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Beilage zum Berliner Volksblatt.
Nr. 76.
Die belgischen Tumulte.
Mittwoch, den 31. März 1886.
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Damals zerstörten die Handwerker, die Weber, die Kattun drucker, die Spinner die Maschinen durch welche fte brodlos zu werden fürchteten und ähnliche Anläffe werden auch für Belgien vielfach angegeben. Gerade bet Baudour war dies der Fall. Baudour hatte die schwierige, belanntlich viel Gewandtheit er fordernde Bläser et aus dem Dien durch die Anwendung großer Beden ersetzt. Die Maffe löst fich leichter als aus dem Dien los auch weniger geschulte Arbeiter werden der Handhabe ge recht. Die gleichsam sunfimäßigen Glasbläser schürten seit langer Beit den Neuerung und Haff gegen diese er los, zum Verderben bei dieser Gelegenheit brach des Lohnherrn und So berichtet die sum eignen. ,, Köln . 8tg." Aber wenn ihr Rorrespondent meint, daß wäre die Anwendung des sozialistischen Einwandes gegen den Ges brauch der Maschinen" so ist das doch gar zu natv. Der Sozialismus ift fein Feind der Maschinen, wie er überhaupt lein Feind irgend welchen Fortschritis ist. Er belämpit nur die heutige Anwendung der Maschine, das System, unter welchem die Maschine dem Arbeiter dicht die Arbeit erleichtert, sondern ihn brodlos macht und außer Beschäftigung bringt. Daran ist aber die Maschine nicht schuld, ihre Zerstörung bilit also auch gar nichts. Morgen tritt an die Stelle der alten eine neue, vielleicht eine noch bessere, und unter dem alten System wird sie die gleichen verhängnißvollen Wirkungen auß üben. Der Sozialismus hat gerade das Verdienst, daß er unwiderleglich nachgewiesen hat, daß der alte brutale Ber Störungstrieb ungebildeter Arbeiter nur kulturfeindlich ist und daß die Arbeiter, wenn fie etwas erreichen wollen, nicht gegen einzelne Brodherten und Etablissements zu tämpfen baben, sondern gegen ein System, welches i den Segen der Menschheit in einen Fluch verwandelt. Ein Eyftem betämpft man aber nicht, indem man auf das Dach dieses oder jenes Migliebigen den rothen Hahn fest, sondern durch ernste politische Agitation und Einwirkung auf die Gesetzgebung.
Ueber die Ereignisse in Charleroi liegen nunmehr aufführliche Berichte vor. So wird der Köln . 3tg." unter dem 27. März geschrieben: Aller Beschreibung spottet der Soziale Krieg, der in der voll und gewerbreichen Gegend von Charleroi feit zwei Tagen die furchtbarsten Verheerungen an gerichtet hat. Wie ein Lauffeuer durchzieht ein Haufen von Empörern sengend und brennend die ganze Umgegend, die rubigen Arbeiter unter den fürchterlichsten Drohungen von threm Tagewerte reißend, der Militärmacht, wo es derselben gelingt, die Rebellen in den Labyrinthen der Wege, der Dörfer und der Werkstätten zu verfolgen, Troß bietend, auch wenn ste schon zahlreich genug ist. Die Wehrkräfte, welche von allen Seiten des Landes zusammengezogen werden, genügen nicht, denn jede Fabrik müßte besetzt sein. Das schredlichst e Ereignis ist der Brand der weltbekannten Glashütte von Eugen Baudour in Jumet. Gestern war Baudoux ein wohlhabender Mann, der mit Befriedigung auf die vom Arbeiter an begonnene Laufbahn zurück und in die Zukunft mit Vertrauen blicken konnte. Es war dem Groß industriellen bereits für die nächsten Wahlen ein Sig in der Rammer bestimmt. Heute steht die fteben bis achihundert Meter lange Fabrik rauchend und verödet da. Nachdem alles darin verwüstet war, stedte ein 18jähriger Bursche die Fabrit in Brand, dann wurde auch Petroleum über das von Baudoux bewohnte Schloß ergoffen und der Befizer mußte sich mit seiner Familie flüchten, um sein Leben zu retten. Der Schlag war talt, blütig vorbereitet. Um 3 Uhr Nachmittags tamen die Empörer. Es waren gerade 600 Arbeiter um zwei Bedenöfen thätig; fie mußten eiligst flüchten; 30 Ulanen tamen auf die Empörer zu, welche mit Steinen und Stöden auf die Soldaten warfen und diese schließlich zurüdtrieben. Der Lieutenant und mehrere Mann wurden verwundet. Nun war die Bande vollständig Herr der Anstalt. Erst wurde eine zweite Bande erwartet, dann wurde die Gasleitung nach den Siebdebeden abgeschnitten und einige Stunden lang bald wild, bald planmäßig Alles verheert. In den Kellern des Schloffes spielten sich die scheußlichsten That fachen ab, die Möbel, Wagen, Alles wurde aus der Wohnung geschafft, mit Petroleum übergoffen und dann verbrannt. Als das Wert der Be ftörung beendet war, begaben sich die Re bellen nach der Glashütte Mondrou, um auch dorthinein das verheerende Feuer zu tragen. Glüdlicherweise tam ein Bug Ulanen zur Ent eßung der Familie Mondrou, welche schon schwer bedroht war; auf die Fensterläden waren mehrere Re So die Köln . 8tg." volverschüffe abgefeuert worden." Echo der Gegen Ein anderes rheinisches Blatt, das wart" giebt folgende Darstellung der Vorgänge und des Schauplages, auf dem fie fich abspielten: Baudoux ift der größte Glasindustrielle Belgiens , er bat zwei Wannenöfen, welche soviel erzeugen wie zwanzig gewöhnliche Defen. Sein Etabl fement nimmt fich aus wie eine kleine Stadt, man braucht eine Stunde, um nur den Rundgang durch dasselbe zu machen. Seine Wohnung, ein Schloß, liept neben dem großen Glaswerke. Langsam, immer die Marseillaise brüllend, be wegte fich der Haufen nun darauf zu. Herr Baudour nebst Familie hatten taum Bett, fich zu flüchten; ein Glück für ihn, Denn gegen ihn war der stärkste Haß des Bolles gerichtet. Hier wurde nun ein Vernichtungswert begonnen und vollführt, das jeder Beschreibung spottet! Alles wurde zerschlagen, die Wannenöfen, die Magazine, die Bureaus ac. Schließlich wurde Das ganze Etablissement in Brand gestedt. Die Verbrecher bande gerieth nun in eine Raferei, in der fie fich selber nicht mehr fannte. Durch das Feuermeer von neuem aufgeregt, waren das leine Menschen mehr, es waren wilde Furien, die fich auf das Schloß ftürzten. Daffelbe wurde förmlich demo lirt, die reichen Möbel, die Teppiche, Alles wurde durch die Fenster auf den Hof geworfen und ein Feuer daraus gemacht. Nachdem alle Möbel und Hausgeräthe auf einen Haufen ges worfen worden waren, holte man nun die Wagen und die Pferde des Herr Baudour aus dem Stalle, band die Pferde mit Retten feft und zündete den Haufen in Brand. schrecklich anzusehen, wie die armen Thiere fich geberdeten, um der Gefahr und den Todesqualen zu entfliehen, jedoch ver gebens. Dieses und die durch den Feuerschein rothg färbten Gefichter der tobenden Maffe, das bildete ein schrecklich schauerliches Gemälde. Jegt wurde der Wein aus den Kellern her vorgeholt und unter Jubel und Lärmen vertheilt; es waren sirla 3000 Flaschen, wie es bieg. Mittlerweile war auch gas Schloß in Brand gesteckt worden, bald stand es entseglicher Anblick!
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oben in hellen Flammen und- auf der ersten Etage tanzten die Rasenden und sangen die Carmagnole, und unter ihnen, binter ihnen, von allen Seiten ein Flammenmeer! Nichts konnte die Wüthenden retten, fie verbrannten in dem von ihnen selbst angezündeten Feuer!(?) Die Bahl derselben ist noch nicht festgestellt, doch ist sie nicht gering. Die Feuerwehr langte am Brandorte an, fie wurde jedoch von der Menge zurückgeschlagen. Seit fünf Uhr wüthet der Brand, es ist jest 10 Uhr Abends, vier Stunden im Umfang steht man die Flammen hoch gegen Himmel schlagen, und weithin ist alles nur ein Greuel der Verwüftung."
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77. Sigung vom 30. März, 12 Uhr. Am Tische des Bundesrathes von Boetticher, von Buttkamer, Lucius.
Bur zweiten Berathung steht der Gesetz Entwurf, betreffend die Berlängerung der Gltigkeitsdauer des Sozialisten. gesezes bis zum 30. September 1891( um 5 Jahre), Deffen Ablehnung die Kommission dem Hause zu empfehlen be Schloffen hat.
Gleichzeitig stehen die von der Kommiffion im Einzelnen angenommenen, bei der Schlußabstimmung aber mit der Re gierungsvorlage abgelehnten Abänderungsanträge des Abg. Windthorst wieder zur Berathung und für den Fall ihrer Ablehnung ein Antrag v. Hertling's, die Giltigteitsdauer des Sozialistengefeßes bis zum 30. September 1888( um 2 Jahre) zu verlängern.
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III. Jahrg.
Ordnung. Diefer catéchisme du peuple ist in Form von Frage und Antwort geschrieben, auf lepterer liegt der Nach drud. Es find die schamlosesten Majestätsbeleidigungen gegen König Leopold II. darin enthalten, aber in dem, was fich auf das Verhältniß zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer bezieht, ift mit einer wahrhaft infernalischen Kunst die Grenze inne gehalten, welche binreicht, den Verfasser vor dem Buchthause zu bewahren, während es geeignet ist, die bethörten Maffen zum Aufruhr zu verleiten und ins Buchthaus zu bringen, In einer ,, Na ich bin leçon heißt es: Du bist also ein Stlave?" ein Stlave." Wer he richt über Dich?" ,, 30 000 Brivi Sind das ehrliche Leute?" Nein. Sie haben legitte." von Allem ihren Vortheil, fte leben von unserer Arbeit, indem fte Alles verweigern, was wir fordern." ,, Was laffen fie Dir?" Nichts. Die Reichen nehmen unsere Töchter zur Prostitution, unsere Eöhne zu Kanonenfutter und unser eigenes Leben, um Dividenden daraus zu münzen." Was gebentst Du zu unternehmen?" Die Stlaverei zu vernichten." Nun tommt nicht:„ Ich Wie willst Du dies erreichen?" werde ansteden und rauben", sonderu es heißt: Ich werde es erreichen burch das allgemeine Stimmrecht".( Lachen Eine grotestere Auffassung der Verhältniffe lints.) taum läßt fich denken. Der Bwed ist sehr klar. Der Verfeffer entflam mt die gefährlichsten Leidenschaften des Bolles, dann schlägt er sich mit einer legalen Phrase seitwärts in die Büsche und überläßt die Bethörten allen Gefahren. Will man nun diesen Dingen gegenüber bei uns die Verant wortung dafür übernehmen, das einzige Sicherheitsventil, wel ches wir haben, fort zu schaffen und uns derselben unbe schränkten Agitation preiszugeben, welche in Belgien so blu ige Sollte uns ein Vergleich nicht die Früchte getragen hat? zwingende Ueberzeugung verfchaffen, daß unser Eystem das humanere und weisere ist?( Lachen lints. Sehr gut! rechts.) Was wollen denn unsere paar oder auch vielen verbotenen und aufgelöften Versammlungen, die fonfiszirten und verbotenen Beitungen, ja selbst die Ausweisung einer Anzahl von Leuten, die dadurch wirthschaftliche Nachtheile erleiden, was will das Alles sagen gegen die Berstörungen in unserem Nachbarlande, Diese rauchenden Trümmer von Fabriken, Schlöffern und Klöstern, die Unfummen von zerstörtem Eigenthum und das unsägliche Elend, das über die unfehlbar tommen muß, welche der Lockruf gewiffenloser Agitatoren in ihr Verderben geführt hat.( Sehr wahr! rechts.) Will die freis finnige Partet folchen Buständen gegenüber ihre Ueberzeugung, daß die freie Disku fion ausreichen werde, die Sozialdemokratie zu bezwingen, immer noch länger aufrecht erhalten? Und ob die Herren aus dem 3 ntrum nicht auch eine beachtenswerthe Lebie daraus ziehen wollen, will ich ihnen anheimgeben. Ich bin weit entfernt, die moralische und fürsorgende Kraft Ihrer Kirche, die Sie oft rühmend hervorgehoben, zu bestreiten und bin gewiß der leste, der wünschen fönnte, daß es anders wäre. Ich bitte Sie aber zu erwägen: Belgien ist ein durchaus und gut tatholisches Land, und seine Regierung ist von nichts mehr entfernt, als die Kuche an der Ausübung der thr innewohnen den heilsmacht zu bindern, und dennoch diese Bustände der wildesten elementarften Volfsleidenschaften! Ich habe die Ueberzeugung, daß 99 pt. der Streifenden an sich gute Söhne threr Kirche sind,( Dho! lebhafter Widerspruch im Bentrum), das wäre doch sehr wunderbar, dann würde ja die Kirche ihrer Aufgabe nicht gewachsen sein, also, ich erfläre, ich glaube, daß ste gute Söhne ihrer Kirche find( er neuter stürmischer Widerspruch im Zentrum; Ruf:„ Wir revolutiontren nicht!"), aber Sie müssen fich davon über zeugen, daß gewissen Aufreizungen und Agitationen auch die Macht Jbrer Kirche nicht gewachsen ist( Dho! im Bentrum. Lebhafte Bustimmung rechts); deshalb müfen Sie verhindern helfen, daß die Zustände bei uns zu diesem Mehr von Agitas tionen führen. Wer die internationale Entwidelung der lezten Monate beobachtet hat, wird sich dem nicht verschließen tönnen, daß im westeuropäischen Gebiete und über den Ozean hinaus eine gewiffe Entfesselung der elementaren Vollsträfte fich an zubahnen beginnt, welche jeben denkenden Politiker auf die Sorge für die Scherheit unserer Zustände hinweist. Daß Deutschland mit seiner farten Monarchie und mit den Macht mitteln, welche ihm zu Gebote stehen, doch als eines der festesten Bollwerke der Ruhe und Ordnung zu betrachten ist und daß dazu das Gesez, um das es ftch handelt, ganz wesentlich mit gewirkt hat, wird heute Niemand mehr bestreiten. Der humane Charakter unferes Gesezes mill die große Maffe vor den Ve führungsfünften schüßen. schüßen. Wer in diesem Augenblic in Deutschland Die Hand da. zu bietet, das Sozialistengefeß aufzuheben, der handelt wie ein Mann, der bei berannabendem Gewitter nichts Eiligeres zu thun hat, als den Blizableiter, der ihn bisher geschützt hat, vom Dache seines Hauses, in dem er bislang rubig gelebt hat, fortzunehmen.( Widerspruch und Lachen lints. Sehr gut! rechts.) Ich bitte Sie also, schaaren Sie sich wenigstens in diesem Falle, wenn auch nicht einmüthig, doch in einer ents fprechenden Majorität um die deutschen Regierungen und schaaren Sie fich namentlich auch um die ehrwürdige Person unseres erhabenen Kaisers, der für das Zustandekommen dieses Gefeßes sein Blut versprigt hat( Unruhe links), und der mir ausdrücklich befohlen hat, hier vor dem versammelten Rathe der Nation es auszusprechen, daß ihm lein berberer Schmerz und teine bittere Enttäuschung an dem späten Abende seines Lebens bereitet werden lönne, als zu sehen, daß die Vertretung der Nation ihn bei dem Versuche der Erhaltung und Sicherung Des inneren Friedens im Stiche ließe.( Bewegung.) Ich bitte Sie, nehmen Sie die Vorlage an, Sie werden sich damit als vorsichtige Boluifer erweisen und den Dank des Vaterlandes verdienen.( Beifall rechts.)
Die Diskussion wendet sich zunächst den Anträgen des Abg. Windthorft zu und zwar den auf die§§ 9, 10, 17 und 18, auf das Verbot von Versammlungen bezüglichen Bestim mungen des Sozialistengefeßes.
Referent Frien( Bentrum) schildert den Verlauf der Verhandlungen in der Kommission und die ablehnende Haltung der verbündeten Regierungen gegen alle Abänderungsanträge, mit Ausnahme eines auf Abkürzung der vorgeschlagenen Ver längerungsfrist gerichteten; fte bätten erklärt, ihre Verant wortung nur mit ungeschwächten Waffen tragen zu lönnen.
Bevollmächtigter Minister v. Putttamer: Sunächst habe ich im Namen der verbündeten Regierungen unser Be Bauern darüber auszusprechen, daß es dem Abg. Windthorst nicht gefallen hat, auf feine in der Kommission gestellten An träge jegt zu verzichten. In Erinnerung an die Vorgänge vor zwei Jahren hätte et fich von vornherein davon überzeugen müffen, daß sein gewiß wohlgemeinter Versuch, eine vermit telnde Stellung einzunehmen, ein volllommen aussichtsloser sei. Gegenüber einer Gesegesvorlage von so einschneidender Wire fung und politischer Tragweite giebt es in der That nur ein Für oder Wider. Der verehrte Herr hat sich mit seinen Amendements zwischen zwei Stühle gefeßt, eine unter allen Umständen unangenehme Situation. Eine seiner wesentlichsten Wirkungen ist es ja, daß die Sozialdemokraten fich eine ge wiffe Mäßigung in ihren Aeußerungen angeeignet baben. Aber diesen Erfolg fann man nur erreichen durch eine strenge, aber gerechte Anwendung der Vollmachten des Gesezes. In der Kommission hat man gesagt, es bandle fich nur um einen gewiffen Eigenfinn, eine Hartnäckigteit, ein sic volo, sic jubeo seitens der Regierungen, deshalb seien fie jeder Wilderung und Vermittelung entgegen. Einer irrigeren Vorstellung bin ich noch nicht begegnet. Die Regierungen haben wahrlich tein Belüfte, an fich ihre Macht und die Polizeiwillkür zu ver mehren. Aber wenn die Vertretung der Nation uns die schwere Verantwortung auferlegt, für die Nube und Sicherheit des Deutschen Reiches zu sorgen, dann hat sie auch die Pflicht, Die Waffen ihr nicht abzuftumpfen, die sie uns vor 8 Jahren in die hand gegeben hat. Ich werde nicht misverstanden werden, wenn ich sage, es ist unmöglich, die heutige Distusfion zu führen, ohne einen Blick auf die Ereignisse zu werfen, welche in unserm schwer geprüften weftlichen Nachbarstaat sich in diesem Augenblid vollziehen.( Unruhe lints. Sehr richtig! rechts.) Die belgische Regierung steht in diesem Augenblid in einem Kampf für die öffentliche Drdnung Europas. ( Sehr richtig! rechts.) Jedes Wort meinerseits, welches so ausgelegt werden fönnte, als wollte ich ihr die Stellung in diesem Kampf er schweren, wäre ein Mangel an freundnachbarlicher Gesinnung, deffen ich mich nicht schuldig machen möchte. Worauf es hier wesentlich antommt, ist Ihnen zu zeigen, zu welchen verschiedenen Resultaten auf dem Gebiete der Bekämpfung der sozialistischen Bestrebungen unfehlbar das verschiedene System der Gesesgebung führt. Belgien ist ein Staat, in welchem alle Parteien, die Sozialdemokratie nicht ausgenommen, unbeschränktes Breß, Vereins und Versammlungsrecht haben. Es erschienen in Belgien 3 oder 4 große sozialrevolutionäre Beitungen, ganz frant und frei mit Angabe des Druders und Verlegers, werden in 12-15 000 Exemplaren in den Reihen Der Arbeiter verbreitet, und die Leidenschaften, welche dadurch fchon angefacht werden, werden weiter entflammt durch ein vollftändig unbeschränktes Koalions- und Versammlungsrecht. Dieselbe Kunft unserer Agitatoren, das Bolt aufzuftacheln zum blindesten Fanatismus, ohne in die Neße des Strafrechts zu fallen, ist in Belgien bis zur Vollkomm nbeit ausgebildet urb ein sehr großer Theil der äußeren Möglichkeit dieses revolu tionären Ausbruchs liegt im Mißbrauch des Vereins- und Ver sammlungsrechts auch der Sozialdemokratie.( Sehr richtig! rechts.) Bei faft allen verhafteten Aufrühren wurde außer dem obligaten Revolver eine Broschüre gefunden, welche den harm lofen Titel, le catéchisme du peuple" fübrt, mit Angabe des Verfaffers, Druckers und Verlegers, Alles in schönfter
Da fich immer und immer wieder, besonders in Deutsch land, die Verfuche regen, die belgischen Hungeremeuter der sozialistischen Partei in die Schuhe zu schieben, theilen wir aus einer Rede von Volden, dem Redakteur des nunmehr ver. botenen sozialistischen Beuple" folgendes mit: Bolden bellagte fich am 25. März auf dem Brüffeler Meeting, daß die Preffe fich der Intereffen der Arbeiter nicht annehme; hierauf sprach er über die Ereignisse in Lüttich : Ich bebaure die. felben mehr als irgend ein Bourgeois, weil fie meine Bartel schädigen. Ihre Urheber find Unglückliche, die der Hunger verwirrt hat; fie gehorchten feinem sosialistischen Einfluß. Die Arbeiterpartei bat bort teine Dr. ganisation; wenn dies der Fall wäre, so hätte es feine Unruhen gegeben." Wir möchten überhaupt an die Blätter, welche ihre Leser wieder einmal mit dem rothen Gespenst fchreden, ganz offen die Frage richten: Was ist denn Sozia listisches an dem belgischen Zustand? Man nenne uns eine That, eine Forderung, welche das besondere Gepräge des Sozialismus trägt! Daß hungernde Menschen, wenn sie der Dämon des Haffes und der Berzweiflung plöglich faßt, sengen und brennen, ist immer in der Weltgeschichte gewesen. Das haben die fran zösischen Bauern vor und während der Revolution gethan, Das haben die englischen Arbeiter um die Wende des Jahr bunderts oft ausgeführt, als fie von Sozialismus noch nichts wußten, und der trische Bächter, lein Arbeiter, sondern von demselben Fleisch und Blut wie unsere Bourgeoifle, begebt noch heute seine Agrarverbrechen, wenn er den Druck des Landlords nicht mehr ertragen tann. Hierin haben sich die belgischen Arbeiter nicht beffer und schlechter gezeigt, als bei anderen Gelegenheiten andere Klaffen, die heute voll Düntel auf den roben" Menschen in der Blouse herabsehen.
Die belgischen Tumulte ähneln am meisten den Arbeiter und Handwerkerrevolien aus der Jugendzeit der Großindustrie.
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Abg. Windthorst: 3war war es bisher nicht parlamentarischer Brauch, die gebeiligte Person Sr. Majestät in die Debatte zu zieben; aber wir werden unzweifelhaft einem so ebrwürdigen Worte die geziemende Ehrfurcht entgegenbringen. Ich bedaure, daß der Minister fich so scharf gegen unsere, jest erneuerten Anträge gewendet bat; meine Freunde und ich stehen einmüthig da ür ein; und es besteht ein Fraktionsbes schluß, für die Anträge zu stimmen, weil wir überzeugt find, daß dieser Weg der einsig richtige ift. Das Sozialistengeset wurde f. 8. nicht als dauernde Institution, sondern als vors übergehender Nothbehel angenommen, und die Nation erwartet nun, daß es wieder beseitigt oder doch allmälig beseitigt werde. Meine Freunde und ich erstreben das lettere; wir wollen eine allmälige Rüdtehr auf den Boden des gemeinen Rechts; und wir erkennen damit an, daß durch das Gesetz gewiffe Ausnahmezustände gefchaffen find, deren nicht plößliche, fondern allmälige Aende ung wünschenswerth erscheint. Meine Vorschläge loffen der Regierung immer noch gegenüber sozialisti schen Umtrieben einen so großen Spielraum, wie er nur ge wünscht werden lann; und sie bahnen dabei in maßvoder Weise den Ülebergang zum gemeinen Recht an. Wir unsererseits treten ja der Sozialdemokratie auf allen Wegen entgegen; wir find überzeugt, daß ihre Weltanschauung durchaus unrichtig ist, das