen dulde und erhalte, welche bezüglich dieser Fragen Biele verfolgen, deren Erreichung nach der Ueber zeugung des Arbeitgebers ihn und sein Schaffen, wie alle, die baran betheiligt sind, schädigen, vielleicht vernichten würde. Wir betrachten es daher als ein unantastbares Recht Des Arbeitgebers, diejenigen aus seinen Wertstätten auszu schließen, welche durch ihre Gegnerschaft in sozial- und wirthschaftspolitischen Fragen seine materielle Existenz bedrohen. Das find aber die Arbeiter, Allio, bie Arbeiter haben zu welche gegen ihre Are beitgeber wählen.. tanzen, wie ihre Brodberren pfeifen. Der Unternehmer lauft nicht blos die Arbeitskraft, sondern auch Seele und Willen des Arbeiters, über beide hat das Rapital frei zu verfügen. Wenn folche Anschauungen selbst bei gebildeten Schriftstellern so feft wurzeln, wie rüdfichtslos mag bann gegen seine Untergebenen erft der Kapitalist auftreten, der fich um Bildung nie gefüm mert und fich über Menschenrechte nie den Kopf zerbrochen hat. Wenn in so rücksichtsloser Weise Wahlbeeinfluffung und Wahlterrorismus gepredigt, wenn die Achtung vor den verfassungs mäßigen Rechten der weniger gut fituirten Mitbürger so ohne Scheu verlegt wird, dann ist es eine unabweisbare Pflicht des Gesetzgebers, von Rechts wegen solcher Vergewaltigung ent gegen zu treten. Der Gedante des Rintelen'schen Antrages ist also ein durchaus richtiger und zeitgemäßer.
Zu den Diätenprozessen. Freitag Vormittag hatten die Abg. Bebel, Liebknecht und Singer vor dem hießigen Amtsgericht Termin, um über ihre Wissenschaft, bezüglich der von dem Abg. Kräder bezogenen Diäten, zeugeneiblich ver nommen zu werden. Wie wir hören, haben die Beugen die Behauptung des Klägerischen Fistus, Kräcker hätte durch Annahme der Diäten die Berpflichtung übernommen, im Reichs tage in bestimmter, vorher, von außerhalb des Reichstags ftebenden Personen beschloffener Richtung zu ftimmen, auf das Entschiedenste bestritten und largelegt, daß ein die sozial demokratischen Abgeordneten in dieser Beziehung bindender Beschluß niemals, weder auf einem Barteilorgreß noch sonst gefaßt sei. Ueber die Höhe der an den Abg. Kräder gezahlten Diäten sowohl im Einzelnen als in der Gesammtsumme ver mochten die Zeugen feine Auskunft zu geben. Die Vernehmung der Beugen dauerte nahezu zwei Stunden und er ftreckte fich auf alle mit der Diätenfrage im Busammenhange stehenden Gesichtspunkte.
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Du sollst den Namen Deines Gottes nicht mißbrauchen"- so lautet ein chriftliches Gebot. In einer fon servativen Versammlung zu halle hielt vor Kurzem ein Geist licher, Namens Palmié einen Vortrag über die bevorstehenden Wahlen. Die Niederlegung des Landtagsmandats seitens des liberalen Profeffors Boretius und die Hoffnung, daß die Wahl des Reichstagsabgeordneten Dr. A. Meyer für ungiltig erklärt werde, gaben die Veranlaffurg zu dieser Tagesordnung. Nach dem der Redner der tonservativen Partei das höchste Lob gespendet, die Deutschfreifinnigen und Sozialdemokraten mit mehr oder weniger artigen Liebenswürdigkeiten bedacht hatte, verstieg er fich zu folgendem Ausruf: Die tonservative Partei stebt ein für die Förderung des Wohles des gesammten Vaterlandes. Möge ein Jeder bei den bevorstehenden Wahlen seine Pflicht thun, der Erfolg steht nicht bei uns, der steht in Gottes yand!"- Wenn Das der Fall ist, so ist es junächst ein Frevel, die Gegner zu schmähen und ein noch größerer, dem ,, lieben Gott" durch weltliche Wahlagitationen ins Bandwert zu pfuschen. Nach jeder Derlorenen Wahlschlacht sind es auch die frommen" Konser vativen, die voller Mismuth thre Niederlage verschiedenen äußern Umständen zuschreiben und die Schuld auf Denschen und Menschenwert schieben, ftatt sich in christlicher Demuth und Ergebenheit vor dem Walten der Gotteshand zu beugen. Ift daß Walten der Gottesband für die frommen" Konfer vativen günstig ausgefallen, so lobfingen und preisen fie diefelbe, ist aber eine Niederlage zu verzeichnen, so murren und Schimpfen fie nette Chriften das! Nichts ist aber wider wärtiger, als überirdische Mächte, an welche ja die betreffenden Herren zu glauben vorgeben, bereinzuziehen in das politische, zänkische Parteigetrieb gäb's einen Gott, der ja ein Gott Der Liebe sein soll, er würde fich davor sicherlich bedanken.
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Der Allerweltsanrempler" lann's nun einmal nicht laffen. Wir hatten in einer Notiz, in welcher wir übrigens der Person des Herrn Eugen Richter nur lobend Erwähnung thaten, bei Gelegenheit einer Versammlung, die der Abg. Harm in Gevelsberg abgehalten hatte, bemerkt, daß es leicht baju kommen fönnte, daß der alte fortschrittliche Kreis Hagen balo schon von einem Sozialisten erobert würde. Das nennt die Freis. Btg." Renommifterei! Als wenn Aehnliches nicht schon öfters dagewesen wäre! Wir erinnern nur an den 6. Berliner Wabllreis, den ein viel populäreres und auch wohl bedeutenderes Mitglied der Fortschrittspartei, als Herr Eugen Richter , der verstorbene Schulze- Deligsch, längere Jahre inne
für einen Tröbler kein Gesinde!" meinte er. Eine alte Aufwärterin, die des Morgens kam und des Nach. mittags ging, war die einzige Erleichterung für Mutter und Tochter. Mathildens Geficht war nicht blendend, von feiner stolzen Schönheit, aber jedenfalls hübsch. Ihr dunkles Haar, die großen, finnenden Augen und der kleine lächelnde Mund mit den Grübchen kleideten sie doch gar zu reizenb.
Dies empfand Niemand tiefer, als der dreiundzwanzige jährige Wilhelm Pinkert, rothtöpfig wie sein Vater, aber ein ganz reblicher guter Bursche, welcher nicht verfehlte, der Töblerstochter, so oft er des Tages dazu kommen fonnte, sein Rompliment zu machen, oder einige blöde Schmeichelworte zuzuflüstern.
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Nachdem nämlich Pinkert, der Vater, damals an dem bewußten Neujahrstermin den Laden im falten Stein" hatte räumen müssen, erstaunten Justus wie die Nachbarn nicht wenig, als er nach plöglichem, tröstlichem Verschwinden nächste Ostern darauf nicht allein das leergewordene Ge mölbe nebenan bezog, sondern auch als Befißer des fleinen Nachbarhauses mit nicht geringem Stolze auftrat. Längst mit dem Plane umgehend, befagtes Grundstück an fich zu bringen, hatte die Kündigung des Ladens im kalten Stein" seinen Entschluß zur Reife gebracht, und der Rauf war ganz in der Stille vollzogen worden. So hatte Juftus den Merger, den krummbeinigen Posamentier" wiederum zum Nachbar zu haben, wenn auch in größerer Entfernung. Demnach blieb die alte Feindschaft rege. Da fortan Schäß lein aber, sei es aus reu erwachtem Stolze, oder weil er nunmehr viel zu beschäftigt war, feinen alten Gegner igno titte, brachte er die Schragenleute um manchen guten Wiz und manches wiehernde Gelächter. Legte ihm dies Pinkert xun als Milbe aus, oder stach ber von Jahr zu Jahr wach fende Wohlfland Schäzlein's dem Posamentier in die Augen, furz, derfelbe wurde mit der Beit immer freundlicher, und es fam eben nur auf Justus' guten Willen an, in ihm einen Freund zu erwerben. Dazu spürte Justus indeß herzlich schlechte Lust.
( Fortsetzung folgt.).
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hatte. Wie prahlte man damals mit den Maschinenbauern der Borfig'schen Fabriten, als mit unentwegten Säulen des unver fälschten Fortschrittlerthums und wo find diese Säulen der früher Berlin beherrschenden Partet geblieben? Der 6. Bers liner Wahlkreis wurde immer als die Hochburg der Fort schrittspartei gepriesen und jest wagt man laum mehr, dort einen fortschrittlichen Kandidaten aufzustellen. Und was Ber lin 6 geworden ist: eine bochburg der Sozialdem o- tratie, lann der industrielle Kreis Hagen auch werden! Wo liegt denn da die Renommifterei? Ueber die Beanstandung Ueber die Beanstandung der Wahl des Abg. Richter schreibt in Bezug auf unsere Be merkungen die reis. Big." folgendes: ,, Was die in dem Ar titel gleichfalls erörterte Entscheidung über die Ungiltigkeit der Wahl des Abg. Eugen Richter betrifft, so ist von dem Ergeb nig der vom Reichstage angeordneten Erhebungen über das Verbot sozialistischer Versammlungen noch nichts näheres betannt geworden. Das wissen wir auch, daß die angeordneten Erhebungen" seitens der Behörden noch nicht erfolgt und daß man fich bekanntlich damit niemais besonders beeilt. Die Bureautratie geht sehr langsam. Es handelt sich auch nicht lediglich um das Verbot sozialistischer Versammlungen, sondern in der Hauptsache um ein Verbot des dortigen fozialistischen Sentralwahltommitee's. Und dieses Verbot ist in der That erfolgt, wie 34 Arbeiter aus Hagen in einem Schreiben an einen sozialdemokratischen Abgeordneten bestätigen. Oder sett Herr Richter Zweifel in die Blaubwürdigkeit dieser Arbeiter? Ihre Aussagen werden durch die amtlichens ,, Erhebungen" lediglich bestätigt werden.- Wes balb aber Herr Nichter uns gerade in dieser Frage an rempelt", das ist unverständlich, da wir ausdrücklich erklärten, 1. daß die deutschfreifinnige Partei feinerlei Schuld träfe in Bezug auf die Beanstandung der Wahl, 2. daß wir es bes bauern würden, wenn Herr Richter überhaupt nicht mehr im Reichstage wäre.
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Verbotenes Flugblatt. Auf Grund des§ 12 des Reichsgesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878 wird vom Königlichen Polizei. Präfidium zu Berlin zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß das anscheinend in London auf acht Dttavseiten mit fleinen lateinischen Lettern gedruckte Flugblatt mit der Ueberschrift: An die Hungrigen und Nackten", nach§ 11 des gedachten Gesezes verboten worden ist.
Holland.
Die zweite Kammer hat mit 42 gegen 37 Stimmen den Antrag des Sosialisten eldt zurückgewiesen, welcher vom Ministerpräsidenten Auskunft verlangte über die Ent Ilaffung eines Beamten im Departement des Innern, welcher Mitglied des Exekutio Romitees der Sozialisten Liga ift.
Belgien.
In Lüttich ist es am 18. März doch zu Unruben gekommen. Man hat seiner Beit aus den Berichten über London ersehen können, wie maßlos der offiziöse Telegraph in der Schilderung solcher Tumulte übertreibt; darum warnen wir auch, allen jegt über Belgien in Umlauf gefesten Ge rüchten Glauben zu schenken. Sollten fie zutreffend sein, so würden wir das Verhalten der Arbeitslosen zwar nicht mit dem Hochmuth der satten Moral verurtheilen, aber doch auf bas lebhaftefte bedauern, denn jeder Straßentumult wirft die Arbeiterbewegung sofort um Monate zurüd, weil er den herrschenden Gewalten neuen Vorwand zur Knebelung der Presse, zur Beschränkung der Vereinsfreiheit liefert. Wir lassen nunmehr die hauptsächlichsten Mittheilungen der Preffe folgen. Danach scheint die Angabe, daß der Jahrestag der Pariser Rommune Anlaß zu den Aufläufen gegeben, nicht zuzutreffen. Wenigstens schweigt ein Telegramm aus Lüttich vom 19. März davon, läßt dagegen vermuthen, daß in Arbeitsmangel der Grund der Unruhen zu suchen ist. Das felbe lautet: Die durch hiesige beschäftigungslose Arbeiter, benen fich Arbeiter aus Seraing und Jemeppe zugefelten, ver anlaßten Rubeftörungen, welche bereits seit Einbruch der Dunkelheit begonnen hatten, nahmen im Laufe des geftrigen Abends einen immer ernfteren Charakter an. Zu den Banden der Sozialdemokraten gefellten fich Haufen der niederen Volls. flaffen; dieselben plünderten, verwüsteten zahlreiche Kaffeebäufer und zertrümmerten die Fensterscheiben vieler Häuser. Alle Kaufläden in der Leopoldstraße wurden zerstört. Die Polizei, die Gendarmen und die Bürgergarde machten mehrmals Gebrauch von ihren Waffen. Es tamen zahlreiche Vers mundungen vor; gegen hundert Verhaftungen wurden vorge lägt viel zuwünschen übrig. Wer find ,, dieselben", welche nommen." Die Fassung des offistösen Telegramms plünderten? Die Banden(!!) der Sozialdemokraten oder ,, die Haufen der unteren Vollstlassen?" Und wer find die unteren Boltellaffen, die hier den Sozialdemokraten, b. h. doch wohl den Arbeitern gegenüber gestellt werden? Sollten es vielleicht die Louis, Diebe und Raufbolde sein, deren Ausschreitungen man auch in London zu einer Heze gegen die Arbeiter benügt Ein zweites Telegramm meldet dann weiter: Erst hat? gegen Mitternacht war die Ruhe wieder einigermaßen herge ftellt; doch durchzieben noch jest Batrouillen die Stadt. Unter den Verhafteten befindet sich ein Mann mit Namen Wagner, welcher die Menge durch eine Rede zur Plünderung aufforderte. Der verursachte Schaden wird auf mehrere hunderttausend Frants geschätzt. Bei dem Busammenstoße der bewaffneten Macht mit den Ruheftörern wurden zahlreiche Bolizeikommiffare, Bürgergarde, durch Steinwürfe verlegt. Gendarmen und Bürgergardisten, auch der Kommandant der
Was man über das Arbeiterelend in Belgien hört, läst allerdings die Gährung in den un eren Klaffen sehr be greiflich erscheinen. In den Kohlenrevieren von Mons und Charleroi, dem sogenannten Borinage, giebt es 10 000 Arbeiter ohne Arbeit, welche nicht einmal die Mittel befigen, fich ein Obbach zu verschaffen und in dieser eifigen Kälte förmlich unter freiem Himmel wohnen. Die beschäftigten Arbeiter, sei es in ben Rohlenrevieren oder in den Hochöfen, tönnen infolge ber Geschäftskrise blos brei oder vier Tage in der Woche verwendet werden und stehen somit vor dem traurigem Problem, mit 6-8 ts.( 4-6 Mart) wöchentlich eine ganze Familie zu ernähren. Diese Verhältnisse schreibt ein Korrespondent der Barmer Btg.-tönnen nicht mehr lange andauern. Wenn bie Arbeiter erst einmal soweit gebracht sein werden, daß fie die Arbeiter erst einmal soweit gebracht sein werden, daß fie nur mehr im Anarchismus ihr Hell erblicken, dann wird es mit den Reformen zu spät sein. Wie die Dinge gegenwärtig stehen, so befinden wir uns hier in Belgien vor der Alter native: Gründliche Demokratiftrung der Verfaffung oder soziale Revolution!"
Frankreich.
Der Kriegsminister Boulanger scheint ein recht schneidiger, aber auch sehr verständiger Herr zu sein. Bei der Fremdenlegion waltete bis jest noch die Brügelstrafe, dieselbe ist vom Kriegsminister abgeschafft worden. Dann läßt derselbe, um den monarchischen Agitationen in der Armee zu begegnen, in jeder Kaserne einen Saal für die Difiziere einrichten, in welchem eine Büfte der Republit und das Bildniß des Präsidenten der Republik fich befinden muß.
Großbritannien.
Sm englischen Parlament verlangte am 12. b. M. ein
formen des Grundbefizes, also um Reformen zu Gunsten der Klein besigenden handelt, verschmähen fte allerdings die einschneidendsten Maßregeln des Staates nicht, dem Arbeiter gegenüber soll der Staat plöglich ohnmächtig sein. Die Neußes rungen des Ministers Chamberlain find in der That charakte ristisch für einen bürgerlichen Raditalen. Danach find die sogenannten beschäftigungslosen Arbeitelter vielmehr be fchäftigungsscheu" als ohne Arbeit. Die Armenhäuser zeigten eine Abnahme ihrer Insafsen, also tonne die Noth nicht so groß sein. Ein sehr hinfälliger Trost, da diese Abnahme nur be weift, daß die englischen Arbeiter mehr und mehr die Behand lung im Arbeitshause als unwürdig empfinden. Endlich meinte der Minifter noch, eine induftrielle Thätigkeit und Nothstand arbeiten des Staates tönnten nur zum Verderben und zur Ver armung aller Klaffen ausfallen. Der noch radikalere Abgeord nete Bradlaugh pflichtete ihm hierin pflichtschuldigft bet. Den englischen Arbeitern werden solche Verhandlungen hoffentlich beweisen, daß fie von anderen Barteien nichts au erwarten haben, mögen dieselben vor den Wahlen fich noch so arbeiters freundlich geberden.
Rußland.
Der Kampf gegen das Deutschthum wird in Rußland lebhaft fortgeführt. Selbst nicht unmittelbar politische Vereinigungen beschäftigen fich mit der Entgermanificung" Rußlands. So berieth die Warschauer Setiton der Gefell schaft zur Förderung des russischen Handels und der Industrie, wie man das rusfische Element in den Fabriken vermehre, d. h. das deutsche verdränge. Die große Bahl der aus Deutschland berufenen Techniker wird für einen wesentlichen Grund der fortschreitenden Germaniftrung angesehen. Um dem Mangel Jahren angeregte Projett, in Warschau ein technologisches Ins an ruffischen Technikern abzuhelfen, ist das schon vor zwanzig ftitut zu errichten, wieder aufs Tapet gebracht. Als Muster deffelben soll das unlängst eröffnete Institut in Charlow dienen und, um etwaigen Schwierigkeiten seitens der Bentralregierung Wünschen des Ministeriums der Boltsaufklärung entgegen zu aus dem Wege zu gehen, ist man in Warschau bereit, allen
tommen.
Die Sicherheitsmaßregeln für den Baren Rußland sehr zweifelhafter Art sein muß. Für die ganze auf seiner Reise nach der Krim beweisen, daß die Ruhe in Bahnstrede werden die umfassendsten Sicherheitsmaßregeln_ge troffen und die gesammte Linie( Einige wollen sogar wissen, awei verschiedene Linien) militärisch besezt werden. Bei den bisherigen Kaiserreisen hielt man bisher eine breifache Poften chaine für nothwendig. Den eigentlichen Bahnkörper bewachten, mit einigen hundert Schritten Distanz von einander, einfache Boften, bie Brüden und Viadukte Doppelpoften. Einige bun bert Schritt vom Bahndamm entfernt patrouillirten berittene Rosalen, und noch weiter zurück bildeten zuverlässige Bauern während außerdem noch auf den einzelnen Bahnhöfen die stän Der nächstgelegenen Ortschaften eine dritte Sicherheitschaine, dige Polizei und ein ganzes Heer von Geheimpolizisten für die Sicherheit der hohen Reisenden sorgte. Welches Aufgebot von menschlichen Kräften und Geld hierzu auf einer zirfa 2000 Werft betragenden Strede erforderlich ist, wird Jedem einleuchten; daß froßdem aber die also hergestellte Sicherheit" herigen Erfahrungen auf der Hand. immerhin doch nur eine imaginäre bleibt, liegt nach den bis
Balkanländer.
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Noch immer lein Anzeichen dafür, daß die neueste Auf lage der bulgarischen Krise beendigt oder auch nur ihrem Ende nahe sei! Die Situation ist eigenthümlich genug. Die Mächte find nach langen Mühen und Nöthen mit der Pforte zu einer Vereinbarung gelangt über die Bedingungen, unter welchen die bulgarische Union anzuerkennen sei, und nun ist es der Fürst von Bulgarien, der fich gegen die Annahme dieser Bedingungen oder wenigftens einer derselben fträubt. So entschieden ist seine Oppofition in diesem Punkte, daß er fich sogar bewogen gefunden, seinen Bevollmächten in Kons ftantinopel, den Minister Banow, abzuberufen und damit auch außerlich zu martiren, daß er die Verhandlungen als abge brochen betrachte. Unsere Telegramme aus Ronftantinopel baben uns, so schreibt das Neue Wiener Tageblatt", über den deprimirenden Eindruck informirt, den dieses brüste Bor geben des Fürften auf der Pforte sowohl wie in den diplo matischen Kreifen der türkischen Hauptstadt hervorgerufen, haben aber auch gleichzeitig gemeldet, daß die Pforte der neuen Situation unentschloffen gegenüberstehe und die freundschaft lichen Rathschläge der Mächte bezüglich ihres weiteren Berhaltens erbeten habe. Die Mächte in ihrer Gesammtheit werden faum in der Lage sein, diesem Appell der Pforte zu entsprechen; wenn fie aber einzeln, jede für sich, ihre Meinung in der Sache ab geben, so ist wohl vorherzusehen, daß diefe Meinungen nicht in allen Stüden übereinstimmen dürften. Schon jett liegt die Meldung vor, daß die bezüglichen Rathschläge Englands und Rußlands weit auseinandergehen und daß, während Herr empfiehlt, der Vertreter Englands zur Nachgiebigkeit und zu v. Nelidoff das Beharren auf dem ursprünglichen Standpuntie verföhnlichem Entgegenkommen mahnt. Was sich in diesem Augenblide da unten am Goldenen Horn abspielt, nimmt fi faft wie eine Kraftprobe des ruffischen und englichen Einfluffes aus. England tritt dabei für den Fürsten Alexander, Rußland gegen denselben ins Treffen. Der Fürst selbst scheut vor dem agniß nicht zurüd, fich gegen eine mit der Autorität aller europäischen Mächte ausgerüftete Vereinbarung zu erklären, weil er, im thatsächlichen Befige des streitigen Objettes, nichts zu fürchten hat und sich auch wenig daraus zu machen scheint, ob die Anerkennung der Union Bulgariens seitens Europas einige Wochen früher oder später erfolgt. Für das friedens bedürftige Europa steht die Sache nicht so einfach und die Enttäuschung darüber, daß die leidige bulgarische Krise in dem Moment, in welchem ihre Beendigung in nächster Aussicht stand, von neuem wieder auftaucht und die politische Welt zu alarmiren droht, ist ebenso allgemein, wie fie peinlich em pfunden wird.
Nord Amerita
Ueber die Beamtentorruption in den Vereinigten Staaten werden die Klagen nicht stille. Erst kürzlich wurde est ift das Mitglied der New Yorker Munisipalverwal tung, Jaehne, unter der Anschuldigung Geschenke genommen zu haben, um die Forderung der Broadway Straßenbahn zu begünftigen, verhaftet worden. Jaehne foll 20 000 Dollars ers halten und noch andere Mitglieder des Munisipalraths bezeichnet haben, welche ebenfalls Geld empfangen haben sollen.
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Parlamentarisches.
In der legten Sigung der Arbeiterscustom mission des Reichstags wurde in die Berathung über die Nachtarbeit der Arbeiterinnen eingetreten, wozu ein neuer Antrag des Abgeordneten Halben vorlag, von 7 Uhr Abends bis 6 Uhr Morgens und Sonnabends nach 5 Uhr die Arbeit der Arbeiterinnen zu verbieten, mit den Ausnahmen, die in der Saison Industrie für höchstens zwei Mal 4 Wochen inner Uebrigen durch den Bundesrath beschlossen werden. Um diesen Antrag, der mit den bezüglichen Amendements Lohren, Lieber und Auer und Genoffen zusammen zur Berathung ftand, drehte fich hauptsächlich die Debatte, in welcher Geh. Rath Lohmann äußerte, daß sich die verbündeten Regierungen sower zu Maßregeln entschließen würden, die den Erwerb de 1 Sache erschöpfen zu wollen, die Beschränkung des Beginns arbeitenden Klassen beschränken, und daß, ohne damit die
Torymitglied, daß angesichts der gegenwärtigen gedrückten Lage bes Handels und der großen Anzahl von beschäftigungslosen
Arbeitern eine Anzahl werthvoller und nöthiger öffentlicher Arbeiten, besonders aber die Errichtung einer Anzahl von Häfen an verschiedenen Stellen der Küste durchgeführt würden. Der Antrag wurde natürlich abgelehnt, und bei dieser Gelegen beit zeigte fich wieder einmal, wie manchesterlich die englischen Rabilalen in Arbeiterfragen urtheilen: wenn es sich um Re