KasstrerS. 3. Verschiedenes. Der genannte Referent suchte nachzuweisen, daß die Zeit, alS noch jede Arbeit durch Menschen« Hände vollendet werden mußte, eine für den Handwerker beffere war, als die beutige. AlS aber die Maschine ihre Macht entfaltete, da fing das Handwerk an, nach und nach zu sinken. ES wurden einfache Arbeiter, welche daS Handwerk zu erlernen nicht nöibig hatten, zur Anfertigung der Arbeit denutzt. AlS die Maschine ihre Kraft entfaltete, glaubte man, eS würde hierdurch eine Besserung der Lage der Arbeiter eintreten. DieS war jedoch nicht der Fall, die Maschine sei nur Einzelnen, und zwar den Kapitalisten zu gute gekommen. Es wird keinem denkenden Arbeiter einfallen, eine Beschränkung der Maschinen, oder aar ihre Abschaffung zu verlangen. ES sei nöthig, daß ein jeder Handwerker zu der Einsicht komme, daß er nur durch festes Zu- fammenhalten, durch Vereinigung eine Verbesserung seiner Lage herbeiführen kann. Jever Arbeiter müsse für daS Ar- beiterschutzgesetz eintreten, denn er sei ohne Ausnahme des Schutzes bedürftig. An den Vortrag knüpfte sich eine lebhaste Diskussion, in welcher besonders darauf hingewiesen wurde, daß, wenn die Maschine der Allgemernheit zu gute kommen solle, unbedingt eine Verkürzung der Arbeitszeit nöthig sei; auch sei eS dringend nöthig, vor allen Dingen dafür zu wirken, daß ein Arbeiterschutzgesctz erlassen werde. Hierauf legte Herr Hering sein Amt als Kassirer der Mitgliedschaft Berlin nieder, an seine Stelle wurde Herr Wil- Helm gewählt; da dieser bisher Revisor war, wurde zum Revisor Herr Backhaus gewählt. Femer wurde von der Versammlung beschlossen, die nächste Versammlung in einem anderen Lokale abzuhalten und dasselbe durch Inserat imBerliner Volksdlatt" bekannt zu machen. Eine öffentliche Schuhmacher-Verfammlung fand am 18. d. M. unter Vorfitz des Herrn Wasewitz in Bötzow'« Brauerei statt. Die Tagesordnung lautete:Die Lohnverhält- nisse der Sctuhmucher und der Echuhmacherstreik in Fürth in Bayern ." Der Referent Herr Metzner wieS zunächst auf die Bedeutung des Tages hin, und gab einen Rückblick auf die Lohnverhältniffe der Jetztzeit und die vor 33 Jahren. Er wiei nach, daß sich die Löhne der Schuhmacher noch bis heute nicht gebessert hätten, sondern eher noch zurückgegangen wären, wo- gegen aber die Preise der Lebensmitte! im stetigen Steigen begriffen wären. Redner wies ferner darauf hin, daß im Schuhmacher. Gewerbe der kleine Handwerker immer machtloser dem Kapital gegenüber wurde, und wie nöthig eS deswegen der kleine Handwerksmeister hätte, sich mit den Arbeitern zu einem Ganzen zu vereinigen, um dann bei hereinbrechenden Ka- tastrophen wie jetzt in Fürth , dann gewappnet dazustehen, und fortan gemeinsam zu kämpfen, damit endlich eine dauernde Besserstellung errungen werde. An den mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag knüpfte sich eine animirte Diskussion. In derselben sprachen sich mehrere Redner im Sinne des Vor« tragenden aus, unter anderen auch der Reichstagsabgcordnete Herr Bock. Letzterer führte an, daß nicht allein ein Streik in Fürth , sondern auch ein solcher in Altona (wie seiner Zeit auch imBerliner Volksblatt" gemeldet wurde) bevorstände. Die Kommission zur Regelung der Streikangclegenheiten in Gotha habe den Fürther Streik einfach verworfen, dagegen den tn Altona anerkannt, erstens schon deshalb, weil die Altonaer Kollegen sich zuerst gemeldet, und zweitens, weil dieselben von Anfang an thatkräftig die Fach. Organisation(Unteistützungs- Verein deutscher Schuhmacher) unterstützt hätten. Nur wenige Kollegen seien inAltona anwesend, die nicht demVereine angehörten. Die Fürther Kollegen hingegen hätten sich bis noch vor ganz kurzer Zeit der Schuhmacher-Bewegung gegenüber sehr lau ge- zeigt. Erst 14 Tage vor Ausbruch de« Streiks hätten sie sich dem UnterstützungSverein angeschlossen. Eine solche Bewegung sei mit einem Strohfeuer zu vergleichen. Würde man beide Streiks zu gleicher Zeit anerkennen, so würde daS Geld ver- pulvert und an keinem von beiden Orten der Steg errungen werden. Die Fabrikanten würden dann den Lohn noch mehr als bisher herabdrücken. Somit hätten die Berufsgenossen vorerst ihre ganze Kraft auf Altona zu werfen. Erst wenn der Altonaer Streik beendigt wäre und die Fürther Kollegen dann noch streiken wollen, wülde man, falls sie treu zur Organisation halten, nickt säumen, auch diesen Kollegen zum Siege zu ver« helfen. Hieran anschließend, erklärte sich der Referent in seinem Schlußworte mit den Ausführungen deS Vor­redners ebenfalls einverstanden, indem er betonte, daß ein Streik immer eine zweischneidige Waffe sei. Er schloß mit den Worten:Der Frommste selbst kann nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt." Eine hier« auf bezügliche Resolution wurde einstimmig angenommen. Zu Verschiedenes" wurden noch mehrere Angelegenheiten von nicht öffentlichem Interesse erörtert. Tin Anwesender stellte den An­trag, zu Ehren der Märzgefallenen sich von den Sitzen zu er- heben, worauf die Versammlung vom Vorfitzenden geschlossen und auch von dem überwachenden Beamten für aufgelöst er« klärt wurde. Am Montag, den 29. d. M., findet wiederum eine öffentliche Schuhmacherversammlung inSanssouci ", Kott- buserstraße 4a, statt. * Der Fnchvereiu der Mechaniker, Optiker, Uhrmacher, chirurgischer und anderer Jr.strumentenmacher hielt am 17.

die ganz gewiß dazu angethan find, die allgemein belustigende Wirkung in erheblicher Weise abzuschwächen. Die Fabel des Stückes ist sehr einfach. Erne junge Frau, die sich dem Studium der Medizin gewidmet hat, ver- nachläsfiat ihren Mann in systematischer Weise. Sie hat für ihn absolut keine Zeit übrig, ihre ärztlichen Konsultationen nehmen sie vollständig in Anspruch. Der Ehemann bat ein äußerst liebebedürftiges Herz: bei der fortgesetzten B-rnach« lässigung von Seiten seiner Frau ist ei nur zu natürlich, daß er auf thörichte Streiche verfällt. Aber gerade die Frgur deS Ehemannes ist es. die in jeder Beziehung verzeichnet ist. Eine derartige jämmerliche, weinerliche Figur ist laum im Stande, unser Interesse anzuregen; er ermüdet denn auch durch die unwürdigen Situationen, in welche er gedrangt wird. Er ver« liebt sich in eine Thierbändiamn, findet Eingang in die Fa- milie derselben, und die Mitglieder dieser Familie find eS hauptsächlich, welche dem Stück den ergentlichen Rerz verlechen. Es ist eine wirkliche Akrobatenfamilie, die an einer Ueberfülle von Kraft und Geschicklichkeit leidet, von der Drahtseiltanzerin biß zum ellNA ionßliwntxn HanVwmst finden mir bler alle oinzelnen Zweige der Spczialitätenbühne vertreten. Von der ganzen Familie soll der unglückliebe Ehemann gezwungen werden, fich mit der Tbierbändizerin zu verloben; er bat selbstredend verschwiegen, daß er bcrerts hinlänglich verhcirathet ist. und außerdem die kühne Vorficht gebraucht, sich emen falschen, natürlich adligen Namen beizulegen. Bei einer Soiree, die im Hause der Künstlersamilie zu Ehren deS jungen Braut« vaares veranstaltet wird. entspinnt fi-d zwischen einer zukunf. tigen Schwägerin und dem Pseudonymen H-irathStondrdaten eine regelrechte Boxerei. in deren Verlauf der Herr Schwager von seiner faustgewandten Schwägerin estten kunsigcrech.en Hieb V-UMMMP KSSÄSMAW " f S fr' Vertriebene Rolle etwas, dagegen war Frau Frose ganz Kunst-

März bei Rieft, Kommandantenstraße 71 72, eine von ca. 390 Personen besuchte Mitgliederversammlung ab. Herr Fränkel hielt einen ca. iV-stündigcn höchst interessanten Vortrog über das Thema:Aus dem Rechtslcben". Redner empfiehlt den Mitgliedern, sich soviel wie möglich für Rechtsfragen zu inter - esfiren, und weist an Beispielen nach, daß oftmals schon geringe Kenntnisse in dieser Sache genügen, um sich große Unannehm- lichkeiten zu ersparen. Wetter kommt Redner auf die Ge- schworenen und Schöffen zu sprechen und legt Allen ans Herz, sobald Jemand zu solchem Amte ernannt wird(auch der Ar- beiter würde dazu zugelassen, wenn er das 30. Jahr zurück­gelegt hat und mit den Gesetzen noch nicht in Konflikt ge- lammen ist), diesen wichtigen Posten anzunehmen, selbst wenn dem Betreffenden dadurch Kosten entstehen sollten. Hierauf beantwortete der Vortragende viele im Fragekasten befindliche, das Vortragsthema betreffende Fragen in ausführlicher Weise. Alsdann verlas der Vm fitzende einen ihm zugesandten Brief von dm Inhabern der Firma Mix u. Genest und entspann fich im Weiteren zu Punkt 3 der Tagesordnung eine rege Diskussion. Hervorgehoben mögen daraus die Verhältniffe der Naglo'schen Werkstatt werden, wie fie ein Redner mittheilte. Es existirt demnach dort gegenwärtig eine Arbeitszeit von 7 ü'/, Uhr; während dieser Zeit findet nur V> Stunde Mittagspause statt. Da jetzt nun der Geschäftsgang ein flotterer ist, wird die Ar- beitszeit bis 7 Uhr, ja sogar in einzelnen Fällen bis 9 Uhr Abend? ausgedehnt, und findet während dieser Zeit von 12 bis 14 Stunden keine weitere Pause statt. Als der betreffende Redner fich weigerte, 1214 volle Stunden ohne jegliche größere Pause hinteretnanver in der Fabrik zu arbeiten, wurde ihm von dem Werkführer Herrn B. gesagt:Wenn ihm das nicht paffe, so könne er einfach gehen." ES sei dies ein schöner Beweis, wie wett die Arbeiterfreundlichkett deS Herrn B. reiche. Außerdem, so wurde ferner mitgetheilt, müffe ein Jeder, der in genannter Fabrik am Montage zu spät zur Arbeit kommt, eine Strafe von 1 M. zahlen, an anderen Tagen jedoch nur 20 Pf. Für diese Strafgelder wird erkrankten Arbeitern, welche schon 1 Iah: bei der Firma beschäftigt find, Unter- stützung gewährt, jedoch nur, wenn derArbeitgeber dies noch seinem Ermeffen für nothwmdig hält". Wieviel Unterstützung gezahlt wird und wann der Fabrikant dies für nöthig hält, davon würde nicht? bekannt. Im Weiteren wurde einstimmig beschlossm, für die streikenden Schraubendreher von Voß, Echaal u. Co. und für die streikenden Knovfardeiter der Firma Siegel u. Co. Tellersammlungen zu veranstalten und der Er- trag derselben in Höhe von 22,27 M. zu gleichen Theilen den anwesenden Vertretern der genannten Werkstätten über- mittelt. br. Z» der Vereinigung der deutschen Schmiede (Mitgliedschaft Berlin ) hielt am Eonnabend Herr Schweitzer einen Vortrag über da? Thema: Zur Gewerkschaftsbewegung". Einleitend wieS der Vortragende darauf bin, daß, während tn Deutschland durch die Reformation die Fortentwickelung deS politischen und sozialen Lebens gehemmt wurde und daS mittel- altrige Zunftwesen stch noch drei Jahrhunderte lang erhielt, in England schon im 16. Jahrhundert, weil eS die politische Einheit und den Welthandel gewann, auS den Gesellenzunften die Ge« werkschasten hervorgingen, welche fich die Aufgabe stellten, die Arbeiter gegen Ausbeutung durch die Arbeitgeber zu schützen. Er hob hervor, daß daiLehrlingsgcsetz" vonl572 einen Maximal- arbeitstag von 12 Stunden und Zahlung auSlümmlicher Löhne angeordnet habe, mithin ein Ardeiterfchutzgefetz gewesen und gab dann eine intereffante Skizze der Geschichte der englischen G'wnkschastsbewegung. Er zeigte, daß die Siege, welche in diesem Kampfe zuerst von den Kapitalisten errungen wurden, indem dieselben ihre polttische Macht dazu mißbrauchten, das Lehrlingsgesetz von 1572 zu beseitigen und ein Gesetz durchzu- bringen, welches alle Koalitionen der Arbeiter bei Zuchthaus- strafe verbot, ein so grauenhaftes Elend'in der arbeitenden Be« völlerung berbeigeführt haben, daß die gesetzgebenden Favoien der öffentlichen Meinung Konzesstonen zu machen und durch die Fabrikgesetzgebung die Arbeiter gegen die unmenschliche Ausbeulung und Unterdrückung seitens der Arbeitgeber zu schützen stch genöthigt sahen. Redner hob hervor, daß die deutschen Arbeiter in Bezug auf ihre Organisation behufs Erringung besserer Lohn- und Ar- bettivrrhältnisse hinter den englischen Arbeitern noch wett zurück seien, daß daS Streben der Arbeiter zunächst auf Ver- lürzung der Arbeitszeit gerichtet sein müffe und daß die Ar- bester fich mehr, als dies bisher in England geschehen, an der Politik betheiligen müssen, um einen entscheidenden Einfluß auf die Gesetzgebung zu gewinnen. In der Ditkusston wurde da:üder geklagt, daß die große Mehrheit der Schmiede auch in Berlin die Nothwendigkeit der Or« ganisation und die Pflicht, fich der Organisation an- zuschließen, immer noch nicht begriffen habe. Der Vorfitzrnde Herr Matthe* wies darauf hm, daß dieVereint« gung" in der kurzen Zeit ihres Bestehens schon Bedeutendes errungen habe, und daß die Mitglieder nicht aufhören dürfen, für dieselbe nach Kräften Propaganda zu machen. Die weite- ren Verhandlungen bezogen fich auf die Fragen, wie der be- stehende Arbeitsnachweis besser organifirt werden, und wie die reiterin, schneidig und resolut; fie scheint nicht zu übertreiben, wenn fie sagt, daß fie von achtzehn Jahren auf der einen Schulter eine Kanone, auf der anderen einen Artilleristen ge. tragen habe. Herr Pansa als ältlicher Geck war ganz in seinem Fach und Fräulein Curr« sah in der VerfübrungSszene wirklich verfühierisch aus. Die Regie war geschmackvoll wie immer. Wallner-Theater. F. D. Mit der Wiederaufführung deS alten vortrefflichen VolksstückesHasemanns Töchter" von L'Arronge hat daS Wallner-Theater am Eonnabend einen durchschlagenden Erfolg erzielt. DaS Stück leidet zwar stellenweise an einer Ueberfülle der bekannten L'Arronge'schen sentimentalen Phrasen und an einigen zu breit gesponnenen Rübrszenen, aber et enthält ein gut Theil de» köstlichsten und gesundesten HumorS, es zeichnet fich durch echte, tiefe Gefühlspoeste aus und es führt uns lauter volkSthümliche, lebensfrische Gestalten vor, die wir kennen und verstehen, mit denen wir mitzufühlen und mitzulachen ver- mögen. Dabei bildet der Giundgedanke deS Stückes bezüglich der modernen Mädchenerziehung eine ebenso ernste und be« Herzigenswerthe Lehre, wie es in einem anderen Stücke deS- selben Verfaffers, inMein Leopold", gegenüber der falschen Erziehung unserer Knaben der Fall ist. Der Erfolg, den da« neueinstudirte Volksstück am Sonnabend errang, war nicht zum kleinsten Thelle der a asgezeichneten Jnszenirung und Darstellung zu verdanken. Der Lövenantbeil des Ruhmes gebührt den Herren Thomas und Schönfeld. Der erstere hatte wieder alle Schleusen seines unerschöpslichen Humor? geöffnet und entfeffrlte durch seine unwiderstehliche Komik wahre Beifallsstürme, wurde aber auch den ernsten Seiten seiner Rolle vollkommen gerecht. Der letztere erfreute durch die innigen und warmen Gefühlstöne, die er trotz einer kleinen Jndikposttton zu finden wußte, und durch die beschei« dene Zurückhaltung seines Wesens, welche den echten Künstler kennzerchnet. Frau Carlsen, Frau Walter-Trost. Frl. Meyer und die Herren Blencke und Meißner unterstützten die Ge- nannten aufS trefflichste. Weniger gut waren Herr Haak, dem die herkömmliche Charakteristik eines vornehmen Gecken nur theilweise gelang, und Frl. CarkowSka, die als Ealondame zwar recht stattlich aussah, aber, waS ihr an innerem Em- pfinden abzugehen schien, durch äußere Mittel ersetzen wollte und uuS somit nach ihrem vielversprechenden Debüt alsWolf- gang Goethe" einigermaßer enttäuschte. Eine Debütantin, Frl. Albrccht vom Victoria-Theater, war in einer Backfischrolle von entzückender Fcische und Lebendigkeit.

an Holzdearbettungs- tagte am Sonntag Köp« wurde ein Artilel aus Die Arbeiterwohn ungS-

SonntagSarbeit, die im Norden der Stadt, besonders in Moa« bit, immer noch fortgesetzt werde, vollends beseitigt werden könne. ES wurde darauf hingewiesen, daß jeder Kollege die Pflicht habe. i.i Bezug auf die SonntagSarbeit Kontrole zu üben und die Polizeibehörde auf die Schmiedewerkftätten auf» merksam zu machen, in denen am Sonntag gearbeitet wird. In der Versammln«« de« Fachvereins der Töpfer,. welche am Sonntag Grenadierstr. 33 stattfand, berichtete der Vorfitzende, H<rr Bormann, daß der zweite deutsche Töpfer- Kongreß, der vor zwei Wochen in Berlin getagt, stch Vorzugs» weise mit der Frage der Reiseunterstützungskaffe beschäftigt habe. Da der vom ersten deutschen Töpfer-Kongreß gefaßte Beschluß, eine zentrale Unterstützungskaffe zu gründen, nicht habe ausge» führt werden können, da die? polizeilichersettS verboten worden sei, so habe der zweite Kongreß beschloffen, daß die Fachoereine lokale WanderunterstützungSkaffen gründen sollen. ES sei eine Kontrolkommisfion gewählt und beaustragt worden, ein Musterstatut für die lokalen WanderunterstützungSkaffen auszuarbeiten. Redner sprach fich dahin auS, daß die Retseunterstützung mit dem Arbeitsnachweis in die engste Verbindung gebracht werden müsse. Nach sehr langen Debatten, die stch vorzugsweise auf die Frage bezogen, od und inwieweit die Untei stützung auch auf solche Kollegen ausgedehnt werden solle, die keiner Organisation angehören,, wurde die folgende von Herrn Thieme eingebrachte Resolution einstimmig angenommen:Die Versammlung erklärt fich ein- verstanden mit den Beschlüssen deS zweiten deutschen Töpfer» kongreffeS und bestätigt eS dadurch, daß jeder fich's zur Auf» aabe macht, die Beschlüsse zur Ausführung zu dringen und die Organisation nach Kräften zu fördern." Ferner wurde auf An- trag des Herrn Marks beschlossen, daßErhöhung der Beiträge und Aenderung der Wanderunterstützung" als erster Punkt auf die TageSordnuW für die nächste Vereinsoersammlung gesetzt werde. Die Besprechung der Thalsache, daß der Kollege Jacobey, weil 4 er als Vorsitzender deS Kongresses fungirt, in der unter der Direktion des �jetm Titel stehenden Ofenfabril vom Werkführer gemaßregelt worden ist, führte zur einstimmigen Annahme der folgenden Resolution: In Erwägung, daß Kollegen gemaßregelt worden, welche für unsere Sache eingetreten find, giedt die Versammlung ihre gerechte Entrüstung kund und beschließt, wenn derartige Fälle vorkommen, die Gemaßregelten nach Kräften zu unterstützen und so den Ardeitem zu zeigen, daß wir unZ solche Maßregelungen nicht gefallen lassen, und dadurch unsere Kollegialität zu be- weisen event. den Arbeitgebern mit gleichem Vorgehen entgegen zu treten." Es wurde dem Kollegen Jacobey für den Fall, daß seine Entlassung nicht zurückgenommen werden sollte, so lange, bis er wieder Arbeit gefunden hat, eine ausreichende Unterstützung zuerkannt. Der Fachverein sämmtlicher Maschinen beschitsttgter Arbeiter nickerstr. 158. Vom 1. Schriftführer derNeuen Welt" verlesen, betitelt:_ frage und ihre Lösung durch Staatshilfe.. In eine Diskussion wurde nicht eingetreten. ZuVerschiedenes" nahm Herr Teller daS Wort, um die Verdächtigungen, die von einem Kontroleur des Vereins gegen den Vorstand geschleudert worden find, energisch zurückzuweisen. In noch deutlicherer Weise sprach fich Herr Wolff gegen denselben auS. Er meinte, der Kontroleur fei von der Versammlung als solcher gewählt worden, folglich sei eS auch seine heiligste Pflicht, wenn fich Unregelmäßigkeiten zeigten, diese der Versammlung anzuzeigen und fie zu deweisen, andernfalls seine Behauptungen al. Verleumdung betrachtet werden müssen. In demselben Sinne sprachen noch mehrere Redner ES wurde sodann ein Antrag, worin die Versammlung dem Vorstand ihr vollstes Vertrauen ausspricht, einstimmig ange« nommen. Ferner wurde von verschiedenen Rednern aufge­fordert, zahlreich dem Fachverein beizutreten; dadurch würde eS nur möglich sein, die zehnstündige Arbeitszeit durchzuführen. Der Vmsttzende machte auf das Stiftungsfest aufmerksam, welches am 3. April stattfindet und thetlte mit, daß die General- Versammlung erst am 18. April bei Keller, Andreasstr. 21, ab­gehalten wird; er bat um rege Betheiligung, da in dieser Ver- sammlung der ganze Vorstand neug.wäblt wird. BilletS zum Stiftungsfest find bei allen Vorstandsmitgliedern zu haben. Der Louisenstädttsche Bezirk«. VereinVorwärts" hatte am Sonntag Abend ein gemüthliches Beisammensein seiner Mitglieder mit Familien in den oberen Sälen der Giat- weil'schen Bierhallen veranstaltet. Harmlose Fröhlichkeit war die Signatur des Abends und dieMitglieoa gaben sich alle Mühe, fich und ihre Gäste auf dai Beste zu unterhalten. Ernste und heitere Vorträge lösten einander ab, und der jedesmalige stürmische Beifall bewies, daß die Vortragenden so recht aus dem Herzen und im Sinne ihrer Zuhörer zu sprechen ver» standen. Eine junge Dame eröffnete die Reihe launiger und tieferareifender deklamatorischer Leistungen mit einer mit vieler Geschicklichkeit vorgetragenen Mustkpi-ce, die viel dazu beitrug, der allgemeinen Fröhlichkeit den richtigen Aufschwung zu geben. Selbstredend wurde auch getanzt, und es war lange nach Mitternacht , als man sich ein baldiges Wiedersehen zu einem ähnlichen schönen Arbeiterfeste zurief. br. Im Fachverein der Schlosser(bei Gratweil) hielt am Sonnabend Herr Baake einen beifällig aufgenommenen Vortrag überdie Bevölkerungsfraae". Nach einer an den Vortrag fich anschließenden kurzen Diskusston erfolgte die Ab- rechnung tn Bezug auf da« Stiftungsfest. Die Einnahmen haben haben 240,30 M. betragen, die Ausgaben 229,45 M., der Ueberschuß von 10,85 M. wurde der VereinSkasse über- wiesen. Schließlich wurden vakante Arbeitsstellen bekannt gemacht. Guben , 19. März. Eine öffentliche Volksversammlung, in welcher Herr Ewald aus Brandenburg an der Havel über: Unsere wirthschstastliche und politische Lage" sprechen wollte, war hier zu gestern Abend durch Plakate angesagt worden, konnte aber leider nicht stattfinden, da dieselbe von der hiefigen Polizeibehörde verboten worden ist. rb Kurz und erbaulich. Die Baugewerks. Innung Baubütte" zu Hamburg hrelt, wie von dort berichtet wird, eine Versammlung ab zum Zwecke der Wahl eine« Gesellen- Ausschuffes in Folge Anordnung der Ausfichtsbehörde für In» nungen. Der Vorsitzende, Herr Schli-ck, eröffnet um 8 Uhr die Versammlung, vrrlaS zunächst verschiedene Paragraphen der Gewerbeordnung, u. A. den§ 110a, und fragte sodann die Versammlung, od ste gewillt sei, einen Gesellen-AuSschuß zu wählen oder nicht, da das lange Debattiren zwecklos und zeit» raubend sei. Da dieS einstimmig abgeschlagen wurde, schloß der Vorfitzende, indem er seinen Dank aussprach für das zahl- reiche Erscheinen, die Versammlung um 3V, Uhr. Die Lohnbewegung der Banhandwerker Dresdens ist in Bexua auf daS Maarerhandwerk zu einem Abschlüsse ge» kommen, indem in einer Versammlung der Abgeordneten der Meister und Gesellen ein Stundenlohn von 35 Pf., Bei­behaltung der ortsüblichen ll stündigen Arbeitszeit und Bei- beHaltung der Akkordarbeit vereinbart wurde. 1 Sachverei« der Tischler. Dienstag, den 23. März, Abends 8'/, Uhr, in Jordan'« Salon, Neue Grünstraße 28, außerordentliche Generalversammlung. Tagesordnung- 1. Vor­trag des Herrn Rechtsanwalts Wreschner 2. Die Verfügung deS kgl. Polizeiprästdiums, detreffend Abänderung der 86 1 d, 3 und 5 des Vereinsstatuts oder Nachsuchung der staatlichen Genehmigung des Statuts auf Grund der Bestimmungen des § 360 des Strafgesetzbuchs. 3. Event. Aenderung des Statu;». 4. Wahl des 2. KasstrerS. 5. Antrag, betreffend Verstärkung der Fachkommrsfion um 6 Mitglieder. 6 Bericht der Fach, kommisfion in Sachen Ackermann. Ausgabe der statistischen Fragedogen. V-rschiedenes. Ouittungsbuch legitimirt. Neue Mitglieder werden aufgenommen.