die Mehrheit bekämen, was den großen Unternehmern nicht inden Kram paßt. Und da die Arbeiter im Kleingewerbe undvor allem die Dienstboten nicht organisirt sind, bilden sieja für das Uuternehmerthum wie für die Negierung eine nichtzu berücksichtigende„ungefährliche" Masse.Auch die H a n d lung s g e h i l f e n, soweit sie Nicht beiTrausport- und Lagereibetrieb beschäftigt sind, und die Gast«wirthsgehilfen sind nach wie vor von der Versicherungausgeschlossen, so nothwendig sie auch für sie wäre.Selbstverständlich wird sich unsere Fraktion dieser Stief-kinder der sozialen Fürsorge annehmen und beantrage», daß auchsie der Versicherung theilhaftig werden. V o r t h e i l e wendetder Entwurf den Arbeitern nur in geringem Maße zu. Zu denentschädigungsberechtigten Hiuterbliebeneir sollen auch nach demEntwurf die elternlosen Enkel gezählt werden, dasvaterlose Kind erhält, wenn es mutterlos wird. 20 pCt.anstatt wie bisher 15. und auch für den Fall, daß dieMutter zivar lebt, aber erwerbsunfähig ist oder wird.Ferner bekommen auch Kinder einer alleinstehenden'veiblichen Person die Rente zugesprochen, ebenso derW i t t w e r und die Kinder, denen durch den Unfall die Er-n ä h r e r i n geraubt wird, ein Zugeständniß an die sonst so oftbestrittene Umgestaltung der modernen Familie, in der die F r a udie Ernährerin des Haushalts ist.Auf verschiedene andere Einzelheiten des Entwurfs kommenwir noch eingehend zurück; im ganzen zeigt er, daß das altePrinzip der jetzigen Gesetzmacherei, Verbesserungen zu gunstendes Volkes nur dann zu gewähren, wenn gleichzeitig erheblicheVerschlechterungen der bestehenden Gesetze vorgenommenwerden, auch hier in Geltung treten soll. Ganz wie bei derEsternacher Springprozession: einen Schritt vorwärts» zweiSchritte zurück.VolUipche Acbei-stchk.Berlin, 25. November.Aus dem Reichstage. Das Interesse der Ab-geordneten an den Verhandlungen über die Justiznovellevermindert sich von Tag zu Tag. Nur die Kommissions-Mitglieder halten es noch für ihre Pflicht, den Debatten zufolgen und sie tragen auch die Kosten derselben. Heutewurde die Debatte bei Z 244 aufgenommen, welcher vonder Beweisaufnahme handelt und im Effekt auf eine Ein-schränkung der Rechte des Angeklagten hinausläuft. Nachdemsich die Juristen zwei Stunden über den Paragraphenunterhalten hatten, wurde derselbe angenommen. Dieweiteren Paragraphen bis zu Z 354 der Vorlage fandenhierauf ohne wesentliche Debatten ihre Erledigung. Z 354handelt von der Berufung, welche in Zukunft auch gegendie Urtheile der Strafkammern der Landgerichte zulässigsein soll. Nach der Vorlage der Regierung, welcher dieKommission beigetreten ist, soll dem Angeklagten, aber auch derStaatsanwaltschaft das Recht der Berufung zustehen. Von denAbgeordneten Becfh und Munckel liegt nun ein Antrag vor,wonach„die zum Nachtheile des Angeklagten eingelegteBerufung nur auf Anführung neuer Thatsachen oder Beweis-mittel oder darauf gestützt werde» kann, daß das Urtheilauf einer Verletzung des Gesetzes beruht. Das Gesetz istverletzt, wenn eine Rechtsnorm nicht oder nicht richtig an-gewendet ist.*Zu diesem im Interesse des Angeklagten hochwichtigenAntrage, der zunächst von Munckel begründet wurde,sPrachen außerdem Haußmann(Vp.), der Ober-Regierungs-rath v. Lenthe gegen und Beckh dafür. In der Ab-stimmung wurde der Antrag abgelehnt und dann beim§ 364 die Verhandlung vertagt.Morgen I Uhr Tagesordnung: SozialdemokratischeInterpellationen.—DaS preußische Abgeordnetenhaus trat am Mittwoch indie erste Berathung des Gesetzentwurfs betr. die T i l g u n g vonStaatsschulden und Bildung eines Ausgleichs-f o n d s ein. Dieses sogenannte Automatengesetz, ein Lieblings-Projekt des Finanzministers, bestimint, daß vom nächste» Etats-jähre ab eine Tilgung von Staatsschulden in Höhe von 1j2 pCt.der Staatskapitalschuld in den Etat einzustellen ist. Falls sichnach der Jabresrechnung ein Ueberschuß des Etats ergiebt, so istderselbe zunächst zur Bildung eines Ausgleichsfonds i» Höhe vonLOMill. M. zu verwenden. Der darüber hinausgehende Betrag desUeberschusfes wird zu einer weiteren Tilgung von Staatsschuldenbezw. Verrechnung auf bewilligte Anleihen verwendet. Ergiebtsich nach der Jahresrechnung ei» Fehlbetrag, so ist derselbe ausdem Ausgleichsfonds bis zur jeweiligen Höhe des letzteren zudecken. Die Vorlage bedeutet also nicht mehr und nicht wenigerals eine erhebliche Beschränkung des ohnehinschon kümmerlichen Budgetrechts desLandtags.von dessen Bewilligung das, was bisher schon jährlich in den Etat«ingestellt wird, unabhängig gemacht wird. Es wird dem Abgeord-netenhause nicht nur die Beschlußfassung über die Verwendungseines eigenen Genies vertrauend, tröstete er sich jedoch mitder Hoffnung, daß er die zu seinen eigenen Werkzeugenmachen werde, die dasselbe mit ihm beabsichtigten, und daein so hohes Ziel ihm vor Augen schwebte, so kümmerteihn wenig die Schlauheit der Gegner, die er zu über-wältigen hatte.Da er mit seinen edlen Eigenschaften eine tiefe Ver-stellungsgabe verband, schien er seinen provenyalischen Ge-fährten das vollkommenste Zutrauen zu gewähren und seineerste Handlung, als er nach dem Triumpheinzuge dasKapitol betrat, war, den Annibaldo und Brettone von Mon-real mit den höchsten Würden, über die er verfügen konnte,zu belohnen.In jener Nacht fanden glänzende Festlichkeiten in denSälen des Kapitals statt, aber das Lächeln Nina's warRienzi von höherem Werth, als die glänzende Pracht, dieihn wieder umgab. Indem sie ihre feurigen und bewunderndenAugen, mit Thränen des Entzückens gefüllt, auf seine ge-liebten Züge richtete, fühlte sie nun mit doppeller Wonne,daß sie wieder vereinigt seien.Ganz anders waren die Gedanken Adrian Colonna'sin dem einsamen Palast in jener, jetzt so verödeten Gegendder Stadt, den einst sein mächtiges Geschlecht mit dem leb-haftesten Treiben erfüllte, Irene lebte also noch, er mußtesich getäuscht haben, sie war der furchtbaren Pest ent-gangen, und die stille Trauer in ihren Zügen selbst anjenem Tage des Triumphes sagte ihm, daß er noch nichtvergeffen sei. Als sein Geist nach und nach von dem erstenberauschenden Entzücken sich wieder erholt hatte, konnte erdie Frage nicht zurückweisen, ob sie nicht noch serner ge-trennt bleiben müßten. Stefanello Colonna, der Enkel desalten Stephan und durch den Tod seines Vaters undBruders das jugendliche Haupt jenes mächtigen Hauses,hatte sich bereits gegen den Senator erklärt. In demfast uneinnehmbaren Kastell von Palestrina hatte eralle Anhänger seiner Familie um sich versammelt, undseine zügellosen Söldner verwüsteten schon die benachbarteGegend.(Fortsetzung folgt.)von Ueberschüffen bis zu einer gewisse» Höhe entzogen, sondernes wird noch weiter gesetzlich festgelegt, daß ein die Summe von80 Millionen übersteigender Betrag des Ueberschusfes nur zurTilgung von Schulden verwendet werden darf.In der einleitenden Rede bestritt der Finanzministernatürlich, daß durch die Vorlage das Budgetrecht desAbgeordnetenhauses beschränkt würde; ein Ausgleichsfondssei nothwendig, um unsere Finanzpolitik von den schwankendenEisenbahn«Einnahmen loszulösen. Zu seinem Unglück er-innerte Dr. M i q n e l an die Haltung der Fortschrittsparteizu dem Konsolidationsgesetz vom Jahre 1869; die Fortschritts-partei hatte sich damals bekanntlich gegen das Gesetz aus-gesprochen und dafür plädirt, eine bestimmte, von der jeweiligenFinanzlage unabhängige Tilgung einzuführen. Durch die Auf-frischung dieser Erinnerung bot Dr. Miquel dein ersten Rednergegen die Vorlage, dem Abg. Richter, der ihm ohnehin inFinanzfragen mindestens ein ebenbürtiger Gegner ist, Gelegen-heit, scharf mit dem Finanzminifter ins Gericht zu gehen.Dr. Miqnel halte nämlich nur die damals von denortschrittsleuten gehaltenen Reden zur Begründung seinerorlage verlesen, er vergaß aber, das zu zitiren, was er selbstals Abgeordneter im Jahre 1869 gesagt hatte, und was mitseinen heutigen Ausführungen nicht im Einklang steht. Untergroßer Heiterkeit des Hauses bemerkt Richter, daß Dr. Miquel1869 der radikalste Gegner der Zwangsamortisation gewesensei, und daß es den Anschein erwecke, als habe der Ministerdem vortragenden Rath gesagt, er solle zur Begründungder Vorlage gerade das Gegentheil von dem schreiben, waser 1869 gesagt habe. Treffend wies Richter auch auf diegroßen Forderungen des Reichs für Flottenpläne hin, die einersubjektiven Liebhaberei entspringen. Die Entgegnung des Finanz-Ministers war recht schwach, offenbar kränkte ihn die Erinnerungan seine Vergangenheit. Für die Vorlage sprachen nochDr. Sattler(natl.) und Graf L i in b u r g- S t i r u in(kons.).der im Namen seiner Partei erklärte, daß sie das Budgetrechtnur als ein finanzielles, aber niemals als politisches Recht auf-gefaßt habe. Die Konservativen haben also gegen eine Ein-schränkung des Budgetrechts nichts einzuwenden. Gegen dieVorlage traten die Abgg. G o t h e i n(frs. Vp.) und Bachem(Z.)ein. Letzterer wandte sich bei dieser Gelegenheit auch gegen dieMarineforderungen im Reich, aber wer weiß, ob die Stand-haftigkeit des Zentrums bis zum entscheidenden Moment anhält?— Die Berathung wird morgen fortgesetzt.—Vereinsgesetzliches. Die Offiziösen sind sehr schnellin Bewegung gesetzt worden, um gegen die in unserem Leit-artikel vom 21. d. M. gemachten Mittheilungen loszuziehen.So findet sich in zahlreicheu Blättern die folgende Notiz:„Es dürfe als feststehend betrachtet werden, daß in demneuen Gesetzentwurf neben der Koalitionsfreiheit Bestimmungenenthalten sind, die die M a ch t b e f u g n i ß der Regie runggege näher dem Mißbrauch des freien Vereins-und Versa nimlungsrechles erheblich stärken,namentlich soweit die öffentliche Sicherheit und der öffentlicheFriede in Frage komme». Dagegen denke man gar nicht daran,was von sozialdemokratischer Seite bereits als beabsichtigt be-zeichnet worden ist, wirthschaftliche und gewerkschaftliche Ver-einigungen, soweit sie berechtigte Ziele verfolgen, inihrer Entwicklung und Thätigkeit zu beschränken."Was das heißen soll:„Die M a ch t b e f n g n i ßder Regierung gegenüber einem Miß-brauch des freien Vereins- und Versa mm-l u n g s r e ch t e s erheblich stärken"— wird mansehen, wenn die Katze endlich ans dem Sack gelassen wird.Die Koalitionsfreiheit ist jetzt schon Reichsrecht; aber wiediese Koalitionsfreiheit aussieht, davon wissen die Arbeiterein ganz besonderes Lied zu singen.Die gewundene offiziöse Mittheilung, die aus der„N. B e r l. K o r r." stammt, und mit einigen unwesentlichenAenderungen sich in vielen Zeitungen findet, sieht einer Be-stätigung unserer Angaben sehr ähnlich.Was gegen den angeblichen Mißbrauch des Vereins-und Versammlungsrechts gerichtet sein soll, richtet sich gegendie Sozialdenwkratie, die Veröffentlichung des Entwurfswird das zeigen. Lachen macht uns die versuchte Ab-leugnung, daß man wirthschaftliche und gewerkschaftlicheVereinigungen in ihrer Entwickelung und Thätig-keit beschränken wolle. Dieser Ableugnung ist einAppendix beigefügt, der uns den Pferdefuß verräth. Soweitsie„berechtigte Ziele verfolge u", sollen Gewirk-schaften nicht beschränkt werden. Kostbar! Die Bestim-mungen, die zur Wahrung des„öffentlichen Friedens" aus-geklügelt wurden, werden dem„freien Ermessen"— wiees den sächsischen Behörden bezüglich der Auslegung desVereinsgesetzes vom Minister des Innern zugebilligt ist undin bekanntem Maße geübt wird— einen solchen Spielraumlassen, daß ängstliche Naturen eine Störung des„öffent-lichen Friedens" in der Thätigkeit der Gewerkschaften er-blicken und demnach eine Verletzung des Gesetzes darauskonstruiren können.Wer nicht blind ist, der sieht, daß eine Beschränkungder sozialdemokratischen und gewerkschaftlichen Organisationengeplant ist, die zum theil die durchgefallene Umsturzvorlageersetzen soll. Man sei also überall auf dem Posten undlasse sich durch offiziöse Schmierereien nicht in Sicherheitwiegen.—Noch einmal Briiscwitz. Woher die günstige In-formation des Kriegsministers über den Brüsewitz stammt,läßt sich aus folgendem schließen. In der Rang- undQuartierliste für das Jahr 1893 wurde Herr v. Brüsewitzals Adjutant bei dem III. Bataillon des Infanterie-Regiments Nr. 199 in Karlsruhe aufgeführt. Der Majorjenes Bataillons war aber damals Herr v. Goßler,der Bruder des jetzigen Kriegsminist e rs.Gegenwärtig ist der frühere Major v. Goßler Stabschef inBreslau. Vielleicht ist der Kriegsminister durch die Ver-trauensstellung, die früher v. Brüsewitz als Adjutant beiseinem Bruder bekleidete, zu seinem günstigen Urtheil überden Karlsruher Todtschläger gekommen.—-Strengere Strafe« für sogenannte Beleidigungfordern einige Junker, uni das Duell gegenstandslos zumachen. Mit Recht führt die„Vossische Zeitung" aus, daßbeide Dinge garnichts mit einander zu rhun haben. DieDuellfexe wollen den gerichtlichen Klageweg nicht be-schreiten, und sie haben meist Grund, dem Richter, der dieVorgeschichte und Umstände der„Beleidigung" zu unter-suchen hat, aus dem Wege zu gehen. Man erinnert sichnoch des Falls Kotze-Schrader, wo ein Theil den gericht-lichen Weg beschreiten wollte, aber von seiner adeligenSippe an den Haaren vor die Pistole geschleppt ward.Uebrigens sind auch unsere Beleidigungsstrafen so aus-schweisend hoch, daß eine Erhöhung geradezu monströswäre.—Chronik der Majestätsbeleidigungs« Prozesse.Wegen Majestätsbeleidigung hatte in Kiel ein Arbeiter eineEhefrau Lewandowsky denunzirt. Der Ausdruck, den die Fraugebraucht, ist jedoch nach Ansicht des Kieler Gerichts überallbeim Volke gebräuchlich und nicht beleidigender Natur. Es er-folgte deshalb kostenlose Freisprechung. Der Denunziantjedoch wurde wegen dringenden Verdachts desMeineidZsofort in Hast abgeführt. Die Oeffentlichkeit war bei dieserVerhandlung ausgeschlossen.—Deutsches Reich.— Die Reichs-Koni misfion für Arbeiter»st a t i st i k wird im Verlaus des Dezember wiederum zu Sitzungeneinberufen werden.—— Die„Norddeutsche Allgemeine Zeitung"bestätigt unsere Meldung, daß der Prozeß Lützow— Larsen undGenossen nicht unter Ausschluß der Oeffentlichkeit stattsiudcnwird.—— DerHofprediger a.D. als Gegner des Staats»kirchenthums, das ist der höchste Rekord, der bisher erzielt wurde.Stöcker sagte:Heute müffs mit allem Nachdruck für die Unabhängigkeitder Kirche vom Staate eingetreten werden, da eine unabhängigeKirche die liberalen Geistlichen bald beseitigen würde. DerStaat hindere die Kirche in der Erfüllung ihrer Ausgabenund schaffe Zustände, die die Kirche spalteten. Hier könne nureine neue Kirchenverfassung Wandel schaffen mit dem Landes-bischof und der Generalsynode an der Spitze. Letzterer muffedie Machtvollkommenheit beigelegt werden, daß, sobald sie eineGesetzesvorlage zum zweiten Male angenommen habe, derKönig zur Sanklionirung des Gesetzes gezwungen sei.Hofprediger a. D. und Mitglied der konservativen Partei-leitung a. D. gegen König und Lunuvus vpiscopus auftretend,das ist ein böses Zeichen für die konservativen Mächte!— Ueberschnsse der preußischen Staats«bahnen. Die Freude au der Hamstermanier Miquel's, derauf jeden Ueberschuß, der in irgend einem Ressort herausschinl,sofort seine gewichtige Hand legt, scheint dem preußischen Ver-kehrsminister endgiltig vergangen zu sein. Der„Hamb. Corr."bringt einen Artikel, in welchem festgestellt wird, daß für 1695/96der Netto- Ueberschuß der Eisenbahnen, der zur Deckung all-gemeiner Staatsausgaben verfügbar ist, mindestens 226 Millionenbetragen wird. Der Artikel fährt dann fort:„Die Ver-k e h r s st e n e r, als die in Wirklichkeit der für allgemeineStaatszwecke verfügbare Theil des Reinertrages der Staats-bahnen sich darstellt, dürste im laufenden Jahre bereits125 v. H. der gesamniten direkten und in-direkten Staats st euern betragen: Die finanziellenund volkswirthschastlichen Bedenken einer weiteren Steigerungliegen auf der Hand. Und ebenso klar ist auch die Berechtigungdes Verlangens, daß die Ueberschüsse der Eisenbahiiverwallnngnunmehr in steigendem Maße auch der Förderung undErleichterung des Verkehrs zu gute kommen.Es ist daher dringend zu wünschen, daß der preußische Verkehrs-minister, dem Fiskalismns des Finanz Ministersgegenüber, mit allem Nachdruck nicht nur auf der noth-wendigen Vermehrung des E i s e n b ah n be triebsmaterialsbesteht, sondern auch den aus dem Kreise der Verkehrstreibendenlaut gewordenen Forderungen nach Tarisreformen, mehr alSbisher geplant, Rechnung trägt.— Eine bittere Pille für die Agrarier. Di«Erhebung, welche auch im laufenden Jahre das preußisch«Ministerium für Handel und Gewerbe über die Wirkung derHandelsverträge veranstaltet hat, dürfte, den„Verl. Pol. Nachr."zufolge, von neuem in ihren Ergebnissen darthun, daß dieseWirkung noch immer eine günstige ist. Die von den wirthschafl-lichen Vereinigungen abgefaßten Berichte sprächen sich fast durch-weg in einem solchen Sinne aus. Und wenn in diesem Jahrevielleicht weniger Gutachten auf die Aufforderung des Ministersfür Handel und Gewerbe eingeben sollien, als sonst, so würdedies in gleichem Sinne auszulegen sein, weil in der Aufforderungbemerkt war, daß, wenn nichts berichtet würde, angenommenwerden würde, es wären die früher bemerkten günstigenWirkungen auch jetzt noch festzustellen gewesen.—— Konservativer Boykott. Ein Boykott dergrößeren Geschäfte von Brandenburg und Rathenow wird, wieunser Brandenburger Partei-Organ erfährt, gegenwärtig von derkonservativen Partei herbeizuführen gesucht. Dieselbe läßtnamentlich auf dem Lande geheime Zirkulare unterschreiben, indenen gesagt ist, daß die größeren Geschäft« meistens Freisinnigenund Juden gehörten, daß diesen die Wahl des AbgeordnetenPens zu verdanken sei und daß man daher bei diese» Geschäfts«lenken nicht kaufen solle, daß die Unterzeichneten sich in diesemSinne verpflichten. Hätten die Freisinnigen in nennenswertherZahl sür Pens geftimnil, so hätten sie nur ehrlich und politischreif gehandelt. So reif ist der Freisinn gar nicht. Wie demaber auch sein möge, der Boykott des politischen Gegners, dendie Sozialdemokraten stets mißbilligten, kommt der alten junker-lichen Wegelagerei gleich und zeigt wieder, daß die konservativePartei in der Wahl ihrer politischen Kampffnittel nicht nach demGrundsatze:„Xodlosso oblige"(Adel verpflichtet) handelt.—— Die Eisen bah n direktion Kattowitz hat dem„Leipz. Tagebl." zufolge die Entlassung aller nichtdeutsch sprechenden Hilfsbeamten angeordnet.— AusRußland wurde und wird ab und zu ähnliches gemeldet. Nurverstanden die dort Enilaffenen nur deutsch.— Von einem„kleinen Mittel" der Agrarierging in der jüngst abgehaltenen Geiieralversainmluiig des Ver-bandes der rheinpreußischen landwirthschastlichen Genoffenschaften"die Rede. Es wurde mitgetheilt, daß die P r oviantämterjetzt etwa 30 pCt. ihres Bedarfs unmittelbar beim Produ«z e n t e n decken.—— Brüsewitz H. Das in Aachen erscheinende„Echoder Gegenwart" berichtet niilerm 24. November:„Ich binBrüse witz II., wer mich oder mein Monoele be«leidigt, den schieße ich nieder"— mit diesen Wortenbetrat gestern Abend der hiesige Polizeikommissar G., dem sonstdie sitten polizeiliche Kontrolle obliegt, duRestauration von Wiertz in der Jakobstraße. Da derselbe ver«schiedenen Gästen das Bier austraiik. Gläser zertrümmerte undsich thällich an einigen der anwesenden Gäste vergriff, verbotder Wirlh ihm wiederholt das Lokal, aber ohne Erfolg.G. sollte daraufhin durch einen Kellner vor die Thür gebrachtwerden. Dabei versetzte er dem letzteren mehrere Fußtritte undzerschnitt ihm mit einem Jnstrunieiit die Oberlippe. DerKommissar, der wiederholt während dieser Szenen betonte, daßer ehemaliger Offizier sei, war offenbar stark au-getrunken."— Offenbar bclruiiken? Soll das etwa eine Ent«schuldigung sein für einen Sittenkominiffar?—— Bei den Bürgerschafts wählen in Bremenwurde bis jetzt ein Sozialdemokrat(Tabakarbeiter Chr. Blome)gewählt. Die Wahlen finden erst am Freitag ihren Abschluß.—Rudolstadt, 25. November.(„Franks. Ztg.") Der Landtagwählte heute den Rittergutebesitzer Lüttich zum Präsidenten, denRechtsanwalt Hertel zuni Stellvertreter desselben. Bei der Wahl-Prüfung des mit sozialistischer Hilfe gewählten Abg. Wildelmwurde vom Abg. Werner festgestellt, daß Wilhelm kein Sozialistist. Wilhelm widersprach dem nicht. Abg. Apel(Soz.) erklärtehieraus, daß die sozialdemokratische Partei wie noch nie hinter»gangen worden sei.— Der bayerische Militarismus wider Un»bekannt. In dem bekaimten Verfahren gegen die„AmbergerVolksztg." wurde, wie ein Münchener Blatt schreibt,„derSchriftsteller Dr. Kausen, von dem bekannt ist, daß er u. a. auchfür die„Amberger Bolksztg." arbeitet, der aber mit dieser Sachenichts zu thun hat, bei der Kommandantur zeugschaftlich ver-nominell". Die„Münchener Post" beiiierkt hierzu in einer„Seltsam" überschriebenen Notiz:„Hier muß man den» dochfragen, woher weiß die Kommandantur offiziell, daß K., derso wenig wie andere Journalisten seine Artikel unterschreibt,auch sür die»Amberger volksztg." arbeitet? Sollt« diese